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Nr. 135 45. Jahrgang

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EINFAR

1. Beilage des Vorwärts

Eine originelle Tankanlage.

AUTO

OFL

Eine der modernsten und größten Zanfanlagen, Deutschlands ist dieser Tage in der Nähe der Georgen­ftraße, zwischen dem Kulissenmagazin der Staatsoper und den Stadtbahnbögen, in Betrieb genommen worden. Unter einem 15 Meter langen und 6 Meter breiten freistehenden Glasdach, das auch als Schutz gegen bie Funkenfluggefahr von der Stadtbahn gedacht ist, stehen die von der amerikanischen Firma Bowfen ge lieferten originell aussehenden Benzinpumpen, die Tag und Nacht Privatfahrzeugen und Autodroschten zur Verfügung stehen. Sechs

Dokumentendieb verhaftet.

Die Aften des englischen Bankenvertreters. Bor ungefähr einem Bierteljahr erregte ein Diebstahl in der Bilhelmstraße Aufsehen: Ein englischer Banfender­treter hatte in einem Bureauhaus eine Unterredung mit Diret. toren. Belz, und den Koffer, der Aften über Anleiheverhandlungen, Bifiitenfarten mit Empfehlungen, Scheckbuch und Privattorrefpon­Deng enthielt, hatte er im Vorziminer niedergelegt.

Als er nun nach Beendigung der Konferenz das Zimmer ver Tie B, entdeckte er, daß der Koffer gestohlen war. Der Dieb fonnte nur ein Mann sein, der wegen eines Darlehns vorgesprochen hatte und sich Sellwig" nannte. Er war verschwunden. Die Kriminalinspektion Mitte fand den Koffer ohne Inhalt auf einer Pfandleihe wieder, wo der Dieb ihn unter dem Namen von Hirschberg verlegt hatte. Als Dieb murde ein 24 Jahre alter Hans Hellwig ermittelt, der aus Harburg a. d. Elbe stammt. Er ist gewerbsmäßiger Schwindler. So gab er sich für einen ehemaligen Offizier der Hannoverschen Königsulanen oder der Braunschweiger Husaren aus und betrieb schwindelhafte Gutstäufe und hochsta peleien aller Art. Als Heirats­

Menschen, Göttern gleich..

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Roman von Herbert George Wells .

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,, Uns ihrem Wissen unterwerfen. Bon ihnen lernen, was wir nur fönnen. In furzer Zeit werden wir wahrscheinlich von den uns innewohnenden Giften befreit sein und es wird uns gestattet werden, aus dieser entlegenen Einöde der Bergs merte, Turbinen und Feslen zu jenen Gartenwohnstätten zu rüdzukehren, die wir bis jetzt noch faum fennengelernt haben Dort tönnen auch wir manches in bezug auf Zivilisation fernen. Bulegt würden wir sogar in unsere eigene unge ordnete Welt zurückkehren erfüllt von Wissen, Hoffnung und Hilfsbereitschaft, als Missionare einer neuen Ordnung. ,, Aber warum?" begann Bater Amerton. Wieder nahm Mr. Burleigh das Wort: Alles, was Sie fagen," bemerkte er ,,, beruht auf unbewiesenen Annahmen. Gie belieben dieses Utopien durch rosig gefärbte Gläser zu fehen, wir anderen das sind" er zählte- ,, elf gegen gegen fehen die Dinge ohne so günstige Vorurteile. ,, und darf ich fragen, mein Herr," sagte Bater Amerton, indem er hochsprang und dem Tisch einen Stoß perfezte, daß alle Gläser flangen. ,, Darf ich fragen, wer Sie find, daß Sie sich als Richter und Zensor über die allgemeine öffent­liche Meinung der Menschheit aufspielen? Denn ich sage Ihnen, mein Herr, daß hier in dieser einsamen, gottlosen und fremdartigen Welt mir zwölf die Menschheit reprä­fentieren. Wir sind die Vorhut, die Pioniere in der neuen Welt, die Gott uns gegeben hat, so wie ER Kanaan por drei tausend Jahren seinem ausermählten Israel gegeben hat. Wer sind Sie--?"

einen

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Jawohl," sagte Bent. ,, mer find Sie?" Und Mr. Ridley unterstügte ihn mit Geschrei: Wer zum Teufel sind Sie?" Mr. Barnstaple hatte nicht die Rednergeschicklichkeit, einem so direkten Angriff zu begegnen. Er stand hilflos da. Erstaunlicherweise fam ihm Lady Stella zu Hilfe. Das gehört sich nicht, Pater Amerton," sagte sie. Mr. Barnstaple, wer immer er auch sein mag, hai vollkommen das Recht, feine eigene Ansicht zu äußern."

