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Freitag 10. Februar 1926
Unterhaltung und ANissen
Beilage des Vorwärts
Eine Photographie. Lou Marc Louveteau. Zll» Schriftsteller, der bemüht ist. Geschehen von Heut« in Wort von Gestern einzupressen, anerkenne ich es: Unsere Zeit ist wn. chatten wir den Mut der Konsequenz, nur legten Bleistift und Füll- seder beiseite und schnallten den Kodak   um. Der ßeitorriM von cheute: das Vild. Der Lokalfall von Heute: das Bild. Alles, alles das Bild, bis hinab zur Annonce. Das Publikum ist müde geworden, Meinung anderer wiederzukäuen. Wir reichen Erwachsenen Ammen- drei und suggerieren thnen Selbständigkeit. Sie sind entwickelt ge­nug, um sich selbst Meinung zu fabrizieren. Aber mit den Worten. mit diesen spitzigen Nägeln nageln wir sie fest, immobilisieren wir sie. Unsere Opfer schassend nennen wir sie Publikum. Lassen wir sie gehen, fliegen, springen. Lassen wir ihnen Auslauf und Hürde. Dielleicht werden sie, vom Gängelband losgerissen über uns hinaus- schießen und erreichen, was wir mit unseren Tintenkämpfen, unseren Druckerschwärzeströmen, unseren Papierschlachten niemals erreichen könnten. Nehmen wir zum Beispiel ein einziges Bild. Photographie. die mit tausend Schwierigkeiten und mit schwerem Geld bezahlt aus den ll-niteä States auf den Kontinent gelangte: die der armen Mrs. Snyder auf dem elektrischen SöchL Die Auslösung des Tasters, der die Dovströme durch einen sterblichen Körper jagte, hat zugleich Hunderte, Tausend« van Artikeln, flammenden, schändlichen und rührenden, ausgelöst. Der Wert dieser Papierflut: Null. Man las, man vergaß. Am nächsten Tage war die zerstückelte Prostituiert« und am übernächsten die Autobanditen auf der Bühne d« Aufmerksamkeit. Buchstaben bleiben nicht hasten, cg wäre denn, daß eine derartige Kraft, Flamm«, Magie aus den Worten strömte, daß st« die Form verbrennen und Vild würden reinstes Bild. Wie wenige Professionals vermögen es. Di« Photographie: Eine schlechte, halb verwischte Aufnahme, »uster   erschwerten Umständen gemocht. Der Schatten eines Stuhls. bequemen Lehnstuhls, der mit seinem hohen Rücken, den freundlichen Lehnen nichts Außergewöhnliches hat. Nur eine Art Gürtel oder Spange, breit um die Beine geschlungen, fällt aus gewohntem Bild. Die Beirre, etwas schiefstehend, schmiegen sich wie trauernd in die Spange hinein. Ueber dem Knie erst beginnt das dunkle Gewand. Wäre es das Bild einer Ruhenden, würde man in USA  . erNären, ihre Pos« sei indezent. Die Hände liegen auf den Lehnerr. Gelöst. als handle es sich um«ine amikalc Konversation. Die eine fällt leicht, mit etwas müder Bewegung über die Ecke der Lehne hinab. Kommt der Oberkörper in künsllicher, steifer Haltung, als säße die Frau in einem Iahnarztswhl. In dieser Haltung ist Revolte und Angst, gebogen von dem Willen des Stärkeren. Das Gewand, das die Verurteilte trägt, ist dunkel, glänzend, wie aus Seide ober g«. ältem Leder. Ueber der Brust liegt ein weißer Latz. Der Hals ist frei. Der ganze Kopf ist in irgendeine dunkle Waffe eingchüllt. wie Tücher oder Kautschuk aussehend. Auf dieser grauenhaften Maske »legt das Rund der Elektrode. So wie ein Telephonhärer. der ver- le-hentlich auf den Mund herabgerutscht ist. In einem SchÜnheits. sälon sieht man solch« Häupter, in Kautschuk gehüllt, nur btx Wund und Rase winzig« Schlitze. Dort hat die Torwr die Jugend zu verlängern. Diese Photographie ist wie ein Schlag aus» Herz. Sie ist menschlich noch in ihrer Konventionalität und unmenschlich, damomsch in der Ängste die in ihr hockt. Ist wie ei» Schrei und zugleich das Meffer, das ihn durchschneidet. Weiß Gott  , wer dieses Bild aufgenommen hat. Entweder war es ei» Held oder ein Schurke. Aber heldische oder schurkische Tat, ökonomisieren wir doch wenigstens unsere Schande. Plakate weg, Schaufenster ausgeräumt. Ueberau   hin dieses BillZ. Pflastern wir eine Welt damit. Sie hat es verdient. (Berechtigte Uebersetzung aus dein Franzoflscheu.)
