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-Unterhaltung

unö ÄVlssen

Beilage des Vorwärts

Bombardement mit Elektronen. Epochemachende Versuche.

lieber aufsehenerregende Versuche, die m dem Laboratorium der amerikanischen Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft zu Scheuer- tady von Dr. William D. Coolidg« unternommen lverden, wissen New-Iorker Blätter merkwürdige Dinge zu berichten. Coolidze arbeitet daran, dem Rätsel des Atoms aus die Spur zu kommen unö'benutzt dazu Bombardements mit Elektronen, die sich mit einer Geschwindigkeit von 175 OM engiischen Meilen in der Sekunde fort­bewegen. Der Gelehrte, der wegen seiner hervorragenden Arbeiten kürzlich die Edtson-Medaille erhielt, hat einen Apparat erbaut, der aus einer Glasröhre und einer Glocke besteht, mit einer Metall- röhre, die in die osfene Lust reicht. Ein Bacuum wird in der Glas- röhre und Glocke hergestellt und ein kleines Stück Wolfram wird in dem. luftleeren Raum aufgehängt. Dann wird eine elektrische Ladung eingeführt und.freie Elektronen", die das Wolfram um- geben, werde» durch Glas- und Metallröhrc auf eine Entfernung von einigen Frist auf die Reis« geschickt. Am Ausgang der Metall- röhr« befindet sich einFenster", das nur ein zehntausendstel Zoll dick Ist und die Röhr« hermetisch verschließt, aber ben Elektronen den Durchgang ohne Schädigung gestattet. Der Gegenstand, der bombardiert werden soll, wird direkt vor das.Fenster" gebrocht. Zunächst verwendete Coolidge nur ein« Glocke, in der 300 000 Bolt erzeugt wurden: dann aber hat er ein« neue Röhre mit drei Glocken hergestellt, die 900 000 Volt erzeeigen. Während die Elek- trone-n bei 300 000 Volt 150 000 englische Mellen in der Sekunde zurücklegen, wird diese Schnelligkeit bei 900 000 Lolt nur um 25 000 Meilen erhöht. Coolidge hofft, die Geschwindigkeit der Elek- tronen bis aus die des Lichtes zu steigern, also auf 136000 Meilen in der Sekunde, aber dazu würde er wahrscheinlich 3 Millionen Doli brauchen. Das Walfram-Atom kann wie jedes Atoin mit dem Sonnen- system oerglichen werden. Die Sonne stellt dann die positiven Elektronen des Zentrums dar und die Planeten bilden die äußeren negativen Elektronen. Außerdem gibt es aber auch noch in diesem .Sonnensystem" des Atoms wandernde Körper, die die.freien" Elektronen bilden. Mit diesen.freien" Elektronen, die sich in den Atomen jedes Elements finden, sühn Coolidg« sein Bombardement aus. Wenn es ihm auch noch zelingen würde, die negativen Elek« tronen von dem Wolframstück in der Röhre zu trennen, so würde

er ein«.Explosion" des Wolfram-Atoms hervorrufen, und das könnte zu den ungeheuerlichsten Folgen führen. Dann würde man das Geheimnis der Atomenergie kennenlernen und könnte der Menschheit eine beständige und billige Kraftquelle erschließen. Die freien" Elektronen, dl« von dem Wolfram sich absondern, stören die Atom« nicht; sie werden nach der heutigen Anschauung von anderen freien Elektronen in der Luft ersetzt, oder die ursprüngliche-i freien Elektronen kehren wieder in ihre ursprünglich« Stellung zu- rück, was bei der ungeheuren Schnelligkeit ihrer Bewegung durch- aus möglich ist. Auch für den alten Traum der