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Obrigfeiisstaai und Volksstaat. Genosse Lobe sprach bei den republikanischen Polizeibeamten. - D> Republikanisch« Bereinigung bei der preußi- fchen Polizeiverwaltung hatte zu gestern abend zu einer Kundgebung im Großen Saale des Herrenhauses eingeladen. Än seilen Einleitungsworten führte Regierungsrat Abramowitsch aus, daß die Republik   sich gefestigt habe. Aber nicht olle Beamten hätten begriffen, daß der früher« Staat sich selbst überlebt habe. Wir wallen den republikanischen Gedanken vertiefen, wir sind nicht wirtsck?asts. oder parteipolitisch eingestellt, sondern eine Kampf. organisation für den Gedanken de? Republik  . Run nahm Reichstagspräsident Genosic Lobe dos Wort zu einem Bortrag über das Thema �Obrigkeitsstaat und Dolksstaat�. Die Polizeibeamten, so führte er aus. hätten in den politischen Kämpfen der letzten Jahre gesehen, wie, wenn man die Kommunisten ausschalte, dos deutsche   Volk in zwei Lager geteilt sei: ein schwarzrotgoldenes und ein f ch wa r z w e i ß r o t e s. SchwarzrotgoS» ist uns das Banner der Zukunft, das Zeichen des neuen, freien, sozialen, dereinst mit Oesterreich   vereinten deutschen   Staates. Schwarzweißrot ist uns das Symbol derer, die rückwärts wollen zum Obrigteits- und Mili- t ö r st o a t. Der alte Staat habe einen einzigen an der Spitze ge- sehen imd sonst nur Untertanen. Der Volkestaat aber geh« von dem Gedanken aus, daß alle gleickiberechtigt wären und in ständiger Prüfung die Führer auswählten. Morgen käme d«r König Amanullah aus Afghanistan  . Cr sei einer der wenigen ab» soluten Monarchen, die es noch gäbe. Ab« man müsse schon nach Asten   geben, um«inen zu finden. In Europa   sei«n die Zeiten der absoluten Monarchen vorb«i. Solle nun Deutschland   das unfähigste, am weitesten zurückgeblieben« europäisch« Volk s«in? Rein! Wenn man sage, daß die Demotrasie undeutsch und welsch sei, vergesse man, daß an der Schwelle der deutschen   Geschichte die Gemeinde»«rfassung steht, bei der von ollen Gleichberechtigten der Herzog gewählt wurde. Die absolute Monarchie sei am stärksten in Frankreich   ausgeprägt gewesen und durch Bosiuet theoretisch begründet worden, der die Monarchen die Stellvertreter Gottes nannte. An dieses Gnaden» tum habe Wilhelm II.   auch noch geglaubt. Die Angriff« gegen die Republik  , die ihr bie wirtschaftliche Rot. die Arbeitslosigkeit und das Wohnungselend in die Schuhe schieben, sind unberechtigt. Wir übernahmen das Erbe des zusammengebrochenen Kaiserreiches. Und selbst in den Siegerstaaten, ja auch bei den Neutralen, sind heute die Röte groß. Wenn man sage, die Republik   s« durch Handstreich gekommen, so erinnere er an in« Worte des verstorbenen Zenirumsabgeordneten, Reichsgertchtsrat Burlage, der«inst zu Helfferich sagte:»Ich oltler Mann habe ge. wartet, daß jemand ausrief« zur Berteidigung der Monarchie. Es kam keiner, da erst ward ich Republikaner. Die Rechte hör« man oft nach einem Retter schreien. Und als der hochverehrte Reichspräsident gewählt wurde, da hatte man chn mit lautem MundeRetter' genannt. Heute ober schreibt In ihrem Weihnachis. artitel'«in führendem konservatives Blatt schon wiederWann endlich wird ein Reiter kommen unserm Volke?" Daneben aber auch seien noch Retter zweiter Ordnung