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Das Ende des Reichstags. Tragödien des Lebens und der Liebe

( Fortsetzung von der

Präsident Löbe: Danach sind unsere Arbeiten beendet. Borher aber hat Abg. Dr. Scholz noch um das Wort gebeten.

Abg. Dr. Scholz( D. Bp.): Gern würde ich in diesem Augenblid die vorbildliche Arbeit unseres verehrten Herrn Präsidenten in fängeren Ausführungen würdigen, wenn ich nicht befürchten müßte, er selbst wiefe mich darauf hin, daß ein aufgelöster Reichstag fich nicht mehr in längeren Gefühlsäußerungen ergehen dürfe.( Heiter­feit.) Deshalb gestatten Sie mir in aller Kürze, aber desto größerer Wärme den Dant des Hauses unserem verehrten Herrn Präfis denten auszusprechen( Lebhafte Zustimmung), für seine liebens­würdige und humorvolle, aber auch strenge, energische und feste Zügelführung, die uns in erster Linie ermöglicht hat, die schwierigen Aufgaben glatt und zu dem selbstgewählten Zeitpunkt zu Ende zu bringen. Ich glaube im Sine unseres Präsidenten zu sprechen, wenn ich diesen Dant ausdehne auch auf die Herren Bizepräsidenten, die Schriftführer, die Reichstagsverwaltung mit ihren Beamten, die alle in hingebungsvoller Pflichterfüllung ihr gutes Teil zu dem Erfolg beigetragen haben.( Beifall.)

Präsident Löbe:

Dem Borredner und Ihnen allen danke ich und glaube, daß seine Borte vielleicht weit über das hinausgehen, was meine Tätigkeit verdient; vollen Anteil daran haben die übrigen Mitglieder des Borstandes, die mich stets, nicht nur im Fall meiner Behinderung, auf das beste unterstützt haben. Besonders darf ich das von dem Herrn Bizepräsidenten Rießer sagen, den sein Alter nicht gehindert hat, mir immer beizustehen.( Beifall.) In den harten Meinungs­fämpfen, die oft durch diesen Saal gehen, hat sich der Borstand be­müht, jeder Gruppe und jeder Strömung Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Es können Situationen eintreten, in denen einzelne be­haupten, das sei uns nicht ganz gelungen. Vielleicht ist das richtig, aber die gute Absicht, den guten Willen wird man uns nicht ab­streiten dürfen.

Die sachliche Arbeit des Reichstags hat draußen vielleicht gegen­über den 3 wischenfällen nicht immer die richtige Beurteilung gefunden. Zwischenfälle sind vielleicht geräuschvoller, aber gewiß nicht wichtiger als die sachliche Arbeit.( Sehr wahr!) Der Inhalt der beschlossenen Gesetze bildet den Gegenstand der Partei­fämpfe der Vergangenheit und der Zukunft, aber auf unsere ge­schäftliche technische Arbeitsleistung darf ich noch hinweisen. Es besteht kein Zweifel, daß eine Anzahl größerer, lange geforderter dringender Gesetze von uns geschaffen worden sind, und daß die pünktliche Erledigung des Haushaltsplans in den drei letzten Jahren und in diesem Jahre auch die des Notprogramms gezeigt haben, daß

der Reichstag   seine Aufgaben zu erfüllen vermag. Aus der letzten Zeit nenne ich nur das Liquidationsschädengeſetz, die Beamtenbesoldungsreform, die Gesetze über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversorgung, über Arbeitsgerichte, das Knappschaftsgefeß, die Steuerreformen und die Handelsverträge. In immer wachsen­dem Maße wird die Arbeit vom Plenum in die Ausschüsse nerlegt, und ein Blick von der Tribüne auf diesen Saal gibt kein vollständiges Bild unserer Arbeit.( Lebhafte Zustimmung.) Allein die Arbeit des Haushaltsausschusses unter der Führung unseres Kollegen Heimann hat ihm taum einen freien Tag ge= laffen und ihn oft bis in späte Abendstunden in Anspruch genommen. Der Sozialpolitische Ausschuß unter der Führung des Bizepräsidenten Esser hat in den 3 Jahren fast jede Plenarsizung mit einer eigenen Sigung begleiten müssen. Für diese Verschiebung mird eine zufünftige Parlamentsreform auch die formale Anpassung finden müssen.( 3ustimmung.)

Nochmals dante ich der Verwaltung vom Direttor bis zu den Amtsdiernern und Arbeitern für ihre muster­hafte und aufopfernde Tätigkeit.( Beifall.)

