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Oer bayerische Giaat hat Zeit. Neue Verschleppung des Prozesses der Witwe Eisner. München , 13. Februar.(Eigenbericht.) Der Prozeß, den die Witwe E i s n e r s im Armenrechl gegen den bayerischen Staat um Zahlung einer Rente führt, sollte heule vor dem Landgericht München I beginnen. Bei der Eröffnung der Verhandlung teilte der Gerichtsvorsitzende mit, daß der beklagte bayerische Staat noch keinen Anwalt benannt habe, was eine Aussetzung und Vertagung des Prozesses um etwa drei Wochen notwendig mache. Der genaue Termin des Prozesies ist noch nicht festgesetzt.

Hugenbergs unerreichbares Vorbild. Oer englische ZeiwngSkönig. Paris , 13. Februar.(Eigenbericht.) Än der Pariser Ausgabe derDaily Mail" kündigt Lord Rothermeredie Gründung eines neuen großen Aeitungstonzerns an, der vorläufig mit drei, später mit fünf Millionen Pfund Kapital arbeiten soll. Eine große Reihe Provinzblätter in Manchester , Dir- mingham, Glasgow , Edinburg , Liverpool usw. sollen angeschlossen werden. Für den Kauf von neuen Zeitungen werden vor- läusig nicht weniger als 1,5 Millionen Pfund ausgeworfen.

Begegnung Siresemann-Titulescu. An der jRtoiera. Paris , 13. Februar.(Eigenbericht.) Wie derPetit Parisien" berichtet, reist der rumänische Außen- minister T i t u l e s c u am nächsten Mittwoch nach San R e m o ab, wo er einige Tag« zur Erholung bleiben will. Bei dieser Gelegen- heit soll dann die angekündigte Aussprache mit Stresemann stattfinden.

Schiedsvertrag Berlin -Washington . Amerikanische Initiative.- Deutschland ist bereit. Der Abschluß eines deutsch -nordamerikanischen Schiedsvertrages ist von Amerika vorgeschlagen worden, Deutschland ist grundsätzlich dazu bereit: Verhandlungen der Juristen über die Einzelheiten haben noch gar nicht begonnen.

Hoover präsidentfchastskandidai. Washington , 13. Februar. Ter Staatssekretär für das Handelsdepartcment Hoover hat seine Kandidatur für den Präsidenten- Posten bei der Republikanischen Partei offiziell an» gemeldet. Die erste Erklärung Doooers besagt, er werde fortfahreen, die Grundsätze der Republikanischen Partei zu beobachten und die großen Ziele der Politik des Präsidenten E o o l i d g e zu verfolgen, choover erklärt« außerdem, er beabsichtige, für den Augenblick seinen Posten als Leiter des Handelsdepartements beizubehalten.

Der Hcrarsg?ber de?.Deutschen Rundschau", Dr. Pechel, der kürzlich seine gegen Ministerialdirektor Dr. Spiccker erhobenen Beleidigungen vor Gericht zurückzog, legt Wert aus die Feststellung, daß er, entgegen unserem Bericht, nicht der Deutschnatio- nalen Partei angehört. Es sclzeint da wer von wem abzu- rücken, man weiß nur nicht ganz genau wer und von wem.

