Rr. 157 45. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Was fall
Wie das Ei steht auch die Butter im Zeichen des Belt handels. Drei Länder hauptsächlich sind es, die die Produk tionsüberschüsse aufnehmen: England, Deutschland und die Schweiz . Auch Belgien meist eine namhafte Einfuhr auf, und von nichteuropäischen Ländern haben die Vereinigten Staaten von Nordamerika und Britisch- Indien starken Bedarf. Daß ebenso wie die Schweiz auch Norwegen Buiter einführt, wird gewiß überraschen: Man verbindet mit diesen Bergländern und ihren Matten den Begriff ausgedehnter Milchwirtschaft.
nahme.
Welche Länder exportieren?
Die früher verbreitete Anschaning, daß 14 Tage alte Butter nidt mehr frisch sein fönne, ist heute ad acta gelegt; schon vor dem Weltkriege erfreute sich fihirische Butter anstandsloser Ab Die fernen Produktionsgebiete Argentinien und Australien Neuseeland , die seitdem hinzugekommen find, haben natürlich eine noch längere Transportdauer zu verzeichnen. Freilich dürften auch hier nicht ,, ungeahnte Möglichkeiten" vorliegen: Seitdem verboten ist, präservierende Substanzen der Neuseeländer Butter beizufügen, fehlt es nicht an Mlagen über ihre geringe Haft. barfeit. lleber den Umfang dieses Belthandels liegt für 1924 eine Berechnung des dänischen Staatstonfulenten A. P. I a= cobsen vor, die als Gesamtfumme 355 800 Tonnen ergibt. Bon dieser Ausfuhrproduktion, die sich seitdem start vergrößert hat, lieferte Dänemark mehr als ein Drittel, nämlich 34,4 Broz mit 122 500 Tonnen. Neuseeland hatte die zweitstärkste Ausfuhr mit 64 500 Tonnen, es folgten Holland ( 33 100), Argentinien ( 29 700), Australien ( 28 900), Rußland ( 22 400). Zu den in jener Aufstellung noch mit fleineren Ausfuhrzahlen genannten Staaten: Kanada , Finn land, Schweden , Lettland , Estland , Italien ist neuerdings auch Bolen getreten, bas 1925 noch eine Mehreinfuhr in Butter aufmies, 1926 5549 Tommen, 1927 aber bereits 7376 Tonnen exportierte. Die eine Tatsache dürfte mohl für lange Zeit unerschüttert bleiben: dic
teurer wird die Hütter
Die
neue Eigenhäuser jährlich für unsere Mohmungslosen? Antwort ist nicht schwer: Daher fauft deutsche Molkereiprodufte ufm." Angesichts dieser Frage, die durch den Hinweis auf die deutschnationale Eigenhaus Baulust so tomisch ist, sei die Gegenfrage ge= | stattet: Wie kommt es denn, daß auch 1913 für 118 millionen Mart deutsche Landwirtschaft den Butterbedarf nicht deckte. Wenn jetzt, Butter eingeführt wurde? Das bemeist doch, daß vor dem Kriege die nachdem die Zahl des Rindviehs den Stand von 1913 erreicht hat, 1927 für 364 Millionen Mark Butter eingeführt wurde, so zeigt dies wiederum, daß die deutsche Landwirtschaft, die fich unter die Fitfiche des Landbundes begeben hat, nicht imftande ist, den Bufferbedarf zu decken, während andere Länder man braucht nur an werter Weise am Weltmarkt teilnehmen. Lettland zu denken infolge der Agrarreform in bemerkens:
Man erinnert sich wohl noch daran, daß umlängst ein Leip 3iger Roniumverein von agrarischer Seite des Bater landsperrats" bezichtigt wurde, meil er erklärt hatte, im Intereffe seiner Abnehmer die stets gleichmäßig gute dänische Butter der deutschen vorzuziehen. Der Zon ist hier auf gleiomäßig gut zu legen, denn natürlich gibt es auch in Deutschland ausgezeichnete Butter, aber die Gleichmäßigkeit ist weniger sicher. In Dänemart ist aber die Butterproduktion mie die ganze Milchmirtschaft ein Hauptproduktionszweig, in dem unter Zuhilfenahme von eingeführten Futtermitteln( 1927 für 114 Millionen Kronen) ein Beredlungsprozeß stattfindet; in Deutschland ist die Milcherzeugung und Verarbeitung vielfach ein Rebenzweig der landwirtschaftlichen Produktion. Die Frische und Reinheit der Milch, die Sorgfalt der Herstellung find in Dänemark maßgebend, denn auch die Kontrolle des Staats sorgt dafür, daß ein erstklassiges Erzeugnis zustande fommt. Wer ins Ausland liefern, das Zeichen der Luren ( altdänische Blasinstrumente) seiner Butter aufdrücken will, muß sich in die vom Staate beaufsichtigte Produktionsordnung einreihen, muß dem Staat das Recht einräumen, zu jeder Zeit ein Faß Butter durch die Kopenhagener Kontrollinstanz zu untersuchen. Jedes Faz trägt oben einen Zettel mit einer Nummer und unten einen anderen Nummernzettel: der„ Schlüssel" für diese forrespondierenden Nummern, seit 1926 auch das Datum, Das, was dem deutschen Agrarier fehlt: der Gemeinsinn- hat in Dänemark gezeigt, daß gemeinsame Arbeit das höchste erreicht. Aber allerdings find in Dänemark die Großagrarier in verschwindender Minderheit. Wie soll aber bei uns der kleine Bauer den Veredelungsprozeß" vornehmen, wenn ihm die Futtermittel durch Zölle perteuert merden?
