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BERLIN Montag, 20. Februar

Der Abend

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"

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45. Jahrgang.

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Wahlsieg der Linken in Hamburg .

Die Sozialdemokratie behält ihren Stimmengewinn.- Stärkung der bürgerlichen Linken

Hamburg , 20. Februar.

( Eigenbericht.)

Der starke Erfolg der Hamburger Sozialdemokratie bei der Bürgerschaftswahl im Oktober 1927, der einen Gewinn von 10 Mandaten brachte, hatte das Bürgertum in Angst und Schrecken versetzt. Nachdem nun durch das Urteil des Staatsgerichtshofes nach wenigen Monaten eine Neuwahl erfolgten mußte, rannten die Rechts. parteien mit den stärksten Mitteln gegen die Sozial­demokratie an, und agitierten unter dem indifferenten Bürgertum mit dem Ruf ,, Rettet Hamburg". Kein Mittel wurde verschmäht, um den Nichtwähler mit Schreden vor der Sozialdemokratie zu erfüllen. Nicht geringer war der Ansturm von links, der von den Kommunisten mit jeder

Ein altes Schildbürgerstücklein.

durch größere Wahlbeteiligung.

Die elf Listen von kleineren Gruppen und Grüppchen brachten es z. B. nur auf insgesamt 4723 Stimmen. Davon ist die stärkste Gruppe die der Beamten und An­gestellten mit 1601 Stimmen, die mit dieser Ziffer nicht einmal ein Drittel der für ein Mandat erforderlichen Stimmen aufgebracht hat.

Dieses Ergebnis ist um so beachtlicher, als die Mehrheit, die sich durch eine Zusammenarbeit der Sozialdemokraten und Kommunist en ergeben könnte, in Hamburg nicht ausgenutzt werden kann. Die Kommunisten haben vielmehr fategorisch erklärt, daß sie zwar ihre Forderungen einer Arbeiterregierung stellen, sich aber an der Durchführung nicht beteiligen wollen. Sie lehnen jede verantwortliche Teilnahme an der Regierung in Hamburg a b. Ein Vergleich der Stimmen und der Mandatsverteilung im Da zudem gegenüber den Wahlen im letzten Oktober die neuen und im aufgelöften Landtag ergibt das folgende Bild: Rommunisten zwar einen Stimmen aber feinen Mandats­

Stimmenergebnisse und Mandate.

Sozialdemofrafen Deutschnat. Bolfspartei Kommunisten Demptraten

Boltspartei

Zentrum

Bolfsrechtspartei

Nationalsozialisten

Wirtschaftspartei

Stimmen

Mandate

19. Febr. 1928 9. Ott 1927 19. Febr . 1928 9.Ott.1927

322682126

822122134

246630

247469

60

94030

98817

25

114223

110239

27

27

87522

65 295

85471

72432

20

.9393

9774

5535

7762

14739

9754

20048

27163

Rudolf Ross

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Nachdem die drei Blockbürger längere Zeit beieinander gefeffen Fonnten sie nicht mehr auseinander, weil teiner feine Beine aus dem Haufen herausfand. Bis ein Mann mit einer Peische ihnen zu Hilfe tam, der schlug etlichemal fräftig auf den Knäuel, worauf ein jeder von den Blockbürgern feine Beine fofort fand und sich schleunigst aus dem Staube machte.

Angesichts der Schärfe, mit der das Hamburger Bürger­tum den Kampf gegen die Sozialdemokratie geführt hat, fann diese mit dem Ergebnis der gestrigen Wahl durchaus zufrieden sein. Die Soziademokratie hatte im Oktober vorigen Jahres einen Stimmengewinn von 74 000 oder 42 Brozent verzeichnen fönnen. Wenn es dem vereinigten An­sturm des Bürgertums nicht gelang, diesen Gewinn auch nur in wesentlichen Bruchteilen zu schmälern, so ist das ein Be­weis dafür, daß die damals neugewonnenen Wählermassen fest zur Sozialdemokratie halten, unbeirrt von allen Anstürmen von rechts und links.

Lüge und Beuleumdung geführt wurde. Diefem vereinig ten Ansturm gegenüber hat die Sozialdemokratie ihren starken Stimmengewinn vom Oftober 1927 gehalten.

