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Mittwoch ll.aforitl92d

Unterhaltung unö ÄNissen

SeNage des Vorwärts

Erlebniffe in der(Zisenbahn. Aon Viktor Auburtin. Irrungen der Zeit. Der her heimwärts fuhr, war wieder einmas zräßNch voll. Mein in unserem Abtell. dos nur P-lotz für sechs Personen hat. saßen deren sieden. Nämlich ich. die Engländerin mit der Krokodilledertasche und zahllose Japan «. In Deutschland ist es jetzt so: auch in dem kleinsten Zirkel sind immer zahllose Japaner vorhanden. Auf dem Gang draußen aber stand alles dicht bei dicht, und gerade vor unserem Abteil hielt sich eine deutsche Familie aus. de. stehend aus ein« sehr feinen Dame, zwei Herren und einer Zofe; die Zofe sprach oiel und laut und paßte eigentlich nicht recht zu diesen vornehmen Leuten. Nun geschah es. daß die England«« mit d« Arokodirledertasch« in unserem Abteil plötzlich das Wort«griff und folgende Red« hielt: .JD, hie ist noch ein Platz, wenn wir etwas zusammenrücken: wollen wir die Dam« da draußen bitten, hereinzukommen?' Ich sagte sekbswerständkch sofort zu. und die Japan « grinsten treunttich, wo, bei den Japanern sowohl sa wie nein bedeutet: worauf die Engländerin die Tür öffnete und die deutsche Dome auf- forderte, hereinzukommen. Die deutsche Dame errötete etwas, trat mit leichtem Gruß ein und setzte sich elegant auf den ihr frei- gemachten Platz. von da od tonnte man bemerken, daß der Rest der Familie draußen auf dem Gange in heftig« Aufregung begriffen war: die beiden Herren zuckten häufig die Achseln und die unmanierliche Zofe sprach noch lebhaft« als bisher. Plötzlich»fohte diese Zofe dt« Klinke, riß die Tür auf und rief d« zwischen uns sitzenden Dam« zu:.Man«, gebe» Sie einmal den Schlüssel zu der braunen Tasche h»!' Da ist« uns allen eiskalt üb« den Rücken gelaufen. Dir hatten die Zofe mit der Dame und die Dame mit der Zof« rer» wechselt. Vie Vahafieigkarte. Der Herr mit dem Bollbart stieg m Probstzella m den Zug«in. fand in unserem Wteil einen Eckplatz und ließ das Fenster herunter, um sich van sein« Frau zu»«abschieden. Also vor drei Tagen hast du kein« Nachricht von mir: ich schreib««st aus Innsbruck . Grüß Ewmy und vertragt euch. Auf Wiedersehn, Wiederseh�I' D«r Zug fing an zu fahren, der Herr mit dem Bollbart schloß das Fenster und setzte sich. Sei» ganze» Wesen drückte dos Behagen aus, das der Mann empfindet, der sich eben von sein« Frau«rahschiedet und«wen Eckplatz gefunden hat. Nichts kündigte die gräßliche Katastrophe an, die gleich üb« ihn niedergehen sollte. Da kam der Schaffner:.Lemand zngestiegen?' und der Herr mit dem Vollbart reichte ihm zwei Fahrkorten hin. Zter Schäffner betrachtete die zwei Karten aufuwrksam. knipste die ein« durch und gab beide dem Herrn zurück.Dos eine ist ein« Dahnsteigkarte,' sagte er ruhig und ging weit«. Oer Herr mit dem Vollbart sah die Bahnsteigkarte betroffen aru dachte«inen Augenblick nach, dann««zerrten sich sein« Züge in furchtbarstem Entsetzen.Ilm Gottes willen.' schrie er.ich habe die Bahnsteigkarte mein« Frau mitgenommen.' Er stürzte dem Schaffner nach.Um Gottes willen,' hörten wir ihn draußen rufen,die