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Mittwoch

4. April 1928

Unterhaltung und Wissen

Die Zaubergeige.

Bon Edward Stilgebauer .

Die Erhabene, die bekanntlich nichts nach Rang und Stand fragt, hatte Luigi Traverja die göttliche Gabe schweigend in. die Biege gelegt. Ein erst Zehnjähriger, entdeckte der also begnadete Anabe das unschäzbare Geschent, als er eines schönen Tages ahnungslos in der alten Rumpelkammer des Händlers Salomone spielte.

Das war ein närrischer Kauz, und ganz Cremona fannte ihn. Ein wahrhaft seltsames Gemisch aus Habgier und Mitleid, hatte er der Waschfrau Angelifa ein Gelaß in seinem baufälligen Häuschen in der Via Benedetti überlassen.

Die fleißige Angelifa war feine andere als Luigis Mutter, und obwohl sie den lieben, langen Tag noch außerhalb bei fremden Leuten arbeitete, erübrigte sie dennoch des Abends genügend Zeit, um auch bei ihrem Wohltäter Salomone nach dem Rechten zu sehen. Sie reinigte die Wohnung, flickte die Kleidung, erledigte stillschweigend, was es eben sonst noch bei einem alten Junggesellen zu erledigen gab. War doch Salomone Zeit seines Lebens unbeweibt geblieben. Ein wahres Glück für ihn und die Evastöchter, denn seiner ganzen Lebensauffassung zufolge hätte er seiner Frau auch nicht das Schwarze unter dem Nagel gegönnt.

Luigis Vater war gestorben. Die Angelita mußte fich daher auf sich allein und ihre beiden starken Arme verlassen, und nicht nur sie und ihr Kind, sondern auch der fluge Salomone hatten ihren Vorteil

davon.

Das Häuschen in der Bia Benedetti glich in mancher Beziehung einem Museum, denn Luigis und Angelitas Wohltäter war nicht nur Geldverleiher, sondern auch Antiquar. Um ein paar Soldi faufte er von den Unglücklichen, denen des Lebens bitterste Not grausam im Naden saß, das mögliche und Unmögliche zusammen und stapelte es in den lichtlosen Räumen, denen er den Namen Magazin" gab, auf. Was er im Verlaufe von ein paar Monaten nicht an den Mann zu bringen vermochte, wanderte in die Rumpelfammer und moderte hier zwischen Spinnweben und Mottenfraß.

Und in diefes Arsenal der Trümmer verfuntener Herrlichkeiten flüchtete sich der kleine Luigi mit dem großen Geschenke der Göttin und baute fich aus Feßen und Lappen, Splittern und Scherben eine phantastische Bunderwelt.

Hier zog seine Hand an jenem fchicfalentscheidenden Morgen auch die längliche Kiste hervor, die vielleicht schon seit zwanzig oder noch mehr Jahren vergessen unter einem Haufen ausrangierter Lumpen träumte. Die Neugierde ließ dem Knaben teine Ruhe, er öffnete den Raften und fand... eine Geige.

Auf seinem schönen, aber blaffen, von einem Kranz tohlschwarzer Loden umrahmten Gefichtchen malte sich zunächst die Enttäuschung. Bußte er doch eigentlich recht gar nicht, was er mit dem Instrumente anfangen sollte. Doch da fiel ihm glücklicherweise ein, daß er ja einmal mit der Mutter und Salomone in einer Osteria gewesen und daß dort ein Napolitano die Bioline mit einem Bogen gestrichen und dazu die das Fischerlied von Santa Lucia gesungen hatte. Und aus dem Nachahmungsirieb der Kinder heraus, juchte er in der alten Stifte nach dem Bogen, fand ihn auch in der Tat und strich munter drauf los.

Es war ein fürchterliches Gefratze, das Stein und Bein er­weichen konnte. Salomone hätte unweigerlich Lärm geschlagen und fich folches auf das energischste verbeten, wäre er nicht gerade in feiner Bottega mit einem Kunden beschäftigt gewesen, der um die Anschaffung eines alten Spiritusfochers feilschte. In seinem sehr begreiflichen Eifer, diesem das wertlose Gerät für fünf Lire aufzu hängen, achtete der Althändler nicht weiter auf die Kazenmufit und nahm von ihr erst in dem Augenblid Notiz, als der andere ganz plötzlich den Spiritusfocher zur Seite stellte und fragte: Aber wer fpielt denn in eurem Haufe die Geige, Salomone?" ,, Wird wohl der unnütze Bub' der Angelika Traversa sein, Maestro! Er macht fich immer in der Rumpelfammer zu schaffen und zwar stets dann, menn man es am wenigsten gebrauchen kann!"

