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Es wurde mir gesagt, daß in der Posamentenindustrie die Der Widerspruch zwischen beiden Mittheilungen desselben ist, daß obdachlose Personen einem Schuhmann gegenüber eine Vorschrift der elfstündigen Arbeitszeit der Arbeiterinnen über Beamten über dieselbe Industrie( Puppenbranche) hebt sich, wenn Majestätsbeleidigung ausstießen, um im Gefängnisse gegen 16 Jahre dadurch zu umgehen gesucht werde, daß man den man seine eingehenden Schilderungen über die Art der Her- Kälte und Hunger geschützt zu sein. Das Gericht hat jerner cr Arbeiterinnen der Posamentenfabriken, in denen nie länger als stellung der Puppen, das Jueinanderarbeiten der Hausindustrie tannt, daß Herr Liebknecht seine Worte so vorsichtig gewählt elf, beziehungsweise zehn Stunden gearbeitet werde, bei und Fabrik beachtet. Die kleinen Unternehmer auf dem Gebiet habe, um teine Majestätsbeleidigung zu begehen. ber dringendem Geschäftsgang Arbeiten mit nach Hause der Industrie wie des Handels- auf leyterem repräsentirt durch die und nun kommt das Bergehen Liebknecht's , das er mit vier gebe. Angeblich sollen die einheimischen Fabriken durch das Ramschaufläufer- sind es, denen die Hausindustrie die größten Vor- Monaten Gefängniß büßen soll, der Angeklagte hätte sich Vorgehen der Konkurrenz in Norddeutschland und theile bringt, und die größeren Fabrikanten sind ihr entgegen, fagen müssen und hat auch damit gerechnet," wie das Ge Sachsen, wo diese Praxis schon längere Zeit gehandhabt weil sie ihnen eine um so unbequemere Konkurrenz macht, als sie richt für festgestellt" erachtet, daß unter seinen Zuhörern solche werde, gezwungen worden sein." durch die Arbeiterschuß- Gesetze verhindert sind, die jugend- wären, die seine Aeußerung als Majestätsbeleidigung hätten Im Bericht für 1894 finden diese Angaben ihre volle Be- lichen Arbeiter und Arbeiterinnen so auszubeuten, wie sie auffassen können! ftätigung. Die preußischen Berichte für 1894 berichteten über dies früher genau so wie so wie die Hausindustriellen thaten. Wir haben es hier also wiederum mit einer Anwendung diese Beschäftigung der Arbeiterinnen zu Hause na ch 11 stündiger Diesem Interessenstandpunkt gab auch der großindustrielle Freiherr jenes Eventual Dolus " zu thun, der in letzter Zeit Fabrikarbeit aus dem Regierungsbezirk Schleswig von einer Heyl zu Herrnsheim( am 14. Januar 1895) im Reichstage Aus- wiederholt Gegenstand schwerster Angriffe von seiten der politisa, en großen Netfabrik, aus Hildesheim von Konserven- drud, als er erklärte: und juristischen Fachpresse geworden ist. Auf die Konsequenzen fabriken, und aus Köln , wie wir in Nr. 191 des der Anwendung dieses Dolus haben wir mehrmals hin Vorwärts" vol 17. August 1895 eingehend darlegten. gewiesen. Je mehr der Eventual- Dolus zu Ehren sommt, Die Amtlichen Mittheilungen" melden dasselbe Vorkommniß desto trauriger wird es mit der Rede und Preß= in Döbeln ( Sachsen ), wo in der Strumpf, Handschuh, freiheit stehen. Denn das gesprochene und das geschriebene Bekleidungs und Bigarrenindustrie„ den Arbeiterinnen Wort, sie sind es, die gleichmäßig schwer von dieser Recht im Bedarfsfalle Arbeitsmaterial ausgehändigt wird, dessen weitere Schon recht nur ist das Handwerk genau derselben sprechung getroffen werden. Wenn sich jeder Redner sagen soll, Bearbeitung alsdann während der Feierstunden in Inspektion zu unterstellen, wie die Hausindustrie und der