Der Mick in die Zutunst. Ein geweissagter Verlust und seine folgen.
Verhängnisvoll wurde für eine moderne Pqthia der aus Karten norausgefagte Verlust. Dieser trat auch wirklich ein, aber es tauchte der Verdacht auf, daß die Kartenlegerin ihrer Weissagung etwas nachgeholfen habe. Die Schneiderin Wagenbau merkte, als sie heimkam, daß sie aus ihrer Geldtasche den Zwanzig- markschein verloren hatte. Nun erinnerte sie sich einiger verdäch. tigen Umstände, die sich ereignet hatten, als sie sich bückte, um «inen heruntergefallenen Sechser zu suchen, während die Geldtasche in der Zwischenzeit auf dem Tisch gelegen hotte. Die Folge war für die Kartenlegerin, die geschiedene Frau Franziska S ch l y, eine Anklage nicht nur wegen Diebstahls, sondern auch wegen fortyc- sehten Betruges, weil sie sich für ihre Wohrsogekunst Geld hatte zahlen lasien. Seit Iahren übte Frau Schch das Gewerbe des Wahr- fagens und Zukunftdeutens aus Handlinien sowie Briefen aus. Da» Amtsgericht hatte sie auch schuldig befunden und zu zwei Wochen drei Tagen Gefängnis verurteilt. Hiergegen hatte die Verurteilte Berufung eingelegt. Frau Echly behauptete nun, daß sie eine ehrliche Frau fei. Sie habe ihre Kunden nie be- trogen, fondern besitze die„G o b e', in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu blicken. Häufig hätten sie vornehme Leute in ihre Wohnung geladen. Da fei die ganze Stube voll Menschen gewesen, man habe ihr Briefe und Photographien vorgelegt, und sie habe danach Charakter und Zukunft Abwesender gedeutet. Innner feie alles eingetroffen. „Herr Staatsanwalt," sagte sie zum Gericht,„wenn ich nicht die Gabe gehabt hätte, würden nicht die Lente immer wieder gekommen sein. Di« Mutter eines Postdirektors log im Krankenhaus, die Aerzte
konnten nicht helfen. Da wurde ich geholt, wG ich habe die krank. heil•abgebunden'". Bor f.:„Meinen Sie, daß St« die Frau gesund gemocht haben?" Arrgikl-z„Dann wäre sie doch nicht nachher zu mir in die Wohnung gekonuneir und hätte mir 10 Mark gebracht. Schon meinen Valer habe ich als zehnjähriges Mädchen vor einem schweren Unglück bewahrt. Da? war vor 3N Jahren. Da wollte er mit mir in den Grunewald fahren. Ich warnte ihn ober, weil mir Unheil ahnte. Zwei Stunden ipoter passiert« dos große Steg- litzer Eisenbahnunglück." Vors.:„Woher haben Sie die Fähigkeit zun, Deuten von HonMinien?' Angckl:„Herr Staatsanwalt, das habe ich im„Astrologi schen " Verein gelernt" E« marschierte dann eine Reihe»nn Zeuginnen aus, die alle von den wunderbaren Prophezeiungen der Angeklagten etwas zu sagen hatten. So meinte eine von ihnen, die Frau weiß alles. „es ist geradezu unheimlich". Eine andere sagte aller. ding?,„noch ist nicht alle««ingetroffen. Ich warie noch daraus, aber es kommt bestimmt". Keine d«r Zeuginnen fühlte sich betrogen, auch nicht die angeblich Bestohlen«, eine sehr nervöse Schneiderin, deren Angaben über den Diebstahl der Verteidiger als Phantasie und nachträgliche Kombwation hinstellte. Die Siros- tammer schloß sich dieser Ausfasfung an und sprach unter Aufhebung des erstinstanzlichen Urteils Frau Schly auf Kosten der Staatskasse frei. Als die Belastungszeugin hörte, daß sie unterlegen fei, packte sie eine groß« Wut. Schreiend und mit geballter Faust stürzte sie vor und schrie dem Gericht zu:./So. jetzt nehme ich mir auch einen Verteidiger, da werde ich doch sehen, ob die Wahrheit nicht, zurecht kommt."