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Der Maestro, der Violinist bei der ,, Banda Municipole war, lauschte, mit sonderbarer Berklärung im Auge, nach der Rumpel­tammer und murmelte immer diefelben Worte: ,, La voce, la voce!" ( der Klang.)

Dann warf er einen notdürftig zusammengeflebten Fünflire­fchein auf den Ladentisch und ließ sich den Spiritustocher einpaden. Salomone steckte die Note ein, nachdem er deren Zahl noch einmal sorgfältig überprüft hatte und überhörte um ein Haar die leicht hin­geworfenen Worte des Gehenden: Schickt doch den Buben mal ge= legentlich zu mir, Salomone!"

So kam das Kind der Waschfrau, über das die Göttin das Füll­horn ihrer Gnade ausgeschüttet hatte, in Maestro Bastonettis Haus. Salomone war darüber froh, fast noch froher als Angelika, denn der Bub hatte daheim in Abwesentheit der Mutter alles auf den Kopf gestellt. Auch fand der Althändler nichts dabei, daß Luigi den ver­staubten Kasten mit der alten Geige davonschleppte und beides im Hause Bastonettis stehenblieb, denn nach dem Wimmerholz hatte in zwanzig langen Jahren auch nicht ein einziger Mensch gefragt.

Und Luigi Traversa machte rapide Fortschritte, nachdem ihm der Maestro die ersten Griffe beigebracht hatte. Bald darauf hatte er sich auch an das Entzücken des Maestros gewöhnt, nur daß dieser immer wieder während seines Spiels das einzige Wort La voce, la voce" wiederholte, begriff er freilich nicht.

Da fühlte sich eines Tages der alte Salomone, der jetzt schon die Siebzig hinter sich hatte, nicht wohl. Der Doktor untersuchte feinen Patienten auf das genaueste und hob die Brauen. Dann begab er sich zusammen mit der Angelika in den Laden, da Salomones Schlafzimmer dicht hinter der Bottega lag. Hier sprach er ernsthaft und lange mit der Frau, die sehr erschrocken war, und diese fragte später den Kranken, ob fie Luigi nach dem Rabbiner schicken solle. Da glitt ein trübes Lächeln über das welke, blaffe Gesicht des Alten, als wolle er sich auch ohne Rabbiner in das Unvermeidliche ergeben. Er wollte den Arm heben, als ob er sich durch ein Zeichen ver­ständigen möchte, aber der Arm gehorchte seinem Willen nicht mehr und auch das Sprechen fiel ihm schwer. Aber Angelifa begriff, daß Salomone den Rabbi nicht nötig habe und daß sie Luigi an das Beit des Alten bringen solle.

Der war jetzt fünfzehn geworden, und schon drehten die Cremoneserinnen die Köpfe nach ihm, wenn er durch die Gassen der alten Stadt schritt. Denn er war nicht nur schön, nein, er strich die Geige wie kein zweiter in ganz Cremona . Das hatte er bei Maestro Bastonetti gelernt. Luigi trat in das Sterbezimmer. Als er das Ohr den melten Lippen Salomones näherte, standen zwei helle Tränen in feinen großen, braunen Augen. Salomone versuchte zu

Föhntage.

Bon Otto Ehrhart.

Beilage des Borwärts

glöckchen der Soldanellen. Fette Leberblumen und schuppiger Lattich, Himmelschlüssel und zart duftende Erika fäumen die warmbesonnten Wegränder. Jeder Tag bringt eine neue Freude, denn dieser Frühling ist reißend, sieghaft und viel fühner als der des Flach­landes, wo ein langer Sommer den Pflanzen gute Zeit zu gemäch­lichem Blühen und Reifen gibt.

lim einen folchen Frühling zu verstehen, muß man erfahren| läuten die blauen Gloden des Enzians, die feingefranzten Silber­haben, was es heißt: Monate lang zwischen Eis und Schnee, zwischen wenigen, dicht an den Wald gefuschelten Waldarbeiterhäuschen zu leben. Bis an die Dachtraufe still und tief eingeschneit zu sein, und nichts zu hören, als den weichen Fall des Schnees, das Bohren des Frostes im Walde und das Rollen und schwingende Klingen des ver eisten Grundsees. Dann und wann, ein weithallender Schuß, das donnernde Rollen einer Staub oder Grundlavine, sonst nichts, als Stille. Zeitlos scheinende, blau und weiße, gleißende, glitzernde- graue, bange oft bedrückende Stille..

