Noch mehr Druck in Südtirol ! Muffolims Antwort an Oesterreich. — Frühere Versprechungen werde« nicht anerkauut.
Mussolini Hai gestern nachmittag in der italienischen Kommer die schon lange angekündigte Rede gehalten, mit der er zu der Sitzung des österreichischen Nationalrots vom Februar Stellung nehmen wollte. Die.italienische Kammer ist längst tem« Voltsvertretung mehr. Wäre sie es noch, so hätte sich auch dort au? dem Munde der So» z i a l i st o n die Stimme der internationalen Gerechtigkeit vernehmen lassen. Die Kammer, die keine Volksvertretung ist, begnügte sich damit, zu der Rede des Diktators Beifall zu heulen und dos Faschistenlied anzustimmen. In der Sitzung des österreichischen Nationolrats hatten der chriltlichnotionole Tiroler K o l b und der sazialdemokra- tische Tiroler A b r a m über die unmenschliche Unterdrückung des Deutschtums in Südtirol Klage geführt. Der Bundes- kanzler S e i p e l hotte mit Mahnungen zur Besonnenheit und Geduld geantwortet und überhaupt eine Rede geholten, die man als— unter den gegebenen Mochtverhältnissen— realpolitisch, auf keinen Fall als herausfordernd bezeichnen kann.. Mussolini hat auf diese Rede Seipels mit Drohungen geantwortet. Diese brutalen, aber immerhin dunklen Drohungen braucht man nicht allzu tragisch zu nehmen. Sie gehören zum faschistischen Handwerk. Daß das faschistische Italien militärisch gegen Oesterreich vorgehen könnte, weil ihm gewisse Reden, die im österreichischen Nationalrat gc- hasten werden, nicht gefallen, vermögen wir nicht zu glauben. Viel schlimmer sind die Ankündigungen Mussolinis, die sich gegen das arme Südtirol selbst richten. Denn daß solche Ankündgungcn ernst zu nehmen sind und daß ihnen sofort die Tot folgt, weiß man aus Erfahrung. Man muß also als Tatsache feststellen, daß. den deutschen Süd- tirolern das Lesen deutscher Zeitungen— auch ausländischer— unmöglich gemacht wird, daß die letzten beut- schen Beamten abgesetzt oder aus dem Lande gebracht werden, daß alle Verfolgungen nicht nur fortgesetzt, sondern noch verschärft werden!. Und warum? Weil ich österreichischen Nationalrar Reden gehalten werden, die zu verhindern den armen Südtirolern jede Möglichkeit ge- fehlt hätte! Für die Beurteilung einer solchen Geisel- Politik fehlt Menschen, die außerhalb der Sphäre des faschistischen Wahnsinns leben, jeder Maßstab. Es fehlen Worte, um die Verruchtheit der Gesinnung, die aus solchen Taten spricht, zu kennzeichnen. Mussolini hält den Oesterreichern zwar die angeblichen Wohltaten vor, die frühere nicht faschistische Regierungen Oesterreich erwiesen haben sollen, erklärt aber zugleich, die faschistische Regierung sei an die Versprechungen ihrer Vor- gängerinnen nicht gebunden. �Diese Versprechungen aber, die non früheren italienischen Regierungen gemacht wurden— Südtirol mit Liberalität zu behandeln und seine Selbstver- waltung zu schonen— bilden die Grundlage der Entscheidung der Alliierten, Südtirol Italien , zuzusprechen. Nach der Erklärung Mussolinis ist also die gegenwärtige uolienisch« Regierung nicht an Versprechungen gebunden, dprch die sich Italien die.Herrschost über Südtirol verschafft hat. Dg Logik nicht die starke Seite des Faschismus ist, konnte Mussolini zum Schluß sagen, Italien wolle mit dem Deutsch- tum