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nächst eine Vereinfachung der Verwaltung in den Ländern und eine

Beseitigung der En- und Erklaven,

eine sogenannte Flurbereinigung, bei der das Reich führend vor­angehen müsse. Scharf wandte er sich gegen die Forderung der " Berschlagung Preußens", das drei Fünftel des Deutschen Reiches an Bevölkerung und Flä heninhalt zähle, und dessen Berschlagung rur die Zerschlagung eines schon bestehenden Einheitsstaates be­deuten würde. Grzesinski wies darauf hin, daß heute vielfach de: Einheitsstaat gefordert würde von Personen und Organisationen, die damit nur das unbequeme republikanische Preußen zu be­Genoise Grzesinski führte aus, daß es heute gelte, de: Sozial­demogratie in der preußischen Verwaltung gemäß ihrer Stärke eine Bosition zu sichern. Es müsse gefordert werden, daß alle teitenden und politisch einflußreichen Stellen in der Verwaltung nur mit überzeugten Anhängern des neuen Staates besetzt würden.

feitigen hofften.

Grzesinski führte dann über die Zusammenseßung der politischen Beamten aus, daß das in der Borfriegszeit herrschende Uebergewicht des Adels heute natürlich gebrochen sei. Von den 12 Oberpräsidenten gehören 4 der SPD. , 3 dem Zentrum, 2 den Demokraten und 2 der Deutschen Volkspartei an. Von den 32 Regierungspräsidenten find 6 SBD., 7 Zentrum, 8 Demofraten, die übrigen Deutsche Bolfspartei oder bei keiner Partei. Von den 30 Polizeipräsidenten sind 15 SPD. , 5 Zentrum, 4 Demokraten, 3 Deutsche Volkspartei , 3 feiner Partei. Bon den 416 Landräten sind 55 SPD., 47 Demokraten, 81 Zentrum, 74 Deutsche Volkspartei , 2 deutschnational und 153 parteilos. Das wichtige Eretuttvorgan der Polizei sei heute eine starte repu blitanische Macht, die absolut zuverlässig sei. Das Polizei­offiziersforps ergänze sich heute aus den Wachtmeistern. Bon den 2381 Polizeioffizieren seien 689 gleich 29 Broz. frühere aftive Offi giere, 387 gleid) 16 Praz. frühere Reserveoffiziere, 416 gleich 18 Proz frühere obere Polizeibeamte, 589 gleich 25 Proz. frühere Unter­offiziere, 300 gleich 12 Broz. Bolfs- und Mittelschüler und Schüler höherer Lehranstalten. Diese Angaben beweisen, daß seit dem Jahre 1918 gerade in Preußen dadurch, daß hier eigentlich eine ständige republikanische Richtung innegehalten wurde, auf dem Gebiete der Personalpolitik ein gutes Stück Arbeit geschafft worden sei.

Der bisher in Preußen gesteuerte Kurs, der wesentlich dadurch bestimmt war, daß fast ununterbrochen seit 1918 das Innen ministerium in der Hand der Sozialdemokratie gewesen sei, fönne nur dann weiter innegehalten werden, wenn alle dafür sorgten,

daß der nächste Wahlausfall eine Regierung in Preußen ohne die Sozialdemokratie weiter unmöglich mache. Bürde für dieses Ziel alle Kraft eingesetzt, dann sei der beste Boden für eine Fortsetzung energischer demokratischer und sozialer Ber. waltungs und Personalpolitik im neuen Preußen bereitet.

( Lebhafter Beifall.)

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Deutsch - Dels i. Schl.: Eine richtige Ausnüßung der Auflösung| Die Sowjetunion anerkennt 20 Prozent.

der Gutsbezirke durch die Parteiagitation wird uns eine Unzahl von neuen Mitgliedern und Wählern einbringen.

