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Nr. 144

45. Jahrgang

mu maturalno

Technik

Männer der Technik.

Robert Fulton  .

Bor 125 Jahren hat der achtunddreißigjährige Amerikaner Robert Fulton   die Pläne für ein wirtschaftlich arbeitendes Dampf­Schiff fertiggestellt. Dampfschiffe waren in jenen Zeiten noch etwas fehr Seltenes. Ane früheren Konstruktionen hatten mehr oder minder start versagt. Die Folge der fehlgeschlagenen Bersuche waren allge­meine Ablehnung und starkes Mißtrauen gegenüber jedem, der sich anheischig machte, die gleiche Kraft, die zum Antreiben von Eisen­bahnen, non Tertilmaschinen und in Bergwerken Hervoragendes leistete, auch für den Antrieb eines Schiffes, auszunügen.

Robert Fulton  , der 1765 in Little Britain in Penn fylvanien geboren war, hatte sich schon von Jugend auf mit technischen Problemen aller Art beschäftigt. Besonders hatte er immer und immer wieder darüber nachgedacht, wie es möglich wäre, ein Schiff anders als durch Wind oder Ruder fortzubewegen. Schon der dreizehnjährige Junge baute ein Schiff, bei dem die Riemen durch seitlich angebrachte Paddelräder ersetzt wurden. Eine Ironie des Schicksals war es, daß dieser hochbegabte Mechaniker Maler werden mußte. Seine nicht unbedeutende Begabung auf diesem Gebiete aber verschaffte ihm die Bekanntschaft eines amerikanischen  Künstlers in Philadelphia  , mit dem er gemeinsam im Jahre 1786 nach London   fuhr. Hier, im alten Europa  , im Zentrum der modernen Technit, wandte er sich nun völlig der Mechanit zu. Er wurde der Erbauer eines der ersten brauchbaren Untersee. boote, des ,, Nautilus", das er in den Jahren 1797 bis 1800 fertig­stellte. Zu dieser Zeit war er schon in Paris  . Er glaubte, daß Napoleon   für derartige Schiffe bei der Uebermacht der englischen Flotte Verwendung haben fönnte. Darin sah er sich getäuscht, trotz­dem Bersuche die Richtigkeit seiner Erfindung bewiesen. Es gelang ihm, in Le Havre   am 31. Ottober 1800 ein Floß und im nächsten Jahre eine Schaluppe in die Luft zu sprengen. 1805 vernichtete er mit seinem Unterseeboot eine dänische Brigg im Auftrage der Eng­länder. Man darf bei allen diesen Versuchen nicht vergessen, daß Fulton   sich vor allem als Techniker fühlte, und daß es ihm darauf anfam, seine technischen Ideen zu fördern. Er paßte sich einfach den Zeitumständen an und stellte seine Ideen in den Dienst der Zer­störung. Im allgemeinen ist es ja auch immer so gewesen, daß die Regierungen erst dann technische Neuerungen förderten, wenn sie fie für die Zwede des Krieges mißbrauchen fonnten.