Handel. diese oder jene Aeußerung könnte möglicherweise von irgend der Wohnung der Arbeiterinnen erfolgt". Der Das Unternehmerthum sündigt überall gegen Gesundheit und jemandem als firafbar angesehen werden; wenn jeder Beamte, offenbar ein Harmonie Apostel , fügt gerührt hinzu: Wohlfahrt der Arbeiter, wo es nicht durch ein Gesetz oder die Redakteur bei dem Niederschreiben eines Satzes daran denken ,, und zwar in ihrem Interesse, sowie dem des Arbeit- Organisation der Arbeiter daran gehindert wird, und gerade foll, diefer Sab tönnte von einem ausgesucht beschränkten gebers". das Handwerk hat nicht blos vereinzelt solche Meister, wie sie Leser oder einem ausgesucht sindigen Staatsanwalt für eine Welch' ein weiser Daniel! Freilich, wenn alle Beamten der Bericht aus Ohlig im vorigen Artikel schilderte. Beleidigung angesehen werden- wer ist dann auch bei der vorDeswegen müssen die Schutzbestimmungen auf Hausindustrie, sichtigsten Handhabung der Rede oder Preß, freiheit" noch nungen auf eine Ausdehnung der Schutzgesetze noch schlechter Geschäfte und Handwerk ausgedehnt werden, und zwar wird vor dem Gefängniß sicher, wenn er zu dem Schluß kommt: aus als ohnehin. Die anderen Gewerbe- Aufsichtsbeamten aber, dies im Anschluß an die gleichen Bestrebungen in England nein, so beschränkt ist kein Leser, und so findig ist kein die darüber berichten, haben einen etwas tieferen Einblick in das geschehen, über die Freiherr Heyl zu Herrnsheim in jener Rede Staatsanwalt, hier eine Beleidigung hineinzuhören oder wirthschaftliche Getriebe gethan und wünschen, so wie verschiedene sagte: hineinzulesen! Unternehmerkreise, die Einbeziehung der Haus industrie unter das Arbeiterschuß- Gesetz.
Bereits im Bericht für 1893 hatte der Beamte für Breslau sich in diesem Sinne geäußert und den diesbezüg lichen Wunsch einer Strohhut- Arbeiterin mitgetheilt. Der Beamte für Köln hatte die Ausbeutung der Arbeiterinnen in der Konfettionsbranche sehe zutreffend geschildert, in der während der Saison Arbeitszeiten bis zu 16 Stunden herrschen.
berg.
Die Hausindustrie muß einer besonderen Inspektion unter stellt sein, weil die Ausbeutung der Arbeiter, wie sie dabei stattfinden kann, den Handwerkerstand berührt und schädigt. In England hat man mit dem sogenannten Sweating, dem Schwigsystem, ähnliche traurige Erfahrungen gemacht."
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Die Engländer haben sich entschlossen, diesem Unwesen Wir beklagen es also auch aus Aulaß des Falles Liebknecht, wirksam dadurch entgegen zu treten, daß man verbietet, daß sich unsere gelehrte Rechtsprechung in der besten Absicht Arbeiter in Lokalen zu beschäftigen, welche natürlich, dem Staate zu dienen- immer weiter entfernt von dem für die Unterbringung von Menschen ungeeignet sind, einfachen und ungefünftelten Rechtsempfinden des Laien, des und machen auch die Hausbesitzer dafür verant Volkes. Hier begreift man ein Vergehen und Verbrechen als wortlich, daß in sochen keine Arbeit geduldet wird, wodurch solches nur, wenn es unzweifelhaft klar vorliegt, mit Absicht be fich die Löhne erhöhen müssen." gangen, mit handgreiflich faßbarer Wirkung vollendet. ie Konstruktion der Vergehen und Verbrechen aus einer psychologisch ganz unhaltbaren Theorie heraus fehlt hier, in den Kreisen des Laienthums, also des Volkes, jedes Verständniß. Die Juristen mögen das bedauern und mögen daraus ungünstige Schlüsse ziehen auf die Intelligenz des Volkes der Deuter". Wir aber bedauern von unserem Standpunkte aus weit mehr die Entfremdung vom schlichten und natürlichen Volksempfinden, zu der es unser Gelehrtenrecht allmälig gebracht hat. Wie weit dabei das Vertrauen des Volkes in die Rechtsprechung in Mitleidenschaft gezogen wird, steht auf einem anderen Blatt