stteichsbannerleute sagten unter ihrem Eide aus. daß sie gehört hätten:„Wir haben hier genug Mostrich." Die anderen wollten etwas von Mostrichsungen» verstanden haben. Das Gericht sprach den Angeklagten frei. Amts gerichtsrat Aurthardt weinte in der Begründimg: Die Chaussee sei mit den Neichssarben geschmückt gewesen, das Reichsbanner hatte aber seine Teilnahm« am Feste abgelehnt. Der Aus- spruch des Angeklagte» sei nur ein„Frozzeln" der ReicktSbanner- leule gewesen und Hab« nichl den Rel-bssorben geoallen. Wenn auch die Reichsflagge zufällig mit den Farben des Reichsbanners identisch sei, so i«i daraus noch nickst zu schließen, daß in diesem Fall« die Reichsfarben gemeint gewesen seien. Gin Verstoß gegen dos Republikschiitzgesetz liege deshalb nicht vor.— Eins ebenso unlogisch« wie eigenartige Begründung, um so mehr als Amtsgerichtsrat Burkhardt selbst zugeben mutzte, daß der Verdacht außerordentlich nahe liege, der Angeklootc habe mit dem Ausdruck Mostrich die Reichs färben gemewt. Hoffen wir, daß der Staatsanwalt. Berufung einlegt. Die Stahlhelmer triumphierten! Nun dürfen sie die Reichsbanner. beute und deren schwarzrotgoldenes Banner ruhig mit dem Aus. druck Mostrich belegen.
Ausstellung der Buchdrucker. Es fst dem Bildungsverband der deutschen Buchdrucker gelungen, die Ausstellung der Gesellschaft für kulturelle Verbindung der USSR . mit dem Ausland, die auch auf der Internationalen Buchkunstausstellung in Leipzig war und mm hier aus nach Köln zur Preffa gehen wird, auf kurz« Zeit in ihre Räum« in der Dreibundstroße zu bekommen. Di« Ausstellung ist sehr instruktiv und gibt ein umfosiendes Bild über den Stand des russischen Buches. Es ist vielleicht ein Glück, daß man nicht russisch lesen kann: so ober kann man den künstlerischen Eindruck rein auf sich einwirken lassen. Das sogenannte Luxusbuch scheint ganz ver» ichwunden zu sein und die Mossenbückfer können daher mst besonderer Sorgfalt hergestellt werden. Die russischen Typen geben ein leben. dizerez Bild als die. an die wir gewöhnt sind. Sie sind dadurch auch zum Bildersatz besonder» geeignet. Bei den Illustrationen wird viel mit Holzschnitten, d. h. demjenigen Gebiet der graphischen Kunst, da» organisch am meisten mit der Seit« der Schrift des Buches zusammenhängt und feine künstlerische Eigenschaft am wen igst« n durch dl« Vervielfältigung ververt, gearbeitet. Sehr belieb» ist auch die sogenannt«„Photomontage ". Besondere Sorgfalt hat man dem Kinderbuch gewidmet. Die Illustrationen beweisen viel Verständnis für dl« Psyche da» Kindes, mehr als man bei vielen anderen Völkern findet, ganz frei von Beeinflussungsabsichten sind aber auch diese Kunstwerk« kaum. Di« Wert« sind, abgesehen van den Tendenz, von einer solchen künstlerischen Bedeutung, daß man dem Luchdruckerverband nur dankbar sein muß, sie nach Berlm g«> bracht zu haben._ 25 Jahre Stadtverordneter. Bor fünfundzwanzig Iahren. am 27. Februar 1903, zog Genosse Frttz Woick-Köpenick al» erster Stadtverordne- ter unsvrer Partei in dos Stobtparlament der alten Stadt Köpenick «in. Damft