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Der Alltag der Revolution.

Bon Dr. Alfred Kleinberg.

Eine große, alles umwälzende Révolution vermag auch den gewöhnlichsten Durchschnittsmenschen über sich hinauszuheben. Das Zerreißen aller Bindungen der Tradition leiht selbst dem Zähen, Phantasielosen und Trägen für Tage und Monate Schwung und Da fann vom schäbigsten Ich- Menschen der Egoismus ab­fallen wie ein läftig gewordenes Gewand. Wer eben noch im. Staube froch, erschließt sich dem Wunder der mitreißenden Idee, und über ftumpfe Konvention, Eitelkeit und Lieblosigkeit triumphieren Mensch­tum und Gemeinschaft. Es ist jenes Lebensmunder, von dem die Hymnifer unter den Dichtern, die Leonhard Frant, Bar busse, Toller ergriffen fünden. Aber die Zeit gibt nicht ihnen Recht, sondern ihren kühleren Brüdern, ben Ironikern: die Zeit, die immer wieder die alte Erkenntnis neu bewahrheitet, daß der Mensch weder als Einzelner noch als Gruppenmesen fich lange auf den Höhen seelischer Gelöstheit zu behaupten vermag, und daß er jede Situation, auch die gespannteste, allzu bald in den Alltag hinabzieht. Erst die Auseinandersetzung zwischen solchen fleinen Menschlichkeiten und dem ideell- materielten Umschwung, erst die Ausbalancierung aller widerstreitenden Kräfte ergibt Geschichte" in wirklicher Realität, ob man nun an den Weg Frankreichs  , vom 5. Mai 1789 bis zum 9. Thermidor 1794 oder an die Entwicklung der Bolschemisten nom Staatsfommunismus zur Nep" denten will. Ilja Ehrenburgs Helden- und Schieberroman Michael Bytow"( Mafit- Verlag, Berlin  ) erhebt sich vor allem deshalb zur zeitgeschichtlichen Dichtung großen Stils, weil er sein bestes Leben von diesenz ewigen Widerstreit her empfängt.

Michail und Artjom Lykow, die wesensverschiedenen Söhne eines fleinen, ganz vom Beruf absorbierten Kellners, find eigentlich nur die Versuchsobjekte, an denen sich Krieg, Umsturz, bolſchemistische Revolution und neue ökonomische Nep"-Politit vollziehen. Der brave, etwas trockene Artjom bewährt sich dabei durchaus, weil ihn feine Nüchternheit ebenso vor übergroßen Erwartungen wie vor allzu bösen Enttäuschungen bewahrt. Der Phantasie- und Trieb­mensch Michail dagegen gleitet immer wieder aus, weil ihn seine Substanz- und Hemmungslosigkeit jedem Antriebe, preisgibt. Daß er dabel in seinem eng persönlichen Bezirk bald unmotiviert grausam und bald ebenso unmotiviert heldisch ist, oder daß er die gute deklassierte Bourgeoistochter Diga in der niedrigsten Weise brutali­fiert, um dafür dem herzlofen Hürchen Sonjetschka widerstandslos zum Opfer zu fallen, sind nur romanhaft beiläufige Illustrationen feines Wesens. Aber er wächst ins Monumentale auf, sobald ihm, dem Leeren und Nichtigen, das allgemeine Geschehen Gestalt und Form leiht, denn da tritt er unter das Gesetz eines Höheren, wird Symbol und Ausfluß feiner Epache.

Diese Epoche hat, solange if revolutionäres Ethos start und mgebrochen ist, die schier selbstverständliche Straft, aus dem eitlen Egoiften einen opferbereiten Rämpfer zu machen, der für den von Gegenrevolutionären bedrohten Bruder in die Bresche springt. Gläubig baut er mit an den Utopien Aller, streitet und lernt und berauscht sich an Kampf, Sieg und Ekstase. Das ist nicht mehr der Eine Mail, dieses schmarozende Insekt am Körper des unge­das ist das ganze Durchschnitts heuren Ruand proletariat der russischen Städte, das in Räten, Beschlüssen, Schulen, Kursen und Debatten bewegungstrunken das goldene Zeit alter heraufziehen sieht. Ebenso ist er der flaffenentglittene Stadt­prolet, wenn er einige Monate später in Zigaretten macht, be­trügerisch irgendwelche Propagandamarten verschleißt, die Behörden

Monat. Sie verloren nun aber ihre alten Namen Quintilis und Sertilis, die das ausdrücken, indem Julius Cäsar   und der Kaiser Augustus   ihnen ihre Namen beilegten. Da nun aber der Juli einen Tag mehr hatte, machte man ihm den August darin gleich. Aljo gab es auch einmal" einen Schalttag im Auguſt. Seitdem haben die beiden Sommermonate je 31 Tage, ebenso wie die beiden intermonate Dezember und Januar, dem Februar aber nahm man den einen Tag weg, so daß er seitdem in der Regel" mur 28 Tage zählt.

