Joseph Wirih und seine Zenirumsbrüder.
-4 Und sie warfen Joseph in eine Grube...
Gms. 23. März.(Eigenbericht.) L i t w i n o w S Antwort aus die Debatte über den russischen Abrüstungsvorschlog grisf die drei Hauptargumente gegen sich heraus und zerpflückte sie in geschickter, um nicht zu sagen gcrisiener Weise. Aus die Anzweiflungen der Ehrlichkeit des russischen Vorschlages er» widerte er. den Einfall der Bolschewisten in Georgien prompt ver- gesiond, daß Sowjetruhland sich seit seinem Bestehen in keinen Angriffskrieg und auch an keiner bewaffneten Intervention wie z. B. die britische Flotte in China beteiligt habe. Es wünsche nichts ehrsicher, als daß die Menschen nicht mehr dem Moloch Krieg geopfert würden. Sowjetrußland habe als erstes Land im Weltkrieg Frieden geschlosien. Es habe den sich gegen Rußland wendenden Alliierten, zu denen England gehörte, den Frieden angeboten. Schon 1922 habe es in Genua die allgemeine End. waffnung vorgeschlagen. Daß Rußland erst setzt an der Abrüstungs» kommtssion teilnehme, sei Schuld des Völkerbundes, der es nicht eher eingeladen Habs. Die Frage, ob England aus schierer Frieden» Nebe hier sei, wolle er höflicherweis» nicht erörtern. Au dem Argu- ment, daß die Dotalabrüstung außerhalb des Rahmens d« Arbeit der Kommisston sieg« und sogar dem Völkerbundspakt wider» spreche, meinte Litwinow , es gab« keine größere Entwertung der Sabotage des Völkerbundes. als dies zu behaupten, und die Dölkerbundsverpflichtungen als Hindernis für die Abrüstung auszulegen, wie es Positi» und andere getan hätten. Sowjetrußlond stünde nicht allein mit der Ansicht, daß es sich den Verpflichtungen und den Entscheidungen de? Völkerbundes nicht unbedingt unterwerfen tönne. Auch die Vereinigten Staaten beteiligten sich an der Zlbrüstungs» arbeit, ohne sich damit dem Völkerbund zu unterwerfen. Sehr aggressiv äußerte sich Litwiiww zu der Frage des Bürgerkrieges bzw. den Befürchtungen, daß die vollstäudige Entwaffnung zu Revolutionen führen würde. Er zitierte Mac» donald, um damit zu beweisen, daß ein früherer englischer Premierminister nunmehr den Sinojewbrief für falsch erkannt habe und damit anerkannte, daß die russische Regierung zu Unrecht beschuldigt worden sei. Im übrigen sei Rußland nicht eingeladen worden, um«in« Konvention gegen den Bürgerkeieg auszuarbeiten, sondern um die Abrüstung der Heere vorzunehmen. Er wüßte nicht, was der Italiener damit meine, wenn er erst die soziale und wirtschaftliche Lebenssähigkest der Nationen sichergestellt haben wolle, ehe man zur Abrüstung schreiten könne. Vielleicht aber meine er dannt, daß die letzten Friedensverträge ungerecht seien und revidiert werden müßten. Wenn der holländische und der pol-
Nische Delegierte behaupten, nach Abschaffung der Heer« würden die Völker mit Messern und Revolvern aufeinander losgehen, so bedauere er, daß sie von ihren Bevölkerungen eine so schlechte Meinung hätten. Bei der Zurückweisung einzelner Einwände der verschiedenen Redner wies Litwinow darauf hin, daß man Deutschland trotz seiner großen Kriegsindustrie in drei Iahren vollständig entwaffnet habe. Es müßt« also möglich sein, eine allgemeine Entwaffnung in vier Iahren zu vollziehen. Dem Engländer«nt- gegnet« er auf dessen Vemertunz, daß die englische Polizei nur mit Knüppeln bewaffnet sei, daß in Irland und bei dem Generalstreik dre Polizei mit Karabinern und Maschinen- gewehren, aber nicht mit Verstand bewaffnet gewesen sei. Im übrigen erklärt» er sich bereit, alle technischen Einzelheiten durchzuberaton und eventuell zu ändern, wenn sie sich als fach' sich schlecht erwiesen. Aber Rußland beflehe auf einer Entscheidung