aufgetreten: Ehrhardt. Ludendorff  , Hitler und andere. Ludendorfs habe er bei seiner legalen und illegalen Retterarbeit beobachte', können. Er habe ihn im ganzen dreimal als Abgeordneten im Reichstag grtehen. Ludendorn bilde eine Fraktion für sich, die er als die Fraktion der Fleißigen bezeichnen möchte. Di« allegal« Arbeit dieses Reiter? kenne man vom Odeonsplatz  . Ksiy Retter, sondern»ur geweiasame Arbelk kann Helsen  . Dir wollen die Republik des sozialen Ausbaue» und der Gleich. be-echiiaung für alle, der Ordnung, die vom Vertrauen getragen wird. Wr wollen die Republik  , die in Verwaltung und Wehr. macht kein« Kaste, kein« Adel bevorzugt. Wir wollen die Republik  . die nach innen die törichten dynastischen Grenzpfähle umwirft und nach außen mit Demschösterreich vereint wird. Wir wollen ine Republik des wirklichen deutschen   Rechtes, in der höher als der Besitz der Mensch geachtet wird. Wir wollen die Republik  , in der die Beamten nicht mehr Diener des Fürsten  , sondern Diener. Helfer. Schützer und Freunde des Volkes sind! Genosse Lobe schloß unter stürmischem Beifall. Mit einem Hoch aus die deutsche Republik wurde die Kundgebung beendet. Abrechnung in Norwegen  . Hornsrod entlarvt die Bankenregienmg.- Die Kommunisten spalten sich. Oolo. 2t Februar.(Eigenbericht) Die nur eintägig« Debatte üb» die Erklärung der neuen Re» gierung wurde noch am gleichen Tage damit beendet, daß der M ißtrouin,antrag der Arbeiterparteien mit 85 gegen 62 Stimmen abgelehnt wurde. Genosie Horn»rud. der gewesen« Ministerpräsident, hotte betont, daß die Banken den Staat zwingen wollten, einen großen Teil ihrer Verluste zu tragen. Diese Zumutung habe die Ar. beiterregierung abgelehnt und deshalb sei sie gestürzt worden. In dem Mißtrauensvotum, dos ebensalls Hornsrud   begründete, heißt es, daß die Regierung Mowinkel keine ander« Erklärung abgegeben habe als das vorige Rechtstabinett. Die Politik dieser Regierung sei ab» durch die letzten Wahlen verurteilt worden: die gegenwärtige Regierung wäre durch eine oußenparlamen» tarische Aktion entstanden und nur ein gehorsames Institut der privaten Bant, und Seldinteresfen. Die Regierung teilte im Laufe d» Debatte u. a. mit daß bie von der Arbeiterregierung für 1928 geplante Einstellung der Militörübungen nicht erfolgen soll. Auch die anderen von der Arbeiterregtcrung vorb»eitet«n Pläne habe das neue Kabinett f a l le n g e l a ff e n. Innerhalb der Kommunistischen Partei ist wegen der Unterstützung der Arbeiterregiernng durch die kommunistischen Ab- geordneten neu» Streit entbrannt Moskau   wünschte offenen Kamps gegen dos Arbeiterkobtnett. Di« kommunistischen Abg  «. ordneten hoben sich diesem Befehl sedoch nicht gefügt. Es ist zu »warten daß sie jetzt zum großen Teil zur Arbeiterpartei übertreten._ französisch-belgische ZoNeinigung. Parts, 21. Februar.(Eigenbericht) Di« Handelsvertrogsoer Handlungen zwischen Frankreich   und d«? belgisch  -luxemburgischen Zollunion sind am Montag abend zum Abschluß gelangt Da französisch« Ministarat hat den Handelsminist« zur Unterzeichnung des Uebaeinkommens ermächtigt
Die Notstandsaktion für die Landwirtschast.
Wenn es au den Empfang von Subventionen- und wenn es ans Steuerzahle« geht. Belgien   will Garantien. . Eine Rede des belgischen Außenministers.