Doch nicht allein das ist das Bedeutsame dieser Wahl. Im Oktober v. J. hatten die Deutschnationalen berechnet, daß 225 000 Wähler ihre Stimmen nicht abgegeben hatten, und daß diese den Rechtsparteien zuzuzählen seien. Das Ergebnis der gestrigen Wahl ist, daß anstatt der 28 Deutschnationalen, die nach der letzten gültigen Wahl im Jahre 1924 in der Hamburger Bürgerschaft saßen, nur noch 22 dorthin zurückkehren. Dabei sind gestern rund 41 000 Stimmen mehr abgegeben worden als im Oktober vorigen Jahres. Der Stimmengewinn fam in der Hauptsache den Demokraten und der Deutschen Volkspartei zugute. Das ist ein Beweis, daß auch im Bürgertum eine starte Links orientierung stattgefunden hat. Das weitere Ergebnis ist denn, daß die bisherige Koalition in Hamburg troß des Mandatverluftes der Sozialdemokratie um vier Size gestärkt aus den Wahlen hervorgeht. Sozialdemokraten, Demokraten und Volkspartei verfügen über 101 von 160 Sigen in der Bürgerschaft, gegen 97 nach den beiden letzten Wahlen. Sozialdemokraten und Demokraten allein verfügen jetzt über eine tnappe Mehrheit.

Listenführer der Hamburger Sozialdemokratie und bisheriger Präsident der Bürgerschaft.

zuwachs erzielen konnten, bleibt dieses Resultat für die neue politische Gruppierung ohne Belang.

Gegenüber den bürgerlichen Parteien hat die Sozial­demokratie ihre Stellung behauptet, da sie innerhalb der bisher regierenden Koalition auch fernerhin die wettaus stärkste Partei ist. Es wird jezt vor allem darauf an­tommen, sehr bald in Hamburg eine arbeitsfähige Regierung zu bilden. Selbstverständlich ist, daß die Sozialdemokratie ihre früher aufgestellten politischen, sozialen und fulturellen Forderungen gegenüber den Parteien, die mit ihr zu­sammenarbeiten wollen, mit dem größten Nachdruck ver­

treten wird.

Der Schiedsspruch abgelehnt.

Metallarbeiterfonferenz lehnt den Fünfpfennig- Spruch einstimmig ab.- Morgen neue Einigungsversuche.

173 358 sozialdemokratischen Stimmen der Wahl von 1924 find jetzt auf 246 630 angewachsen, während im Oftober v. J. 247 469 Stimmen erreicht Halle, 2. Februar.( Eigenbericht.) wurden. Infolge der verstärkten Agitation der bürger. Heute vormittag 12 Uhr trat im Voltspark die lichen Parteien, durch die insgesamt 40 000 Stimmen Funktionärversammlung des Metallarbeiterverbandes mehr als im Oktober 1927 abgegeben wurden, ist die des bestreiften Gebietes zusammen. Hochspannung lag Verteilungsziffer für die Mandate im Vergleich zu den letzten Wahlen größer geworden. Infolgedessen bleibt die Zahl der sozialdemokratischen Mandate hinter der im Oktober erreichten Ziffer von 63 um 3 zurüd.

Den stärksten Anteil an der gesteigerten Wahlbeteili gung haben die Demokraten. Einen Gewinn haben auch die Volkspartei und die Nationalsozialisten. Die Demokratische Partei erhält im Vergleich zur Oftoberwahl 5 Site, die Volkspartei 2 Size mehr, während der Stimmenzuwachs der Kommunisten keine Veränderung der bisherigen Mandatsziffer bringt. Die Deutschnationalen aber haben wiederum rund

5000 Stimmen, und damit drei weitere Site verloren.

Die Splitterparteien find trok des Urteils des Staatsgerichtshofes nicht auf ihre Kotex gekommen.

Schlußwort im Krantz- Prozeß.

Urteil heute abend. 2460

Rechtsanwalt Dr. Frey beantragte nach dem Plädoyer des Staatsanwalts den Freispruch des Angeklagten. Der Angeklagte erhält darauf das letzte Wort und erklärt: Ich habe den Worten meines Verteidigers nichts hinzuzufügen. Ich bin unschuldig und möchte das Gericht nur bitten, mir zu ermöglichen, als Mann das gut zu machen, was ich als Kind gefehlt habe."

im Saal. Das Mitglied des Stuttgarter Hauptvorstandes, Handke, erstattete einen kurzen Bericht. Danach wurde der Schiedsspruch einstimmig abgelehnt. Die Metallarbeiter haben dem Arbeitsminister gar keine Antwort auf den unerhörten Spruch des Schlichters erteilt. Die Entrüstung ist auch in den gemäßigten Kreisen der Metallarbeiterschaft so groß, daß hier die entschiedenste Neigung besteht, auch im Falle einer Verbindlichkeitserklärung den Kampf forts zusehen. Eine Entscheidung darüber liegt allerdings bis zur Stunde noch nicht vor.

Morgen neuer Einigungsversuch.

Das Reichsarbeitsministerium hat die Parteien im mitteldeutschen Metallarbeiterkonflikt zu morgen, Diens

tag vormittag 10 Uhr, zu einer unverbindlichen Aus­Der Vorsitzende verkündete eine Pause von drei Stunden sprache über eine eventuelle Verbindlichkeits. Gegen abend joll das Urteil verkündet werden. erklärung des Schiedsspruches eingeladen.