Deutschland muß seine Arbeiter schützen.Ausbeutung bei derInternationalen SchlafwagengesellschastDas Arbeitsverhältnis der Schaffner der InternationalenSchlafwagengefellschoft ist einfach menschennnwürdig. Auf demPapier steht ein Monatslohn von 100 M., wovon nach Abzügen80 M. bleiben. Außerdem haften die Schaffner für Lochzange,Fensterscheiben, Wassergläser, Karaffen. Zentralhei-zung usw. Uniform. Seife und Toilettenpapier zahltnicht etwa die Firma, sondern müssen die Schaffner selb stkaufen. Für diesen Lohn, der nicht einmal zur Deckung derUnkosten reicht, dürfen die Schaffner und Bagagisten 400 Stundenim Monat fahren i dazu kommen noch 30 Stunden, die sie unnützauf der Direktion herumstehen müssen. Bei diesen wunderbarenVerhältnissen ist es erklärlich, daß es Schaffner gibt, die mit200 bis 300 M. Schulden bei der Firma belastet sind.Die zuständige Organisation, der Zentroloerband der Hotel-,Restaurant- und Cafe-Angestellten, wandte sich wiederholt an dieBehörden. Das Gewerbeaufsichtsamt lehnte ein Eingreifen wegenU n z u st ä n d i g k e i t ab. Der Verband stellte Strafantragauf Grund der Verordnung vom IL. März 1319. Der Staats-onwalt nahm den Inspektor Beier mit 200 M. in Strafe. DieserGeneralbevollmächtigte beantragte gerichtliche Entscheidung. Beterwurde in Moabit auf Kosten der Staatskasse freigesprochen!Der Richter kam zu einem freisprechenden Urtell, weil ein Teilder Ueberarbeit im Ausland gefahren wird. Darauf kommt esober zweifellos gar nicht an. Die Berliner Geschäftsstelle der ISG.ist hier in Berlin beim Amtsgericht Mitte im Handelsregister«in-getragen. Sie ist verpflichtet, hier in Berlin die Arbeitsverträgenach deutschem Recht abzuschließen. Die Freisprechung hatnatürlich zur Folge, daß die Inspektoren der ISG. noch brutalergegen die Angestellten vorgehen Durch diese Freisprechung sinddie 40 Pro;. Dividende(eingetragenes Kapital 250 000 000 M.) derbelgischen und französischen Barone wieder gesichert.Seit zwei Jahren weigern sich die deutschen Inspektoren einenTarifvertrag abzuschließen. Was sagt das Rcich-verkehrsministeriumdazu? Dänemark verlangt« und erhielt für jeden Schaffner240 M. festes Gehalt. Die in Deutschland beschäftigten Ange-stellten dürfen nicht einmal Trinkgeld betteln, obgleich sie auf Trink-geld angewiesen sind und mehrere Sprachen beherrschenmüssen._Abgeordneter Rheinländer gestorben.Der dem Zentrum angehörende Rcichslagsabgeordnete Rhein-länder ist in der vergangenen Nach: plötzlich an einem Herz-schlag gestorben. Er hatte noch der gestrigen Plenarsitzung auf.merksam beigewohnt. Rheinländer ist ein Schulmann aus West-solen und hat sich auf schulpolitischem Gebiet«, insbesondere bei derBeratung des Reichsschulgesetzes führend betätigt und sich lebhaftfür die Konsessionsschule eingesetzt. Er wurde kl Jahre alt undgehört« dem Reichsparlament seit der verfassunggebenden DeutschenNationalversammlung 1919/20 an.Zuckerhändler gegen Konsumvereine.Deutscher Reparationszucker sollte nicht nach Frankreich.Paris, 23. März.(Eigenbericht.)Der„Populaire* weist heute wieder auf einen Sachlieferungs-skandal hin. Die Konsumgenossenschaften in den zer-störten Gebieten haben vor mehr als einem Viertljahr um die Liefe-rung deutschen Zuckers auf Reparationsrechnung ersucht. Die fran-zösischen Zuckcrhändler haben es jedoch bis heute verhindert,daß diese Sachlieferung von der Regierung ausgeführt werde. Siehaben ihren Einspruch damit begründet, daß die französische Zucker-Produktion in diesem Jahr« den inländischen Bedarf decken werde.Nunmehr wird jedoch bekannt, daß 30 000 Tonnen Zucker nachFrankreich eingeführt werden müssen.Lleberfoll im Gerichtssaal.Ein Angeklagter schlägt die Klägerin zu Voden.hindenburg. 