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Jetzt aber ist es anders geworden. Täglich finkt der Schnee tiefer. Der See ist mit fnietiefem Schmelzwasser bedeckt, das erst nachts, wenn die Bäche stiller durchs Gefelfe brausen, langsam durch die Eisspalten verfidert. Die bisher so verträumt gewohnte Band­fchaft ist merkwürdig unruhig geworden. Der Wald tut ganz ver­schaft ist merkwürdig unruhig geworden. Der Wald tut ganz ver­morren, taftet wie ein Blinder nach den warmen Winden, Aefte regen sich liebend an, und in den Nächten hört man ihn bang rauschen, seufzen lauschen. In der Frühe tann es geschehen, daß schon ein Vogel fingt, aber es ist noch tein rechtes Lied erst eines werden. Untertags treibt ein schwerer Wind große Hänge­es will wolken über das Tal. Der Rauch aber bleibt flach über den Häusern liegen und regt sich nicht, denn er weiß noch nicht wohin. Niemand liegen und regt sich nicht, denn er weiß noch nicht wohin. Niemand weiß wohin. Allerorten spürt man feimende Veränderung, die in der Luft, in den Mittagsschatten, in der ganzen Beleuchtung liegt. Aber man liebt seinen Schlaf. Man will sich nicht täuschen lassen und hält er mit den Bäumen; schläft, fühlt tief, sammelt Rräfte und seht Knospen an. Das aber hat wohl jeder, Mensch wie Tier: grüne Gedanken, oder, daß man plöglich, visionär, mitten wie Tier: grüne Gedanken, oder, daß man plöglich, visionär, mitten in einem fnallblauen Himmel, eine große, runde, beiß glutende Sonne sieht. Einen Feuerball!

Nun aber sind wir traurig. An einem Morgen, nachdem unfer Sehnen doch schon fast Bertrauen geworden war, springt der Wind wieder um Grau und düster vergeht der Morgen, und dann beginnt es wieder langsam zu schneien. Das sagt sich so leicht. Aber wer weiß denn, wie traurig das ist? Refigniert steh ich am Fenster und schaue der Verhüllung zu. Tüß, tüß, schweben die großen, leichten Flocken nieder, und decken das bißchen Fels und apere Erde sanft zu. Es schneit... es schneit und schneit immer mehr, und bald ist die ganze Landschaft wieder wie vorher, weiß, verschlafen, verträumt, versunken. Immer schwächer wird der Bäche frohes Gesinge, bis es endlich ganz in der Stille verffingt... Mein Herz aber ist schon heiß; wäre ich Erde, so müßte der Schnee an meiner Brust zerschmelzen! Ist die Erde dann anders als wir, die wir doch von ihr genommen sind?

Tropig hole ich die Schier hervor, um auf der Seefeite ein wenig zu üben. Es ist ein schlechter Schnee, der immer übler wird Irgendwie muß dabei noch etwas anderes im Spiele sein. Die Sonne? und ich hebe den Blid und bin gleich wieder froh Schau, der Wind hat sich gedreht! Ein fräftiger Föhn braust über die Grate, und treibt ungeheure Herden weißer Wolfenlämmer vor sich her. Wie die Gründe dampfen! Nebelstreifen irren über den Wäldern, schweben, ehe sie sichs versehen zerpflückt, zerrissen über die Berge. Das ist der Frühling! Es platscht und tropft von den Bäumen. Grundlavinen und Wasserfälle rauschen um die Wette. Immer heißer bedrängt das Licht die Welt!

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Drei Tage lang frißt es nichts als Schnee. Die Wasser brüllen und gröhlen, reißen Erde, Steine, Baumstämme und erschlagenes Lavinenwild mit sich; zerfetzen, zermahlen den Raub an den steinernen Wänden und speien ihn endlich in den See. Das war der Auftakt, und jetzt erst beginnt der steirische Frühling.

Mitten im Schnee, wo nur ein fleines Inselchen freier Erde fleckt, drängt der weiß- und lilafarbene Krokus seine gläsernen Kelche durch das Gras. In wenigen Tagen sind alle Wiesen wie ver­zaubert. Am Rande des Waldes wehen die Anemonen und an den blizenden Bachränften, zwischen goldstäubigen Hafelstauden, leuchten die scheuen, zaghaften Sterne der Schneerofen. Auf den Matten

sprechen, aber es gelang ihm nicht mehr. Seine Rechte, die er kaum noch zu bewegen vermochte, fuhr, als wenn sie schreiben wollte, über die Bettdecke.

Angelika hatte die Situation erfaßt. In Haft brachte sie Salo­mone das, wonach er verlangte und der Alter schrieb mühsam: Die Geige vermache ich Luigi Traversa. Salomone."

