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Beilage

Montag, 2. April 1928

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Der Abend

Spalausgabe des Vorwärts

REVARTRE MOY

Was die Geheimarchive verraten.

Bismarck   als Umstürzler und Verschwörer/ Bon Hermann Wendel  .

Wie, der Mann des Sozialistengeseges, der grimme Unter­brüder der Arbeiterbewegung, der entschlossene Bekämpfer jeder revolutionären Regung nah und fern, selbst ein Umstürzler und Ver­schwörer? Jawohl, fein Zweifel, er war in Umfturz und Ver­schwörung verstrict; mur handelt es sich nicht um den satten Bis mard des saturierten Deutschland   nach 1871, sondern um den hung rigen Bismard des hungrigen Preußen von 1866, der daran ging, die deutsche Frage mit Blut und Eisen zu lösen". Daß sein Borstoß gegen den Deutschen Bund  , gegen das altehrwürdige Haus Habsburg, gegen die ganze legitime Staatenordnung des Biener Rongresses ein Stüd Revolution war, blieb schon den Zeitgenossen nicht verborgen; selbst der nicht übertrieben scharfsichtige Wil helm L. prallte vor den Plänen seines Ministerpräsidenten entsetzt zurüd: Das ist ja die Revolution, was Sie mir vorschlagen." Be­fannt ist auch Bismards Ausspruch aus jenen Tagen: Wenn es um die Eristenz Preußens geht, alliiere ich mich mit der Revo. lution, und wo ich Hilfe finde", aber erst die sich jetzt offenherziger erschließenden Geheimarchive verraten, in welchem Maße er damals die Verwendung revolutionärer Mittel vorbereitete.*)

Das Bündnis mit 3talien.

Schon das Bündnis mit Italien   gehörte dazu, denn dieser Staat war allen reaktionären und fonservativen Gemütern in Europa   ein Greuel, weil er durch einen Sieg des nationalen und demokratischen Prinzips über den Legitimitätsgedanken entstanden war; das Herz auch der preußischen Junker schlug mit dem davongejagten König beider Sizilien, während ihnen Bittor Emanuel I., wie Napoleon III.   auch, als frecher Usurpator gaft. Bis mard aber, dieser über alle Legitimitätsvorurteile erhabene, hundeschnäuzig fafte Realpolitifer fuchte nicht nur bei Napoleon Rüdenderung und bei Bittor Emanuel Bundeshilfe gegen die Habsburger  , fondern zog auch aus dieser Waffenbrüderschaft mit revolutionären Mächten weitgehende Folgerungen. Sicher zollte er der Auffassung Beifall, die der preußische Gesandte in Florenz  , Rarf Graf D. 11 fe dom, damals in einem bisher unveröffentlichten Bericht entwickelte:

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Wenn es Defterreich erlaubt wird, seine fremden Bölker über Deutschland   hin gegen uns zur Schlachtbank zu führen, so werden auch mir diesen Böltern beweisen dürfen, wie sehr dies ihrem eigenen Interesse widerspreche. Wir werden ihnen die Mittel geben dürfen, im Kriegsfall sich diesem selbstmorderi fchen Mißbrauch ihrer Nationalität gegen die unsere zu widerlegen. Durch diesen Widerstand seiner Völker wird Defterreich vor Europa   als eine fünftlich fon­ftruierte Macht erwiesen, die fein Recht hat, fich mit den naturgemäßen, in nationaler Einheit beruhenden Staaten auf gleiche Stufe zu stellen.

Diesem Gesichtspunkt entsprach Bismards tollkühner Plan, da er sich zu einem Kampf auf Leben und Tod rüstete, Defterreich durch Aufwiegelung seiner Böller von innen heraus zu fprengen. Daß fich diese Bölfer in gottgewollter Abhängigkeit" von einem legitimen Herrscher" befanden, für solche Sentimentalitäten hatte er nur ein Achfelzuden. Die preußische Notwendigkeit gebot es- hoch die Revolution!

Die Unterstützung der ungarischen Umstürzler.

Habsburgern unterworfene oder benachbarte Slawen bearbeitet, nämlich die Serbobroaten.

Durch den preußischen Konsulatsverweser in Belgrad  , Dr. Lau­bereau, wußte Bismard, welcher Sprengstoff in Serbien  aufgehäuft war. Er kannte auch den Namen des Majors Dresch towitsch, der, ursprünglich t. t. Hauptmann, für den Obreno witsch die unterirdische Arbeit unter den Südslawen der Donau­monarchie leitete. Als darum am 10. Juni 1866 auf Einladung der General Türr in der Wilhelmstraße erschien, gebürtiger Ungar, ehedem Offiziersbursche in einem österreichischen Regiment, 1849 als Leutnant zu den Piemontesen übergelaufen, aufgestiegen bis zum Generaladjutanten Bittor Emanuels und mit einer Prinzessin Bonaparte verheiratet, mar der preußische Staats­mann rasch nicht nur über die ungarische Angelegenheit, sondern auch über die füdflawischen Zusammenhänge im Bilde. Als er erfuhr, daß mit den Ungarn   auch die Serbokroaten in Bewegung gejetzt werden müßten, nickte er Gewährung, und da er gegen den Preis, der sie ins Feuer locken sollte, die Errichtung eines großen südslawischen Reichs aus österreichischen und tür­fischen Gebieten mit Serbien   als Kern, gewiß nichts einzumenden hatte, schob er Türr ein Tintenfaß hin, damit er in einer mit feinem Vertrauensmann Dresch to witsch vereinbarten Chiffre eine Depesche niederschreibe:

142 70 207 310 115 49 182 228 389 153 176 122 46 65 38 236 205 114 141 und so fort.

