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Verschleierung der Reichsgarantie

gehandelt habe. Kapitän Lohmann hoffte, im Notfall den Kredit der Deutschen Girozentrale aus den Sonermitteln abdecken zu fönnen. Bereits Anfang 1927 erwies fich jedoch die Beschaffung neuer Geldmittel als notwendig. Kapitän Lohmann übernahm wie derum die Vermittlung von Bankkrediten, und zwar in Höhe von 3,5 Millionen Mart und 920 000 m.; auf seine Bitte fand sich die an der Rohfilmlieferung interessierte Lignose wiederum bereit, für das Reichswehrministerium nach außen hin in die Erscheinung zu treten. Kapitän Lohmann unterzeichnete die diese beiden neuen Kredite betreffenden Verpflichtungsscheine diesmal, ohne seine Vor­gesetzten in Kenntnis zu setzen, geschweige denn deren Einwilligung vorher einzuholen.

Diese Verpflichtung, wie auch die dem Kredit der Girozentrale vorerwähnten Geldinvestierungen von 2 807 770 Mark kamen vielmehr erst im Anschluß an die im August vorigen Jahres erfolgten Pressever­öffentlichungen an den Tag.

Da Rapitän Lohmann bei Abgabegarantien für die zweiten und dritten Bankkredite seine Vollmacht überschritten hat, fragt es sich, 05 das Reich überhaupt verpflichtet ist, diese Erklärun gen einzulösen. Der Bericht erklärt hierzu, daß die gerichtliche Aus­tragung dieser Frage nicht angebracht erscheint.

Hurra- ein bürgerlicher Wahlfieg!

Ohe schwamm Friedrich Wilhelm Knulpes Rentiersantlig heute früh in Wonne, als er dem gewohnten Zeitungsstand zu­steuerte. Wie sich's in Friedenau gehört, streckte ihm der Ber­fäufer ganz unaufgefordert das Hugenberg- Montagsblatt entgegen, und da las es Knulpe auf den ersten Blid: Bürgerlicher Wahlsieg in Potsdam ! Ganz fett gedruckt, quer über die ganze erste Seite! Und noch ein breiter roter Balten unter die Schrift gelegt. Das mußte ja ein ganz foloffaler Wahlfieg fein. Da hatte die rote Bande ihr Fett gekriegt! Na ja, der Geist von Potsdam ! Da gedeiht kein rotes Unkraut, hurra!

So dachte Knulpe und begann zu lesen. Und siehe da: das Lächeln auf seinem Geficht erfror, und daran waren nicht nur die 6 Grad Kälte schuld. Die fast kreisförmige Rundung seiner Wangen begann sogar mehr und mehr ein ovales Aussehen anzunehmen. Ein bürgerlicher Wahlfieg war errungen, das stand natürlich fest. Denn wenn es im Montag" quer über die Seite gedruckt steht, so muß es doch wahr sein. Oder wäre Hugenberg etwa eines Schwindels fähig?

Freilich, dieser Wahlfieg wies bedeutende Schönheitsfehler auf. Die Deutschnationale Partei hatte an 600 Stimmen und leider 3 Mandate verloren. Noch viel schlimmer war es den beiden völkischen Gruppen ergangen, denen Knulpe mit besonderer Liebe zugetan war. Bon ihren bisherigen mehr als 3000 Stimmen waren ganze 700, und von ihren 4 Stadtverordnetenmandaten nicht ein einziges geblieben. Selbst der rechtsstehende Haus- und Grundbesitzerverein hatte Haare, Stimmen und ein Mandat lassen müssen. ,, Minus drei minus pier minus eins ergibt minus a chi", rechnete Knulpe trübfinnig. Und leise däm merte in ihm etwas, was direkt wie Opposition gegen Hugenberg aussah. Wieso eigentlich Wahlfieg"?