Das Geständnis. Don Ztudi Eims. D« Untersuchungsgefangene Ernst Peter erhob sich von seinem Schemel. Ketten klirrten. Gähnend reckte er die Arme. Dann begann er in der Zelle auf und ab zu gehen. Sechs Schritt zur Tür. sechs Schritt zum Fenster. Entsetzliche Eintönigkeit, die wie bleierne Lost auf die Seele drückte. Tag für Tag, Woche für Woche immer die vier kahlen Wände mst dem abgefallene» Putz vor Augen die gleichen Gegenstände, aus denen die Blicke ausruhten. Immer dieselben Geräusche der Hall von Nagelschuhen auf den Gängen, der Lärm der kleinen Lahnstadt, der gegen die alten Gefängnis- mauern schlug. Und wieder Stille. Gespenstisch« Rächt«, in denen gräßliche Vergangenheit gegenwärtig wurde. Er hielt aufstöhnend inne mit dem ruhelosen Wandern: rückt« den Schemel an den Tisch, setzt« sich und stützte den Kopf in die harten, breiten Hände... In gleichmäßigen Intervallen trommelte der Regen an das Zellenfenster. Er lauschte dieser monotonen Melodie und nickte darüber ein. Ein scharfer, beizender Geruch ließ ihn plötzlich erwachen. Er wußte nicht, wie lang« er geschlafen hatte. Die Zelle war voller Rauch und immer noch qualmte der kein« Ofen... Drückte der Regen aus die Schornsteine? Der Kopf schmerzte ihn. Er schritt nach der Tür und schellt«. Minuten vergingen. Der Wachtmeister kam und schimpfte, weil die alten Oefen nichts mehr taugton. Ernst Peter mußt« die Zelle verlassen. Ueber Treppen und Gän�e wurde er nach einer Zelle im dritten Stockwerk gebrach!. Während der Beamte ausschloß, las er auf der keinen, schwarzen Tafel: Franz Fabian.  _ Die Tür war hinter ihm ms Schloß gefallen. Riegel knarrten. Dar ihm stand Fabian, ein etwa dreihigjähniger Mann. Rote Bart- stoppeln bedeckten sein Gesicht, aus dem zw« verschlagene, listige Augen blickten. Sein schmutziger, abgetragener Anzug erzählt« von Lands trotzen, von Nächten in Scheunen und billigen Pennen. Erstaun:, daß der Einundzwanzigjährige Ketten trug, fragte er sosart: Junge, Junge. Was hast du ausgefreffen. datz man dir st» schweres Eisen anlegt?" �Snbruch," gab Peter verlegen zur Antwort. .Äiitbnxch?* echote Fabian und fügte hinzu:Sitze wegen Straßenraub in Untersuchung. Hab« b:c längste Zeit hier zugebracht. In vierzehn Tagen werde ich nach Frankfurt   transportiert.' Peters ernste Miene erhellt« sich für Sekunden. Er öffnete jäh den Mund, als ob er etwas sagen wollte. Hatte er sich anders de- fanoea?. Seine Sippen xretzten sich wrsdcr zusammen. Luch du
nächsten Stunden blieb er wortkarg, obwohl Fabian immer wieder ein Gespräch anzuknüpfen versuchte. 2lis sie am Abend auf den Pritschen logen, flog«! unausgesprochene Gedanken herüber und hinüber. Peter wartete umsonst, daß sein Zellengenosse noch einmal reden würde. In den folgenden Tagen jedoch schloffen sie Freundschaft. Fabian war ein unermüdlicher Erzähler. Er konnte die Stätten der Arbeit. Bergwerke und Hüttenzechen. Die heißen Feuer der Martiniösen. Den strengen Rhythmus bäuerlicher Arbeit. Ueberau   hatte er schon geschafft. Aber immer wieder