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Sonntag

8. April 1928

Unterhaltung und Wissen

Ostern.

Ich weiß es wohl: wir werden auferstehn, Und trag es viel zu tief und faß es nicht, Weil wir so selten nur in Luft und Licht Und allzulange mit den Schatten gehn. Wir wissen's alle, denn es wird nicht Tag,

21/012

Die Pampa.

Reisebilder aus Argentinien   von Max Winter.

Was nicht im Dämmern rang nach Hauch und Weg, große Viehweide. Die Pampa ist aber auch der Mais, den ihr Und nichts frohlockt im blühenden Geheg, Was nicht im Grabe einer Hoffnung lag. Und meine Brüder, die im Feuerzwang Der ewig regen Tage wissend sind, Erkennen mehr als ich: erst jagt ein Wind, Dann geht die Welt den Auferstehungsgang Wenn ein Gefangener sich nach Mauern sehnt, Damit er weiß, wie schön der Frühling ist, Weil eine Blume, die der Haß vergist, Verwundert an den grauen Steinen lehnt, Franz Rothenfelder.

Landes.

Beilage des Borwärts

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Die Pampa! Zu deutsch  : die Grasebene. Was aber birgt sich| erhellt wird. Ein Kinderarzt aus Buenos Aires  , der Lieblings­für den Argentinier   nicht alles hinter diesem Wort: Pampa. Die neffe unseres Gastgebers, lenkt es. Wir hinterdrein. Immer mehr Pampa ist ja zunächst die Grasebene, die große, die unendlich treifen uns die Gewitter ein. Aber mir jagen dahin, daß es hoch­auffprigt aus den Pfützen, und manchmal geht es durch ganze Boden in gewaltigen Kolben, mehr Keulen als Kolben, den Menschen Seen. Zuckt ein Bliz auf, dann sehen wir vor uns auf dem Last­schenkt; die Pampa ist das Getreide, das die großen Molinos, die auto ein Dutzend Gauchos   stehen und fizen, denen die tolle Fahrt mechanischen Mühlen, versorgt in der Hautpstadt und in den an höchster Spaß ist. Es ist wirklich ein Fünfzig- Kilometerrennen mit Flußläufen gelegenen Städten unterwegs. Die Pampa ist der dem Gewitter. Kaum halten wir nach etwa einer Stunde vor Lein, die Pampa ist die Milch, die der holländisch- argentinischen feinem einsamen großen Gehöft, taum sind wir in den marmor­Rasse von deutschen   Händen abgenommen wird, furz, die Pampa verkleideten Hof, den Patio, getreten, taum fühlten wir uns unter ist der Reichtum des ganzen Landes und für den echten Argentinier, Dach geborgen, als auch schon das Gewitter da ist und Regenmassen den Criollo, den Crioscho, wie man hier sagt, auch die Poesie des niedersendet, wie ich sie noch nie gesehen. Keine fünf Minuten und der offene Hof, den die Säulengänge des Hauses umgeben, war in einen Seee gewandelt und Bliz um Bliz fuhr nieder; plötzlich ein Krach, daß wir ins Zimmer geschleudert wurden der Blizz war in den Blizableiter gefahren. In der Küche gossen sie schon heißes Wasser auf die mit dem Mate, dem argentinischen National­getränt, gefüllte fleine Kürbisschale, aus der der Tee mit Hilfe Und dann eines Rohres mit filbernem Mundstück geschlürft wird. aus dem­geht das Röhrchen von Mann zu Mann Alle saugen muß. Auch der Doktor macht diese unhygienische Sitte mit. Das - die ist so ein Stüd Indianertum, das noch erhalten geblieben ist Friedenspfeife. Der Altargentinier sieht es als Beleidigung an, wenn man fich mehrt, mit ihm diese modernisierte Friedenspfeife zu rauchen. Endlich um halb fünf Uhr morgens dürfen wir uns zurückziehen und versuchen, nach einem erfrischenden Bad einige Stunden Schlaf zu finden. Ja so ein Bauer, der seine 6000 bis 8000 Stüd Vieh sein eigen nennt, hat für seine Gäfte auch einige Badezimmer bereit, mit vieler Bequemlichkeit eingerichtet. Auch einen Mufiffalon mit Mavier gibt es und ein Billardzimmer. Und wie ein König in seinem Reich, so herrscht hier der Estanzero, bereit, alles zu tun, um seiner Umwelt das Leben schön zu gestalten. Und diese gibt wieder gerne zurüd. Jeder Besuch des Onfels wird zum Ereignis. Der Bruder des Alten hat das Nachbargut. Nur der Fluß Terzero trennt die beiden Riesengüter, durch die man stundenlang mit dem Auto fahren kann.