Brüssel  . 21. Februar.(Eigenbericht.) Im Senat sprach Außenminist» H y m a n s zu seinem Etat ' üb» die Außenpolitik. Obschon» nicht viel Neues sagte, wichen Inhalt und Ton seiner Ausführungen doch unangenehm von dem ab, was man in den letzten Iahren vom Außenminister Bandervelde gehört hatte. Sowohl Hqmans' Auslastungen über die Beziehungen zu Deutschland   wie seine Bem«kungen über die Iriedensbestrebungen des Völlerbundes ließen an Wärme und Ueberzeugungstrast viel zu wünschen übrig. In bezug aus die Rheialandräuwung betonte der bel> zische Außenminister zunächst, daß bisher weder direkt noch indirekt ein Schritt in dieser Frage bei der belgische» Regierung getan worden sei; andererseits habe sie die bestimmteste L«sicheruug, daß in dies» Frage ohne B�lsien» Austsmmnug nicht« geschehen würde. Zur Sache selbst sagte Hymans. daß die belgische Regierung es nicht ablehnen würde, Verbesserungen in der Ausführung der Friedensverträge zu prüfen, daß ab« Borsicht und Wachsam­keit geboten seien. Belgien   laste sich in sein», Beziehungen zu Deutschland   von dem Geiste von Loccum   o leiten und habe da» auch durch Zurückziehung eines Teiles sein» Besatzungstruppen und durch Milderung der Besatzungsmethoden bewiesen.(Damit gibt er zu, daß diese Methoden milderungsföhig waren und ob! Red. äB") Wer man dürfe nicht vergesten, daß die Rheinland­besetzung den Zweck habe, die Durchführung des Friedensv»troges in bezug auf die militärische Sicherheit wie aus die Leistung der Reparattonszahlnngen zu garantieren. Es sei Sache Deutsch  - lande, das die Rheinlandräumung dringend fordert, genaue Vorschläge zu machen, die geeignet wären, diese Garantien für die Sicherheit und di« Reparationszahlungen durch andere zu«r» setzen. Sobald Deutschland   solche Vorschläge mache, werde die bel- gische Regierung nicht zög»n, sie im Eino«nehmen mit ihren früheren Verbündeten im Geiste der Objektivität und der Gerechtig­keit zu prüfen. Besonders wichtig wären dabei die Garankien. daß Deutschland   seinen Verpflichtungen in den ent- mllliarisierteu Zonen nachkomme. Di« Garantien in bezug aus die Reparationen seien insbesondere auch im Hinblick aus die Agitation in Deutschland   auf Herab- minderung der Leistungen»forderlich(?). Am Schluß jordertc Hymans Einlösung der 6 Milliar­den Papiermark, die von der deutschen   Besatzung in Belgien  in Umlauf gebracht wurden und die heute wertlos sind. Deutschland  habe«in« derartige Verpflichtung verschiedentlich anerkannt, ab» bis- her nichts zu ihrer Einlösung getan. Boncour häli an derSicherheit" fest. Sie muß der Abrüstung vorangehe«. Genf  , 21. Februar.(Eigenbericht) Die Reden d» verfchiedenen Delegierten zur Sicherheitsfrage wurde am Dienstag vormittag fortgesetzt Das Ergebnis war«rt- schieden magerer als dos des Montag. Weder d» Vertreter Italiens  , de M a r i n, s. noch der französische   Vertreter Paul Bonrour. rückten auch nur einen Finger brett von der be­kannten bisherigen Einstellung ihrer Lander ab. D« Italiener  schloß sich in d« Frag« d« Schiedsgerichtsbarkeit dem englischen Standpunkt an und wünschte für den Völkerbund   Handlung«» frei he it Abrüstung lehnte er vorfichlig ab. Paul Boncoür hielt ein Plädoyer gegen dl« sofortige Abrüstung. Er versuchte, z» beweisen, daß die Sicherheit weder Europas   noch der W«lt jo weit gesichert fei. daß man schon abrüsten konnte. Sicherheit und Abrüstung bildeten ei» einheitliche» Gang». bei d» die Sicherheit voranzugehen(?) habe. Auf- gab« des Sicherheitsausschusies sei die Ausarbeitung ein« welt- umspannenden Friedenssicherung als Vervollständi. gung und Präzisierung de« Bölkerbundspakte«, unter D�ugnahme auf die gestrigen Ausführungen Polens   und da» Gutachten von P o l i t i s forderte Paul Boncour   als Voraussetzung der Wrüstung regionale Sicherheitsverträge mit wa> tsrieller Unterstützung gegen Angreif». Aechtung des An- griffskrieges und Ausbau der Sanktionsbestim- münzen. Einer ollgemeinen Schiedsgerichtsbankeit könne Frank­ reich  
