Aus dem Bericht des Roten Frontkämpferbundes .
Bom 23. bis 25. März tagie in Hamburg die 5. Reihs. fonferenz des Roten Fronttämpferbundes. Die Bundesführung des Roten Fronttämpferbundes sowie die Reichs führung der Roten Jungfront hatten zu dieser Tagung umfangreiche Berichte vorgelegt, die neben einem sehr ausführlichen Rückblick auf die geleistete Tätigkeit im vergangenen Jahre auch eine lebersicht über den gegenwärtigen Stand der Organi= sation des Bundes enthalten. Der Deffentlichkeit ist darüber bisher nichts bekanntgeworden.
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In diesem vertraulich behandelten Organisationsbericht wird ausdrücklich festgestellt, daß es dem Roten Fronttämpferbund" nicht gelungen ist, die Zahl der Mitglieder und Ortsgruppen zu steigern. 3war seien viele Neueintritte zu verzeichnen ge wesen es werden an verschiedenen Stellen die widersprechendsten Zahlen genannt aber diese neuen Mitglieder habe man nicht zu halten vermocht. Es müsse deshalb eine der wichtigsten Aufsaben der Organisationen in der Zukunft fein, die außerordent liche Fluffuation in der Mitgliedschaft zu beseitigen. Auch an anderen Stellen des Berichts wird sehr scharfe Kritik an der geleisteten Organisationsarbeit geübt. So heißt es u. a., daß der Aufbau von Betriebsgruppen und deren praktische Arbeit innerhalb der Gewerkschaften bisher nur sehr wenig Erfolg gezeitigt hat". Für Berlin- Brandenburg werden überhaupt mur vier Betriebsgruppen aufgeführt. Von der Landagitation wird gesagt, daß sie unsystematisch, mit hohen Ausgaben und Rostenaufwand und mit wenig Erfolg" durchgeführt worden sei.
Aber trotz dieser wenig ermutigenden Selbstkritik beziffert der Rote Frontkämpferbund die Mitgliederziffer in seinem Bericht auf 200 000. Aus den detaillierten Angaben des Organisationsberichts ergibt sich jedoch, daß diese Zahl sehr start übertrieben ist. Sie errechnen die Mitgliederzahl des Roten Frontkämpferbundes und der Roten Jungfront zusammen auf rund 100 000, von denen 76 000 dem Roten Frontkämpferbund und rund 25 000 der Roten Jungfront angehören. Selbst diese Ziffern sind eher zu hoch als zu niedrig gegriffen.
Münchmeyers Genoffen.
Der Nazi- Aufmarsch in Bayern .
Der Bayerische Kurier" macht sich das Bergnügen, aus der Kandidatenliste der Nationalsozialisten einige Eremplare herauszufischen, um sie einem größeren Publikum vorzuführen. Da ist der Kandidat für den Landtagswahlkreis Oberbayern Mar Neunzert. Ueber ihn berichtet das Blatt:
„ Der Name des Herr Neunzert spielte in den politischen Mordprozessen der Jahre 1920 bis 1922 eine sehr wesentliche Rolle. Aus Anlaß des im Forstenrieder Part an einem armen Dienstmädchen verübten Morde befand sich Herr Neunzert, wie in dem Femeausschuß festgestellt worden ist, in Untersuchungs haft. Im Moroprozeß Hartung wurde gegen Herrn Neunzert Klage erhoben. Die Berhandlungen endeten zwar mit einem Freifpruch wegen Mangel an Beweis; im Prozeß und auch in der
Urteilsbegründung wurde aber Herr Neunzert aufs allerschwerste
belaftet.
Auf der Reichsliste der Nationalsozialisten steht ein Fliegerhauptmonn a. D. Göring Berlin , ein ehemaliger militärischer Gehilfe Hitlers , dem der Bayerische Kurier" nadyjagt, daß er aus der Butsch und Nachputschzeit vor allem durch einen sehr blufig ge haltenen Geheimbefehl bekannt fei.
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Mündmeyer, Steunzert und Göring , bas find die Früchte, an denen man die Nationalsozialistische Partei erkennen tann. Der National Bölkische Blod marschiert zwar getrennt von den Nationalsozialisten in den Wahlkampf, feine ideelle Einstellung stimmt aber in den Hauptfragen mit den Nationalsozialisten überein. Und das sind die Gruppen, in denen die Deutsch nationalen ihre Bundesgenoffen sehen!
Ludendorffs Gratulanten.