war auch in Köpenick die ursprünglich im kommunalen Dreiklasten wohlrecht verankerte Vorherrschast des Bürgertums gebrochen. Woick» Einzug in dir Stadtnero rdneien- Versammlung bedeutete den Anfang vorn Ende dieser Herrschaft. stnunterbrochen hat er mit noch einigen anderen Genoffen, dl« Ihm hakd folgten, in den kommunalen Kämpfen, in denen es oft hart auf hart ging, auf seinem Posten gestanden. Ms nach der Reuolu, tion auch eine sozialistisch« Mehrheit ans Ruder kam, zog er als Stadtverordnetenoorfteher ins Rote Haus ein und wurde, als Köpenick in Groß- Berkin aufging, Vorsteher der Bozirksversarnm- lung. Diese» Amt versteht er bis zum hzutigen Tage in vorbild- sicher Weise. Gleichzeitig ist«r feit diesem Tage auch als Stadt- ncrortneter im Berliner Stadtverordnetenkallcgium tätig. Er pe. Hort nielen und wichtigen Kommissionen an. Im ganzen Bezirk bekannt und beliebt, blickt Genoff« Woick, der Im Jahre 1929 dos 00. Lebensjahr vollenden wird, auf ein« arbeits- und umfangreiche Tätigkeit im Dienste der Kommune und damit im Dienste der All- gemeinheit zurück. Unser« besten Wünsche gelten ihm.
Lemdjttgettdheim„Heidehaus" wird angeboten. Dem Bezirksamt Tiergarten ist von dem B« r» i n Jj e i d e h a u s" des Arndt-Gymnasiums Berlin-Dahlem dos bei Strausberg gelegene Lands ugendhe im„Heidehau?" zum Kauf an- geboten worden. Der Kaufpreis für das Haus, dos 30 bis 4 0 Jugendliche beherbergen kann, betrögt einschließlich Inventar
und dem dazugehörigen Gelände 13000 M. Dos Gelände soll sämtlichen Schul- und Iugendgruppen des Bezirks nutzbar gemackt werden, und zwar soll es jeweuz esnsr Schulklaffe unter Fuhrimg des Lehrers sechstägig und Jugenbgruppen sineinhalbtägig zur Ver- fügung. gestellt werden. Da das Gelände sehr groß ist. können später- bin mit wenipen Mitteln weitere Waldhäuschen aufgebaut werden. Auch ist beabsichtigt, erholungsbedürftige Schulkinder dort einzu- quartieren. Das Bezirksamt hat das Angebot akzeptiert und ersucht setzt die Bezirtsverordneten um Zustimmung mit der Maßgabe, daß aus den Vorbechaltsmitteln auch die notwendigen baulichen Derände- rungen bezahlt werden sollen. Zu dem Gruirdstück gehören auch etwa 3,07-Hektar Wald mit Kiefern- und Birtenbestaird. Neue Weltliche Schule Prenzlauer Berg . Die Freunde der welllichen Schulbewegung im Dazirk Prenzlauer Berg haben Gelegenheit, für ein« Osten» neu erstehende weltlich« S6>ul«, die zweite im Bezirk, in diesen Togen reg« Werbearbeit zu leisten. Bei Gründung der ersten Schule hoben sich, wie noch in oller Erinnerung sein wird. die Gegner der wclllichen Schule mit allen Mitteln gehässiger Pro- pagando gegen den Vorstoß der weltlichen Dchulbemegimg in uns«- rem Bezirk gewandt. Die Erfahrung hat gezeigt, baß der Bezirk mehrere Schuten Nötig hat. Di« Doppelschule in der Danzizer Straße ist so überfüllt, daß Neuamneldungen kaum noch in Frage kommen. Starke Bcdürk nisse nach weltlicher Schulgelegenhett liegen besonders im Bereich der jetzigen Schule in der Sonnenburger Straße vor. Diese Schul« muß also erobert werden. Die Ge- «offen dieser