Oer gespaltene Mensch." Erstaufsühruug der Volksbühne. Der Sprech- und Bewegungschor der Volksbühne, der in dieser Matinee zum ersten Male in großem Ausmaße in Berlin in Aktion trat, ist Träger einer ganz neuen Kunst. Denn die beiden bekannten Elemente, der Sprechchor wie der Bewegungschor, sind hier zu einer völligen Einheit zusammengeschmolzen. Sprache und Bewegung gehen in einem Rhythmus, ergänzen sich: eins gleitet in das andere über. Dem Zuschauer wird es nicht mehr bewußt, wann das eine, wann das andere vorherrscht, lind dieses völlige Zusammengehen zweier verschiedener Kunstmittel scheint so natürlich, daß man es kaum als etwas Besonderes, etwas Neues empfindet. Damit aber Hot der Sprechchor seine Feuerprobe bestanden. Das Publikum jubelte einer Kunst zu. die in schönster Lösung vollendeten Ausdruck gefunden hat sür Massenempfindungen, Massengefühle, Massenerlconis. Bruno Schönlanks SprechchorwertDer gespaltene Mensch" ist aus sicherer Erkenntnis der Sprechchorkunst aufgebaut. Massen können keine Sätze sprechen: sie müssen einzelne Worte häm- mern, Worte, deren Sinn wieder auf das schärfste, klarste ersaßt fein muß. Schönlank läjzt sie Sätze, Silben aneinanderreihen, wiederholen, er schafft daraus Massendialoge, dramatische Steigerungen von un- erhörter Kraft. Auch einzelne Sprecher bleiben in diesem Stil, wenn er auch hier gelegentlich etwas mehr gerundet« Weichheit, etwas Persönliche» bekommt, weil er eben stärker ein Individuum betont. Aber Träger der Handlung und hierin unterscheidet sich der be- wegte vom unbewegten Sprechchor ist i n W a b r H e i t die Masse. Sie zeigt und betont durch die Bewegung Gegensätze, tritt aus dem Dunkel des Hintergrundes, in dos sie sonst oerbannt mar, hervor. Der bewegte Sprechchor ist der erste wirklich gelungene Ausdruck einer dramatischen Kollektivkunst. K o r l V o g t, der die sprachliche Regie, und BeraSkoronel und Berthe Trünüpy, die die Bewegungsregie führten, haben aus das erfreulichste Hand in Hand gearbeitet. Das Gegeneinander und Zueinander der Massen, für dos di� Bewegungsregic stärksten dramatischen und künstlerischen Ausdruck fand, wurde von Sprechton und Sprochführung packend untermalt. Der Laienchor der Volks- bübne, unterstützt von der Tanzgruppe Skoronel-Trümpy, zeigte, daß diese Mossenkunst gerade von Laien, die hier sich selbst, iyr eigenes Erleben gestalten können, auf das eindringlichste nachgefühlt und nach- geformt werden kann. Der Dichtung Schönlanks gingen noch einige andere Darbietungen voran, einzelne Gedichte, vom bewegten Sprechchor gestallet. Hier zeigt« sich, daß strengste, klarste Bewegungsdurchführung für den Ehor ebenso notwendig ist wie Verzicht auf dos Nachformen von Sätzen. Diese müsien stets von Einzelsprechern gebracht werden. Die Matinee war ein glänzender Erfolg für olle Mitwirkenden. Ilse Scheder und W o l f g a n g Z e l l e r, die die musikalische Leitung hatten, sollen nicht ungenannt bleiben. __ Truhe E. Schulz. vo» Moskauer hebräische Söustterthealer habimo piit im Tbeater am Kursürstindamm vor seiner Abreise nach Palästina S Feftoorstellungen, und zwar a« Freitag. Sonnabend und Sonntag. Zur Aufführung gelangen: Galt«, Dhbut und Jakob» Trau»

Deussch-polnifche Arbeiterpolitik. GememsamerWahlaufms. Emstehen für gerechte Behandlung der Minderheiten

Warschau , 13. Februar.(Eigenbericht.) Die zentralen Sozialdemokraten der Gebiete von Lodz , Qstoberschlesien und die Polnische Sozialistische Partei haben einen gemeinsamen Wahlaufruf erlassen, in dem gesagt wirb, daß das gegenwärtige Wahlbündnis auch für die künftige parlamentarische Tätigkeit beibehalten wird. Die Arbeitermassen müßten zum Kampf für den Frieden, die Demokratie und den Parlamentarismus vereinigt werden. Der gemeinsame Wahlkampf ver- pflichte zur Lösung der Frage der deutschen Minderheit in Polen . Daher werden die PPS. und die TSAP. im künftigen Parlament anstreben: 1. vollkommene Gleichberechtigung der deutschen Minderheit ans sämtlichen Gebieten des Rechts und des täglichen Lebens sowie das Anrecht deutscher Arbeiter und Angestellten auf Arbeit in staatlichen Unternehmungen; 2. die gleiche Behandlung der deutschen Minderheit mit den Polen hinsichtlich der sozialen und Wirtschaftspolitik; 3. Benutzungsrecht der deutschen Sprache im Ver- waltungs- und Gerichtswesen der Gebiete mit größerer deutscher Minderheit; 4. freie Entwicklung des Kultur» und Schulwesens und der Sprache sowie Anrecht aus eine entsprechende Anzahl deutscher Schulen;