Karte muß von der nächsten Station mit Eilbrief zurückgeschickt werden, sonst kann mein« Frau nicht mehr von dem Bahnsteig herunter.' Der Schaffner erklärte ihm. daß das nicht möglich sei, da ein« «Sf dem Bahnsteig befindliche Person keine Eilbriefe empfangen dürfe; und es begann«ine lange Verhandlung. Wi « da» abgelaufen ist. weiß ich nicht, da ich bald ausgestiegen bin, ab« ich befürchte Schlimmes. Wir leben in einem Staatswesen, da» auf festen Gesetzen errichtet ist und, auf diesen Gesetzen ruhend, den Stürmen der Zeit standgehalten hat. Und eins dieser Gesetze lautet, daß niemand den Bahnsteig verlassen darf, der nicht ein« von d» zuständigen bürgerlichen Behörde durchlochte Kart« vorweisen kann. Wenn die Kart« jetzt v«lor«n geht, muß die Frau aus dein Bahnsteig bleiben. In meiner Erinnerung steigt die Geschichte eines Königs von Sparta auf. der zum Tod« verurteilt war. der in einen Tempel flüchtete und in diesem Tempel ausgehungert wurde. Nun, ganz so schlimm wird es d« Frau de» Herrn mit dem Vollbart nicht«gehen. Man wird ihr im Bahnhof ein Lag««- richten und sie vom Reswudant«ms ernähren: aber fort darf sie nicht. Sie wird den Rest Ihres Leben» auf dem Bahnsteig»«bringen, ihre Freundinnen zum Kaffee einladen, Kinder gebären, sterben und dort auch beerdigt werden. Es müßte denn da» Gesetz umgangen werden, wozu ich gerade in diesen Zeiten nicht raten möchte. Der Prophet Sacharja. Immer wenn d« Untergrundbahnzug hint« dem Leipzig « Platz «ms dem Tunnel herauskommt, drehe ich mich auf meinem Sitz um und betrachte durch das Fenster die Landschaft. Dies« Landschast mit den vielen Eisenbahnwagen irnd Schienen ist ein« der schönsten, die ich kenne-, sie ist besonder, schön in den gedämpften Farben des Winters, die ja immer geschmackvoll« sind als die Farben des Sommers. Da ist alles weiße und silbern« Dompfwolken, und wo ein Riß tn den Wolken ist, sieht man f«n eine Eiseillmhnbrück«, die aus keinen Pfählen ruht, sondern in der Luft schwebt. Unten aber zieht durch den Nebet eine Prvzesston kleiner Lichtchen, und dies« Pro. Zession ist nichts anderes als d« Potsdamer Porortzuz, der bereits die«sten Lampen des Nachmittags angezündet hat. 9 Als ich mich min neulich mied« auf meinem Sitzplatz in d« Bahn umdreht«, um hinauszusehen, da fiel mein Blick aus ein junge» blande» Fräulein, das neben mir saß und in einem Buche las. Es paßt sich nicht, einem blonden, lesenden Fräulein in ihr Buch zu sehen, aber ich tat es doch, und so konnte ich bemerken, daß da« Luch, in dem die Dame las, die Bibel war. eine llsine. sehr eng- gedruckt« Ausgab« der Bibel. Und zwar las da» Fräulein gerade den Propheten Sacharja . Ein blonde« Fräulein, das zwischen den Stationen Gleisdreieck und Nollendorfplatz in dem Propheten Sacharja liest, das ist offenbar nicht die erst« beste: sie ist ond«s als wir Dutzendmenschen, die für »ichts Jnrerefse haben, als für Gerichtsbericht« und Sportmeldungen. So regte ich mich an dem blonden Fräulein heftig auf. und als st« zufällig ob derselben Station ausstieg wie ich, bin ich che klopf«»'

Ein deutsches Dichterschicksal. Erinnerungen an Emil Gott .

