Einzelbild herunterladen
 

Wege zum Frieden.

Albert Thomas' Borirag, 2. Teil.

Die Fortsetzung seiner Vorlesung über das Thema Deutschland  An den Augen eines französischen   Freundes 1878 bis 1928" in der Hochschule für Politik ordnete Genosse Albert Thomas  , Diref­tor des Internationalen Arbeitsamts, der Erkenntnis unter, daß nur die restlose Ehrlichkeit des beiderseitigen Friedenswillens und des Willens zur Klärung aller Probleme unter dem Gesichtspunkt der ubjektiven Wahrheit eine dauerhafte Berständigung herbeiführen Tönne. Wenn ein deutsches Nationalistenblatt, der Hugenbergsche ,, Tag", seine Ehrlichkeit in dieser Beziehung anzweifle, so brauche er nur darauf hinzuweisen, daß die Nationalisten feines Landes ihn des Baterlands verrats" beschul­Digten, weil er sich als Freund des deutschen   Volkes bezeichne

Der Wille zur Ehrlichkeit sei auch notwendig in der Behand Tung der Kriegsschuldfrage. Seine eigene, so oft von deut­fcher Seite angegriffene Haltung während des Krieges, die Ueber­nahme des Munitionsministeriums, fei nur aus der ehrlichen Ueber­zeugung erwachsen, daß die deutsche Regierung bei Ausbruch des Weltkrieges der Angreifer gewesen sei. Diese Ueberzegung habe ihn auch zu seiner Haltung gegenüber dem Friedensvertrag und 1919 auf der Berner Sozialistenkonferenz. veranlaßt.

Ungeachtet der vielen Anfeindungen von deutscher   Seite, die ihm aus dieser Haltung erwachsen seien, habe er doch unermüdlich versucht, die alteit freundschaftlichen Beziehungen zu Deutschland  und den deutschen   Freunden zu erneuern und so für den Frieden zu wirken. Besondere Unterstützung habe er dabei in den deutschen  Genossen Legien und Ebert gefunden, die ihn baten, in die junge deutsche   Republik   sein Vertrauen zu sehen, das diese fich dann auch in hohem Grade zugleich mit Achtung und Bewunderung erworben habe.

Vielfach habe er besonders auf seinem speziellen Tätigkeitsgebiet im Internationalen Arbeitsamt, wo die Deutschen   dank seinem Ein­fluß von Anfang an vertreten waren, für die deutsch  - französische Verständigung zu wirken gesucht, vornehmlich in der traurigen Zeit der Rückschläge durch die Ruhrbefezung. Von deutschen   und französischen   Friedensfreunden höre er oft die Ansicht, man müsse die Besserung der deutsch  - französischen Beziehungen hauptsächlich oder allein auf die Anbahnung und Festigung von Wirtschafts= beziehungen stützen. Das genüge nicht, denn solche Be­ziehungen gab es auch vor dem Krieg.

Seit Locarno  , dem entscheidenden Wendepunkt in der Politik der beiden Länder zur internationalen Verständigung hin, sei das Bichti fte und das Schwierigste an der gemeinsam zu lösenden Auf­gabe die bewußte inwendung zur gegenseitigen Ehrlichkeit, zu einer Atmosphäre des Vertrauens und des Willens zur Zusammenarbeit auch in den unangenehmsten und schwierigsten Fragen. Nur so tönne eine wirkliche Berständigung und ein dauernder Friede gesichert werden.

Stürmischer Beifall lohnte dem Redner, und der Leiter der Veranstaltung, Brof. Ja e dh von der Hochschule für Politik, dankte dem Genossen Thomas für seine unerschrockene Aufrichtigkeit und sprach die Hoffnung aus, daß ein deutscher Redner in Paris   die gleiche Aufnahmebereitschaft und Aufgeschlossenheit finden werde wie Genoffe Thomas in Berlin  .

Die Aasgeier des Gieges.

-Enthüllungen über die Berfchleuderung der lothringischen Industriewerte.

Varis, 17. März.( Eigenbericht.)

Der Kammerausschuß zur Nachprüfung der vom Staate ge­fchloffenen Betträge veröffentlicht am Sonnabend einen fenfatio­nellen Bericht über die Milliardenschlebungen, die bei der Liquidation des fequeftrierten deutschen  Eigentums in Elfah- Cothringen begangen worden sind. Die Enthüllungen der Kommiffion beziehen sich vor allem auf die Liquidation der drei lothringischen Zechen und Hüttenwerte Rom­bach, neutingen und Hagedingen, die etwa ein Drittel des gesamten in Lothringen   fequeftrierten deutschen   Eigentums dar. ftellen. Danach find die drei Werke, die vor dem Kriege einen Wert von 3 milliarden Papierfranken haften, im Jahre 1919 für den geringen Betrag von 480 millioneu Fr. verkauft worden.