Gegend und olle Freunde der weltlichen Schule werden zum Kampf aufgerufen. Sie haben die Pflicht, im Interesse der Schulbewegung und des Soziastsmus alle Kräfte ftir die Werbung oinzufetzen. Märkischer Volkstanz im Zoo. Ein eigenarttg veränderte? Bild dieser sonst so modernen Tanzstätte. Sinti gepeitschter Iazzrhythmen schlichte, altvaterische Tonzwoisen, statt mondäner Frauentypen mit der dazu gehörigen raffinierten Eleganz krait- und iaftstrotzende Mädels mit üppigem langem Haar, breithüftig, kurzum weiblich von A bis Z. Alle» Natur, die wachsen läßt, was da wachsen will, ohne Einhalt in Gestalt phyfiswer Askese, psychischer Ueberhand oder gar kosmetischer Kunstgrisfc. lind ebenso, statt der nervösen, inttust-durchströmten
Tanzkawastere. frische, sorglose Jungen? im Bauernwmns und kurzen Hosen. Die einheitlich»ewähtte männlich« Kleidung, die sich an den Tonzcharaltsr anlehnt, sticht übrigens angenehm von der weiblichen Kleidung, frei nach dem System„wo? man eben hat", ob. Frische Luft weht einem cm diesem Tanzabend anaenohm um die Nase. So ganz dos krasse Gegenteil all der vielen übrigen Altersgenossen, denen es nie„modern" genug sein kon-n. Wenn in das Ganze noch ein wenig mehr Rhythmus kommt— weniger begabte Jünger Terpsichores bedürfen einiger Nachhilfestunden-% dann scheint der Sinn dieser Tmrzbeweoung, das Streben nach natürliä-er, froher Ausdrucksforin des Körpers, erfüllt. All die froben Reigentänze, Ouadrillen. Polkas, besonders die markischen Volkstänze, wie der Viertanz, der fröhliche Schwungkehr und wie sie alle heißen mögen, schufen bei Tänzern und Zuschauern frohe Stimmung. Ms Veranstalter des wohlgelungenen Abends zeichnete das Bezficksfugendamt Ehorlottenbnrg.
Severins spricht bei der Kriedrich-Ebert-Keier. Bei der Friedrich-Ebert-Gedächtniiseier, die da» Reichsbanner Schwarz-Roi-Gold aM Dienstag, dem 2«- Februar, abends 5 Uhr. auf d«n Gend�rMenmarkt veranstaltet, wird Staatsmimster o. D. S everin g die Gedächtiiisrede: hasten. 'Die Feier, zu der außer dem Reichsbanner noch die republi- konischen Parteien aufrufen, wird von entsprechenden Musikvor, tragen eingeleitet und geschlossen werden.
Die sladoerardneten werden in dieser Woche keinr Sitzung haben, damit der Hous Haltausschuß Zeit behält, die Lc- ratung des Haushaltentwurjes zu fördern. Der Ausschuß wird am Montag, Dienstag. Donnerstag und Freitag täglich eine Vor- uiittagssitzung und eine Nachrnittagssitzung haben. Seltene Lachsfänge. Bon der Ostsee werden Masseysänge in kleinen Lachsen gemeldet, und kommen diese Edelssiche zum preiswerten Verkauf. Vom Montag, dem 27. Februar ab un> folgende Tage werden verkaust: Ostseelachse, pro Pfund 1 Mr.: lebendfrischer Ostscedorsch, geköpft, pro Pfund 39 Pf., im Anschnitt ent preckend teurer; leb-mfnsche Schollen und Flundern, pro Pfund 25—85 Pf. Die Derkaus-stellen sind durch Plakate kenntlich ge- macht
MIT RECHT forderf jeder nac/? rniilyevoller Jdrbeii Snispanruingt.£r wird BEGEISTERT und. anderegl durch Freundscfa ßebe �urJFtinsf, und nlchj' julzty durdi seine neuesfe G�o reffe