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Morgenausgabe

Rr. 131

45. Jahrgang

A 66

Böchentlich 70 Big.. monatlich 3,- im poros zahlbar. Boftbezug 3.72 2 einfchi Bestellgeld, Auslandsabonne ment 5.50 m pro Monat.

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Der Borwärts" aricheint mochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, bie Abenpausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend, Illuftrferte Beilagen Boll und Zeit" und Rinderfreund" Fernez Unterhaltung und Biffen".. Frauen ftimme". Technit", Blid in die Bücherwelt" und Jugend- Borwärts"

Vorwärts

Berliner Bolksblatt

Sonnabend

17. März 1928

Groß- Berlin 10 Pt. Auswärts 15 Pf.

Sle etapeitige Romparettegette 80 Pfennig Reflamezeile 5- Reichs mart Kleine Anzeigen" bas fettge brudte Bort 25 Bfennig( zuläffig get fettgedruckte Borte), jedes mettere Bort 12 Bfennig Stellengeiuche das erfte Bort 15 Blennig jedes weitere Bort 10 Biennia Borte über 15 Buchstaben gählen für wet Worte Arbeitsmarkt Seile 60 Bfennig Familianzeigen für Ebonnenten Seite 40 Bfennig Anzeigen annahme m Hauptgeschäft Linden Straße 3 wochentag! oon&%, bis 17 11.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Bartei Deutschlands

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Märzfeier 1928

Den 80. Jahrestag der Revolution von 1848 begeht das Reichs| Ehrenwache. Außerdem läßt der Gauvorstand mie in den Bor­banner Schwarz- Rot- Gold durch eine besondere jahren einen Aranz niederlegen.

Diz Sozialdemokratische Partei und die Sozia.

Gedächtnisfeier am Sonntag, dem 18.März life Arbellerjugend veranstalten am Sonntagnach

mittags 12 Uhr, auf dem Plah vor dem Berliner Schloß( Lustgarten),

an der sich auch die Sozialdemokratische Partei betei. ligen wird.

Die einzelnen Ortsvereine des Reichsbanners marschleren ge­Schl: ffen nach dem Schloßplah und nehmen hier in zwei großen D'ereden m't der Front 3rm Schoß Aufstellung. Auch die frei. heitliche Studentenfhaft an der Un've: fität Berlin, der Dertsche Studentenverband, betelief fich an diesem Af marsh, um damit Zeugnis abzulegen dafür, daß heute auch die Studentenschaft mit dem Volt gehen will.

Die Feier beginnt m't dem Fanfarenmarsch, ausgefährt von den Bläsern des Reitsbanners. Scdann spricht Albert Florath vom Staat- theater Freiligraths Die Toten an die Lebenden", das gerade an dieser Stätte feine historische Bederfang hat. De Gedent­rede hält der Reich tacsabgeordnete Peter Graßmann, Vor­Fender des DGB. Mit remeirfamem Gelang von Freiligraths Shwarz- Rot- God" schließt die Feie, end d'e Ortsvereine des Reich banners marschieren gefchloffen mit Mufit in ihre Stadtteile zurüd.

miltag eine gemeinsame

Kundgebung auf dem Sportplay Friedrichshain . Treffpunkt der Parteimitglieder ist der Küftriner plah ( 14% Uh).

Treffpunkt der S23. ist die Weberwiele( 14% Uhr). Der Abmah erfolgt rm 15 Uhr.

Es findet ein Demonftratione3g durch den Bezirk Friedrichs hain statt, der in einer Kundgebung auf dem Spo tplatz Friedrichs hain endet. Hier werden fprechen der Landtagsabgeordnete Otto Meier , Bürgermeister Mielik und W. Schwarz.

Es ist Ehrenpflicht der Genoffen und Gencffinnen, fich an dieser Feier zu beteiligen. Da nun zu der Fe'er des Reichebanners auch die bürgerlich- reprblikanischen Bart ien ihre Mitglieder arfgeboten haben, so wird die Gesamtkundgebung eine würdige Ehrung der den des Mär fämpfer von 1843 und der 225 Berliner Opfe, die damals für Freiheit und Recht auf den Barrikaden um das Schloß fielen, werden.