Und wenn er sie geäußert hat," sagte Mr. Catskill, der auf der Mr. Barnstaple gegenüberliegenden Seite des Tisches auf- und abgegangen war, hm, wenn er fte geäußert hat, möge er uns gestatten, das vorgeschlagene Unternehmen fort zusehen. Ich glaube, es war unvermeidlich, daß mir in un

TANK

Krommer

verschiedene Sorten Betriebsstoff, der außerdem durch einen Zentrifugalfilter von Schmuß gereinigt wird, fönnen hier bezogen werden; eine neuartige Delfontäne, die von dem unter­irdisch gelegenen Delfeller( 2000 Liter Dele verschiedener Sorten) gespeist wird, gestatten an 8 Röhren die mühelose Entnahme der ge­münschten Sorte. Auffallende Lichtreklame bezeichnet die Ein- und Ausfahrt für die Fahrzeuge. Zur leichteren Abwicklung des Auto verfehrs soll demnächst noch ein Stadtbahnbogen zur Georgenstraße hin durchbrochen werden.

schwindler sagte er, daß er wegen Teilnahme am Sapp- Butsch ver­folgt werde und fich deshalb verborgen halten müsse.

Die Kriminalinspektion Mitte leitete ein unfaffendes Fahn. Dungsverfahren in die Wege. In verschiedenen größeren Stätten wurden Spuren des Berfolgten festgestellt. Er selbst war überall bald wieder verschwunden. Jetzt endlich wurde er in München , wo er fich Hans Reimann " nannte, nach einem Be­trug, feft genommen. Er wird dort abgeurteilt und dann nach trug, feft genommen. Er wird dort abgeurteilt und dann nach Berlin gebracht werden. Hier hatte er vor seinem Berschwinden ouf dem Bahnhof Friedrichstraße ein braunes Baketchen in Berwahrung gegeben. Man wußte natürlich nicht, mem es ge­hörte und als es nicht abgeholt wurde, brachte man es endlich nach dem Hauptfundbureau der Eisenbahn auf dem Schlesischen Bahnhof . Kriminalbeamte fanden darin gestern das Schedbuch und die Privattorrespondenz des bestohlenen Bankenver. treters. Die offiziellen Dokumente find noch verschwunden. Der Berhaftete hat in anderen Städten in Hotels, die er wegen Prel­lerei zum Teil fluchtartig verließ, Gepäckstüde zurüd­gelaffen. Die Kriminalinspektion hat diese Sachen eingefordert, meil sie vermutet. daß sie die Dokumente enthalten fönnen.

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ferer Mitte fogar in Utopien den Nörgler finden mürden. Der Rest von uns, nehme ich an, ist vollkommen einer Meinung über unsere Lage."

,, Das find wir," sagte Mr. Mush, indem er Mr. Barn­staple mit einem feindseligen Ausdrud ansah.

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,, Ausgezeichnet, dann glaube ich, daß wir den Beispielen folgen müssen, die für solche Fälle maßgebend find. Wir wollen von Mr. Mr. Barnstaple nicht verlangen, daß er die Gefahren die Ehren eines Mitkämpfers mit uns teilt. Wir wollen ihn nur auffordern, Hilfsdienste ziviler Art zu leiften.

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Mr. Barnstaple erhob die Hand: Nein," sagte er ,,, ich bin nicht geneigt, Hilfsdienste zu leisten. Ich anerkenne teine Analogie der Lage mit den Notwendigkeiten des Weltkrieges, und wie dem auch sei, ich stehe zu diesem Projekt in voll­tommenem Widerspruch zu dieser Ausräuberung einer Zivilisation. Sie können mich nicht einen Gewissensgegner des Kampfes an sich nennen, denn ich bin nicht gegen den Rampf für eine gerechte Sache. Aber das von ihnen geplante Abenteuer ist teine gerechte Sache Abenteuer ift teine gerechte Sache. Ich flehe Sie an, Mr. Burleigh, der Sie nicht nur ein Politiker, sondern auch ein Mann von Kultur und ein Philosoph sind, zu überlegen, wohin mir getrieben werden zu Handlungen voll Gemalt tätigkeit und Unseligkeit, von denen es hier fein Zurüd mehr geben wird."