Pechstimmen
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Sehr richtig! Die Durchführung des Arbeiterschutzes in der Hausindustrie liegt im Interesse der armen Hausarbeiter wie im Kostümgeschäfte mit 60, 80 bis 120 Arbeiterinnen sind Interesse der indirekt durch jene geschädigten Arbeiter der zahlreich vertreten. Ein Arbeitgeber erklärte unumwunden, Fabriken. Die Mittheilungen der Deutschen Gewerbe- Aufsicht sind daß er für den Fall der Einbeziehung der Werkstättenbetriebe zwar mangelhaft und eine gründliche Enquete ist dringend zu in die einschlägigen, beschränkenden Vorschriften die Werk fordern, aber sie geben immerhin Material ,, das sehr brauchbar stätte in Einzel- Hausbetriebe auflösen werde. Es er- ist, um dem auf dem Breslauer Parteitage ausgesprochenen Wunsche scheint daher erwünscht, daß Werkstättenbetriebe und gemäß, in eine lebhaftere Agitation gegen die Hausindustrie ein Hausindustrie womöglich gleichzeitig den bezutreten, züglichen Vorschriften unterworfen werden." Aehnliche Mittheilungen macht der Beamte von AnnaBei ihm beschwerten sich die Fabrikanten der Posamenten- Industrie, daß Verlagsfirmen, welche in der Politische Weberlicht. Hausindustrie arbeiten, und die Waaren in den eigenen Räumen nur noch marktfertig machen( ausschlagen) lassen, als Fabriken Die Berliner Zeitung " schreibt, indem sie gleichBerlin, 15. November. nicht angesehen werden und deshalb auch keinerlei Einschränkung zeitig die Verurtheilung des Redakteurs des antisemitischen Zum Prozeß Liebknecht wird uns aus Breslau in bezug auf die Arbeitszeit der Arbeiterinnen unterlägen, die Deutschen Michel " zu 2 Monaten Festung berücksichtigt: bis in die Nachtstunden hinein beschäftigt würden. Wir gönnen dem Herrn vom„ Deutschen Michel " von geschrieben: Unter den zahlreichen Rechtsanwälten und Dagegen muß der Beamte für Roburg- Gotha fon Herzen, daß er so gut davongekommen ist. Wenn nicht das Be- sonstigen Juristen, die den Prozeßverhandlungen folgten, ftatiren, daß Fabrikanten der Spielwaaren- Industrie dürfniß nach Reklame, die das Blatt mit diesem Majestäts- war nur eine Stimme, daß das Erkenntniß, dessen WiderNeuburg bei Koburg auf das ganze Schutzgesetz beleidigungs- Prozeß ja bereits in ausgiebigfter Weise getrieben hat, sprüche auch dem Laien in die Augen springen, unmöglich, pfeifen. Sie nehmen es zur Zeit eines flotten Geschäfts es zu einem Rückfall verleitet, wird der Deutsche Michel " wohl so wie es mündlich motivirt ward, aufrecht erhalten werden ganges mit der Einhaltung der Arbeitszeit für jugendliche Artünftig darauf achten, Fürsten und Juden strenger auseinander kann. Denn die Wortfassung, welche laut Feststellung die beiter und Arbeiterinnen nicht genau." zu halten. Wir hätten uns aber auch gefreut, wenn die Breslauer Majestätsbeleidigung ausschließt, gilt auch für den
int
Obwohl der Aufsichtsbeamte nicht gleich ftrafend einschritt, warnen ließ, fand er auf Seiten der Fabrikanten Gesondern die Fabrikanten durch den Gemeindevorstand erst ver
reiztheit und Widerwilligkeit.
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zit Liebknecht's Derurtheilung.
