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Nr. 145 45. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Machtkämpfe um Vorderasien.

Weltwirtschaftliche Umschau.

Rürzlich lenften Drohungen des heiligen Krieges" den Blick Europas wieder nach Arabien . Der Kampf um Arabien war bereits vor dem Krieg ein wichtiges Objekt der Weltpolitik. Liegt doch Arabien auf dem Wege, der nach Indien führt, und es war schon lange das Ziel der Politif Englands, die Landbrücke von Aegypten nach Indien unter seine Botmäßigkeit zu bringen; England wurde aber durch die noch heute fortdauernde Machtkonkurrenz anderer europäischer Mächte gehemmt. Seit dem Krieg hat sich aber das Bild durch die Errichtung von Mandatsgebieten und den wachsen den Nationalismus der Araber start geändert.

Die veränderte Lage spiegelt sich auch in der Wirtschaft wider. Auch hier findet man neben imperialistischem Beherrs schungsstreben der Großmächte Bemühungen der arabischen Völker, ihre wirtschaftlichen Kräfte aus eigener Anstrengung und mit eigenen Mitteln zu entwickeln. Es sind die Berkehrsfragen, mo beide Bemühungen, die weltpolitischen und die weltwirtschaftlichen, fich wie in einem Brennpunkt treffen. Weltpolitisch sichert der Besiz bzw. Ausbau von Berkehrsmitteln Eisenbahnen, Automobil- und Flugwege die politische Herrschaft über die arabischen Gebiete, vor allen Dingen den Landweg nach Indien . Unter wirtschaftlichem Gesichtspunkt bedeutet aber der Ausbau des Verkehrsnezes die Ein­beziehung der zurzeit noch zum größten Teil in Stämmen lebenden arabischen Bevölkerung, die sich mit Biehaucht und mit primitivem Acerbau beschäftigt, in die fapitalistische Weltwirtschaft.

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Das Land des Wüstenkönigs 3bn Saud.

Das Haupt der Wahabiten, Ibn Saud , hat den Heiligen Krieg gegen Transfordanien und Irat, wie zu erwarten war, nicht er­öffnet. Ibn Saud hat an der Spize der Wahabiten 1921 das ara­bische Land Nedschd , 1925 aber Hedschas , wo die heiligen Städte Metta und Medina liegen, erobert, nachdem er früher schon wichtige arabische Gebiete unter seine Herrschaft gezwungen hatte. Obwohl er den von England eingesetzten König hussein und seinen Sohn Ali aus dem Hedfchas vertrieb, hat er zu England bald ein gutes Berhältnis hergestellt, ja im September des vergangenen Jahres einen Freundschaftsvertrag mit England abgeschlossen, in dem seine Unabhängigfeit anerkannt wurde. Er befonmmt große Subventionen aus England, wofür er allerdings Verpflichtungen übernehmen mußte, die ihn tatsächlich in die stärkste Abhängigteit von England brachten. Die wich tigften Bestimmungen erstrecken sich auf die Behandlung der Pilger. Millionen von Mohammedanern strömen aus allen asiatischen Ländern, vornehmlich aus den unter englischer Herrschaft Stehenden, zum Besuch der heiligen Städte nach dem Hedschas . Dieser Bilgerstrom bildet die ertragreichste Einnahmequelle für Ibn Saud . Falls England die Einreise der Pilger aus den englischen Gebieten untersagen würde, fönnte Ibn Saud seine Reformpläne, vor allem den Bau von Eisenbahnen nicht durchführen, weil ihm dann die Gelder fehlen würden. Auch sonst kann aber England nach den Bertragsbestimmungen über die Behandlung der Bilger und ben Stlavenhandel sich nach Belieben in die inneren Verhältnisse des Hedschas einmischen und Kriegsschiffe in feine Häfen schicken

Als nun fürzlich einige Beduinenstämme, die mit Ibn Sauds Modernisierungsplänen unzufrieden find obwohl sie selbst einen Teil der Einnahmen aus der Bilgerfahrt zugewiesen erhalten Aufstände an der Grenze von Jrat und Transjordanien machten, wurden sie von englischen Streitfräften mit Bomben belegt. Ganze arabische Dörfer find der Vernichtung anheim­gefallen. Einige Zeit lang hieß es, daß Ibn Saud bereit fei, die Stämme zu unterſtügen, ja den Heiligen Krieg gegen die englischen Mandatsgebiete zu erklären. Es ist nun freilich fehr glaubhaft, daß er seine Herrschaft gern über alle Araber ausdehnen und seinen religiösen Grundsägen Tabak und Alkohol sind in Ibn Sauds Reich strengstens verboten, auch Hüte dürfen nicht getragen werden Geltung verschaffen möchte. Doch haben sich schließlich die England zu Gebote stehenden Machtmittel- Abschnürung Abschnürung der ertragreichen Bilgerzüge, nicht zuletzt die neuerlichen Gelbzuwendungen Englands mächtiger erwiefen als sein Wunsch. Beherrscher aller Araber zu werden. Somit scheint dieses Kapitel zunächst abgeschlossen zu sein.