Ludendorff hat am Dftermontag feinen 63. Geburtstag gefeiert. Die deutschnationale Breffe, die sonst keine Gelegenheit vorüber gehen läßt, um Offiziere auch weniger hohen Grades in das Gedächtnis der Gegenwart zurückzurufen, übergeht dies Ereignis mit Stillschweigen. Auch in der völlischen Presse, die sonst ,, ihrem" Feldherrn an diesem Tage Lobeshymnen widmete, ift es diesmal merkwürdig still Hitlers Blatt, der Bölfische Beobachter", begnügt sich mit ganzen vier Zeilen. In dem Blatt der Wulle- Richtung, der Rostocker 3eitung", bescheidet man sich damit, auf der zweiten Seite einer Räte Bayer- München das Wort zu überlassen. Deren Ausführungen sind denn allerdings auch danach. Sie feiert den Ludendorff von heute, den Ludendorff der Freimaurer Töterei, und sagt von ihm:
Der Ludendorff von heute, deffen Geburtstag am 9. April bevorsteht, wuchs damit noch weit hinaus über den Ludendorff der Schlacht von Tannenberg. Titan en haft brach er los, seine einzige Waffe die Wahrheit, und die Wucht seines Angriffs auf den schwächsten Punkt der perfilzten Gegner verriet den Meister der Strategie. Die Welt horchte auf, Furcht schlotterte, Hohn umgeiferte ihn aber das Lachen erstarrte beim Anblick folcher Redenfraft. Man vergaß fogar das Sprüchlein vom politischen Kind" Ludendorff, so fuhr den lleberstaatlichen" der Schreden ins Gebein.
Kein Zweifel: Millionen werden ihm auf diesem Wege folgen, wenn nicht heute, so morgen, weil sein Beg der deutsche ist. Und diese Bewegung macht so wenig an den Landesgrenzen halt, wie einft Luthers halbes Befreiungsmert.
Schmerzlich pflügt Ludendorff , aber große Saat ftreut er in die Furchen. Ihre Früchte werden gofben den späteft en Geschlechtern reifen und sie werden einst seinen Namen nennen als den des größten Befreiers der Deutschen !" Die Freunde Ludendorffs wissen, weshalb sie das Amt des Gratulanten diesmal einer Käte Bayer überlassen haben!
Die Folgen der Landbundheke.
Ein Bollziehungsbeamter einer thüringischen Kaffe erhielt von einem Landwirt, bei dem er wegen hoher Beitragsrüdstände pfänden sollte, dieser Tage folgendes Schreiben:
Ihnen zur freundlichen Mitteilung, daß auf Beschluß des Landbundes die Zahlungen für die Krankenkaffen sowie für Steuern vorläufig eingestellt und nicht mehr bezahlt werden dürfen. Die gesamte Landwirtschaft steht jetzt geschlossen hinter ihten Führern. Ein Eingriff Ihrer Behörde würde der Auftakt 3u einer großen unangenehmen Sache sein."
Das ist nur ein Beispiel von den fast zahllojen Auswirtungen der Heze des Thüringischen Landbundes. In Hunderten von Fällen wurden die Bollstreckungsbeamten mit Erschießen be
Der Wahlfonds der Industrie.
Scheck 100 000 MR
10 Stunden tag
Dem Hunde, wenn er gut gezogen, 3st selbst der reiche Mann gewogen,
Die fächsische Industrie sammelt einen besonderen Wahlfonds für industriefromme Abgeordnete.
Und reichlich wird der Pudel honoriert, Der den Zehnstundentag brav apportiert!
Der Freiheitsfampf Nikaraguas.
Amerifa will nur ungestörte Wahlen sichern.
Einem einzigen Fremden gelang es, die Armee der auf ständischen Nikaraguaner aus der Nähe kennenzulernen und ihren Führer General Sandino zu interviewen. Dieser Journalist, ein ausgezeichneter Kenner Lateinameritas namens Carleton Beals , veröffentlicht in der New- Yorter „ Nation" seine Eindrücke. Die folgenden Ausführungen find der liberalen Zeitschrift entnommen.
