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BERLIN Freitag,

24. Februar

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Der Abend

Erscheint täglich außer Sonntags. Bugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis für beide Ausgaben 70 Pf. pro Woche, 3 M. pro Monat. Redaktion und Expedition: Berlin SW68, Lindenstr. 3

Spätausgabe des Vorwärts

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45. Jahrgang.

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Dicke Luft in der Luftfahrt.

Der Spekulant Castiglioni als Nutznießer deutscher Luftfahrtsgelder.

Flugzeugführer Walther Binder, der mit seiner

Kritik an den willkürlichen Berteilungen von Reichsgelbern Konferenz des deutschen Holzarbeiterverbandes

erhebliches Aufsehen erregt hat, bringt in der Auseinander­segung mit den interessierten Kreisen neues Material über die unglaublichen Folgen der bisherigen Subventions­politik.

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Die wiederholte fritische Beleuchtung der höchst eigenartigen Verteilung von Reichsgeldern an die Luftfahrtindustrie hat bewirkt, daß die überwiegende Mehrheit der kritischen Betrachter -unabhängig von ihrer parteipolitischen Orientierung mehr oder weniger stait die bisherige Pragis des Reichsverkehrsministeriums ablehnt. Zu ihnen gehören nicht zuletzt die beteiligten Industrie­freise in ihrer Mehrzahl. Das hat wohl einige von denen, die sich bislang besonders wohl befinden, um ihre ruhige Besonnenheit ge­bracht. Man beginnt zu merken, daß auch das Subventionsreich der Lüfte seine Grenzen hat. Nun spudt man Gift und Galle nicht nur auf uns böse Kritiker, die selbstverständlich an allen enthüllten Miß­ständen schuld find, sondern ebensosehr gegeneinander innerhalb der Luftfahrtkreise selbst.

Im Luftfahrtministerium ist dicke Luft", da selbst dem deutschnationalen Herrn Berkehrsminister leb­hafte Bedenten gegen die Taten seiner Ministerialräte gekommen zu sein scheinen. Auf ihn stürmt ja von allen Seiten eine ganze Reihe Jörft peinlicher Fragen ein, und diese dürften zum Teil nicht leicht ohne

Kompromiffierung eng beteiligter führender Personen

zu beantworten sein. Da ist zum Beispiel die Deutsche Versuchs­ anstalt für Luftfahrt e. V., die jährlich zahlreiche Millionen Steuer­geider erhält und als Prüf- und Abnahmestelle. eigen­artigerweise als privater Verein! polizeiliche Funt= tionen ausübt, eine auf die Dauer

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unmögliche Verquickung von theoretisch- praktischer Forschungsanstalt, Pseudobehörde und nebenbei noch Handelsfirma!

Sie muß angeblich verlegt werden. Obwohl man seit Jahren diese Verlegung für 1929 als fidher annimmt, hat man bis ins legte Jahr

Eine bes( ubt) offene Geschichte.

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" Flenne nicht, dummer Bengel, dent' an die Schrift: Go dir des Kaisers Schwager haut auf die rechte Bade, biete ihm auch die linke dar!"

Wie wir gestern bereits mitteilen konnten, hat der Beirat des Deutschen Holzarbeiterverbandes zu dem Schiedsspruch für die Holzindustrie Stellung genommen und der sogenannten Städtekonferenz, das heißt der Reichskonferenz des Holzarbeiterverbandes, bestimmte Vorschläge gemacht. Die Verhandlungen der Städte

hinein für Hunderttausende Neubaufen auf dem alten Gelände in Adlershof ausgeführt( u. a. ein neues Kafino!) und damit eine unverantwortliche Vergeudung von Steuergeldern getrieben. Die etwas dunkle Angelegenheit gewiffer Reichsbeteili gungen an Privatfirmen scheint ebenfalls dringend der Klärung zu

bedürfen.

Ein besonders lehrreiches Rapitel ist aber die auffallende Bevor­zugung der Bayerischen Motoren- Werke( BMW .) durch das Reichs verfehrsministerium. Als Antwort auf eine frühere fritische Betrach tung, die sich damit befaßte, ist uns ein langer Brief von der Diret tion der Bayerischen Motoren- Werte zugegangen, der auch vom unterzeichneten Herrn Popp vervielfältigt und an andere Stellen verschickt worden ist. Dies Schreiben lohnt eine nähere Betrach tung, zeigt es doch, ein wie vornehmer Berkehrston in den subventionstranten Unternehmerkreisen der Luftfahrt gegenüber üblich ist.

