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Die Krankheit des Landtagspräsidenten

Der Zustand sehr ernst, heute leichte Besserung.

Ueber das Befinden des Präsidenten des Preußischen Land­ tags , Friedrich Bartels , wird uns von den behandelnden Aerzten, Prof. Dr. Hermann 3onded und Prof. Dr. S. 3on­deck, folgender Bericht übermittelt:

Der Landtagspräfident ist an einer Entzündung des rechten Lungenflügels erkrankt. Während sich der Pro­zeß im Anfang auf den Oberlappen beschränkte, hat er sich im Ber lauf der Erkrankung auf den Unterlappen ausgedehnt. Kompli­ziert ist der Zustand durch erhebliche Herzschwäche. Er muß deshalb im ganzen als sehr ernst bezeichnet werden. Heute morgen ist eine leichte Besserung im Befinden des Kranten zu verzeichnen.

Wilhelm II. als Odysseus .

Halle, 28. März.( Eigenbericht.) Im Halleschen Stadttheater fand gestern die Erst aufführung einer der zeitgemäß übertragenen Komödien des dänischen Dichters Ludwig Holberg Odysseus von Jthat a" statt. Die Bearbeitung hatte der Dramaturg des Halleschen Stadttheaters Dr. Edgar Groß in der Form vorgenommen, daß die auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts passenden Zeitgrößen durch aktuelle politische Satiren erfetzt wurden. Amanullah , Phoebus- Aktien, Banzerfreuzermillionen und ähnliches mehr spielen vor und bei der Belagerung Trojas eine große Rolle. Odysseus ist als Wilhelm II. herausstaffiert und darf vor Beginn der Schlacht bereits auf einem Feldstuhl im Auslande von seinen Heldentaten ausruhen. Ein er­gögliches Konsortium der verschiedenen Feiglinge von Odysseus bis Baris passiert Revue. Der einzige Held des Stückes zeichnet sich dadurch aus, daß er den Mut zur Feigheit hat. So wird der Militarismus bis ins Mart getroffen. Seine Vertreter saßen

Kuliffenpolitik im Zentrum.

Geheimabkommen mit Wirth.- Kampf um die Arbeitermandate.

Hinter den Kulissen des Zentrums spielen sich erbauliche Dinge| die sich in Beamtenftellungen befinden und als linksftehende Poli­ab. Zunächst ist Dr. Birth in Baden abgefägt worden, jetzt aber titer bekannt sind, sollen bei den Kandidatenaufstellungen unberüd­spielen die befannten Taftifer", um den Abmarsch der Republifaner, fichtigt bleiben. Als Hauptfreiber gegen die republikanischen Zen­besonders der Arbeiter, aus dem Zentrum zu verhindern. trumsabgeordneten fungiert Stegerwald.

Das Berliner Kommunistenblatt veröffentlicht heute eine Ber= einbarung, nach der Wirth auf die Reichsliste des Zen­trums übernommen werden soll. In einer Sigung, an der neben Stegerwald und Wirth Dr. Marr als Parteivorsitzender, Arbeits­minister Dr. Brauns und die Zentrumsabgeordneten Joos, Dr. Per litius, Esser und Frau Weber teilnahmen, wurde eine Art Protokoll aufgefeßt, in dem es heißt:

" In dieser ergab sich völlige Uebereinstimmung über die politischen und sozialen Fragen der Gegenwart und der nächsten Zukunft und fam allseitig der Wille zum Ausdrud, zu ihrer Lösung einmütig und geschlossen den Wahlkampf und die Politit im nächsten Reichstag zu führen... Dr. Wirth erklärte ferner, daß eine weitere politische Tätigkeit feinerseits fich in Zukunft in Gemeinschaft mit den Führern der Partei und in Gemeinschaft mit der Fraktion nach den Grundsätzen christ­licher Staatsauffaffung vollziehen werde. Das einmütige Ergebnis der Besprechung war, dem Reichsparteivorstand die Aufstellung Dr. Wirths auf der Reichsliste zu empfehlen. Der Borfihende der Badischen Zentrumspartei, Prälat Dr. Schofer, erklärt fein Einverständnis, daß Dr. Wirth auf die Reichslifte übernommen werde."

Die Richtigkeit dieser Niederschrift wird aus Zentrums freisen bestätigt. Doch wird von dieser Seite darauf hingewiesen, daß es sich nur um einen Entwurf handle, und daß der end­gültige Wortlaut noch nicht feststehe.

während der gestrigen Aufführung mäuschenstill da, nur am Schluß Zentrumsarbeiter gegen Beamte.

der Aufführung gab es ein furzes Schlüsselkonzert und eine kurze Schimpfkanonade zur Bühne hin. Die zahlreichen Freunde des Dichters wie des Dramaturgen machten dem Radau sehr schnell ein Ende, indem sie mit langanhaltendem brausendem Beifall Darsteller und Bearbeiter bedachten.

