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Afghanistan in Derlin. Schlägt man vom Roichskcm�lerplatz aus den Weg in die Ahornallee«in, in das alte Westend, wo die scheußlichsten Blüten des alten Berliner Villenstils stehen, so kommt man bald zu dem bescheidenen zweistöckigen Haus Nr. 40/41, das die afghanischen Studenten bcwohneß. Ist schon die Zahl der in Berlin Studierenden aus europäischen Ländern ein guter Gradmesser für die geistig-kulturellen Beziehungen der Länder zu uns, so gilt dies natürlich in noch höherem Maße dann, wenn es sich um ein außereuropäisches Land handelt, das erst seit kurzem den festen Willen gezeigt hat, mit der europäischen Welt in Vcr» bindung zu treten. Ungefähr 50 afghanische Studenten und Schüler bc-

Eine Gruppe der Berliner Afghanischen Studenten

finden sich aus Staatskosten hergesandt in Deutschland , in Berlin , München , Darmstadt usw. Sie stellen recht eigentlich die afghanische Kolonie dar, da die Zahl der Kaufleute und Vergnügungsreisenben, die Afghanistan verlassen, um eine Europa » tour zu machen, noch recht klein ist. Eine weitere solche Studenten- kolonie befindet sich in iparis, aber mehr mit der Absicht errichtet, sich militärische Kenntnisie anzueignen. Auch in London findet sich eine kleine Zahl von Studenten. Die in Deutschland zum Studium für die Uiriversitäten oder technischen Hochschulen sich vorbereitenden Afghanen werden in dem Westenider Studentenheim, das unter Leitung desInspektors der afghanischen Studenten� Rasul steht, von deutschen Lehrern vor- bereitet, und die Regierung hat gestattet, daß die Abschlußprüfung dem deutschen Abi -turium gleichgestellt ist. Zurzeit genießen zwölf Schüler den Berliner Unterricht, dazu kommen noch fünf, die die Lichterfelder staatliche Swdienanstalt besuchen. Alle in Berlin lebenden Jünglinge haben Ihr Heim in dem Westender Häuschen, das durch seinen großen Garten auch Gelegenheit zu körperlicher Ertüchtigung bietet. Das Heim ist ebenso wie die Villa in der Lessingstr. 0 der Sig der afghanischen Gesandschast, Eigentum der afghanischen Regierung. Nachdem Afghanistan wenige Jahre nach dem Weltkriege seine volle Unabhängigkeit erlangt hatte, sind die verschiedenen europäischen Gesand�schosten entstanden. Der gegen« wärtige Chef ist der Gesandte und bevollmächtigte Minister Ahmed Ali Khan, der seit etwa zwei Jahren unter uns weilt. Be- kannt ist, daß der deutsche Einfluß in wirtschaftlichen Dingen in Afghanistan bereits ein recht erfreulicher ist: unter deutscher Leitung entsteht die an der Peripherie des alten Kabul entstehende neue Residenzstadt Dar°ulamman. Der jetzige Besuch des Königs von Afghanistan in Berlin wird sicher dazu beitragen, die wirtschaftlich« Verbindung beider Länder noch enger zu gestalten. Oer große Aufwand. Der Aufwand, der mit Emir Amanullah getrieben wird, mutet etwas reichlich an.So waren bei einer bekannten Bekleidungs- firma im Schaufenster Muster der Livreen ausgestellt, die für den Haushofmeister, die Lakaien und die Kraftwagenführer bestimmt sind, die dem Emir zur Verfügung gestellt sind. Goldene und silbern« Achselstücke mit wundervollen, die rechte Brustseite bedeckenden eben- solchen Fangschnüren aus langen Röcken von herrlichem grünen Tuch, seidene und somtne Eskarpms, prachtvolle Schnallenschuhe aus Lack, «in« breit« silberne Schärpe mit dem eingestickten Adler der Republik , ein gewichtiger Hvfmarschallstab ein höfischer Prunk war da zu sehen, der die Galauniformen der Kaiserzeit in den Schatten stell:. Man hat inzwischen", so schreibt die»Deutsche Zeitung". alle diese schönen Dinge wieder entfernt, vielleicht, weil man di« Urteile desarbeitenden Volkes" fürchtete." Die Klagen derDeutschen Zestung" sind urkomisch. Au»- gerechnet sie wendet sich gegen den Prunk, der zugunsten ein«» fremden'Monarchen entfallet wird, der schließlich doch kommt, um Austräge für die Industrie zu bringen.