gut stehen, wenn die Brennevgrenze nicht a n g e t a st e t werde. Do es niemanden einfällt, die Brennergrenze anzutasten, könnten also Italien und das Deutschtum ausgezeichnet mit einander stehen— nur daß zum Deutschtum eben auch die Viertelmillion Südtiroler gehören, die aufs infamste mißhandelt, und die Oesterreicher , die von Mussolini mit großmäuligen Redensarten von oben herab bedacht werden, obwohl sie doch wahrhaftig nicht im entferntesten daran denken können, die Brennergrenze an- zutasten. Es ist kein Trost, daß sich, das faschistische System mit der gleichen Brutalität wie gegen die Deutschen Südtirols auch gegen Italiener wendet, gegen das italienische Proletariat und gegen alles, was im Lande noch menschlich denkt. Kein Trost— und doch vielleicht einer, denn aus d e m italienischen Volte selbst werden die Kräfte kommen, die Italien aus seiner phrasengeschwollenen Erniedrigung und damit auch Südtirol aus seiner Knecht- schaft befreien. Der Ouce spricht: Rom , 3. März. Agenzia Stefan! veröffentlicht den Wartlaut der Erklärun- gen, die Mussolini über Südtirol in der Kammer abgab. Dgrin heißt es:„Meine Antwort kommt etwas spät,.und dies wegen folgender Gründe: Nor allein wollte ich den stenographisch aufgenommene» Wortlaut der im österreichl- schen Nationalrat gehaltenen Reden lesen. Zweitens wollt« ich durch eine Unterredung mit unserem Wiener Gesandten Näheres erfahren über die Stimmung, die Vorgeschichte und den Widerhall der Reden selbst. Drittens und nicht zuletzt, wollt« ich. daß«in genügender Zwischenfall von einer allzu dramatischen Atmosphäre befreie. H o n n i b a l steht noch nicht oor den. Tore» der Stadt, und Herr S« i p« l auch nicht<!). Italien ist heute ein großer Staat, der politisch einh-ltlich(?), ethisch homogen. Moralisch geschlossen(??) und in sozialer Beziehung ge- ordnet. ist, wie kein anderer Staat in Europa . Italien ist heute firr großes Volk von mehr als 50 Millionen Menschen, von denen beinahe 43 Millionen innerhalb der Halbinsel wohnen. Oesterreich ist das, was es ist. Ich habe mich sogar gefragt, ob es der Mühe verlohn«,.zu antworten und gewitz. wenn nicht der Bunde s- kastzler ein von vielen Gesichtspunkten aus bedeutender Mann. in die Debatte eingegrisien hätte, doyn hatte' ich die ontiitalienischcn und antiiaschistischen Redeübungen des österreichischen Nationalrots stirem Schicksat überlassen, ohne davon Notiz.zu nehmen. Ick) möchte' gleich hin.zusügen, daß es diesmal das letzte Mal ist. wo ich über dieses Thema sprechen nerde. Beim nächsten Mal«erde ich die Tatsachen sprechen lasten. Di, ist«in Kapitel der G« schichte, dag ich. schreib«, nicht für die Italiener, di« sie kennen, sondern für die Meli, die von dieser Geschichte nichts weiß oder sie nergesien hat. Ich beabsichtige zu zeigen und Ich werde zeigen, daß die ö st c r r e i cht s chx$„„ d- üestung nicht berechtigt ist und eben deshalb provoka k»rtsch ist. Sie ist kein es weg? gerechtfertigt durch die oll. g« m« i n e Politik, die Italien oem 1918 bis 1928 hinsichtlich der österreichischen Republik befolgt hat. Sie ist nicht gerechtfertigt durch