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Englische Mandatsgebiete. Die Delquellen von Mosful.

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Die englischen Mandatsgebiete in Arabien sind Irat( Mesopo­ tamien ) und Palästina. Beide find melt politisch für Eng­land äußerst wichtig; Palästina, in der Nähe Aegyptens und des Suezkanals wegen der Seewege, Irat als Teil des Landwegs nach Indien . Aus demselben Grunde ist auch die Herrschaft über Trans jordanien für England bedeutungsvoll.

Die Bevölkerung von 3raf ist gegen die englische Herrschaft sehr erbittert, andererseits ist Irak von feindlichen Nachbarn um­geben, von Ibn Saud , von der Türkei , die die Abtrennung Mossuls mit seinen reichen Delquellen und dessen Zuteilung an raf nicht verschmerzen will und von Persien , dessen Regierung Iraf nicht anerkennen will. In dieser Lage ist Jrat der ständigen Er. preffung der englischen Diplomatie preis gegeben.

Mit der Ausbeutung der mesopotamischen Delquellen in Mofful hat man noch nicht begonnen. Erst fürzlich wurden die die Weltpolitik jahrelang lebhaft beschäftigenden Gegensäge inner­halb der Turkish Petroleum- Gesellschaft, an der bekanntlich ameri­

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kanisches, englisches und französisches Rapital beteiligt ist, ausge tragen. Doch ist jetzt eine neue Streitfrage zwischen den Großmächten entstanden: um mit der Ausbeutung des Mossulöls beginnen zu können, muß man Röhrenleitungen zum Mitteländischen Meer bauen. Die englischen Interessenten möchten nun die Röhrenleitungen zur englischen Hafenstadt Haifa in Palästina auf englisches Mandatsgebiet feiten, während die französischen Beteiligten die Leitungen nach Alexandrette in Syrien auf französisches Mandatsgebiet führen möchten. Englisches Kapital mill in Jraf Baumwollplantagen er richten. Eine englische Gruppe hat eine Million Acres Land zu diefem 3wed erhalten, wo sie Bewässerungsanlagen, die erst nach Ablauf von sechzig Jahren in den Besitz des Staates gelangen werden, ausbauen will. Die wirtschaftliche Bedeutung Ba lästinas ist für England in letzter Zeit start gestiegen, seitdem die Ausbeutung der großen Naturschäße des Toten vor allem handelt es sich um die Ausbeutung der großen Ralilager beschlossen worden ist. Bekannt­lich hat eine englische Finanzgruppe unter der Leitung des eng­lischen Chemietrusts große Konzessionen für die Ausbeutung der Kalilager und anderer chemischer Stoffe des Toten Meeres erworben.

Meeres

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Die franzöfifche und italienische Machtkonkurrenz.

Zu seinem großen Schmerz muß aber England feine Herr fchaft über Arabien mit Frankreich und Italien teilen. Frant reich hat das Mandat über Syrien . Die großen Kämpfe in Syrien , die brutale Unterwerfung der Drufen, die Berwüstung von Damastus durch die französische Armee find noch in frischer Erinnerung. Kein Wunder, daß in der arabi­en Bevölkerung Syriens ein ungeheurer Haß gegen die franzö­fischen Herrscher erwachsen ist. Die Bevölkerung Syriens lebt in großem Elend. Der Acerbau leidet unter der furchtbaren Dürre. Aus Mangel an Bewässerungsanlagen wird taum ein zehn tel des fulturfähigen Bodens bebaut. Die frühere Kornkammer der Welt leidet gegenwärtig unter Getreidemangel. Auch die Baum­wofferzeugung geht zurück. Den Haupterportartikel Syriens bilden Seidenkotons, die vornehmlich von Frankreich aufgenommen wer den, außerdem noch Rohwolle. Geringfügige Industrie ist nur im Libanon anzutreffen. Die 3olleinnahmen sind zur Bezahlung von früheren Schulden beschlagnahmt. Erst in letzter Zeit bemüht fich die franzöfifche Verwaltung. die Verkehrsverhältnisse zu verbessern, die französische Verwaltung. die Verkehrsverhältnisse zu verbessern, auch dies aber nur in Konfurrenz mit England, das nämlich die Eisenbahnstrecke Haifa - Bagdad ausbauen will, die die englischen Einflußgebiete Palästina, Transjordanien und Irak verbinden soll. Um den Wirtschaftsverkehr mit Irak nicht zu verlieren, will nun auch Frankreich eine Eisenbahnverbindung zwischen Syrien und Jrat schaffen.