Der Sohn des Zimmermanns." Rohr filteren Evant, an man gewöhnen

Bon Henri Barbusse  .

II.

Die erste christliche Generation wurde geboren und starb. Die Begründer des Christentums: Paulus  , Barnabas  , Petrus   und die anderen starben, ohne daß dem christlichen Messias   auch nur ein einziger, menschlicher, realistischer und geschichtlicher Bug gegeben

wurde.

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Biel   später, 20 Jahre nach dem Tode des Apostels Paulus( der für uns- folange wir nicht eines Besseren belehrt sind der Mann bleibt, der dem Christentum seine lebensfähige Gestalt ge­geben hat), fordert die mystische Begeisterung der ersten Bei: mar vorbei die stets anwachsende Schar der Gläubigen eine weitere Aufklärung über diesen Gott, der, wie man sagte, gleich einem irdischen Wesen gelitten hatte. Woran hatte er gelitten? Wo und auf welche Weise hatte sich das abgespielt? Wann und unter welchen Umständen hatte sich Gott zu den Menschen gesellt? Die Menschen fagten:" Wir sehen ihn mit den Augen des Glaubens, aber gebt uns Anhaltspunkte!"

Aus diesen und noch aus anderen Gründen waren die Häupter der Kirche zu dem Opfer genötigt, ein menschliches Abbild von Jesus Christus   zu schaffen. Sie stellten ihn jemandem gleich, der auf Erden gewandelt hatte. Sie wählten dazu eine schattenhafte, non der Zeit verwischte Persönlichkeit seit der Kreuzigung des Galiläers durch einen römischen Verwaltungsbeamten war ja schon ein halbes Jahrhundert verflossen. Und dann sprachen fie: so fah

er aus.

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Wenn es ihn in Wirklichkeit nicht gegeben hätte, wäre er da­mals erfunden worden, da man für die Berförperung Chrifti einer menschlichen Gestalt bedurfte. Hätte der wirkliche Mensch nicht schon den Namen Jesus   geführt, hätte man ihn von nun an so genannt.

Es wurde von ihm eine Geschichte erzählt, deren sämtliche Einzelheiten mit den Prophezeiungen des alten Testamentes über einstimmen fonnten: der Messias Jesu, Sohn der Jungfrau Maria und des Heiligen Geistes, aus dem Stamme Davids, wurde zu Bethlehem   geboren, lebte in Nazareth   und predigte an den Ufern des Sees von Tiberias  , vollbrachte unerhörte Wunder, wurde von Den Pharifäern und Priestern aus Jerusalem  , die die Beihilfe des Pontius Pilatus   erzwangen, gefangengesetzt und getötet. dritten Tage ist Christus vom Tode erstanden und zum Himmel aufgestiegen. Die Bücher, die diese Geschichte erzählen, heißen Evangelien. Das erste Evangelium erschien gegen Ende des ersten Jahrhunderts nach Jesum Christum  ", das letzte, in seiner heutigen Gestalt, gegen das Ende des zweiten Jahrhunderts unserer Zeit rechnung.

Am

Durch den zauberhaften Vorgang der Auferstehung war der Mensch Christus zum ersten Male dem göttlichen Myftizismus ver­bunden worden. Er wurde mit überirdischen Eigenschaften aus­gestattet, verschwand in einem wahren Feuerwerk von Wundern, alten Weissagungen und neuen Gesetzen. All das bildete eine felt­fame Mischung.

Das Merkwürdigste aber ist, daß der arme, hingerichtete Rabbi  , den man als Opfer ausgewählt hatte, um durch das Martyrium feines Leibes der Lehre von der Erlösung sichtbare Gestalt zu geben und das Bild des gewaltigen Opfertodes für die Zwecke der Theo­fogie finnlich wahrnehmbar zu machen, aus sich selbst groß war und daß diese Größe auch den religiösen Apparat überstrahlt, mit dem man seine Schultern beschwerte.