Die Freie Solaifische Hochschule veranstaltet heute, Sonn abend, den 17. mars, 19% Uhr, tm Sigungsfaal bes ehemaligen Herrenhauses, Leipziger Straße 3, einen Bortrag des Genoffen Auf dem Friedhof der Märsgefallenen im Friedrichsermann endel Frankfurt a. M. über Die Mara hain stellt der Ortsverein Friedrichshain des Reichsbanners eine revolution".

sie) sted i comod

Preußenregierung und Landbund.

Eine notwendige Klarstellung.

unb Beamten Wallstr. 65 Diskonto- Gesellschaft. Depofitentafle Lindenstr 8

Der Kampf der Eisenbahner.

Bor den Schlichtungsverhandlungen. Bon Franz Scheffel .

Das Jahr 1927 war nach Angabe der Hauptverwaltung der Reichsbahn ein glänzendes Geschäftsjahr. Es ergab einen Ueberschuß von etwa 300 millionen Reichsmart. Den Eisenbanbeamten wurde die notwen dige Gehaltserhöhung, wenn auch nicht in allen Teilen be friedigend, gewährt. Alle im Herbst und gegen Ende 1927 Eisenbahnarbeiter wurden abgetan mit dem Hin weis auf die Lohn- und Gehaltsbewegung im

gestellten Anträge auf Berbesserung des Einkommens der

Frühjahr 1928.

Die Gewerkschaften erhoben folgende Forderungen: 1. Eine Lohnerhöhung von 10 Pf. für alle Lohn­gruppen und Ortsklassen. 2. Durchgehende Löhnung der im Schichtlohn beschäftigten Arbeiter. 3. Zahlung eines Zuschlages von 30 Broz. für Ueberstunden 4. Befet­tigung des Wirtschaftsbetriebes I und Ueberführung be stimmter Teile des Wirtschaftsgebietes II nach III.

1. Ohne auch nur im geringsten auf die Gewerkschafts­forderungen einzugehen, erklärte die Hauptverwaltung, daß eine Verhandlung's basis nicht gegeben fel Sie stellte anheim, den Schlichter anzurufen. Das Ver langen der Gewerkschaften, zu sagen, was die Reichsbahn als perhandlungsfähig" betrachtet, blieb un be. antwortet.

Einem Wunsche des Reichsarbeitsministers. Folge leisten, den die Reichsbahn angerufen hatte, tamen die Parteien nochmals am 13. März zufammen, allerdings mit dem gleichen negativen Ergebnis pie am 3. März. Diesmal trat die Finanzabteilung ber Reichsbahn in Funktion: Mit ungeheurem Zahlenmaterial ausgerüstet, versuchte sie nachzuweisen, daß es der Reichs­bahn herzlich schlecht geht und daß für die Arbeiter tein Geld vorhanden sei.