Achtundvierzig Stunden später begrub man ihn.--

Der erste Soloabend, den der junge Luigi Traversa auf der von Salomone ererbten Geige in Mailand gab, haftet noch heute in aller Erinnerung. Nicht nur wegen der phänomenalen Leistung des jugendlichen Virtuosen, nein, noch mehr infolge eines Borfalls, der sich damals im Künstlerzimmer abgespielt hatte und der die Runde durch die italienische Presse machte.

Auch hier war das Zauberwort Bastonettis: ,, La voce, la voce" von Mund zu Mund gegangen, als sich ein fremder Herr nach Schluß des Konzertes bei Luigi Traverfa melden ließ. Der Dialog der beiden war ein sehr kurzer.

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ist

,, Darf ich einmal Ihre Geige sehen, Maestro?" ,, Bitte."

Nach einer langen Baufe eingehender Prüfung: Ich biete Ihnen 000 Lire für das Instrument!"

,, Die Geige ist mir für das Zehnfache nicht feil, Signore! Sie ein Andenken!"

,, Dann bitte ich um Entschuldigung." Der Fremde ging.

Aber am nächsten Tage vermochte Luigi selbst, der seine Geige immer nur geliebt und niemals geschätzt hatte, der Bersuchung nicht länger zu widerstehen. Den Geigenfasten unter dem Arm beirat er den Verkaufsraum eines befannten Fachmannes. Ich bitte um ihr Urteil."

Die Prüfung dauerte lange.

Und auf einmal traf ein Ruf höchsten Erstaunens Luigi Traversas Ohr: Tatsächlich... lesen Sie bitte selbst... da auf der Innenseite des Bodens es ist ausgeschlossen, daß ich mich täusche..

Und Luigi entzifferte: Amati". ,, Diese Geige ist unschätzbar!" In meiner Hand

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in der Tat!"

Oh, diese lichtseligen Morgenfrühen! Wenn hinter den seidigen, grauen und roten Weidensträhnen der glatte See ausblitzt, das flargrüne Waffer, in dem sich tief die dunklen Wälder und gleißenden Gipfel spiegeln. Der Himmel tropft vor Bläue! Durch das Ge­flecht der Bäume schwingen tönende Vogelreihen, alles jubelt und regt sich, ja, selbst, im Wasser quirlt es, wird es laut. Da stehen die fchlammbleichen, verfrorenen Gesellen, die Fische, in riesigen Zügen bicht unter der Wasserfläche, nur um ein wenig Wärme zu spüren. Immer höher treibt es das falte Blut, bis die Rückenflosse wie ein fleines braunes Segel aus dem Wasser steht.

Der Wald ist nimmer zu erkennen. Das fichert und lacht, lodt werden Gänge gewühlt und Höhlen gegraben, bis es so weit ist. und ruft bis spät in den Abend. Da wird geflochten, gehämmert, In brütender Mittagsglut, im Schatten der Hochwaldtannen, in den reinen Frühen und klaren, sterndurchwachten Nächten Steinen, in Nestern und tiefen, schützenden Felsenrissen fich das heilige Weh des Gebärens.

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zwischen Dollzieht

Trauermäntel,

Dichter schließt sich das Grün des Waldes. schwirrende Taubenschwänzchen, pruntende Admirale, Füchse und Ueber den Wiesen schweben Schmetterlinge. Berlmutterfalter. Festlich gaufelt der Schwalbenschwanz aus dem fatten Grün der Tannen. Aus jedem Blättchen, jedem Halme, fizzt ein quintelierendes Insekt, ganz benommen von seiner Musit, mit der es die Welt doch um soviel schöner und lauter macht. Mit sperrangelweitem Maude und überquellenden Augen musizieren in den Tümpeln, breitgespreizte Unten und Frösche.

Man muß irgend etwas tun in diesen Tagen. Irgend etwas, Baumftümpfe aus. Das ist eine harte und köftliche Arbeit, verbissene das das träge Winterblut in Wallung bringt. Deshalb rode ich Wurzeln aus dem Fels zu zerren, zu ziehen und stemmen, schaufeln und haden, zu lüften und heben. Aber was fann es schöneres geben, als so mit nadtem, dampfenden Oberkörper in der Liebe einer solchen Sonne zu stehen. Fühlen wie man braun brät... Aus den feuchten Wurzelstöden quillt fingerdides Harz . Die offene Erde dampft, Fichten und Tannen strömen ihren guien Atem aus, und das Laub der Buchen, das weich und sammten die lauen Lüfte

ftreichelt, riecht wie edler Weihrauch. Man reißt die Lungen aus­einander und fann gar nicht genug davon friegen. Beglückend ist diese Arbeit!