In einem Schlußwort führt Genosse Grzesinski aus, zweifel- Bereitschaft zu 62 Jahresleistungen an Frankreich - gegen

los find bei den Entscheidungen über die Durchführung der Auflösung von 12 000 Gutsbezirken eine Unmenge von Mighelligkeiten und Fehlentscheidungen vorkommen, die zu forrigieren die Auf­gabe der höheren Berwaltungsstellen sein wird, die den Weisungen

des Ministers unterstehen.

fich in manchen Fällen in den Jahren 1919 und 1920, als die Möglich Was die Kritiken an der Personalpolitif betrifft, so haben teit dazu gegeben war, unsere Barteigenoffen für die Beibehaltung gewisser Beamten aus der alten Zeit selbst eingesetzt, über die sie sich feit dazu gegeben war, unsere Parteigenossen für die Beibehaltung heute beklagen. Es kommt darauf an, daß auf verantwortliche Beamtenstellen Leute kommen, die imftande find, sich selbständig zu behaupten und die nicht sofort in die Abhängigkeit der Bureau fraten geraten. Als Sachbearbeiter müssen wir schon vor Dagegen für politische Beamtenposten fönnen wir auf Außen gebildete Leute nehmen und können keine Außenseiter" gebrauchen. feiter" zurückgreifen. Es muß aber auch für den republikanischen Beamtennachwuchs gesorgt werden.( Bravo !)

Heffens neuer Staatspräsident.

Darmstadt , 14. Februar.

In der heutigen Landtagssigung wurde der Bürgermeister Adelung Mainz ( Soz.) mit 42 Stimmen bei 19 Enthaltungen zum hessischen Staatspräsidenten gewählt. Gegen die Wahl stimmten die 5 Kommunisten. 2 Stimmen waren zersplittert.

Ein forrupter Präsident. Harding- von Delfapitalisten beftochen.

Seit Jahren schwebt vor einem Ausschuß des amerika­ nischen Senats die Untersuchung des Teapot Standals. Teapot ist ein reiches Betroleumgebiet im Westen der Ber­einigten Staaten. Es gehörte dem Staat und wurde vom Marineminister verwaltet. Harding trat 1920 das Präfi­dentenamt an. Bald übertrug sein Marineminister Den by die Berwaltung des Petroleumbesiges der Nation auf seine Kollegen, den Justizminister Daugherty und den Innen­minister Fall. Diese beiden verkauften ihn alsbald gegen billiges Geld an eine Continental Trading Co. Hinter der aber steckten die Betroleumspekulanten Since lair und Doheny. Die drei Minister Hardings hatten sich mit Hunderttausenden von Dollars best echen lassen. Ihr Berbrechen wurde aufgedeckt, fie mußten zurüdtreten. Der feitdem verstorbene Präsident felbst wurde bis jetzt in die Untersuchung nicht hineingezogen.

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Die öffentlichen Bernehmungen des Ausschusses hatten in den letzten Jahren nicht allzu viel Erfolg gehabt ent­in den letzten Jahren nicht allzu viel Erfolg gehabt 30gen sich doch viele der Beteiligten der Zeugenaussage durch die Flucht nach Kanada oder Europa , wie das Upton Sinclair in seinem Roman Petroleum" so anschau­lich geschildert hat. Jeßt aber hat einer der vom Senat an­gestellten Sachverständigen längst geahnte, weiter zurüd liegende Zusammenhänge aufgedeckt. 25 000 Dollar Freiheits­anleihe sind von der Continental Trading Co. Der Delipefu­lanten in dem Wahlfonds der republikanischen Partei über­gegangen.

