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Friedrich IL von Afghanistan  . ömir Amanullah  - dererste Diener seines Volkes". Wie schön ist'g in Afghanistan  !", so sang vor einigen Monaten die.Kreuz-Zeitung".Dort herrscht noch der g e» sundeZustandoerasiatischenDespotie.derstch vorteilhaft vom europäischen   Parlamentarismus unterscheidet." Kein Wunder also, wenn die Bürgerblockregierung den Emir Amanullah ungewöhnlich feierlich empfängt. Der erste König, der die deutsche Republik besucht! Dos schwellt jedes Spiehcrherz. Aber es steckt hinter dem Aufwand für den asiatischen Potentaten doch mehr als nur die Liebe zur Despotie, die Minister, Beamte und Unternehmer aus Ostclbien hinter der säbelzerhackten Visage tragen. Gang reale wirtschaftliche Inter- essen sind im Spiel. König Amanullah   ist der Selbstherrscher aller Afghanen. Er bestimmt, was die europäische Industrie an Autos, Dampfflügen, Eisenbahnwagen, Lokomotiven, Schreibmaschinen und Telegraphenapparaten in sein Land liesern darf: er erlaubt, er verbietet die Einfuhr fremder Waren. Von Hauptstadt zu Hauptstadt fährt er in Europa  . So darf die deutsche Regierung nicht zurückstehen und ihn etwa weniger feierlich empfangen und weniger gastfrei be« Herbergen als die anderen Regierungen, die derhohe Gast" beehrt. Und die deutsche Industrie weiß wohl, warum sie im Palaste des Prinzen Albrecht, den das Reich von den Hohen- zollern gemietet hat,fürfttiche Geschenke" häuft... EinMörder", den Oeuischland freikaufie. Es mag in Amanullahs Reiche zugehen, wie es selbst in Ostelbien nicht mehr der Fall ist: durch einen freundlichen Akt gegenüber einem Landsmann war der Herrscher vor längeren Monaten hier bekannt geworden. Der deutsche Forschungsreiscnde Stratil-Sauer hatte in der Not- wehr einen Afghanen erschlagen. Die geistliche Ge- richtsbarkeit hatte ihn darauf zum Tode verurteilt: nicht der Staat, sondern die Verwandten des Erschossenen erhielten dadurch das Recht auf desMörders" Leben. Aber sie bestanden nicht auf ihrem Schein: die deutsche   Gesandtschaft konnte Stratil-Sauers Freiheit und Leben mir barem Gelde kaufen. Dann aber bemächtigte sich die st a a t l i ch e G e- richtsbarkeit des Falles und Sauer wurde zu lebens- länglichem Gefängnis oerurteilt. Und eben daraus befreite ihn der Gnadenckt des Emirs, der im Salonwagen des Reichspräsidenten   jetzt über die Schweizer   Grenze fährt. Das Land der Detter Tamerlans. Doch was ist denn eigentlich Afghanistan  ,dort hinten, weiter noch als die Türkei  ?" Nun, ein Land, f a st f o g r o ß wie Frankreich  , aber nur von sieben bis acht Millionen Menschen bewohnt, kriegerischen Stämmen, aus denen einst T a m e r l a n seine besten Reiter warb. Die Hauptstadt Kabul   zählt IKOtKiO. die anderenGroßstädte" Ehazni, Kandahar  , Mazor-i-Scherif, Herst 20 000 bis 00 000 Ein» wohne?. Seit Jahrtausenden ging dos Land von einer Hand in die andere: nach der griechischen, syrischen, mongolischen, persischen Herrschaft wurde es zuletzt, ebenso wie das im Westen benachbarte Persien  , von England und Rußland   um- kämpft. Aber während in Persien   vor allem die E r d ö l- quellen diesen Wettkampf erregten, war es bei Afghanistan  ein anderer Grund. Rußland im Norden, Afghanistan   und die kriegerischen Stämme an der Westgrenze zwischen Afghanistan   und Indien   das waren die großen Sorgen des britischen Weltreichs.
