Donnerstag
22. März 1928
Unterhaltung und Wissen
Die grüne Fahne des Propheten
Es liegt mir fern, den alten guten Baron fränten zu wollen, unseren damaligen Hauptmann und Kompagnieführer. Rang und Alter hätten ihm ohnehin einen besseren Posten sichern müssen. Seine beiden Söhne dienten im Regiment, und als der Krieg ausbrach, meldete auch er sich wieder zur Stelle. Später, im gut gefestigten Stellungsfrieg, tam er zur Front.
Niemand dankte es ihm. Höherenorts wurde er belächelt. Die jungen Leutnants und Oberleutnants haßten ihn, weil er ihnen eine gute Stelle wegnahm. Die Unteroffiziere, Feldwebel und Offizier stellvertreter hatten das bald heraus, wollten sich nach oben beliebt machen und hörten es gerne, wenn die Mannschaften ihre Marsch lieder mit Spottversen gegen den alten Hauptmann tränkten. Aus benen ward es fund, daß er sich etwas allzu ängstlich und allzu ehrlich an den Unterstand flammerte. Das war die Rache der Gemeinen, weil es der alte Baron auch mit den Dienstvorschriften zu genau nah.
Seine Schuld war es gewiß nicht. Er war einer von der alten Schule, der das neue Egerzierreglement nicht gelernt hatte und nicht mehr nachholen konnte. Die Oberen wußten dies und ließen es ihn bei jeder Gelegenheit spüren. Hintennach mußten es die Soldaten büßen und immer war es in der Ruhestellung. Da ließ zum Beispiel der Bataillonstommandeur auf dem Ererzierplatz durch seinen Horniften ein Kommando blafen. Die fünfte, sechste und siebente Kompagnie verstanden es. Bei uns gab es stets ein heilloses Durch einander. Unsere attiven Unteroffiziere und Musketiere schwenkten auf das Signal in Gruppentolonne rechts. Der Hauptmann gab aber den falschen Befehl nach links. Unten schrien Leutnants und Zugführer mit gezückten Degen; oben, auf seinem Gaul, forzte der Kompagnieführer und schrie wiederum; die Soldaten schimpften und fletschten die Zähne nor Born und Schweiß, rannten gegeneinander und burcheinander wie eine Herde junger Hammel, beschimpften sich gegenseitig, wie es in Wahrheit den Offizieren im Sinn lag und wie es zu tun sie aus Anstand und Gehorsam nicht wagten. Im Hinter grund lachte das ganze Bataillon, bis fein Adjutant herbei galoppierte und die Sache einrentte, worauf das Spiel erneut wurde. Frage niemand nach der Manöverkritik und der Frozzelei auf dem Heinweg. Mittags folgten dann die verschiedenen Appells. Abends ging es zum Schanzen. Dazu tamen die Läufe in den Quartieren und der Kohldampf und tausend andere Dinge. Da hätte man lebensüberbrüssig werden können. Wir waren glücklich, wenn's wieder nach vorn in Stellung ging. Die gegenüberliegenden gewohnten feindlichen Stellungen hatten doch etwas Berföhnliches, und die Berheirateten fonnten wieder täglich an Beib und Kind fchreiben.
Rachts hatten wir abgelöst, und wenn es Tag wurde, riefen wir unser Rifirifi" hinüber, bis uns von drüben die gewohnte Ant mort tam: Bon jour camerade!" Manchmal gab es auch gegen
feitigen Aerger. Einer von uns schrie:„ Camerade allemand toujour
promenade mademoiselle française!" Als Antwort fauchte es: ,, Sal prussien!" Bis dann der gewohnte englische Flieger seinen Morgenspaziergang über unsere Linien und dem 3wiegespräch ein Ende machte. Dedung!
