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Die Putschistenbriefe.

( Siehe auch Titelseite.)

Das wäre ein herber Schlag für uns, denn dann würde ein Putsch vielleicht wieder im Keim erffidt werden.

Und wir möchten doch die Sache etwas in Fluß sehen. Also da sind meine Hoffnungen nicht zu weit her. Man fann zwar nicht wissen, wie die Sache laufen wird, aber Bedenken habe ich doch, daß wieder mal die Hoffnungen umsonst sind. Aber tomme, was fommen mag, wir bleiben die Alten und den Chef haben wir

wieder..

Ihre Befürchtungen in bezug auf den Bund und auf den Chef teile ich schon seit langem. Wie oft habe ich mir beim Chef das Maul verbrannt. Sie erinnern sich wohl noch, daß ich damals schon, als Sie das erstemal auf der Beste( Koburg. Red. d. V.) bei Klingsch waren auf der Treppe, daß ich empfahl, alle Briga­diers müßten sich zu einem engen Ring zusammenschließen, damit wir dem Chef das Rückgrat sind. Klinisch schrieb mir vor einiger Zeit so ähnlich wie Sie, aber auch Scheuer schrieb so. Ich habe mich daraufhin kurz entschlossen, den Besuch des Chefs gar nicht erst abzuwarten, sondern ihm sofort einen Brief zu schreiben, worin ich ihm unsere Befürchtungen farlegte und ihn bat,

Rätselraten um die Auflösung.

Der Reichstag in Unwissenheit.

hört, daß

die Deutschnationalen ungeheuerliche Forderungen zugunsten der Landwirtschaft erheben, c

Man munkelt, daß die Sigung des Reichstags, die heute um die bisherigen Regierungsparteien alles weitere abhängt. Man 12 Uhr mittags begonnen hat, seine letzte sein könnte. Man könnte nun wohl schildern, daß eine nervöse Spannung über dem Hause lagere, ein nervöses Hin und Her in den Wandelgängen sich abspiele, aufgeregte Gefichter zu sehen seien und dergleichen. Eine solche Schilderung könnte sehr spannend sein, wäre aber leider mit keinem Wort wahr. Von einer Störung der seelischen Gleichgewichtslage dieses Hohen Hauses ist in Wirklichkeit nicht das geringste zu dieses Hohen Hauses ist in Wirklichkeit nicht das geringste 3u bemerken. Man fährt fort, den Haushalt des Arbeitsministeriums zu erledigen, als ob gar nichts passiert wäre, als ob feine drohende Wolte am Himmel hinge, aus der in jedem Augenblick der Blitz herabzucken kann.

Ein- fleines Vorspiel lieferten nur die Kommunisten, indem sie ihren Torgler vorschickten, um sich darüber zu entrüsten, daß dieser Klassenetat durchgepeitscht" werden solle.

während das Zentrum erflären soll, man könne die Landwirt­fchaft und die Kleinrentner nicht einseitig bedenken, man müſſe dann eben auch für die Sozialrentner etwas tun. Unter solchen Umständen scheint die Einigung allerdings höchst problematisch. Wenige glauben noch daran, daß es diesem Reichstag und dieser Regierung noch gelingen wird, ihr Haus notdürftig zu bestellen, bevor der Senjenmann fie abruft.

Wann soll nun aufgelöst, wann soll gewählt werden? Würde noch heute aufgelöst, so müßte am 25. März gewählt werden. Denn danach kommen die Ostern, und dann gehts nicht. Das Reichs­

uns als feine treuesten Anhänger und als alte Torgler vergißt hinzuzufügen, was geschehen würde, wenn man diefen ministerium des Innern aber und ebenso die preußische Regierung Brigadiers nicht zu überhören. Der Brief ist bereits an ihn Klassenetat" nicht durchpeitschte. Dann würde die Klassenregierung zweifeln daran, ob man mit den behördlichen Vorbereitungen bis

unterwegs

Ich fürchte nur im geheimen, der Chef ist nicht mehr derselbe wie früher. Die Verbannung, die Hetze und die un­

des Bürgerblocks freie Verfügung über die Steuergelder haben. Torgler legt einen Mißtrauensantrag gegen die Regierung vor und fähige Umgebung haben mich etwas mürbe gemacht. Unser Einfluß wünscht, daß er auf die Tagesordnung der heutigen Gigung gesetzt werde. Herr Leicht von der Bayerischen Volkspartei widerspricht und so wird die Beratung des kommunistischen Antrages schon in der heutigen Sizung unmöglich.

ist aber m. E. fast unbedeutend.