und sind die beiden großen Sorgen des britischen Weltreichs. Schon 1809 beginnen die Engländer, als erste Europäer, Verhandlungen mit Kabul  , um es auf ihre Seite zu ziehen. Da der russische Einfluß dennoch ins Land dringt, unter» nimmt General Roberts 1839 einen Feldzug ins Land, wird aber von den kriegerischen Einwohnern hinausgedrängt. Fast vierzig Jahre danach dauern die vergeblichen Versuche Englands, mit diesem aufsässigen Volte fertig zu werden bis der Emir Abdur-Rahman 1880 eine englische Geld- suboention annimmt und damit in die englische   Vormund- schaft einwilligt. Die Interessensphären der beiden Groß- mächte werden abgegrenzt. Habibullah  , der 1901 den Thron besteigt, ist englandtreu auch während des Weltkriegs, trotz der eifrigen deutschen   und bolschewistischen Agitation im Lande, die beide aus Afghanistan   einen Mittelpunkt der panislamitischen Beweguna machen wollen. Aber mit der Befriedung der kriegerischen Stämme an der Westgrenz« Indiens   ist England eigentlich nie fertig geworden. 1895 annektierte es zwar Beludschistan im Südwesten: grau- same Expeditionen sollten die Stämme im Nordwesten zur Ruhe bringen. Aber da» ist nie ganz gelungen, und so kam es, nach der geheimnisvollen Ermordung Habibullahs im Februar 1919 und der Thronbesteigung des heutigen Emirs Amanullah  , im Mai 1919 im Zusammenhang mit den Kämpfen der Grenzstämme der Afridis, Mohmands und Mahfuds zu einem Kriege zwischen Afghanistan   und Eng­land. Da es zu gleicher Zell   auch in Britifch-Jndien(in Peschawar  ) sehr unruhig war, aab England nach und unterschrieb am 8. August 1919 den Friedensvertrag von Rawalpindi  , durch den Afghanistan   zu einem unab- hängigen Staate wurde. G«Revolutionär" auf dem Thron. Er folgte nunmehr eine Reihe innerer Reformen, i» denen Amanullah seineu Wille» kundgab, vom Feudalis  -
Von p. Schirzajew. r 5. Fortsetzung. N nein! das habe ich nur so geschrieben!" antwortete Nikolai noch verlegener und wandte sich ab, während dunkle Röte sein Gesicht überzog.Ich habe Sie gar nicht erwartet, wollen Sie Tee?" Nataschas Gesicht war dicht verschleiert. Sie hob den Schleier nicht, setzte sich an den Tisch, nahm das Buch in die Hand und begann langsam darin zu blättern. Es ist ein sehr gutes Buch!" sagte Nikolai.Wollen Sie vielleicht Tee?" Nein, nein, ich habe Eile," lehnte Natascha ab,ich bin nur auf einen Augenblick gekommen." Morgen müssen Sie nach Saltykowka fahren," begann sie, während sie mit blassen, zuckenden Fingern schnell die Seiten umblätterte,dort find in einem Landhaus Waffen, illegale Schriften und verschiedenes andere versteckt. Man muß das alles nach einem anderen Ort hinschaffen. Kennen Sie den Genossen Semjon? Nein?" Nikolai hörte aufmerksam zu.' Er wird Sie dort erwarten, auf einer Bank auf dem Bahnsteig. In den Händen wird er eine Zettung hatten, ,Utro Rossii'. Werden Sie sichs merken? Sie werden an ihn herangehen und ihn um Feuer bitten. Er wird eine Zigarette rauchen... Er wird Sie fragen: ,Wie spät ist es?' Dann werden Sie mit ihm in das Landhaus gehen und ihm helfen." Wann muß ich dorthin fahren? Mit dem Zug um 10,30." Ich kann auch früher! Ich stehe ja sehr früh auf!" Semjon wird Sic dort gegen 11 Uhr erwarten", unter- brach ihn Natascha, indem sie ihn aufmerksam betrachtete. Ihr Blick war seltsam: so blickt man Gegenstände an, so blickt der Mensch, wenn er allein ist. Natascha wandte sich an Nikolai und sagte leise: Nikolai, hören Sie... Sagen Sie... Sagen Sie es nur mir.. Nikolais Gesicht straffte sich, seine Augen klammerte» sich an das tief verschleierte Gesicht Nataschas. Was denn?" Natascha schlug das Buch zu. Klamdia Poljakowas Ge- ficht hatte ebenso unschuldige Augen und einen so großen Mund... Werden Sie nicht durcheinanderbringen, was ich Ihnen gefagr habe?" sagte sie hastig, während sie sich erhob.Also, veraessen Sie nicht, mit dem Zug um 10.30 Sattykowka, Ge- nosse Semjon..." Soll ich dann nachher zu Ihne» kommen?" fragte Nikolai. Nachher?,. Natascha blickte ihn einen Augenblick schweigend an. als verstünde sie feine Frage nicht. Wenn wir dort olles erledigt haben?" erklärte