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Dienstag 21. Februar 1928

Unterhaltung unö AAssen

Beilage des Vorwärts

Oer Nock. Eine Kamevalsgroteske von Rernhard Ztehfe. Im Allgäu wird auf den größeren Bauernhöfen ein stattlicher Ziegenbock geholten. Den lieben Tag treibt er sich in den Ställen und aus dem Hose herum. Er neckt das Federvieh, balgt sich mit dem Hofhund und den Kindern, lädt sich bald bei den Kühen und Pferden, bald bei den Schweinen zu Gast, guckt m der Küche der Bäuerin in die Kochtöpfe und führt, von allen Menschen und Tieren gehätschelt und respektiert, ein wahres Götterleben. Die Bauern konnten mir auf meine Frage, warum sie den Bock ein solches Herrendasein führen ließen, keine andere Antwort geben, als daß seit urdenklichen Zeiten es immer so mit dam Bock auf dem Hose gehalten worden wäre. Es würde schon seinen Grund haben. Und darum soll« es auch weiter so bleiben. Nur ein alter Bauer, den ich einmal in einer Dämmerstunde fragte, zwinkerte geheimnisvoll mit den Augen und sagte:Wo ein Ziegenbock aus einem Hof gut gehalten wird, da kommt kein« Krankheit in den Stall.* Da sah ich Zusammenhänge, die über den Teufels- und Hexenglauben auf den Kultus unserer oltgermanischen Verfahren zurückwiesen. Auf einem solchen Allgäuerbauernhos« verlebt« lnein Freund Roderich, als er noch Gymnasiast in der untersten Klasse war, sein« Sommerserien. Der Ziegenbock und er waren bald unzertrennliche Freunde. Einer feuert« den anderen zu tollen Streichen an. und es gab Hallo und Gelochter den ganzen Tag. Ms die Bäuerin eines Morgens unseren Roderich im Stalle neben seinem Freunde schlafend fand, ermahnte sie ihn, nicht in so nahe Berührung mit dem Bock zu kommen, sonst würde der Geruch aus seinen Kleidern nicht mehr herauszubringen fein. Roderich, der schon mens» deklinieren gelernt hatte und sich infolgedessen gescheiter als alle Allgäuer Bäuerinnen vorkam, erwiderte, das wäre ganz unmöglich, daß der Geruch übertragen werden könnte. In dem- fetben Augenblick geschah das Unglaubliche: der Bock hatte seinen Geruch verloren. Dafür verbreitete Roderich einen Docksgeruch um sich, daß er selbst den abgehärteten Rasen aus dem Bauernhof« schwer erträglich wurde, und jedermann froh war, als die Ferien zu Ende gingen und Roderich nach Hause fuhr. In der Eisenbahn gab e, einen Aufruhr, vis der Zugführer die Ruhe dadurch wieder herstellt«, daß er Roderich ein eigene» Abteil anwie». AI » sein« Mutter ihn aus dem Bahnhos« in die Arme schließe« wollt«, fiel sie beinah« in Ohnmacht. Dann packte sie ihn schnell entschlossen in ein Auto und fuhr nach Haus«. Er wurde in ein Seifenbad und dann in«inen neuen Anzug gesteckt: der Geruch blieb. Tante Eüse überschüttet« ihn mit einem ganzen Parfümen e- laden: der Bock blieb Sieger. In der Schul« brach gleich w der ersten Stunde die Revolution au». M» der Primus ohnmächtig zusammenbrach, drohte die ganz« Klasse mit dem Auszug durch die ofsenen Fenster, wenn Roderich nicht sofort entfernt würde. Der Rektor griff ein und nahm Roderich zum Derhär mit in da» Rektoratszimmer. Nach fünf Minuten kehrte er ohne Bocksgeruch zurück. Die Nasen beruhigten sich, der Unter- richt nahm feinen Fortgang. Aber der Lehrer vermutet« hinter dem Verbreiten und plötzlichen Verschwinden des Bocksgeruches einen Lausbubenstreich Roderich» und prophezeite ihm ein« exemplarische Rektoratsstrase. Und richtig: die Stunde war noch nicht zu Ende. da wurden auf Anordnung de, Rektors alle Lehrer durch den Pedell in» Konferenzzimmer gerufen. Den