übers Dhr haut, Seibe fchiebt, Gelb berjubelt, fpielt und schließlich| Demgemäß waren ber Juft unb Auguft der finfte mb fecifte zugrunde geht. Gewiß ist er nur ein winziges Rädchen im Räder werf, aber der ganze Betrieb in seiner Größe, wirren Schönheit und alltäglichen Verruchtheit wird an ihm sichtbar. Die faleidoskopisch dahinjagenden Bilder aus allen politischen Situationen und allen Gegenden der Sowjetrepublik und die seltsamen, zwischen heißer Teil­nahme und bitterer Stepsis die Mitte haltenden Kommentare Ehren burgs vergegenwärtigen meisterlich die chaotisch gärende Atmosphäre von Traum, Begeisterung, Efstafe, Lumperei und stickigen Sumpf­giften, aus der sich unter Krämpfen, Irrungen und Opfern eine neue Welt gebären will. Es ist die Wirklichkeit des Ironifers, nicht das Wunschbild des Pathetikers, was wir da lachend, entrüstet und er­griffen zu sehen bekommen. Aber gerade weil es die Revolution im Alltagsgewande zeigt, ist es ein treuer Spiegel der Geschichte.

Aus diesen Darlegungen ergibt sich, daß man nicht nur Schalt­tage eingeschaltet hat, und zwar nicht nur im Monat Februar. Und zwar handelte es sich dabei nicht immer nur um einzelne" Tage. Als der Gregorianische Kalender   durch die päpstliche Bull:, vom 24. Februar 1582 eingeführt wurde, traf auf einmal den Oktober dieses Los. Bis dahin war der alte Julianische Kalender der aftro­

Der Kalender im Schaltjahr.ihen Zeit um zehn Tage voraus, und diese wurden dem

Bon Dr. Johannes Kleinpaul.

Schaltjahr ist heuer. Und welches ist der Schalttag? Die meisten Zeitgenossen begnügen sih damit, zu wissen, daß aller vier Jahre ein Schaltjahr ist, in dem der Monat Februar nicht bloß" 28, sondern 29 Tage hat, und sie nehmen wohl einfach an, daß dann eben der Neumundzwanzigste eingeschaltet", d. h. hinzu­gefügt wird.

Mit nichten! Schalttag ist der 24. Februar. Dieser ist mithin in den meisten Kalendern als Schalttag" verzeichnet, und da da neben zumeist fein Platz für seinen Namen freibleibt, wissen die meisten nicht, wie er eigentlich heißt. Der Schalttag ist der Tag des heiligen Matthias. Ein im altdeutschen Boltsleben bedeutungs voller, merkwürdiger Tag, einer der recht zahlreichen Tage, der unseren Vorfahren einen Wendepunt: der Jahreszeiten bezeichnete, einen Frühlingsanfang.

Um ganz genau zu gehen, so hat freilich schon Julius Cäfar, der bekannte römische Feldherr und Geschi htsschreiber, in seiner nach ihm benannten Julianischen Kalenderreform den Februar als Schaltmonat und den 24. Februar als Schalttag bestimmt. Bis dahin hatte der Februar regelmäßig 29 Tage, der Kalender war aber infolgedessen der Zeit" vorausgeeilt, so daß er mit den astro­nomischen Verhältnissen nicht mehr recht zusammenstimmte. Das Jahr hatte eben vorher 366 Tage, also einen zuviel. Nun wurde auf Grund von Berechnungen eines alegandrinischen Aftronomen die mittlere Dauer eines Jahres auf 365 Tage festgesetzt und weiter bestimmt, daß immer auf drei solche gemeine" Jahre ein Shalt jahr von 366 Tagen folgen sollte. Dabei blieb es, bis man im Jahre 1582 erkannte, daß wieder etwas nicht stimmte, und der

Julianischen Kalender durch den Gregorianischen( benannt nach dem damaligen Bapst Gregor XIII.  ) erseẞte. Bis dahin war auch der Julianis he Kalender der Beit" wieder um zehn Tage vorausgeeil; man erkannte, daß nach je 129 Jahren wieder ein Tag mehr zu rechnen war. Da aber auch diese Rechnung inúmer noch nicht ga: 13 glatt aufging, wurde weiter festgesetzt, daß von den Schlußjahren Der Jahrhunderte nur diejenigen Schaltjahre sein sollten, die durch 400 teilbar sind. Aus diesem Grunde denn bei dem Gre­gorianischen Kalender ist es bis jetzt geblieben war das Jahr war das Jahr der letzten Jahrhundertwende( 1900) fein Schaltjahr.