So lebte man hüben und drüben ganz friedlich. Man kannte die gegenseitigen Gewohnheiten und wußte genau, wann diesseits und jenseits abgelöst wurde. Neugierig waren wir nur, ob's den Franzosen in Ruhe genau so schlecht ging wie uns? Wir hofften es, und hätte uns jemand gesagt, der Franzmann wäre beffer dran, wir hätten eine richtige Wut auf ihn gehabt. So aber erschien er uns ein Beibensgefährte, der einzige, der uns richtig verstand. Benn er uns nicht reizte und feine Dummheiten machte, taten wir ihm auch nichts. Also war zwischen uns und jenen eine Art Bassenstillstand. Die Hauptsache, menn die Essenholer in Ruhe gelassen wurden. Wenn fte von drüben um diese Zeit Broden in unsere Linien warfen, war's für einige Tage aus. Dann wurde es an der Front ungemütlich. Das gab's aber nur selten. Auf beiden Seiten wußte man genau, zu welchen Tages- oder Nachtzeiten die Artillerie schoß. Danach fonnte man sich einrichten. Das dauerte so den ganzen Sommer, und es gab wenig Berlufte. Nachts belustigte man sich gegenseitig mit Leuchtrafeten. Die gingen drüben mit seidenen Fallschirmen nieder. Meist tat uns noch der Anton" den Gefallen und schoß fie weit herüber, daß sie zu holen und nach Hause zu schicken waren. Hie und da probierte jede Seite pflichtgemäß ein Maschinengewehr und feuerte einmal ein Mutwilliger einen Schuß hinüber, fofort wurde er von uns ausgefchimpft. Bozu die Leute drüben unnük reizen und topfscheu machen? Der Anton" meldete es ja doch nur seiner Artillerie und beschwerte sich bei ihr und dann fam Tobak auf unsere Gräben und Unterstände und kostete unnützes Blut. Das waren zwei drei schöne Sommermonate. Man fonnte ungestört schanzen, den Offizieren haustiefe Unterstände ausbauen und Verbindungsgräben anlegen. Drüben aber feierten fie ihren 14. Juli als wäre Kirchweih in der Nachbarschaft. Unsere Leute spielten dazu Biehharmonita.
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Es schien aber der Heeresleitung, als litte darunter der Offensiv
Beilage des Vorwärts
Mörderische Filmschönheit.
Der elektrische Stuhl" des Filmstars.
auch bereits lebensnotwendige Stoffe innerhalb des Körpers an greifen. Man kann diesen Billen nämlich nicht befehlen, an einer bestimmten Stelle Halt zu machen, sondern sie wirken zum Schrecken der Batientinnen auch dann noch, wenn die Schlankheit bereits in Krankheit übergeht. Die Gelfter, die sie riefen, werden die Filmstars dann nicht los.
Die amerikanischen Filmschönheiten haben den Siegeszug durch| tann, sondern auch dann noch weiterbesteht, wenn die äßenden Säfte die ganze Welt angetreten, aber fein Mensch ahnt, melches Martyrium diese zart und heiter lächelnden Filmstars zu erleiden haben, um die Schönheit zu erhalten, mit der sie die Menschen erobern. Je größer der Ruhm der Filmschauspielerinnen ist, desto mehr müssen sie darauf bedacht sein, Gestalt und Aussehen zu bewahren, um nicht zum alten Eisen geworfen zu werden, denn das Gedächtnis der Menschen ist sehr schwach. Das Beispiel berühmter schöner Theaterfrauen, wie zum Beispiel der Helene Obilon, der die ganze Welt zu Füßen lag, und die trotzdem in schwere Armut geriet, als fie alt wurde, ist ein mahnendes Menetekel. Die Filmschön. heiten tun darum alles, um den förperlichen Berfall oder die Beränderung ihrer lieblichen Erscheinung zu vermeiden.
Eine der furchtbarsten Qualen, die die Schönheitspflege ersonnen hat, ist ein Apparat, der den bezeichnenden Namen der elettrische Stuhl" führt. Er bringt zwar feinen Opfern nicht sofort den Tod, Stuhl führt. Er bringt zwar feinen Opfern nicht sofort den Tod, mie fein berüchtigter Namensvetter in dem Zuchthaus von Singsing, aber er ist auch eine mörderische Maschine, die ihren Namen mit Recht trägt. Eines ihrer reizvollsten Opfer ist der amerikanische Filmstar Peache Browning, der auch in Deutschland bekannt ge worden ist. Dieser elektrische Stuhl hat nämlich angeblich die Fähig fett, überflüssiges Fett zu beseitigen, indem er ungeheure Site im Körper erzeugt. Die schöne Peache glaubte baran und ließ fich die elektrischen Pole des Schlankheitsapparates an ihren Körper legen und folange durchglühen, bis sie schwer ertranfte, und nur noch ein Schatten ihrer früheren Schönheit ist. Aehnliches erlebte bie bekannte Filmschauspielerin Estelle Taylor, die als Gattin des gewesenen Borertönigs Dempfen eine große Rolle spielt. auch sie fürchtete die allzu große leppigfeit und legte sich derartige
Qualen auf, daß sie einen schweren Zusammenbruch ihrer Nerven erfitt. Besonders gefährlich find aber die geheimnisvollen Schlant heitspillen, die eine schleichende Wirkung im Körper ausüben und Berheerungen anrichten, die nicht wieder gutzumachen sind. Uns ist eine hervorragende deutsche Filmdiva bekannt, die eine derartige Sur machte und daran fast gestorben wäre. Sie wußte nämlich nicht, daß die Schlankheitswirkung der Billen nicht gehemmt werden
Das ließ unseren alten Baron nicht schlafen. Gar zu gern hätte auch er das Eiserne Erster an die Brust geheftet. Zwar spielte er täglich seine Schachpartie und war guter Laune und menschenfreund fich; wie immer, wenn ihn nicht ein Borgesetzter aus der Ruhe ge bracht hatte. Nachts aber grübelte er, fann und fponn, und eines Morgens hatte er es.