In der Diskussion spricht zunächst Genosse Radloff- Han­ nover . Die von Grezefinski angeführten Zahlen sprechen weit mehr zugunsten des 3entrums, als zugunsten der Sozialdemokratie. Im Oberpräsidium von Hannover fitzen nur zwei Sozial­demokraten: der Oberpräsident und der Attenhefter( Heiter­feit). Der Landkreis Hannover hat 67 Broz. sozialdemokratische Stimmen aufzuweisen. Trotzdem fist dort der deutschnationale Land­rat Graf Wedel, gegen den unsere Barlamentsfraktionen mehr fach Stellung genommen haben. Boltsschüler tönnen heute nicht mehr untere Beamtenstellen erhalten, für mittlere Beamtenstellen wird das Abiturienteneramen gefordert. Dem muß Abhilfe geschaffen werden, entsprechend der Parole: Freie Bahn dem Tüchtigen!" Amtlich werden damit Voraussagen amerikanischer Zei­Janolta Oberschlesien : Es wäre ein Illufion, zu glauben, daß fich tungen bestätigt, die bereits vor einigen Monaten anfündigten: der Großgrundbesig mit der Tatsache der Auflösung der Gutsbezirte Harding und seine Freunde haben auf dem republikanischen abgefunden hat. Bir dürfen uns nicht auf die gefeßgeberische Tat- Nationaltonvent, der ihn als Kandidaten aufstellte, von den fache der Auflösung verlassen. Auf privatrechtlichem Bege Delkapitalisten die nötigen Mittel bekommen. Allein die werde die Reaktion um ihre Ansprüche hartnäckig fämpfen. Es Harding- Gruppe war in der Lage, genügend Stimmen zu muß verhindert werden, daß die ehemaligen Butsvorsteher als sammenzubekommen. Die Berschacherung des staat­( Gemeindevorsteher neue Macht gewinnen und das Aufkommen lichen Betroleumbeiibes ist die Rückzahlung Leistungsfähiger neuer Gemeinden verhindern.( Bravo.) gewesen für den Vorschuß, den die Petro Teumschieber für den Wahlkampfvorgeftredt haben. Minister und Präsident eines Hundertmillionen Boltes find Werkzeuge fapitalistischer Schieber gewesen.

Schulz- Königsberg : Die Auflösung der Gutsbezirke ist auf dem flachen Lande allgemein begrüßt worden. In Ostpreußen gab es von 8000 Ortschaften 2500 Gutsbezirke. Redner fritisierte scharf das Berhalten der rechtsgerichteten höheren Beamten in Ostpreußen .

Drei Plafate.

Bon Günther Stern , Paris .

Das erste: ordinär, taftlos, politisch unentschuldbar; eine als Hindenburg gerade noch zu erkennende Frage( betitelt le dieu de la guerre") vor einem Motiv von rotumwölften Geschützen. Unter: schrift: Wenn ihr sozialistisch wählt, wird er die Evaluierung des Rheinlandes und den Anschluß Desterreichs verlangen ihr wählt dann legten Endes den Krieg."

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Das heißt: Unter Pazifismus versteckter Aufruf zur starken Fauft. Das zweite Plakat: Reflame für den Eintritt ins Kolonialbeer: im feschen Kati ein Kolonialsoldat; links von ihm eine fnusprige Braune, ihm zu Füßen kniend; eine Ecke beherbergt zwei charmante Chinesinnen, die als Vertreterinnen des französischen Protektions­gebietes im Osten der Braunen Konkurrenz zu machen versuchen. In einer anderen Ede zwei sänftentragende Kulis, die als Diener der grande nation einem fleinen Cäsar das Gehen ersparen.

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Das heißt: Unter Haremsversprechungen versteckte Lockung zum Wüstendienst.

Das dritte Blakat: eine Reihe von sieben derbeulten, zerfetzten, bliclofen, profillosen, irgendeiner Materie: Teig, Borke oder riffigem Leder ähnelnden Gesichtern; ein Bild, das unter dem Motto: pour la paix du monde" brutal, aber photographisch nüchtern den wahr haft friedenfördernden Kriegsfilm ,, les gueules cassées"( die zer­fetten Gesichter) ankündigt. Die Unterschrift weiß nichts von gloire" oder von, victoire", nur von der Unsinnigfeit des in Lehm und Blut erstidten Grabenfrieges und von der gemeinsamen Ratastrophe, die den Unterschied zwischen hüben und drüben völlig gleichgültig mache.

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Das heißt: Im Kriegsbild versteckter Aufruf zum Frieden. Welches Plakat ist nun für das französische Volt am bezeich­nendsten? Das erste auf feinen Fall es darf im Gegenteil als Zeichen einer Angstneurofe vor einem Stimmenzuwachs der Linfen , als Köderversuch mit den Forderungen der Gegenpartei angesehen werden. Das zweite mag im gewissen oberflächlichen Sinne inpisch französisch sein. Eine derart nadte" Reflame für die Armee werbe vielleicht wirklich kein anderer Staat wagen.