23. März.Während einer Zivilprozeßverhandlung vor dem 5)indenburgerAmtsgericht, bei der es um eine Schadenersatzsorderung wegen einertätlichen Mißhandlung ging, kam es zu einem aufregenden Zwischenfall. Der Beklagte, ein Grubenschläger C i e s l o k, schlug plötzlichmit einem dicken Knüppel, den er heimlich in die Verhandlung mit-gebracht Halle, auf die Klägerin, die Ehefrau Sapia, mit solcherWucht ein, daß das Blut an Wand, Bank und Barrierespritzte. Die Frau brach sofortmgusamnicn, während der Tätermit den Worten„Du wirst mich nicht mehr erpressen!" versuchte,weiter auf die ain Boden liegende Frau einzuschlagen. Gerichts-beainte hinderten ihn jedoch daran und in seiner Wut darüber zer-schlug er noch verschiedene Einrichtungsgegenstände. Mit großerMühe wurde er überwältigt und in das Gerichtsgefängnis gebracht.Die Frau mußte in schwerverletztem Zustand In das Knappschaft--lazarctt übergeführt werden. Man hofft jedoch, sie am Leben er-halten zu können. Der Täter zeigte keine Spur von Reueund erklärte noch, daß er die Frau ermorden werde,sobald er wieder in Freiheit sei. Bereits am Donners-tag ist ein Verfahren wegen versuchten Totschlags gegen Ciesloleingeleitet worden._Durch Draht und Funk.Griechenland und Rumänien schlössen einen Nichtanznsfs- undSchiedsvertrag ab. Es ist der erste Bertrvg dieser Art auf demBalkan.xDie spanische Regierung nahm.bedingungs- und vorbehaltlos"die Einladung des völkerbundsrals an, die Tätigkeit im Völker.bund wieder auszunehmen.*Der Oberingenieur der AEG. Franz Go Idstein, vor dreiWochen in der Sowjetunion verhaftet, dann aber freigelassenwurde, traf in Berlin ein.»Die Leichenfeier für OberbürgermeisterI e n s e n- Kopenhagen wurde von Hunderttausenden begangen, dieum das erste sozialistische Stadthaupt trauern. Zur offiziellen Feierin der Rathaushalle waren auch die Mwister, das Reichstagspräsidium und das diplomatische Korps erschienen.Wetterbericht der öffentlichen Wellerdienststelle Verlin undUmgebung.(Nachdr. verb.) Trocken und ziemlich heiter, am Tagewieder mäßig warm, südliche Winde. Für Deutschland: Im Westenwolkig und warm, vereinzell etwas Regen. Im Osten heiter undtrocken, nur im Nordosten noch Nachtfrost.Der Virtuose iKonzert-RundschauIn jedem, auch im gesellschafllichen Sinn ist der Instrumental-virtuose Exponent des romantischen Zeitalters. Züchtung des Indi-viduellen, Ueberschätzung des Artistischen, Vorliebe für das virtuosischBlendende, all dies war wohl dem 19. Jahrhunderi gemäßer alsdiesem, in dem wir leben. Gewiß, der Virtuose ist im modernenKonzertsaal heimisch geworden: aber seine gesellschaftliche Heimai istund war der Salon: wer hat oder macht heute«inen? Unzeitgemäßvielleicht: aber von seiner beherrschenden Stellung im großstädtischenMusikleben, als Konzertgeber oder Solist in Sinfoniekonzerten, hatder große Instrumentalvirtuose noch nichts aufgegeben. Die Zeithat es eben keineswegs eilig, in allem zeitgemäß zu werden. Es isthier alles wie es vor dem Kriege war, die Berhältnisse, ja, auchdie Namen haben sich kaum geändert. Der Wechsel der Generationenvollzieht sich hier langsamer als etwa in der Sängerwelt; der In-strumentalist. weniger Sklave seines Körpers, vom Altwerden wenigerbedroht als der Sänger, ist sozusagen langlebiger, dauerhafter in derAusübung seines künstlerischen Berufes. Aber mit den Bedingungendieses Berufes hängt auch seine Unzeitgemäßheit zusammen. Imechten Virtuosen ist ein Hang zur