Alchimisten, die Verwandlung wertloserer Metalle in Gold, eröffnen sich hier Aussichten. Jedes Atom in jedem Element besteht ja aus einer bestimmten Anzahl von positiven Elektronen in dem Mittelkern, um den sich eine ent- sprechende Zahl von negativen Elektronen bewegen. Würde es ge­lingen, von Elementen, die mehr Elektronen besitzen als das Gold, eine bestimmte Menge abzusondern, oder Elementen mit weniger Elektronen die Menge hinzuzufügen, die sie zu der Zahl der Elek- tronen des Goldatoms ergänzt, dann würde man die Umwandlung in Gold durchführen können. Die Ergebnisse, die Coolidg« bisher mit seinem Bombardement erzielt hat, haben keinen besondeven praktischen Wert. Er hat nur dadurch eine Methode gefunden, um echte Saphire von künstlichen zu unterscheiden. Saphire, die echt sind, glühen unter dem Vom- bardement auf, behalten aber dieses Glühen nicht, während es bei künstlichen Saphiren fortbesteht. Butter und Milch, die dem Bom­bardement ausgesetzt waren, wnrden dadurch ungenießbar, Tabak wurde nicht berührt, Kinofilm? wurden zerbrechlich wie Glas, einige Flüssigkeiten wurden in einen festen Zustand, einige fest« Stoffe in Gas übergeführt. Maiskörner, die mit Elektronen beschossen waren, zeigten zunächst ein vermindertes Wachstum, entwickelten sich dann aber normal. Bei cheilverfuchen mit den bombardierten Elektronen erwiesen sich dies« den Röntgenstrahlen überlegen, da sie Bakterien töten. Man hofft, darin«in Mittel zur choilmig des Krebses zu ftnden. Das amerikanische Kriegsministerium fiihrt gc- heim« Untersuchungen aus, um dadurch.Todesstrqhlen" zu ge­winnen. Aber alle diese Arbeiten sind noch in den Anfängen und haben zu keinen brauchbaren Ergebnissen geführt.

Textiltraum. Von Vera Inder(Moskau ). Das Stelldichein war für acht Uhr abends verabredet. Um diese Zeit sind die Maschinen verswmmt die cherzen sprechen. Um acht Uhr abends verdeckten dichte, graue Wolken den Mond, Wind erhob sich, Schnee begann zu salleir. Und das Schneegestöber fauchte über die Stadt hin, verwehte den kleinen Park und setzte dort diamantene Hügel an. Dmitrij Jsnurcnkow, der noch nicht allzu viele Lenze zählte, war Student des zootechnischen Instituts. Nach dieser Bezeichnung zu schließen, konnte man sich dort schwerlich eine Textilabteikung vorstellen. Und doch gab es eine solche Textilabteilung und sie florierte. Als Dmitrij JsckUrenkow an Ort und Stelle war, bot er sein Gesicht dem munteren'Schneetreiben, wie es sich für einen Mann gehört, der an seinen Stern glaubt. Und Dmitrij Jsnurenkow kannte diesen seinen Stern sehr gut. In seinen Träumen sah er sich als Direktor einer Fabrik. Webstühle und katwnpräparierende Werktische, die ihm olle Untertan waren, glänzten von Kupfer und Nickel. Zentimeter, Meter, Kilometer von Stöfs sausten durch die Webstühle. Es war genug da, um die ganze Sowjetunion mit Flanell und Chiffon zu versorgen. Und die Union versorgte sich. link Dmitrij Jsnurenkows Name wurde in Kreisen derRoten Direktoren'" mit einer gewissen Hochachtung ausgesprochen. Aber jetzt, vorläufig, wartete er auf seine Geliebte. Ihr soziales Gesicht trug einen unbestimmten Ausdruck(was Dmitrij Jsnurenkow besonders aufregte). Aber