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und
Richter den alten Liebknecht dem„ Deutschen Michel " zur Gesell Ausdruck, in welchen mit Hilfe des dolus eventualis- verurtheilten Redakteur ist gewiß ein talentvoller junger daß die Annahme der Majestätsbeleidigung für diesen Ausfchaft gegeben bätten. Der legtere- wir meinen natürlich den die Majestätsbeleidigung hinein gelegt ward. Dazu kommt, Mann, der wohl ein besseres Loos verdient, als die Preßsünden druck mit der gerichtlichen Feststellung, daß Liebknecht Diese leinen Fabrikanten behaupten, eine genaue und eines Bigblattes, das außer dem Staatsanwalt niemand fennt und druck mit der gerichtlichen Feststellung, daß Liebkneck; t gewiffenhafte Durchführung der§§ 186 und 187 sei für derartige iemand steht, auszubaden; aber hat er, wenn man die sogenannte die Absicht der Majestätsbeleidigung nicht gehabt, ja Geschäfte unausführbar oder würde einer Vernichtung aller Gerechtigkeit in betracht zieht, einen Anspruch auf beffere Behand: sogar das Bestreben gehabt eine solche zu vermeiden, Werkstätten gleichkommen und die Arbeit in die noch viel ung, als Liebknecht, dem, mag man seinem politischen Standpunkt sich schlechterdings nicht verträgt. ungünstigere Hausindustrie drängen." auch noch so fern stehen, doch niemand das Beugniß eines Die„ Echlesische Zeitung", deren schmähliches Treiben Und gegen diese Hausindustrie bäumen sich die Fabrikanten vollendeten Ehrenmannes, eines überzeugungsteuen Politikers von Liebknecht nach Verdienst gebrandmarkt ward, steckt den auf, nicht, weil die Arbeiter dort noch mehr verelenden, sondern und wissenschaftlich hervorragenden Kopfes versas wir? Und, Vorwurf der Denunziation ruhig ein. Sie meint nur, fie weil sie selbst geschädigt werden. Derselbe Beamte schreibt: wenn nichts anderes, so sollten doch Liebknecht eine Jahre Die Fabriken haben von der Hausindustrie viel zu leiden, ein Anrecht auf diejenigen Richfichten gewähren, welche das habe die besonders charakteristische Stellen der Liebknecht indem die Hausindustriellen meist ihre ohne Bestellung ge- Gesetz den politischen Majestatsbeleidiger angedeihen läßt, fchen Rede gebracht." Ganz recht! aber in einer Form, machten Arbeiten um jeden Preis verkaufen müssen und deshalb indem es zwischen Gefängnißft fe und Geungshaft die Wahl daß sie eine grobe Majestätsbeleidigung darstellte an Austäufer und Kaufleute zu Preisen anbieten und ablassen, läßt. Freilich, Liebknecht ist Goialdemarat und der Deutsche mit nicht mißzuverstehendem" Wint an den Staatsan welche faum die Herstellungstoften decken. Dabei wird auch Michel" streng monarchisch". Wir sollten aber meinen, daß, walt. häufig so schlecht gearbeitet, daß die Waaren nur wenn man überhaup Majestätsbeleidigungen bestraft, der durch die Ramschauffäuser, nicht aber auf den Fabriklagern monarchisch gesinnte Beleidiger eine schärfere Beurtheilung verzu verwenden sind. Die Fabrikate werden dadurch in den dient, als der Republikaner.". Breifen wie im Renommee wesentlich geschädigt. Die Fa- Die Volts 3eiting" schreibt im Anschluß an einen brikanten sowohl wie eine große Zahl älterer Fabritarbeiter ausführlichen Bericht über Prozeßverhandlung: stehen deswegen der Hausindustrie nicht günstig gegenüber." Durch diesen Ausgang der Sache ist der Prozeß Liebknecht Der Beamte fügt dann hinzu, daß viele Fabriken, bes ein neuer lehrreicher Beitrag geworden zur Charakteristit sonders in den verschiedenen Puppenbranchen, die Haus- unserer gelehrten Rechtsprechung. Die Abficht, den Kaiser zu beindustrie nicht entbehren können. Gleich darauf aber leidigen, hat Liebknecht nicht gehabt. Das hat das Geschreibt er: richt zugegeben. Er müßte in der That, wie sich der Angeklagte mit recht ausdrückte, wahnsinnig gewesen sein, wenn er hätte den Kaiser absichtlich beleidigen wollen. Das thut doch nur jemand, der wirklich unzurechnungsfähig ist oder der darauf brennt, eine Anzahl von Monaten im Gefängniß zu fißen, wie es in harten Wintern in Berlin zuweilen vorgekommen
" Es ist deshalb ein Frrthum, wenn allgemein angenommen wird, daß die Fa britanten die Hausindustrie drückten und ausnüßten. Vielmehr ist es der Handel und die Auffäufer, die Noth und die schlechte Arbeit, welche saugend, drückend und entwerthend auf Hausindustrielle und Fabriken wirkt."