Eintretenden schlug ein scharfer Bocksgeruch entgegen, der von dem oberen End« des langen Tisches, wo der Rektor bereit- Platz genommen hatte, auszugehen schien. Die Konferenz nahm«in überraschendes Ende. Denn als man die Aus- führunyen des Rektor» über den Fall Roderich angehört hatte und üm einmütig darin zustimmt«, daß«ine Uebertragung des Docks- geruchs wie der Schüler behauptet hatte unmöglich wäre, da geschah da» Unerhörte, der Bocksgeruch hatte sich auf alle Lehrer übertragen. Bestürzt hob man die Konserenz auf. Jeder, vor dem anderen Rettung suchend, stürzt« in sein Klassenzimmer: der Bocks- geruch ging mit. Aus der Schule drang der Bock in die Familien der Lehrer ein. Denn die Frau Professor, die ssch m wissenschaftlichen Dingen immer der Autorität ihres Satten beugt«, bezweifelte fclbstverftSndlich die Ueber- trngung. Don dort aus rückte er siegreich gegen die Kram, und Milchläden vor. Und manche« Dameickränzchen nahm bei seinem plötzlichen Auftreten ein jähes Ende. Die Aerzte griffen ein. In der Berfammlung des ärztlichen Bezirksverein» referierte der Schularzt über den Fall. Man nahm einstimmig eine Erklärung an. daß eme Uebertragung vom Standpunkt der Wissenschaft ausgeschlossen sei. In demselben Augenblick hatte sie der Bock befallen. Ein ollgemeiner Krankenstreik war die Folge. Der Bock eroberte einen Stadtteil nach dem anderen. Wo Menschen zusammenkamen und das Thema erörterten, war er Plötz- lich mitten unter ihnen. Denn alle waren sich sofort dann einig. > der Geruch des Bockes unmöglich übertragen werden tonne. Der Bürgermeister rief den Magistrat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Do» Ergebnis war, daß die Vertreter der Stadt fluchtartig auseinandeistobe» Alle öffentlichen Gebäude, die Schulen. Tcheater, Banken, Wirtshäuser, waren geschlossen. Alle Bewohner hielten sich auf den Straßen. Höfen und freien Plätzen ruf. Diele zogen es vor, dort auch die Nächte zuzubringen. So glich die Stadt einem Heerlager und auch der Ton wurde immer kriegerischer. Denn die rallofe Regierung kam aus dem Stadium der Erwägungen nicht heraus. Da nahte ebenso wunderbar, wie das Unglück gekommen war, die Rettung. Die ehrsamen Bewohnerinnen des Iohannisspitals chatten sich, da auch bei ihnen der Bock eingedrungen war, ge- zwungen gesehen, ihre stillen Stuben zu verlassen, und im Spital- garten zu kampieren. Nur das Fräulein Ursula Meier war zurück- geblieben. Die Füße, die sie schon 101 Jahre trugen, wollten nicht mehr recht, Augen und Ohren hallen auch schon Feierabend gemacht, und ihre Nase reagierte nur noch auf einen Geruch: den des Kaffees. So waren die stürmischen Tage in der Stadt und der Auszug der Gefährtinnen achtlos an ihr vorübergegangen. Jetzt aber ging ihr Kaffeevorrat zur Neig«. Da niemand kam. ihn zu erneuern, so war sie in den nächsten Kramladen gehumpelt. Dort bedeutete man ihr, daß kein Kaffee zu haben wäre. Das verfetzte sie in eine solche Ausregunz, daß Ihre längst entschlummerten Lebensgeister und da- nnt auch ihre Neugierde wieder wach wurden,«o erfuhr sie die Ursach« des großen Unglücks. Ursula, die dank ihres schlechten Gehörs von der Skepsis des letzten halben Jahrhunderts verschont geblieben war, antwortete der Menge:Wenn ihr jetzt alle stinkt wie der Bock, so werdet ihr den Gestank wohl von ihm geerbt haben.* Und o Wunderl Ursula war die einzige in der Stadt. die von dem Geruch verschont blieb. Ms die Mär zu Ohren der Regierung kam, ließ sie die at:e Ursula vor sich bringen. Der Mi»sterpräsident redete sie freundlich