Bochum , 28. März.( Eigenbericht.)

Der Kampf um das Reichstagsmandat Dr. Wirths der Zentrums­ partei erhellt eine recht treffende Illustration durch einen geradezu fenfationellen Briefwechsel zwischen dem Generalpräses des Katholischen Arbeitervereins Dr. Müller, Stegerwald und dem Oberpräsidenten Gronowski, den die sozialdemokratische Bolkswacht" veröffentlicht. Diejenigen Abgeordneten des Zentrums,

Unter dem 26. Februar schrieb der Generalpräses Dr. Müller en Stegerwald einen Brief, in dem er Kenntnis gibt von den Ver= handlungen mit dem Oberpräsidenten Gronowski, die den Zweck hatten, den Oberpräsidenten zur Niederlegung seines Landtagsmandats zu veranlassen. Gronowsti soll in jener Unterredung sich bereit erklärt haben, sein Mandat zugunsten eines anderen Arbeitervertreters zur Verfügung zu stellen und soll auch bereit gewesen sein, auf die übrigen Landtagsabgeordneten im gleichen Sinne einzuwirken.

Gegen diese Darstellung des Generalpräſes wandte sich Gronowfti in einem Schreiben vom 3. März. Er stellte zunächst fest, daß er wohl bereit gewesen sei, fein Mandat niederzulegen, aber nur unter der Bedingung, daß fämtliche übrigen Kollegen in Beamtenstellungen das gleiche fun. Er hätte wiederholt betont, daß es nicht angehe, daß er als ältester Abgeordneter allein auf der Strecke bleibe und die übrigen sich wieder aufstellen ließen. In einer Unterredung, die er mit Sirtfiefer, loft, Springer, Stieler, Hagemann, Rürop und Steger hatte, murde nach längerer Aussprache beschlossen, einmütig zum Ausdruck zu bringen, daß es nicht das Ziel der christlichen Arbeiterbewegung und ihrer Führer sein könne, jeden Beamten, der aus der Arbeiter­bewegung hervorgegangen sei und die meiste Fühlung mit dieser Bewegung habe, bei den kommenden Wahlen an erster Stelle ab­zubauen, Die Konferenzteilnehmer glauben, daß die in Beamten­stellungen befindlichen ehemaligen Arbeiter und Gewerkschafts­sekretäre es nicht verdient haben, von dieser Bewegung zuerst abgefägt zu werden; es sei auch nicht einzusehen, daß ihre gesamte Arbeit von neuen und jungen Kollegen besser gemacht werden könnte. Zu diesem Briefwechsel, der der SPD. aus Zentrumsfreisen zur Verfügung gestellt wurde, wird in Zuschriften aus Zentrumsfreisen bemerkt, daß diese Art der zentrümlichen Mandatspolitik gerade zu Selbstmordpolitik sei.

Es ist zu erwarten, daß der Briefwechsel in der kommenden Wahlbewegung sicherlich innerhalb der Arbeiterschaft des Zentrums die gleiche Wirtung auslösen wird wie der Widerstand gegen die Randidatur des linksstehenden ehemaligen Reichsfanzlers Birth.

Der Unfehlbare.

Muffolini verbot die Verbreitung der Papstnote gegen die faschistische Jugendbewegung.

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Mussolini : Heiliger Bater, deine Worte sind zwar unfehlbar, aber mein Mittel dagegen ist auch unfehlbar!"

Der Raubüberfall in Brik erdichtet.

Der angebliche Raubüberfall, über den wir aus der Friz- Reuter- Allee 47 zu Brizz berichteten, fand eine rasche Aufklärung. Der Laufbursche war erst seit zehn Tagen bei der Zigarettenfabrik von Simonjohn angestellt und hatte Inkassovollmacht. Er markierte den Ueber­fallenen gestern so gut, daß alle Leute, die zu Hilfe eilten, und auch der Arzt getäuscht wurden.