die Polilit, die die f o s<h i st i s ch e Regierung in der Provinz Bozen befolgt hat. die emc der. 92 Provinzen des Königreichs ist und von" der faschistischen Regierung wie alle andere» Provinzen behandelt wird, mit gleichen Rechten und mit gleichen Pflichten. Wenn ich heute an die zahlreichen Freundschaftsbeweise er- innere, die Italien Oesterreich seit dem Wafsenstillstand bis heut« Hot zukommen losten, so tue ich das nicht, um Oesterreich seine Undankbarkeit varzuwersen. Mustolini beruft sich sodann umständlich auf ein Danktolegramm Dr. Renners im Jähr« 1920 an die d a m g l l g e italienische Regierung wegen des gewährten militärischen Schutzes während der Abstimmung in Kärnten gegen einen drohenden jugoslovi- schen Einfall. Aehnlich später Dr. Schober nach der Räumung des Burgenland «? auf Grund des V«rtrages von Benedig. Noch vor zwei Wochen habe Dr. S« i p e l der jetzigen italienischen Regierung wegen ihrer Haltung in der M i l i t ä r k o n t r o ll- frage und bei der B öl k e r b u n d s a n l« i h e gedankt. Mussolini fuhr fort: Wegen der kleinen sremdvölkischen Minderheit he? Oberctsch gibt es keine internationale F r o g e. Diese Mi'noritä! ist ein Faktor, der gegenüber der ge- schlössen«» Masse von 42 Millionen Italienern durchaus nicht ins Gewicht fällt. Er fallt ferner nicht ins Gewicht angesichts der vielen Millionen Deutscher, di« an andere Staaten ge- kommen sind.(Die ober nirgends, nicht einmal in Polen an, nähernd so drangsaliert werden wie in Südtirol . Red.) Wenn diese Frag« existierte, würde man sie in irgendeinem Friedensvertrag oder einem diplomatischen Ue berein komm«» finden. Davon ist keine Spur zu sigden. Alle Bemühungen, etwas zu schaffen, das nicht existiert, sind demnach vollkommen sinnlos und absurd. Sie würden bedeuten, daß man gegen«ine Felswand rennt. Die österreichischen Redner behaupten, daß Versprechungen und Versicherungen seitens der Regierungen bestehen, die der saschlstischeu Regierung vorousgegangeu find. Ich erkläre das nicht für ausge- schlössen, ober es läßt sich auch onnehmeu. daß diejenigen, die solche Versicherungen gegeben Hobe», es später bereut haben angesichts der übertriebenen Auslegung(?), die man gewissen Versprechungen gegeben hat. Indessen hall sich die faschistlsä)« Regierung, auch wenn sie zeigte, daß sie die Verträge respektiert und sorgsäUg zur Durchführung bringt, durchaus nicht durch die mehr oder weniger vagen und rhetorischen Versicherungen gebunden von Leu Km. die Systeme und Regierungen oertralen. die inzwischen durch die faschistische Revolution hoffnungslos überholt worden find. Da man begriffen Hot, daß man das diplomatische Gebiet n«cht de- schreiten kann— Bundeskanzler Seipel selbst hat sich geweigert, dies zu tun—, versucht man, die Frage auf das Gebiet politisch«: Sen- timentalität zu tragen und spricht von einein System der Tyran- n« i. von' gemarterten Brüdern, von Personen, die durch die barbarische faschistische Diktatur hingeschlachtet worden sind. W dieses ist nicht nur falsch, sondern vor allem in höchstem Maße lächerlich, s?) Wir sind keine Schüler jenes Oesterreich, das ein Jahrhundert lang die Länder halb Euro pas mil Henkern bevölkerte, di« G« fö n g n i s s e mit Märtyrern füllte und unaufhörlich. Galge. y errichtet«. Di- fajchisti. schen Greueltaten sind dke Erfindung einer ungesunden Phanlasie.