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Am Abend fahre ich mit dem Einbaum über den See. Wie frischgefallener Schnee liegt es da auf den Wiesen, der sich immer mehr und mehr entbreitet. Wie dann das Schiff mit dem Kiel ans harte Ufer stößt, ist ein Wunder geschehen. Die ganze Welt ist verzaubert. Ein weites schimmerndes Nest von Blumen wogt, um mich her, Hunderttausende, Millionen von Narzissen! Steif und stolz stehen sie um mich her und schauen mich mit ihren hellen, lieben Gelbäuglein an.

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Und mun, wo ich im Grafe liege, wo sie so dicht an meinem Herzen blühen, sind sie auf einmal ganz ernst und ganz groß geworden. Lauter kleine, feine, adlige Persönchen, deren jede ihr eigenes, besonderes Gesichtchen hat.

Der Föhn rauscht auf den Höhen, glutende Gipfel verblassem die Wälder raunen und die Wasser gehen immer lauter im Grunde. Es dämmert zag. Ein zitterndes Lichtlein winkt über dem See. Am Himmel erblühen die ersten Sterne, und eine ferne Glocke läutet fein zur Ruh..

Jetzt haben alle die kleinen, holden Frühlingswesen ihre lieben Augen zugemacht.

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Die Universität von Jerusalem der neue Tempel Salomos ". Als eine Erfüllung des Wortes der Schrift, nach dem das Haus des­Herrn auf den Gipfeln der Berge wieder aufgebaut werden soll, bezeichnet der Erbauer der neuen Universität von Jerusalem , Prof. Patrick Geddes , dieses großartige Architekturwerk, das jetzt seiner Bollendung entgegengeht. Die Hebräische Universität, deren Grund­stein im Jahre 1918 gelegt wurde, erhebt sich auf dem Gipfel des Stopas- Berges und beherrscht das Kidrontal; sie ist eine der größten Universitätsbauten der Welt. Die erste Abteilung der Universität wurde 1925 eröffnet. Die übrigen Teile werden demnächst vollendet sein, wie Prof. Geddes einem Berichterstatter des Daily Expreß " mitteilte. Die große Kuppel der Universität", sagt er, ist so ent­worfen, daß sie in völliger Harmonie mit den Hauptbauten der beiden Schwesterreligionen, der christlichen und der mohammeda­nischen, sein wird und sich mit den Domen der Heiligen Grab- Kirche und der sogenannten Omar- Moschee zu einer Einheit zusammenfügt. Das Gebäude des Einstein- Instituts für mathematische und physika­lische Forschungen ist beinahe fertig; die Jüdische Nationalbibliothek, die mit 25 000 Bänden eingeweiht wurde, umfaßt bereits mehrere Hunderttausend. Die Abteilung für Hebräische Studien, das Ber­waltungsgebäude und die Große Halle schreiten ebenfalls in ihrem Bau rasch fort, und wenn der ganze Kompler vollendet ist, wird er ein großartiges Bild darbieten, das an die Herrlichkeiten des alten Salomonischen Tempels gemahnt."

Wieviel Bibliotheken gibt es? Der argentinische Bibliothekar Sparn, der sich seit langem mit der Statistik der Bibliotheken be­schäftigt, hat alle Büchereien der Welt, die über 50 000 Bände enthalten, zusammengestellt. Es gibt 1038 folcher Büchersamm­lungen mit 181 Millionen Bänden; davon entfallen auf Europa 669 mit 120 millionen Bänden, auf Nordamerika 314 mit 54 Mil­lionen Bänden, auf Mittel- und Südamerika 22 mit 2,300 000 Bän­den, auf Asien 23 mit fast 4 Millionen Bänden, auf Australien 7 mit über 1 Million Bänden, auf Afrika 3 Bibliothefen mit 200 000 Bänden. Die meisten Bibliotheken befigt Deutschland : 160 Büchereien mit 30 Millionen Bänden; dann folgt Frankreich mit 111 Bibliothefen mit 20 Millionen Bänden, Großbritannien mit 101 Bibliotheken und 17 Millionen Bänden, Italien mit 85 Bibliotheken und 13 Millionen Bänden, Desterreich mit 32 Biblio= thefen und über 5 Millionen Bänden, die Schweiz mit 26 Biblio­thefen und 3700 000 Bänden, Belgien mit 19 Bibliotheken und 3 Millionen Bänden, Holland mit 18 Bibliotheken und 3 200 000 Bänden, Bolen mit 14 Bibliotheten und 2 800 000 Bänden, Spanien mit 14 Bibliotheken und 2% Millionen Bänden.