dieses Mädchengesicht war ausgesprochen reizend(auch das regte Dmitrij Jsnurenkow besonders auf). In seinen Zukunftsträumen sah er die Geliebte an seiner Seite. Sie lebte, gemeinsam mit ihm, in der Fabrik und jeder Webstuhl war ihr so vertraut, als wäre er ihr eigenes Kind. In schweren Stun- de», wenn Ueberschwemmung oder Branbkatastrophen die Fabrik heimsuchten(auch derlei Zwischenfälle hatte Dmitrij Jsnurenkow im Auge), benahm sich die Geliebte wie ei» Krieger, wie die Frau eines Kriegers rettete sie die wertvollen Kupferplatten aus dem Grazierzimmer. Musterbretter, aus denen die Entwürfe zukünftiger Flanelle und Batiste ausblühten. Sie huscht« durch die Rauch- jchwaden, stapfte durchs Wasser, und slaumig, wie ägyptische Baum- wolle, leuchtete ihr Haar rosa inmitten de? Flammenmeeres. Guten Abend!" sagte die Geliebte mit silbriger Stimme. Was für einen schrecklichen Ort hoben Sie da ausgesucht es zieht, wie in einem Fast! Können wir nicht in ein Kino gehen?" Dmitrij Jsnurenkow drehte sämtliche Taschen um, dann sagte er: Nein, das können wir nicht...* Dackn, nachdem die Geliebt« seinen Arm genommen hatte, an feiner Schuster gestützt, während er sie mit seiner anderen Schulter vor dem Schneegestöber zu schützen versuchte, führte er sie über die Kusnetzkybrücke. Er mußte Ihr auseinandersetzen, daß er sich die Zukunft nur an ihrer Seite vorstellte, daß ihre Wimpern unter dem feinen Schneebelag wunderschön aussahen, und daß sein« Liebe zu ihr von Tag zu Tag stieg, ebenso wie die Produktion des Landes. vor einem Schaufenster, darin wohlig warmer und zarter Stoff in Schattierungen von Rosen und Pfirsichen logett, blieb Dmittij Jsnurenkow stehen:Sehen Sie nur, wie der Trust arbeitet," sagte er.ich möchte eine Frau sein, um diese herrlichen Dinge tragen zu können. Hervorragend!" Unsinn," sagte die Geliebt«, ,cha» ist Barchent, billiger Kram, Schund. Wer trägt denn solche Sachen? Selbstverständlich, wenn man nvch nie einen ausländischen Stoff gesehen hat." Schund?" fragte Dmitrij Jsnurenkow,worum Schund?!" JDarui». weil man bei uns nicht» Anständiges erzeugt!!" Erlauben Sie!" schrie Dmitrij Jsnurenkow. Aber sie erlaubte nicht. Nein, erlaube» Sie!" schrie jetzt sie in Wind und Schnee hin- »US. Sprechen Sie nicht über Dinge, von denen Sie nichts ver- stehen! Oder tragen Sie etwa seidene Wäsche? Haben Sie schon einmal russischen Crepe cke Ckine gekauft? Das ist es ja eben. Ekliges Zeug ist das. Da, sehen Siel" Und so recht, wie einem schwachen, listigen Weib geziemt. wandte st« dem Schneegestöber den Rücken und lüftete an der Brust den Eichhörnchenpelzkragcn. Dmittij Jsnurenkow neigt« sich ihr zu, fühlte di« duftende Wärme des Pelzes, sah eine matte Perlenkette und den perlmuttfarbenen Brustansatz unter der Pelzweste. Da, sehett Sie her!" sagte die GeNebte und legte den weißen Wollh/'Ndschuh auf die Brustwas glauben Sie, ist das?" .)as?" fragte Jsnurenkow. ,Vch weiß es nicht Ich liebe Sie." Ich aber weiß es. Das ist russisch« Seide, die auseinander geht!" Und sie fuhr mit der Hand unter den Pelz. Da sah Dmittij Jsnurenkow die orangefarbene Seide der Wäsche, schleißig gewor- den, wie es schon bei Seide ist, wenn ste