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«uf seinen großen und einträglichen BMW.-Anteil nicht ver» zichtet hat. Es ist von Pikantem Reij, daß unter der verant- ivortlichen Führung eine» deutschnationale» Verkehrs- minister die Dividendenprofite au» Reichsaufträgen in die Taschen eines Italieners und berüchtigten Jnflationsspekulanten geleitet werden! Die hier glossierten Tatbestände sind typisch für die von mir bereits wiederholt gekennzeichnete S t i ck l u s t, die da» ganze deutsche Luftsahrtwesen durchsetzt. Setang« die Grundsätze der Sub- ventionsverteilung die bieherigen bleiben, wird sich da» nicht bessern können. Ich betone immer wieder, daß ich überzeugter Anhänger einer großzügigen finanziellen Förderung der Lustverkehrsentwick- tung aus Reichsmitteln bin. Aber nur schärfste, unerbittliche Kritik, die jeden Mißstand in da» Rampenlicht der Oessenllichkeit zieht, die von keinem Wohlwollen und keiner Snbventionsquelle abhängig ist, kann eine Reinigung der Atmosphäre herbeiführen. Ich werde mich darum weder durch niederträchtige Gerücht« noch durch Liebens- Würdigkeiten davon abhalten lassen, festzustellen, was ist nicht etwa um herunterzureißen, sondern um dafür zu sorgen, daß das durch unsere Steuergroschen geschaffen« deutsch « Lustverkehrewcsen weder von einseitigen Unternehmerinteressen noch von militärischen Dabanquespielern mißbrmccht wird. walther Binder. Afghanistan im Rathaus. Gestern abend nahmen der Emir und Frau, sowie der Reichs- Präsident an einem Fe st schmaus in der Reichstanzlei teil, bei dem Vizekanzler fjergt den kranken Reichskanzler vertrat. Vizekanzler und Emir tauschten Trinksprüche aus. die nicht von dem hergebrachten Schema abwichen. Heute vormittag empfing die Stadt Berlin die afghanischen Gäste im Rathau», und man muß, wie bei den Feierlich- leiten aus dem Lehrter Bahnhof , sagen, daß de» Guten zuviel getan war. Zuviel Schmuck, zuviel Luxus, zuviel Brimborium! Roch einleitenden Musikstücken begrüßte Oberbürgermeister B ö ß dvs Königspaar, worauf A m« n u l l a h in afghanischer Sprache erwiderte. Der Vizekanzler und Jufklzmimster Schmidt als Vertreter der preußischen Staatsregierung wohnten dem Empfang

So sieht er aus!

Wenn Amauullati daheim sein Nationul- kostüm trägt.

bei. Männergesang und Orchestervortrag schlössen die Begrüßung». feier, dann begab man sich zu dem obligaten Frühstück. Den afgho- Nischen Gästen wurde zur Erinnerung ein künstlerisch ausgestattetes Album mit Ansichten au» Berlin überreicht. Die Königin wurde von Frau D ö ß betreut. Heute nachmittag wird die Technische Hochschule Aman- ullah zum Ehrendoktor ernennen'. * Die sozialdemokratische Fraktion hak sich an dem heutigen Empfang Im Rathause nicht beteiligl. Sie hat in einer außer- ordentlichen Frattionssitzung den folgenden Beschluß gefaßt: Die Formalitäten bei dem Empfange des afghanischen Königs in Berlin überschreiten so weit da» bisher bei Empfängen der Republik und der Reichshauptstodt übliche Maß. daß der Anschein einer monarchistischen vemonstraiion erwecki wird. Die sozialdenio- kratische Fraktion der Stadtverordnetenversammlung sieht sich daher nicht in der Lage, an dem Empfange im Rathause teilzunehmen.

