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Rr. 15945. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Ferngasmärchen von der Ruhr.

Die Kosten der Berliner Gaserzeugung.

In der Zeitschrift Der deutsche Bolts wirt" darf feit| einiger Zeit ein nur A. B. genannter Autor die Interessen der Attien­Gesellschaft für Kohleverwertung in Essen vertreten, d. h. die Inter­essen der Ruhrzechen, ohne daß die Ausführungen von Herr A. B. den Lesern des Deutschen Bolkswirt" als Intereffentenäußerungen fenntlich gemacht werden. Herr A. B. hat nun fürzlich versucht, die ,, wahren" Selbstkosten der Berliner Städtischen Gaswerte zu er­rechnen, nachdem Dr. Elsas, der Vizepräsident des Deutschen Städtetags, von 5,1 Pfennig pro Kubikmeter bei guten größeren Gaswerfen gesprochen hatte. Zu diesem Zweck veröffentlicht Herr 2. B. die folgende( hier gekürzt widergegebene)

Bilanz der Kohlenzerlegung bei der Berliner Städtischen Gaswerte A- G 1925.( Bezogen auf je 1000 cbm Gas.) Ausgaben Einnahmen

1. Gastohle

.

59,60 M. 1. Gasverkauf 2. Rots 3.Unterfeuerung 10,- 2. Rofsverkauf. 3. Betriebskosten

35,60 3. Nebenprodukte. 15,40 4. Gasverteilungskosten 41,30 Selbstverbrauch an

Dienstag. 3. April 1928

eine

jedoch in jeder Hinsicht das Gegenteil. Wie im vergangenen Jahr zahlt jedes Unternehmen ihren Aktionären wiederum 10prozentige Dividende. Die sehr hohen Abschreibun gen von 1926 erhöhten sich bei der Eintracht" noch von 3,2 auf 3,55 Millionen Mark und bei den Niederlaufizer Kohlenwerken von

Eine liebliche Interessentenrechnung. 4.2 auf 4,5 millionen Mart. Ohne neue Kredite konnten beide Gefell­

Unter Berücksichtigung unserer Rechnung stellte sich also der Selbstkostenpreis der Berliner Städtischen Gaswerke je Kubikmeter Gas ab Gaswerk in diesem Jahre auf 4,92 Pf., nämlich Ausgaben für Gastohle

"

abzüglich

"

"

"

Kots zur Unterfeuerung Betriebskosten

Wertserhaltung

.

5,65 Pf. 0,86 3,39 1,68

"

2

5,04 Pf. 1,62

96

Einnahmen für Koks und Nebenprodukte Selbstverbrauch.

"

"

Gestehungskosten für Gas 1926 also.

Für 1927 sieht die Haupttabelle mie folgt aus:

Gasfohle

Werkserhaltung

11,58 Pf.

"

6,66 4,92 Pf.

"

Ausgaben

Einnahmen

59,12 M. Gasverbrauch

. 151,70 m.

Kofs 3. Unterfeuerung

9,31

M

Koksverlauf

M

9

34,60

Betriebskosten

0

29,96

"

11

Nebenprodukte

Berteilung

44,72

"

"

"

Selbstverbrauch

146,26 M. 39,76 16,37 17,71

PP

P

"

5. Werkserhaltung

29,90

"

4. Gas.

5. Rots

1,40 10,-

"

Abgabe Ueberschuß

9

" 9

tonto

19,10

7. Abgabe an die Stadt

6. Sonstigen Neben­

27,84 14,44 34,71 220,10 m.

19

"

M

7,60 15,40 218,50 m.

"

produkten usw... 5,40

"

"

218,50 m.

6. Kapitalentwertungs­

8. Ueberschuß

Aus dieser Aufstellung zieht er den Schluß, daß die Kosten je 1000 cbm betrügen

Ausgaben für Gasfohle, Kofs zur Unter feuerung, Betriebskosten, Wertserhaltung,

Kapitalentwertungstonto

abzüglich die Einnahmen aus anderen Erzeugnissen als Gas( 2. und 3. der Ein nahmeaufstellung)

154,20 m.

1 9 2 P

a

50,-- 104,20 m.

Der Rubikmeter Gas tostet also in Berlin ab Gaswer? 10,42 Pfennig. Die Angabe von Dr. Elfas, daß in gubgeleiteten größeren Gaswerfen das Gas zu einem Preis von 5,1 Pf. je Kubik­meter produziert werden könne, sei also falsch.

Diese verblüffende Rechnung hat eine Reihe schwerer Fehler, ja fie muß bei näherer Untersuchung als eine grobe Berfäl schung der Tatsachen erscheinen.