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Sonntag, 1. April 1928
2,40
Butter
Sehr maßgebend ist nun die Kopenhagener notierung, und wenn gesagt wird: der Butterpreis wird in London und in Berlin gemacht, so liegt dem die Tatsache zugrunde, a naturgemäß das stärkere oder schwächere Angebot in den beiden Haupiabnahmeländern auch den Preis für die beste Qualitätsbutter so in Kopenhagen beeinflußt. Nun ist augenblicklich, wie die dänischen Landbrugs raadets Meddelelser" erkennen lassen, der Zeitpunkt für eine Hauffe im Butterpreis gekommen: feit Wochen steigt der Preis. Ende Dezem ber 1927 taſtete 1 Kilogramm dänische Butter in London 3,26-3,29 Kronen, am 25. Februar 1928 3,37-3,44 Kronen. Diese Preis erhöhung wird sich fortsetzen, da in England wegen der Dürre in Neuseeland eine Berringerung des Exports dieses Landes um mindestens 10 Pro3. angenommen wird. Dieses Manto deckt England in den europäischen Ueberschußländern, die die Steigerung des Absages durch höhere Forderungen quittieren. Der deutsche Handel und der deutsche Erzeuger folgen nach.
Da die Dänen ihren Vorteil zu wahren missen, gilt der Verkauf dänischer Butter in Deutschland bzw. Berlin für ein„ PfennigGeschäft. 3u der Kopenhagener Notierung hat der Deutsche noch ein Ertra von 10-15 Kronen pro 100 Kilo zu zahlen, ferner trägt er den Zoll( 27% M. pro Doppelzentner), die Fracht ab Landesgrenze und die sonstigen Spesen. Nehmen mir z. B. Kopenhagener Notierung mit 3,32 Kronen, so ergibt sich als Endsumme der Betrag con 2,14 M. pro Pfund bei Abgabe an den Kleinhändler. Nur die Güte der dänischen Butter zwingt zu ihrer Auslage: das Publikum perlangt sie. Es wäre id; ön, wenn man das gleiche bald allgemein von der deutschen Butter fagen tönnte.
Mit einer praktischen Bemerkung wollen mir schließen: Die Hausfrau sollte stets darauf sehen, daß die Butter ous dem Dr is ginalfaß ausgestochen wird. Ein Kaufen der Butter in Baleten sollte möglichst vermieden werden.
Bormachtstellung Dänemarks auf dem internationalen jetzt in den Stand, Herkunft und Echtheit zu tontrollieren 50000 Selbstmorde jährlich in Europa
Buttermarkt. Seine Ausfuhrziffern sind im Steigen: 1913 maren es( mit Sahne) 102 400 Tommen, 1926 132 502 Tonnen, 1927 143 210 Tonnen. Davon gingen 1913 95 Broz. nach England, 3 Broz. nach Deutschland , dagegen 1927 70 Proz. nach England und 28 Broz. nach Deutschland . Wenn man sieht, daß die gesamte auf Milchwirtschaft beruhende Ausfuhr 1927 mit einem Wert von 469 396 000 Stronen( à 1,12 m.) selbst die Ausfuhr und Fleischproduktion um etwa 15 millionen Kronen übersteigt, so wird man den Schlüssel für die Weltstellung dieses agrarischen Wirtschaftszweiges in einem so fleinen Lande haben.
In den nom Reichslandbund auf der„ Grünen Woche" aus= gelegten Bropagandaschriften war zu lesen:„ Eine Frage an die deutsche Hausfrau. Sie entscheide: mas ist wichtiger? Einfuhr von ausländischem Käse und anderer Molkereiprodutte oder 80000
Menschen, Göttern gleich...