Bismard nahm das mit Zahlen bedeckte Blatt, Nebte es

auf einen größeren Bogen und schrieb mit den Haken seiner charat­teristischen Schrift darüber:

Consul Herrn Lo(!) bereaux Belgrad  . Teilen Sie das Folgende an Oreskovich mit, der es sich entziffern wird. So ging die Depesche fort; es war die Weisung, daß die Lunte angesteckt werden konnte.

Doppelt genäht hält besser!

Damit doppelt genäht besser halte, befahl Bismard am gleichen Tage dem Legationsrat v. fuel, sich eilends zu Ver handlungen über nähere Zusammenarbeit mit der serbischen   Regie­rung nach Belgrad   aufzumachen. Gezwungen, auf Umwegen zu reisen, fonnte der preußische Emissär erst am 8. Juli dem Fürsten  Mihailo seine Botschaft ausrichten. Aber obwohl Königgräß die Wagschale inzwischen zugunsten Preußens gesenkt hatte, hielt sich der Obrenowitsch sehr zurück, denn einmal schien die Türkei  drauf und dran, selbsttätige Bewegungen ihres Basallen mit Waffen­gewalt zu hindern, zum anderen rieten Rußland   und Frankreich   ab, zum dritten stand zu befürchten, daß auch ein geschlagenes Defter. reich immer noch stark genug sein werde, das kleine Serbien   emp­findlich zu züchtigen, und zum letzten nahm Belgrad   nicht ohne Grund an, daß es mit der Aufstandsbereitschaft der Ungarn   nicht weit her sei.

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Aber an Bismard lag es wahrlich nicht, daß sich damals nicht Italiener und Madjaren, Tschechen   und Serbokroaten gegen die Habsburgerherrschaft erhoben und die Donaumonarchie in Stücke schlugen; um ein Haar wäre er der Geburtshelfer eines tschechischen und eines südslawischen Staates ge

morden, wie sie erst ein halbes Jahrhundert später gegen den Willen

Deutschlands   zur Welt kamen.

Das Haus der Arbeiterpresse" in Köln  .

Seit 1849 die ungarische Revolution mit ruffischer Hilfe in Blut etstidt worden war, nährte im Ausland, in Paris  , in London  , in Florenz  , eine ungarische Emigration den Haß gegen Habsburg  und die Hoffming auf Abrechnung. Wo immer Angriffsabfichten gegen Wien   gehegt oder ausgeführt wurden, eilten diese Emigranten herbei, mit den Feinden Desterreichs am gleichen Strick zu ziehen. So hatte sich 1859, als Italiener und Franzosen bei Solferino   und Magenta die Weißrice Franz Josefs marfen, ein Ungarisches Nationaldirektorium" unter Rossuth, Riapfa umb Telety gebildet, und die Aufstellung einer ungarischen Legion auf italieni­schem Boden war in poflem Gange, als der Friede von Billafranca Rauhreif auf die ungarischen Hoffnungen sentte. Aber auch in der Folge hatte Cavour mit den ungarischen Berschwörern geliebäugelt, und Italien   Geld und Waffen für einen Aufstand Ungarns   gespendet. Als jetzt die ungarische Emigration mehrere Monate vorher den Leichenduft von Königgrätz   witterte, flopfte sie bei Usedom   und bei Bismard unmittelbar an. Von zarten Gewissensbedenken ganz frei, prüfte und überlegte der preußische Ministerpräsident doch sorgfältig. Militärische Gründe sprachen für die Unterstützung der Ungarn  , denn nach dem Urteil des Generalstabschefs Moltte fonnte Desterreich, zählebig, wie es war, zwei oder drei Schlachten ohne große Gefahr verlieren, aber eine Revolution in Ungarn   bereitete ihm den Garaus. Mehr noch schlu­gen die politischen Gründe durch. Bismard wurde die Sorge nicht los, daß Italien   noch in letzter Stunde von Desterreich durch Abtretung Venetiens   dem Bündnis mit Preußen abspenftig gemacht werden könne, und daß es dem Leiter der italienischen   Bolitik. La Marmora  , überhaupt nicht auf eine große und fühne Krieg führung, auf einen Stoß ins Herz der feindlichen Macht, antomme. Diesen Zweifeln zu beceonen und Italien   wirklich ins Feuer mit- druckten Wort vermitteln. Fast alle Staaten der Welt werden in zureißen, war die Unterstützung der ungarischen Pläne sehr ge­eignet, denn sie umfaßten, von der Apenninhalbinsel ausgehend, die Landung eines italienisch- ungarischen Korps in Dalmatien   und seinen Vormarsch nach Ungarn  . Damit denn der Feldzug der Staliener in rechten Schwung fomme, beschloß Bismard, die Italiener in rechten Schwung fomme, beschloß Bismard, die Sache der ungarischen Revolutionäre zu der seinen zu machen.