Die Frage, wann werden wir wieder Verschwörer,

habe ich dem Chef schon einige Male vorgelegt. Er hat sich darüber entrüftet. Davon genug, wir verstehen uns und müssen unsere Ge­Danten häufig austauschen...

Herzliche Grüße und Putsch- Heil!

Bund Wiking e. V. Bundesleitung.

Abteilung Adjt.

Bellenbildung.

Ihr Schmidt.

München 2, C. 4, den 24. März 1926. Sendlinger Torplatz 1.

An die Bezirksleitung des Bundes Wifing.

Chemnitz .

Dem Chef hat Ihre Meldung vom 6. März nebst Anlage vorge legen. Er hat mich beauftragt, dem Bezirk Chemniß seine besondere Anerkennung zu übermitteln. Der Chef hofft, bei seiner Anwesen­heit in Sachsen zwischen 16. und 20. April auch die Männer des dortigen Bezirks persönlich fennenzulernen. Es war ihm eine be­fondere Freude, aus der vorliegenden Meldung zu ersehen, daß man im dortigen Bezirk tatkräftig ans Werk geht, um die Boraussetzung zu schaffen

zur Verwirklichung feiner weitgreifenden Pläne.

In diesem Jahre muß es geschaffen werden, daß es feinen Ort mehr gibt, in dem nicht wenigstens ein Vertrauensmann, eine Jelle" der Ideen des Kapitäns sich befindet. Die politischen Richtlinien sind Ihnen über die Landesleitung zugegangen. Sie geben Ihnen das Material für Ihre weitere Arbeit.

726. April 1926.

Zur Kenntnisnahme weitergeleitet.

a. B. Liedig.

Leutnant 3. S. und Adjt..

v. Killinger.

Ran an die Plutokratie!

Lieber Dicker!

München , den 20. Juli 1926.

Nun noch zu einem Buntt Deines Briefes, der mir am meisten Freude macht hat. Das ist diese nüchterne Klarheit, mit der Du über die Wirtschaft und ihre Macht dentst. Ich fage Dir ehrlich, Du bist der erste Mann im Bunde, der damit meinen Standpunkt teilt. Was hilft das ganze Geschrei von Plutokratie usw. in einer Zeit,

wo die Bafis unfres Lebens von der Gnade und Ungnade dieser Leute abhängt, die das Geld in den Händen haben.

Auch Herr Mahraun wird mit seinem Geschrei gegen die Pluto­fratie, das heute zu seiner täglichen Mahlzeit gehört, nichts daran ändern können, daß die Blutokratie heute die Macht darstellt und vor allem auch, daß diese infolge ihrer Macht auch die größeren geistigen Kräfte an fich heranzuziehen Dermag. Wenn sich doch bloß diese Leute endlich daran gewöhnen

fönnten, realpolitisch zu denken... Bon sämtlichen Führern

der Verbände ist m. W.

der Chef der einzige, der bisher zu den führenden Leuten der Wirtschaft Berbindung

gesucht und gefunden hat... An dieser Entwicklung maße ich mir persönlich ein gut Teil Berdienst zu. Jedenfalls unterstütze ich, wo ich nur fann, die Entwicklung. Unter allen Umständen muß der Chef auf diesem Gebiet weiter arbeiten und gerade auf dieses Ge­biet wird er mehr und mehr sich konzentrieren müssen, das heißt also, er wird sich mehr und mehr von der eigentlichen Bundesarbeit absentieren, um wirtliche politische Arbeit zu leiften. Am 26. findet hier in einem geladenen Kreis

eine Konferenz prominenter Wirtschaftler statt, zu der auch der Chef und ich eingeladen sind. Hier wird eine weitere eingehende Fühlungnahm mit diesen Leuten stattfinden können... Herzlichst stets Dein

Liedig.

Geistlichkeit gegen Schwarzrotgold. Mit Reichsbannerfarben feine firchliche Beerdigung!