3. autonome Organisierung des nationalkulturtllen Lebens der deutschen Minderheit. pilsudskischützen als Versammlungssprenger. Warschau , 13. Februar.(Eigenbericht.) Am Sonntag wurde hier eine Wahlversammlung des katholischen nationalen Blocks von Mitgliedern der Pilfudfki-Schützenverbände gesprengt. Dabei kam es zu blutigen Schlägereien, es wurden 30 Personen verwundet. Mehrere Versammlungsteilnehmer und Anhänger der Schlltzengilde würden verhaftet. Scharfer Ton gegen Woldemaras. Außenminister Zaleski Hot am Sonntag an Woldemaras einen P r i o a t b r i e f geschickt, der durch seinen Ton auffällt. Zaleski weist zunächst den Vorwurf zurück, daß e r die Genfer Besprechungen falsch wiedergegeben habe und erklärt mit Woldemaras in Zukunft nur noch in Gegenwart von Stenographen verhandeln zu können. Der polnische Außenminister fordert Woldemaras auf, klar und eindeutig zu erklären, ob er endlich im Sinne der Genfer Vereinbarungen sofort Verhandlungen mit Polen über die Wiederherstellung normaler Beziehungen zwischen beiden Län- dcrn aufnehmen wolle oder nicht.

Bauern gegen Landbündler. Schallende Ohrfeigen für die Macher derBauern- revolution." Breslau , 13. Februar.(Eigenbericht.) Aus dem S. schlesischen Lauernlag, der hier im übcrsülllen Schießwerdersaal gestern slaltsand, ging der Vorsitzende des Schle- fischen Bauernvereins, fierrmann, In seiner Begrüßungsan­sprache aus die Rokkundgebungen de» Reichslandbundes ein. Er wies den versuch, die Roilage der Landwirkschast zu einseitigen po- lllischen Zwecken auszunutzen, auf das Entschiedenste zurück. Der Reichslandbund wolle einenMarsch nach Berlin " organisieren. Zu den Kundgebungen in den Kreisstädlen wurde, vm genug Volk aus- zubringen, den auf den Gütern beschäsligten Arbeitern Lohn und Urlaub sür diese Tage gegeben. Hermann wandte sich gegen eine solch: Sampsesweisc und gegen den Versuch, die Politik mit s o primitiven Mitteln zu beeinslusieu. hätten die Bauern ähnlich vorgehen wollen, so hätten sie schon seit Jahren in dieser weise protestieren müssen, denn es gehe ihnen schon seil langem schlecht. Gegen wen sollte sich auch der Marsch nach Berlin richten? Wolle der tandbund etwa vor das Krnährungsminifte. riu m ziehen, wo einer feiner Leute amtiert: Herr Schiele sei es ja gewesen, der die vom Londbund angefeindeten Handelsverträge mit unterzeichnet hat. Diese Abkehr vom Landbund Ist um so beachtlicher, als sie die Billigung der Vertreter von 25 000 schlesischen Bauern fand. * Die große Protestaktion des Reichslondbu ndes, die dazu bestimmt ist, die Aufmerksamkeit der Landwirte von der ograr» politischen Unfähigkeit des Rechtsblocks abzulenken, hat auch gestern, Sonntag, angedauert. Eine derartige Kundgebung fand u. a. auch in Grimma in Sachsen statt, wo angekündigt wurde, daß die deutsche Landwirtschaft oft zuroffenen Opposition" über. gehen würden, wenn die Regierung den Forderungen des Land» bundes nicht Rechnung trage. Roch deutlicher wurde der Landbund in Stade , hier verstieg sich«ine Entschließung zu der Drohung, der Landbund würde zur Erhaltung von Haus und Hof"zu den äußersten Mitteln greifen" und er mache für die Folgen die Regierungen und Parlamente verantwortlich. Der erpresserische Druck der Großlandwirtschoft auf die Reichsregiening findet bekanntlich die Billigung der Minister Schiele und Keudell. Wiederholl habe nwir betont, daß der Landbund mit seiner Protestaktion die werktätigen Landwirtschaft in ihrem überwiegneden Teil gor nicht hinter sich habe. Bestätigt wurde diese unsere Aussafsung in der Generalversammlung des Schlesischen Bouernbundes. die gestern unter großem Andrang in Breslau stattfand, und die eine ganze Reihe von For- derungen im Gegensatz zu der Landbuniagitatioii aufstellten. Mit besonderem Nachdruck folgte der Schlesische Bauernbund eine tatkräftig« Siedlungspolitit und ermahnte insbesondere die Re- gierungsstellen dazu, die Staatsautorität gegen widerspen» st ige. unfähige Siedlungsbehörden geltend zu machen. Es sind das gerode die Stellen, die dem Einfluß der Groß» agrarier unterliegen. Neben einer Zollbegünstigung für bäuer» liche Produkte verlangen die schlesischen Bauern wieder in offenem Gegensatz zum Lcmdbund! Zollfreiheit f ü r Futtermittel. Weiter wurde die Schaffung eines felbstän» digen Bauerntreditvertehrs und die Umgestaltung der Rentenbank- tredltanstalt auf ein rein bäuerliches Beleihungswefen als not- wendig hingestellt, Auch hier wieder die Auflehnung gegen die Praktiken des Landbundes. Neben weitgehenden Steuercrleichte» rungen fordert schließlich die Bauernorganisotion die O f f« n» legung der Steuerlisten. Wurde sie durchgeführt, so gäbe es sicherlich bald saure Gesichter unter den Landbündlern. Die Stellungnahme des Schesischen Bauernvercins ist aso eine schallend« Ohrfeige für die Großgrundbesitzer, die zur Bouernrevolution" aufputschen, aber für die Bauen: nichts übrig haben und deren Interessen sogar schädigen. Die Groß- agrarier haben in weiten Kreisen der schaffenden Landwirt- schast keiner! ei Kredit mehr. Die Reichsregierung hat die Pflicht, diesen Tatsachen Rechnung zu tragen. Von dem Land- bundsunktionär Schiele allerdings und von seinen deutschnationalen Freunden wird die deutsche Bauernschaft keine Hilfe zu erwarten haben.