darüber, ob da» Vrtnzlp der allgewelnea vollständigen Entwaffnung den Arbeiten zugrundegrlegt werden solle oder nicht. Wenn den Regierungen die vollständige Entwaffnung ein ferne» unerreichbares Ideal und also unannehmbar erschem«, dann sei alle weitere Diskussion überflüssig. Nachdem Litwinow gesprocheni hatte, versucht» der sranzöstsch« Delegierte T l a u z e l den schon von Politis am Mittwach gemochten Vorschlag schmackhaft zu machen, den russischen Abrüstungsplon und den eigenen Entwurf der Kommisston den Regierungen zur Aeußerung zu übersenden. Die Kommission solle sich sofort vertagen(!), aber die französisch« Delegation würde es für wünschenswert halten, wenn sie noch vor der nächsten Völker- bundsoersammlung Stellung zu dem Entwurf der Regierungen nähme. Graf Bernstor ff trat den Bestrebungen sofort, nicht nur den russischen Entwurf, sondern auch den Entwurf der Kam- Mission bis auf weiteres verschwinden zu lassen, entgegen, Indem er betonte, daß der eigene Entwurf der Kommission noch gar nicht zur Debatte gestellt sei und daß man zu ihm noch in dieser Tagung sehr viel zu sagen habe. Der Vorsitzend« will am Freitag früh eine Resolution über den russischen Vorschlag fassen lassen. Dabei sind scharfe Kämpf« zwischen Anhängern und Gegnern zu erwarten. Die Russen dürften auf ein« prinzipielle Abstimmung über ihren Vorschlag bestehen.
Preußenkassengesetz im Giaatsrat.' Zdegierungsvorschläge angenommen. In der gestrigen Sitzung des preußischen Staatsrates kmn ein Gutachten zur Annahme, dos die Reorganisation der Preußenkosie entsprechend den Dorschlägen der preußischen Regierung emp- fiehlt. Es wurde Ttnr offengelassen, ab die vorgesehene Kapital- erhöhung um 139 Millionen Mark nicht teilweise und vorläufig durch Inanspruchnahme billiger Kredit« ersetzt werden soll. Auch der Staatsrat ist der Meinung, daß von der Preußenkosie ein starker Druck auf die Genosienschoftsverbänd« dahin auszuüben ist. daß die Revtfions- und Kontrollmoßnahmen ausgebaut werden. Landeshauptmann der Grenzmark Posen— Ostpreußen, Genosse Gafpari, fand es angesichts der Milliardenverschuldung der Ge- nosienschaften bei der Preußenkasse und der vielfach unfachlichen Kredüge wohruu.g an Großagrarier begreiflich, daß die Rechts» Parteien an einer intensiven Nachprüfung von zentraler Sei» kein Interesse haben, denn der Nimbus würde sicher zerstört, der heute noch um gewisse Gcnosienschaften schwebe. Daß Preußen mit diesem Gesetz und der Kopitalerhöhung um 139 Millionen die Interessen der Landwirtschaft nachdrücklich fördere, sei ein Beweis fitt die Verlogenheit der Agitation gegen die preußische Staatsregierung, die angeblich landwirtschoftefeindlich sei. De? gegenwärtige Leiter der Preußenkasi«, Rechtsanwalt Klepper, unterstrich als Vertreter der Staatsregierung dre Notwendigkeit, daß sich die neugebildet« land- und betriebswirt» schaftlich« Zlbteilung der Preußenkosie über die Kreditunterlagen der bei der Preußenkosie verschuldeten Kreditnehmer orientjert. Wo in den Genosienschosten sich ein grundsätzlicher Widerstand gegen die Durchführung der Kontrvllmaßnahmen zeigen sollte, könne die preußische Regierung nicht daran denken, auf diese Mahnohmen zu verzichten. Die Widerstände gegen dlese Kon- trolle seien übertrieben; mit den ostpreußischen Genossenschaften sei eine allgemeine Verständigung bereits herbeigeführt, und mit den vommerschen Genossenschaften werde mit Erfolg verhandelt. Wenn die in der Vergangenheit gemachten Fehler vermieden werden sollen, so müsse die Preußenkasi« selbst beim letzten Kreditnehmer die Möz- lichkeit haben, die Verwendung der Kredit« selbst nachzuprüfen.
