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900 Zote und Vermißte! Das preußendrama eines Republikaners.

Die falifornische Dammbruchkatastrophe.

Nach den letzten Meldungen aus New York   werden im Saa­Fernando- Tal infolge des Dammbruches im ganzen 865 Per­fonen vermißt, wobei noch nicht feststeht, daß alle Personen ertrunken sein müssen.

Taufend Freiwillige sind zu Hilfeleistungsarbeiten auf­geboten. Der Sachschaden wird auf 5 millionen Dollar ge­schätzt. Ueber den Umfang der Katastrophe bestehen noch teine ge­nauen Anhaltspunkte. Die Zahl der Toten wird auf mindestens 400 geschäht. Unter anderem ift ein Zeltlager weggefchwemmt

S.Francisco

NEVADA

CALI­

FOR­

GROSSER Santa Barbara  

Santa Clara Fluß

Santa

Barbara In.

EOCEANE

19238

TUTAH

Los Angeles NIEN ARIZONA

worden, in dem 150 Arbeiter wohnten, die alle als verloren gelten. Die Eisenbahnverbindungen mit der ganzen Gegend find überschwemmf, und der Berkehr ist vollständig unter. brochen.

Das verwüffete Tal, in dem Pfähle, die man in den Schlamm gestedt hat, den Fundort der Tofen bezeichnen, erinnert an Maffenfriedhöfe der Kriegselt. Hier befanden sich vor­her in dem landschaftlich reizvollen Canon Pflanzungen von 3i­

tronenbäumen.

Die Boffmeisterin der in der Nähe gelegenen Stadt Saugus et­färte, die Pflanzer, die an dem San- Franzisko- Damm lebten, hätten schon im letzten halben Monat von nichts anderem mehr ge­sprochen als von den Rissen in dem Damm und von der Möglich­teit eines Dammbruches. Zahlreiche Autofahrer bestätigen auf Grund ihrer in den letzten Tagen gemachten Beobachtungen, daß auf Grund ihrer in den letzten Tagen gemachten Beobachtungen, daß Beschädigungen in dem Damm vorhanden waren.

Ein Flieger über dem Atlantik? Das Flugzeug Hinchcliffes soll gesichtet sein.

New York  , 13. März. Nach einem hier aufgefangenen Juntspruch fichtete ein Dampfer ein großes Flugzeug über dem Atlantischen Ozean  in westlicher Richtung fliegend. Es wird angenom­men, daß es sich um das Flugzeug Hinchcliffes handelt.

In einigen Kreifen glaubt man, daß der einzige Passa­gier in dem Flugzeug Hinchcliffes Miß Maday ist, die Tochter gier in dem Flugzeug Hinchcliffes Miß Mackay ist, die Tochter des bekannten Reeders Lord Juchcape

London  , 14. März.

Ueber den Flug Kapitän Hinchcliffes herrscht noch immer Dun­fel. Gestern nachmittag liefen Berichte ein, wonach er in westlicher Richtung fliegend gesichtet wurde. Die Landung auf dem Flugplaß in der Nähe von Dublin  , auf dem die letzte Entscheidung über den Start oder Nichtstart zu dem Atlantikflug erfolgen sollte, unter blieb. Bon dem Leiter des Flugplages in Dublin   ging ein Be­richt ein, monach der diensttuende Beamte des Leuchtturms in Mizen­head um 1,30 Uhr mittags ein Flugzeug paffieren jah. Der dienst. tuende Offizier des Küstenschutzdienstes in dem gleichen Bezirk be stätigte den Bericht. Das Flugzeug hatte die gemähnliche Schiff. fahrtsroute eingeschlagen. Zur Zeit des Ueberfliegens dieser Gebiete fief dichter Schnee und die Sicht war nur sehr mäßig, fo daß die Erkennungszeichen des Flugzeuges nicht festzustellen maren. Die Wettervorausfagen von der Küfte Neufundlands   find im ganzen günstig. Der Vertreter Hinchcliffes erklärte gestern abend, baß er einen Settel von Hinchcliffes erhielt, der besagt: Versuchen den Af. laufit zu überfliegen!"

Geßler im Ruhestand. DHUJHASJIST

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INT- NIRUM

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Der

Phobus

Standal

D, wie ist doch der Mann beglückt, Der sich zur rechten Zeit verdrüdt!

1319)

Friz v. Unruhs Louis Ferdinand  " im Staatstheater.