trieb ihn sein Vaganten blut aus die Landstraße. Kleine Diebstähle unterbrachen mitunter die Freihett, und diesmal führte ihn ein Straßenraub ins Gefängnis. Trotzdem hatte er seinen Humor behalten und riß auch den schweigsamen Peter aus seinem Stumpfsinn. Dieser sprach dann von dem(Einbruch, den er begangen hatte, von der nahen Heimat, den Angehörigen. Rur, wenn Fabian sein« vielen Liebschaften erwähnte, wurde er wieder still und über sein noch knabenhaftes Gesicht lies dann und wann ein Zittern. Nachts, wenn sich der junge Mensch immer erst stundenlang auf der Pritsche hin und herwälzte, ehe er einschlief, spürte Fabian, datz dieser vieles zu verschweigen hatte. Dann kam ein Morgen, der Anlaß zum Geständnis wurde. .Kübel raus,' hatte der bärbeißige Wachtmeister geschrien, �gewöhn' dir die freche Schnauze ab. Wir sind auch noch Menschen,' maulte trotzig Fabian und setzte den Kübel mitten aus d« Schwelle ab. Kübel raus,' schrie der Beamte wieder.Leck' mich...' war die Antwort. Der Wachtmeister griff nach dem Gummiknüppel. Zorn stieg in Fabian aus.Wag' es.. und ich schlage dich zu Mus,' brüllte er, und erreichte damit, daß der Beamte den Kübel selbst wegtrug. Kurze Zeit darauf kehrte der Wochtmeffter mft ein«» Vorge­setzten zurück, der ihn anfuhr:Sie wallen renitent werden... Wir werden Ihnen solche Späße austreiben... Ich sehe nicht ein,' und er deutet« auf Peter,warum nur Mörder Ketten trage» sollen... Straßenräuber sind ebenbürtige Gesellen!' Wenige Minuten später fühlt« Fabian die lallen Eisen an Hand- und Fußgelenken. Als sie allein waren, standen sie sich ein« Weile wortlos gegen­über. Peter starrte verschämt zu Boden.Warmn hast du dich vor mir geniert. Ein Kerl wie ich hat für alles Berstehen.' Ich bin unschuldig,' stöhnte Peter. Glaub' ich dir. Bist ein viel zu junger Dachs, um jemand kall machen zu können.' Seit diesem Tage schloffen sie sich noch fester aneinander. Fabian zog aus dem Kopjpoister feiner Pritsche«in Halstuch, mft dem er die Frau droffelle, die«r beraubt hotte. Peter verbarg es in seinem Bett. Sie flüsterten oft miteinander und dann schrieb der Junge zwei Kassiber, die Fabian in seinen Schuhen versteckte. Sein Ab­transport nach Frankfurt   bot Gelegenheu, Nochrichten in die Frei- heit zu schmuggeln. Und wieder kam ein neuer Tag. Bedrückt schlich Peter in der Zelle aus und ab.Was hast du?" fragte Fabian. Peter begann zu erzählen, daß er einmal gelesen habe, daß man einem leugnenden Mörder einen Landstreicher in die Zelle gab und durch diesen ei» Geständnis entlockte. Schlappschwanz... Laumann.' brauste Fabian aus..Haste Bange um deine Kosstber. Ist da» dein Vertraue»?' Er wollte die Schuh« ausziehen, aber Peter wehrte ab? Die Angst... di« Angst...'-- Erschrocken über seine eigenen Worte verstummte er und sprach fast nichts mehr an diesem Tage. Nachts.   Beide lagen wach und hörten, wie sich der Wind cn den Hausecken fing und an den Bäumen riß. lxe im Hof« standen. Plötzlich erhob sich Peter und legte sich neben Fabian auf die Pritsche.