Die Beamten des Raubdezernats jedoch, die sich den Tatort an­sahen und die Vorgänge darstellen ließen, hegten bald Zweifel. Ernstlich ins Gebet genommen gab der Bursche dann weinend zu, daß er, von einem Freunde verführt, den Ueberfall erfunden habe. Dieser Freund, ein 20 Jahre alter Herbert Stiller aus Neukölln, fegte ihm mit anderen zu, Geld zu verschaffen. Als er gestern wieder 750 M. in der Tasche hatte, bearbeitete ihn Stiller so lange, bis er sich endlich breitschlagen ließ. Stiller ging nun in einen Laden, faufte einen fleinen Trommelrevolver und lud ihn mit Plakpatronen. Dann teilten sie sich das Geld und be­gaben sich auf den Flur des Hauses in der Frig- Reuter- Allee, in der die Zigarettenfabrif liegt. Stiller nahm hier gleich das Rad und fuhr davon. Der Laufbursche ging ein Stück die Treppe hin­auf und gab mehrere Schüsse ab und rief um Hilfe. Die Täuschung gelang, wie gesagt, bis die Beamten des Raubdezernats eingriffen.

Abschluß des Barmat- Prozesses.

Julius Barmats letztes Wort.- Urteilsverkündung am Freitag.

Die heutige Verhandlung im Barmat- Prozeß war verhältnis mäßig von turzer Dauer, da nur Julius Barmat das letzte Wort eingeräumt wurde. Das Urteil wird Freitag um 9 Uhr vor­mittags vefündet werden.

Julius Barmat mies einleitend auf die hohen Anforderungen hin, die der Prozeß an seine an und für sich schon geschwächte Gesundheit gestellt habe. Db es sich wirklich um sein letztes Wort handeln werde, hänge von dem Urteilsspruch ab, denn er werde und fönne sich nie und nimmer beruhigen, wenn eine Verurteilung in auch nur einem Punkt der Anklage erfolge. Wnen es auch nicht ge­stattet sei, auf die politische Seite des Prozesses einzugehen, so müsse er doch sagen, daß es sich um feinen gewöhnlichen Prozeß, sondern um eine Wahlpropaganda gehandelt habe. Für ihn selbst sei das Berfahren ein Rätsel gewesen, über das er sich erst nach der Be= fprechung mit Assessor Rußmann tlar geworden sei, der von ihm die Korrespondenz mit Ebert und Scheide mann verlangt habe. Da ich kein Provokateur bin, ist der Prozeß Barmat entstanden. Deshalb habe ich 39 Monate unter dem Druc eines Haftbefehls gestanden, 5 Monate in Haft gefeffen, 2 Jahre Grenzsperre und 1 Jahr täglich polizeiliche Meldung erdulden müffen, hauptsächlich, weil ich Jude bin."

habe, was er als reicher Ausländer überhaupt gar nicht nötig gehabt habe. Er mies dann auf seine Hilfe für die deutsche Sache hin und erinnerte daran, daß er die deutsche Margarinefabrik finanziert und Millionen Dollar in Amerita für Lebensmittellieferungen hinter­legt habe, während er selbst von Deutschland nur in Papiermark­afzepten bezahlt worden sei. Dadurch sei auch die Verbindung mit der Staatsbant entstanden. Er habe sich nie gedrängt, die Industrien aufzukaufen, dazu fei er durch Ministerialrat Kauz ver­anlaßt worden.

Als Julius Barmat sich dann noch einmal mit der politi. fchen Seite des Prozesses beschäftigen wollte, unterbrach ihn der Vorsitzende mit dem Bemerken, daß dies nicht aped mäßig sei, da man bisher alle politischen Momente aus der Verhandlung herausgelassen habe. Julius Barmat wies dann kurz darauf hin, daß er am 31. Dezember bei seiner Berhaftung Assessor Kußmann gegenüber erklärt habe, daß seine Inhaftnahme für die deutsche Wirtschaft sehr schwere Folgen haben könne, da dann alles zu­sammenbrechen werde. Assessor Kußmann habe erwidert: Wir in Preußen können uns das leisten." in Preußen können uns das leisten." Als er, Barmat, dann noch gesagt habe, daß der preußische Finanzminister darüber anderer Meinung sei, habe Kußmann erklärt: Der Minister ist mir piepe, ich tue, was ich will." Mit der nochmaligen Versicherung, nichts Unehrliches getan und ebenso wie Höfle nur aus volkswirt­schaftlichen Gründen und im Interesse der deutschen Arbeiterschaft gehandelt zu haben, appellierte Julius Barmat an die Objektivität der Richter. Eine Berurteilung würde der Gerechtigkeit Gewalt antun. Auch als Ausländer und Mensch habe er das Vertrauen,

Julius Barmat führte dann weiter aus, daß er sich mit dem bisherigen Material des Prozesses an Universitätsprofessor Gold­schmidt, den Strafrechtslehrer der Berliner Universität gewandt habe, der nach 14tägigem Studium der Aften ihm gegenüber erklärt habe, daß schon aus rein juristischen Gründen eine Frei­fprechung erfolgen müsse. Des weiteren erklärte Julius Barmat mit aller Entschiedenheit, daß er nie betrogen und nie bestochen| daß das Gericht ihn völlig freisprechen und rehabilitieren werde.