Die Werte beschäftigen ungefähr 20 000 Arbeiter, die Bro­duktion der dazu gehörigen Erzbergwerke beträgt im Jahre 6% Mil. lionen Zonnen, zu deren Beiterverarbeitung 22 moderne Hochöfen vorhanden sind; die Eisen- und Stahlproduktion erreicht gegenwärtig 2 Millionen Tonnen im Jahre. Bei der Liquidation wurden für Rombach 125, für Kneutingen 110 und und Hagedingen 150, zu fammen 385 Millionen Franfen als Bertaufspreis festgesetzt. Die vorhandenen Material- und Warenläger wurden außerdem mit 95 Millionen Franken bewertet. Der Kommissionbericht gibt über die Entstehung einer solchen Liquidation" folgende Erklärung: Das Fehlen jeber Organisation und Kontrolle hat zu schweren misstän­den geführt. Die Verschleuderung wertvoller Bermögensobjekte zu Vorzugspreisen an bestimmte Beaünffigte hat enorme Abgänge für die Staatstaffe mit fich gebracht. Die Wahl der mit der Sequeftration und Liquidation betrauten Personen ist in überaus leichtferti. ger   Weise geschehen. Viele von ihnen scheinen es als ihre Hauptaufgabe angefehen zu haben, die Aktiven möglichst rasch in Berwaltungsspesen und Honorare zu verwanteln. In den meisten Fällen wurden Sequeftoren und Liquidatoren ganz will­fürlich und offenbar zu dem 3wede der Bereicherung einzelner Personen bestellt. Zu Liquidatoren wurden neben Rechts anwälten, Beamten und Industriellen auch Offiziere einge setzt, die keinerlei kaufmännife Erfahrung aufzuweisen hatten. leberties wurden die für das Liquidationsverfahren erforderlichen Ausschreibungen und der darauf folgende öffentliche Berkauf durch Berabredung der französischen   Firmen, die die sequestrierten deutschen   Werke erwerben wollten, ersetzt. Die glücklichen Erwerber

drei französische schwerindustrielle Gruppen haben sich aber auch mit diesem vorteilhaften Geschäft nicht zu frieden gegeben. Sie behaupteten zunächst, daß in dem Ber­raufspreis von 385 Millionen Franken auch die Lagerbestände in­begriffen gewesen seien und verlangten Schadenersaß für eine Reihe von Kontratten, die der Liquidator abge­schlossen hätte und wodurch dem Werke materielle Nachteile er­wachsen seien. Mit diesen Ansprüchen sind die Erwerber durch gedrungen(!), wobei ihnen noch darüber hincus eine besondere Vergütung von 45 Millionen Franken für annullierte Lieferungen bewilligt wurde, so daß der ursprüngliche Kaufpreis von 480 mil fionen Franten.

fchließlich auf 206 millionen herabgedrüdf wurde. Endlich wurde den Räufern noch ein 20jähriger 3ahlungs. auffhub zugestanden, wodurch die Liquidationsmaffe um meitere 40 millionen Franten geschädigt mird. Die

1848

Bürgertum

1928

Dinter

H- ABEKING

sonderbar fooo hätten

Das Bürgertum von 1928: Merkwürdig, höchst sonderbar

unsere Ahnen ausgesehen?"

Das Amnestiegesetz abgelehnt.

Das Resultat der ersten Lesung im Rechtsausschuß!

Straferlaß auf Nebenstrafen. Geldbußen und Kosten ausgedehnt.

Als Absatz 3 des§ 1 des Amnestiegesetzes hatten die Kommu= nisten beantragt, von der Straffreiheit diejenigen auszuschließen, die sich an Mordtaten oder Mordverschwörungen der schwarzen Reichswehr  , der Organisation Conful oder der Bayerischen   Ein­wohnerwehr beteiligt haben.