Die Aufstellung enthält unter den Selbstkosten die Zuweisung der Gaswerte an das Kapitalentwertungstonto, das anläßlich der Umstellung auf Goldmark begründet wurde. Diese Zuweisung war einmalig und braucht seit 1925 nicht mehr wiederholt zu werden. In der Bilanz für das Jahr 1926, das A. B. in einer Fußnote als ein abnormales Jahr bezeichnet, ist feine Zuweisung dieser Art mehr enthalten. Durch diese Berfälschung der Selbstkosten erscheint der Selbsttostenpreis der Gaswerke schon für 1925 um nicht weniger als 1,91 Pf. je Rubitmeter höher, als er tatsächlich mar. Rach der eigenen Rechnung von A. B. wäre also nur ein Gestehungs­preis von 8,51 Pf je Kubikmeter einzusetzen.

Damit noch nicht genug, ist es natürlich völlig falsch, die ganzen Kosten der sogenannten Wertserhaltung den Gaswerken als solchen zu belasten. Denn in ihnen sind auch die Kosten für die Erhaltung der Verteilungsleitungen enthalten. Man wird etwa annehmen

220,10

Unter Berücksichtigung unserer Rechnung stellte sich der Selbst tostenpreis der Berliner Städtischen Gaswerte je Rubikmeter Gas ab Baswert im Jahre 1927 auf 4,13 Pf., nämlich Ausgaben für Gastohle.

19

P

abzüglich

Rots zu Unterfeuerung Betriebskosten Werkserhaltung

5,91 Pf.

0,93

3,00

1,67

9

"

11,51 Bf.

5,61 Pf. 1,77

"

Einnahmen für Rots u. Nebenprodukte Selbstverbrauch. Gestehungspreis für Gas 1927 alfo

"

7,38 4,13 Pf. Es stellt sich also heraus, daß die Angabe von Dr. Elfas, daß in gutgeleiteten größeren Gaswerten Gas zu einem Preise von

5,1 Pf. je Kubikmeter erzeugt werden könne, nicht nur richtig ist, sondern im Berliner Falle die Kosten noch um rund 20 Prozent übersteigt.

In diesem Zusammenhang sei noch auf einen Umstand ver­wiesen, der es wahrscheinlich macht, daß dieser Berliner Erzeugungs­preis hier noch übermäßig hoch berechnet wird. Die Berliner Städtische Gaswerke A.-G. hat die Gaswerte nur gepachtet. Durch die Rationalisierung sind nun eine Reihe der ursprünglich ge­pachteten Grundstücke und Gebäude für den Betrieb überflüffig ge­worden. Während sie bei völliger Freiheit der Bewirtschaftung diese Grundstücke hätten verkaufen und den Erlös mit gutem Recht dem Werkserhaltungskonto unter gleichzeitiger Entlastung der Selbst. fostenrechnung hätten gutschreiben fönnen, mußten fie fie der Stadt übergeben. Ein wichtiger Gewinn erscheint also nicht in ihrer Rechnung. Abgesehen hiervon, zeigt sich in den letzten Jahren ein ftetes Absinten der Kosten, das es wahrscheinlich erscheinen läßt, daß die äußerste Kostengrenze auch bei ihnen noch nicht erreicht ist. Wir glauben deshalb, daß ,, Der Deutsche Bolkswirt" gut daran täte, auch seinen Lesern mitzuteilen, wie diese von Herrn A. B. irregeführt wurden.

dürfen, daß fie fich zu den Erhaltungskosten der Werte wie 2: 3 Herrn Petschefs Braunkohlengewinne.

Derhalten. Berücksichtigt man dies, so betragen die Selbstkosten je

-P

schaften außerdem fast 4,5 gegen 3,4 Millionen Mark neu in die Werksanlagen stecken, die also sämtlich ,, über Betrieb* finanziert murden. Diese Millionenausgaben haben aber die günstige Finanzlage der Betriebsmittel nicht im geringsten beeinflußt, denn den rund 19,3 Millionen Mark Forderungen und Bankguthaben stehen nur 12,7 Millionen Mark Schulden gegenüber. Das ,, unrentable" Arbeiten des Braunfohlenbergbaus zeigt sich also in hohen Dividenden, in ständig heraufgeschraubten Abschreibungen und in den aus laufenden Einnahmen bezahlten Millionenzugängen auf die Anlagen.

Bemerkenswert ist dabei noch, daß durch das scharfe Frostwetter der gute Absatz bis in die letzten Tage anhielt. So erklärte Herr Petschek auf der Generalversammlung, daß in dem ersten Quartal 1928 die Rohtohlen- sowie Brikettproduktion noch um 7 bis 8 Proz. gestiegen sei.