Die Reichsbahn habe zwar im Jahre 1927 einen Ueber­schuß von etwa 390 Millionen Mar! erzielt, aber die Mehr­ausgaben für 1928 belaufen sich auf weit über 400 Mllionen Mart. Dazu tomme die um 70 Millionen Mark gestiegene Reparationssumme. Die Reichsbahn sei gemungen, den Aus­gabeetat bedeutend zu fürzen, was sich bei Aufträgen an In­duftrie, bei Gleisarbeiten usw. scharf bemerkbar mache. Die Reichsbahn operierte mit den 5) ungerlöhnen der Vore triegszeit, und bemüht sich, den Nachweis zu er bringen. daß die Lohn'nderziffer Anfang 1928 im Durch Der Amtliche Preußische Pressedienst schreibt: Angesichts dieser unbestreitbaren Tatsachen, die erwarten schnitt 1825 betrage. Die Hauptverwaltung schlußfolgerte, daß die Arbeiter ihre Lohnerhöhung oorweg Die dem Reichslandbund nahestehende Bresse beklagt sich ließen, daß es sich auch bei dem beantragten Empfang des hätten. Die Reichsbahn sei nicht in der Lage, den Gewerf. In heftigen Worten darüber, daß der preußische Minister- pommerschen Landbundes lediglich um einen neuen na dten fchaften etwas anzubieten. Bon neuem erging am präsident Dr. Braun in einem Schreiben an den Reichs- gitationsverfuch handelt, über dessen Verlauf fofelbigen Tage der Antrag der Reichsbahn an das Reichs­Pandbund es abgelehnt habe, eine Deputation des bann die Landbundpresse entſtellte Berichte verbreiten würde, arbeitsministerium, einen Schlichter zu bestellen. Dem wurde pommerichen Landbundes zu empfangen. Es ist hat der preußische Ministerpräsident, der nicht die Notwendig stattgegeben und die Verhandlung für Dienstag, den nötig, angesichts diefer Kommentare der Landbundpreffe und feit einfieht, sich zur Befriedigung des Agitations 20. März 1928 angelegt. des Landbundes etwa Insulten Untersuchen wir die Zahlen der Reichsbahn. Nach dem auſtellen, daß es sich hier nicht- wie diese Bresse aus radikaler Landbundführer auszusetzen, selbstverständlich end- reichsstatistischen Jahrbuch erzielte der gelernte Cifen­anderer deutschnationaler Zeitungen eindeutig und flar fest bebürfnisses des Landbundes naheliegenden Gründen ihre Leser glauben machen möchte- lich abgelehnt, den von Parteipolitik diktierten Wunsch des bahnarbeiter, verheiratet, mit 2 Kindern im Jahre um unintereffierheit gegenüber den Sorgen der Reichslandbundes nach einem Empfang zu erfüllen. 1913 einen Lohn von 33,80 Mt. in der Großstadt. Derselbe Landwirtschaft oder gar um Bauernfeindlichkeit" handelt. Mann hatte nach Angaben des Reichsamtes am 1. Januar 1928 einen Lohn von 46 68 me. Das ergibt eine Inder­3iffer von nur 138.

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Die preußische Staatsregierung ist in all ihren mit Land: wirtschaftsfragen befaßten Stellen nicht erst seit heute auf das Allerintensivste bemüht, je de nur mögliche Hilfe zur Erleichterung der schweren Lage der Landwirtschaft durch finanzielle, wirtschaftspolitische und betriebsfördernde Maß nahmen zu leisten. Dem Reichslandbund find all diese bereits eingeleiteten oder geplanten Aktionen Preußens und des Reiches selbstverständlich bis ins Detail be= fannt. Weit davon entfernt aber, die landwirtschaft treibende Bevölkerung hierüber zu unterrichten und ihr zu fagen, daß in der Tat alles geschieht, was in der gegen wärtigen Zeit allgemeiner schwerer Wirtschaftsnöte über­haupt nur aus den Staatsfinanzen und den Staatsmöglich teiten herausgeholt werden fann, peitscht der Reichs fandbund bauernd durch planmäßig im ganzen Lande organisierte Rundgebungen rein agitatorischen Charat ters die auf ihn noch hörende Landbevölkerung gegen die den Deutschnationalen verhaßte preußische Staatsregierung auf. Es gibt kein neues Material über die Notlage der Land­wirtschaft, das dem preußischen Landwirtschaftsministerium und dem preußischen Ministerpräsidenten nicht bereits ein gehend bekannt geworden ist und nicht auch schon Gegenstand fachlicher Bearbeitung bildet. Bei den Empfängen, die in der legten Zeit, insbesondere im preußischen Landwirt Ichaftsministerium, stattgefunden haben, hat sich stets ge geigt, daß die vom Landbund in Berlin vorher eingehend inftruierten Teilnehmer lediglich durch starfe Worte und durch zum Teil ungehöriges Benehmen den Mangel auszugleichen fuchen, daß sie nicht im stande sind, den verantwortlichen Stellen irgendwie positive or ( chläge zu unterbreiten, wie es im Interesse der Landwirt haft beller gemacht werden fönne.