wäre es ihm sogar lieber gewesen, wenn sie hilflos gejammert und am ersten Tage dem Vater gleich alles verrathen hätte.
Als sie ihn aber wieder einmal scherzend ermmuterte, seine geheimen Sorgen zu vergessen und ihm fröhlich in die Augen lachte, da platzte er doch heraus:
Anna, gelt... Du glaubst noch an Gott ?"
Sie sah ihn groß an, ihre Büge wurden sehr ernst. Aber Franz, wie kann Du nur so fragen?" " Hab' i Dir weh gethan?"
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Des net, aber i versteh' die Frag' net."
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,, Weil ich Dich lang net so liab g'habt hab, als wie heut, wo ich' nunterspring', wenn Du's verlangst!" Sprachlos starrte er sie au. Sie lächelte bitter. Gelt, ich bin recht schlecht word'n," sagte sie nach einer langen Pause, recht schlecht, seit..
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Anna, um Gotteswillen, so was mußt D' net sagen!" Sie feufzte.
" I kenn' Deine Gedanken schon, wenn Du zu mir auch noch nix g'sagt hast. Gelt, Franz, Du wunderst Dich halt, daß i so ruhig, und so... so gleichgiltig bin, daß i in d' Kirch' geh..." Anna!"
Schau, Anna," fing er wieder an, ich hab' Dich, es find freilich scho mehrere Monat her, oben in der Gaifweiß scho, Franz, aber schau, i kann nig dafür. schlucht auf der Brücken, einmal g'fragt, ob Du mit mir da Vielleicht wunderst D Dich noch viel mehr, wenn i Dir ' nunterspringen föunt'st. Du hast Dich damals so entsegt, jag', daß i noch nie in mei'm Leben so freudig zu mei'm und i hab wohl g'merkt, daß i Dein Glauben da beleidigt Herrgott bet' hab', wie g'rad von dem Tag an, wo i ganz hab. Befinnst Di noch?" Dein g'hör."
In Kiel wurde am Freitag, wie uns ein Privattelegramm mittheilt, unser Genosse Poller, Redakteur der Schleswig- Holsteinischen Volkszeitung", wegen angeblicher Majestätsbeleidigung zu 9 Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Staatsanwalt hatte 1 Jahr 3 Monate Gefängniß beantragt.
So vergeht fast kein Tag, ohne daß wir genöthigt sind, eine solche Berurtheilung zu melden. Die Opfer sind pers sönlich zu bedauern, an der Sache, der durch die neue Aera bibiger Strafverfolgungen der Garaus gemacht werden soll, prallen die Verfolgungen wirkungslos ab. Auch diese Verurtheilungen stärken das Solidaritätsgefühl des kämpfenden Proletariats.
Die milde Luft eines dämmernden Frühlingsabends umfing ihn auf dem Bühel. In den kahlen Baumkronen schwebte bläulicher, zarter Duft und in feinen Nebelstreifen wogte es auf dem dunftigen, braunen Boden. Ein heller, zitronengelber Schein strömte im Westen zum dunkelnden Himmel empor und intensiv leuchteten die vergoldeten Kreuze des Friedhofs an der weißen Mauer der Kirche.