Nikolai. ,La. ja! Natürlich, natürlich!" sagte Natascha eilig. Hastig klapperten ihre tletnsn Absätze auf den steilen Stufen. » Der Wind raschelte leise mit den herbstlichen Blättern, die auf dem hölzernen Bahnsteig lagen. Auf einer Bank saß ein Mann, der die ZeitungUtro Rossii" las. Er trug einen Regenmantel mit hochgeschlagenem Kraqen. Zigaretten- stummel lagen zahlreich verstreut zu seinen Füßen. Er rauchte eine Zigarette nach der anderen. Verspätete Sommergäste gingen an ihm vorüber. Der Zeitungshändler bot ihm schon mehrere Male Zettschriften zum Verkauf an. Als der Zug sich in der Ferne zeigte, hatte es der Mann im Regenmantel plötzlich sehr eilig; er knüllte die Zeitung zusammen und steckte sie in die Manteltasche: dann schritt er hastig über die Schienen und betrat den anderen Bahnsteig, von dem die Züge in der Richtung Moskau   abfuhren. Unter den wenigen Fahrgästen, die den Zug vertteßen, befand sich auch Nikolai. Als er auf dem anderen Bahnsteig die unbewegliche Gestall im Regenmantel bemerkte, überschritt er zögernd die Schienen und näherte sich der Gestalt. Der Mann im Regenmantel, der mtt dem Rücken zu ihm stand, wandte sich in dem Augenblick um, als Nikolai schon dicht bei ihm war. Zwei Augenpaare trafen sich. Der Mann-im Regenmantel drehte sich um und
mus, der vordem im Land« herrschte, ijur Neuzeit überzu­gehen. Bei dieser Reformarbeit unterstützte ihn in beträcht­lichem Maße der Umstand, daß er nicht nur ein weltliches, sondern auch ein geistliches Oberhaupt(Imam  ) ist In dieser Eigenschaft stiftete er religiösen Frieden zwischen Afghanen und Hindus, die in seinem Lande Zuflucht fanden. Er verstaatlichte das Kirchenverrnögen(Watuf), schaffte die Sklaverei ab(1921), trieb Propaganda für Einehe(der Emir  selbst hat nur eine Frau), führte die Einwilligung der Frau zur Eheschließung ein und setzte dasAalym"(d. d. die Abfindungssumme) herab, wodurch die Eheschließung auch den Minderbemittelten zugänglicher gemacht wurde. Er lckaffte die ehemaligen Feudalprivilegien der Sirdars, Häupter der vornehmen Geschlechter, ab und führte die allgemeine Wehrpflicht ein, wodurch er den Steuerprivilegien der Stämme, die bisher die Rekruten stellten, ein Ende machte. Trotz des modern zugeschnittenen Staatsapparats(neun Ministerien!) lassen sich asiatische Sitten nicht mit einem Federstrich abschaffen. Eine besondere Kommission zur Be» tänpfung des Bestechungswesens wurde zwar geschaffen; aber in besonders drastischen Fällen werden noch heute ungetreue Beamte auf Befehl Amanullahs öffentlich gehängt oder von einer Behörde zur anderen herumgeführt und zur Belehrung und im Beisein der anderen Beamten öffentlich der Prügel» erekutton unterworfen.... Ein Ende machte dem asiatischen Gebührenwesen die Einführung fester Zolltarife, wäh- rend man ehedem Abgaben vom Gewicht, vom Preis, von der Zahl der Waren, für den Taxator, die Ortsbedürfnisse, die Ber- sicherung, das Geleit usw. in orientalischer Buntheit erhob. Am eiftigsten scheint es der Emir   auf die Bekämpfung der eng- lischen Einfuhr abgesehen zu haben. So berichtet Raskolnikow. der frühere Sowjetgesandte in Kabul  , boshaft, daß Amanullah  , sobald er an irgendeinem seiner Hofleute einen englischen Anzug erblickt, ohne weiteres mit der Schere auf ihn zugeht und ein groß« Loch hineinschneidet.... Nun. anders ging
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\ Aus dem Russischen   von Nina Siein. entfernt« sich. Nikolai holte ihn ein. Als er rechts an ihm vorüberging, warf er einen Blick auf feine Manteltasche; er sah eine Zeitung darin stecken, es warUtro Rossii". Hastig holte er eine Zigarette hervor, und während er sie ungeschickt zwischen Mittel- und Zeigefinger nahm, wandte er sich an den Mann im Regenmantel: Dürste ich um Feuer bitten?" Wieder trafen sich zwei Auaenpaare. Der andere streckte ihm seine Zigarette entgegen und wollte sich dann wieder ent- fernen, machte auch schon einige Schritte, während Nikolai erstaunt dastand. Doch plötzlich wandte er sich schroff um und fragte: Wie spät ist es?" Uff f!" atmete Nikolai erleichtert auf.Sie sind doch Genosse Semjon? Ich bin Nikolai, komme von Natascha."