Rudolf Forster   lift unter einer quälenden Heiferteit und fämpfte fich trotzdem bis zum Tode des Preußenprinzen Louis Ferdinand durch. Forster ist ein charmanter Schauspieler, die Grazie in Person. Seine Stimme fann alle Nerven betören, wenn er gesund ist. Er ist sonst der Schmeichler und auch der anmutige eichling, dem vieles verziehen wird, weil die Natur ihn so schön bedachte. Nun mußte er während der Aufführung Strieg gegen fich selber führen, und er unterlag zum Schluffe vollständig.

So verführerisch, wie dieser Schauspieler sein kann, hat sich auch Frih v. Unruh seinen Preußenprinzen Louis Ferdinand gedacht. Alle Dramatiter, die einen liebenswürdigen Breußenprin zen auf die Bühne schiden, ver­lieben sich in solchen verloden­den Charakter. Sie betonen dann das Gewinnende, das Rommißfeindliche, das Boeti fche. Was müssen diese Hohen. zollernsproffen in der ganzen Weltgeschichte für einen mise­rablen Ruf haben, daß die Dichter ihrer Partei von ihnen nichts anderes rühmen tönnen als nur solche fleinen Bürger­tugenden! Doch mit dem biß­chen Soldatentum, das Prinz Louis Ferdinand sonst noch gegen Napoleon   auftrumpfen will, ist nicht viel Sieg zu erreichen. Diefer Prinz bleibt ein angenehmer junger Herr. Er läßt sich wie ein Kabarett­abonis von ememt leichtfertigen Weibchen fangen und aufgeben. Der Dichter will ihn aus dem Forster als ,, Louis Ferdinand  " Offiziellen loslösen. Die geni

alen Borzüge des Prinzen sollen vergoldet werden. Der Haß des eines Schwächlings. Ein kleiner Mann will den großen Korsen Prinzen auf Napoleon   flammt aber nur auf wie die Marotte zertrampeln. An dieser Stelle ist das Drama perfehlt. Alle Achtung!

Der Zigeunerbaron." Neueinstudierung im Theater des Westens  ".

Eine unausgeglichene Aufführung, felbft inean man von einem Bergleich mit den Darstellungen des Bigeunerbarons in den beiden Berliner   Opernhäusern abficht. Schon der dekorative Rah. en zeigt Mängel Die Bühnenbilder Benno D. Arents find farbig gut tomponiert, bevorzugen aber veraltete Dekorationen und Bersazstücke. Die Kostüme reichen stilistisch vom Barod bis zum Biedermeier und wirken manchmal wie Salonzigeunertostüme für den Maskenball. Daneben wieder ein Bemühen um naturalistische Treue. Die Regie Julius Brandts weiß sich nicht festzulegen, sie ist letzten Endes in der alten Operettenschablone veranfert, läßt die meisten Figuren ohne Gesicht, stilifiert die Hauptrollen auf Oper und leistet stellenweise mit dem Chor vorzügliche Arbeit. Unausgeglichen ist ebenfalls die Besetzung der Partien. Neben gefanglich und darstellerisch unzureichenden Leistungen in den kleine­ren Rollen sind die Sänger der großen Bartien von gutem, tünft­lerischen Format. Berta Kiurina   von der Wiener Staatsoper singt die Saffi mit einer Stimme von faszinierendem Glanz, von wundervoller Weichheit, von vollendeter Technit. Lichten fteins Barinfan, am Anfang farblos und ohne Temperame.it, fingt sich später frei. Sein Tenor flingt jetzt weniger gaumig und entwidelt eine strahlende Helle. 3supan spielt Rudolf Hofbauer ohne individuelle Ausprägung, aber auch ohne Mäßchen, und Arthur Fleischers Graf ist von der Aufführung in der Staats oper bekannt. Es fieht so aus, als ob das Ensemble in letzter Stunde gebildet worden und noch nicht aufeinander eingespielt Es gibt so viele tote Stellen auf der Szene, es fehlt manchmal an Bewegung und Leben. Im Gegensatz dazu das Orchester unter Franz Schönbaumsfeld, das rhythmisch gestrafft und sicher

spielt.

An sich bedeutet diese Aufführung ein Bagiris, da erst am Ende der vorigen Spielzeit die Staatsoper den 3igeunerbaron" in ihr Repertoire aufnahm. Sie beweist weiter das Mißtrauen der Berliner   Theater gegen die moderne Operette, fie zeigt, daß sich die Theaterleitungen nur noch Erfolg von den alten, tünstlerisch vollen deten Werken versprechen. F. S.

vor dem Demofraten Unuh, der die Heldenpofe nicht liebt. Wenn er Dichter ist, hat er aber die große Kraft nur mit einer eben­bürtigen Kraft zu meffen. Er macht es sich allzu leicht, er verfällt der Kindlichkeit, indem er nur den angenehmen Schwärmer gegen den überlegenen Riesen fämpfen läßt. Es entsteht eine seelische Borerei, die wenig Sinn hat. Das ganze Drama zerfällt aus diejen Gründen psychologisch, und die Balance der spielenden Energien wird nicht ausgewogen.