Humor wirklich hätten, das ihnen nachgerühmt wird, so hätten sie Wenn die Bürger der Bereinigten Staaten jenes Gefühl für laut aufgelacht, als der Auswärtige Ausschuß des Senats verkündete, die Marinetruppen müßten in Nifaragua bleiben, um dort die Wahlen zu überwachen. Selbstverständlich sind die Soldaten nicht damit beschäftigt, den Arbeitern auf den Kaffeeplantagen Demotratie u predigen. Statt deffen halten fie fich in einem bunn bevölferten Bergland auf und knallen Anhänger Sandinos mieder. Wie ein miziger Mami gefagt hat, hun sie ihr möglichstes, um die Zahl der zu beaufsichtigenden Stimmen zu verringern, mäh rend Sandino feinerseits alles daran seßt, daß möglichst wenig Die Statistiken, die Marinesoldaten als Aufseher übrig bleiben. Die Statistiken, die dem Auswärtigen Ausschuß des Senats durch Seeoffiziere vor gelegt wurden, reden eine traurige Sprache. Bis zum 1. Februar dieses Jahres hatten die Vereinigten Staaten danach 4609 Mann in Nikaragua landen lassen. Während Sandino behauptet, davon feien über 500 getötet worden, gibt die Marinebehörde die Zahl der Gefallenen mit 21 an, die Berwundeten beziffert fie auf 45; aber 1410 Mann mußten nach Nordamerika zurückkehren, weil sie am Tropenfieber erfrankt waren. Die USA . hatten oder haben noch soweit sie nicht abgeschossen sind in Nikaragua 6 De Haviland Bombenflugzeuge, zwei Flugboote, fechs Beobachtungs-, sechs Bought- Kampf-, drei Fokter- Transport und sechs mit je einem Geschütz bewaffnete Stampfflugzeuge. Von dieser Luftflotte holten Sandinos Schüzen zehn Apparate herunter und zwangen drei weitere zum Niedergehen. Wie viele Nifaraguaner im Kampfe gefallen sind, weiß wohl niemand,
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General Sandino sagte zu Carleton Beals über den Feldzug folgendes:„ Wir haben von den Eindringlingen viel gelernt. Früher schlugen wir unser Lager immer im Freien auf; aber als mir ges lehen hatten, daß der Feind die Häuser nikaraguanischer Bürger wie Kasernen benuzte, indem er die Bewohner unbarmherzig auf die Straße setzte, wandten wir eine ähnliche Methode an. Wir brangen in solche Wohnungen ein, von deren Inhabern bekannt war, daß sie mit unseren Gegnern sympathisierten, und das mit der größtmög. lichsten Schonung für die Befizer. Sehr häufig bieten uns jedoch die Leute ihre Häuser mit ihrer ganzen Habe freiwillig an, weil sie auf unserer Seite stehen und wissen, daß wir für die Unabhängigleit des Landes kämpfen. Die Bevölkerung versorgt uns auch aus eigenem Antrieb mit Lebensmitteln. Glauben Sie, wir hätten uns ein halbes Jahr lang an einem be
droht oder mit biffigen Hunden von den Höfen gehetzt. Die fozialdemokratische Fraktion des Thüringischen Landtags hat diese Zustände zum Anlaß einer Anfrage an die thüringische Re gierung genommen.
3m Leffing- Theater.
festigten Platz gegen die Streitmacht der Nordamerikaner halten fönnnen, wenn wir wirklich bloß Bandifen wären? Mit Banditen sympathisiert die Bevölkerung nicht; uns behandelt sie wie Freunde. Die Nordamerikaner sagen: Sandino wird bald erledigt sein; er hat zu wenig Priviant und Munition, teine Maschinengewehre. Unsere Feinde vergessen aber, daß das Volk uns alles nötige liefert; sie lassen außer acht, daß sie selbst Maschine: gewehre und Munitionsvorräte besaßen. Bei diesem Puntt anzeigen, die seine Soldaten den Nordamerikanern abgenommen hatgelangt, ließ, der General dem Berichterstatter verschiedene Waffen ben: Revolver, moderne Gewehre, Flugzeugmaschinengewehre usm. Wir haben zetzt. 30 Maschinengewehre," erklärte er. Wo gibt es Banditen mit derartiger Bewaffnung außer in Chicago ? Bei Ocotal hielten wir ein Gefecht aus, das mit seinen 15 Stunden fort währenden Feuerns schon fast eine Schlacht genannt werden taunte. Während eines anderen Gefechtes bei Las Cruces haben wir 20 000 Schüsse abgefeuert Nicht so schlecht für reine Banditen!"