(?) Bon de» beiden.einzigen Pepsönen sremder Hertübsi, oie tot einen Zwangsausent�ikt verschickt worden sind, ist der eine fast un» mittelbar danach freigelassen worden. Dem anderen wurde die Straf« vermindert und er wäre in Freiheit gesetzt worden, wenn im Ausland kein Hetzfeldzug eingesetzt hätte. Kein Staat, der Achtung vor sich selbst hqt. duldet derartig« ausländische Ei n m i s iß un g en. Der republikemksche De- mokrat(?) Füller, Gouverneur de« Staat«« Massachusetts , hat uns in dieser Hinsicht«jn hervorragendes Beispiel gegeben.(Also em« Verherrlichung der Hinrichtung der beiden Italiener Saeco und Vanzettit! Red.) Die Per- sonen, von denen ich spreche, wurden nicht in Zwangsaufenthalt verschickt� weil si« Deutsche waren, sondern weil sie An4i- f a s ch i st e n waren, d. h. Antirevolutionäre. In Wirklichkeit erscheinen heut, nach sechs Jahren faschistischen Regiments. 15 Zeitungen in beutscher Sprache in der Provinz Bozen : politische(das ist unwahr: die letzte deutsch « Tageszeitung Südtirols fft feit 15 Monaien verboten! Red.), winschaftliche. relifltöle, literarische und pädagogische Blätter. Da unsere Langmut falsch ausgelegt wurde, warne ich jetzt zum letzten Mol«: Wenn der aatiitalienische Zrtdzug jenseits des Brenners nicht aufhört, wird da« Schicksal oller dieser vcröfsentllchungeu in fremder Sprache besiegelt werden: sie werden ausgehoben. Was den Druck auf die F r e m dft ä m m i g« n angeht, muß man wisien und allgemein zur Kenntnis bringen, daß noch 376 anders- sprachliche Beamte in Bozen selbst und 664 in der Provinz tätig sind. Da all dies nicht gebührend geschätzt wird, so werden alle diese anderssprachlichen Elemente demnächst vor das DUemma gestellt werden, daß sie entweder in andere Provinzen de« Sön'grelchs verfehl werden, oder daß sie enllassep werden. Ich kann ruhigen Gewissens versichern, daß keinerlei Verfalgungs- maßnahmen gegen di« aitberslprachliche Bevölkerung der Provinz Bozen durchgeführt worden sind, insbesondere auch, da diese Be- völkerung ziun größten Teil bäuerlich ist, sieb ruhig und diszipliniert benimmt, sich dem Regiment fügt, auf d>« Schreierei von jenseits des Brenners nickst hört und mir verlangt i n Ruhe gelassen zu werden. Besteht die faschistische Barbarei in der Tatsach«, nach den Grundsätzen unserer Revolution di« G«- meinderäte in der Provinz Bozen aufgehoben zu haben, wie es in den 91 anderen Provinzen des Königreiches geschah? Mussolinis Rede schloß, nach einem Bericht von„Europa Preß�, wie folgi: Die antiitalienischc Kundgebung hat sich»erschärst, seit- dem die Provinz Bozen geschaffen wurde, weil das Alldeutsch- tum einsteht, daß seine Partie verloren ist. Völkerbund? Gens? vergebliche Hassnungen! „Wenn der Völkerbund in das Labyrinth der fogenana- ten(!) Minderheiten eindringen würde, würde er nicht mehr herauskönnen. Andererseits würden die anklagenden Nationen der Minderheitenfrage zu Angeklagten werden. Es sei an der Zeit zu sagen, daß jede Ku n d g e b u n g j e" i« i t s des Brenners unmöglich u n d'n o ch tei l i g sei, und gs fei Zeit zu erklären, daß die verleumderischen Reden und Ber - hetzungen nur dys Ergebnis haben werden, den Kreislauf de« faschistischen Lebens zu bekräftigen. Was an uns siegt, so wollen wir Freund« der Deutschen sein, deren verdienst« um die mensch- kich« Kultur wir anerkennen, aber nur unter der Bedingung, daß die Sicherheit unserer 42 Millionen Italiener nicht im mindest«» in FragiK gestellt wird. Mit all«? Offenheit geben wir heut« den T'rolern, den Oesterreich«!-» und oller Welt zu verstehen, baß Italien am Brenner mit seinen Lebend«» und Toten Wache hält." Die Rede Mussolinis, die dreiviertel Stunden dauerte, fand andauernd stürmischen Beifall.