Wir aber, die wir zu unseren Wählern zurüdfehren, fprechen für fie und uns den Wunsch aus, daß der bevorstehende Kampf fich nicht an unerfreulichen Reden und Ereignissen ein Beispiel nehme; der Kampf möge fo geführt werden, daß, wenn wir uns im neuen Reichstag   wieder begegnen, wir nicht aneinander vorbeisehen müffen.( Lebhafte Zustimmung.) Und so gehen wir auseinander unter dem Ruf:

Das deutsche Bolt, dem zu dienen wir uns bemüht haben, die deutsche Repubilt, fie leben hoch!

Die Abgeordneten und fämtliche Anwesenden haben sich erhoben und stimmen in das dreifache Hoch des Präsidenten ein. Als die Horufe verhallt find, hört man von den Bänken der Kommu nisten ein unartituliertes Getreisch, aus dem einige Nieder­rufe herausgellen.

Langsam leert sich der Saal, das vierte Parlament der deutschen  Republit ist zu Ende.

Selbstmord eines Rechtsanwalts in der Badewanne.

Nach dem furchtbaren Abschluß eines langen Chelebens, einer hinterlassenen Aufzeichnung ist Meißner infolge eines das sich gestern in der Senefelderstraße in der Wohnung des Nervenzusammenbruches in den Tod gegangen. Botschaffners Stephan ereignete, beschäftigte heute früh eine Liebestragödie die Samariter der Feuerwehr.

Durch schwache Hilferufe und Stöhnen wurde heute um 5% Uhr eine Frau in der Gueridest r. 21 in Charlottenburg   auf das Zimmer ihres Untermieters, eines 24 Jahre alten Möbelpolierers Hermann Timm, aufmerksam. Sie nahm zugleich einen starten Gasgeruch wahr und benachrichtigte die Feuerwehr und das 126. Revier. Man fand Timm und seine Geliebte, eine 22 Jahre alte Gertud K., in bedenklichem Zustande im Bette liegen. Das Zimmer war mit Gas gefüllt. Von der Gasrohrleitung war die Düse mit dem Hahn abgeschraubt. Sie leg unter dem Bett. Die Wiederbelebungsversuche der Feuerwehr hatten bei beiden Er­folg. Das Mädchen fonnte auch bereits vernommen werden, Timm dagegen noch nicht. Nach kurzen Aufzeichnungen schien es, daß die beiden die Absicht gehabt hätten, gemeinsam in den Tod zu gehen, das Mädchen bestreitet es jedoch. Sie hatte, wie sie sagt, Timm gegenüber geäußert, daß sie sich von ihm trennen wolle. Troß dem aber hatte sie gestern abend mit ihm noch verschiedene Lokale besucht und beide waren dann in seine Wohnung gegangen. Um 5% Uhr war das Mädchen infolge großer Uebelkeit erwacht und hatte fich gerade noch durch Rufe bemerkbar machen fönnen.

Im Hotel erschoß sich gestern abend der 35 Jahre alte frühere Landgerichtsrot Rechtsanwalt Otto Meißner   aus Stettin  , der im Laufe des Tages in Berlin   eingetroffen und Unter den Linden  abgestiegen war. In einer halbgefüllten Badewanne liegend, schoß er fich aus einer Mauserpistole eine Kugel in den Mund. Das Geschoß durchschlug den Kopf und trat oben wieder heraus. Nach

Marfe Spucknapf.

Landsberg  

VT

Go tämpfte die KPD. im Reichstag für die proletarische Einheitsfront!

Urteil eines Arbeiters.

An demselben Tage, an dem die Kommunisten die Redner tribüne des Reichstags stürmten und die standalösen Tumult Szenen entfesselten, schreibt uns ein Arbeiter folgende Zeilen: Der Bau des Panzerfreuzers fraglich! Reichstag   zu besuchen. Ich war bis jetzt immer noch für fraglich! eistag war bis immer für Hatte jetzt öfters Gelegenheit, da ich arbeitslos bin, den eine Einheitsfront mit den Kommunisten. Jetzt bin ich Säge zur Sache, und dann die Sozialdemokratie ist schuld. Ich glaube, daß es heute regnet, da ist auch die Sozialdemokratie schuld. Wer diefen Leuten noch nachläuft, dem ist nicht zu helfen.

Ein Rompromiß der Regierung mit dem Reichsrat. Heute vormittag 11 Uhr ist der Reichsrat zu einer nicht öffentlichen Sigung zusammengetreten, die 4 Stunden gedauert hat. Er genehmigte den Handelsvertrag mit Griechenland  , und zwar ausnahmsweise in diesem Falle einmal, obwohl der Reichs­ tag   die dritte Lesung noch nicht vorgenommen hat. Allerdings dürfen an den Bertrag gemäß der Abmachung zwischen beiben Regierungen Aenderungen nicht vorgenommen werden. Der Reichsrat genehmigte auch das gestern vom Reichstag verabschiebete Gefeß über das Berbot des affenhandels nach China   fomie die Rentenbankvorlage.