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,, Mr. Barnstaple," sagte Mr. Burleigh mit feierlicher Würde und mit einem gewissen vorwurfsvollen Ton in der Stimme ,,, ich habe überlegt. Und ich glaube, ich fann wohl behaupten, daß ich ein Mann mit einiger Erfahrung bin, mit einer gewissen traditionellen Erfahrung in menschlichen Angelegenheiten. Ich möchte meinem Freund Mr. Catskill nicht ganz und gar beipflichten, nein! Ich möchte sogar weitergehen und behaupten, daß ich ihm in mancher Be ziehung nicht beipflichte. Wenn ich hier zu bestimmen hätte, würde ich sagen, wir sollten diesen Utopen Widerstand leisten - zu unserer Selbsterhaltung aber nicht ihnen die heftige und angreifende Gegnerschaft entgegenbringen, die er im Sinne hat Ich glaube, wir fönnten weit schlauer, weit über legter und weit erfolgreicher sein, als es Mr. Catstill zu sein scheint. Aber das ist meine persönliche Ansicht. Weber Mr. Hunter, noch Lord Barralonga, noch Mr. Mush, noch M. Dupont teilen fie. Noch unsere Freunde, die- ah­Herren Mechaniter, teilen fie. Und was ich für unsere fleine Schar von Erdlingen, die hier in einem fremden Univerfum ausgefeßt ist, als dringend erforderlich ansehe, ist Einigkeit im Handeln. Was uns auch immer sonst zustoßen mag. Un

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Dienstag, 20. März 1928.

Die Helden" vor Gericht.

600 Nationalsozialisten gegen 20 Kommunisten.

Der Prozeß gegen die Nationalsozialisten von tighterfelde brachte geffern den Schluß der Berneh mung der Angeklagten und den Anfang der Beweisaufnahme. Natürlich find alle fieben vollkommen unschuldig; natürlich waren es nicht fie, sondern ihre Genoffen, die die Ver. lehungen der 21 Opfer der Lichterfelder Schlacht verursacht haben; die Zerstörung der Schalmeien, deren traurige Reste zerbrochen und zerbeult nur noch Blech vor dem Richtertisch aufgehäuft find- daneben liegt die zerriffene Keffelpaufe, ein Teil der Jnftrumente ist aber einfach ge­ftohlen worden, war nicht ihrer Hände Wert; mit den 123 Schotterffeinen, die auf dem Boden vor dem Richter. fisch, mit den Schußwaffen, Knüppeln, die auf dem Richter­fisch liegen, haben sie selbstredend nichts zu schaffen. Sie find unschuldig wie Kinder. Diese stummen Zeugen der nationalsozialistischen Heldentafen geben aber eine lebendige Borstellung von dem, wie es am 20. März auf dem Bahnhof zugegangen fein muß.

Das Bild wird von den iebendigen Zeugen noch vervollkomm net. Da ist zum Beispiel die Nebeflägerin, die Arbeiterfrau Bendler. Ihr Mann gehörte zur Schalmeitapelle. Sie begab fich auf den Bahnhof, um ihn zu erwarten. Auf dem Bahnsteig geriet sie in den Knäuel der Nationalsozialisten. Schlagt die roten Hunde tot," hörte fie rufen, hier tommt teiner mit dem roten Ab­zeichen lebend heraus. Ein 15jähriger Bursche in Uniform han­tierte vor ihrer Nase mit einem Revolver. Als sie auf der Suche nach ihrem Mann einem blutenden Menschen, der von einem Nationalsozialisten geführt wurde, die Müße vom Kopfe mahm, um sein Geficht zu sehen, erhielt sie einen Schlag über den Arm.