Wer um da» Iah? 190ö auf den Hängen und Halden der Schwarzwaldberge in der Umgegend Fmburgs umherschweift«, der erblickte am Fuß d« alten, zerfallenen Burg Zöhringen ein kleines Haus, das mehr einem verwunschenen Märchenschlößchen, als einer Menschenwohnung glich. Weihe und rote Rosen rankte» sich in ver« schwenderisch« Fülle um Fenst« und Türen, überzogen die beiden Stockv>«ke und schmückten selbst das einfach« Holzdach. Hummeln und Wespen, Bienen und Schmetterlinge flatterten von Blüte zu Blüte, schwirrten und gaukelten beutetrunken zum Garten, um dort bei den blühenden Obstbäumen, den Schlüsselblumen und Mai» glöckchen ihr Wert fortzusetzen. In zartem Weiß leuchteten die schlanken Stämmchen junger Birken durch die Blütenpracht. Tief« Einsamkeit ringsum, kein Laut, kein menschliches Wesen weit und breit. D« Eintretende fand Garten und Haustüren geöffnet. Ein Krug mit frischem Ouellwosser, Brot, Zucker und Zitronen auf dem Tischchen d« Küche schienen stumm zur Erquickung einzuladen. Aber auch hier kein Laut, kein Schritt, der die leeren Räume mit Leben «füllte. Und doch deutete der ärmliche, nur auf dos Notwendigste beschränkte Hausrat, deuteten Büch« und Stöße von Handschristen an. daß hi««in Mensch seinen Wohnsitz ausgeschlagen hatte. Erst ein Blick aus dem Fenst« ließ den geheimnisvollen Besitz« endlich sichtbar werden. Auf dem Felde hint« dem Garten stand ein Mann In einer alten Drillichhose und hackte und grub und jätete Unkraut au» dem steinigen Loden. Es war Emil Gött , der damals noch gänzlich unbekannt« Dichter und Philosoph, der sich aus dem Trubel d« Weltstadt Berlin , aus der Enge d« akademischen Oehrsäle, die er als Student besuchte, hier angesiedelt hatte. Seit über einem Jahrzehnt focht der Einsame einen erbitterten Kampf um sein« Existenz. Das Ziel, dos er sich gesteckt hatte, Handarbeit und Kopfarbeit harmonisch miteinander zu»«binden, Dichter und Bau« in ein« Person zu sein, fordert« immer schwerere Opfer. Geschäftstüchtige Agenten nutzten die Unerfahrenheft des Arglosen aus die schlimmste Weise au». Was Betrug und Diebstahl ihm nicht raubte, da» verlor er durch die eigene allzu groß« Gut» mütigkeit? Er legt eine Sandgrube an, um Arbeitslose zu be. schäftigen, er übernimmt den Betrieb eines Steinbruchs. Heimstätten für Minderbemittelt« ausSirockenplatten', ein« Art van Gips- dielen, Erfindungen aller Art, Luftschiffe, Feuerwehrleitern, eine neue Spinnfaser, die Tausenden von Erwerbslosen Arbeit vermitteln soll Pläne, die zum Tell in die Tat umgesetzt werdcn, aber an der herbm Wirklichkeft scheitern und ihm eine immer tiefere Schuldenlost aufbürden. Sein kleiner Besitz, aus dem er«inMusterhofle' machen wollte, wird bald zur unerträglichen Last. In seinen Tage- büchern, die zum Erschütterndsten gehören, was die deutsch « Literamr birgt, setzt sich der Enttäuschte mit sich selbst und der Welt aus- einander. Verzweifelte Selbstonklagsn gegen d'e zu große Weich- heit und Vertrauensseligkeit, dichterische Pläne, Aphorismen, Hoff- nungen, die sich bis z» Jubelhymnen steigern und jäh in Derzweif- lung und Todessehnsucht umschlagen, bilden ihren Inhalt. Das Bild eines gegen sich selbst rücksichtslos ehrlichen Menschen, eines«vigen