beitreten, wenn hinter dieser die Sankstonsdrohung stehe, um die Durchführung der Urteil« zu erzwingen. Nach Boncour trat der Vertreter Finnlands   für de» norwegischen Gedanken eines allgemeinen Schiedsgerichts- paktes ein und begrüßte die deutschen   Dorschläge als technische Maßregel zur Krtegsverhinderung. Für einen trotzdem erfolgenden Angriffskrieg wünscht Finnland   finanzielle und ma­terielle Unterstützung des Völkerbundes. Di« Angst vor Rußland  stand unausgesprochen hinter den sinnischen Worten. Die großen Gegensätze in der Auffassung üb» die Auf- gaben d» Sichorheitskommlssion und di« Möglichkeit einer baldigen Wrüstung, die nach den deutschen   und französischen   Darlegungen sich zeigten, haben«« dem Vorsitzenden geraten erscheinen lassen. heut« nachmittag keine Vollsitzung einzub»us  «n. Dagegen suchen fnofsizselle Besprechungen von Delegation zu Delegation statt Di« allgemeine Debatte soll morgen weitergeführt werden. Man hofft, dann mit einigen Unterkommissionon die praktische Arbeit beginnen zu können. D« russische   Beobachter Stein hat«inen Antrag ongr- kündigt der einen allgemeinen Sicherungsplan ent- hatten soll, auf Grund dessen die sofortige Abrüstung vorgenommen werden könnte. Sozialistischer Zusammenschluß. Ja der Tschechosiowatei. Der Wille zur Einigung und politischen Zusammenarbeit der v sozialdemokratischen Parteien in d» Tschechoslowakei   kam In den letzten Tagen neu»dtng» dadurch zum Ausdruck, daß die Frak­tionen der tschechischen und der deutschen   Sozialdemokratie in, Ab- geordnetenhous und im Senat aus chrer Mitte je einen gemeinsamen Ausschuß wählten, der aus j« drei Bertretern des tschechischen und deutschen   Klubs besteht und dem die Durchsührung gemeinsamer parlamentarischer Aktionen obliegt Der gemeinsame Ausschuß nn Senat hat. u. a. beschlosie», die Regierung sofort üb» ihre Stellung zum Achtstundentag zu interpellieren. Der Ianuarkongreß der tschechischen und deutschen Soz!ald«no. kraü« und sein« Beschlüsse haben in der Arbeiterschaft l e b h a s t e n Widerhall gefunden. Zum erstenmal seit Jahrzehnten tagen wieder gemeinsame große Versammlungen, in denen tschechische und deutsche sozialdemokratische Parlamentarier zu den Ar- beitern sprechen. Die bisherigen Kundgebungen in Brünn   und Irauteuau ließen bereits den ersten Erfolg der gemeinsamen Politik erkennen. Oie Wahl in Japan  . Keine wesentliche DerSndervng. Tokio  , 21. Februar. D« Wahlbeteiligung betrug m-Pesamt 69,4 Proz.. ,n Tokio  75,8 Proz., in Kode 77 Proz. und in Osaka   68 Proz. Die Seiyukai- Partei»hiett 220. die Minseito-Partei 2l6, die Linksparteien 5 Sitze. Zu der von der Seiyukai-Partej erhofften Vehrhei' ist es nicht gekommen. Für die Minseito-Partei ist bei einem Zu- sammengehen mit den Linksparteien unter Umständen ein« Mohr- hatsbildung möglich. Mtnseito ist die Oppofitüm, deren übergroße Störte d» Rc- gierung des Gen»als Tanaka zur Aiftlösung des Parlaments Anlaß gegeben Hot Der Begisieur de»«aoell-Films.  Dann," erklärte Presse. Vertretern, daß d» Film trotz Zensurverbot demnächst in einem Londoner Kino gezeigt werden würde. Im übrigen kann der Film, falls die englische Theaterzensur es erlaubt, in jedem Londoner Theater gezeigt werden. Aves Gnyok. Dorkämpf» d» Frelhandlerbewemmg in Frank- reich, bedeutender Publizist und mehrmals Minister.'st als Fünfund- ochtzigjährig» gestorben. Zur Zeit der Dreyius-Kampognr war sein Blatt Jie Steele"(Das Jahrhundert) ein ftoupttainpsorgon für die Revision und gegen die reaktionären Militärs. Großadmiral von Soester   gestorben. Großadmiral von Svester gestern mittag#12 Uhr infolge Herzlöhmung im Atter von Jahren gestorben.