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Das dritte aber entspricht der Mehrheit des französischen Bolles, bas nicht nur friegsmüde, sondern nicht weniger friedliebend als die Mehrheit des deutschen Volkes ist. Ber der Vorführung des Films beiwohnte, hat fein Pfeifen oder Lachen angesichts der Photographien von deutschen Mißerfolgen oder deutschen Gefangenen gehört- wohi aber das hemmungslose Schluchzen der Fraven und das zu tiefst erfchredte pourquoi?"( marum) der Nachkriegskinder, die jetzt erst ahnen lernten, in welcher Hölle vor zehn Jahren Bäter und Brüder geblieben find,

Ciffle Tich. Little Tich", der weltbekannte, zwerghaft fleine Komiker und Grotesktänzer der internationalen Barietébühne, der Millionen Menschen fachen gemacht hat, ist sechzig Jahre alt in London gestorben, wohin er schwertrant aus Paris gebracht worden war. Sein Name ruft die Erinnerung an beispiellose Erfolge zu­rud, die ihm sein ganzes Leben lang treu geblieben sind. Diese Laufbahn war um so bemerkenswerter, als Little Tich" eine förperliche Abnormität darstellte. Hatte er doch nicht nur sechs Zehen an jedem Fuß, sondern auch neben dem Daumen fünf Finger an jeder Hand, was ihn veranlaßte, sich stets in Handschuhen zu zeigen. Sein Auftreten war van unwiderstehlicher, drastischer Komit und machte Little Tich zu einem wahren Künstler in dem

engbegrenzten Kreis seines auf Gefang und Tanz beschränkten Genres. Die Eigenartigkeit dieser Darstellung auf dem Felde des Grotesktanges, bes Couplets und der akrobatischen Schnurre wurde vor allem in Frankreich geschätzt und machte ihn zum beliebtesten aller Barietéartisten. Das bewiesen die Gagen, bie der Künstler einheimste. Erhielt er doch für eine Tournee nach Südafrika eine Wochengage von 500 Bfund Sterling; Gagen von 400 Bfunb je Woche bildeten die Regel. Das waren um die Jahrhundertwende Summen, die für Barietéartisten unerhört waren. Wie sehr man ihn in Frankreich schätzte, geht zur Genüge auch daraus hervor, daß ihm der französische Unterrichtsminister die Balmen des Ata­demiters verlieh, eine Ehrung, die bis dahin einem Artisten noch nie widerfahren war. Und Sacha Guitry , der berühmte französische Schauspieler, trug fein Bebenten, auf die Frage, wen er für den größten englischen Schauspieler halte, ohne Schwanken den Namen Harry Relph und trat als Regerfomiter zuerst in Londoner Spe­Little Tich zu nennen. Er hieß mit seinem bürgerlichen Ramen hunken auf, um dann im Jahre 1884 den Sprung auf das Brettl bes Londoner Barietés zu wagen, wo er rasch zur Berühmtheit ge­langte. Little Tich hatte sich daneben eine gute Bildung angeeignet und erwies fich als ausgezeichneter Cellist.

Eine Kleine Anfrage an Piscator. Herr Hans W. Kröning schreibt uns: In der Piscator- Bühne hatten sich am Sonnabend um die Geisterstunde einige Künstler und Freunde zusammengetan, um dem Freunde und Mitkämpfer Leon Hirsch, der schwer tran im Lande Muffolinis weilt, dort einen weiteren Aufenthalt zur Rettung seiner Gesundheit zu ermöglichen. Es wurde ein wertvoller Abend, dem durchgreifendere Retlame ein volles Haus hätte ver­schaffen tönnen. Dennoch war der Reinertrag ein guter. Leider und das ist eine sehr betrübliche Feststellung, die faum glaublich flingt- geht der Löwenanteil aus der Einnahme an Herrn Piscator, der für die Hergabe des Theaters 500 m. verlangte, troß der guten Sache. Sollte nicht gerade Piscator einmal bas Geschäft hintenanstellen fönnen, wo es um einen feiner Ge finnungsfreunde geht, noch dazu um Leon Hirsch, den stets Hilfs bereiten, Gebefreudigen? Bielleicht genügt diese Frage, Herr Piscator!"

Vorträge. Der Deutsche Bund für Boltsaufartung und ErBlunde ber anfialtet am 18. Februar, 8 Uhr, im Boltswohlfahrtsministerium eine Vor tragsreihe. Es sprechen: Prof. von Drigals fi über beberatung, Brof. BoII , Hamburg , über Bererb bare Rrantheiten. Ein tritt unentgeltlich!