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Im Anschluß hieran erinnert der Amtliche Breußische Brelle: dienst noch an eine Notiz, die der offiziöse Parlamentarische Dienst der 3entrumspartei vor wenigen Tagen in notwendiger Ab­mehr der Landbunddemagogie verfandt hat und in der es hieß:

Neuerdings betreibt der Bund der Landwirte die Fort fegung solche Deputationen, obfchon die einschlägigen Maßnahmen der Regierung befannt sind und zurzeit im Reichstag zur Debatte stehen. Daraus ergibt sich dann folgendes Bild:

Behnt der einzelne Minister oder Abgeordnete auf Grund der oben beschriebenen Tatsachen die Fortsetzung der wiederholten Empfänge ab, so wird er auf Grund dieser Ablehnung politif gebrandmartt. Empfängt er aber die Deputation und spricht fich offen mit ihr aus, so folgen Kundgebungen des Bundes der Land­wirte in der Heimat der Deputation mit einer parteipolitif aufgezogenen Berichterstattung und unwahren Be hauptungen gegenüber Teilnehmern an der Besprechung, die nicht zur Partei bes, Buntes der Landwirte gehören. Die Ange griffenen find dann genötigt, sich auf Grund des Breffegeleges gegen folche herabfeßenden Ausführungen zu wehren. Zu folchen Bor­gängen ist beispielsweise der Reichsarbeitsminister schon in zwei Fällen gegenüber einer Bersammlung im Kreise Bentheim und in Schlesien genötigt gewefen.

Uebler fann man die Wahlagitation faum betreiben. Dem landwirtschaftlichen Interesse wird damit ein schlechter Dienst erwiesen."

Kontrolle für Schiele.

Die Zentrumsfrattion des Reichstages bat am Freitag beschleifen, die Berteilung der zur Unterstügung der Land wirtschaft an das Reichsernährungsministerium überwiesenen 63 mistionen Warf von der 3uft immung eines aus 28 Reichs­tagsabgeordneten bestehenden Ausschusses abhängig zu machen. Dieser Ausschuß foll in jebem einzelnen Falle mitmirten

Der bei der Reichsbahn am hächsten bezahlte ge= lernte handwerter( Hamburg ) bezieht einen Stun benlohn von 103 mt. Der im Reichsbahngebiet am niedrigsten entlohnte Handwerfer erhält 57 Pf. Für die ungelernten Arbeiter werden folgende Löhne gezahlt: In Hamburg als Hächst lohn in der Lohngruppe VII 82 Pf. Der niedrigste Lohn genannter Lohn­gruppe beträgt 46 Bf. Dazu kommt in jebem Falle der So giallohn für die Frau und jedes Kind von 3 f pro Stimde. Dabei ist zu bemerken, daß die Abzüge für Sozial­Dersicherungen außerordentlich hoch sind. Sie betragen 25 bis 30 Broa. des Einkommens.

Die Reichsbahn selbst errechnet den Durchschnitts­zeitlohn auf 73 Bf. und den Durchschnitts­aftorblohn auf 90 Bf. Man vergleiche damit die sta tistischen Angaben des Reichsamtes über die Löhre in den Privatbetrieben. In 12 der bedeutendsten Gewerben und Industrien betrug der Durchschnittslohn im Februar 1928 für gelernte Arbeiter 1031 B f., für den unge­3 lernten 74,9 f.; dabei sind die niedrigen Löhne der Ar beiterinnen in der Textilindustrie und Kartonindustrie eingerechnet.

Damit ist das Gefchrei der Reichsbahn über die hohen Eisenbahnerlöhne ins rechte Licht gesetzt. Die Leistungs­fähigteit der Eisenbahner steht nicht hinter derjenigen ber Privatarbeiter zurüd. Dant einer weitgetriebenen Rationalisierung, raffinierter Arbeitsmethoden und Kontrollsysteme, wie Stoppuhr, Diameter um. fteht fie auf anerkannt hoher Stufe. Die Krankheitsziffer i enorm. trobem es fich um gefundes, ausgefuchtes Ber fonal handelt. Ein Vergleich der Krantenziffern der Reichs­