Das Erdbeben in Italien .

Die genaue Zahl der Opfer noch nicht feststellbar.

Rom , 28. März.

Nach dem Messaggero", der ergänzende Einzelheiten über das Erdbeben in der Provinz Udine veröffentlicht, find bis gestern zehn Tote und vierzig verwundete festgestellt. Das Blatt meint aber, daß sich die Zahl der Opfer vermehren könnte, weil mit mehreren Orten jede telephonische Verbindung unterbrochen fei. Das Hauptzentrum des Erdbebens lag in den Gemeinden Berzegnis und Cacazzo. In Tolmezzo , das eben­falls start geliffen hat, mußte u. a. das Krankenhaus geräumt nach

den Lebensunterhalf forgen. Eines Tages hatte die Angeklagte ein Filmstüd in Cudenwalde gesehen, das ihrer Ehe ähnlich war. Der Mann hatte Haus und Hof vertrunken und zum Schluß wurde er von seiner Frau durch Gas vergiftet. Am 14. November vorigen Jahres drehte die Angeklagte in der Nacht im Schlafzimmer den Gas hahn auf, sie selbst setzte sich in die Küche und fuhr am nächsten Morgen nach Berlin . Abends traf sie wieder in Lucen­walde ein, und als man ihren Mann tot auffand, meinte die An­getlagte zur Polizei: Was einen im Leben auch alles treffen tut!" Am nächsten Tage legte fie ein Geständnis ab und wurde verhaftet. Zur Verhandlung find 36 Seugen und 5 Sachverständige geladen.

werden, da es Riffe bekommen hatte. Die Kranken wurden Weltkriegsteilnehmerfonferenz in Paris

Udine gebracht. Der Turm des Domes von Tolmezzo ist in Gefahr, zusammenzubrechen. Auch die anderen Kirchen haben Schaden ge­litten, ebenso das Gericht und die Alpinikaserne.

Die Bevölkerung fampiert in 3elten.

Martyrium der sieben Jahre.

Ein Film ließ die Frau zur Gattenmörderin werden.

Das Martyrium einer Ehe wird heute vor den Pots­damer Geschworenen aufgerollt. In der Anklagebant steht die 42 Jahre alte Hutgarniererin Frieda Schmidt, ge­borene Müller, aus Cudenwalde. Sie ist beschuldigt, in der Nacht zum 14. november vorigen Jahres ihren Mann, den Gießereiarbeiter Emil Schmidt, vorfählich und mit Ueberlegung getötet zu haben.

Die Angeklagte war mit ihrem Ehemann, der ein notorischer Trinker war und Verdienst sowie Möbel verpraßte, fieben Jahre verheiratet. Bon Jugend an eine in sich ver­schloffene Natur, trug die Angeflagte ihr Martyrium diefe fieben Jahre lang geduldig. Der Mann schlug fie, und fie mußte für

15 Millionen Kriegsteilnehmer sollen vertreten fein. Paris , 27. März.( Eigenbericht.)

Am 30. März wird in Paris eine Rommission der Kriegsteilnehmerverbände aus allen am Kriege beteilig ten Ländern zusammentreten, um einen internationalen Rongreß der ehemaligen Fronttämpfer vorzubereiten. Im vori­gen Jahre wurde zum ersten Male eine solche Tagung in Lugem­burg abgehalten. Sie führte jedoch wegen ungenügender Borberei tung nur zu einem oberflächlichen Kontakt zwischen den Kriegsteil­nehmerverbänden der alliierten Bölker und der ehemaligen Zentral­mächte.

Auf der Tagung der diesjährigen Konferenz, die zu einer großen Kundgebung für den Frieben ausgestaltet werden solle, stehen folgende Fragen: 1. Die Lage der ehemaligen Kriegsteil nehmer in den einzelnen Ländern; 2. Vergleichung der Gesetzgebung über die Kriegsopfer; 3. Mittel zur Stärtung der Welt. friedensbewegung. Bisher haben ihre Teilnahme an dem Rongreß 60 Verbände aus 10 alliierten Ländern somie aus Deutschland , Desterreich, Ungarn und Bulgarien angemeldet, die insgesamt 15 Millionen Kriegsteilnehmer vertreten.

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