Franz' bot cr,im bist der einzige Mensch, zu dem ich Bor- trauen habe. Du mußt mir helfen.' Er llammerte stch an den Freund und raunte ihm zu:Sechs Monate leugnet« ich die Tat. Rur   du sollst es wiffen, daß ich ein Mörder knn...' Sein Körper bebte. Fabian faßte ihn um die Schuller, er fühlte Tränen über seine Hand rinnen. Peter weinte. Und dann erzählt« er, daß cr eine reich« Bauerntochter heiraten wollte. Marie eme andere aber stand dazwischen, die ein Kind von ihm trug. Sic muß weg. dachte er in feiner bäuerlichen(Einfalt. Eines Abends traf cr sie, als sie mft Lebensmitteln auf dem Heimweg war. Sie gingen zu- sammen nach dem im Dunkel liegenden Bahnhof. Und jetzt geschah es. Er preßte sie gegen die Wand eines Wartehäuschens und drückte ihr die Kehle zusammen, bis sie tot war. Di« Leiche warf. er in einen Lach... Marie wurde gefunden. Der Verdacht M auf ihn. Warum? Well fem Anzug Zuckerfpuren auswies. Die Tüte war gerissen, als er die Lebensmittel in einem Gebüsch versteckte. Wenn du mir nicht die Kassiber besorgst, die einig« Zeugen zu bestimmten Aussagen auffordern, bin ich verloren...' rang es sich aus Peters Brust. Fabian mußte lange aus ihn einreden, bis er stch beruhigte und endlich einschlief. Erschüttert log Fabian nebe» dem Unglücklichen. Er konnte kein Auge schließen. Immer wieder hört« er die Stunden schlage» und atmete«äfft erleichtert auf, als der Morgen graute. Später wurden sie zum Baden gerufen. F ab ton weigerte sich und Peter ging allein. Als er zurückkam, war die Zell  « leer. Rene A engste marterten den Jungen. Deczweifell hockte cr auf dem Schemel. Gegen Mittag rasselten die Schlüssel an der Tür.  Zur Vernehmung.' Auf dem Tisch des Untersuchungsrichters lagen frisch beschriebene Bogen. Mit milder Stimme sagte dieser:Peter... Legen Sie«in Geständnis ab...' Er leugnete aber, wie immer. Und dannVerrat.. schrie er auf, als ihm die Kassiber gezeigt wurden. Ein Leugnen ist zwecklos, deim Ihr Zellengcnoff« war der Kriminalkommissar Fabian" meinte der Richter ernst. Peter glcmbte zu fallen. Seine Augen blickten ins Leer«. Er setzte sich auf den Stuhl, den ihm der Wacht mclster hm schob und dann los ihm der Untersuchungsrichter Wort für Wort vor, was er in der letzten Nacht gestanden hatte. Der Beamte mußte den jungen Burschen fast in die Zelle zurücktragen. Am Abend besuchte ihn der Kriminalkommiffan Der Emund- zwanzigjöhrige sah ihn mit todestraurigen Augen an. Franz... Wie konntest du mir das antun... Hast du kein Mitleid, wenn mein Kepf rollt? sagte er gedämpft. (Es ist wein Berns. Hattest du Mitleid, als du das Mädchen erwürgtest? War sie nicht schwanger von dir?' Er ließ den Kopf sinken und sie schieden. Der Zug hatte die keine Lahnstadt verlaffen. In einem Abteil II. Klaffe saß Fabion. Blaß es waren harte, anstrengend« Tag« gewesen, die ihm sein Berus   auferlegte. Er überdachte das Erlebte. Wie man das Ofenrohr verstopft«, um einen Grund zu finden, Peter in seine Zelle zu stecken. Dochte daran, wie er den Wocht- meister provozierte, damit der Junge Farbe betennen mußte. Und dann jene furchtbar« Rächt, da er gestand... Er halle als Be- «unter einen großen Erfolg zu buchen, trotzdem suhlte er sich n cht glücklich. Bielleicht wird er nur zu lebenslänglichem Zuchthaus nen urteilt... Sein Kopf wenn er nein nicht an diese Mag- lichkeit denken. Und er starrte mft müden Augen durch dos Fenster des Abtells. In dieser Stunde klangen aus der Zell  « des Gejängniffes an der Lahn   schaurige Laut« in die Nacht... Ein junger Mensch schrie wie ein verwundetes Tier.