Ein Page dichtete ein historisches Drama, fein Mann. Um es gerecht zu sagen: ein Page, ber fein Lafei sein möchte, sondern ein fritischer Beobachter. Der Page sieht alles, den Breußenkönig, die Königin Luise  , die Generale, die Minister und die Mätreffe, ganz­von der Nähe. Er entlarnt fie gemiß mit zäher Berbitterung, dod er ist kein Genie, das imftande wäre, gegen feinen Willen das Schaurige und Ewige all dieser Gestalten und Schatten zu gestalten. Bronheit, Konstruktion mit deutlicher Schulbegabung und Anlehnung an Schiller und Kleist, das sind die Eigenschaften des Dramatifers Unruh. Sein Pathos ist gefälscht, es ist nicht das Urpathos eines genialen Rebellen. Sein Drama ist ein Schuldrama. Bir sehen es heute wieder. Mir merfen es heute doppelt start.

Wir sehen das Stüd in Je ßners Inszenierung. Der Regiffeur mill auch das Unheroische betonen, er will dort, wo das Heldentum sich vordängen fönnte, den Ton bis zur Nüchternheit dämpfen. Die höfische Staffage, auch die Gebärde der in Könige und Marschälle perwandelten Schauspieler, non alledem soll das Heldenpathos ab­geschabt werden. Man soll selbst beim Rafinamahl oder beim Kron­rat mur Konversation machen. Höchstens, daß ein wenig faritiert wird, etma beim Bettrennen der Pagen, die für einen höfischen Gast Spalier bilden. Sinnfällige Einschnitte, Höhepunkte und Bausen des Geschehens, alles das will der Regisseur verwischen. Diese Art Regie, die auch den Rest des Hercentums aus dem Drama heraus laugt, entſprang eher einer mißigen Jdee als einer fachlichen Nat­wendigkeit. Der Prinz Louis Ferdinand soll dann innerhalb dieser höfifchen Bourgeofie ein hamletisch angetränkelter Aesthet sein, der feine temperamentvolle But auf Napoleon   mit dem Tode bezahlt. Derartig geht in der Jeßnerschen Inszenierung das dramatische Rechenerempel auf. Diese Interpretation stimmt aber nicht immer Reppach märchenhaft schöne Gemächer und Palasthallen ausbaute. zu den Absichten des Dramatifers, für den der Bühnenbildner

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Max Hochdorf  .

Wenn die Mutter und die Tochter."

( Titania- Palast  .)

Nach dem Roman Boter" entstand der Film, der alles enta

bält, mas man non einem Berliner   Roman Edmund Ebels erwarten tann. Da ist der gute, reiche Erbontel, der immer alles ins Keine bringt. Da ist das verlommene Ehepaar, das dem Spiel ergeben ist, und da ist ferner die frische, junge Tochter, die den jungen Mann aus der Konfettion heiratet. Der wird ein guter Ehemann, und der ehemalige Gefiebte entpuppt fich als Expreffer. Zum Schluß steht einem ungetrübten Eheglüd nichts mehr entgegen." Kari Boefe, als Regiffeur zu Recht beliebt, gibt sich diesmal viel große Mühe, dem Romanstoff gerecht zu werden, er vernad läffigt darüber das rein Filmische. Ganz vorzüglich schildert er die schlampige, verfommene Familie; aber trotzdem maniche Einze beiten interessant sind, schleppt der Film derartig, daß das Interesse erlahmt. In den Hauptrollen fleht man Trude Hesterberg  . Erich Kaiser Lich, Frizz Spira und Schlettow, brauch bare, oft erprobte Schauspielerträfte. Sie gefallen, doch haben sie nichts Rechtes zu spielen, meil ihre Rollen im Manuskript ohne jede Entwicklung angelegt find. Die Tochter spielt der neue Star Bera v. Schmiterlöw ziemlich unausgeglichen. dad c. b.

Wirtschaft und Kunst.

gesetz ist bekanntlich auch die Atelierfrage der Künstler non In den Berhandlungen des Reichstages über das Mieterschutz­großer Wichtigkeit. Bei freier Wohnungswirtschaft merden die Künstler ihre Ateliers faum mehr halten tönnen. Auf die Broteste der Gefährdeten hat nun endlich der Justizminister dersprochen, die Reichsregierung wolle prüfen, wie die Gefährdung der Künstler durchy die Verordnungen der Länder, die die Ateliers von den Vorschriften der Zwangswirtschaft ausnehmen, verhindert werden könne. Mehr hat der Reichsverband bildender Künstler bis jest nicht erreichen tönnen, hofft aber, daß seine eindringlichen Borstellungen schließ fich doch Erfolg haben werden.