Wenn die Berwaltung der Petschef- Gruben glaubt, ihren Unmut über den bescheidenen Streiferfolg und die bisher verweigerte Preis­erhöhung an den Funktionären der Belegschaft auslassen zu sollen und alten Bergarbeitern noch jetzt sechs Monate nach dem Streif die Einstellung zu verweigern, so wird dieses rücksichtslose Berhalten gegen einzelne einen für sie sehr unerwünschten Erfolg haben. Es wird nämlich nur dazu beitragen, auch die letzten noch außerhalb der Organisation stehenden Bergarbeiter den Gewerf­fchaften zuzuführen. Uns fann das nur recht sein!

Labile Wirtschaftstage im März. Abschwächung in den Konsumindustrien. aftiver Lohnpolitik.

Mahnung zu

Nach den Berichten der preußischen Industrie- und Handels­fammern ist die Gesamtlage der deutschen Wirtschaft im Monat März ungefähr auf dem Stande vom Februar geblieben. Die Lage im Bergbau ist zwar verschieden, aber im ganzen, wenn man von der Verschärfung des Wettbewerbs auf den internationalen Märkten abfieht, nicht verschlechtert. Die arbeitstägliche

Rohlenförderung im Ruhrbergbau stellte sich auf 399 788 Tonnen mehr als 2000 auf 64 850 Tonnen erhöhte Tagesleistung. In Nieder­gegenüber 401 248 Tonnen im Februar. Oberschlesien hat eine um schlesien ist die Tagesleistung um rund 600 Tonnen auf 19 742 Tonnen gesunken.

Eisen industrie und Eisenverarbeitung lagen im März noch günstig. Das Fehlen von Reichsbahnaufträgen war be­merkbar. In der Maschinenindustrie haben sich die Absatz­verhältnisse nach dem In- und Auslande gegenüber dem an sich schon duftrie stellt gegenüber der bisherigen guten Lage keine Verschlechte­etwas besseren Februar weiter verbessert. Die chemische In­rung fest. Die elektrische Industrie meldet in allen Zweigen befrie­digende Beschäftigung; von einem Konjunkturumschmung zum Schlechteren fann nicht gesprochen werden. Bei stärker fühlbar werdender Amerikafonkurrenz ist die Automobilindustrie im allgemeinen befriedigend beschäftigt.

In den Konsumgüterindustrien scheint es ungünftiger zu stehen. Das Baugewerbe fam erst wieder gegen Ende März etwas in Gang, in der Hauptsache zur Fortführung angefangener Bauten. Bemerkenswert ist hier der Rückgang des Baufosten. inder gegenüber Mitte Februar von 172,8 auf 171,3. Für die Woll­und Baumwollindustrie, ebenso für die Leinenindustrie wird eine Berschlechterung gemeldet. Dasselbe gilt für die Schuhindustrie und die Erzeugung von Lederhandschuhen.

Eine deutliche Abschwächung der Konjunktur ergäbe sich danach nur in der Erzeugung von Konsumgütern. Wer um die deutsche Wirtschaftspol ttt besorgt ist, wird also dafür zu arbeiten Racheafte gegen Gewert haben, daß von der Sozialpolitit her die Wirtschaftslage bei den kommenden Lohntämpfen wieder den entsprechenden Antrieb erhält.

schaftsfunktionäre.

1000 Rubikmeter rund 12 Mart( 40 Pro3. von 29,90 m.) weniger, Die, unrentable" Industrie. als A. B. den Lesern des ,, Deutschen Bolkswirt" erzählt. Es bleiben dann also statt den 10,42 des Herrn A. B. nur noch 7,31 Pf. ab Gaswert übrig.

Aber auch damit sind noch nicht alle Fehler beseitigt, die Herr A. B. begangen hat. Er führt unter den Ausgaben den Koks zur Unterfeuerung an, berücksichtigt ihn aber nicht auch unter den Ein­nahmen, wie er es tun müßte; denn dieser Kofs wird ja von den Gaswerten selbst erzeugt, und die Kosten seiner Erzeugung find in den Posten Gaskohle und Betriebskosten( 1. und 3. der Ausgaben­aufstellung) bereits enthalten. Dadurch ermäßigt fich der Preis je Rubikmeter Gas um einen weiteren Pfennig auf 6,31 Pfennig. Herr A. B. hat sich also

um 60 Pro3. verrechnet,

für einen sachverständigen Beurteiler von Fragen der Gaspersorgung eine ganz tüchtige Leistung. Dies gilt für 1925.