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Aber dann stieß Anulpe auf eine Zeile, bei der ihn fast der Schlag gerührt hätte. Fast verzagend hatte er bisher wenigstens mit noch größeren Verlusten der Roten gerechnet. Bum mindesten hatte er gehofft, daß wenigstens die Kommunisten den Sozialdemo­fraten eine gehörige Portion Stimmen abgejagt hätten. Damit wäre ja ein Teil des Unglücks ausgeglichen gewesen. Aber nun traute seinen Augen nicht mußte er sich schwarz auf weiß über­mußte er sich schwarz auf weiß über­zeugen: Rüdgang der Kommunisten um ein Drittel, dagegen Ber­dreifachung der sozialdemokratischen Stimmen Don 3300 auf 9900 und Steigerung ihrer Mandate von 5 auf 14. Wütend wollte Knulpe den Montag" zusammenknüllen. Ja, er mar nahe daran, den Hugenberg- Montag für ein ausgemachtes Schwindelblatt zu erklären. Da fiel sein Blick auf einen trostreichen fettgedruckten Sag. Der lautete:

Bei der letzten Stadtverordnetenwahl 1924 hatte sich die Mehr­heit der Sozialdemokraten der Stimme enthalten." Aha,- das also ist's!" Knulpes Antlig begann sich aufzu­hellen. Natürlich, wenn diese hinterliftige Bande einfach zu Hause bleibt, um ihre wahre Stärke zu verheimlichen, dann nügt gegen folche Ränke alle deutsche Treue nichts." Aber die Befriedigung hielt nicht lange an, denn Knulpe fiel ein, daß ja im Mai die Reichstagswahlen stattfinden. Donnerwetter, wenn da auch all die auftauchen, die 1924 zu Hause geblieben sind!" Und Knulpe berech nete ängstlich, wie alsdann die sozialdemokratische Wahlziffer steigen würde. Und zitternd begann er zu beten: ,, Lieber Gott, laß es doch nicht solchen bürgerlichen Wahlsieg wie in Potsdam

werden!"

Die rote" Residenz.

Wahltag in Potsdam . Ein eisiger Wind fährt durch die wie ausgestorben liegenden Straßen der Residenz", von Wahlfieber" ist in den Vormittagsstunden bestimmt nichts zu merken. Vor und in den Wahllokalen ist es öde und leer, die Plakatträger stehen frierend herum, feine Umzüge, fein Flugblatt­regen das hat sich bis zum Sonnabendabend ausgetobt-, nun aber kommt die Kleinstadt wieder zu ihrem Recht.

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Nur in den Arbeiterbezirten entwickelt sich schon am Bormittag einiges Leben. Die Proleten sind es nicht gewohnt, bis zum Mittag in den Federn zu liegen. Kommt man in eins der Wahllokale, so sieht man die charakteristischen Altjungferngestalten der kaiserlichen Zeit, die heute auf jeden modernen Menschen nur noch als Karikatur wirken: festgeschlossen bis zum Hals, hochmütig- schiefes Lächeln um den welken Mund, betonte ,, Aristokraten" manieren mit einem Stich ins Komische und ein schwarzweißrotes Schleifchen an der Bluse. Das sind die Reste aus Wilhelms Musterkoffer, garan­tiert vorgestrige Saison.

Natürlich erlebt man auch nette potsdämliche Dinge- beim Streifen durch die Wahllokale läßt sich mehr sehen, als je als Raris tatur gezeichnet worden ist. So jener Mann, typischer Offizier a. D., mit einem Ordensragout auf der Brust, der überlaut im Wahllokal fagt: eh, natürlich habe ich als anständiger Mensch deutschnational gemäh It!"

Am Abend platte die große herrliche Ueberraschung, die sich im Laufe des Tages in den Urnen angesammelt hatte. Gegen 10 Uhr wußte es jeder Mensch. Auf den dunklen Straßen, in den Kneipen und Cafés ging es von Mund zu Mund: glüdstrahlend, wuibebend, ängstlich, je, nach Gesinnung und Temperament: Ge­waltiger Sieg der Sozialdemokratie! Bon 3000 auf 9000 Stimmen emporgefchnellt! Lärm auf den Straßen. Irgendwo fingen eraltierte Werwolfknaben das Ehrhardt- Lied. Aber aus dem Moder der deutschnationalen Cliquenmißwirtschaft steigt, Grabgeläute für die legte Dase der Monarchisten, das rofe Banner der Sozialdemokratie! th,

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200 Tote unter dem Montserrat.