Unzeitgemäßheit: er ist Spezialist,muß es fein, und er muß, je höher im Erfolg er steht, um so mehrnational von Bestimmung, weil sein Wirten nicht national begrenztist: aber solche Internationalität gleicht als Plus das Minus seinerUnzeitgemäßheit aus. Es ist nicht, oder nur ausnahmsweise seineSache, die Zell vorwärts zu treiben: aber er trägt dazu bei, politisch-geographische Grenzen zu überwinden. Und auch dos bedeutet heute:die Zeit vorwärts treiben.Internationale des Ruhms.P a b l o C a s a l s: der Name des großen spanischen Cellisten,sein Ruf, unter Lebenden der erste Meister seines Instruments zusein, hat die Unwiderruslichkeit des schlechthin Legendären verlangt.Sein erstes Berliner Konzert, das erste wieder seit seinem letzten Auf-treten vor dem Kriege, war ein Ereignis schon Wochen im voraus:aber es bestätigt sich, daß es nicht zuviel war, was man vonihm erwartet hatte. Bei diesem Künstler Ist in der Tat alles Voll-kommenheit. Dabei strengstes Mufikertum von äußerster Kon-zessionslosigkeit: doch, wie er Bach spielt. Strenge und Ernst ge-paart mit Anmut, Deutsches in reiner Harmonie mit Romanischem:ein« Ausnahmserscheinung. Auch Bronislaw Huberman,der polnische Geiger, ist ein«: als Musiker und als Virtuose In ein-samer Höhe. Er hat als Spezialität den beispiellosen Charme seinesTones, der sein Geheimnis ist. Dem erliegt sein Publikum immervon neuem, aber das ist sein gutes Recht. Sein Recht vielleicht,aber kein gutes, ist es dagegen, in Scharen die Vankreihen zu ver-lassen und nach dem Podium zu drängen, während des Spiels, diesSpiel durch Geräusch übertönend, um sich aus nächster Nähe an denEin Gensaiionsfilm.„Spione" im Llfa-Palast.Wenn die Fülle der Sensationen und der Reichtum an Span-nung, wenn die Höhe der technischen Leistung bei gänzlicher Gleich-gülllgkeit und Unwahrscheinlichkeit des Stoffes die Güte eines Filmsausmachen, so ist Fritz Längs neuer Film„Spione" zweifellosein guter Film. Wer aber neben dem Optischen und bloß diePhantasie Aufreizenden noch einen tieferen Gehalt bei einem Filmverlangt, der mit größten Mitteln hergestellt ist und zweieinhalbStunden dauerte, der kommt hier wenig auf seine Kosten.Auf der einen Seite der mit allen Mitteln ausgestattete undvor keinem Verbrechen zurückschreckende mysteriös« Chef der russischenSpionage, der unter den mannigfachsten Masken und Verkleidungenaustritt, auf der anderen Seite der schwerfällige und bureaukratischeApparat des bespitzelten Staates(man kann sich darunter Frankreichoder England vorstellen). Aber der große Unbekannt« findet«inenihm gewachsenen Gegenspieler in Nr. 326 des gegnerischen Geheim-dienstes. Die Minen und Kontraminen, die die beiden gegeneinanderloslassen, bilden den Inhalt des Films. Natürlich muß die Liebehineinsprelen. Die russische Meisterspionin Sonja, die Nr. 326 zurStrecke bringen soll, verliebt sich in ihn. Alles, war auch immer ankluger List. Gewalttat und Verbrechen ausgeboten wird, führt zukeinem Resultat. Die beiden kommen doch zueinander. Die russischeGeheimzentrale wird in einer großen Polizeiattacke besetzt, der ge-heimnisoolle Chef weiß zwar zu entfliehen und zum Schluß nochin der Maske eines fabelhaften Clowns sein« Verfolger irre zuführen, aber als er alles verloren steht, macht er aus dem Spielblutigen Ernst und erschießt sich selbst.Die Photographie ist ganz aus der Höhe der Sensationen, abersie hilft so wenig wie die hervorragende Qualität der Besetzung überden Eindruck des gewaltsam Konstruierten, der bloßen Quantitäts-leistung nicht hinweg. Es ist schade, daß die großen Mittel nichtfür