Der Lehrer hatte keine Augen für die Pracht des lauschigen Abends. Er watete durch den Schmug der aufgeweichten Straße zum Wirthshaus, wo er jetzt, da er öfters zusprach, ein gar beliebter Gast geworden war.
Heute hieß ihn in der dunkeln Stube Frau Kreiltmayer willkommen, die mit einem Burschen hinter dem brummenden Kachelofen saß. Als sie Licht brachte, erkannte der Lehrer in dem stummen Gaste den Lechner Toni, der am Tische kauerte und schwer betrunken zu sein schien. Seine Art mit den starken Seilen hatte er neben sich auf Es dämmerte langsam in ihr auf. Was vor jener Ja, aber... wenn Du beichten mußt, Auna?" fragte die Bank gelegt und seinen schäbigen Filz verkehrt aufNacht lag, in der sie sich ihm hingegeben hatte, schien ihr er und sah verlegen zu Boden. gefeßt. Die langen Spigen seines blonden Schnurrbarts, wie verschwommen und sie mußte sich erst langsam darauf Glaubst, mir wär' davor bang? Ich hab' nix auf die nach unten hingen, rahmten das unrafirte Kinn ein befinnen. Er wollte noch etwas erwidern, aber er brachte es der Stube herum.
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" weiß scho noch," sagte sie endlich ganz leise dem Gewissen, was ich net beichten könnt", sagte sie feft. und die grauen Augen irrten rauflustig und verwegen in
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Siehst, Anna, des war von mir net recht, daß nicht heraus. Gedankenlos füßte er sie und verabschiedete setzte sich an einen anderen Tisch und schenkte dem Burschen i Dir so was g'sagt hab', denn... Du wirst es ja sich. Anna sab ihm lange nach, als er zum Pfarrhaus keine Beachtung. Doch der Toni verstand sich Geltung zu selber wissen.• das war ja a Dummheit von mir, es ging, wo er noch am selben Abend die Verlobung des Försters verschaffen. a Sünd!" Göpfert mit der Poiten Kathi erfuhr. Wäre er schuldlos" He! no a Maß her, Wirthshaus! Heut kummit's gewesen, so hätte ihn gerade diese Mittheilung heiter gestimmt, mer net drauf an. No, werd's bald? Wirthshaus, Saufweil hier ein roher Gimpel so plump in das Netz ging, jezt aber haus!" regte sie ihn auf. Er überlegte sofort, ob ihm nicht durch seine Mitwissenschaft von Kathi's Verhältniß Nachtheile er wachsen könnten, und suchte den Augen des Geistlichen aus zuweichen, die wieder so seltsam auf ihm zu ruhen schienen. Wie konnte er früher diesen Blicken begegnen, als er noch ein gutes Gewissen hatte!
Er hatte es glücklich heraus, was er sagen wollte und blickte sie erwartungsvoll an. Anna senkte die Augen und schwieg. Deutlicher tauchte die Szene vor ihr auf. Damals und heute!
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" Du mußt mir net bös sein, Anna, daß i von dem Zag no amal aug'fangt hab," bat er zögernd. Sie schaute ihn ruhig an. Aus ihrem Blicke sprach eine unendliche Zärtlichkeit:
" I bin Dir net bös, Franz," sagte sie sauft.„ Ich hab' damals Unrecht g'habt, net Du."
" Wieso?"
Bald nach Tische bat er um die Erlaubniß, ausgehen zu dürfen und schlich davon.
Gattl war dieses Zusammentreffen nicht angenehm. Er
Die Wirthin brachte das Verlangte und nahm ihm gegenüber auf der Bank Platz, wo sie sich mit halber Wendung dem Lehrer zudrehte und den linken Arm auf Die Lehne, den rechten auf die Tischplatte stemmte. Nachdenklich zog sie die breite Unterlippe herauf und stierte ins Leere.
Was fagen S' denn nur zum Herrn Förster und zu der Kathi, Herr Lehrer? Ha, des war a Ueberraschung?" fragte sie endlich. ( Fortjeßung folgt.)