Einzelbild herunterladen
 

BERLIN Freitag,

17. Februar

SW

Der Abend

Erfcheint täglich außer Sonntags. Bugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis für beide Ausgaben 70 Pf. pro Woche, 3 M. pro Monat. Redaktion und Expedition: Berlin SW68, Lindenstr. 3

Spätausgabe des Vorwärts

10 Pf.

Nr. 82

B 41 45. Jahrgang.

66 Anzeigenpreis: Die einspaltige Nonpareillezeile 80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Postscheckkonto: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin Nr. 37536. Fernsprecher: Dönhoff 292 bis 297

Briefe der Ehrhardt- Putschisten

,, Es putschelt uns beträchtlich."- Auf der Veste Koburg. - In jeder Stadt eine Zelle. - Die Plutokratie ist die Basis unferes Lebens.

Wir sehen heute die Veröffentlichung interessanter

Bitinger- Briefe fort, wobei mir aus Raumgrünben Bei den Fememördern in Plötzensee.

nur aus den oft sehr langatmigen Be­trachtungen dieser schreibseligen Verschwörergesell= [ chaft bringen können. Eine besondere Rolle spielt in diesen Briefen der persönliche Adjutant Ehrhardts, Leutnant z. S. Liedig, der schon öfter genannte Plaas ( genannt Dicker) und der ebenfalls genannte Marineoffizier Klingsch. Alle sind alte Mitglieder der D. C. und gehören

Das enttäuschte Bürgertum.

KURSZETTEL

WANN SIND DIE

NEUWAHLEN?

Regierung's

Kris

DHI

tz

Stinklangweilig seit zwei Tagen die Zeitung. 3mmer nur Bürgerblock Krise und gar fein Kranh- Prozeß mehr!

zur nächsten Umgebung des Chefs" Ehrhardt. Intime Fäden verbinden diese Gesellschaft mit dem ehemaligen Herzog von Roburg- Gotha.

Die heute veröffentlichten Briefe geben ein anschauliches Bild der unverminderten Butschsehnsucht und Verschwörer tätigkeit diefer Geheimbündler, sie zeigen sie bei der Zellen bildung und schließlich bei einem recht interessanten Bersuch, enge Fühlung mit den Mächten der Schwerindu­strie zu gewinnen, vor deren Geld die Wifinger- Reden einen gewaltigen Respekt bezeugen. Aber sie zeigen auch, welches Hemmnis ihnen die Polizei des republikanischen Preußens

bereitet.

Wann werden wir wieder Verschwörer?

Reinhardsbrunn , den 7. Januar 1926. Lieber Plaas! Für Ihren Brief vom 2. Januar, seit langer Zeit, meinen herz­lichsten Dank.

Die übersprudelnde Lebhaftigkeit, die aus Ihren Zeilen spricht, läßt mir keine Ruhe, so daß ich Ihnen gleich antworten muß. Ich weiß zunächst nicht, welchen Artikel des Tod's auf Latschen Sie meinen, nehme aber an, es handelt sich um die Dichtfunft über den Kaiser Karl Eduard. Wenn Sie dieses Bamphlet meinen, dann stimmt es, daß ich es gesehen habe. Der Batschentod schichte mir gleich zwei Exemplare davon mit dem Bemerken, daß es eine Er­widerung einer nationalen Zeitung auf einen ähnlichen Artikel des Demokratenblattes sein sollte. Ich möchte mich nicht getroffen fühlen und dem Herzog( von Koburg . Red. d. B.) ein Exemplar dieses Scherzes geben.

Bericht in der 1. Beilage.

Das hat's bei mir auch eingeschlagen. Ich habe die beiden Exemplare in meinen Schubkasten geworfen und nicht daran gedacht, dem Herzog das anzutun. An den Latschentod schrieb ich entsprechend, daß das Pamphlet für geschmacklos und die Ueberreichung an den Herzog für eine Tattlosigkeit halte...

Nun zur Hauptfache: Sie haben recht,

es putschelt uns schon beträchtlich in den Gebeinen. Anfangen lieber heut als morgen. Aber wenn uns unsere

|

Hoffnungen nur nicht wieder trügen. Sie haben doch sicher auch von dem Gerücht eines Belagerungszustandes gehört? Das ist m. E. fein bloßes Gerücht, sondern da liegt Wahrheit drin. Die kürzliche Berschiebung von Schupo von Ostpreußen nach Berlin , von Berlin nach dem Ruhrgebiet ist wohl nicht auf Grund des Sicherheitspattes geschehen, sondern für mich ein Zeichen der Borbereitung.

( Fortsetzung nächste Seite.)

Angestellte und Arbeiter solidarisch!

Kündigung des Gehaltstarifes in der Berliner Metallindustrie. - Solidaritäts fundgebung. Schlichtungsverhandlungen im Arbeitsministerium.

merden und in der Absicht, den Konflikt zu einem guten Ende zu bringen.