50 Lahre Phonograph.

Bor 50 Jahren erhiell derZauberer von Menlopork*, E di­so«, das Patent auf den von ihm erfundenen.Stimmschreiber*, den Phonographen. Am 24 Dezember 1877 hatte er das kleine Weltwunder angemeldet. Der Patentprüfer hatte in der ge- samten vorhandenen Literatur nichts Aehnliche» entdecken können. So war denn Edinson nach kaum zwei Monaten im Besitz dieses wichtigen Patentes. Menlopork! Edison ist nnt einer Vorrichtung zur Beschleuni- gung des Telegrammverkehrs beschäftigt. Rotierende Platten nehmen die Punkte und Strich« des Morfe-Alphabetes auf und gestatten die rasche Wiedergabe. Beim Rotieren der Platten aber entsteht ein feiner singender Ton, wenn der Schreibstift sie berührt. In Edison wird der Gedanke des Phonographen geboren. Er untersucht dieses geheimnisvolle Singen, diesen Klang, der ihm die Hoffnung gibt, auf einfach« Art die menschliche Stimme fixieren zu können. Eines Tages erhält sein Mechaniker den Auftrag, ein ganz einfaches Gerät zu bauen, das aus einer Walz«, einer Mem- bran mit einem Schreibstift und einem über dies« Membran ge- stülpten Schalltrichter besteht. Die Leute von Menlopork find an viel« Ueberraschungen gewöhnt. Aber daß dies« primitiv« Dorrich- tung die menschliche Stimme wiedergeben soll, das glauben sie selbst ihrem Meister, dem großen Zauberkünstler, nicht. Man wettet, daß Edison unrecht beholten werbe. Eine Spannung, wie sie selten in den Werkstätten herrscht, erfüllt die Luft. Der Apparat ist vollendet. Edison sitzt vor ihm. Die Mitarbeiter sind versammelt und harren der Dinge, die sich jetzt«reignen werden. Mit Staunen sehen sie, wie Edison um die Walz« ein Stanniolblatt legt und e» mit einem Bleistreisen in einer zu diesem Zwecke vorgesehenen Rinn« befestigt. Edison dreht an der Walze. Er zieht den Phonographen auf. Dann spricht er einen Kindervers: dlerz deck» little lernb,» Its fleece was white as anow, And eTerywhere that Mary went, The larnh was»ore to jjo." (.Marie hatte ein kleine» Lamm. Sein Fell war weiß wie Schnee. Und wo immer Marie ging, war auch da» Lamm zu sehn.*)

Nun kommt der erwartet« große Augenblick. Edison selbst ist in der größten Erregung. Die Walze wird wieder aufgezogen. Sie beginnt abzulaufen. Der Sttft, der vorher die Schwingungen der Membran sein säuberlich in die Stonniolwalze geritzt hat, läuft die vorgezeichnete Bahn entlang. Au» dem Trichter ertönt Edison» Stimm«. Nicht» will» bei der Wiedergab« unter- schlagen. Edisons Gedanke, die Stimme selbst auszuzeichnen, ist Tatsache geworden: der Phonograph ist in seiner einfachsten Gestalt geboren. Jubel erfüllt die Räume von Menlopork. Jeder spricht in den Wundertrichter: jeder freut sich wie ein Kind, wenn seine eigene Stimme von einem fremden Gerät wiederholt wird. Die Zeitschrift .Scientific American* berichtet von dem Wunder, und bald ist die ganze Well von ihm erfüllt. Alle Ausstellungen zeigen den ersten Phonographen. Sieben Jahre später erst gewann Edison Zeit, sich mit der Ber- besserung seines Phonographen zu beschästigen. Er erkannte, daß die Wiedergabe der Sprache abhängig ist von der Umdrehungszahl der Walze. Er wußte auch, daß Stanniol nur Behelfsmaterial für die Aufzeichnung der Sprachschwingungen war. Darum bemühte er sich, einen anderen Stoff zu finden. Schon die Römer hatten Wochstafeln für ihre Schreibkünste benutzt, Edison kam auf den gleichen Gedanken. Wachswalzen von besonderer Festigkeit wurden nach langen, mühevollen Versuchen hergestellt. 