Die Bergrutschkatastrophe in Brasilien .

Rio de Janeiro , 12. März.

Ueber den großen Bergrutsch wird aus Santos weiter gemeldet: Der Abhang des Montferratberges jehte fich vorgeftern früh gegen 5% Uhr plöhlich in Bewegung. Obgleich die Bevölkerung auf die Möglichkeit eines Bergruffches hingewiesen worden war, war doch kein Anzeichen dafür vor­handen, daß eine solche Gefahr unmittelbar drohe. Ungeheure Erdmassen und herabrollende Steine drangen bis in die Straßen von Santos und nötigten die Bewohner zur Flucht. Viele wurden zweifellos im Schlafe in ihren Betten von der Katastrophe überrascht. Nach den bisherigen Schäßungen wurden

über 200 Menschen getötet und 16 Häuser ver­schüttet.

Unter den faft gänzlich zerstörten Gebäuden soll sich auch das Krankenhaus in Santa Rosa befinden, und man vermutet, daß viele Kranke getötet worden sind. In Rio de Janeiro In Rio de Janeiro hat die Nachricht von dem Unglück ungeheure Bestürzung her­vorgerufen.

Santos( Brasilien ), 12. März.

Der vorgestern erfolgte Bergrutsch ist durch vor kurzem nieder gegangene Wolfenbrüche hervorgerufen worden, die eine Seite des Montserrat unterwaschen hatten. Die einzige Warnung für die Be völkerung war das Herabrollen eines riesigen Felsblocs, der über den Bergabhang in das Hofpital von Santa Rosa ftürzte. 3m nächsten Augenblid folgte eine Bergmaffe von etwa vier Millionen

Kubikmeter, die das Spital und eine Anzahl anderer Gebäude in einer Ausdehnung von 100 Metern und in einer Tiefe von 12 Metern begrub.

Das Rettungswert wird von mehreren tausend Personen fieberhaft fortgesetzt, obwohl die nachrutschenden Erdmassen die Ar­beiten äußerst erschweren. Die bisher aufgefundenen 150 Leichen sind meist gräßlich verstümmelt. Man befürchtet, daß noch eine weitere Katastrophe erfolgen wird, wodurch zahlreiche Wohngebäude und größere Geschäftshäuser bedroht find.

Ein neuer Erdrutsch in Santos.

Die Behörden haben gestern abend mitgeteilt, daß es noch immer unmöglich ist, die genaue Zahl der bei dem großen Erdrutsch vom Sonnabend getöteten Personen festzustellen. Biele Personen werden noch vermißt, und es wird befürchtet, daß einige Leichen überhaupt nicht gefunden werden können, da die auf dem betroffenen Stadtteil daß alle neben dem Berge, um den sich die Stadt an drei Seiten lagernden Erdmassen zu groß sind. Die Polizei hat Weisung erlassen, herumlegt, wohnenden Personen ihre Häuser zu verlassen haben. Dies erwies fich als glückliche Borsichtsmaßregel, da gestern ein zweiter Erdrutsch an der entgegengesehten Seite des Berges erfolgte; diesmal tam indessen niemand zu Schaden. An den Ausgrabungs arbeiten beteiligen sich mehr als 1500 Polizisten, Soldaten und Frei willige. Das Hospital von Santa Roja, das eine der Hauptfehens. würdigkeiten der Stadt war, ist schmer beschädigt worden, aber die meisten Patienten fonnten unverlegt nach anderer Stadteilen in Sicherheit gebracht werden. Die Opfer des Unglücks sollen auf öffent­liche Kosten bestattet werden.

Hochflut von Spionageaffären.

Die Verhaftung der AEG.- Ingenieure in Rußland .

Unmittelbar nachdem der AEG. telegraphisch mitgeteilt war,| Monarchisten, Mitgliedern der Kadettenpartei und anderer gegen daß drei ihrer technischen Angestellten wegen angeblicher gegen revolutionärer Verschwörungen verhaftet worden sind, hat die Direktion der AEG. den Leiter ihrer Oftabteilung, Bleimann, nach Moskau entfandt. Bleimann hat sich nach Fühlungnahme mit der deutschen Botschaft in Moskau mit den Behörden in Verbindung gesetzt, um sich über die tatsächlichen Vorgänge zu informieren. Berhaftet worden find: Oberingenieur Goldstein, Ingenieur Offo , Monteur Meyer.