Trozdem der Erfinder seine Berheißungen wahr machte, lehnten sowohl Napoleon   als auch England ein weiteres Eingehen auf die Idee des Unterseebootes ab. Auch ein weiterer Gedanfe, ein wirt. lich brauchbares Dampfschiff herzustellen, fand bei den maßgebenden Stellen in Paris   und London   teine Billigung. Dafür aber hatte Fulton   in Paris   den amerikanischen   Gesandten Robert Living. stone tennen gelernt, der von den Fähigkeiten des Erfinders so überzeugt war, daß er ihm die notwendigen Mittel zur Schaffung eines Dampfschiffes zur Verfügung stellte. Fulton   kehrte nach Amerika   zurüd. Mit den Geldern, die Livingstone gegeben hatte, baute er den hölzernen Rumpf feines ersten Dampfschiffes Cler mont". Die Dampfmaschine hatte er von der weltberühmten Fabrit Bulton und Watt in Soho   bezogen. Die Amerikaner glaubten damals noch nicht, daß ihr Land jemals das der unbe­grenzten Möglichkeiten werden würde. Sie tauften das Schiff, bevor es seine erste Fahrt gemacht hatte, Fully", d. h. Narrheit. Und dann kam der 3. September 1807 heran, an dem die Fully" von New York   den Hudsonstrom aufwärts nach Albany   fuhr. Sie legte den 225 Kilometer langen Weg mit einer Stundengeschwindig teit von 7,5 Kilometer, also insgesamt in 32 Stunden zurüd. Fulton  hatte eine Geschwindigkeit von 6 Kilometer garantiert und damit sein Bersprechen erheblich übertoffen. Bei dieser Fahrtgeschwindigkeit ließ sich ein wirtschaftlicher Betrieb einrichten. Fulton   wurde mit Glückwünschen und auch Aufträgen überhäuft. Sein nimmer raften der Geist verstand sich aber nicht auf Geldmachen, er hatte neue Pläne, die seine Einnahmen verschlangen, und als er am 24. Februar 1815 starb, hatte er zahlreiche Gläubiger, die seinen Schulden nach trauerten. Fultons Dampfschiff machte den Weg frei für die An­wendung des Dampfes in der Schiffahrt. Bereits 1819 fuhr die ,, Savannah" über den Ozean, und von nun an nimmt der Dampf­schiffbau einen ungeheuren Aufschwung, der durch die Anwendung der Schiffsschraube noch wesentlich beschleunigt wurde. Die Ameri taner begriffen die Bedeutung Fultons, dessen Wert erst nach seinem Tode zur restlosen Anerkennung gelangte, sie ehrten ihn, indem sie feinen Erben eine vom Staat gestiftete Belohnung von 75 000 Dollar vermachten und seinem Geburtsort feinen Namen gaben.

208000 Kilowatt!

Der moderne Mensch gewöhnt sich langsam daran, von der heutigen Technik Spigenleistungen zu erwarten. Riesige Schiffe, ungeheure Brückenanlagen, und nicht zuletzt Straftanlagen von immer größeren Ausmaßen sind ein Kennzeichen unserer Zeit. Noch vor furzem wurde es als ein Ereignis empfunden, daß die Schweizer  Turbinenfabrik von Brown Boeri u. Co. für ein amerikanisches Großfraftwert einen Turbodynamo von 160 000 Rilowatt in Auf­trag betam. Jetzt hat die State Line Generating Co. einen Auftrag gegeben, der als der Titan unter den Dampf­turbinen gelten fann. Es soll eine dreistufige Dampfturbine ge­baut werden, die in der Hochdruckstufe 76 000 Kilowatt und in zwei Niederdruckstufen je 66 000 Kilowatt leisten soll. Das ist eine Ge= jamtleistung von 208 000 Kilowatt oder 280 000 Pferdestärfen.

Das mathematische Zentrum der Welt. Der durch die Beihilfe der Rockefeller- Stiftung   jegt zur Aus. führung gelangende Ausbau des Mathematischen Insti. tuts an der Landesuniversität Göttingen ist von außerordentlicher Bedeutung nicht nur für Deutschland  , Europa  , sondern für die ge famte Stulturmelt. Der Umfang des Bauplans, der Hörsäle, die bis 200 Personen faffen, Arbeitszimmer aller Art, Räume für Büche, reien und Sammlungen vorsieht, berechtigt, von einem Zentrum der mathematischen Welt in Göttingen   zu sprechen. Nach Fertigstellung der gesamten Baulichkeit 1929 wird das Mathematische Institut in Göttingen   nirgends feinesgleichen finden,