ouseinander geht. Das ist russischer Cräpe ckc Chine," schrie die Gellebte trium- phlcrend I» Wind und Schnee hinaus. Und da» wollen Sie ver- leidigen. Wöhrend im Ausland.. Nun, bei uns ist da» eben etwas ganz anderes," wehrt« sich Dmittij Jsnurenkow verzweifelt.Wir können alle». Aber dos Rohmaterial.., verstehen Sie mich?" Unsinn," antwortete sie. ,Vn einem Jahre fahre ich nach Paris und bleibe dqrt sür immer. Nizza ist von dort nicht weit, in den Cafes darf man tanzen und in den Geschäften gibt es an Okkaüonstagen.Ausoertaus', da kann man beste Seid« zu Spott- preisen kaufen." Wie? Paris ?" wollte Dmittij Jsnurenkow sagen, ober das Wort blieb ihm im Halse stecken.Und die Fabriken? Die Ueber- schwemmunge»? Brandkatastrophen? Und das Haar, rosafarben leuchtend, inmitten de» Flammenmeeres? Und mein Traum?" Aber das olles existierte ja gar nicht. Es ist schon spät." sagt« Dmitrij Jsnurenkow, diesmal wirk» U ch. n» morgen zeitig oui stehen. Ich werde St« noch Sauf« Segleiten!" Bor dem Haustor war«in großer Schneehaufen. Die Geliebte versteckte Kinn und Nase in dem warmen Eichhörnchen. Die Wim- per», schwer, vom Schnee, waren nicht mehr so unorttäglich schön, wie vorhin. Wann sehen wtt uns wieder? Auf Wiedersehen!" sagte sie. Adieu," antwortete Dmittij Jsnurenkow.Die Fäden, die uns verbunden haben, sind abgeristem Liebesbande sind schön... ober das Rohmaterial ist minder.. Und er ging von ihr. bot seine Brust dem Wind«, wie es sich für einen richtigen Mann geziemt. t«« dt» Ztugischr»»o» Ärnoid Wcfftrtsiirr i

Was Dahlem gegenwärtig bietet. Ehe unser Frühling eintritt, tut man gut, einmal wieder unter Palmen, Bananen und anderen unwirklichen Gewächsen zu wandeln, bl» man auf gut tropisch zu schwitzen beginnt und einem da» ver- schnupfte Berlin auf ein Stündchen gänzlich abhanden kommt. Bon 10 bis 4 Uhr ist zurzeit an Sonntagen der Garten geöffnet, und der Weg durch die Glashäuser bietet immer wieder Neues. Primeln, Rhododendron und Erikagewächse, das sind einige der Gruppen, die zurzeit florieren. Zwei Gegenpole der Pflanzenwelt aber, Orchideen und Kakteen, fesseln, wie immer, die meisten Besucher. Bei den Orchideen stößt man abermals auf nie Gesehenes. Bald fasziniert die Schönheit der geschwungenen Formen und der Färbung, bald die ins Groteske sich steigernde Bizarrem dieser Blüten, halh ein Ge- misch aus beidem, und man muß bekennen, daß diese Gewächse einen der Gipfel der gesamten Lebewclt bedeuten und kein« menschliche Phantasie den Wettbewerb mit ihnen aufzunehmen vermöchte. Wäh- read bei den Orchideen nirge»ds eine gerade Linie zu bemerken ist, stoßen wir im Kakteenhaus yuf eine sozusagen fleischgewordene Mathematik, auf geballte Gewächse, di« statt von Blättern von Stacheln starren. Bom zarten Stachelpflaum bis zu fingerlangen Spießen ist olles vertreten, und diese wehrhaften Gebilde sind paradoxerweis« hier noch durch ein Drahtgitter geschützt! Denn die Kakteen sind Modepflanzen, ihre Liebhaber verfügen sogar über eigene Zeitschriften, und das Drahtgitter soll diehandgreifliche" Anziehungskraft eindämmen, den diese vegetabilischen Nadelkissen ausüben. Die Bewunderer der Orchideen und die der Kakteen bilden