Kredite.

Paris , 13. Februar.( Eigenbericht.)

Der Vorsitzende der französisch russischen Kon= ferenz, Senator de Monzie, äußerte sich über den Stand der ber Sowjetregierung gehe hervor, daß sie bereit sei, Frankreich französisch- russischen Schuldenverhandlungen. Aus der letzten Note franten zu bezahlen. Das Angebot entspreche etwa 20 Proz­62 Jahreszahlungen von je 60 Millionen Gold­der russischen Verbindlichkeiten. Dieser Prozentsag fönnte noch er­höht werden, wenn man die von Spefulanten erworbenen russischen Wertpapiere von dem Zinsendienst ausnehmen würde. rußland trotz seiner wirtschaftlichen Schwierigkeiten die An= De Monzie gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß Sowjet­nuitäten leisten fönnte. Hinsichtlich der russischen Forde= rung nach der Gewährung von Krediten, die als Vorbedingung für die Wiederaufnahme des Schuldendienstes gelten sollen, erklärte de Monzie, daß es sich nur um industrielle und kom­merzielle Darlehen handele. Die Rredite sollten durch Lieferungsverträge vor allem auf Petroleum garantiert werden und nicht durch Ronzessionen, deren Betriebe vor dem Kriege franzöfifchen oder anderen ausländischen Gesell­schaften gehört haben.

Falsche Perlen, echte Polster.

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Als bei der letzten Böllerbundstagung die Presse etwas von der Eleganz der schönen Frau Lunaticharifi erwähnte, setzte sich der sowjetrussische Dementierapparat fnatternd in Bewegung: die prachtvolle Perlentette Simili,' der schmiegsame Pelz Imita­tion, das elegante Abendkleid- von der Stänge gekauft, die Seiden­ftrümpfe Bemberg! Kurz und gut, es fehlte nicht viel, und Herr Lunaticharffi hätte im amtlichen Uebereifer an seiner Gattin ähnlich gehandelt, wie im Räthchen von Heilbronn " Graf Wetter v. Strahl an der schönen Kunigunde, als er diese mosaische Arbeit, aus allen drei Reichen der Natur zusammengefeßt" famt falschen Zähnen, un echten Haaren und schiefen Hüften dem Hohn des Barterres preis­gibt. Immerhin, was Herr Lunatscharsti fund tat, genügte, um uns ein rührendes Bild der proletarischen Einfachheit seiner schönen Grau zu geben, die man sich seitdem nicht anders als in flanellenem Unterzeug vorstellen kann.

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Aber nun ist Troyti auf seiner Berbannungsreise in Frunse angelangt. Wieder spielt der russische amtliche Nachrichtendienst: Hört auf weichem Bolster hat der schlemmende Bourgeois ge­feffen!( Lunaticharski und Frau reiften selbstverständlich IV. Klasse nach Genf !) Siebzig Gepädstüde, genau von der GPU. nachgezählt, hat er, der immerhin mit seinem Hausrat Uebersiedelnde, mit sich geführt.( Wer hat die Hutschachteln der Frau Lunatscharffi fon­trolliert?) Was in den 70 Kisten und Kasten war, wird leider der berechtigten Neugier vorenthalten. Am Ende waren in einer Anzahl jogar Bücher! Dafür erfahren wir, daß als 71. Inventarstück ein Hund dabei gewesen ist. Dieser Hund! Und die Bäuerlein find stehen geblieben und haben gefragt: Wer ist die Herrschaft?" ( Lunatscharffi und Frau werden zweifellos auf Reisen für ein Bauernehepaar gehalten.)