Da der Reichsrat den Bautredit für den Panzerfreuzer abgelehnt, ber Reichstag   ihn aber angenommen hat, bestand hier noch bie Möglichkeit einer Komplitation, wenn nämlich der Reichsrat gegen den Reichstagsbeschluß Einspruch erhoben hätte. Er hat das aber nicht getan; es ist vielmehr eine Einigung zustandegekommen, monach bis zum September nur Bauvorbereitungen erfolgen, jo daß die kommende neue Reichsteglerung noch die Möglichkeit der Enffcheidung über den Bau selbst haben wird.

Eine Entschließung dieses Inhalts wurde vom Reichsrat an genommen.

Cambridge  - Oxford  .

Der Sieger: Cambridge  .

Condon, 31. März. Ja dem flaffischen Radermettkampf der beiden Univerfi­täten Orford und Cambridge   fiegte heute die Mannschaft von Cambridge  .

betehrt. Es kann ein Kommunist sprechen, wer will: ein paar

Dieses Urteil eines einfachen Mannes fennzeichnet das Gestammel der kommunistischen   Führer und ihrer Presse, die jetzt jede Schuld an dem schamlosen Ueberfall auf den sozial­bemokratischen Redner zu bestreiten sucht, besser als noch so lange fritische Ausführungen.

Wehmutszähren.

Sugenbergs Trauer über das Barmaturteil.

In der Hugenberg- Bresse stöhnen unter verzweifeltem Hände­ringen ein paar Schreiber, in denen man unschwer die Kußmann Knoll Gestalten erkennt, ihren Schmerz über das Barmat- Urteil aus. Wir wollen die Trauer der Herrschaften über den fläglichen Mißerfolg ihrer jahrelangen Hezarbeit nicht stören. Wir nehmen auch den letzten Berzweiflungsaft nicht tragisch, nämlich daß der Lag" ein brei Jahre altes, Don Herrn Kußmann in Holland  aufgenommenes und merkwürdigerweise durch Haussuchung bei Knoll vorgefundenes Protokoll eines Mannes veröffentlich, der in bezug auf Glaubwürdigkeit und Bauterteit seiner Motive mit dem berühmten Zeugen Tannenzapf um die Krone ringen mag

Aber erheiternd ist es, wenn man in derselben Bresse die sonst jeden Angriff auf die Justiz als Majestätsbeleidigung zurückweißt, lefen kann, daß das Barmat- Urteil im Ramen Heilmanns" ergangen sei, und daß die Kammer des Landgerichtsdirektors Neumann unter

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Sieben Brandstifter auf einmal.

Wie aus

Die betrügerischen Gutsbesitzer.

Prager Spezialtriminalfommissare in dieser Woche die Eheleute Leitmerig gemeldet wird, wurden durch Prager Spezialkriminalkommissare in dieser Woche die Eheleute Hillebrand und der Chauffeur Karl Malte in Rutta bei Auscha   verhaftet.

Bor einigen Wochen war das Haus des Produktenhändlers Hillebrand samt Autogarage und Auto abgebrannt, und der Schaden war mit 275 000 r. angegeben. Diesen Brand hat der Chausssseur Malke, der mit der Gattin des Chefs ein Verhältnis unterhielt, auf Anstiften mit Schießpulver gelegt. Nun fam auch heraus, daß der frühere Chauffeur Gierschig im Vor­jahre bei Leipzig   das Laſt auto des Hillebrand auf dessen Anord­nung ebenfalls mit Schießpulver und Lunte angezündet hatte. Auch Gierschig wurde verhaftet. Auch im Jahre 1922 hat Hillebrand die ihm gehörige Sedermühle in Leitmeriz angezündet. Er und sein Bruder Jareslaus haben ihre Güter ohne einen Pfennig Bargeld erworben, und durch die hohen Versicherun gen wurden sie reiche Leute. Auch die Mühle war durch Schieß­pulver, und zwar von dem Kutscher des Hillebrand, angezündet worden.

Weil wieder eine eifersüchtige Frau im Spiele war, wurde der ganze Betrug aufgedeckt. Es wurden daher Adolf, Josef und Jaroslaus Hillebrand, dessen Frau, die beiden Chauffeure und der Kutscher, also fieben Personen, als Brandstifter ver­haftet.

politischem Drud geurteilt habe. Die Krönung aber bildet folgender Saz im Hugenberg- ,, Tag":

,, Der Staatsboden ist ehemals hart, talt, nüchtern gewesen, er bot der Sumpfpflanze der Korruption feine Pflegestätte."