1888 war der Erfinder endlich so weit, daß'er von Originolwalzen galvanisch« Ueberzüge anfertigen konnte. Diese konnten als Gußformen für die in großen Mengen herzustellenden Wachswalzen benutzt werden. Erst von diesem Augenblick an ist es möglich, die Stimme großer Sänger usw. zu verkaufen: erst jetzt beginnt der Phon»- graph ein wirkliches Geschäft zu werden. Den Arbeiten des Deutschen Emil Berliner , der nach Amerika ausgewandert war, verdanken wir die heute gebräuchliche Grammophonplatte, die gegenüber der Walze große Borteil« hat. Die zahlreichen Mängel in der Lautwiedergabe sind heute über­wunden. Wir besitzen Eprechmaschinen wie das Ultraphon von Küchenmeister, die in jeder Hinsicht als vollendete Lautschreiber zu betrachten find. Reben dem Radio ist die Sprechmaschine sicherlich die volkstümlichste Erfindung der Neuzeit geworden.».

an:.Da du durch deinen Glauben von dem Verhängnis, das uns alle betroffen hat, verschont geblieben bist, so weißt du wohl auch Rat, wie wir von dem Uebel befreit werden können.*.Ja,* meinte die All«,.ich würde halt den Bock herholen und ihn schön bitten, seinen Geruch wieder zurückzunehmen.* Und so geschah es. Mit dem schnellsten Auto fuhr man in« Allgäu. Man fand den Bock, der mit dem Geruch auch seine Kräfte verloren hatte, apathisch in einer Eck« des Stalles liegen. Als aber die Herren nähertraten, ihm feierlich versicherten, daß sie von der Uebertragbarkeit seines Geruches fest überzeugt wären, und ihn mit freundlichen Worten baten, den Geruch wieder zurückzunehmen, siehe, da wich das Verhängnis von ihnen. Der Bock ober begain feine ursprüngliche Funktion, wenn auch in bescheidenem Umfange, wieder aufzunehmen. Und mit dem Geruch kehrten auch seine Lebenskräfte zurück. Im Triumph wurde er zur Stadt gebracht. Und da niemand mehr die wunderbore Fähigkeit des Bockes be- weifelle, wurden olle von ihrem Uebel erlöst. So wurde durch eine gläubig« Seele eine garze Stadt vor dem verderben gerettet. Diese Geschichte hat mir mein Freund Roderich erzählt. Ich seh« ein Lächeln auf deinen Zügen, lieber Leser. Hüte dich, diese Geschichte für unmöglich zu erklären. Denn es könnte sein, daß ein Ziegenbock davon erführe, und dann wäre die Wirkung für dich nicht auszudenken. Auf der Orachenjagd. Erst vor wenigen Iahren wurde«»bekannt, daß auf Komodo, einer kleinen Insel, die östlich von Java liegt, noch ein Geschlecht riesiger Echsen lebt, die die Nachkommen der vorgeschichtlichen Drachen sind. Diese Kund« hat großes Aufsehen erregt, und seitdem ist das unbekannte Nein« Eiland von verschiedenen Expeditionen be- sucht worden, die diese merkwürdigen Tiere studieren und fangen wollten. Sein« Erlebnisie aus einer solchen Drachenjagd schildert der Engländer W. D. Bürden in einem soeben erschienenen BuchDie Drachen-Eidechsen von Komodo*. Er hat mit diesen phantastischen Ungeheuern, die bis zu neun Fuß lang werden und sehr wild sind, aufregende Abenteuer gehabt. Den ersten Eindruck schildert er folgendermaßen:Da war ein Ungeheuer, grau und groß. Ich kroch nach einer günstigen Stelle, wobei ich sehr vorsichtig war, um nicht gesehen zu werden, denn die Augen dieser Bestien sind schärfer als die des Wildes. Die Eidechse nahm langsam ihren Weg durch das Geröll des Bergabhanges: die Sonne warf ihre schrägen Strahlen, so daß ein schwarzer Schatten die dunkle Bestie begleitet«. Es war ein wahrer phantastischer Eindruck: ein vorsintflutliches Un­geheuer in dieser vorsintflutlichen Umgebung.