Land ohne Regierung. Das glückliche Mecklenburg -Strelih. Also heute wurde nun gemeldet: Mecklenburg-Strelitz hat keine Regierung. 110 000 Einwohner suchen jemand, der regieren kann. Zweimal mußten sie wählen im Abstand von wenigen Monaten. Die Wahlen brachten einen Ruck nach links. Die Hetzer, die das flache Land gegen die Stadt aufputschen wollen und dieBauernreoolution" proklamieren, erlitten cine katastrophale Niederlage. Die Sozialdemokratie hatte ihre Stimmenzahl gegen 1924 um zwei Drittel, ihre Mandate von 8 auf 13 erhöhen können. Die Deutschnationalen bliesen jetzt Alarm. Sie wollen sogar ihren seit Iahren behüteten Ministersessel an die Splitterparteienin dem Haus der 33 Männer abgeben, wenn diese einen geschlossenen B l o ck z u r Abwehr der Sozialdemokratie und o Tragik des Schicksals des einzigen daselbst vorhandenen V ol t s- parteilers bildeten! So etwas ähnliches ist nun gestern herausgekommen. Das Ergebnis steht einzig in der parlamenta- rischen Geschichte da. Bisher hat man sich durch alle Not geholfen, indem man bis zur Neuwahl einer Regierung das alte Kabinett amtieren ließ Diese Beugung des Mehr- heitswillens war auch jetzt geplant. Die Sozialdemokratie hatte nicht die geringste Veranlassung zuzusehen, wie auf solche Weise die Existenz des alten Rechtsblocks künstlich auf- rechterhalten werden sollte. Die Kommunisten machten überall mit der Opposition. Der Erfolg war: die neuae- wählte Regierung v. Reibnitz-cheipertz scheiterte an dem Mcß-

Freitag wieder Beschluß der Bezirkskonferenz der Halle, 22. Februar.(Eigenbericht.) Itachdem um 10 Uhr bereits die engere und weiter« Bezirks. kommission des Streikgebietes im Volkspark zusammengetreten war, versammelten sich um 1t Uhr die Funktionäre der mitteldeutschen Metallarbeiter, um zur Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruch» Stellung zu nehmen. Aus dem den Funktionären vom Mitglied de» Hauptvorskandes, hanschke, gegebenen Bericht heben wir folgende Gedankengänge hervor: 3m Hinblick aus die nunmehr geschaffene Rechtslage kam die Verhandlungskommission gemeinsam mit dem Haupt- v o r st a n d und ebenso auch die heute in Halle tagende K o n s e. re nz der Funktionäre aus dem Halleschen Bezirksgebiet zu der einmütigen Auffassung, den Kollegen die Aufnahme der Arbeil zu empfehlen. Mir wissen, die kämpfenden Kollegen sind gleich uns von dem Aus- gang der Bewegung nicht voll befriedigt. Aber wen» wir die Frage auswerfen, wer aus diesem Kampf als Sieger hervorgeht. so können wir aus vollster Ucbcrzeugung erklären, daß es die Metallarbeiter sind, die sich in diesem Kampfe muster- gültig geschlagen haben. Der Kollegenschafl ist der im hcrbsl v. 3. für die Schwer- eiseninduslrie gesällle Lohnschiedsspruch bekannt, der eine Lohnerhöhung von 2 Pf. in der. Spitze vorsah, so daß der Mindestlohn für den Facharbeiter in der Spitze 78 Pf. pro Stunde beträgt. Alle mit der Bewegung Vertrauten wissen, aus welchen Ursachen heraus damals der Kamps gegen diesen Schiedsspruch nicht ausgenommen werden konnte. Die verantwort- lichen Führer unserer Organisation, gemeinsam mit dem hauplvor- stand, waren sich damals darüber klar, daß dieser Schiedsspruch, diktiert vom Reichsarbeilsminisler, richtunggebend werden sollte für die Metallindustrie im übrigen Reich, wie für die Arbeiterschaft Deutschlands überhaupt, und wir sahen von Anbeginn unseres Kampfes in MItleldeutschland. daß die Metallindustriellen, sich auf den Lohnschiedsspruch in der Schwereisenindustrie stützend, ver- zweifelte Anstrengungen machten, damit diese Richtlinien nicht durch- brochen wurden. wir erhielten im ersten Schiedsspruch statt 2 ps. d r e i Pfennige