Oie polnische Grenzschuhverorduung. Von den Sozialisten stark bekämpft. Warschau . 22. März.(Eigenbericht.) Der Protest des sozialistischen.M o b o t n i k" gegen die Grenz- schutzverordnung hat ihm bereits von mehreren der Regierung nahe- stehenden Blättern den Vorwurf eingebracht, die polnischen Sozia- listen seien handlanger Verlins geworden; erst hätten sie mit den deutschen Sozialisten Polens «in Wohlbündnis geschlosien. jetzt wür- den sie Strefemann zu der Darstellung verhelfen, Polen hätte An- laß zum Abbruch der Verhandlungen über einen Handelsvertrag gegeben. Am Donnerstag stellte der.Ltobotuit' trotzdem nachmals sest, daß die Lage der Ausländer im Grenzgebiet durch die neue Verordnung unerträglich geworden sei. Sie könnten jetzt wegen geringer vergehen ausgewiesen und enteignet werden. Diese Rechtsunsicherheit werde durch die bestehenden Voll- machten der Wojwoden noch erhöht.„Es unterliegt keinem Zweifel", fg erklärt das Blatt wörtlich,„daß diese Beschränkungen den w i r t- „ i chaftlichen Austausch zwischen Deutschland und Palen be- deutend beeinträchtigen. Jedenfalls find wir der Ansicht. daß die polnisch« Regierung die deutsch « durch die neue Verord» nung unnötig gereizt hat und daß Polen ohne don ge- ringsten Schaden für die Sicherheit seiner Grenz« den deutschen Forderungen hinsichtlich de« Grenzschutzgefetzes durchaus»nt- gegenkommen kann, zumal Vertreter der polnischen Regierung sich dazu bereit erklärt haben sollen. Wir haben den Gindruck, daß die neue Verordnung als Rache für die Verzögerung der Vorhand- lungeu durch die deutsch « Regierung gedacht war." <Ä»wnders Entscheidung gegen das Hehlied. Salto wiß, 23. März. Die hiesige» Zeitungen veröffentlichen heute die Stellungnahme des Präsidenten Calonder von der Gemischten Kommission für Ober- schlesien in der Beschwerdesache des DeutschenVolksbundes. Es handelt sich darum, daß deutsch « Schuflinder zum Mitsingen des antideutschen Liedes„Rata" gezwungen worden waren. In den rechtlichen Erwägungen wird ausgeführt, daß es mit dem Geist der Genfer Konvention unvereinbar fei, in den Schulen Oderschlesiens Gesänge anzuordnen oder zu dulden, die gegen das Volkstum des einen Teiles der Bevölkerung Feindschaft. Haß oder Verachtung zum Ausdruck bringen. Dies er- gebe sich aus den Bestimmungen der Artikel 78 und 133 der Genfer Konvention ; deshalb wird!>:« Beschwerde des Deutschen Volksbundes für begründet erachtet und die zuständige Behörde ersucht, an die Schufleitung die Weisung zu ortetlett, das Singen der.Ftota" in den Schulen Polnisch-Oberschlestens zu untersagen. Diese Entscheidung geht über den Antrag des Deutschen Volksbundes hinaus, der nur ein Verbot für die Minderheftenschulen bean- tragt hatte._
Oie Kestung Lüiiich. <Ane Brüsseler Kammerdcbatie. Brüssel . 22. März.(Eigenberichts Di« Kammer beriet die provisorischen Kredite für den nächst- jährigen Etat. Die sozialkstischen Wgg. Sommerhausen und Matthieu bekämpften den geforderten Kredit von 30 Millionen für den Ausbau der Grenzbefestigungen bei Lüttich ; diese Frage werde gerade jetzt von der Gemischten Militärtom- Mission geprüft, wobei verschieden« Fachleute sich gegen Aufrecht- erhalmng der Lütticher Forte ausgesprochen hätten. Es sei deshalb unstatthaft, durch Gewährung eines Kredits der Entscheidung der Nilitärkommission vorzugreifen. Kriegsminister de Brocqnevill« entgegnete, daß diese Besesrigurgen unter allen Umständen unentbehrlich seien. Genosse Matthieu stellte daraufhin die Frag«, ob dies« Besestigungs- arbeiten nicht aus Grund des französisch- belgischen Militärs«rtrages unternommen Wulften . Wohl sei ver. sichert worden, daß dieser Vertrag die Entschkußfreiheit Belgiens in bezug auf sein Wehrsystem nicht berühr«, aber man dürfe fragen, ob nicht die Generolstäbe der beiden Länder unter sich zu einer Berständigung gekommen seien, die den Bau belgischer Grenz- befestigungen vorschreib«.' Ministerpräsident Ja spar antworte» ziemlich ans weichend, daß die Vertrage mit Frankreich der kelglf.+en Regierung volle Freiheit in bezug auf dos Wehrsystem lassen. Schließlich wurde der sozialistische Antrag, den Kre- dit zu streichen und die Frage an die Gemischte Militärkommission Uurückzuverweis«, mit 7L gegen 00 Stimm« abgelehnt.