Die Werkstatt des Theaters im Film. Von Gentlemen- Emigranten. Das 3meite Mostauer Künstlertheater, das unter Leitung des Diese Ravaliere machen in dem Film Geheime Macht", der jetzt berühmten Schauspielers Michael Tschechow   steht, hat ein glüd­im Gloriapalast läuft, gewiß einen erhebenden Gindrud. Wahrliches Experiment gemacht: es hat seine gesamte Tagesarbeit( Lese-­fcheinlich liegt es an meinem persönlichen Bech, daß ich mit Emi- und Arrangierproben, technische Borbereitungen, Aufführungen usw.) granten andere Erfahrungen machen mußte. furbeln lassen und somit ein für die Theaterkunde und für Theater. schulen wertvolles Lehr- und Anschauungsmaterial im Filmbilde festgehalten. Das Moskauer Filmfachblatt Kino" äußert die Hoff­ung, daß weitere russische Musterbühnen dem Beispiel des Tschechow- Theaters bald folgen mögen und unterstreicht die un­schägbaren Dienste, die der Film auf diese Weise dem Theater feisten fönnte.

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Wollte unlängst in den russischen Klub Roter Stern". Um nicht zu spät zu fommen, steige ich in die nächste Tage und gebe das Biel   an. Die Drofchte jezt sich schließlich in Bewegung aber nach Der entgegengesetzten Richtung. Ich nehme zunächst an, daß die Beförderungsvorschriften dies erfordern und marte, daß an der nächsten Ede die Richtung geändert wird. Vergeblich! Ich mache den Chauffeur aufmertfam: er entschuldigt sich in gebrochenem Deutsch, daß er fich orientieren müsse. Sofort wendet er und fährt mich zum Ziel merkwürdigerweise auf dem fürzesten Wege. Ms ich ihm die 50 Bf. für seinen Orientierungsversuch" abziehe, be ginnt er zu lamentieren und verfolgt mich bis zum Eingang des Subgebäudes. Um mich zu vergewiffern, ob ich es mit einem Emigranten zu tun habe, frage ich ihn in seiner Muttersprache. Gofort ergießt sich ein Rebefchmall über mich. Allmählich geht das Reifen in ein weimerndes Betteln über. Ungewibert brüde ich ihm das Geld in die Hand. Als ich den Namen des Klubs erwähne, gerät der faifeilich ruffische Oberst attiv gedient in But und ver fichert mir, daß seine Gesinnungsgenossen bald mit dem roten bem ,, roten Befindel" aufräumen würden.

Alles in allem: Gentleman von der Sohle bis

? E. Wiesenthal

Brofeffor vou Branca, der befannte Geologe und Baläontoloce, ist in München   im 84. Lebensjahr gestorben. Seit 1917, wo sich der Gelehrte bon feiner Tätigkeit an der Berliner   Universität zurüdgezogen hatte, lebte er in Münden

SAZ

Ein Jeßner- Buch. Zum 50. Geburtstage Jeßners läßt K. Th. Bluth im Berlag von Desterheld u. Co. eine Schrift er scheinen.( Preis 3 M.) Dieses Buch ist teine Monographie im üblichen Sinne. Es behandelt vielmehr jämtliche Strömungen des Theaters, die heute attiv oder nachwirkend in Frage tommen. Begen biefe verschiedenen theatralischen Bewegungen ist die Er fcheinung Jeßners beutlich abgehoben.

Uraufführung der Wahl- Revue.Wenn ihr wollt! m Rahmen abends& Uhr, die aufführung ber Babl- Revue enn ihr woll" eines pom Büchertreis veranitalteten Bühnenabends findet am 13 Märg, bon Mag Hochdorf und Erich Kuttner   durch das Ensemble, Die Banber ratten" ftait.

Der Berliner   Boltscher veranstaltet Sonntag, den 18. März. für feine Mitalieber towie intereffierte Gäfte eine Electrola- Vorführung, in der aus­gewählte Blatten, beionbers mit Chorge'angsaufnahmen unter Erläuterungen vorgeführt werben Zugleich werden Reisefilme( Wiener Reife uft) gezeigt. Aula, Stoppenstr. 76, abends 7% Uhr, Eintrittspreis 30 Bi.

Synthetisches Benzin. Die British United Brez meldet aus, Barcelona  , bag ein Catalone namens Alfrede Vilar eine Methode für die Herstellung von authetischem Benzin erfunden habe