* Die Eidechsen von Komodo sind furchtbare Tiere von großer Gefräßigkeit. Der Ver- sosser erzählt«ine Geschichte von einem dieser Tiere, das sich auf ein Pferd stürzte undein großes Stück aus seiner Seite herausriß. Bei einer anderen Gelegenheit verschlang eine Eidechse das ganz« Hinterteil eines Ebers, Hufen, Beine, bis zum Rückgrat. Wenn die Tiere bei solchem Fraß« überrascht werden, können sie an ihrer Nahrung ersticken, denn sie sind sehr leicht erregt.* Diese riesige Echsen lebendig zu fangen, ist ein sehr schwieriges Geschäft. Sie werden zuerst in Fallen gelockt und dann mit Seilen gefesselt. Zu diesem Zweck hatte man einen erfahrenen Lassowerser namens De- fasse mitgenommen.Die Malaien,* schreibt Bürden,wagten nicht. näher als einige Meter an das gefangene Tier heranzugehen. Es war also nun Zeit für Defosse, in Aktion zu treten. Kaltblütig trat er mit seinem Lasso in den Ring. Sie waren ein seltsames Paar, der alte Jäger und fein grimmiger Gegner, der in wilder Wut zu sein schien und dem der Schaum buchstäblich aus dem Maul« heraus- tröpfelte. Aber Defosse war klug. Er setzte sich keinen unnötigen Gefahren aus Der erste Wurf mißlang: so faltete er das Seil von neuem mit derselben Ruhe, als wenn er sich üben würde. Der Drache schlug mit seinen Klauen wild um sich. Desosse stellte sich ganz nahe hinter ihn, während er nach vorn schlug, und warf ihm den Lasso um den Hals. Das Ende des Seils wurde an einem Baum fest- gemacht. Dann fesselte ein zweiter Strick den Schwanz, damit der Drache nnt dieser Waffe keinen Schaden hin könne, und nun war er wehrtet.*

Gefängnisse zu verkaufen. Durch die unter dem Einfluß de» Qolkswillens erfolgte Abkehr von der mittelallerlichen Härte, mit der in England bis zum Ausbruch des KriegesRecht* gesprochen wurde, ist es dahin gekommen, daß im letzten Jahrzehnt die Zahl der Vergehen und Verbrechen derart abgenommen hat, daß nahezu die Hälfte aller englischen Gefängnisse leer steht uiifc zum öffentlichen Verkauf ausgeschrieben sind. Das englische Äinsterium des Innern bietet daher nicht weniger als zwanzig überflüssig geworden« Ge- fängnisi« zum Kauf an, aber trotz aller Bemühungen der von ihr mit dem verkauf beauftragten Agenten ist kaum Neigung vorhanden,, dies« Baulichkeiten nnt ihren oft so grauenhaften Erinnerungen zu erwerben. So wurde für das Brecon-Gefängnis, welches sich on» einer der schönsten Stellen von Wales erhebt, und«ine wunderbare Aussicht über das Meer bietet, zusammen mit verschiedenen Morgen Land und alten Waldungen nebst der Wohnung des ehemaligen Direktors, di« erst kurz nach dem Kriege gebaut und mit allen Bequemlichkeiten der Neuzeit ausgestattet ist, nur der zehnte Teil des geforderten Preises, ltz 000 Mark, geboten ein Gebot, welches die Regierung ohne weiteres ablehnte. Nur drei Gefängnisse von den zwanzig sind bisher verkauft worden, davon liegen zwei(in New- castle und Earlisle) in bevorzugter Stodtgegend und wurden daher von den beiden Stadtverwaltungen angekauft, während für das zum Abbruch angebotene Gefängnis von Stornoway auf den Hebriden - infeln, ein, wenn auch nicht gerade riesiges, so doch immerhin statt- llches Gebäude, von einem Unternehmer der riesige