Kein heiliger Krieg Zbn Sauds. Wieder ein britischer Pyrrhussieg. Zogdad, im März(Eigenbericht.) Der Verzicht Ibn Sauds auf den Heiligen Krieg und seine endlich durch Handlungen bezeugt« Bereitwilligkeit, die aufsässigen Beduinen zur Ruhe zu bringen, ist keineswegs der Sieg der Bernunft über den Glaubenseifer gewesen England hat schon sehr handgreifliche Gründe anwenden müssen, um seinen unbequemen Alliierten bei der Stange zu halten. Zunächst sind die englischen Spezialfonds von Ibn Saud um die Kleinigkeit von 29 999 Pfund erleichtert worden. Der König der Wahabiten hat diese Summe dringend benötigt, um Schulden für Waffen, und Munitionskäufe zu decken, die ihn sehr gedrückt Hecken. Böse Zungen behaupten, daß diese Transpor'e aus D e u t s ch l a n d ge- kommen sind. Es wäre keinesfalls uninteresiant, einmal näher den Zusammenhängen nachzugehen, die zwischen derKielerWaffen- ossäre und den WaffenNeferungen nach dem Hedschos-Hafen D s ch i d d a bestehen. Stärker als die englischen Pfunde hat aus Ibn Saud die englische Drohung mil der Sperrung der Pilgerfahrt nach Mekka gewirkt. Großbritannien hat es jederzeit in der Hand, die wichtigst« Einnahmequell« des Hedscho», den Besuch der Heiligen Stätten, zu öffnen oder zu schließen. Die Mehrzahl der frommen Wollfahrer kommt aus Britisch , und Niederländisch- Indien. Die Kontrolle des Landweges wie des Seeweges dieser Pilgerkarawanen liegt tn britischen Händen. Luch das dritte Argument, die Verstärkung der Militärmacht Englands im Irak , tu Transjordanien
und in Soweit hat sein« Wirkung nicht verfehlt. Flieger, Panzer- automobile und Marineinfanterie sind dem Fanatismus von Be- duinen überlegen. Trotz dieses britischen Erfolg« ist der Fall Ibn Saud doch höchst bedenklich. Sowohl seine Entstehung wie feine augenblicklich« Er- lodigung sind dos Ergebnis jener unglückseligen, Mischung von Zuckerbrot und Peitsche, über die Englands Orientpolittk gegenüber den Böllern des Mittleren Ostens immer noch nicht hinausgekommen ist. Es bestehen auch nicht die geringsten Ansätze für einen Abbau oder gar für eine Ver- besierung des Systems. Dabei werden die Gefahren, die sich aus seiner gewohnheitsmäßigen Amveittumg ergeben, immer größer, je mehr sich die politische Lag« in Arabien durch inner« Verwicklungen und Einflüsse von außen her zuspitzt. Eine Politik mit dieser Grundlage muß den Appetit ihrer Nutznießer ins Ungemeflene steigern und zu einer immer rascheren Folg« ähnlicher Krisen führen. An ihrem Ende steht mit Naturnotwendigkeit ein neuer Welrkrieg, den nachher keiner der Staatsmänner gewollt hat, obwohl kein ver- antwortticher Politiker Englands den Mut aufbringt, energisch etwas zur Verstopfung der Quellen zu tun. aus denen diese trüben Wasser fließen.
culherfllm zugelassen. In der heutigen Sitzung der Filmober- prüfstell« wurde nach mehr als oisrstündiger Verhandlung die Z v- lassung des Lutherfilms für ganz Deutsibland, und zwar auch für Jugendlich«, nach Vornahme einiger Stteichungen bestätigt. Der Antrag d« bayerischen Staatsmini st eri- um«, den Film für ganz Deutschland oder wenigstens für Bayern zu verbieten, wmds abgelehnt.