HergiHai nichts gesagt!" Sein Amanullah-Gespräch amtlich dementiert. Amtlich wird erklärt: lieber die Worte, die der Stellvertreter des Reichskanzlers, Reichsministcr Hergt, bei seinem Empfang durch den König von Afghanistan an seine Majestät gerichtet hat, sind in der Presse unzutreffende Mitteilungen verbreitet worden. Reichs- minister Hergt hat. wie zunächst ausdrücklich festgestellt wird, selbst

Durch Draht und Funk. Ter Marineausschuß des Repräsentantenhauses einigte sich auf den Bau von 15 Kreuzern(unter 10 ovo Tonnen) und eines Flugzeugmutter» schiffes, die 275 Millionen Dollar kosten. Der Bau soll nicht sofort, sondern spätestens in drei Jahren nach der dann stattfindenden Seeabrüstungskonferenz beginnen. Kommt auf dieser Konferenz eine weiter- gehende Einschränkung der Seerüstungen zu- stände, dann ist der Präsident ermächtigt, das Flotten- bauprogramm ganz oder teilweise aufzuheben. L o n b o n begrüßt dieses Scheitern des 800-Mil- lioncn-Programms der amerikanischen Militaristen mit großer Erleichterung. Brland empfing gestern vormittag den chinesischen Gesandten in Paris Tscheng. Lo in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Völkerbundsrales wegen der ungarischen Wafsenzerstörung. Darauf­hin erfolgte die drahtliche Aussorderung des Ralsvorsihendcn an Ungarn , die Massen nicht zu versteigern. Der ungarische Gesandte in Paris Soranyi gab. gestern nachmittag,der französischen Regierung Aufklärung wegen der Waffenvernichtung". « Da Verhandlungen mit Litauen nicht zustande kamen, wird Polen dem Dölkerbundsrat im März nochmals den Konflikt mit Litauen vorlegen so wird halbamtlich in Warschau erklärt. * Der Völkerbundsausschüß beendete seine Untersuchung der Finanzlage Portugals . Ein Dölkerbundskommissar, wie in Oesterreich , soll nicht eingesetzt werden. e- W a s h i n g t on sandte Entwürfe von Schiedsverträgen nach London und Tokio . * Das Auswärtige Amt warnte die deutschen Chinafirmen von neuem, sich an Waffenlieferungen nach China zu beteiligen. * Der Kammer liegt ein Gesetzentwurf vor, der die Regierung von Marokko ermächtigt, eine Anleihe von 12S Millionen Mark zum Bau von Eisenbahnen, Straßen und Amtsgebäuden aufzulegen. Deutsche Sachlieferungen dürfen bis zur Höhe von 30 Millionen Mark herangezogen werden. Ueber C h i k a g o wurde der Belagerungszustand verhängt. Die Polizei kann sich der Gewaltakte der Verbrecher kaum noch erwehren. Seit Jahresanfang fanden 18 Bombenattsntate statt. * In W i lna begann der Massenprozeß gegen S6 Mitglieder der weißrufstschen Organisation Hromada. Sie sind beschuldigt, durch einen bewaffneten Aufstand versucht zu haben, Polnisch- Weißrußland der weißrussischen Räterepublik an- zugliedern.»30 Zeugen wurden, m Trupps zu je SO Mann, vereidigt.

keinerlei Mitteilungen an die Presse gegeben, sondern lediglich der Reichspresseabteilung eine kurze mündliche Orientterung über die Tatsache des Empfanges und den Inhalt seiner Worte erteilt. Unrichtig ist, daß er gesagt habe, Afghanistan stehe in einem dauernden Kampfe um seine Sicherheit und Unabhängigkeit, eben- sowenig hat er darauf hingewiesen, daß der Empfang in Berlin hinter demjenigen von Rom und Paris zurückstände. Auch ein Hinweis auf den Versa iller Vertrag ist nicht erfolgt. Reichsminister Hergt hat lediglich gesagt, das deutsche Volk leide immer noch unter den Folgen des Krieges. Es müsse sich daher in seinen Kundgebungen würdevolle Zurückhaltung aus­erlegen. Um so mehr dränge es ihn, dem König zu versichern, daß sein Besuch vom deutschen Volte mit herzlichster Freude begrüßt werde. Das Verhältnis zwischen Deutschland und Afghanistan beruhe auf gegenseitigen Sympathien und treuer Freundschaft. Wilhelminische Gespräche haben wilhelminische Schicksale. Am Ende steht das amtliche Dementi.