Gefährliche Motorenschäden.

Auf die technischen Eigenschaften des BMW. - Flugmotors einzugehen, behalte ich mir vor. Jedenfalls gebe ich bei der Be urteilung von Motoren mehr auf die Gutachten der fie täglich be­dienenden Mechaniter und Flugzeugführer als auf Minister. Die Kurbelwellenbrüche an diesen vom Reiche am meisten bestellten BMW.- Motoren haben sich im letzten Jahre beängstigend vermehrt und zählen nach Dutzenden. Sie sind mehr­fach bei fast neuen Motoren aufgetreten; sogar das foftbare Leben des vorsichtigen spanischen Dittators Primo de Riviera, geriet gleich bei seinem ersten Triumphfluge durch eine zerbrochene MM. Kurbelwelle in Gefahr. Das alles gäbe mir feinen Anlaß, hier barauf einzugehen, wenn nicht Grund zu der Annahme beſtünde, daß die falsche und einseitige Subventionspolitit die Serren in München dazu verführte, im Bewußtsein der Konkurrenzlosigkeif auf ihren Lorbeeren auszuruhen.

Die Tatsache, daß man die Verwendung von BMW. - Motoren im deutsch - russischen Luftverkehr auf Grund mangelnder Betriebs. Sicherheit verweigert hat, wird von ben Bayerischen Motoren

konferenz werden heute nachmittag zu Ende geführt. Eine Entscheidung ist bei Redaktionsschluß noch nicht gefallen.

Auch der Arbeitgeberverband der deutschen Holz industrie beriet sehr eingehend. Auch hier ist die Ents scheidung bei Redaktionsschluß noch nicht bekannt.

Werten so erklärt, daß das Versagen bei der Firma Deruluft auf Verschulden zurückzuführen fei, die nicht wir zu bertreten haben". Auf diese direkte Anklage ihres Liefe ranten wird sich die beteiligte Firma äußern müssen.

Statt einer Berteidigung haltlose Beschuldigungen.

Nicht nur dieser, fondern noch ein weiterer Baffus des Briefes beleuchtet schlaglichtartig, was für eine gute Meinung die Herren Luftfahrtindustriellen gegenseitig voneinander haben. Es heißt in dem Briefe von der Firma Junters, daß sie ohne jede Erfahrung und eigene Konstruktion im Flugmotorenbau unseren Motor in ge­tinger Stückzahl vollständig fopiert hat". Ferner habe Junkers auf dem Gebiete der Millionenfubventionen die größten Erfolge erzielt zum Schaden des Reiches und der gesamten Cufffahrt". Familie, was? wo man so nett und herzlich voneinander spricht! Es paßt zu diesen Auseinandersehungsformen, daß von. gewisser Seite bereits die Meldung folportiert wird, i ch sei von einer Firma bestochen. Die Firma soll sich melden, da der Betrag bei mir noch nicht eingegangen ist.

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Feine

Der schönste Satz dieses aufschlußreichen Briefes aber ist der folgende:

Es ist unrichtig, daß wir jemals auch nur einen Pfennig Subvention, von welcher Seite auch immer, erhalten haben."

Ach nein, Herr Bopp, ich bin nicht so naiv zu glauben, daß Sie direkt die Millionen bei Herrn Mühlig- Hofmann in der Wilhelmstraße abholen, um die Hälfte Ihrem Aufsichtsratsvor sigenden, Herrn Castiglioni, nach Italien zu überbringen! Ich gebe gern zu, daß für das Geld immerhin auch motore geliefert werden müssen und daß der infolge miserabler Facharbeiter entlohnung gottlob ausreichende! Brofit erft in Form von hohen Dividenden, Bezugsrehten und Tanfiemen in die Taschen der Attio­näre fließt, die annähernd zur Hälfte durch die Person des eben et­wähnten und uns allen so wohlbekannten Mussolini - Freundes Caffi­glloni vertörert werden. Dieser wird gewiß fehr gute Gründe dafür haben, warum er bei Liquidation zahlreicher Geschäftsbeteiligungen