Cornelius Langhorst gestorben. Gestern, Sonntag abends 5 Uhr, starb der longjährig« Vor- sitzende der Preßtommission der«Dresdener Voltszeitung", Genosse Cornelius Langhorst, im Alte von 02 Jahren. Langhorft gehörte seit etwa zwei Jahrzehnten der Preßkommission der Dresdener Volkszeitung" an und war seit etwa 13 Jahren deren Vorsitzender._

Die Gießencr Reichswehrsunker au» der hast entlassen. Am Sonnabend wurden die beiden letzten wegen der bekannten Funkeraffäre in Gießen noch in Untersuchungshaft befindlichen Reichswehrsunker auch in Freihelt gefetzt.

Alles wegen Anastasia! Nechtsblättör unter sich. Der Kampf um die angebliche Großfürstin Anastasia alias Fräulein T s ch a i k o w sk y, alias Fräulein Tschanchowski, ist nun glücklich im Moabiter Eerichtsfaal gelandet, heute morgen war es der Chefredakteur der ScherlfchenNachtausgabe", Herr Schwartze, der gegen die verantwortlichen Redakteure derTägliche� Rundschau", Dr. Man z und Dr. Cuno, und die Verfasserin' Anastasia-Artikelserie, Frau R a t l e f f» K e i l m a n n, n Verleumdung vor dem Amtsgericht Bntin-Schöneberg In ollernächster Zeit steht übrigens noch ein zweiter Anastasia-Prozeß bevor. Frau Ratlcff-Kcilmann und ein Kriminal- beomter sollen sich wegen aknver bzw. passiver B« st e ch u n g auf Grund einer Strafanzeige der ScherlfchenNachtausgabe" vcrant- warten. Dem heutigen Prozeß liegt folgender Tatbestand zugrunde: Di« ScherlscheNachtausgabe" hatte, wie wir unseren Lesern spaßeshalber mitteillen, das Publikum mit einer Artikelserie der Frau Ratleis-Keilmann zu unterhalten versucht, in der die Jden- dität des Fräuleins Tschaikowsky mit der Großfürstin Anastasia , der Tochter des Zaren Nikolaus, haarklein nochoewiejen wurde. Aber wichrend diese Artikelserie>:och in den Provin.z- blättern lief, begann dieNachtausgabe" mit der Veröffentlichung einer neuen Artikelserie, In der mit ebenso großer Energie der Nachweis geführt wurde, daß die Tschaikowsky nicht die Groß- sürstin Anastasia, sondern eine polnische Landarbeiten: Tschan» chowski sei. Einige Zeit darauf erschien in derTägliche,: Rund- schau" ein Artikel der Frau Rotlcsf-Keilmann, in dem unter ande- rem behauptet wurde, daß der Redakteur derNachtausgabe", Herr Lücke, gegenüber dem Herzog v. Leuchtcnberg behauptet hätte, der Scherl-Verlag Hobe vom Großherzog von Hessen 20 000 oder 25 000 M. zum Zwecke der Entlarvung der angeblichen Anastasia ei ballen. Die ScherlscheNachtausgabe" bebandelte darauf die Täglich« Rundschau" nickst eben glimpflich. Sie sprach von ver» leumdcrischen Behauptung«::, journalistischer Ehrab­schneiderei, von unsinnigen Lüg«-: und ähnlichem. DieTägliche Rundschau" erwiderte darauf, daß die ScherlscheRachtousgadc" doch, anstatt Redereien zu machen. Nipp und klar erklären möge, ob Dr. Lücke das von den 20 000 M. gesagt habe oder nicht. So kam die Sache schließlich vor das Gericht. In der heutigen Berhandlung versuchte der Richter«inen Der» gleich anzuregen. Die