Der Zäter in der Nacht verhaftet.da
Vor dem Hause Düffeldorfer Straße 43 spielte sich gestern abend, wie heute früh berichtet worden ist, furz vor 20 Uhr eine Liebestragödie ab. Nach einem vorangegangenen Streit gab dort der 27jährige Buchhalter Rudolf Kürchner aus der Frankenstraße, auf seine 24jährige Berlobte, die Stüße Elli Stollberg, zwei Schüsse ab, die beide in den Kopf trafen. Das Mädchen wurde durch die Feuerwehr sterbend in das Wilmersdorfer Krankenhaus in der Achenbachstraße gebracht. Küchner, als er fah, was er angerichtet hatte, flüchtete und irrte zunächst planlos in den Straßen umher. Als er dann in den ersten Morgen stunden seine Wohnung aufsuchte, tonnte er von Kriminalbeamten verhaftet werden.
Der Täter, der unter der Einwirkung des furchtbaren Geschehens völlig zusammengebrochen ist, wurde heute vormittag einem eingehenden Berhör unterzogen. Wenn seinen Worten Glauben geschenkt werden darf, ist er nicht mit dem Borsaz nach der Düsseldorfer Straße gegangen, um feine Braut zu erschießen. Erst im Laufe der Auseinandersetzung, bei der er zuletzt durch das Benehmen Jeiner Verlobten in finnlose But geraten sei, will er zur Waffe gegriffen und sie durch zwei Kopfschüsse, die jeder tödlich wirften, niedergeftredt haben.
Elli Stollberg war feit längerer Zeit bei einem Kaufmann im Hause Düsseldorfer Straße 43 als Stüße beschäftigt. Sie war feit etwa zwei Jahren mit dem Buchhalter Rudolf Kürchner verlobt. In den letzten Monaten fam es zwischen den Verlobten mehrmals zu heftigen Auseinandersetzungen, die schließlich dazu führten, daß Elli Stollberg die Verlobung wieder auflösen wollte. In einem längeren Brief legte sie dem Manne die Gründe dar, die sie zu diesem Entschluß veranlaßt hätten. Gestern nachmittag führte das Mädchen mit ihrem Berlobten ein Telephongespräch und bat ihn, ihr den Hausschlüssel zurückzugeben. Dadurch fand Kürchner, der sich gern wieder aussöhnen wollte, nochmals Gelegenheit, zu einer Zu sammenkunft. Das Paar traf sich in der Düsseldorfer Straße, wn darn im Laufe des Streifes die tödlichen Schüsse fielen. Erst nach dem Kürchner geflüchtet war, wurde das schwerverletzte Mädchen in ihrem Blute von Hausbewohnern, die von der Tragödie überhaupt nichts bemerkt hatten, vor der Haustür bewußtlos cufgefuriden Die Aerzte des Krantenhauses fonnten der Unglüdlichen jedoch teine Fe mehr bringen, fie starb furz nach ihrer Aufnahme.
Die Waife, einen veralteten Trommelrevolver, führte Kürchner, der, nach seiner Aussage, auf seiner Dienststelle mit größeren Lohnfummen zu tun hatte, zum Schuß gegen etwaige leberfälle stets bei sich. Ob dies zutrifft, oder ob er die Mafie erst
so einzurichten und zu unterhalten sind, daß der Verpflichtete gegen Gefahr für Leben und Gesundheit soweit geschützt ist, wie die Natur der Dienstleistung es gestattet, nicht verstoßen hat. Wenn nun der Arbeitgeber genügende Nadwelse nach dieser Richtung hin erbringen fann und er auf der anderen Seite, vom rein menschlichen Standpunft betrachtet, feinen Ersatz leisten will oder fann, so ist der Arbeitnehmer völlig recht- und schußlos feinem traurigen Schicksal ausgeliefert.
Man fann alledem natürlich gegenüberhalten, daß kein Mensch gezwungen wird, solch lebensgefährliches Kunststück vorzuführen, andernteils besteht aber doch der Ehrgeiz eines Artiſten darin, Proben besonderer Kraft, Geschicklichkeit oder waghalsiger Leistungen abzulegen, die ihn für seinen Beruf besonders geeignet erscheinen laffen und ihm dadurch eine erhöhte Eristenzmöglichkeit bieten.