Preis von 100 Mark geboten wurde, für den die Regierung es dann auch weggab. Die Leute haben Sorgen. In der.Chronique des Gens de lettres* wurde kürzlich, wie di«Literarische Welt * zitiert, mit- geteilt, daß das schwerste Buch her Welt di«Geschichte von Jthaka* sei, die ein Erzherzog Salvator von Habsburg am Anfang dieses Jahrhunderts verösfent(icht hat. Das Buch ist in graues Leinen gebunden, trägt einen TitelParga*. und umfaßt 473 Seiten von 50 Zentimeter Lgnge und 37 Zentimeter Breite. Die Illustrationen sind farbig, Spezialzeichnungen und Aquarelle: sie stellen antike Denk- mäler, Landschaften, Familienbilder dar. Das ganze Buch wiegt 48 Kilogramm. Es wurden von diesem Werk bei Mercy in Prag 100 Exemplare in deutscher, italienischer und griechischer Sprache auf Luxuspapier gedruckt. Die Auslage soll IM 000 Kronen Friedens- Währung gekostet haben. Uebrigens wurde das Buch nur für ge- krönte Häupter aufgelegt. Die höchste Bevölkerungszisser der europölschen Völker. Nach den Untersuchungen des schwedischen Professors Dr. Sven Brisman werden die westlichen Völker Europas , bei denen die Geburtsziffer seit 1913 abnimmt/ in 20 bis 30 Iahren den Höchststand ihrer Be- völkerung erreicht haben. Der Gelehrte gesteht Deutschland eine Höchstziffer der Bevölkerung von 77 Millionen zu, Italien von 02, Großbritannien von 49, Frankreich von 42. Spanien von 35 Mil- lionen. Die Höchstziffer für Holland wird mit 10,7, für Belgien mit 9,3, für Schweden mit 6,1, für Finnland mit 4,7, die Schweiz mit 4,4 und Dänemark mit 4,3 Millionen angenommen. Warum haßt der Hund die Katze?Sie leben zusammen wie Hund und Katze*, sagen wir, wenn sich zwei Menichen nicht ver- tragen können. Die Feindschaft zwischen diesen beiden Tieren ist also schon sprichwörtlich geworden. Trotzdem sindel man für diese allgemein bekannte Tatsache nur höchst selten eine Erklärung. Der Volksmund allerdings weiß sich hier, wie autz sonst oft, leicht zu helfen. In grauer Vorzeit, so heißt es, hätte ein Hund beim An- blick einer Katze, die gerxid« ihren bekannten Buckel machte, gerufen: Guten Tag, Herr Kamel*. Das hätte die Katze gewaltig ver- drossen, und seit dieser Zeit besteht die Feindschaft. Das ist natür- lich nur eine hübsche Erzählung. Um den wahren Grund zu finden, müssen wir schon etwas weiter gehen. Die Katze besitzt eine Reibe van Verwandten, die dem Hund nicht hold gesinnt sind. So gehört der blutdürstige Leopard oder Panther zu den grimmigsten Feinden der Hunde. In afrikanischen Reise- und Jagdschilderungen können wir immer wieder lesen, wie es der Leopard auf die heimtückischste Art versteht, Hunde, selbst in der nächsten Nähe ihrer Besitzer, weg- zufangen. Nun haben aber alle Katzen eine große Aehnlichkeit mit- einander, und wahrscheinlich stimmen die Ausdünstungen noch mehr als das Ausselsim überein. Es ist also ganz naturgemäß, daß ein Hund, der nach dem Geruch urteill, an seinen Todfeind, den großen Verwandten der Katze erinnert wird, wenn er eine Katze wittert. Die Hauskatze und deren Vorfahren haben dem Hunde nichts getan, aber ihr großer Bruder ist der schreckliche Mörder des Hunde- gefchlechts, und dafür soll sie büßen. Der Haß des Hundes gegen die Katze erklärt sich also daraus, daß er sogen könnte:Du selbst lyrsl mir nichts getan, aber deine großen Bruder!* Man soll aber die Hunde jo erziehen, daß sie die Katzen unzestört lasse».