Verteidigung schien nicht dazu geneigt zu sein. Rechtsanwalt Dr. P i n d a r als Vertreter der Ratless-Keil- mairn hielt ein Plädoyer für dieGroßfürstin Ana st o- s i a" und erklärte, es stehe doch fest, daß dieNachtausgabe" sich zuerst mit aller Entschiedenheit für die Jdendiläl eingesetzt Hobe und drei Tage später gegen diese Jdendität Stellung genommen habe. Nechtsanwalt Alsberg als Vertreter des Klägers Schwartze meinte dazu, daß es ja allein daraus ankomme, ob die Behauptung von de: 2 0 000 M. richtig sei und ob Dr. Lücke die Mittellung von diesen 20 000 M. an den Herzog von Leuchtenberg gemacht habe. Nach längerem Hin und Her wurde schließlich Dr. Lücke ver» Nammen . Da erfuhr man ganz amüsante Sachen. Dr. Lücke sagte aus: Es sei durch Ermittelungen festgestellt worden, daß die Tschaikowsky nicht die Großfürstin Anastasia , sondern die Land- arbeiterin Tschanchowski sei. Der Indizienbeweis wäre lückenlos. Ilm die Tschaikowsky endgültig zu überführen, sollte sie der Frau Winninger, bei der sie als U n t e r m i e t e r i n gelobt hatte, gegen- übergestellt werden. Der Herzog von Leuchte, cherg, auf dessen Schloß die angebliche Großfürstin Anastasia Unterkunft gefunden hatte, gab schließlich sein« Einwilligung zu ihrer Gegenüber- stellung. Dr. Lücke begab sich mit dem Detektiv Knopf nach Paris . Herzog von Leuchtenbcrg machte aber Schwierigkeiten. Von Paris fuhr man nach München , von dort auf das Schloß des Herzogs von Leuchtenberg. Man wurde schließlich hineingelasien, durste auch an dem Abendessen teilnehmen, bei dem die ge- samt« Verwandtschaft des Herzogs von Leuchtenberg ver­sammelt mar, und erhielt schließlich das Versprochen, daß am nächsten Morgen die Gegenüberstellung stattfinden würde. Die Gegenüberstellung kam aber nicht zustande. Der Herzog und die Herzogin zeigten sich äußerst feindselig. Dr. Lücke bestritt. daß er im Verlauf der Unterhaltung überhaupt ein Wort über die 20 000 M., die der Scherl-Verlag bekommen hätte, habe sallcn lassen. Rechtsanwalt Dr. Pindor hält dem Zeugen einen Brief des Rs ch t s b c i st a:: d e s des Herzogs von Leuchtemberg entgegen, in dem dieser erklärt, daß die Aoußerung der Herzogin gegenüber doch gefallen sei. Rechtsanwalt Dr. Alsberg hall dem einen Brief des Grohherzogs von Hessen entgegen, in dem dieser be- streitet, dem Scherl-Derlag für Ermittelungen Geld zur Der» fügung gestellt zu hoben. Die Parteien traten in Vergleichsnerhandlungen ein, die jedoch zu keinem Resultat führten. Die Gerichtssitzung wurde oertagt, damit die Verglcichsvsrsuche außergerichtlich sortgosetzt wer» den. Sollten sie trotzdem zu keinem Ergebnis führen, so soll ein neuer Termin anberaumt und 11 Zeugen, darunter auch die herzogliche Familie der Leuchtenberg , vernommen werden. Der Robel-Friedensprcis soll nach einem Vorschlag von 130 schwedischen Parlamentariern der Linken dem sozialistischenBüroer- meister", d. h. Stodtgerichtspräsidentcn Karl Lindhagen- Stock- Holm zuteil werden.