Eine Patrouille wollte brüben Schwarze gefehen haben. Sie follten fogar vom ungewöhnten Klima ftart ertältet sein und ständig huften. Farbige Franzosen, dachte unser Hauptmann, Araber, Mohammedaner, Anhänger des Propheten." Damals meldeten ja auch bie deutschen Zeitungen tröstlich: unser Bundesgenosse, der Sultan , habe den heiligen Krieg erklärt. Bozu also diese nächtlichen Anstrengungen und verluftreichen Schießereien, um einen einzigen Gefangenen zu machen oder gar nur ein mit der Regimentsnummer versehenes Kragenstück nach Hause zu bringen. Holen wir sie doch in Massen und lassen wir sie freiwillig fommen."
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Noch am selbigen Tag gingen ein Unteroffizier und zwei Mann in Ruhestellung. Ste hatten den Auftrag, grünes Tudy und eine Stange zu holen. Aus diesem Tuch ließ der Hauptmann eine Fahne Schneidern. Halbmond und Stern wurden aufgenäht, und als die Nacht niederfant, flatterte die grüne Fahne des Propheten über unserer Stellung.
Die Kompagnie wurde in Alarm gefegt und fiebernd erwartete unser Baron das Ueberlaufen und den Einzug aller farbigen Fran. zosen. Nach seiner Ansicht konnte das erst bei Morgengrauen ge schehen, wenn drüben die Anhänger Mohammeds beim ersten Hahnenschrei, gen Osten gewendet und zum Gebet erhoben, das Beichen Allahs erblicken würden. Wenn dann nicht sofort, müßten fie bestimmt in einer der nächsten Nächte herüberkommen.
Der Tag brach an. Es geschah nichts. Gegen acht Uhr heulte der erste Gruß herüber. Dann ging es Schlag auf Schlag, Krach auf Krach. Ratschbum, ratsch- bum, ratsch- bum! Aufschlagzünder, Beitzünder, Minen. Die Balfen unserer Unterstände fnidten wie Streichhölzer zusammen. Berwundete fchrien, die Hölle war los. Von der grünen Fahne des Propheten war kein Faden übrig geblieben. Der Waffenstillstand an unserem Frontteil war zu Ende. Aus mit der Ruhel Einen farbigen Franzosen haben wir in jenem Juli weder freiwillig noch unfreiwillig zu Gesicht bekommen. Mit Italien hatte uns auch Allah verlassen und alle guten Geister. Das Eiserne Erster betam unser Hauptmann erst viel später.
geift der Truppe. Angreifen wollte man nicht, die Artillerie follte Die moderne Augenheilkunde.
auch ihre Munition sparen, weil sie nicht viel hatte. Jeder Schuß mußte von der Divisionsleitung vorher genehmigt werden, denn oben in Flandern loftete es zuviel und Tag und Nacht hörten wir von bort den Donner rollen und grollen, daß es uns oft angst und bange
wurde.
Woher aber den Offenfivgeift holen? Das sollte nachts geschehen burch Patrouillengänge. Sum Ueberfluß hatte Italien den Krieg erklärt, und um die Stimmung zu verbessern, gab es eiserne Streuze in Menge. Die Heeresleitung wollte wiffen, welches Regiment brüben läge, als ob das nicht längst bekannt gewesen wäre. Man tat aber anders und verhieß für jede gute Meldung eine Aus zeichnung. Eine Patrouillentompagnie wurde gebildet er ihr angehörte, tonnte am Tage ruhen und brauchte nicht zu schanzen. Also meldeten sich viele Freiwillige. Meist Studenten und junge Leute. Was wurde da für ein Schwindel getrieben! Bis hinter bie französischen Gräben wollten einige Beförderungshungrige getommen sein Strchpuppen mit deutschen Uniformen wurden ange fertigt. Die schob man nachts im Zwischenfeld vor sich her, ließ franzöfifche Rundschafter drauflos schießen und anrennen, um dann aus dem Hinterhalt die Getäuschten zu fangen oder zu töten. Täglich Liefen neue Räubergeschichten die Gräben und Unterstände entlang. Es gab Beförderungen und Auszeichnungen und die in Deckung gebliebenen Offiziere wurden ebenfalls ausgezeichnet. Die befamen Die eifernen Kreuze erster Klasse
Jum 100. Geburtstag Albrecht von Gräfes.