Oer Triumphator auf Leichen und Trümmern. Vi««. 3. Mörz.(Eigenbericht.) Di«„Arbeiter-Zeitung " schreibt in der morgigen Nummer über dl« Rede Mussolinis folgendes: Ayf den Trümmern der verbrannten Ar- beiterheime und auf den Leichen der gemorde- ten Arbeiter erhebt sich Mussolini in diesem Scheinparfament von Söldnern. Er hat über Oesterreich und gegen Oesterreich ge- sprachen. Cr hat zuerst gedroht, das nächstemal werde er»ickst mehr- reden, sondern Taten sprechen lassen. Er drohte, der Per- fekiionierung der österreichischen Anleihe Schwierigkeiten zu machen und die deutschen Blätler in Südtirol einzustellen Wir kennen diese Sprache, die eine wofsensiarrende. hochmütige Macht gegen«in kleines und wehrloses Land führt. So haben h a b s- b u r g I s ch e Minister gegen Montenegro und Serbien ge- sprachen. Er hat geleugnet, daß aus Südtirol ein Druck ausgeübt werde, er hat gesagt, haß die Provinz Bozen dieselben Recht? habe wie die anderen italienischen Provinzen. Da Hot er ganz recht, es ist derselbe Geist der brulale« Gewalt, der da« italienische Proletariat und die ilollenische Demokralle vergewalckgt, der auch gegen diesen deutschen Stajnm wütet. Er hat gesagt, Oesterreich müsse dankbar sein für die Dienst«, die ihm Italien geleistet Hai. Er hat erinnert, daß Renner 1929 anläßlich der Volksabstimmung in Körnten und Schober 1921 anläßlich des Ber - träges von Venedig über Oedenburg gedankt haben, aber sie haben nicht ihm gedankt, sondern der italienischen Regierung, von der er sagt, daß er an ihre Versprechungen bezüglich Südtirol sich nicht gebunden fühlt. Dafür hat man selbst dieser Regierung gedankt für Kiagenfurt, aber man kennt das Interes-se Italiens daran, daß dos Drautol. dos die Umgehungsfront der italienischen Armee im Fall« eines Krieges gegen«üdflawien in den Hckndei, des schwachen Nachbars sei und nicht in der Hand der Süd- släwen. Der Derträtz von Venedig war nichts als dos. Betreiben Italiens bei Oesterreich, daß es auf das deutsche Oedenburg ver« zichten müsti. Mussolini , hat sich dagegen verwahrt, daß der Faschismus der Erb« jenes alten Oesterreichs sei, das ein Jahr- hundert läng die Straßen von halb Europa mit Henkern bevölkert«. die Gefängniste mit Märtyrern anfüllt« und ununterbrochen Galgen aufgerichtet habe. Aber gerade das ist der Faschismus, und gerade well wir dieses alte Oesterreich hasten aus ganzer Seele und den Befreiungskampf des italienischen Volkes gegen dieses alte Oesterreich für«ine der größten Traditionen der europäischen Demokratie hallen, gerade deshalb hosten wir den Faschismus, der alle Verbrechen der Metternich« an dem italienischen Volk wiederholt und übertrifft. Oesterreich ist ein kleines und wehrloses Land, und man kann ihm leicht drohen und es leicht einzuschüchtern versuchen, aber die Sache der Deutschen ll» Südtirol ist eng verbunden mit der Sache des inlernaklonalen Proletariats. das