sicherlich ganz verschiedene Gruppen. Aber auch der für Mathematik und Rhythmus minder Begabte kann sich dem Reiz dieser Gebilde nicht entziehen, bis ihre Starrheit und Symmetrie ihn schließlich ermüden. Dasselbe Gewächshaus enthält auch die anderen Sukku- lenten. eine ollgemeine Bezeichnung(Fettgewächse) für in Anpassung an Wüstenstandorte meist blattlos, aber fleischig entwickelte Pflanzen, die nach dem Bau ihrer Blüten und Früchte aber im Systeme weit voneinander entfernt sind. Daß es dabei auch ohne Stacheln gehen kann, beweisen gleich rechts am Eingang die Nein«» Mesem- brianthemen(Eisblumen) Südafrikas : wie aus gesprenkelten Kiesci- steinen liegen sie im Sande. Sie sind auch ohne Stacheln geschützt, weil sie dort, wo sie vorkommen, von der Unterlage kaum zu unter- scheiden sind. Noch sei erwähnt, daß im gleichen Hause jetzt Alai- pflanzen reichlich blühen und daß im Palmenhause bei einer Eycas- palme, jenem Farrn und Palme» verbindenden merkwürdigen Ge» schlecht von Palmentracht, jn Mannshöhe eine etwa fußlange, tannenzopjenartig geschuppte Frucht zu beobachten ist. Draußen im Garten ist Revolution. Die Bcrganlagen werden umgebaut und erweitert. Und der Vorfrühling arbeitet sich voran. Längst sind Haseln und Erlen mit ihren Wahrzeichen betroddelt. Ucber ein Weilchen, und die ersten Anemonen werden sich melden. L.

Die einsamsten Menschen der Weli. Seit di« Osterinsel ein beliebter Stützpunkt für wisienschastliche Expeditionen geworden ist, dürfte die im Südatlantit gelegene Insel Tristan da Cunha die«insomste bewohnt« Stelle der Erde sein. Nachdem man über zwei Jahre long nichts mehr von der Insel gehört hatte, kamen die letzten Nachrichten, als kürzlich ein auf einer Weltreise befindliches Schiff Rio de Janeiro anlief. Dorfach besteht zurzeit die Bevölkerung von Tristan da Cunha aus 135 Menschen. Füns Männer kamen an Bord des Schiffes, die all« stattlich ans- sahen und sonnengebräunt waren. Sie glichen einander wie Brüder: am meisten fiel Ihre Schüchternheit aus, doch sreuten st« sich offenbar, als man ihnen Lebensmittel und Kleider schenkte. Die Insel, di« unter englischer Herrschaft steht, wurde zum ersten Male am 28. No- vember 1816 besiedelt, als England befürchtete, daß sie als Stütz- puntt sür«inen Versuch, Napoleoir von St Helena zu besreien, dienen könnte. Damals wurden fünf Offiziere und fechsunddreißig Soldaten an Land gefetzt. Dies« Garnison wurde noch einigen

Jahren wieder eingezogen. Dann siedelte sich ein englischer Hand- werker mit seiner Frau und 16 Kindern auf der Insel an. Einige englische Mattosen folgten. Da nicht genügend Frauen vorhanden waren', wurde der Kapitän eines vorüberfahrenden Schiffes gebeten, für Frauen zu sorgen, und dieser veranlaßt« einige Frauen aus Kapstadt , nach der Insel zu reisen. Heute leben dreißig Familien auf Triswn da Cunha. die alle in der kompliziertesten Weise mitein- ander verwandt sind. Trotzdem herrscht auf der Insel eine para- diesisch« Eintracht. Nur einmal wurde der Fried« gestört, als ein Missionar sich angesiedelt hatte. Die Einwohner, die keine Autorität anerkennen und die dem Rat des yamilienältesten folgen, em- ledigten sich sedoch bald