In den beiden folgenden Jahren haben sich aber die Selbstfoften der Städtischen Gaswerte ermäßigt. In Anlehnung an die obige Aufstellung folgen hier

die Kohlenzerlegungskosten der Berl. Städt. Gaswerte für 1926 Ausgaben Einnahmen 56,50 m. Gasverkauf.

Gastohle

Rots zur Unterfeuerung 8,64 Kotsverkauf

Betriebskosten

Verteilungstoften

Abgabe an die Stadt

Werkserhaltung

Ueberschuß

.

"

.

"

"

33,92 Nebenprodukte

"

14

43,97 Selbstverbrauch 27,84

147,25 M. 35,37 15­16,21

"

"

13,79

"

29,17

"

213,83 m.

Seit dem Sommer vorigen Jahres hat sich die öffentliche Kritik besonders eingehend mit den Verhältnissen im ostelbischen und mittel­deutschen Brauntohlenbergbau besaft. Den Anlaß hierzu gab nicht allein der Oftoberstreit, sondern in gleichem Maße auch die mehrfachen Preiserhöhungsanträge der Brauntohlenindustrie und Enthüllungen über die bei den Syndikaten herrschende Mißwirtschaft. So konnte man den ersten Braunkohlenabschlüssen für 1927 mit be fonderem Interesse entgegensehen.

H

Wie im vergangenen Jahre eröffnen auch für 1927 die Unter­nehmen der Betschet Gruppe den Reigen. Den Produktions­und Absazziffern nach zu urteilen hat das legte Jahr das gute Jahr 1926 noch übertroffen. So verzeichnen die Niederlaufiber Rohlenwerte im Senftenberger Revier eine Rohlenförderung von 7,0 gegen 6,8 Millionen Tonnen und eine Briketiproduktion von 2,4 gegen 2,3 Millionen Tonnen. Noch günstiger gestaltete sich das Ergebnis bei der Eintracht A. G . in Welzow - Niederlaufig, deren Kohlenproduktion von 6,4 auf 7,0 Millionen Tonnen und deren Brikettproduktion von 2,0 auf 2,17 Millionen Tonnen stieg. Da Stapelbestände beim Jahresende nicht vorhanden waren, fonnte also die Produktion glatt abgesezt werden.

Run flagt die Braunkohlenindustrie, daß die laufend gute Bro­duftion ihr feinen Nugen lasse, da sie durch die Knappschaftsnovelle, die Arbeitszeitregelung und schließlich die durch den Oktoberstreit erzwungene 11prozentige Lohnerhöhung seit zwei Jahren ständig neue Lasten aufgebürdet bekam, ohne in erhöhten Preisen einen Gegenwert zu erhalten. Die Abschlüsse dieser beiden Großunter­213,83 m. nehmen, die mit je 24,0 Millionen Mart Kapital arbeiten, beweisen

Der Aufstieg bei Schwarzkopff. Wie gemeldet wird, hat sich seit der Schwarzkopff- General­versammlung vom 11. November v. I die Belegschaft der Werfe weiter vermehrt. Die Beschäftigung in den einzelnen Abteilungen ist sehr gut. Dabei hat die günstige Finanzlage weiter angehalten.

Die Lebenshaltungskosten im März 1928. Die Reichsinderzer für die Lebenshaltungskosten( Ernährung, Wohnung, Heizung. Bes stellungen des Statist chen Reichsamts für den Dur.h.hnitt des Mo leuchtung, Bekleidung und Sonstiger Bedarf") t nach den Fest nats März mit 150,6 gegenüber dem Vormonat unverändert geblieben. Die Indeifern für die einzeinn Grup; in betragen ( 1913/14= 100): für Ernährung 151,0, für Wohnung 125 ,, jür Heizung und Beleuchtung 146,1, für Bekleidung 166,7, für den Sonstigen Bedarf" einschließlich Verkehr 185,9.

Das Anwachsen der Konkurszahlen. Die bekannte Finanzzeit­schrift Die Bant" gibt die Konkurse im ersten Biertel­iahr 1928 mit 2335 an gegenüber 1683 im vierten Vierteljahr 1927 und 1561 im ersten Bierteljahr 1927. Auch die Vergleichs­perfahren sind gestiegen; sie haben sich mit 743 gegenüber dem vierten Quartal 1927 verdoppelt.

Kommentar zum Kriegsschädenschlußgefeh. Das vom Reichstag tommentiert von Dr. F. B. Bitter, Geschäftsführer des Vereins angenommene Kriegsschädenschlußgefeß wird in einer Handausgabe, Wiederaufbau im Auslande e. V.", Hamburg - Berlin , im Verlag Georg Stilfe, Berlin , demnächst erscheinen. Der Preis des Werkes wird sich auf ungefähr 5 Mart stellen.

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