in dem Faschismus seinen Todfeind erblickt und>». der Sache der Dölker Italiens , mit deren Desreiüng vom Faschismus und seiner Aulherrschaft auch die Deutsckzen in Südtirol ihre Frei- hell finden werden. Südtirols Klerus appelliert an den Vatikan . Men. 3. März. Die.N4ue Freie Preste' meldet aus Innsbruck : Der deutsche Klerus der Diözese Trient ha, an den Fürstbischof E n d r i zz i das Ersuchen gerichtet, beim Vatikan einen V i s i t a t o r für Südtirol zu erbilten. Dieser müsse politisch neutral sejn und deutsch sprechen können, sowie womöglich einem neutralen Staat« angehören, damit er das Vertrauen gewinne. In einer Konferenz der deutschen Dekane der Diözese Trient erklärten samt- l i ch e Anwesenden dem Fürstbischof, daß die Erteilung des Re- ligion-unierrichle» in iiallenlscher Sprache von der gesamten deul- jchen Geisilichkeil abgelehnt werde. Di« Dekan« ersuchten den Fürst- bischof um Intervention beim Vatikan . Der Klerus des Dekanats Mals hat beschlosten, sich durch keln verbot von der Er- leilvng des Religwnsunkerrichls in der vlutlersprache abbringen zu lasten._
Dame und Kunst. Zur Ausstellung der„Künstlerinnen�. Im Derein der Künstlerinnen(Schöneberger Ufer 38) ist die Frühjahrsausstellung eröffnet worden. Oelgemälde. Aquarell« und Plastiken, genau neunundachtzig Arbellen. in zwei Räumen, sehr zivilisiert, unaufdringlich und schon darum sympathisch vorgeführt. Der gerechte Kritiker wäre genötigt, mll ganz wenigen Ausnahmen, all« Namen zu nennen, die der kleine Katalog verzeichnet:- so er» ftaunlich ist das gleichmäßige Niveau, die Ausgeglichenheit und die durchaus erfreuliche Qualität dieser Frouentunst. Keine Ekstasen, keine Erpertmenl«, kesne Genialitäten, ober auch keine Ungezogen- Heiken. Und ganz gewiß kein Dilettanitsmus. Vielmehr ein redliches Handwert, gefällig durchströmt von ehrlichem Gefühl für schöne Mäßigung und gepflegten Geschmack. Ohne Zweifel auch: Berufs- menschen, nicht Amateure, sondern Damen, hie sich auf solche Weise- mit Pinsel und Meißel, ernähren wollen. Und di« es verdienen, daß ihre anspruchslosen, oher freundlichen Leistungen Käufer finden. In der grenzenlosen Wirrnis der gehäuften Kunstproduktion eine munter« Oase etwa für die Bestrebungen des Genosten Heinrich Schulz : jedermann sein Bild im Topf. Was ist das nun aber eigentlich: ein« Dame? Wer ist«s nicht, nicht so. wie es hier gemeint ist: die Säte Sollwitz. Sie ist die deutsche Frau, pie am Leiden und Hoffen des Volkes trägt. Die- Dam« ist mehr Zuschauerin: sie braucht nicht gerade aus seidenem Fauteull.p» sitzen, ober sie steht jedensalls nicht in der Kampsreihe. Sie hat eine gut« Kinderstube gehabt und ging immer leidlich behütet durch» Leben. So wurde sie auch von dessen Abenteuern nicht getroffen, noch von besten Abgründen bedroht. Und selbst, wenn die Gefahren und Forderungen einer neuen Zell hereinstürmten, rechet« sie sich in die Konvention. Sei scheute die Kurven und bevorzugte die wohl- temperierte Ebene. So verhall sie sich nun auch der Kunst gegen- über. Für die Entwicklung nicht gerade notwendig, ober auch nicht störend, vielleicht sogar mancherlei Milderung der Gegensätze rauher Gegenwart spendend und ganz gewiß angenehmer als ungezähll« laute und porositäre Luxusgeschöpfe. Robert Breuer.