Such«s und Ringers wird in ihnen lebendig. Sie finden ihre Er- gänzung und oftmals ihre Erklärung in den Aufzeichnungen seiner Mutter, die als Wäscherin ein kümm«liches Leben fristete, um mit ihrem kärglichen Lohn dos Schlimmste von ihrem Sohn abwenden zu können. \ Emil Gött hat mehr«e Theaterstücke geschrieben. Das bühnen- wirksamste ist wohlDer Schwarzkünstler',«ine Bearbeitung der Höhle von Salamanka' von Cervantes . Wett persönlicher sind aller- dings die beiden dramatischen GedichteEdelwild',Fortunos Kiß' und das LustspielMauserung'. Dieses tief Persönlich«, die eng« V«bundenheit zwischen eigenem Erleben und künstlerischer Pro- duktion war auch der Grund, weshalb der Dichter eine große Scheu vor der Verüffeiftlichung empfand.Edelwild' zog er im letzten Augenblick wieder von der Bühne zurück, obwohl d« damalig« Leiter des Lessing-TH�Äers in Berlin , Otto Neumann-Hofer , dem Dicht« wie dem Werke großes, weitgehendes Verständnis entgegen- bracht«. AuchFortunos Biß', in dem Gött feinem Glauben an daseine, einzige Weib', das irgendwo in d« Well lebe und nur für ihn bestimmt sei, Ausdruck yprliehen hafte, wurde erst nach seinem Tode veröffentlicht. D« Dicht«, den gerade dies» Traum von der fernen, unbekannten Geliebten, die irgendwann einmal seinen Weg kreuzen müsse, Jahre und Jahrzehnte hindurch auf das tiefste erregt und beeinflußt hatte, fürchtet« die Bloßstellung seines Inneren durch eine Veröffentlichung. So opferte er unbedenklich Anerkennung und pekuniäre Borteile, um sich selbst treu zu bleiben, um der großen Forderung genügen zu können, die er aus den Werken Tolstois und Nietzsches für sich selbst aufgestellt hatte. Ein Leben, das auf solchen Daraus! stzungen aufgebaut war, da» di« Notwendigkeften des Alltags bis zu dem Grade völliger D«- kennung d« Wirklichkeit unbeachtet ließ, mußte notwendigerweise eine Tragödie werden. Als die Mutter im Winter 1907 den Dichter besuchen wollte,-fand sie ihn bewußtlos am Ofen liegen, den«r mit letzter Anstrengung hafte heizen wollen. Noch einmal erwachte«r zum Leben, aber feine Kraft war gebrochen. Als seine geliebten Birken zu grünen begannen und die Mutter dem Kranken die ersten Blumen aus seinem Garten, den er so sehr gepflegt hatte, bringen wollte, trat sie an ein Totenbeft. Kaum ii Jahre alt, war Emil Gött am 13. April 1908 entschlasen. Die Weltanschauung, deren ollumfassende Weite den Dicht« Höfte erlösen können, die seinem hmetsten Wesen entsprach, den Sozialismus, Hot Emil Göll nicht gefunden. Er, dem jeder Hun- gernde. jeder Bettler derBruder Mensch' war, der sein letztes hingab, um einem Unglücklichen zu büken, wäre wie kaum ein anderer berufen gewesen, auf sozialem Gebiet Mitarbeiter, wenn nicht Führer zu werdess. Daß die kopseroatioe Erziehung im Ellernhaus, di« stark vorherrschenden Elemente und der Hang zur Mystik, der als letzter Rest de? Katholizismus in ihm geblieben war, Und nicht zuletzt der gewaltig« Einfluß des Individualisten Nietzsche ihm diesen Weg»er- sperrten, war niHt seine Schuld, sondern die tiefste Tragik seines Lebens, an der er zerbrach. Elke.