Oberst Porfinio Sanchez, der das Daligebirge vor mir erreicht hatte, erlaubte sich, Kontributionen von einzelnen Privatleuten einzutreiben. Er wurde aus der Armee, die die Unabhängigkeit Nitaraguas verteibigt, ausgeftoßen und alles gestohlene Geld wurde wieder zurüdgegeben hier ist eine Empfangsbestätigung von Elvira Rodriguez über 2000 Dollar, welchen Betrag ihr Sanchez abgenomemn hatte und wir wieder vergüteten.
Meine Vergangenheit ist makellos. Man kann jeden meiner Schritte prüfen, nie wird man finden, daß ich jemandem auch nur einen Cent ungerechtfertigt abgenommen oder ein Versprechen nicht gehalten habe. Den Lebensunterhalt habe ich mir durch meiner Hände Arbeit in verschiedenen Ländern verdient; ich schaffte für Betroleumgesellschaften, in Bergwerfen und gelegentlich auch auf verantwortlichem Boften." Dann zeigte Sandino dem Berichterstatter das Hauptbuch der Armee. Hier werden alle Einnahmen und Ausgaben getreulich aufgeschrieben. Jetzt werde ich dem Obersten Colindres 15 Dollar- mehr habe ich im Augenblic geben, um Wäsche einzukaufen; ich werde ihm sagen müssen, er möge dem Kaufmann erzählen, daß wir arm sind und fein Geld herbeischaffen können; menn das Geld nicht ganz reidhe, möge er die Rechnung ruhig an Bräfident Coolidge schiden, der an den Unruhen in unserem Lande schuld ift."
nicht
Präsident Diaz, den Beals gleichfalls sprach), ist der Ansicht, daß Sandino vor Ende des Jahres nicht gefangen genommen wer den kann, wenn die Zahl der nordamerikanischen Truppen in Nitaragua vorher nicht verdreifacht oder vervierfacht wird. Er hält es außerdem für nötig, daß die Marinetruppen mit der gleichen Schnelligkeit und Unabhängigkeit vom Nachschub vorgehen können wie die Soldaten Sandinos. Er will fie in fleine, ftets schlagfertige Kolonnen eingeteilt wissen, die mur mit außerordentlicher Borficht marschieren dürften, da Sandino es ausgezeichnet verstehe, den Gegner in einen Hinterhalt zu loden.
Konflitt im Schwerfuhrgewerbe beendet Die Forderung der Lohnkommission angenommen.
Wie wir bereits mitteilten, hatte die Lohnkommission der Arbeiter des Berliner Schwerfuhrgewerbes den Unternehmern gegenüber ihre ursprüngliche Lohnforderung dahin reduziert, daß ab 1. April eine Erhöhung der Wochenlöhne um 4 M. und ab 1. Ottober bis 31. März 1929 um eine eine weitere Mark erfolgen solle. Die Funktionäre hatten weiter beschlossen, am Mittwochfrüh in den Streit zu treten, falls die Unternehmer diese Forderung ab
lehnen sollten.
Die Unternehmer des Schwerfuhrgewerbes waren gestern abend zusammengefommen, um zu dieser Forderung Stellung zu nehmen. Sie haben beschlossen, die Forderung anzunehmen.
Unter den bekannten schlechten Stücken, die Piscator bisher an seinen Bühnen aufführte, ist Leo Lanias Satire auf die Betroleumschieber am meisten zu loben Befäße der junge Dramatiker, der auf das Programm Piscators mit allen zehn Fingern schwört, ebenso viel Klugheit wie würzige Energie, dann würde er eine vorzügliche politische Komödie schreiben tönnen. Doch er bleibt allzu Die Funktionäre der im Verkehrsbund organisierten Arbeiter behaglich an einigen Simpliziffimuspointen hängen und verdirbt fidy des Berliner Schwerfuhrgewerbes waren gestern abend ebenfalls so das Weltbild, das vielleicht ganz luftig vor feinem beglüdten versammelt, um je nach der Entscheidung der Unternehmer bie Auge steht. Darum ersetzt er durch Pedanterie, mas fihelnder Humor weiteren Beschlüsse zu fassen. Da ihre Forderung von den Unterfein follte. Doch bei Piscator liebt man die faustdicken Wort- nehmern restlos anerkannt worden war, nahmen sie von irgendtanonaden und feiert mit Freuden auch diesen der Förderung durch welchen Kampfbeschlüssen Abstand, so daß die Lohnbewegung im aus würdigen, vorläufig noch unausgewachsenen Bersager. aus würdigen, vorläufig noch unausgewachsenen Versager.