Verschwörung mit Tschechen und Gerbien.

Aber auch bei anderen Völkern der Donaumonarchie nersprach der Appell an ihr Unabhängigkeitsgelüft Erfolg. Die Tschechen blieben bei Bismards renolutionären Entwürfen nicht aus dem Spiel. Als am 10. Juli die Preußen in Brag einrückten, eröffneten Maueranschläge des Oberkommandos den Einwohnern des glor­reichen Königreichs Böhmen" die Aussicht, daß sie durch den Sieg der gerechten Sache ihre nationalen Wünsche gleich den Ungarn   ver mirtlichen" fönnten, und im weiteren Berlauf des Feldzuges dachte Bismarck   an die Errichtung nationaler Regierungen in Prag   und Brünn  . Weit stärker hatte seine Politik schon vorher andere der *) Siche auch: Hermann Wendel  , Bismard und Serbien   im Sahre 1866, Berlag für Bolitit a Birtichaft, Berfin 1927

Köln rüftet fich, Gäfte aus, der ganzen Welt zu empfangen. Die

in

Internationale. Presseausstellung Köln", nach dem Brauch der modernen Abkürzungen furz Bressa" genannt, wird mitte Mai eröffnet. Sie will mit den Methoden der modernen Ausstellungstechnik ein Bild von der Verbindung unseres gesamten sozialen, politischen und kulturellen Lebens mit dem ge einen eigenen großen Staatenhaus" die Internationalität der Rachricht und Zeitung anschaulich machen.

Sehr schnell haben sich der Bundesvorstand des AII. Spizenorganisation der sozialdemokratischen Bresse   ents gemeinen Deutschen   Gemertschaftsbundes und die gemeinen Deutschen   Gemertschaftsbundes und die schlossen, ihre Größe und ihre Bedeutung in einem eigenen Hause zu Demonstrieren.

Es ist das Haus der Arbeiterpresse".

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demokratischen Presse. Sie gibt das Beispiel einer Ge finmungspresse, die der rein tapitalistisch fundierten bürgerlichen Breffe bewußt gegenübersteht. Ihre Schau ist daher vom Werden und vom Sein der sozialistischen   Arbeiterbewegung nicht zu trennen, die ein reiches, sorgsam ausgewähltes Material in zahlreichen Kojen und Vitrinen vor die Augen der Besucher bringen wird. Briefe und Manifeste von Mart, Engels und Lassalle  , eine Fülle unbekannter Früherscheinungen, die Publikation der sozialdemokratischen Ber­leger, die Ausstellung landsmännisch geordneter Gruppen der sozial­demokratischen Preise der Gegenwart werden viel Interessantes zu bieten haben. In cinem Lesera um werden die Besucher sämt Teil des Hauses der Arbeiterpresse" befindet sich endlich der liche sozialdemokratischen Blätter Deutschlands   finden. Im hinteren

Vortrags und Filmraum,

der etwa 165 Sigpläge und gegen 100 Stehpläge umfaßt. Hier wird ständig ein Film laufen, der in überaus lebendiger Bild Sein Schöpfer ist der junge Kölner   Architekt Hans Schufraft den Aufstieg der sozialdemokratischen Bewegung und die Wirk. ma cher. Das Haus steht an einem hervorragenden Punkt des Aus- samkeit ihrer Führer zur Anschauung bringen wird. In welcher ftellungsgeländes, und mit seinem 25 Meter hohen Form fich endlich die sozialistische Internationale an der Ausstellung Turm, der wie ein Finger emporragt, wird es eines der Wahr  - beteiligen wird, ist gegenwärtig noch Gegenstand von Verhandlungen. zeichen der Bressa" werden. Schumacher hat das Haus der Ar- Die roten Buchstaben unseres Hauses der Arbeiterpresse", die in beiterpresse", dessen Aufbau bereits weit fortgeschritten ist, architet- eigenartiger Gruppierung am Turm angebracht sind, werden weithin tonisch wie raumfünstlerisch als Ausdruck unserer Zeit geschaffen. leuchten. Mag auch die Bressa" überwiegend eine Schau der kapita­Es verzichtet auf jeden unsachlichen Aufputz, ganz bewußt auf den listischen Aera und ihrer Wirksamkeit in der modernen Publizistik fachlichen 3med hin gestaltet. 1030 Quadratmeter Ausstellungsfläche sem: unser Saus wird als Symbol der Einheit und der Kraft der find vorhanden. politischen und wirtschaftlichen Arbeiterbewegung stärkste Eindrücke geben

Der Sängsflüget smjaft die ysettung ber asiat

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