Albrecht v. Gräfe, der am 22. März 1828 in Berlin geboren ist, ist einer der großen Pfadfinder auf dem Gebiete der Medizin, benn er hat die moderne Augenheilkunde begründet und zu einem der vollendetften Gebiete der gesamten ärztlichen Kunst gestaltet. Schon im jugendlichen Alter von 22 Jahren begründete er in Berlin eine Brivataugenheilanstalt, die bald vorbildlich für alle anderen ähnlichen Institute in ganz Europa wurde. Nachdem Helmholz im Jahre 1850 den Augenspiegel erfunden hatte, mit dessen Hilfe es dem Arzt möglich wurde, die inneren Teile des Auges, insbesondere die Nezhaut zu beleuchten und ein flares Bild von ihr zu erhalten, begann die bedeutsame wissenschaftliche Forschungsarbeit Gräjes, der den unermeßlichen Wert des Augenspiegels für die Diagnose erkannte und mit seiner Hilfe die Behandlung der Krankheiten des Auges auf völlig neue Grundlagen stellte. Bahnbrechend wurde er in der Behandlung des sogenannten grauen Stars", für den er eine neue Operationsmethode erfand. Sie hatte einen derartigen Erfolg, daß 98 Prozent aller Kranten auf diese Weise geheilt werden tonnten. Noch segensreicher mar aber seine Einführung der Operation des grünen Stars", einer der gefährlichsten Erfrankungen des Auges, die bis dahin für völlig unheilbar gegoften hatte und eine der größten Plagen der Menschheit war. Das Wesen dieser Krankheit besteht darin, baß der Augenbrud start erhöht wird.
In Hollywood hat sich der großen Diven geradezu ein nervöser m Bustand bemächtigt, der in der Furcht vor dem Didwerden besteht. Alle hungern sie und unterziehen sich den größten Entbehrungen, denn sie sind alle von dem gleichen panischen Schreden ergriffen, ihre Schönheit zu verlieren. Bei manchen Filmgesellschaften hat sich der fategorische Imperativ der Schlankheit sogar bereits zu Paragraphen verdichtet. Berträge werden nicht mehr auf eine bestimmte Beit abgefchloffen, fondern auf ein bestimmtes Gewicht. Wenn eine Filmschauspielerin die Höchstgrenze überschreitet, ist der Bertrag er loschen. Es befindet sich zu diesen Zweden in den Räumen ber Gesellschaft die Wage der Gerechtigkeit", durch die die wachsenden Rilos der Stars festgestellt werden.
Bon dieser Schönheitsraserei find nicht nur die Frauen be fallen, sondern auch die männlichen Flimstars. denn auch sie müssen dafür sorgen, daß sie nicht zu alt und zu dick werden. Douglas Fairbanks hat seinen eigenen Arzt, der dafür sorgt, daß er seine, die Frauenherzen erobernde Gewandtheit des Körpers nicht verliert, da er dann nur noch einen Bruchteil des Wertes befäße, der ihm heut zugemessen wird. Auch ein dickbäuchiger Tom Mir ist undenf bar, zumal alle diese männlichen Filmhelden von der Gunst der Frauen leben, die in ihnen ihre Lieblinge sehen. Tom Mir hat fich ein ganzes Sportstadion erbauen lassen, um in täglichen lebungen fein Gesicht und seine Figur zu bewahren. Auch unsere beutschen Filmlieblinge, die die jugendlichen Liebhaber spielen, dürfen nicht altern, denn alle sind sie zu eitel. um in das Fach der Väter abzuwandern. Eitelfeit aber teftet Geld und Entbehrungen. Dies ist die Kehrseite des glänzenden Lebens, das die reichbezahlten Film fchaufpieler und Filmschauspielerinnen, von der Welt viel beneidet, führen.