Bochum , 16. Februar.( Eigenbericht.) Bei der Beerdigung des Bergmanns Rosenberg in Altenbochum fam es zu einem aufsehenerregenden 3 wischenfall. Der Ver­storbene war Mitglied des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold. Seine Kameraden vom Reichsbanner gaben ihm das letzte Geleit. 3wei Reichsbannerfahnen wurden im Trauerzuge mitgeführt. Der katholische Geistliche forderte die Entfernung der Fahnen. Alls das nicht geschah, wurde die Beerdigung verweigert. Der Borfall hat in republitanischen Kreisen außerordentliche Er­regung hervorgerufen,

Wenn nicht, was dann? zum 25. März fertig werden könnte. Würde heute aufgelöst, so wäre der Sonntag nach Ostersonntag, der fogenannte ,, weiße Sonntag", der letzte mögliche Wahltermin. Aber unmittelbar nach Ostern will niemand Wahlen. So spricht man also, schon davon, daß der Reichstag heute auf keinen Fall aufgelöst werden wird. Auch dann nicht, wenn heute die Ver­Man wird den handlungen über das Notprogramm scheitern. Inzwischen berät das Reichskabinett. Auch das Reichs- Reichstag, der heute sowieso bis zum Montag der übernächsten fabinett fontingentiert seine Beratungen und wird trotzdem Woche in die Ferien gehen will, entweder noch eine Weile weiter nicht fertig. Erst heute Nachmittag um 5 Uhr soll das Notprogramm wirtschaften lassen oder vertagen und erst auflösen, bis eine Wahl vorgelegt werden, von dessen Annahme oder Nichtannahme durch| Ende April oder Anfang Mai möglich wird.

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Hessens neuer Staatspräsident Bälten gemeinsam mit den übrigen Mitgliedern des Kammer­

Bürgermeister Adelung( Soz.) aus Mainz wurde als Nachfolger des wegen hohen Alters zurück­getretenen Abg. Ulrich zum Staats- und Minister­präsidenten des Freistaates Hessen gewählt.

Parteizerfall vor den Neuwahlen. Deutschnationale, die sich schämen.

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Zwei neue Bauern

parteien im Wahlkampf!

Die bisherigen deutschnationalen Reichstagsabge­ordnete Döbrich, Hänse und Dorsch haben heute ordnete Döbrich, Sänse und Dorsch haben heute vormittag dem Reichstagspräsidenten ihren Austritt aus der Deutschnationalen Volkspartei mitgeteilt. Sie haben sich als eine Christlich - nationale Bauern partei tonstituiert. Das ist natürlich nur als ein demagogischer Schachzug zu bewerten. Die Herren wollen nicht mit der zerfekten und besudelten deutschnationalen Parteifahne in den Wahlkampf ziehen.

vorstandes sich eines Vergehens der erschwerten. Un= treue schuldig gemacht haben soll, wurde man auf den Bänken der Rechten unruhig und suchte den Berichterstatter durch lärmende Geräusche zu übertönen. Als er dann berichtete, daß der Kammer­vorstand aus den Einnahmen bei den Meisterprüfungen eine jogenannte schwarze Kasse gebildet hatte, daß aber die Pro­tokolle der betreffenden Borstandssitzungen fehlen und min­destens eins davon bestimmt vernichtet worden sei, daß ein Fonds für Repräsentationszwecke gebildet worden war, ohne sachgemäß die Zustimmung der Vollversammlung und die Genehmigung) der Aufsichtsbehörde einzuholen, da rief man dem Berichterstatter von der Rechten aus zu, er begehe eine Tattlosigkeit. Der Bericht­erstatter erklärte seine Mitteilungen für notwendig, da ohne ihre Kenntnis dem Landtag nicht zugemutet werden könne, die Immu­nität eines Abgeordneten aufzuheben.

Der weitere Bericht ergab noch die besonders eigenartige Tat­sache, daß von den Geldern der Kursuskasse Rauchwaren und Alko­holika gekauft und an die Vorstandsmitglieder verteilt worden waren. In die sogenannte schwarze Kaffe sollen 37 000 M. geflossen sein. Eine Revision dieser Kaffe, als deren Revisor der Abgeordnete Fischer bestellt worden sei, habe jedoch nie stattgefundennit Des weiteren werden Fischer und die übrigen Borstandsmitglieder beschuldigt, weit mehr an Diäten und Zehrgeldern für Sihungen und Reifen liquidiert zu haben, als ihnen nach dem Regulativ zu­geftanden hätte. Ebenso war Fischer als Revisor für den freien Berfügungsfonds des Kammerpräsidenten Wolf bestellt, der nach der Behauptung des Wolf an die Landwirtschaftliche Stelle des württembergischen Handwerks abgeführt sein sollte, den diese aber nie erhalten hat.

Der Berichterstatter beantragte, namens des Ausschusses wegen des ehrenrührigen Charakters der Beschuldigungen die 3ust im= mung des Landtags zur Durchführung des Strafver­fahrens zu erteilen.