Den Evangelien entströmen Teile der wahren Stimme des wirklichen Jesus, der darin gefangen und entstellt ist. Etwas von seinen verzweifelten Rufen nach Gleichheit und das unstillbare Ver­langen nach proletarischer und revolutionärer Gerechtigkeit, die die Volksmengen in die Wüste getrieben hatte, klingt darin wieder Aber das Außerordentliche an dieser ebenso schlichten als wahren Ge­schichte, das sich einem immer mehr aufdrängt, seitdem es statthaft ist, der Heiligen Schrift gerade ins Gesicht zu sehen, ist der Um­stand, daß inmitten aller Erfindungen der Romane erzählenden Evangelisten der wahre Jesus   lebt. Wenn man ihn erhlich sucht, findet man ihn dort wieder und erkennt beim Lesen gewisse echt menschliche Züge, die die Religionsbegründer nicht erfunden haben

fönnen.

Dieser wahre Jesus, der uns im Laufe der Begebenheiten ent­gleitet( mit Ausnahme seiner Verurteilung wegen politischer und fozialer Unruhen), weil wir von diesen Tatsachen nur das Sze­narium und die tendenziöse Beglaubigung der als unangreifbar geltenden Inszenierungstünstler befizen, enthüllt sich uns haupt sächlich durch seine Ideen, die man nicht so vollkommen zu ent­stellen vermochte, wie die Ereignisse seines Erdenwallens. Ja selbst nach einem gründlichen Studium der Evangelien kann man zu dem Schluß gelangen, daß die wirkliche Lehre des besiegten Galiläers bis zu einem gewissen Grad von den chriftlichen Reformatoren ge­fannt und verwendet worden ist. Aber sie alle hielten es mit Judas  , Denn sie hatten zwar alle Vorteile von Jesus  , aber sie verrieten

Die Pampa ist aber auch das, was den Europäer lodt. Für ihn ist die Pampa der Begriff für Land, für das Land, nach dem er so hungrig ist. Für ihn ist die Pampa das weite, große, billige Land, das er glaubt noch erwerben zu können, der Inbegriff aller Hoffnungen, solange er das Land nicht kennt. Für wenige Aus­erwählte des Glückes ist die Pampa auch das Land erfüllter Hoffnung. Aber im großen und ganzen sind diese Riesenflächen, durch die der Schnellzug tagelang fauft, in festen Händen, und nur wenige Besitzer der riesigen Ländereien können sich entschließen, etwas von dem Boden abzugeben, ihn der Kolonisation zuzuführen, so notwendig auch Argentinien   solche Kolonien hätte, die ihm helfen könnten, den Reichtum des Landes auch wirklich auszuschöpfen. Kolonien bedeuten Menschen, Kolonien bedeuten Wege. Beides braucht Argentinien  : Wege und Menschen und beides weit über die Bampas hinaus, bis hinauf in das Chaco, wo hundert Edelhölzer wachsen, aber so weit ab, daß es dem argentinischen Möbelschreiner noch immer billiger tommt, Holz aus Europa   zu verarbeiten. Das gehört so zu der planlosen Wirtschaft des tapitalistischen Zeitalters: Holz in den Urwald tragen. Die englischen Bahngesellschaften fönnen sich nicht zu billigeren Tarifen entschließen, und hier hat die Macht des jungen Staates vorläufig noch ihr Ende. Im Chaco  wächst auch das Quebrachoholz, aus dem das Tannin gewonnen wird. Dieser Reichtum wird gehoben. Die Bahn führt direkt in den Wald, wo an Ort und Stelle das foftbare Gut mitten aus dem Holz gesogen und dann in alle Welt versandt wird.