Mitunter zeigt ein fleiner Runstgriff der offiziösen Bericht­erstattung mehr vom wahren Charakter einer Herrschaft, als ein didleibiges Buch. Frau Lunatscharffis proletarische Perlen- Trogfis fapitalistischen Wagenpolster, ähnliche Dinge laffen sich eben sehr verschieden deuten. Die offiziöfe Impreforr- Meldung über Trogfis Ankunft in Frunse follte zweierlei dartun: Erstens, wie gut es doch ein Berbannter hat, zweitens, welch schlemmender Syabrit dieser oppositionelle Trogki ist. Aber zuviel Klugheit schlägt mitunter den eigenen Herrn. Selbst ein Mindergescheiter könnte auf die Frage kommen: Wie hat dann erst der noch in Macht und Würden befindliche Troßfi gelebt, und wie leben die tatsächlich noch an der Spiße stehenden Sowjetgrößen von dem angeblichen = 250 Rubel im Monat?! Höchstgehalt eines Sowjetbeamten Jonathan.

Der Defabriftenfilm. Zauenhien- Palast.

Die siegreiche russische Revolution verherrlicht ihre Vorläufer, auch wenn sie nicht gerade auf der Linie des Bolschewismus sich bewegt haben. Man greift bis zu den großen Räuberhauptleuten zurüd, bie freilich als Boltshelden sich in Lied und Sagen behauptet haben. Näher liegen uns schon die Dekabristen ( Dezemberleute), adlige Offiziere, die nach dem Tode Alexanders I. im Dezember 1825 einen schon vorher geplanten Militäraufstand ins Werf setzten und auf eine fonftitutionelle Berfaffung nach westeuropäischem Muster; einige Regimenter auf ihre Seite brachten. Die Bewegung zielte Trauberg entstanden ist, sucht natürlich den Anschluß an die aber der Somfinofilm, der unter der Regie von Rofinzoff und Revolution von heute. Neben die Adelsverschwörung stellt er einen freiheitsdurftigen Leutnant Suchanow , der die Verbindung mit dem einfachen Soldaten herstellt und in beren Geiste wirkt. Der Film ist aus einem Gusse, er gibt wieder prachtvolle Massenszenen, bringt Menschen und Landschaft in wunderbaren Einklang und drückt den Beitcharakter der Unterdrückung durch den russischen Winter aus, der fich über alles lagert. Senfation und Spannung wird erzielt durch die Einführung eines Abenteurers Medoc, eines Falschspielers, der die Verschworenen verrät und schließlich in Offiziersmaske die be­reits Gefangengesezten einem sicheren Untergang zuführen will. Seine Liebschaft mit einer Generalsfrau bringt weitere Theater­effette in das Spiel, bazu kommen Bilder Dom Spieltisch, vom historisches Betwerk. Bor allem aber packen die Revolutionsszenen: Leben und Treiben auf der Elsarena und viel anderes tultur­der tragische Irrtum der von Menschenbeglüdung schwärmenden Offiziere, die von Kartätichen niedergestreckt werden. Romantisch ist die von dem auf abenteuerliche Weise geretteten Suchanow ( 3irfusmilieu!) inszenierte Rettungsaktion, die wirklich die Ge­Kirche und dank der Bassivität der Soldaten ins Freie bringt. fangenen durch einen unterirdischen Gang in eine fabelhaft gesehene Don Peter Sobolewsti mit Mut und Tatkraft erfüllt wirb freilich ein Opfer seiner Tat. Diesem historischen Film, der freilich in pielem febr unhistorisch ist, ging ein luftiger ungarischer Spielfilm voran. Man steigt nach Darin herrscht ein beispielloses Durcheinander von Liebes­paaren, die alle in dasselbe Zimmer und zum Teil in denselben Schrant bugfiert werden. Die tomischen Situationen werden von Erno Megner mit einem Aufgebot guter Darsteller weidlich für die Lachmustein ausgenußt.**

Suchanow

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2.

Die Porzellanfabelf in Kopenhagen , die im näcften Jahre auf eix 130jähriges Beltehen zurücbliden fann, wird vom 17. Rebruar bis 11. März im Berliner Kunstgewerbemuseum einen Ueberblid über die Entwidlung des Unternehmens durch anderthalb Jahrhunderte geben.

Kunf chronif. Die Galerie Dtto Bader, Berlin ( Bittoriaftr. 12), bringt im Februar eine Kollektiv- Ausstellung von Mag Neumann.

Berichtigung. In der Kritit über Der gespaltene Mensch" muß es beißen: Schönlant läßt fie Borte, Silben aneinanderreihen"( Nicht, wie gedrudt wurde, Sage, Süben.)