Der Antrag auf Aufhebung der Immunität des Abg. Theodor Fischer wurde mit allen Stimmen gegen die der Kommunisten, die grundfählich dagegen zu sein behaupten, genehmigt. Ein gleichartiger Antrag der Staatsanwaltschaft gegen den deutschnationalen Reichs­tagsabgeordneten Siller ist zurzeit noch beim Reichstag anhängig.

Durch Draht und Funk.

Die Kommission zur Vorbereitung der Abrüstungs­konferenz wurde zum fünften Male einberufen. Sie ver­Vor einigen Tagen sind der frühere Reichsernäh- sammelt sich in Genf am 15. März. Es sollen geprüft rungsminister Fehr und vier weitere Bauernabge- werden die Vorschläge des demnächst zusammentretenden ordnete aus der Wirtschaftspartei ausge. Sicherheitsausschusses und die Vorschläge der schieden und haben sich als Deutsche Bauernpartei Sowjetdelegation vom Dezember. aufgetan. Sie haben schon nach Schlesien einen Vorstoß unternommen, um dort für ihre Kandidaten zu werben.

Die Deutschnationalen befürchten, daß diese Deutsche Bauern­partei im ganzen Reiche der Deutschnationalen Volkspartei Kon­turrenz machen könnte. Darum haben sie die erwähnten drei Abgeordneten zu einer Christlich - nationalen Bauern­partei abfommandiert. Nach den Wahlen werden die auf eine chriftlich- nationale Liste etwa gewählten Bauern selbstverständlich wieder bei den Deutschnationalen Blatz nehmen.

Die Abgeordneten Seiffert und Best, die bisher völkisch waren, haben als Deutsche Voltsrechts- und Auf­wertungspartei einen Laden für den beginnenden Wahlkampf aufgemacht.

Das Zehrgeld der Vaterlandsretter. Die deutschnationale Korruptionsaffäre vor dem Württem­bergischen Landtag.

Stuttgart , 17. Februar.( Eigenbericht.)

Die schweren Unregelmäßigkeiten in der Stuttgarter Handwerkskammer, die schon seit längerem die Oeffentlichkeit Württembergs beschäftigen, tamen gestern im Württembergischen Landtag zur Sprache. Der Staatsanwalt hatte einen Antrag auf Aufhebung der Immunität des deutschnationalen Abgeordneten Theodor Fischer gestellt. Die Entscheidung darüber fiel gestern. Die Debatte rollte die für die Deutschnationale Partei und für die Praktiken der sogenannten Mittelstandsretter recht bezeichnenden Zu­fammenhänge auf.

Als der sozialdemokratische Berichterstatter des Geschäfts­ordnungsausschusses den von der Staatsanwaltschaft mitgeteilten Tatbestand vortrug, wonach der Abgeordnete Fischer in vier

Im Oberhaus griff Graf Cecil die Regierung wegen ihrer Schiedspolitik an. Die Regierung Baldwin sei dem Schiedsgedanken so feindlich wie einst das kaiserliche Deutschland . Das sagte ein Konservativer und ehemaliger Ministerkollege von Baldwin und Chamberlain.

Der deutsch - litauische Schiedsvertrag wird veröffent­licht. Er sieht ein Schiedsverfahren für Rechtsstreitig. feiten ein Vergleichsverfahren für politische Streitigkeiten vor. Er gleicht den übrigen elf dent­schen Schiedsverträgen.

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Ein Verbot des Miß- Cavell- Films wegen seiner internatio­nalen Gefährlichkeit regte der englische Innenminster bei den Ge­meindebehörden an. Er selber kann feinen Film verbieten, da in England eine Filmzensur nicht besteht. Die Genfer Kommission zur Rodifizierung( 3usammenfassung) des Völkerrechts hält sich nur mühsam am Leben. Sie beriet, nur über drei Fragen: Staatsangehörigkeit, Küstengewässer und Schaden­ersatz für Ausländer. Darüber sollen die Regierungen ihre An­fichten mitteilen. Erst in einem Jahr tritt die Kommission wieder zusammen.

Hagen in Westfalen ist Deutschlands jüngste Großstadt. Der 100 000. Einwohner war das Kind eines Eisenbahnzugführers. Der Magistrat stiftete ihm ein Sparkassenbuch über 250 Mart.

Die Medlenburg- Schweriner Regierung hat den Reichsspar­fommissar in ihr Land gebeten, um zu hören, welche Sparmaßnahmen dort möglich find.