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4.
Das Klopfen und Summen in Mr. Barnstaples Ohren tönte mit rasender Geschwindigkeit lauter und lauter und stieg schrill zu äußerster Stärke an. Plöglich sprangen große Blize von violettem Licht von einer Rolle zur andern und fuhren durch die Quarantäneburg hindurch, als ob sie nicht
dort wäre.
Einen Augenblid lang war sie noch dort. Die Fahne flatterte toll auf und wurde vom Stod geriffen. Mr. Burleigh verlor seinen Hut, Mr. Catskill murde in halber Höhe sichtbar und fämpfte mit seinen Rodschößen, die aufgebläht wurden und seinen Kopf einhüllten. Im gleichen Augenblid sah Barnstaple , wie die Burg über dem unteren Teil des Felsens freiste, genau so, als ob ein unsicht: barer Riese das oberste Zehntel des Gebirgsstodes erfaßt hätte und es herumzwirbelte.
Und dann verschwand sie.
Als es geschehen war, erhob sich eine große Staubsäule an ihrer Stelle. Das Wasser in der Bucht sprang in riesigen Fontänen in die Luft und versprühte. Ein betäubender und dumpfer Schlag erschütterte Barnstaples Ohren. Ein Luftbrud hob ihn hoch, schleuderte ihn ein Dugend Yards fort, und er fiel mitten in einen Regen von Staub, Steinen und Wasser. Er murde gequetscht und betäubt.
Mein Gott! Mein Gott!" schrie er und erhob sich mühsam mit heftigem Uebelfeitsgefühl in die Knie.
Er jah noch flüchtig, daß der Gipfel des Quarantäne felfens fo glatt abgeschnitten war, wie ein Käse, der mit einem scharfen Messer durchschnitten worden ist. Und dann hatten Müdigkeit und Erschöpfung freie Bahn. Er fiel vornüber und lag bewußtlos da.
Drittes Buch. Ein Jünger in Utopien. Die friedvollen Hügel am Fluffe.
1.
,, Gott hat mehr Universen erschaffen, als es Buchseiten in sämtlichen Büchereien der Erde gibt; umgeben von der Vielheit seiner Welten soll der Mensch lernen und wachsen in alle Emigfeit."
Mr. Barnstaple hatte das Gefühl, als ob er non Stern
In Berlin versorgt eine recht fleine 3ahl von Groß Grossisten den Detailhandel mit Butter. Ihnen steht aber eine bedeutend größere Zahl von Klein Grossisten gegenüber, die auch dem kleinsten Abnehmer die Ware liefern. Eine Machtstellung für sich üben die Groß Detailleure aus, jene allen Berlinern bekannte Schar von Butterhändlern, die Dußende von Filialen unterhalten. Auch der Konsumverein hat seine Position für sich.
A
zu Stern und von Horizont zu Horizont schwebe, durch unaufhörlich wechselnde und wunderbare Daseinsformen. Er überschritt die Schwelle des Seins. Er glitt eine Ewigkeit lang unermeßliche Klippenwände hinunter, er zog von Ewigkeit zu Ewigkeit in einem Strom unzählbarer fleiner Sterne. Zuletzt fam ein Zustand tieffter Ruhe. Hier war ein Himmel mit gleichmäßigen Wolfen, erwärmt durch das Licht einer untergehenden Sonne, und amutig gewellte Hügel hoben sich vom Horizont ab mit goldglänzenden Grasflächen auf den Gipfeln, fie trugen dunkelpurpurne Wälder und Didichte und Flächen von blaßgelbem, reifendem Korn auf ihren gewölbten Hängen. Hier und da sah man fuppelförmige Gebäude und Terrassen, blühende Gärten, fleine Billen und große glänzende Wasserbecken.
Auf den Hängen umittelbar unter ihm und um ihn herum standen viele Bäume, die wie Eukalyptus aussahen, nur daß fie dunklere Blätter hatten; und schließlich fiel das Land gegen ein sehr breites Tal ab, durch das sich ein leuchtender Fluß gemächlich in großen halbkreisförmigen Bogen schlängelte, bis er im Abendnebel unsichtbar wurde.
Durch eine leichte Bewegung veranlaßt, mandte Barn staple seine Blicke und entdeckte Lychnis, die neben ihm saß. Sie lächelte ihm zu und legte den Finger an die Lippen. Er hatte den unbestimmten Wunsch, sie anzusprechen, lächelte schwach und bewegte den Kopf. Sie stand auf und glitt von ihm fort, am Kopfende feines Lagers vorüber. Er war zu schwach und gleichgültig, um den Kopf zu heben und zu ichauen, wohin sie gegangen war. Aber er fah, daß fie an einem weißen Tisch gesessen hatte, auf dem eine silberne Schale voll tiefblauer Blumen stand und die Farbe der Blumen hielt ihn fest und zerstreute die erste schwache Regung von Reugierde.