Grüne Gruß'SäuIen

mit der Reichsflagge und der schwarzen afgha­ nischen Flagge hat Berlin in großer Zahl auf­gestellt, um den König aus dem Morgenlande zu bewillkommnen.

trauensvotum, das die Deutschnationalen, Kommunisten, Demokraten und Mittelständler durchsetzten. Die alte Re- gierung Hustedt-Schwabe aber wurde von den Gegenparteien zu Fall gebracht, die in dieser Frage von den Kommunisten unterstützt wurden. Jetzt hat das Land der 110 000 keine Regierung. Die Landbündler haben nichts als das Parlament, vor dem sie demonstrieren könnten. Das Land kann keinen Haushalt beschließen. Es kann seine Belange nicht in Berlin vertreten lassen, well keiner weiß, welches denn eigentlich diese Be- lange sind. Doch im Ernst: Die Krise war entstanden, weil der sogenannte Demokrat H u st e d t nicht mehr Staatsverstand und demokratisches Gefühl ausbrachte als die Kommunisten, weil die Splitterparteien kopflos sind well eben 110 000 Einwohner einen eigenen Staatsapparat höchstens zu so niedlichem Unfug gebrauchen können, wie er gestern geschah. Vielleicht lohnt es deshalb, die Episode festzuhalten. Das kleine Land, dessen früheres Herrscherhaus den Ochsen» köpf in seinem Wappen führte, beweist besser als noch so gelehrte Abhandlungen, daß es so eben nicht mehr geht, und daß wir endlich das Einheitsreich bekommen müssen.

lrbeitsaufnahme. Metallarbeiter Mitteldeutschlands . Lohnerhöhung. Durch die Aufnahme des Sampfes ist diese Zulage gesteigert worden von Z und 5 ps. pro Stunde in der Spitze, so daß sür unser Gebiet nunmehr ein vlindestlohn von 80 Pf. für den Fach­arbeiter in der Spitze in Frage kommt. Damit haben wir nicht nur den Willen der wetalliadnstriellen durchbrochen. sondern darüber hinaus auch die Absicht des Reichsarbeitsministe- riums. diese Lohnerhöhung von zwei Pfennig in der Schwereisen­industrie richtunggebend werden zu lassen, durchkreuzt. Wik dem Ausgang unserer Bewegung haben wir den Weg sreigc- macht für die übrige Arbeiterschaft Deutichland». Als Folgen unseres Sampfes sind anzusehen die Schiedssprüche, die in letzter Zelt nicht mehr allein in der Metallindustrie, sondern auch in anderen 3ndustrien gefällt worder. sind. Kolleginnen und Kollegen! 3hr habt den Meiallindustriellea eine bedeutsame Schlacht gelieserf. die sie nicht erwartet haben. 3hr habt euch lapser geschlagen, so daß die übrige Arbeiterschaft Deutsch - lands bis weit in die bürgerlichen Kreis? mit Bewundernng auf euch blickte. Dieser moralisch« Sieg ist noch höher zu werten als der aus materiellem Gebiet. Soll dieser Sieg nicht in das Gegen- teil umschlagen, so ist es notwendig, daß ihr wie bisher weiter einig und geschlossen zusammensteht. und euch von keinerlei Parolen, oSn welcher Seile sie auch kommen mögen, beirren laßt. Einigkeit und Geschlossenheit ist nicht nur not- wendig im Hinblick, aus die Verfechtung unserer höheren Ziele, wie vom menschlichen Gesichtspunkt überhaupt, sondern Insbesondere auch deswegen, weil jetzt mit der Ausnahme der Arbeit der K a m p f i n den Betrieben beginnt. Laßt euch nicht von phraseuren. Kritikern aus Prinzip oder parteiegoistischen 3nteresscn auseinander- treiben, denn das würde den Sieg in eine Niederlage umwandeln. Unterzieht vielmehr den Verlans und Ausgang der Bewegung einer objektiven Würdigung, dann wird sich der Erfolg innerhalb der Be­iriebe weiter vervollständigen, und darüber hinaus wird das eine weitere Stärkung der Organisation und damit der Erhöhung der Schlagkraft der Arbeiterschaft zur Folge haben. Die Aussprache war kurz. Die Konserenz beschloß, die SKel- tenden anszusordern. die Arbeit wieder auszn- nehmen. Als frühester Arbeilstermin gilt derFreilagdieser Woche.