Der Rechtsausschuß des Reichstages beendete heute dierungsmaßnahmen, z. B. der Ausweisung, abgelehnt und nur der erste Lesung des Amnestie geseges. Den Beratungen lag ein sozialdemokratischer und ein deutschnationaler Antrag zugrunde. Nach dem Antrag Landsberg- Rosenfeld foll Straf erfaß gewährt werden für die Strafen, die von Gerichten des Reiches und der Länder verhängt worden sind wegen Straftaten, die in unmittelbarem oder mittelbarem Zusamemnhange mit dem poli tischen, wirtschaftlichen oder sozialen Kampf be­gangen worden sind.

Der Antrag Hanemann( Dnatl.) will Straferlaß gewähren für die Strafen, die von Gerichten des Reiches und der Länder wegen Straftaten begangen wurden, die aus politischen Beweg gründen begangen worden sind.

Nach einer Erörterung der Tragweite des einen und des anderen Antrages, wobei die Genossen Landsberg   und Rosenfeld   für unseren Antrag eintraten, fam es schließlich zur

Abstimmung.

Der Antrag der Bayerischen   Boltspartei, die Amnestie auf Urteile von Gerichten des Reiches zu beschränken und die Urteile der Ländergerichte von der Amnestie auszunehmen, wurde abge lehnt, da nur Zentrum, Demokraten und Bayerische Volkspartei  für den Antrag stimmten.

Für den meitestgehenden fazialdemokratischen Amneffieantrag ftimmten nur die Sozialdemokraten. Er wurde also abgelehnt. Für einen tommunistischen 3ujagantrag zum deutschnationalen Antrag stimmten ebenfalls nur Sozialdemokraten und Kommunisten. Mithin war auch dieser Antrag abgelehnt.

Schließlich ftimmten für den deutschnationalen Amneffieantrag außer den Deutschnafionalen auch Sozialdemokraten und Kommu­niffen, so daß dieser Antrag mit 15 Stimmen gegen die 8 Stimmen der Mittelparteien bei Stimmenthaltung der Demokraten ange­

nommen wurde.

Um die politischen Mörder.

Zum Abjazz 2 des Amnestiegesezes, der den Straferlaß auf Nebenstrafen, Geldbußen und Kosten erftreden will, wurde ein sozialdemokratischer Erweiterungsantrag auf Einbeziehung der Siche

Liquidatoren sind für ihre Leistungen von den französischen   Schwer­industriellen mit Aufsichtsratsstellen und Direktionsposten belohnt worden."

Die Deutschnationalen erflärten durch Abg. Everling, daß für sie be: Annahme dieser Bestimmung die ganze Amnestie un annehmbar wäre.

Abg. Wegmann( 3.) beantragte, diejenigen von der Amnestie auszuschließen, die wegen vollendeten oder versuchten Mordes oder Totschlages oder Teilnahme an einer solchen Straftat verurteilt find. Bei der Abstimmung erhielt der kommunistische Antrag nur die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten.

Alsdann wurde der Antrag Wegmann mit 15 Stimmen der bürgerlichen Parteien und der Sozialdemokraten gegen ble 7 Sfim­men der Deutschnationalen und kommunisten angenommen.

Abgelehnt!

Schließlich wurde die Gesamt abstimmung vor­genommen. Bei dieser stimmten die bürgerlichen Mittelparteien, trotzdem der Antrag Wegmann angenommen war, nunmehr gegen die ganze Amnestie, ebenso die Deutschnationalen, weil burch die An nahme des Antrags Wegmann die Fememörder von der Amnestie ausgeschlossen waren. Für das Amnestiegeset stimmten nur Sozialdemokraten und Kommunisten, so baj damit das ganze Gejet abgelehnt war.

Der Ausschuß beschloß alsdann in einer zweiten Sesung nochmals den Bersuch zu machen, ein Amnestiegesetz zustande zu bringen.

Hoffentlich haben die Kommunisten aus dem Berlauf der Be­ratungen gelernt, daß sie ein Amnestiegesetz nicht mit den Deutschnationalen, sondern nur mit den Sozialdemokraten machen können. In diesem Falle würde immer noch die Aussicht be­stehen, ein weitgehendes Amnestiegefeß, das insbesondere die toma munistischen Arbeiter befreien würde, zustande zu bringen.

Mehr Arbeiter als Geschworene!