Sonnabend

24. März 1928

Aus der Gefchichte des Autos

Daimler Wagen von 1887

دا

Benzin Automobil von Marcus 1875

Die ungeheuren Fortschritte der Technik werden am flarsten, wenn man auf diesem oder jenem Gebiet um einige Jahrzehnte Rüdschau hält. Die selbstverständliche Weiterentwidlung aller technischen Dinge macht vor nichts halt. Bleibt auch das reine Arbeitsprinzip in seiner Wirkung das gleiche, so erstreckt sich die Umgestaltung gleichsam aber auf die äußeren Formen. Sehr augen scheinlich tritt diese Tatsache beim Kraftfahrzeug zutage. Betrachten wir heute ein modernes Automobil, so sehen wir deutlich, welche Bandlungen es im Laufe der Jahrzehnte durchgemacht hat und fchließlich in feiner Hinsicht mehr an die ersten Schöpfungen auf diesem Gebiet erinnert, obgleich das Prinzip dasselbe blieb. Aber die stetig fortschreitende Technit brachte immer neue Verbefferungen, so daß doch etwas völlig Neues entstand.

Benz Wagen von 1886

Kraftrad von 1885

Automobils, und inner neue Industriefirmen gingen zu seiner Herstellung und weiteren Verbesserung über. Mit der Zeit war der Kraftwagen aus dem Versuchsstadium herausgekommen. Seine praktische Verwendung im Verkehr stellte immer größere Anforde rungen an die Konstrukteure, die aber zur Zufriedenheit gelöst werden konnten. Sportliche Veranstaltungen, wie Automovilrennen, trugen in hohem Maße zur Vervollkommnung bei.

Heute ist das Automobil vor allem Gebrauchsfahrzeug. In allen Ländern, besonders in Amerika  , ist eine ungeheure 3unahme des Automobilverkehrs eingetreten. Technische Vollendung und modernste Fabritationsmethoden gehen nebeneinander her, um brauchbare Erzeugnisse herauszubringen, die auch weitesten Kreisen dienen sollen. Immer mehr muß es das Bestreben der Fabriken Wagen mit eigener Antriebskraft zu schaffen, die nicht an fein, die fabrikatorischen Einrichtungen zu verbessern. Nur durch Schienenwege oder dergleichen gebunden sind, ist ein altes Problem; fie fönnen wir zum billigen Gebrauchswagen kommen. Biel   ist in doch seine praktisch brauchbare Berwirklichung ist erst in der letzten dieser Hinsicht schon getan worden, aber noch viel mehr bleibt zu Hälfte des vergangenen Jahrhunderts gelungen. Als allererste tun, foll das Automobil die Popularität auch in Deutschland   er= Vorläufer des Automobils kann man einen Wagen betrachten, derringen, deren es sich bereits in anderen Ländern in hohem Maße durch den Rückstoß des in die Luft entweichenden Dampfes fort erfreut. bewegt wurde. Die Abbildung dieses Wagens findet sich auf einem altägyptischen Relief. Weitere Arbeiten auf diesem Gebiete führten Heron von Alexandrien  , Roger Bacon  , Isaac New= ton und Joseph Cugnot   aus. Cugnot   vollendete im Jahre 1769 den ersten wirklich fahrbaren Dampfwagen. Wandte man auch von dieser Zeit an ganz die Aufmerksamkeit dem Dampfwagen zu, so fonnten mit den damaligen Mitteln doch keine nennenswerte Er folge erzielt werden. Seit 1864 beschäftigte sich der Defterreicher Siegfried Martus mit der Konstruktion eines durch Ber­brennungsmotor betriebenen Wagens. Nach elfjähriger Arbeit gelang es ihm, feinen Wagen fertigzustellen. Grundlegend für den späteren Kraftwagen waren jedoch erst

die Arbeiten von Gustav Otto   und Gottlieb Daimler  . Im Dezember 1883 wurde Daimler unter Nr. 28 022 ein Patent erteilt, das das Verfahren, eine Ladung brennbaren Gemisches ( Luft mit Gas oder Del gemischt) in einem geschlossenen heißen Raum rasch zu komprimieren, damit es sich erst im Augenblick der höchsten Spannung entzündet und Explosion oder rasche Ber­brennung durch die ganze Masse erfolgt, und die durch die Ber brennung erhöhte Spannung auf dem Rückweg des Koltens als Triebtraft zu verwenden" schüßte.