Hugenberg muß es ja wiffen! Sein Berlag, der im Jahre 1914 durch eine statutenwidrige Kreditgewährung der Preußenfaffe auf höheren Befehl aus der Scherl- Masse dem berühmten 12- Mann­Kollegium der Schwerindustrie zugeschanzt wurde, bildet ja das Musterbeispiel für den harten, nüchternen torruptions­freien Staatsboden des alten Obrigkeitsstaates!

Weiterbau des Europa  - Hauses genehmigt. Eine Kompromißlösung.

Der Streit um den Weiterbau des Europa  - Hauses am An­ halter Bahnhof   ist jetzt beigelegt worden. Auf Veranlassung des Kultusministeriums ist von den Architekten Bielenberg und Mofer ein abgeänderter Entwurf eingereicht worden, der den Forderungen des Ministeriums Rechnung trägt und den be anstandeten Innenhof beseitigt. Der Kompromißentwurf, der heute vom Ministerium genehmigt worden ist, stellt insofern eine Kompromißlösung dar, als die Rüdseite des 13geschossigen Baus blods nur bis zum vierten Stockwert aufgeführt werden darf, so daß in den Hof Licht und Luft eindringen kann. Das Bolkswohlfahrts ministerium hatte bekanntlich aus gesundheitlichen Gründen die voll­ständige Umbauung des Innenhofes beanstandet mit der Begrün dung, daß dann die untersten Stockwerte fein Sonnenlicht erhalten würden. Wie mir hören, ist das Europa- Haus auch nur als Bureau­gebäude genehmigt worden, und die ursprüngliche Absicht, das Europa- Haus für Hotelzwecke nutzbar zu machen, fann nicht durch­geführt werden. Die Entscheidung des Volkswohlfahrtsministeriums ist sofort an das Polizeipräsidium weitergeleitet morden, das ebenfalls noch seine Genehmigung zu dem neuen Projekt, das bisher nur in einem Entwurf stizziert ist, geben muß. Es ist aber anzunehmen, daß auch hier eine Genehmigung er folgt und mit dem Weiterbau des Europa  - Hauses in Kürze ge­rechnet werden kann.

Die Südatlantifflieger in Tokio  .

Auf der Heimreise.

Aus Tokio   wird gemeldet, daß die französischen   Flieger Cost es und Le Brig per Schiff in Tokio   eingetroffen sind. Sie werden voraussichtlich am 7. April im Flugzeug nach Paris   zurückkehren.- Costes und Le Brig hatten am 15. Oftober den Südatlantik überquert und waren in Port- Natal in Brasilien   gelandet. Dean unterließen sie genau so wie feinerzeit die Weltflieger Brod flug durch Amerika   unternommen. Den Flug über den Stillen Im Anschluß an diese fliegerische Leistung hatten sie einen Rund­

und Schlee. Im Schiff überquerten sie die weite Wasserwüste.

Im Flugzeug werden sie dann versuchen, nach Paris   zurückzukehren.

Start der Ozeanflieger wieder verschoben.

London  , 31. März.

Nach Mitteilungen vom Flugplaz Baldonel ist der Start der Bremen  " um einen weiteren Tag verschoben wor­

den. Der Boden des Flugplages ist noch so aufgeweicht, daß das Flugzeug nicht hätte abfommen können. Die Wetterlage hat sich anscheinend günstig gestaltet. Der Wind hat sich nach Süd- Süd­Oft gedreht.

Eröffnung des neuen Bahnhofs Wannsee  .

Die seit Jahresfrist im Umbau begriffenen Anlagen des Bahn­hofs Wannsee   find soweit hergestellt, daß als Erstes bas neu errich­tete Empfangsgebäude heute eröffnet werden kann. Die Bahnhofs­anlagen, die infolge des ständig steigenden Verkehrs immer weniger den Anforderungen genügten, find durch zweckmäßigen Ausbau den Bedürfnissen der Gegenwart angepaßt worden. Daneben hat auch die fommende Elektrisierung der Strecke die Umbauten beeinflußt. Die Erneuerung der Anlagen bringt in erster Linie dem Aus= flugsverfehr gegenüber dem früheren Zustand erhebliche Er­leichterungen. Diese werden aber erst im vollen Umfange in Er­scheinung treten, wenn nach Fertigstellung eines britten Bahnsteiges etwa im Juli des Jahres der Umsteigeverfehr von der Wannseebahn   in Richtung Botsdam und Stahnsdorf   und um­gefehrt sich auf ein und demselben Bahnsteig abwideln wird, so daß die Benutzung der Treppenanlagen und des Tunnels fortfällt.

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