Ueber den Aufenthalt der Nationalsozialisten in Trebbin und ihre Abfahrt von der Station berichten die Landjäger. Göbbels , der Leiter des Gaues Brandenburg, hielt pie ge­möhnlich eine seiner Brandreden. Blut ist der beste Kitt!" meinte er. Auf dem Bahnhof in Trebbin hatten sich die Nationalsozia fiften am Ende des Berrons aufgestellt, da für sie die sechs letzten Magen des aus Jüterbog tommenden Zuges bestimmt moren. Unbegreiflicherweise befanden sich in zwei Abteilungen der vierten Klasse die 23 Sommunisten, darunter der Landtagsabgeord nete Hoffmann. Die Nationalsozialisten stürmten zu dem Ab­teil der Kommunisten und versuchten, dort einzubringen; ein Fenster wurde eingeschlagen, Steine flogen in den Wagen. Die Kommu nisten wehrten sich, indem sie die Steine zurüdwarfen. Die Ans jagen der Landjäger werden von den Eisenbahnbeamten vervall ständigt. Diese versuchten, einigermaßen Ordnung zu schaffen. Einer der Beamten erhielt einen Schlag über den Kopf und einen Die Kriminal anderen über die Bange, daß fie blutete. beamten der Abteilung Ia, die den Aufenthalt der Nationalsozialisten in Trebbin zu übermachen hatten und mit dem gleichen Zug wie jene nach Berlin gefahren waren, schildern den Kramall auf dem Bahnhof Lichterfelde - Dit. Ihre Versuche, zu. der Stelle norzubringen, wo die Schlägerei nor fich ging, blieb ergeb­nisios. Ueber das Gleise gelangten sie auf die Straße und benach richtigten die Schupo. Im ganzen fielen etwa 20 his 30 Schüsse. Auch einer der Beamten erhielt einen Schlag mit der Fahnenstange.

Der Vorsitzende ist bemüht, festzustellen, ob die Kommu nisten einen Anlaß zu dem Ueberfall gegeben haben. Er hält den Angeklagten vor, daß die 600 Nationalsozialisten ja von den 20 Mann nichts zu befürchten hatten. 111 3eugen sind aufge­boten, um den Nachweis zu führen, daß es hauptsächlich diese Sieben gewesen sind, die auf dem Bahnhof Lichterfelde den lleber­fall auf die Kommunisten verursacht haben. Die Beweisaufnahme dauert heute fort.

einigkeit darf uns nichts anhaben. Wir müssen zusammen­halten und als ein Körper miteinander handeln. Diskutieren Sie, wenn Sie wollen, wenn Zeit für eine Diskussion da ist, aber entscheiden Sie sich zu guterlegt. Und wenn Sie sich entschieden haben, dann beharren Sie treu bei Ihrer Ent­scheidung. An der Notwendigkeit, uns eine oder zwei Geiseln zu sichern, hege ich feinerlei Zweifel. Mr. Catskill hat recht!" Mr. Barnstaple war ein schlechter Debattierer. Aber diefe Utopen find doch genau so menschliche Wesen wie wir, sagte er ,,, alles, was in uns gesund und zivilisiert ist, spricht für fie."

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Mr. Ridley unterbrach mit einem absichtlich groben Ton; Ach Gott ," fagte er, wir fönnen doch hier nicht ewig quatschen. Es ist Abend und Mr. dieser Herr hat sein Sprüchlein gesprochen und noch mehr als das. Wir sollten unsere Bosten einnehmen und wissen, was man noch vor Einbruch der Nacht von uns erwartet. Darf ich vorschlagen, daß mir Mr. Catskill zu unserem Hauptmann mit voller militärischer Machtbefugnis wählen?"

Ich stimme dem bei," sagte Mr. Burleigh mit schlichter Freundlichkeit.

,, Vielleicht will M. Dupont," sagte Mr. Catskill ,,, als mir gleich berechtigter Hauptmann fungieren, als Vertreter unseres glorreichen Alliierten, seines großen Vaterlandes.

In Ermangelung eines würdigeren Bertreters" milligte M. Dupont ein, um darauf zu sehen, daß die Interessen Frankreichs entsprechend beachtet werden."

,, Und wenn Mr. Hunter mein Leutnant sein will? Lord Barralonga wird unser Quartiermeister sein und Pater Amerton unser Kaplan und Zensor. Mr. Burleigh wird unser 3ipiloberhaupt fein."

Mr. Hunter räusperte sich, er runzelte die Stirn, machte eine Miene wie jemand, der eine schwierige Erklärung ab gibt. Ich möchte nicht gerade Leutnant fein. Ich möchte feine offizielle Stellung einnehmen. Ich habe eine gewisse Abneigung gegen auswärtige Berwicklungen. Ich möchte Beobachter fein- der hilft. Aber ich glaube, meine Herren, Sie werden finden, daß Sie auf mich zählen können- wenn Hilfe nötig ist."

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Mr. Catstill fegte sich an die Spike der Tafel und wies den ihm zunächst stehenden Stuhl M. Dupont zu. Miß Greeta Grey fegte sich an seine Seite zwischen ihn und Mr. Hunter. Mr. Burleigh blieb auf seinem Blak, einige Stühle von Mr. Hunter entfernt. Die übrigen tamen und stellten sich um den Hauptmann herum, mit Ausnahme von Lady Stella und Mr. Barnstaple. Fortfegung folgt.)