Italien will hinter den Engländern und Franzosen nicht zurückſtehen und sucht das Gebiet von Jemen unter seinen Ein fluß zu bringen. Mit dem Emir Jahir hat es einen Freundschafts­und Handelsvertrag abgeschlossen, der ihm fast ein Handels. monopol einräumt, zum großen Mißbehagen Englands, das jetzt das Rote Meer und feine Küstenländer nicht mehr allein be herrscht. Italien reorganisiert die jemenitische Armee, die bereits fehr start ist, und versorgt sie mit den modernsten Kriegsmitteln.

Der Kampf um die Berkehrswege.

Der Ausbau der Verkehrswege ist sowohl für bie nationalen Regierungen der arabischen Länder wie auch für die dort herrschen. den europäischen Großmächte gegenwärtig die Hauptforge. Ibn Saud möchte die Hebdichasbahn, die bis Medina ausgebaut ist, nach Saud möchte die Hedschasbahn, die bis Medina ausgebaut ist, nach Metta meiterführen, wozu er aber größerer Einnahmen aus dem Pilgerverkehr bedarf. Der Regierung des Jrat bereitet das ge­plante transpersische Eisenbahnmez Sie größte Sorge, das den Handel des Irat sehr stark beeinträchtigen würde. Wichtiger find aber die Verkehrstämpfe der europäischen Mächte, non benen wir den Streit um die Röhrenleitungen von Mosful und den franzö­stschen Berbindungsplan Syrien- Irot gegen den englischen Ver. bindungsplan Bagdad - Haifa über Transjordanien schon genannt

haben.

Die vor dem Krieg begonnene große Bagdadbahn ft noch immer nicht ausgebaut, nur Teile davon. Die Fertigstellung stößt heute noch sowohl auf finanzielle, mie politische Schwierigkeiten. Bon Bagdad führt die Bahn nach Basra und an den persischen Golf. Berfiens Widerstand verhindert aber die Fort­führung der Bahn durch Südpersien. Die Landverbindung von Paris nach Kairo über Syrien soll in furzer Zeit hergestellt wer den. Gegenwärtig muß die syrische Strecke noch mit Autos zurückgelegt merden, wie überhaupt das Auto zurzei das wichtigste Verfehrsmittel ist, besonders im Wüstengebiet. Bon Meppo in Syrien , von wo im übrigen auch die Vaadadbahn nach Often abzweigt, besteht ein Automobilverfehr über Mossul nach der

Neben

persischen Hauptftabt Teheran . Auch von Bagdad kann man Teheran mit Automobilen in turzer Zeit erreichen. In der Wüste hat der Automobilverkehr die Ramele in einem solchen Maß verdrängt, daß z. B. in Syrien aus diesem Grunde in ben letzten Jahren ein Ausfuhrüberschuß an Gerste entstand. Eisenbahn und Auto spielt der Flugverfehr eine große Rolle. Burzeit ist in Borderafien neben dem Flugverkehr Mostau- Tehe ran, der mit deutschen Flugzeugen betrieben wird, nur noch die Strede von Kairo über Baobab bis Basra am persischen Golf von meltpolitischer Bedeutung. Indessen möchte England, das den Flug­verkehr durch das monopolistische Unternehmen Imperial- Airways­Co. betreibt, die luglinie bis nach Indien weiterführen. um Sort Anschluß an den geplanten Luftverkehr nach Auftralien zu gewinnen. Dem steht aber der Widerstand der persischen Regie­rung, troß eines vor zwei Jahren getroffenen Flugverkehr- Ab­tommens, entgegen. Das englische Außenministerium führt eine

Sonntag, 25. März 1928

scharfe Sprache gegen das widerspenstige Persien , und so ist nach Beendigung des arabischen Konflikts ein neuer mit Persien zu erwarten.

Bölkerbund versagt.

Das gegenwärtig herrschende imperialistische System muß zwangsläufig immer wieder neue Konflitte aus sich heraus ent­wickeln. Persien hat seine Absicht, sich wegen des Konflikts mit England an den Bölferbund zu wenden, angekündigt. Die Regie rung von Irak hat ihren Wunsch, dem Völkerbund beizutreten, wiederholt ausgedrückt; Frankreich würde der Aufnahme aber un­bedingt Widerstand entgegenseizen, weil dann auch das syrische Mandatsgebiet mit derselben Forderung hervortreten könnte. Ge­wiß wäre es erwünscht, wenn der Anschluß dieser Gebiete an den Völkerbund zustande käme; doch muß festgestellt werden, daß bisa her der Völkerbund in Fragen, wo es sich um Unterdrückung oder Ausbeutung von Mandatsgebieten und um foloniale Einflußſphären handelte, vollständig versagt hat. Andere Regierungen in den Völkerbundsländern und eine radikal veränderte Stellung zum

Imperialismus wären erforderlich, um aus dem Völkersund ein brauchbares Instrument gegen toloniale Ausbeutung zu machen.