Menschen und Wege braucht das Land. Ein Besuch in der Pampa macht das jedem offentundig. Der Zufall ist mir günstig. In einer Gesellschaft lerne ich einen Viehhändler fennen, einen Biehhändler aus Argentinien  . Da er mir zwei Tage später, wie verabredet, mitteilt, daß nachmittags 5 Uhr fein" Bug geht, bleibt mir nicht viel Zeit zur Vorbereitung der Reise, die uns 550 Kilo­meter weit ins Land führen folletwas weniger als die Strecke Wien  - Berlin  . Wir kommen auch so drei Minuten vor Abgang des Zuges vor unser Schlafabteil. Fast der ganze Zug besteht aus Schlafwagen. Der Viehhändler aus Argentinien   hat zufällig den­Schlafwagen. Der Viehhändler aus Argentinien   hat zufällig den felben Schlafwagen wie ich, und auch der Bauer", zu dem wir reisen, um eventuell einige tausend Stück Vieh von ihm zu er­handeln. Auch der Estanzero, der Besitzer der Estanzia, reist zu­fällig mit dem Rug und im selben Wagen. Da er hört. daß seine Estanzia unser Ziel ist, setzt auch schon die argentinische Gastfreund­schaft ein. Wir sind seine Gäste und bleiben es, bis wir unter Bliz und Donner am nächsten Abend von ihm Abschied nehmen. In faufendem Flug gings dahin durch die Pampa. Neun Stunden später waren wir mitten in gewitterschwarzer Nacht in der Station Leones, in dem Dorf der dreißig Pesomillionäre.( Ein Peso sind 1,80 M.) Gespenstische Lichter tamen auf uns zu und gespenstische Gestalten, sechs, acht, zehn. Unser Gastgeber ist ein finderloser Witwer, und alle diese Jugend, die da in seltsamer Tracht angerückt fommt, in weiten, unten abgebundenen Hofen, von einem breiten Gürtel um die Hüfte gehalten, im Gürtel ein Meffer, auf dem Kopf einen Schlapphut, ein Halstuch, eine furze Jacke, alle diese Jugend im Kostüm des Gaucho, des berittenen Viehhirten der Estanzia, tommt den Onkel einholen, der wieder einmal einige Tage draußen auf der Pampa Erholung suchen will.

Es ist herzliche Liebe, die den alten Herrn empfängt. Und dann geht die wilde Jagd los. Uns voran die Jugend auf einem Lastauto über Stod und Stein, durch Moor und Sumpf, hals: brecherisch rasch in finsterer Nacht, die nur ringsum von Blitzen

ihn insgesamt. Man machte von seiner lebensvollen, wahren und reinen Lehre Gebrauch, um eine fünstliche Dogmatik aufzubauen, die den weitgreifenden Absichten Jesus  ' geradezu entgegengesetzt ist, denn man hat seine Gedanken und Worte in ihr Gegenteil verdreht. So läßt man ihn sprechen, alles fomme von Gott, ihn, der doch gelehrt hatte, alles fomme aus uns. Man macht aus ihm den höchsten Mittler, ihn, der doch gepredigt hat, es gäbe feinen Mittler zwischen den Menschen und der Unendlichkeit, die Größe des Men schen und der Menschheit entspringe diesen selbst, man sei ebenso wenig imftande, den Bau eines steinernen Hauses mit dem Dache zu beginnen, als das soziale Gebäude von oben herab zu errichten. Man tann also nicht behaupten, seine Persönlichkeit fei zu jenem Zeitpunkt gänzlich in Bergessenheit aeraten, da die Trümmer seiner Lehre damals ausgegraben und verfälscht wurden. Man hat einen sentimentalen Verkünder einer anmutigen und utopistischen Liebe auf die Beine gestellt, obwohl Jefus immer nur vom lo­gischen und fruchtbaren Gefühl der Solidarität gesprochen hat: Füget euren Mitmenschen das nicht zu, was ihr nicht mollt, daß man es euch zufüge."

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Aber es gab noch etwas Schöneres und Erhabeneres als die Kraft. mit der die menschlichen Wahrheiten Jesus  ' die Lügen und Irrtümer der christlichen Lehren durchdrangen: der menschliche und mur er allein Refus den man ausgegraben und zum Mittelpunkt ber neuen Gotteslehre gemacht hatte, wurde die Ursache ihrer Bedeutung und ihres Triumphes. Die Gestalt des Gott   Menschen, der mit seinen eigenen Händen von den Reichen und arbeitete. der Heimsuchungen erlitt und Prieſtern verfolgt wurde, gewann die Liebe des Volkes. das diese Religion zur seinigen machte. Die Liebe der Armen hielt diesen Glauben aufrecht. Sie dachte nicht darüber nach, daß alle diese Herrlichkeiten nur Schall und Rauch waren, auf einer Täuschung beruhten, daß meder Gott ein Mensch, noch ein Sterblicher Gott  