des Störenfrieds. Als vor fünf Iahren' ein Schiff oorüberkam, wurde der Missionar gezwungen, die Insel zu verlosten. Seither ist wieder alles eitel Sonnenschein, und kein Ein wohner will die Insel oerlasten, obwohl England wie Südasrika sich erboten hatten, die Bewohner kostenfrei auss Festland zu überführen. Dabei ist das Leben durchaus nicht leicht. Die einst angebauten Hülsensrüchte sind von Ratten, die aus einem Schiff stammten, zer- stört worden. Nun werden nur noch Kartosseln gesetzt. Bor zwei Jahren war die Ernte schlecht, und die Bevölkerung muhte Pinguine und Ihre Eier verzehren. In einem Monat wurden 8000 Eier ge- sammelt und 5000 Vögel erlegt, die jedoch wegen ihres Fisch- geschmackes kaum als Dellkoteste gelten könne». Der Gesundheits- zustand ist trotz dem oft herrschenden stürmischen Wetter aus- gezeichnet. Krankheiten kommen kaum vor. In den letzten drei Jahren starben drei Personen, darunter ein neugeborenes Kind und ein neunzigjähriger Greis. Unger von der Aase!" Von Dr. Friednch Drexler. Kaspar Hauser hotte die üble Gewohnheit de« Nasenbohrens. Das las ich in keiner Chronik, weiß es aber, weil er immer sich selbst überlasten war. Sich selbst überlasten sein und Nasenbohren steht in einem Funktionsoerhältnls. Deshalb genügt es nicht, unsere Kinder auf des Unästhetische, d. h. Unartig«. Garstig« und Beschämende aufmerksam zu machen, sondern man muß ste vor allem über da» Gesundheitsschädliche mid Gefährliche aufklären, denn das scheuen sie auch dann, wenn sie allein und unbeobachtet sind. Nasenbluten, das auf die Dauer schädlich, bei den sogenannten Mutern gefährlich ist. wird oft durch die Fingernägel hervorgerufen, desgleichen so manche» Geschwür mit Durchlöcherung der Nasen- schejdewand. Echter und unechter Rotlauf, Ekzem usw. verbreitet sich nicht selten von Kratzwunden in der Nase über das Gesicht. Stö­rungen des Gehörs durch Schwellung der unteren Nasenmuschel, des Sehorgans durch Eiterung der Tränenwege, Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns, der Atmung und Stimme, ja sogar der geistigen Tätigkeit durch venös-lymphatlsche Stauung und Infektion der Hirnhäute können in der Zlase ihre Ursprungsstätte haben. Fortleitung und Ausbreitung von entzündlichen Prozessen Ist weiter nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, daß die Rasen- höhl« mit einer Reihe von Nebenhöhlen(Kieferhöhle, Kcilbeinhöhle. Stirnhöhle. Siebbeinzellen) in Verbindung steht. Dieses alles wird der eingehend belehrte kindliche Nasenbohrer aus unseremPfui" heraushören, und mag auch der Finger zuweilen heimlich noch in seinen Lieblingsaufenthalt zurückkehren das Ge dankenlose und Gewohnheitsmäßige ist überwunden. Viel Mül)« freilich hat man mit Kindern, die eine Anlage zu Nafenerkrankungen. Polypen. Schleimhautatrophi« usw. haben. Hier tritt«in circulus vitiosus ein. die krankhaste Anlage erzeugt den Drang zum Dohren, dos Bohren fördert die Krankheit. Bei seelisch robusteren Kindern mag in solchen Fällen noch eine drastischere und plastischere Belehrung und Mahnung am Platze sein, indem man ihnen ettpa das Zukunftsbild ihv«r Rase als Zinke",Löschhorn" u. dgl. vor Augen stellt. Eitel sind sie alle.