Der preußische Justizminister hat vor furzem durch eine allge­Die rechtliche Grundlage für diese ffandalösen Schie meine Verfügung, über die wir berichteten, darauf hingewiesen, daß bungen ist in Vorschriften zu suchen, die von dem ehemaligen dem Grundgedanken, auf dem die Einrichtung der Schwurgerichte Präsidenten der Republit, Millerand, als Oberfommissar für und der Schöffengerichte beruht, diese Gerichte nur dann gerecht Elsaß- Lothringen   erlassen wurden. Sie sind so abgefaßt, daß die werden fönnen, wenn nach Möglichkeit alle Bevölkerungs­Siquibationsverkäufe heute nicht mehr rüdgängig geschichten gleichmäßig zum Ami als Geschworene und macht werden können. Der Ausschuß fordert jedoch, daß Schöffen herangezogen würden. Schon in einer Verfügung des Jahres die verschobenen Summen zugunsten der Liquidationsmaffe rud 1921 fei dieser Gesichtspunkt und insbesondere auch die Notwendigkeit fichtslos eingetrieben werden.

Empörung im Reichslandbund.

Ueber den Bericht des Enqueteausschusses.

Die offizielle Wochenschrift des Reichslandbundes   äußert sich ebenso empört wie enttäuscht über den Bericht des Enqueteaus schusses zur Berschuldung in der Landwirtschaft und die vom Unter ausschuß für Landwirtschaft gemachten Borschläge. Am schmerz lichsten hat es den Reichslandbund getroffen, daß der Bericht nicht nur absolut ungeeignet ist, feine auf dem flachen Lande entfesselte Setze zu unterstützen, sondern nur dazu taugt, die Politit der Reichs.

landbundleute zu diskreditieren.

Der Reichslandbund hat mit dem Enquetebericht die Erfahrung machen müffen, daß von ihm verbreitete Lügen auch dann nicht zu Tatsachen werden, wenn die eigenen Sachperstän digen an der Abfassung des Berichtes beteiligt sind, und daß außer halb der Rebellionsdemagogie auch der Reichslandbund nur mit Wasser kochen kann. Selten habe ein Enqueteausschuß an dem ihm erteilten Auftrage so umfassend vorbeiberichtet, wie in diesem Falle, und daß der Unterausfchuß für Landwirtschaft diesen fläglichen Bericht nicht auch selbst als unmöglich erkenne, sei die bedauerlichste Seite der Angelegenheit. Das ist die Note, die der enttäuschte Reichslandbund seinen Herren im Enqueteausschuß für ihre Arbeit erteilt, und fein Zorn erreicht den Höhepunkt in dem Vorwurf, daß der Enquetevorschlag über eine Aufnahmeorgani. fation mur den Gedanken der entsprechenden Einrichtung mit ihrem preußisch sozialistischen Hintergrund" neben dem Borschlag der verstärkten Siedlung einfach übernommen und weiter empfohlen habe.

Wir haben Verständnis für diese Empörung und Ent­täuschung. Bir gönnen sie aber dem Reichslandbund aufrichtig, wenn mir auch nicht erwarten, daß er daraus Ternen wird.

einer angemessenen Berücksichtigung der Arbeiterschaft und ihr gleichstehender Personentreise bei der Wahl der Schöffen und Geschworenen betont worden. Gleichwohl seien in der letzten Zeit wiederholt Klagen darüber laut geworden, daß die Arbeiter im Berhältnis zu anderen Berufstreifen nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt worden seien.

Der preußische Innenminister, Genosse Grzesinsti, verleiht dem Erlaß des Justizministers jezt noch einen besonderen Nachdruck, in­dem er in einem Runderlaß an die Regierungspräsidenten die Anweisung gibt, auch alle in Frage tommenden Berwal­tungsbeamten dazu anzuhalten, die im Erlaß des Juſtiz­ministers verfügten Richtlinien genauestens zu beachten.

Herzog von Amanullahs Gnaden.

Heil gebracht hat uns der König Amanullah  , der er spendete uns Orden Rudirulla! Und es haben hierdurch einen mundervullen Knopflochschmud die treuen Ama- Nullen. Weil zum Kaufen ihm gefehlt die flüff'gen Mittel, gab er drein die schönen Herzogtitel.

-

Bas wir gleichfalls als Erfolg der Sache buchen. Dieser Edelfürft darf öfter uns besuchen! Herzog Marg- juchhe auch diesen Fortschritt seh' ich, mird für Dollarmillioneusen heiratsfähig. So verschafft amerikanische Kredite uns am Ende noch die fürstliche Visite. Freilich hörten traurig mit vor furzem funfen: Amanullahs Fürstenattien sind gesunken! Aber wenn der edle Spender sich auch ver- 30g und der Mantel fällt hier bleibt der Herzog!

Jonathan.