größere Zwecke ausgeboten sind. Den Hagi umgibt RudolfK l e i n- R ogge mit all dem Nimbus des Mysteriösen undFaszinierenden: auf der Gegenseite stattet Willi F ritsch dieNummer 236 mit allem erfreulichen frischen Draufgängertum aus.Es ist die sympathische Figur in diesem Hexenkessel einer wild ge-wordenen Phantasie. Die beiden Spioninnen, die durch ihre Ge-schicklichkeit wie ihre Schönheit das Spiel ihres Chefs unterstützen,sind Gerda Maurus(mit sehr interessantem Gesicht) und LilianDczzers, die in der Rolle«Ks armes Mädchen den Leiter desm Konzertsaal.Von Klaus pringsheim.Gesten zu ergötzen, mit denen Wladimir von Pachmannes begleitet. Der 80jährige Pachmann also, Sensation der Sen-sationen, ist wieder in der Berliner Philharmonie erschienen, derwunderliche Pianist aus Odessa, der wunderbare Chopin-Spieler,heute als Greis in Wahrheit Wunder und Kunosum in seltsamerPersonalunion. Es ist richtig, er redet ununterbrochen, während erspielt, vorher und nachher, er bringt es fertig, mit der Hand, indessie über die Tasten gleitet, gestikulierend zu erläutern, was sie treibt:er ist just, was man ein„Original" nannte, damals, als die Züchtungdes Individuellen zeitgemäß war. doch auch der Zeit, in der ergroß geworden, hat er es ein wenig zu toll getrieben, wissen ältereBerliner sich zu erzählen. Aber er spielt Chopin wie kein Lebender,und das ist immerhin was.Jgnaz Friedman, der amerikanisch internationalisiertePole, vermag kraft seines Namens die Philharmonie nur halb zufüllen: aber wer die Schlußfuge in Brahms' Händel-Dariationen soaus den Tasten meißelt, wer, den Vergleich mit Pachmann beiseite,Chopin so in die Tasten zu träumen weiß, der ist ein Großer unterden Pianisten der Gegenwart. Und unter die Großen muß auchClaudio Arrau, der 23jährige Chilene, gezählt werden: erist Nochwuchs vom Wuchs jener Pianistengeneration, die einst FranzLiszt, selbst glänzendster Vertreter wcltbürgerlich-mondänen Vir-luosentums, herangebildet und in die Welt gesandt hat. Und da istauch noch der ungarische Geiger Franz o Becsey, der, alssolistische Attraktion des 9. Philharmonischen Konzerts, das Violin-konzert von Sibelius spielt: sehr blendend, sehr virtuos: doch mehrist darüber nicht zu sagen.Oer Weg zum Erfolg.Der Weg zum Erfolg, er braucht nicht immer beim Weltcrsolgzu enden, beginnt als Weg der Opfer: der Opfer für die erstenKonzerte, die gegeben sein wollen. Der Instrumentalist Hot esimmerhin nicht so schwer wie der Dirigent, der sich jedesmal einganzes Orchester mieten muß. Am besten dran sind die Mitgliedervon Ouortettvereinigungen: da geht das Defizit in vier Teil«. Aberdie vier Damen aus Wien, die sich zu dem„W e i ß- Q u a r t e t t"verbunden haben, verdienten, das nächste Mal mehr Hörer in ihremSaal zu finden: in Schuberts G-Dur, op. 161 zeigen sie sich aufhoher kammermusikalischer Stufe. Und das.KönigsbergerStreichquartett" bietet mit Beethovens H-Moll op. 132,—man keimt die unerhörte Schwierigkeit der Aufgabe— ein« wahrhaft respektgebietende Leistung.Auf dein Wege zum Erfolg ist Frieda Kwost-Hodapplängst ans Ziel gelangt: sie kann olles und ihr Kiavierspiel zeugtvon jener tiefen Lieb« zur Sache, die innere Berufung ist. Währendsie im Beethoven-Saal«in anspruchsvolles Programm von Händelbis Debussy zur Freude ihrer Hörer absolviert, sitzt am Flügel desBechstein-Saales Aurelia Cionca und entfaltet viel Tem-perament, Kraft und Energie, ober es sind schlimme Kompositionen,die sie aus ihrer rumänischen Heimat mitgebracht hat. Ihr jüngerLandsmann, Dorel Handman, vor wenigen Iahren nochSchüler des Berliner