Die Funktionäre der Fachgruppe Metallindustrie des Bundes so mehr sei zu erwarten, daß die Verhandlungen fachlich geführt der technischen Angestellten und Beamten haben die Frage erörtert, ob der geltende Gehaltstarif zum 31. März zu tündigen sei oder nicht. Nach einem Bericht Günthers und einer sehr ausgedehnten Debatte wurde einstimmig beschlossen, im Af2- Metallfartell, das am Montag eine Sihung abhält, für eine Kündigung des Gehaltsabkommens einzutreten.

In seinem Schlußwort behandelte Günther dann eingehend die Lohnbewegung der

Metallarbeiter in Mitteldeutschland

und die damit zusammenhängenden bereits durchgeführten und weiter angedrohten Aussperrungen. Nachstehende Ent. schließung wurde einffimmig angenommen:

" Die Funktionäre und Mitglieder des Bundes der technischen Angestellten und Beamten der Fachgruppe Metallindustrie verfol­gen den Lohnkampf der mitteldeutschen Metall­arbeiter mit gespanntester Aufmerksamkeit und größter An­teilnahme. Die im Verlauf dieses Lohnfampfes bereits durch­geführten und angedrohten Aussperrungen, bei denen die Unternehmer

bestehende Tarifverträge völlig außer acht laffen, beweisen mit aller Deutlichkeit die Richtigkeit der freigewert­schaftlichen Beurteilung der Klaffenlage aller Arbeitnehmer. Dieses Beispiel rücksichtslofen Klaffentampfes wird auf die bisher noch nicht organisierten Arbeiter und Angestellten nicht ohne Eindruck bleiben. Insbesonders wird die Idee der Werks­gemeinschaften und der Glaube an eine vernünftige Verständigung mit dem Unternehmertum, wie er von den christlichen und Hirsch­Dunderschen Gewerkschaftsrichtungen immer noch vertreten wird, als völlig abwegig gekennzeichnet.

Die Butab- Funktionäre der Fachgruppe Metallindustrie sprechen den streifenden und ausgesperrten Metallarbei­tern ihre wärmste Sympathie aus und geben der Er­wartung Ausdrud, daß diefer Riefenkampf der organisierten Metall­arbeiter mit vollem Erfolg beendet wird. Darüber hinaus erklären sie sich im Namen der organisierten technischen Angestellten auch zur materiellen Hilfeleistung bereit, falls eine folche vom Metallarbeiterverband als erwünscht und notwendig be­zeichnet wird."

Die Schlichtungsverhandlungen. Heute vormittag begannen die Schlichtungsverhandlungen im Reichsarbeitsministeriums über den großen Arbeitskonflikt in der Metallindustrie. Bom Ausgang dieser Berhand lungen hängt es ab, ob es zu einer Verständigung oder zu der Riesen aussperrung der deutschen Metallarbeiter und arbeiterinnen kommt, die das Unternehmertum der Metallindustrie zum 22. Februar angekündigt hat.

Die Verhandlungen wurden von dem für diesen Sonderzwed neu bestellten Schlichter Hauschild aus Weimar mit einer 2n fpra dhe eröffnet, in der er zunächst die Bitte aussprach, in diesem großen Wirtschaftskampfe von der Frage nach der Schuld an seinem Ausbruch abzusehen. Die Lage sei äußerst gespannt. Um

Bei den Verhandlungen sind die mitteldeutschen Unternehmer­verbände der Metallindustrie in Magdeburg , Halle und Dessau ver­treten, ebenso der Gesamtverband deutscher Metallindustrieller. Die Arbeitershaft ist vertreten durch das Hauptvorstandsmitglied des Deutschen Metallarbeiterverbandes, Handle- Stuttgart, den Be zirksleiter des Verbandes in Halle a. d. S., Rößler, die Vor­fizenden der Ortsverwaltungen in Dessau und Magdeburg , und je Der Schlichter.

Ministerialdirektor Hauschild( Weimar ) ist als Schlichter für den großen Arbeitskonflikt in der Metallindustrie bestellt. Unter seiner Leitung finden heute die Verhandlungen im Arbeits­ministerium statt. - einen Vertreter der christlichen und der Hirsch Dunder­fchen Metallarbeiterorganisation.

Den Verlauf der Verhandlungen sieht die gesamte deutsche Ar­beiter- und Angestelltenschaft mit dem größten Interesse entgegen. Sollten die Vertreter der Unternehmer von ihrem bisherigen Ver= halten auch jetzt noch nicht abgehen, dann müßten die Berhand­lungen von vornherein scheitern. Denn auch die Androhung der Gesamtaussperrung bringt die Metallarbeiterschaft Mitteldeutsch­ lands niht dazu, sich mit einer Dreipfennigzulage abzu­finden.