Auch Maybach beschäftigte sich bereits damals mit diesem Problem und arbeitete dann mit Daimler eng zusammen. Er trug wesentlich zur Vervollkommnung des Motors bei. 1886 war das erite pierräbrige Daimler Automobil fertiggestellt. Gleich großen Anteil an der Entwicklung des Automobils hatten Paul und Carl Benz  ,

deren Arbeiten ungefähr in die gleiche Zeit fielen. Diese ersten benzinmotorbetriebenen Wagen waren normale Kutschwagen, in die ein Benzinmotor eingebaut war. Der erste Motor leistete etwa 3% PS. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts haben sich weitere Konstrukteure mit der Bervollkommnung des Automobils befaßt. Unter ihnen feien nur einige Namen genannt, wie leger ( Adler), Opel  , Renault  , Darracq. In der Mitte der neun siger Jahre ging man zum erstenmal dazu über, den Motor por den Führersiz zu lagern, und zwar ungefähr über der Borderachse, jedoch behielten die Fahrzeuge noch thren tutschenähnlichen Aufbau bei. Erst um die Jahrhundertwende erhielt das Auto die ihm eigentümliche Form. Die Pionierarbeit war geleistet. Es mußte nunmehr die Verbesserung und Bervollkommnung der einzelnen Organe eintreten, Man erkannte die zufünftige Bedeutung des

Einen ährlichen Entwicklungsgang wie das Automobil hat auch

Das Motorrad durchgemacht. Die ersten Versuche wurden wieder mit der Dampf­maschine gemacht; fo 1784 von Murdoc. Aber erst Daimlers  Arbeiten förderten die Schaffung eines Motorrades. 1885 war das erste Rad fertiggestellt. Sein Rahmen bestand aus Holz. Der luftgekühlte Einzylindermotor leistete 0,5 PS. Die Bezeichnung Motorrad" tam im Jahre 1893 auf. Hildebrand und Wolfmüller in München   prägten für die von ihnen geschaffenen Waschinen diese Bezeichnung und ließen sich das Wort Motorrad gefeßlich schüßen. Dieses Motorrad wurde zum ersten Male erfolg­reich mit Pneumatitbereifung ausgerüstet. Später nahmen vor allem die Fahrradfabriken den Bau von Motorrädern in ihre Arbeitsprogramme auf. Die Entwicklung ging allerdings zuerst nur sehr langsam vorwärts, da die Motorradfeindlichkeit der Be­hörden hier hemmend wirkte. Die Vervollkommnung der Motoren aber ließen das Motorrad zu einem ausgezeichneten Verkehrsmittel werden Frig Wittekind.

Das Auto in Amerika  . Die leßte Automobilausstellung in New York   gab einen guten Ueberblick über die Autofabrikation in den Bereinigten Staaten. Nicht weniger als 43 Fabriten hatten ausgestellt. Von den 217 ausgestellten Wagen hatten 72 Acht­3ylindermotoren. Die Steigerung der Motorengröße ift eines der Zeichen, unter denen sich die Fortentwicklung des ameritanifchen Autobaus vollzieht. Gewichtsverminderung wird durch Verwendung von Leichtmetallkolben angestrebt. Fast alle Fahrzeuge waren mit Bierradbremse ausgestattet. Sehr bemerkenswert erscheint auch die Tatsache der vermehrten Anwen­bung von Rollentetten zur Betätigung der Steuerwellen. Die Zahl der in den Vereinigten Staaten   laufenden Kraft­omnibusse mit Benzin- elettrischem Antrieb ist in ständigem Steigen begriffen. Sie hat sich im letzten Jahre von 1000 auf 1400 erhöht. Zur Erhöhung der Verkehrssicher= heit will die Stadt Baltimore Verfuche   mit einem an den Straßen­treuzungen aufzustellenden Sichtfignal machen, das durch die Supe der sidy nähernben Kraftwagen betätigt wird. Die Berkehrsziffern der nordamerikasischen Eisen. bahnen haben infolge des gesteigerten Kraftomnibusverkehrs eine erhebliche Berminderung erlitten. Diese beträgt in den letzten fünf Jahren im Often 22 Broz., im Westen 48 Proz. und im Süden 42 Proz