Reichswehr und Republik . Severins appelliert an Sroener. Kassel , iA. Februar.(Eigenbericht.) In einer von 3000 Personen besuchten Kundgebung des Reichsbanners Schwar-Rot-Gold, Ortsgruppe Kassel , sprach Staats- minister a. D. Carl S e v e r i n g. Aus Anlaß des vierten Jahres- tages der Gründung des Reichsbanners ging er auf die Gründe ein, die zum Zusammenschluß der Republikaner geführt haben und die zum großen Teil noch heute gültig sind. Nachdem Severing aus der Geschichte der vaterländischen Verbände heraus die Entwicklung, die das Reichsbanner im Dienste der Republik nehmen mußte, skizziert hatte, behandelte er aktuelle politische Fragen. Ueber die R�e ichs- wehr sagte er u. a.: Wird.der neue Reichswehrmimster G r o e n« r durchgreifen? Ich wünsche es, aber ich bin noch nicht davon überzeugt! Geßler hat auch zu Anfang seiner ersten und zweiten Ministerperiod« solide Versprechungen zur Reform der Reichswehr abgegeben, ohne daß die entscheidenden Taten gefolgt wären. Wird Groener es Vesser machen? Ichbinskeptischgeworden! Die Art, wie Herr Groener den verantwortlichen Offizier der P h o e b u s-Angelegen- heit und den Dildungsinspettor des KreuzersBerlin " im Haupt­susschuß des Reichstages in Schutz nahm, macht meine Skepsis be- rechtigt. Bezüglich der Reichswehr muß es immer noch heißen: D i e Augen auf! Volk Hab' acht! Viel lieber wäre es uns, wenn wir sagen könnten, die Reichswehr ist ein sicherer Schutz der Republik . Und wenn dann das Reichsbanner daneben geistig und staatsbildend in der Republik mitarbeiten würde, so könnt« man sagen: Doppelt genäht hält besser! Herr Groener hat anscheinend den festen Willen. Ob aber Täten folgen, muß seine Minister- tätigkeit erst zeigen." Herbe Kritik übt« Severing cm der Bürgerbiockregierung. Die Regierung Cuno wäre eine der übelsten gewesen, aber noch immer ein Muster von Zielsicherheit gegenüber der Regierung Marx-Hergt-von Keudell. Die Riesenversammlung, die auch von vielen Bürgern Kassels besucht war, bracht« Severing stürmische Ovationen dar, als er zum Schluß aufforderte, bei der kommenden Reichstags- und Land- tag« wähl der Republik zum Siege zu verhelfen.

Ländliches Wahlidyll. Wahlfälschung bei den Kreistagswahlen. Bor dem erweiterten Schöffengericht in Neu- R u p p i n hatten sich der Gemeindevorsteher des Ortes Schulzen- dorf, Ruder, und der Amtsvorsteher I a g o w mit zwei weiteren Angeklagten gegen die Anschuldigung zu oerantworten, eine ganz gewöhnliche Wahlfälschung vorgenommen zu haben. Der Gemeindevorsteher Ruder leitete im November 1925 als stell- vertretender Wahlvorsteher in Schulzendorf die Abstimmung bei den Kreistagswahlen. Es wurde ihm nun zur Last gelegt, heimlich mehrere Wahlzettel in die Urne gelegt zu haben, die seiner politischen Richtung entsprachen. Es konnte auch nachgewiesen werden, daß in den amtlichen Wählerlisten mindestens zwei Leute als stimmabgebend aufgesührt wurden, von denen feststeht, daß sie am Wahltage verreist waren und nicht gestimmt haben. Als Beisitzer bei diesem Wahloorgang hatte auch der Amtsvorsteher I a g o w fungiert. Ein anderer Beisitzer, der Landwirt H o f f e r aus Schulzendorf , will der Fälschung sofort widersprochen haben. Er hat später, allerdings erst im Jahre 1927, den B o r g a n g zur Anzeige gebracht. Es versteht sich, daß er wegen dieser An- zeige in seinem Dorfe allseitige Anfeindungen erlebte. Es versteht .sich aber nicht von selbst, daß er nun auch noch mit ange- klagt und schließlich mit verurteilt wurde. Das Schöffengericht hat nämlich den Gemeindevorsteher Ruder zu einer Geldstrafe von 600 M. und zwei Beisitzer zu je 400 und 300 M. wegen Wahlfälschung verurteilt. Der Amtsvorsteher Iagow

Chnstlich-naiionale Bauernpartei.