Konservatoriums, überrascht, zumal in LisztsII-Moll-Sonate durch innere und äußere Gereistheit: technische undmusikalische Anlage lassen keinen Zweifel, daß aus dem Weg, dessenerstes Stadium er mit seltenem Glück überwunden hat, Außerordenl-liches zu erwarten ist. Carl August Franz, der pianistischfür sein Instrument schreibt, spielt als feiner, kultivierter Musiker.Und Bruno Eisner. bewältigt an einem Abend des Ber-liner Sinfoni«or<h«st«rs den Klavierpart in Mozarts•A-Dur-Konzert, das man wünschte, ihn öfter mit Orchester zu hören.Biete Pianisten in wenigen Wochen— aber das sind nicht alle,die sich hören lassen(und vielleicht hören lassen können). Mit demgrundmusikalischen 5)anns Röntz-Zilcher am Flügel wirbtWerner Buch holz für fein Instrument, die Bratsche, oberdurch die Sonate von Hork Bornen, die er als Neuheit bringt, hatdie Literatur keine wesentliche Bereicherung erfahren. VojtechFrait, der tschechische Geiger, hat das musikantische Temperamentund das geigerische Talent seiner Rasse als Vorgabe. DiezW e i s m a n n, mit Gaben gesegnet, hat einstweilen nur cmzu-setzen, was er gelernt hat, und das ist nicht wenig, aber sein Spiel»farblos-unpersönlich, klingt ein wenig nach„neuer Sachlichkeit".japanischen Geheimdienstes(sehr wirkungsvoll durch Lupu P i ckdargestellt) betören muß. In guten Chorgenrollen tun sich CreighallSherry als Polizeichef mit einem verbotenen Gesicht und Fritz.R a s p als verräterischer Oberst hervor. 1).Das„Gesinnungsstück".Kerr über das Brama unserer Zeit.AlfredKerr sprach— im Nahmen der Lesslng-Hochschule—im Bachsaal über„K r i t i k". Wenn ein Kritiker zeigt, wieKritik beschaffen sein soll, so wird er die nach seiner Ansicht voll-kommenste zitieren: seine eigene. Kerr tat das natürlich auch: aberer begründete zuerst die Form seiner Kritik. Das hieß an dieserStelle zwar, Eulen nach Athen tragen. Doch es war eine«chtKerrsche Geste anspruchsvoller Bescheidenheit, die das Publikummit ebenso begeistertem Dank quittierte wie die Leseprobe, die Kerraus seinem Werk gab. Dann aber erweiterte er die Grenzen seinesVortrags, sprang von der Kritik auf ihr Objekt, die dramatischeDichtung, über. Er jonglierte mit den dramatischen 5)auptwerkenvieler Epochen und bewies, wie sie bald hell leuchten, bald kaumsichtbar erscheinen, je nachdem, aus welcher Stellung ber Zuschauersie betrachtet. Das absolute, unwandelbare dramatische Kunstwerkgibt es nicht. Das Zeitdraina ist Kerr wertvoll als G e s i n n u n g s-st ü ck, als Bekenntnis einer Sehnsucht, nach neuer, besserer Welt-ordnung. selbst wenn es kein Kunstwerk ist. Aber das Zeitdramaals Requisitenstück. Urältestes mit Radio, Jazz aufgeputzt? Dawurde Kerr, der sich an diesem Abend durchaus nicht als Diktatorder dramatischen Produktion gezeigt hatte, gewaltig böse und hieltscharfe Abrechnung. Irrtümer, Abweg« sind möglich: aber die Ge-sinnung. wenn nicht die künstlerische, so doch die menschlick)«, mußstandhalten. res.Die geschädigte Fledermaus. Joseph Weinberger, der Verlegerder„Fledermaus"-Operette und Vertreter der Adele Strauß hatbeim deutschen Bühnenschiedsgericht eine Schadensersatzklage gegendie Leipziger Bühnen wegen ideeller und materieller Schädigungdurch die Leipziger„Fledermaiis"-Inszcnierung eingereicht.Mary Migman und«öiuppe im Theolrr am Lulowplah. Die VI. die?»jübrifle Tanzmaiince der Volksbühne S. B., die Sonnt«, den 25. lUUtstndetund Darbietungen von Mary Wiamann und ihrer Gruppe bringt, beginntpünktlich um ll'/, Uhr. Einlatzkarten sür Mitglieder(au» Ptatzoer-losiing) 1�0 M. jür Richtmitglieder(stfte Plätze) � 3 und 2 Mb.