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Das genießen wir am nächsten Tag reichlich. Da der Estanzero mit der Jugend bis um 7 Uhr morgens beisammen saß, brach für diese der Tag erst mittags an. Dann aber ging's los. Der Dottor chauffierte uns selbst hinaus auf die Pampa zu den Herden. Da tauchte auch schon die erste vor uns auf. 3wei Gauchos sprengten heran. Wir hielten, und im nächsten Augenblick saß der Vieh­händler im Sattel und schon ging es mitten durch die Herde, mit dem Blick zu prüfen die Raffe, das Alter die Güte der Herde und sich einen ungefähren Preis zu bilden. Eine Viertelstunde später fizen wir wieder im Auto und rajen weiter, eine andere Herde zu erreichen. Wir halten jetzt Einkehr auf dem Hof des Hirtenpaares, dem diese Herde anvertraut ist und trinken unseren Mate, bann geht es in halsbrecherischer Fahrt über den Terzero. Auf einem Drahtseil hängt eine offene Balkenschaukel, start genug, einige Menschen zu tragen, und auf dieser stehend, gondeln wir hinüber. Der eine Gaucho hatte sein Pferd vor den Draht gespannt, der, in einem Flaschenzug laufend, die Schaufel hinüberzieht. Ich war glücklich, als ich diese Nervenprobe hinter mir hatte und bedachte nicht, daß wir auch wieder zurück müssen und schon gar nicht, daß uns das Gewitter von gestern zwingen werde, in der nächsten Nacht noch einmal so über den Fluß zu gehen, der, hochgeschwollen, seine lehmig braune Masse tief unten führte. Das Auto führte uns dann durch Wald und Busch, da schreckten wir die Kibize auf, die wie weiße Gespenster über uns hinwegflogen, tausend Leuchtkäferchen über dem fumpfigen Gelände an der einen Straßenfeite, Gequate von tauschend Fröschen und das Gezirpe von tausend daumen­großen grünen 3nfaden. Auch hochbeinige Bampashajen laufen über den Weg, und viele fleine Vögel stören wir im Schlaf, wohl auch die schönen rotbauchigen Amseln der Pampa, die amselgroßen Rotfehlchen. Nur den scheuen Strauß der Pampa sehen wir nicht. Als wir ihm im Frühdämmer des Abends im Auto nachspürten querfeldein durchs hohe Gras, da fahen wir die fliehende lang­beinige Majestät der Pampa nur als Schattenrest am Horizont. Er weiß es, daß in einem Bampaauto auch immer ein Gewehr ist und das Gewehre losgehen.

werden fönne und daß man, selbst wenn die geheiligte Legende im Ernste ebensowenig vom Leiden eines Gottes. wahr wäre fprechen könne, der sich zwischen Himmel und Erde hin- und her­bewegt, als von der zeitlichen Entseelung der förperlichen Hülle Chrifti. Das Volf ist rein, wahr und schlicht. Wenn es, mit Recht oder Unrecht, eine ihm verständliche Gestalt oder Idee begriffen zu haben glaubt, macht es sich diese zu eigen und. verleiht ihr Gewalt. Nach den Evangeliſten haben die Unglücklichen und Enterbten von der neuen Lehre Besitz ergriffen. Dem neuen Glauben hat das internationale Proletariat Leben und Sieg verliehen. Gr wurde Ihm verdankt das zu einer Bewegung der Massen und Klaffen. Christentum troß feinen Fehlern, Bidersprüchen und der Ungerech tigkeit feiner grundlegenden Dogmen die Herrschaft.

Nachdem die Kirche durch die Massen zur Macht gelangt war, wurden diese von ihr verleugnet und zurückgedrängt. Die Kirche wurde zu einer reaktionären Gewalt des Staates und gelangte da­durch zur Erbschaft des römischen Kaiserreichs, daß sie sich ihm ffla­visch ähnlich machte. Der wahre Jesus   und jene, die ihm glichen, wurden ihr fremd. Die blutige Geschichte der Kirche ist für alle Gläubigen ein Schimpf.

In unseren Zeiten aber hat das gleiche, ungeheure Trauerspiel wieder begonnen. Die große Idee der sozialen Neuordnung be­herrscht die Welt. Sie richtet sich gegen den festgefügten Mechanis mus der überlieferten Anschauungen und die Barbarei einer schwan fenden Kultur, die die gleichen Zeichen des Niederganges und der Aber diese Be­3erfegung aufweist, mie einst die antike Belt. wegung trägt nicht den Todesteim in sich wie das Christentum. Sie stützt sich weder auf Träumereien, noch auf llebernatürliches, meder auf Phantasien noch auf das Sterben einer Gottheit. Sie ftüßt sich vielmehr auf die Vernunft, das Leben und auf leicht faßliche, wohl­begründete Geseze, jenen gleich, die die Naturfräfte regeln. Und dadurch wird sie siegen.

Berechtigte Uebersetzung von Abele Alarmill.