Sparfaffen als Großbanken. Berliner Sparkasse und Stadtbant Berlin .

A. H.

Bettstadt Berlin mit ihren vier Millionen Menschen in ihrer Spar­Es ist begreiflich, es wird aber auch wenig beachtet, daß die fasse und in ihrer Stadtbank bedeutende Großbanken hat. Die Ent­widlung im Jahre 1927 entspricht dem allgemeinen Aufstieg, den das große Konjunkturjahr brachte. Die Spareinlagen bei der Spartaffe Berlin sind von 124,4 auf 195,1 Millionen in einem Jahre, also um 56,8 Proz., die Zahl der Sparer von rund 281 000 auf rund 424 000, alfo um 51,1 Proz. gestiegen. Das durchschnittliche Sparguthaben erhöhte sich auf rund 460 M.. Kam Ende 1926 auf jeden vierzehnten Berliner ein Spar­buch, so Ende 1927 auf jeden neunten. Der Gesamtumsatz stieg Don 1,92 auf 3,93 Milliarden, ist also mehr als verdoppelt, ebenso die Bilanzsumme, die von 130,2 auf 269,9 millionen wuchs.

Dem Wohnungsbau wurden sowohl der Größe der Beträge als auch der Höhe der Zinsen nach wachsende Dienste geleistet. Die für Neubauten neugewährten Hypotheken sind auf 35 gegen 10,3 Millionen im Jahre 1926 gestiegen, 25 Millionen davon wurden zu 6,4 Pro 3. bei einer Auszahlung von 98 für 100 m. für Neu­bauten zur Verfügung gestellt, also sehr billig. Zur Finanzierung von rund 5100 Neuwohnungen hat die Berliner Sparkasse allein im Jahre 1927 beigetragen.

Eine ähnlich günstige Entwicklung nahm die Berliner Stadtbanf, die Kommunalbant und Girozentrale der Stadt Berlin . Ihr Umsatz erhöhte sich von 14,3 auf 18.8 milliarden, ihre Bilanzsumme stieg von 96 auf 167,7 millionen. Die Zahl der Giros fonten stieg um 5000 auf über 32,000. An Baugeldkrediten wurden im vergangenen Jahre 15 Millionen zur Verfügung gestellt.

Lleber 5 Milliarden deutsche Spareinlagen.

Für Ende Januar 1928 wird bei sämtlichen deutschen Spar­faffen festgestellt, daß die Spareinlagen mit 3046,6 millionen die fünfte Milliarde überschritten haben. Die Zunahme im Monat. Janurar gegenüber Ende Dezember beträgt 381 Millionen, wobei allerdings das Zuschreiben der Zinsen( 73,3 Millionen) und die Gutschrift aufgewerteter Spareinlagen( 60,2 Millionen) zu berüd­sichtigen sind. Von 0,6 Milliarden Ende 1924, 1,7 Milliarden 1925, 3,1 milliarden Ende 1926, ist bis zum 31. Januar 1928 die Gesamt­summe der Einlagen auf rund 5 Milliarden gewachsen. Dabei ist zu beachten, daß der an sich hohe Stand von Ende 1927( 4,7 mil harden) erst dem Einlagenstande des Jahres 1894 entspricht. Die arbeitenden und sparenden Maffen Deutschlands werden also noch sehr viele Lohnfämpfe durchzuführen haben, um so viel zurücklegen zu tönnen für Alter, Krankheit und Aufzucht der Kinder, wie es in der Borkriegszeit für selbstverständlich gehalterr wurde.

Noch günstige Kohlenlage.

In der Mitgliederversammlung des Rheinisch- Westfälischen Rohlensyndilats wurde festgestellt, daß die leichten Rüdgänge im Kohlenabsaz, die Februar und März festzustellen waren, hauptsäch lich Saisoncharakter hatten. Man könne von einer wesentlichen Verschlechterung der industriellen Beschäftigung noch nicht sprechen. Wenn auch einige Anzeichen nachlassender Geschäftstätigkeit zu ver zeichnen seien, so scheine es doch, daß die ungünstigen Montente noch nicht so stark sind, daß ein erheblicher Umschwung zu erwarten

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