Daburch erfolgt ein Schwund des Sehnervs und der lichtempfind lichen Nezhaut. Albrecht D. Gräfe brachte zum erstenmal eine Operation dieser Stars in Anwendung, durch die der Druck des Auges ständig herabgesetzt wird. Die Erfolge waren über Erwarten günstig, befonders wenn die Operation frühzeitig erfolgte, so daß durch den genialen Augenarzt einer der schlimmsten Feinde der Menschheit einen Teil seiner Schreden verlor.
feines Baters fort, der einer der ausgezeichnetsten Chirurgen war Gräfe fette auf seinem Sondergebiete die erfolgreiche Tätigkeit und schon vor mehr als 100 Jahren plastische Operationen durch führte, die zur Verschönerung des Menschen dienten und heute viel fach angewandt werden. So bildete er bereits im Jahre 1816 eine tale aus der Armhaut und im Jahre 1817 aus der Haut der Stirn. Diese ,, deutsche Methode, wie sie genannt wird, wurde die Grund. lage für alle ähnlichen ärztlichen Maßnahmen auf diesem Gebiete.
Albrecht v. Gräfe hatte also in seinem Vater einen vorbildlichen
Lehrer und war, gleich diesem, nicht nur auf seinem Spezialfach führend, sondern auf allen Gebieten der Medizin, insbesondere der Nerven und Gehirnfrankheiten ein Fachmann allerersten Ranges, der in furzer Zeit einen Weltruf genoß. Er hatte sich im Jahre 1853 als Privatdozent an der Universität Berlin niedergelaffen, Fünf Jahre später wurde er außerordentlicher Profeffor und Direk tor der Augentlinit in der Charité. Im Jahre 1866 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt. Als Universitätslehrer war er ebenfa groß wie als Arzt, benn er verstand es, feinen Hörern die Liebe zur Wissenschaft und das ärztliche Verantwortlichkeitsgefühl einzuflößen, wie er selbst ein unermüdlicher und stets hilfreicher Arzt und Berater der Kranten war. So ist er als Charakter, als Mensch und als Gelehrter vorbildlich und bahnbrechend geworden. Am 22. Mai 1882 wurde sein Dentmal in Berlin enthüllt, das von dem Bildhauer Siemering entworfen wurde, 12 Jahre nach seinem Tode, denn er starb schon im Alter von 42 Jahren, am 20. Juli 1870.
Ein neuer Blid in die Werkstatt des Kosmos. Der Berühmte amerikanische Physiker Dr. Robert A. Militan gab in einem Bortrag, den er in San Marino in Kalifornien gehalten hat, eine
neue aufsehenerregende Theorie vom Auftau des Uniperfums befannt. Er erflärte, daß seine Untersuchungen noch nicht beendet feien, daß er aber zu der Anschauung gelangt sei, daß die Welt nicht, wie man bisher geglaubt, durch ewige Abgabe von Energien dahinschwinde, sondern daß in den Himmelstörpern unaufhörlich neue Kräfte entstehen. Wir haben", so führte er aus,., jeit 30 Jahren erkannt, daß durch die radioaktiven Borgänge dia schwereren Atome in leichtere umgewandelt werden. Man darf daher erwarten, daß irgendwo im Weltall ein aufbauender Prozeß vor sich geht, der die durch die Radioaktivität vernichteten Kräfte wieder herftellt und erneuert." Millitan hat in den Hochgebirgen von Kalifornien und Bolivien die fosmischen Strahlen untersucht und sie mit Hilfe von selbstregistrierenden Elektroskopen, die fit Ballons faft durch die gesamte Ausdehnung der Erbatmosphäre gefandt wurden, ftudiert. Er hat dadurch neue Erkenntnisse ge Sternen und den Sternennebeln wie in den Tiefen des Weltraums wonnen und behauptet, daß überall um uns, sowohl in den ein schöpferischer Prozeß vor sich geht, und daß die kosmischen Strahlen durch den Weltraum die Geburt gewöhnlicher Elemente aus positiven und negativen Elektronen verfünden. Wenn man fich daran erinnert, daß das pofitive Elektron der Kern eines afferstoffatoms ist und daß alle spektroskopischen Beobachtungen überall tm Weltraum Wasserstoff anzeigen; menn
man sodann
erwägt, daß wir in den lekten 15 Jahren erfannt haben, daß alle weisen, wie es in dem Bau des Heliums erscheint, so führt das
Elemente das Vielfache des Gewichts des Wasserstoffatoms auf
alles darauf hin, daß der Borgang des ombaus aus pofitiven und negativen Elettronen unaufhörlich vor sich geht." Millitan will durch neue und genauere Messungen der tosmischen Strahlen, als je vorher gemacht wurden, festgestellt haben, daß diese Strahlen die Träger dieser neugeschaffenen Energien find.
Schneuzt euch in Papier ! Eine Hauptursache unserer Krant heiten und Epidemien ist das Taschentuch, verfündigt Raout Blondel, ein bekannter fanabischer Arzt. Blondel wirbt in einem Aufruf für die internationale Einführung des Seidenpapiers auch zu nafalen Zweden , wie in Japan