Sie schüttelten sich hie Hände. Nikolai betrachtet« auf- merksam Semjons Gesicht und versuchte angestrengt, sich au etwas zu erinnern. Semjvn hotte es plötzlich sehr eMg..Lommen De. wir müssen gehen!" Ist es weit?" fragte Nikolai. Da dahin!" Semjon zeigt« auf den Kiefernwald jen- setts der Schienen.Dort wartet ein Genosse«uf uns." Im Wald schloß sich ihnen Wanja an ein stämmiger. breitschultriger Arbeiter mit einer verblichenen Mütze und in einem wattierten Rock. Er schüttelte Nikolai schweigend die Hand. Sie gingen alle drei nebeneinander, unter ihren Füßen knisterten leise die Nadeln und raschelte das herbst- liche Laub. Es roch nach Moder und Feuchtigkeit. In der Nähe eines großen Teiches bog Semjon vom Weg ab und ging in den Wald hinein. Er verlangsamte die Schritte. Ich möchte rauchen. Willst du auch, Wanja?". Ich habe extra zehnDuchesse" getauft." sagte Nikolai. der gleichfalls stehengeblieben war,und dabei rauche ich gar nicht! Natascha hat gesagt, ich solle Sie um Feuer bitten und darum habe ich sie gekaust. Wollen Sie? Bitte, nehmen Sie sie nur! Nehmen Sie doch, ich rauche sie ja doch nicht!" Er reichte Semjon das gelbe Schächtelchen. Nein, ist nicht nötig. Gehen Sie, gehen Sie!" sagte Semjon mit seltsamer Stimme und verzerrtem Gesicht. Gehen Sie voraus, ich... komme gleich." Kaum hatte Nikolai sich umgedreht, als Semjon einen Browning aus der Tasche riß und ihm hastig in den Rücken schoß. (Fortsetzung folgt.)
es am preußischen Königshofe im 18. Jahrhundert auch nicht zu. Die Sowjets aber feiern Amanullah   als einen Revo- lutionäraufdemThron. Amanullah   selbst betrachtet sich(so in der Rede vor dem Durbar am 14. Juli 1924 über 5 Jahre Refcnnarbeit) alsersten Diener seines Volkes", wie das Friedrich der Große   tat. Mit Amanullah  ziehen die Schatten preußifch-deutscher Vergangenheit Unter den Linden lang und durch die Wilhelmstraße ins Palais eines sagenhaften Hohenzollernprinzen.
Aus alten Gazetten. In einem Wiener Blatt las man einmal im Parlamentsbericht was folgt: Cs ergreift nunmehr dos Wort: Der Ernst der Situation Ministerpräsident Dr. Ernst v. K ö r b e r: Hohes Haus!... » Als im Weltkrieg der deutsche Gouverneur von Kiautschou   heim. funkte:Einstehe für Pflichterfüllung bi» zum äußersten, v. Meyer- Waldeck  ", versah dieReue stete Presse" in Wien   diese» Telegramm mit der stolzen Ueberschrift: Bevorstchcndcr Heldentod des Gouverneurs von Kiautschou  . » Da» hotländssch« Schiff.Tubantia" war von den Engländern auf» gebracht worden. Darob natürlich große Bettachtungen über da» Redjt der Neutralen und wer es mißachte. ImBerner Tagblatt  " erschien ein Leüartitel mit folgendem Ittel: vo» we« droht Holland   die größte Gefahr? (Don unserem Berliner   Korrespondenten.)