Film und Reklame in Amerika  . Giaiistische Betrachiungen.
Ueber zwei bedeutend« Gebiet«, die der Beeinflussung der össent- lichen Meinung dienen, sind in letzter Zett statistliche Daten aus dem Land« der unbegrenzten Möglichkeiten zu uns gedrungen. Der Prä- sident der amerikanischen   Filmgesellschaft Universal Lärnatlc ver­öffentlichte solche interessanten Ziffern üb« die Filmindustrie, und der Amerikaner Stuart Chase   hcu ein ganzes Buch herausgegeben unter dem Titel ,I)ie Tragödie der Verschwendung', das nun auch im Verlage von Oldenburg   in deutscher Uebersetzung erscheint, und die amerikanischen   Reklamemethoden behandelt. Zunächst die Film- iudustrie. Diese amerikanische   Filmindustrie, die heut« fast konkurrenzlos die Well beherrscht, und die, abgesehen vom Gellte, nicht viel Ameri­kanisches aufzuweisen Hot, da«in großer Prozentsatz ihrer Schau- spieler und Schauspielerinnen sowie ihrer Regisseur« und Filmdichler in Europa   geboren ist, dies« Filmindustrie hat ein Kapital investiert, dos insgesamt Ish Milliarden Dollar beträgt. Davon entfallen 250000 000 Dollar, also rund 1 Milliarde Mark aus die Filmindustrie und den Filmverleih selbst, während der größte Teck von IM Mil­liarden Dollar auf die Kinotheater entfällt. Beim Film sind heute in Amerika   rund 300000 Angestellte de- schästigt. davon S0 000 bei der eigentlichen Filmindustrie, die übrigen bei den Kinothealein. Di« wöchentliche Einnahme der amerikanischen  Kinos deträgt rund Sv Millionen Dollar und im vorigen Jahr zähllen die Kinotheater eine Besucherzahl von 7 000 000 im Tagesdurchschnitt. Der Durchschnittspreis eines Kinobesuches beträgt also entsprechend den 49 000 000 wöchentlichen Besuchern bei 500 000 Dollar Einnahme etwa 1 Dollar. Entsprechend dem amerikanischen   Lebensstandard würde dieser Preis einem Durchschnittspreis in Deutschland   von 1 Mark pro Platz entsprechen. Da die Kinotheater in Amerika  . insgesamt 250 500, ungefähr 18% Millionen Plätze aufweisen, so zeigt die Statistik, daß offenbar auch schon in Amerika   der ange- boten« Kinotheatsrraum erheblich den Scbarf an Plätzen übersteigt. Auch die amerikanislhen Kinos sind, selbst wenn man nur eine Vor- stellung für die Berechnung ansetzt, höchstens zu einem Drfttel besetzt. Sehr viel intereffanter»och sind die Ziffern, di« der Amerikaner Stuart Ehase über die amerikanischen   Reklamemethoden oeröffent» licht. Cr oeranschlagt di« Gesamtjunun«, die für Inserate. Plakate und sonstig« Werbezweck« in Amerika   ausgegeben werden, auf 1 284 000 000 Dollar, d. h. auf rund 5 Milliarden Mark, davon ent- fallen auf di« Inserate in den Zeitungen 600 Millionen Dollar, di« Zeitungen selbst erhatten also 50 Prozent der gesamten in Amerika  aufgewendeten Rellamekosten. Dies« Ziffer ist außerordentlich inter» effant und zeigt, woher die gewattigen Mittel kommen. dU der amert.