Wenn er 101 Jahre alt ist... Edison gegen Aberglauben und Kirchenfrömmigkeit. Fort Myers , eine mittelgroße Stadt in Florida , der langgestreckten Halbinsel im Südosten der Bereinigten Staaten, feierte legthin den 81. Geburtstag Thomas Aloe Edisons. 4000 Schulkinder spielten in Wettkämpfen, führten Theaterſtüde auf und fangen Lieder vor, alles zu Ehren des berühmten Erfinders.
erfreut, plauberte zu der Presse über Religion, Ethit und Das Geburtstagskind, das sich noch immer der größten Frische erfreut, plauderte zu der Presse über Religion, Ethit und Oberst Lindbergh. Der Erfinder des Grammophons und der elektrischen Birne erklärte, daß das Volk sich vom Aberglaube abwende. Die Berbreitung naturwissenschaftlicher Kenntniffe und Erkenntnis vertreibe den Glauben an übernatürliche Kräfte. Im vergangenen Jahre hätten über 11 000 Kirchengemeinden in den Bereinigten Staaten feine Zunahmen an Mitgliedern mehr berichtet. Lindbergh nannte er den feinsten Kerl der jüngeren Generation des Landes. Die Fliegerei sei noch in ihren Anfängen. er würde dann 101 Jahre zählen- Er hoffe in zwanzig Jahren den Ozean so sicher in der Luft zu überfliegen, wie man ihn jetzt mit den Riesenschiffen zu Wasser überquere.
The New Lende
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NEW LEADER
Achtung Mieter!
Neue Bestimmungen beim Mieterschuh.
Zugleich mit den Bestimmungen des neuen Mieterschutzgesetzes, die kürzlich hier besprochen wurden( ,, Abend" 18. Februar 1928) find auch Aenderungen des Reichsmietengefeßes herausgefommen. Wenn fie auch für die Menge der Mieter nicht von besonderer Wichtigkeit sind, wie die bereits besprochenen und noch zu besprechenden neuen Vorschriften des Mieterschutzgesetzes, so müffen doch wenigstens die Mieter von Geschäftsräumen, Läden, Bureaus, Lagerfellern usw. sich mit diesen Vorschriften vertraut machen, um Unannehmlichkeiten zu entgehen, um so mehr, als die Vorschriften wieder einmal so verklausuliert abgefaßt sind, daß auch Juristen sich nur sehr schwer durchfinden.
Das Wichtigste ist also folgendes:
Wer nach dem 31. März einen Geschäftsraum mietet, und zwar auf mehr als zwei Jahre, muß mit dem vereinbarten Mietszins, solange der Vertrag läuft, zufrieden sein; er fann, anders als bisher, in Zukunft nicht mehr verlangen, daß trotz des verabredeten Mietspreises im Bertrage die gesegliche Miete gelten soll, so wie dies nach§ 1 des Reichsmietengesezes bisher zulässig war und weiter für Wohnungen( mit Ausnahme sogenannter Großwohnungen, das heißt, für Wohnungen mit mindestens sechs Zimmern) und Geschäftsräume mit kurzer Bertragszeit zulässig ist.
Wichtig ist noch folgende neue Vorschrift über den Mieterschuh, die im Gegensatz zur ganzen Richtung des Gefeßzes, wohl, um die bittere Pille etwas zu verfüßen, zugunsten der Mieter getroffen ist und von der sie daher im Notfall Gebrauch machen tönnen und sollen. Ist nämlich der Mieter zur Räumung verurteilt unter Zubilligung einer Räumungsfrist, so fann er zwei Wochen vor deren Ablauf Berlängerung verlangen, bis zur Frist von drei Monaten. Dagegen ist bei Dienst- und Werkwohnungen wieder eine Verschlechterung für die Mieter eingetreten, insofern, als es dem Inhaber des Berkes oder des Hauses in Zukunft leichter ist, die Räumung zu
erreichen.
Schließlich soll noch bemerkt werden, daß abgesehen von den erwähnten Aenderungen( und einigen weiteren Aenderungen, die jedoch nicht von besonderer Wichtigkeit sind) das Reichsmietengesetz und das Mieterschußgefeß im ganzen bis zum 31. März 1930 in Kraft bleiben.
Dr. Albert Baer, Rechtsanwalt und Notar.
Wehe, wenn du Betriebsrat bist!
Ein Glas Bier als Entlassungsgrund.
Ein bei der Handelsgesellschaft deutscher Apotheter beschäftigter Chauffeur, der auch Mitglied des Betriebsrats
gestern zu sich steckte, mit dem Borsag. seine Berlobte zu töten, With Which is Incorporated" LANSBURY'S LABOUR WEEKLY" ist, soll angeblich während der Arbeitszeit betrunken gewesen sein.
bedarf noch der weiteren Klärung
Artiſtenlos.