Er mußte nicht, ob in dieser utopischen Welt die Farben wirklich leuchtender waren oder ob etwas in der Luft mar, das seine Wahrnehmungen lebendiger und flarer machte.
Hinter dem Tisch waren die weißen Pfeiler der Loggia. Ein Zweig von einem dieser eukalyptusähnlichen Bäume mit Blättern aus dunkler Bronze reichte non außen ganz dicht heran. Musit ertönte. Es war ein feichtes Riefeln von Tönen, die tröpfelten und liefen, nur ein unscheinbares Bäch lein, schwacher, reiner Töne am Rande seines Bewußtseins, der Sang eines Debussy aus Feenland.
Friede...
2.
Deutschland an dritter Stelle.
In Genf murde dieser Tage die offizielle Selbstmordstatistit in den europäischen Staaten veröffentlicht. Aus dieser geht hervor, daß in Europa durchschnittlich 50 000 Selbstmorde jährlich verübt merden. An erster Stelle stehen Ungarn und die Tschechoslowakei mit 26 Selbstmorden auf 100 000 Einwohner, dann folgen Deutsch land mit 23, Desterreich mit 22, Frankreich mit 17, Estland mit 15, Schmeden und Dänemark mit je 14, Finnland mit 11, Großbritan nien mit 10, Italien mit 8, Holland mit 6, Norwegen mit 5 und Spanien mit 4 Selbstmorden auf 100 000 Einwohner. Als Hauptursachen werden angegeben materielle Not, Religiosität, Verzweiflung infolge unheilbarer Krankheiten usw. Die Selbst morde aus unglücklicher Liebe sind in der Nachkriegszeit bedeutend zurückgegangen.
Er war auf eine so gewaltige und heftige Weise umgeworfen und betäubt worden, daß er es bis jetzt noch nicht erfaffen fonnte, wie es geschehen war.
Dann waren Leute um ihn herumgestanden und hatten über ihn gesprochen. Er erinnerte sich an ihre Füße. Er mußte vornüber gelegen sein, mit dem Gesicht ganz dicht am Boden. Dann hatten sie ihn umgedreht und das Licht der aufgehenden Sonne hatte ihn geblendet.
3wei freundliche Göttinnen hatten ihm in einer Schlucht Kind war er im Arme einer Frau fortgetragen worden. Daam Fuße hoher Felsflippen eine Stärkung gereicht. Wie ein nach hatte er dunkle und verschwommene Erinnerungen an eine lange Reise, einen langen Flug durch die Luft. Dann fam folgendes: die Vision einer riesigen Maschinenanlage, losgelöst von anderen Erscheinungen. Einige Beit hielt sein Bewußtsein diese Erscheinung in Form einer Frage fest und ließ fie dann aus Schwäche fallen. Da waren Stimmen, die miteinander berieten, der Stich einer Injektion und ein Gas, das er einatmen sollte. Und Schlaf- oder Schlafzustände, Schlafperioden mit eingestreuten Träumen... Nun zu der Schlucht; wie war er dort hingekommen?
Licht
Die Schlucht in einem anderen, einem grünlichen mit Utopen, die sich mit einem großen Kabel abmühten. Plötzlich stand, fest umrissen und flar, das Bild des Gebirgsstodes vor ihm, wie sich der Burgfelfen gegen den hellen blauen Morgenhimmel auftürmte und wie dann seine Spize mit der flatternden Fahne und den zerzausten Gestolten abgedreht wurde und wie sie langsam und beständig wie ein großes Schiff, das mit seinen Flaggen und Fahrgästen aus dem Dod ausfährt, ins Unsichtbare und Unbe fannte verschmand. Das ganze Wunder des großen Erlebnisses fehrte in Barnstaples Gedächtnis zurüd.
3.
Er setzte sich auf und blidte fragend um fich; Lychnis erschien wieder an feiner Seite.
Sie setzte sich dicht an sein Bett, schüttelte einige Stiffen in feinem Rüden zurecht und redete ihm zu, fich darauf zurückzulegen. Sie erklärte ihm, daß er von einer Krankheit geheilt und nicht mehr anstedend, aber noch sehr schwach sei. Bon melcher Krankheit? fragte er sich selbst. Es murde ihm mun mehreres flar, was fich zuletzt abgespielt hatte.
,, Es war eine Epidemie," sagte er, eine Art gemischter Epidemie von allen unseren Infektionen."
( Fortsetzung folgt.)