konischen Preffe zur Vevsügung stehen, und di« ihr eine so über- ragende Stellung am Weltmarkt der öffentlichen Meinung gesichert haben. Es wäre außerordentlich interessant, für Deutschland   eine ähnlich« Statistik auszustellen, die erkennen läßt, ob das gleiche Per- hälmis auch in Deutschland   herrscht. Die wirtschaftliche Lage der deutschen   Presse legt die Vermutung nahe, daß in Deutschland   dos Verhältnis wesentlich ungünstiger ist. Es ist nicht mahffcheinlich, daß auch bei uns die Hälft« aller Reklamekosten IN die Kasten der deutschen Presse fließt und so die Wirts chaft selber sich eine gesunde Grundlage ffiir die öffentliche Propagierung der Interessen der Nationalwirtschaft dem Ausland gegenüber schafft. Der nächstgrößte Posten, der wieder fast ein Viertel der Reklame- aufwendungen oerschlingt, entfällt mit 200 Millionen Dollar auf die unmittelbaren Anzeigen, d. h. auf die oerteilten Handzettel und die per Post versandten Drucksachen. Für alle anderen Rcklanteauswen- düngen verbleibt nur noch ein Viertel der Summe von IV* Mil­liarden Dollar, und auch hier stehen an erster Stelle wieder die Organ« der öffentlichen Meinung, nämlich die Zeitschristen, in denen für 150 Millionen Dollar Inserate erschienen. Dazu kommen noch die Fachzeitschriften mft 70 Millionen Dollar und besondere land- wirffchaslliche Zeitschriften mft 27 Millionen Dollar. Insgesamt gibt die amerikanische   Wirtschaft o» die Press«, d. h. an die Tageszeitungen wie an die Zeitschriften und Fachzeitschristen 847 Millionen Dollar ihrer Rekameausgabe, also mehr als zwei Drittel. Dos letzte Drittel wird für Anschlagsäulen, Plakate, Film- Vorführungen, Schaufensterauslagen, Straßcnbahnrekamc usw. ver- wendet. So kommt es, daß bei den Zeitungen die Anzeigen 40 75 Prozent des gesamten Umsanges ausmachen. Die großen New-Dorker Aeftungcn wie dieNew Jork Times" bestehen fast imm« zu drei Vierteln aus Anzeigen. Diese gewattige Inanspruchnahme der Inserate in den Zeitungen ist vor allen Dingen ans eine im Jahre 1919 ergangene Verordnung der Regierung zurückzuführen. Noch dieser Verordnung sind Anzeigen nicht steuerpflichtig, sondern als reguläre Geschäftsunkosten anzusehen und entsprechend abzubuchen. Di« Fabrikanten und Kaufleute«greifen deshalb die Gelegenheit. ihre Mittel, anstatt sie als einen Teil des Gewinnes in Form von Steuern an die Regierung abzuführen, zu Bergen i» Propaganda- zwecken in den Inseraten der Tageszeitungen und Fächzeiffchristcn anzulegen, eine Maßnahme, die nicht nur dem einzelnen Unter- nehmen zugute kam, sondern auch den Ruf vieler amerckanischer Jndustrieprodukte begründete, und vor allen Dingen der amerikoni- scheu Presse ihr starkes finanzielles Rückgrat gab. "