VOL XV. New Series. No. 69
FRIDAY, FEBRUARY 17, 1928
ATION
Bager GPQ
Artisten gleichen verzweifelten Spielern, die ihr Gefchid auf eine einzige Karte fezen. Aber während den Hasardeur in des Wortes eigentlichem Sinne meist ein Rauschzustand wirrer Phantasiegebilde, geboren aus der Gier nach unerreichbaren, materiellen Lebenswerten, dazu treibt, bedeutet bei dem Artisten das Herausfordern des Schicksals auf Leben und Tod den harten, nüchternen Kampf ums tägliche Brot. Tollfühnheit und Todesverachtung sind hier nicht Augenblicseingebungen einer überhigten Gedankenwelt, sondern die Frucht mühsamſter, angestrengtester Arbeit bei flarem Kopf und fühlster Berechnung. Ueber diesen Recheneɣempeln hängt stündlich das Damoklesschwert plötzlichen Bersagens. Erst in den letzten Wochen paffierte einer Artistin im Zirtus Busch wieder ein fdwerer Unglüdsfall, der die Betroffene unter großen Schmerzen an ein langes Krankenbett fesselt, noch dazu mit dem ständig quälenden Angstbewußtsein im Herzen, ob die Berlegungen nicht eiwa dauernde Berufsunfähigteit nach sich ziehen. Bu all diesen schwerwiegenden förperlichen und seelischen Schädigungen tritt aber beim Artisten dann noch das furchtbare Moment völliger Rechtlosigkeit auf irgendeinen Ersatzanspruch. Er ist gänzlich dem moralischen Berantwortungsgefühl seines Arbeitgebers ausgesetzt, ob dieser sich zu einer Ersaßpflicht verstehen will oder nicht. Der Artistenberuf untersteht nicht der Reichsversicherungsordnung, ebenso find Artisten, wie aile Mitglieder freier Berufe, nicht frankenkassenpflichtig. Hierzu kommt noch, daß nichtorganisierte Artisten im Streitfalle vollständig auf sich selbst angewiefen sind. Drganisierte Mitglieder, die neben ihren Mitgliedsbeiträgen auch noch Sterbemarken fleben, erhalten bei tödlichen Unfällen 1500 M. Sterbegeld, außerdem tritt, natürlich die Organisation bei Unftimmigkeiten zur Wahrung ihrer Interessen für fie ein. Es ist ja sonnentlar, daß bet Betriebsunfällen der Arbeit geber stets versuchen wird, den Nachweis zu erbringen, daß ihn dabei kein Verschulden trifft, und daß er somit gegen den§ 618 Eine Karikatur zum Kampf der englischen BGB., der besagt, daß Räume, Borrichtungen und Gerätschaften arbeiter um das Existenzminimum.
Theater, Lichtspiele usw.
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Mittwoch, 22.2.28
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Komische
Deshalb wurde beim Arbeitsgericht die Zustimmung zur Kündi gung beantragt. Die Trunkenheit sollte durch das Zeugn's des Inspettors der Handelsgesellschaft bewiesen werden. Doch der Inspettor fagte:„ Betrunken war der Chauffeur nicht, aber ich konnte ihm ansehen, daß er etwas getrunten hatte."
Daß er etwas getrunken hatte, gab der Chauffeur ohne weiteres zu. Er hätte, als er von seiner Tagestour um 6 Uhr abends zurüdtam, noch eine zweite Tour bekommen, die nach 10 Uhr st abends beendet war. Als ihn furz vor dem Ende dieser Tour ein natürliches Bedürfnis nötigte, anzuhalten, ging er in eine Schantwirtschaft. Vielleicht hatte er auch das nicht minder natürliche Bedürfnis, nach einer 14ftündigen Arbeitszeit eine fleine Erfrischung zu sich zu nehmen. Genug, er trant ein Glas Bier und ein Gläschen Korn.
Bon Trunkenheit, die doch als Kündigungsgrund angegeben war, fonnte nach der Bekundung des Inspektors feine Rede mehr fein. Dennoch erteilte das Gericht die Zustimmung zur Kündigung des Chauffeurs, weil die Arbeitsordnung bestimmt, daß er während der Arbeitszeit feine altoholischen Getränke zu sich nehmen und teine. Wirtschaft aufsuchen darf!
Also der einmalige Verstoß gegen diese Bestimmung- mehr ist nicht erwiesenrechtfertigt nach Ansicht des Gerichts die Kündi gung des Betriebsratsmitgliedes. Bei einem Unternehmer ist es nicht zu verwundern, wenn er ein Betriebsratsmitglied loszuwerden sucht auf Grund einer so unsinnigen Arbeitsordnung, die dem Chauffeur, der 8 bis 14 Stunden unterwegs ist, das Betreten einer Wirtschaft verbielet. Daß aber Arbeitsrichter dem noch den Stempel des Rechts aufbrüden, das zeugt nicht von sozialem Berständnis.
Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin und Umgegend.( Nachdruck verboten.) Trodenes und zeitweise heiteres Frostwetter. Für Deutschland : Im Westen heiteres, im Osten noch wolliges Frostwetter.
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Berantwortlich für die Redaktion: Eugen Brager, Berlin : Anzeigen: Th. Glode, druderei und Berlagsanftalt Paul Singer& Co., Berlin GW 68, Lindenstraße 3. Sierzu i Beilage.
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Nollendori 7369.