Der erstere ist erst seit drei Wochen in Rußland , während Otto seit drei Monaten und Meyer seit etwa einem Jahr in Montage arbeitet. Sie haben gulegt im Donezgebiet den Ein­bau einer Turbinenanlage zu einem Elektrizitätswert überwacht. Die drei Angehörigen der AEG. werden nun befchuldigt, einer gegenrevolutionären Organisation Hinweise und Pläne für Sabo­tage afte an dem neuen Werk übergeben zu haben. Die AEG. hält das nicht nur deshalb für unwahrscheinlich, weil alle ihre nach Rußland entsandten Mitarbeiter strenge Weisung haben, sich von der Politit fernzuhalten, sondern weil diese Leute auch ihrem Charakter nach unter diesem Gesichtspunkt ausgesucht werden.

Außer den sechs Reichsdeutschen sollen zwölf Ruffen ver­haftet sein. Gegen diese wird die Anklage auf Grund des§ 58 der Sowjetstrafgesetze erhoben werden, der sich gegen Sabotage und Zerstörung im Auftrage ausländischer Kapitalistengruppen und ehemaliger Befizer richtet und die Todesstrafe porfieht. Die verhafteten Deutschen werden dagegen nur der Beihilfe angeflagt, wofür als Strafe Berbannung aus der Sowjet union und Konfiskation des in Rußland befind lichen Eigentums vorgesehen ist. Der Prozeß, bei dem der Untersuchungsrichter für besonders wichtige Angelegenheiten beim Obersten Gerichtshof die Untersuchung führt, soll Ende April stattfinden.

Ryfoff erklärt.

Bor den Moskauer Sowjets machte Rykoff über die dunkle Angelegenheit Mitteilungen, die sich nicht sonderlich durch Klarheit auszeichen. Er tadelte die mangelnde Wachsamkeit der Wirtschafts­organe und anderer Stellen im Donezbeden, unter deren Augen eine Gruppe von zwölf gegenrevolutionären Fach­männern die Kohlenindustrie dieses Bezirks planmäßig desorganisiert hätte. Ein Ingenieur, der zu den Leitern dieser Gruppe gehörte, habe in der Untersuchung erklärt, daß die Gruppe ihren politischen Ueberzeugungen nach ein Konglomerat von

Die Buchdrucker lehnen ab.

Lohnerhöhung ungenügend.

Wie wir erfahren, haben die Gauleiterkonferenzen der drei Tarifgewerkschaften des Buchdrudgewerbes den Schiedsspruch des Zentraltarifamtes, der die Löhne der Buchdrucker in der Spitze um 3,50 Mart erhöhte, gülfig vom 1. April 1928 bis 1. April 1929, abgelehnt. Die Vorstände der drei Gewerkschaften find diesem Beschluß beigetreten. Die Ablehnung erfolgte hauptsächlich deshalb, weil die Cohnethöhung als nicht für austeigend angesehen wurde und weil die Laufzeit des Bertrages, besonders im Hinblick auf die ungenügende Erhöhung als zu lang erachtet wird. Die Unternehmer haben ihre Stellungnahme zu dem Schiedsspruch noch nicht bekanntgegeben.

Metallfonflift vor der Entscheidung.

Die Verhandlungen im Reichsarbeitsministerium.

Der Reichsarbeitsminister hatte die Vertreter des Metallarbeifer­verbandes und des Verbandes Berliner Metallindustrieller zu heute nachmittag 12% Uhr zu Nachverhandlungen über den Schiedsspruch geladen, der am Sonnabend vom Schlichter für Groß- Berlin im Konflikt der Berliner Werkzeugmacher gefällt worden war. Die Verhandlungen werden unter dem Borfiß des Landgerichtsrats Dr. Heuer geführt.