Gefängnis für kommunistische Gchulmädel. Warschau . 22. Februar.(Eigenbericht.) vor dem Lodz er Bezirksgericht fand ein Prozeß gegen sechs Schulmädchea im Aller von 17 bis 19 3ahre« statt, die aage- Nagt waren, der Kommunistischen Partei anzuge- hören. Die Mädchen bekannten sich nicht schuldig. Das Gerietst verurteilte eine» von ihnen zu zehn, zwei andere zu je sechs Mo- naten Gefängnis, die drei anderen wurden freigesprochen.

Funksprüche aus Europa und Amerika , In Mexiko wurde der Bischof von TamauliPaS. der seit vier Monate« unter falschem Name« sich im Lande aufhielt, und einige andere angesehene Katholiken verhastet. Alte Meldungen über Verhandlungen zwischen der mexikanischen Regierung und der Kirche über eine Beilegung des Religionskonsliktes sind falsch. Tic Auf- fassung des Präsidenten Calles geht dahin, daß der Konflikt vom Klerus provoziert ist und Berhandlnnge« unnötig sind: der Klerus habe der Verfassung z» gehorche«. * Räch dem der Sammer vorliegenden Gesetzentwurf soll Frank- reich» heeresslärte 525 000 Mann betragen, davon 106 000 Berufs- soldaten. 178 000 Mann Koloniallruppen und 30 000 Mann Flieger- trappen. Der italienische Gesandte erschien bereit» zum zweiten Male im wiener Bundeskanzleramt, um sich über die Reden zweier Abgeord­neter de» Tiroler Landtages zu beschweren. Seipel erklärte, diese Abgeordnete« seien keine amilichen persönlichkeiien; man könne ihnen die Redefreiheit nicht unterbinden. * Einen Antrag, das Seebeuterecht im Kriege einzuschränken. brachte Vorah im amerikanischen Senat ein. * Albanien beantragte beim Völkerbund eine Hilfsaktion gegen die Hungersnot in Rordalbonien. » Im Unterhaus erklärte der Wirtschaftsminister auf eine kleine Anfrage, ob es angemessen sei, wenn Engländer Sowjetpetroleum kaufen: die Regierung kaufe zwar keine Waren, die früher im Besitze von Engländern waren und beschlagnahmt wurden, aber jeder Kaufmann könne tun und lasten, was er wolle. * Nordameritanische Petroleumkapitalisten beklagten sich über die Beschlagnahme ihres Eigentums in der südamerikanischen Republik Columbien. Im� Washingtoner Außenministerium begann über diese Vorgänge eine amtliche Untersuchung. * Die Verhandlungen zwischen Madrid und Paris über die inter - nationale Verwallung der zwischen Französisch- und Spanisch- Marokko liegenden Hafenstadt Tanger wurden beendet. Spanien erhielt größere Rechte als es bisher hatte. Jetzt wird mit London und Rom über die Zustimmung zu diesen Veränderungen verhandelt. « DerOelmagnat" Harry Sinclair hatte im Teapot-Roine» Skandalprozeß die Geschworenen zu leinen Gunsten zu bestechen oersucht. Er wurde zu sechs Monaten Gefängnis oerurteilt. * Sir William Tyrell, feit drei Jahren Staatssekretär des«ngsi. sehen Außenministerium», wird Botschafter Englands in Frankreich . Der englische Botschafter in Berlin , Lmdsay, soll sein Nachfolger werden.