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Um nun nochmals auf den Julianischen Kalender zurückzu­tommen, so rechnete man damals und später auch im deutschen  Boltsleben lange noch den Jahresbeginn mit Anfang März.

Oftober abgestrichen, dergestalt, daß man auf den vierten gleich den fünfzehnten folgen ließ.

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etwa

Der Gregorianische Kalender wurde jedoch zuerst mur von katholischen Ländern angenommen, und nicht einmal von allen. E= fommt es, daß man jahrhundertelang in ungezählten Urkunden, Atten und Schreiben aller Völker zwei Kalenderdaten 14./24. Februar nebeneinander verzeichnet findet. In Deutsche  land entschieden sich die evangelischen Stände erst am 20. September 1699 für den neuen Kalender, und demgemäß wurde seine Eins führung bald danach von allen Kanzeln des heiligen römischen Reiches deutscher   Nationen angekündigt. In den Ländern ortho­doren Glaubens( Rußland  , Griechenland   usw.) rehnet man heure noch nach dem Julianischen Kalender( alten Sils). Als man sich auch in den protestantischen deutschen   Ländern zur Einführung des Gregorianischen Kalenders   entschloß, mußte man der Zeitrechnung hier ebenfalls wieder( wie 1582 in den romanischen katholischen Ländern) 10 Tage abzwaden Dies geschah zu Anfang des Jahres 1700, also an der Jahrhundertwende, und zwar war hier abermals der Februar nicht, wie damals der Oktober der Leibtragende. Man wählte, in offensichtlichem Protest Luthers Todestag, dent 18. Februar, als letzten Tag der alten Zeitrechnung und ließ ihm gleich den 1. März folgen.

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Bodbier in Babylon  . Nach den Mitteilungen eines gelehrten Mitarbeiters des Manchester Guardian" brauten die Babylonier

schon um das Jahr 7000 v. Chr. ein Bier, das, was Güte und Gehalt betrifft, einen Bergleich mit dem unfrigen durchaus bestehen könnte. Er stüßt sich dabei auf die Berichte von Keilschrifttafeln, die über den hohen Stand des Brauereigewerbes im alten Babylon   über­raschende Auskunft geben. Das babylonische Lagerbier", so schreibt der englische   Gewährsmann, blieb ein volles Jahr im Keller, bevor es zum Ausschant fam. Dieses Bier war in Wahrheit ein Malza

extraft von sirupähnlicher Konsistenz, den der Verbraucher durch Zu­faz von Wasser erst trintfertig machen mußte. In den Keilschriften werden zwanzig verschiedene Sorten von Bier namentlich aufgeführt. Für die besten Qualitäten wurde als Rohmaterial vor allem roter und weißer Emmer verwendet, eine Weizenart mit harten, von den Spelzen fest umschlossenen Körnern, die als Kulturpflanze längst ver­schwunden ist. Für die verschiedenen Biersorten gab es feststehende Handelsbezeichnungen. Bi- u- sa" hieß das gute Sirupbier erster Qualität, das auch das teuerste war. Mit dem Namen Bi- şe- bar" bezeichnete man den gewöhnlichen guten Gerstensaft. Diejenigen, denen es nach erstklassigem, dunklen Malzbier gelüftete, forderten das ,, So- bar- bi- gigd" genannte Getränk. Das rote Bier, dessen Würze aus zwei Teilen Emmer und drei Teilen Malz bestand, war unter dem Namen, bi- si" bekannt."

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Licht, Luft, Sonne" ist die Forderung der Gegenwart und der Grundgedanke meiner Ausstellung! Sie sehen neben schöpfe­rischen Höchstleistungen die Frage vom, Stoff im Raum" vorbildlich gelöst und finden daher eine Ausstellung, wie sie sein soll. Der Besuch ist nicht nur lohnend und nutzbringend, sondern wird geradezu zu einem Vergnügen. Ich erwarte Sie!

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