So heißt die neueste Oeckfirma der deuffchnationalen Großagrarier.

Lotteswillen, Lraf, wie sehn Sie aus? In dem Kostüm glaubt Ihnen niemand Ihre lOOtX) Morgen." Soll auch nicht! Letzt vor der Wahl mime ich den christlich-nationalen Dauer."

wurde vom Gericht mangels Beweises einer aktiven Teilnahme freigesprochen, obwohl er nach der Bekundung des Anzeigenden mit- angesehen hatte, wie der amtierende Wahlvorsteher den Augenblick, als zwei ihm nicht ganz stubenrein erscheinende Beisitzer für kurze Zeit das Wahllokal verlasse» hatten, dazu benutzte, um die falschen Stimmzettel der Urne anzuvertrauen. Die Mitangeklagten und ver- urteilten Beisitzer erklärten vor Gericht, daß sie zu dem Akt nur geschwiegen hätten, weil sie sahen, daß der Ain t s v o rsteh e r e l b e r schwieg und nicht eingriff. Sowohl dcr Amtsoorsteher wie auch der Gemeindevorsteher sind beide bis heute noch im Amt. Der Landrat hat es bisher nicht für notwendig geHallen, gegen sie im Dienstaufstchtswege ein- zuschreiten, angeblich, weil sie sich sonst durchaus bewährt haben. Wenn die Feststellungen des Schösfengerichts allerdings den Tatsachen gerecht werden, dann entsteht die Frage, ob eine so offen- kundige, durch den Wahlvorsteher selbst ausgeführte Fälschung des Wahlresultats mit 600 M. Geldstrafe ein« auch nur an- nähernde Sühne findet. Nach dieser Richtung hin dürfte die Straf- tammer als Berufungsinstanz doch wohl noch etwas nachzuprüfen haben. Im übrigen erinnern wir daran, daß ein denrokra- t i s ch e r Lehrer im Hannoverschen wegen einer ähnlichen Zlnschuldc- gnng, die augenscheinlich aus politisch-feindlichem Lager stammte, zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Das Strafmaß von Neu- Ruppin steht mit diesem Urteil gegen einen Demotraten auch nicht im entferntesten Einklang._ Die peinliche Attenaffäre. Die Staatsanwaltschast gegen die Entlastungsanträge im Darmat-Prozeß.' Im Barmatprozeß sprach sich heute Oberstacttsanwait Dr. Trautmann gegen die neuen Beweisanträge aus, die die Verteidigung gestellt hatte.) Insbesondere lehnte er den Beweis dafür ab, daß in der Beurteilung der Varnrataffär« politische Momente eine Rolle spielen. Die Disziplinaratten des Staats- anwalts a. D. Dr. K u ß m a n n, deren Herbeischaffung den poli- tischen Charakter de» Prozesses beleuchten sollte, will der Staats- anwalt nicht zugezogen wissen. Die Stellungahme der Staatsanwaltschast ist um so auffallender, als diese selbst in ihren Plädoyers die Verteidigung zu den Beweis- anträgen geradezu herausgefordert hatte. Oberstaatsanwalt Traut- mann hatte den Fall so dargestellt, als ob das Vorgehen im Falle Bcmnat mit Politik nichts zu tun Hab«, obwohl ihm bekannt sein mußte, daß die Haltung Kußmanns und dessen Presseinformationen im Jahre 1924 ein wesentlicher Bestandteil der vorläge- neu völkisch-deutschnationalen Wahlkampagne gegen die Sozialdemokratie gewesen sind. Das Gericht wird über die Entiostungsanträge morgen zu vtt» scheiden haben.

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