revolutionärer Parteien darstellte, und sich den Sturz der Sowjetmacht und die Wiederherstellung der kapitalistischen Ordnung zum Ziel setzte. In die Angelegenheit seien auch aus. ländische Staatsbürger verwickelt. Rykoff erklärte weiter: Ich will nicht den Gedanken zulassen, daß deutsche oder eng­lische Firmen als Firmen, die mit uns arbeiten. sich selbst mit folchen Dingen befaßten; es ist jedoch festgestellt, daß unter den Angestellten und Agenten einiger Auslandsfirmen fich dirette Teilnehmer an dieser gegenrevolutionären Verschwörung be finden. Einige dieser ausländischen Fachmänner sind verhaftet worden und werden dem Gericht übergeben werten. Zum Schluß betonte Rytoff, daß die weitaus größte Sahl der Fachleute sich gegenüber der Sowjetmacht loyal verhalte.

Die sowjetrussischen Ingenieure erflären, obwohl das Gericht noch gar nicht die Sache untersucht hat, ihre vorschrifts­mäßige Entrüstung und verlangen strenge Bestrafung.

Eine Berhaffung in Bernburg .

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Bernburg ( Anhalt ), 12. März.( Eigenbericht.) Hier wurde ein Arbeiter verhaftet, der beschuldigt wird, Handelsspionage zugunsten der Sowjetrepublit getrieben zu haben. Bei den Deutschen Solven Werten A. G. , deren Bernburger Wert, das sich hauptsächlich mit der Seda- und Am­moniafchemie beschäftigt, war seit 25 Jahren der Arbeiter Meyer tätig, der zum 1. April gekündigt hatte, um eine Stellung in Ruß. land anzunehmen. Er steht unter dem Berdacht, eine Reihe wichtiger Fabrikationsgeheimnisse ermittelt und an die Sowjetregierung ver­fauft zu haben.

Spionageaffäre auch in Franfreich.

Paris , 12. März.

Die Pariser Polizei hat eine Spionageaffäre zugunsten Sowjetrußlands aufgedeckt. Ein Angestellter der lufttechnischen Schule von Versailles hatte Mitteilungen und Dokumente ent­wendet und an einen Mann namens Rougeras ausgehändigt, der sie nach dem Auslande gebracht haben soll. Es sind mehrere Ver­haftungen vorgenommen worden.

Todesurteile in Litauen .

Aus Kowno wird gemeldet, daß das Kriegsgericht zwei Polen namens Sadowski und Orloff wegen Spionage für Polen zum Tode verurteilt hat.

Als Unterhändler waren vom Metallarbeiterverband die Berliner Bevollmächtigten, 3 ista und Urich, und das Haupt­vorstandsmitglied To st erschienen, vom BBM3. nur die beiden Syndici Oppenheimer und kantorowicz.

Der Vorsitzende fragte zunächst die Parteien danach, warum sie den am Sonnabend gefällten Schiedsspruch abgelehnt hätten. 3ista erklärte darauf, daß dies hauptsächlich deshalb erfolgt sei, weil der Affordberechnungsjah von 1 m. viel zu niedrig fei und durch den Schiedsspruch auch keine Garantie gegeben sei, daß überhaupt eine Erhöhung der Verdienste der Werkzeugmacher erfolge. Diefer ganze Abfah des Schiedsspruches sel sowohl für die Werkzeugmacher als auch für die Organisation unannehmbar.

Des weiteren stehe aber auch die Bestimmung des Schieds­spruches, daß die Alfordberechnung auf der Grundlage von 60 Mi­nuten erfolgen solle, im Widerspruch zu den geltenden Beffim­mungen des Manteltarifvertrages.

Recht anwalt Oppenheimer dagegen erklärte, daß der Ver­band Berliner Metallindustrieller den Schiedsspruch deshalb ab­gelehnt habe, weil in ihm überhaupt bestimmte Ber. dienste für die Werkzeugmacher zahlenmäßig festgelegt feien.

Der Wiener Märzrevolution von 1848 und ihren Toten im städtischen Ehrengrab war am gestrigen Sonntag der Aufmarsch der Arbeiterjugend, der sozialistischen Studenten und der Abordnungen aller Organisationen gewidmet. Die Universität hatte erbärmlicherweise eine Feier in ihren Räumen verboten. Am Abend waren in allen Bezirken Biens fünstlerische Märzfeste.