de» H«zens nachgegangen. Doch dauerte dos nicht lange, da sie schon an d« nächsten Eck« in«in« Konditorei txrjchwmrd, mit dem Propheten Sacharja unter dem Arm. * Wie ist dieses Leben doch geheimnisvoll, wie reich an Abgründen und Berstecken, von denen wir Eiligen nichts wissen! Dann ab« bin ich nach Hause geeilt, habe die Bibel vom Schrank genommen, mich aus? Sofa gelegt und den Propheten Sacharja ge- lesen von Anfang bis zu Ende. Don d« Stadt Tyrus, die Gald hatte wie Sand, und Silber wie Kot auf der Straße, und di« der Herr doch vernichtete: und von der Pracht der Philister. Offenbar logen schon damals ähnliche Berhältnisft vor wie heute. IMIt Erlaubnis des Brrlaers Albert Langen , MUnchrn. g Aus:Ein®Io« mit Eoldsilchcn" nun Siclo�Juburtin.) Henrik Ibsen und der Sozialismus. Unser»nrnxgischer tScnnff« Oka»»ringen vomiromrerne, isagforrnins' in Oslo batte die Freundlichkeit, un» nachstebenben Orlginaldritrag zur Verfügung zu stellen. Die Redaltion. Es ist wahrschrtustch überhaupt nicht bekannt, daß Henrik Ibsen , nachdem er seinen ersten Entwurf des.Catilina' geschrieben hatte und von d« kleinen Seestadt Grimstad nach Oslo kam, hier mit den Sozialisten In Verbindung trat. Marcus T h r a n e, ein junger Student, der mit den sranzöstschen und deutschen sozialistischen Ideen bekannt geworden war, rief im Jahre 1850 in Norwegen eine Arbefterbewegung ins Leben und organisierte einen großen Teil der norwegischen Arbeiterschaft. Er begann in Oslo (dem früher«» Ehristlania) die Publikation einer Arbeiterzeitung,"die im Verlaufe eines einzigen Jahres eine sehr rasche Verbreitung sand. Im Jahre 1851 gewann Thron« einjji anderen jungen Studenten als Wft- arbeit«, Theodor Abildgoard, die sich dann beide der Organi- sation der norwegischen Arbefterschoft widmeten. Später wurde «in Maurer. Bernhard Hansen, Mitredakteur ihres Arbeiter- blaftes. Henrik Ibsen und Abildgoard bewohnten zusammen ein Zimm« in unserem ärmsten Stadtteile der Hauptstadt. Beide waren oller Mittel entblößt, und Ibsen mußte, um sich dos Geld für ein Essen zu verschossen, einst seinenCatilina' als- Ilmschlagpapier den Fischhändlern oerkaufen. Di« Arbefterbewegung begründete auch eine Schule in der Haupt. stadt. Ibsen interessiert« sich nicht allein für die unterdrückten Völker in Europa , beispielsweise für di« Polen , sondern er liftrkt« auch als Lehrer in der Arbeiterschule. Sr schrieb auch Artikel für di« Arbeit«zeitung und mehrer« Gedichte. Es ist jetzt beinahe un- möglich, sestzustelten. was m dieser Zeftung aus Ibsens »Feder stammt. E» war natürlich anonym, wie auch die übrigen Sachen. Diese Beiträge haften keinerlei große« literarisch« Bedeutung als die übrigen Befträge des Blattes, doch kann man hier und da Meister- Haftes schon in einzelnen Barsen und Zellen entdecken- Die Ardeiterbewegung, di««inen revolutionären Eharakt« am zunehmen drohte, wurde im Jahre 1851 durch die Regierung mit Gewalt unterdrückt, obgleich di« Parlamentsmehrheit damals schon liberal war. Mehr al« 200 Führer wurden im Juli 1851 ein- gekertert. und die Hauptführer für mehr«« Jahre, solange di« Unter.

............ 11 1' suchung dauerte, in Schutzhaft genommen und endlich zu Strafen von sechs Monaten bis zu vier Jahren yenirteilt. Unter den Verurteilten befanden sich auch Throne und Abildgoard. Ibsen entging seiner Verhaftung nur durch j>ie Boraussicht seines Druckers, der eine An- zahl Manuskripte Ibsens , bevor die Polizei kam, verbrannt«. Da er mit der Bewegung keine ond«e Verbindung hatte, als daß er Lehrer w der Arbeiterschule' und Mitarbeit« des Arbeiterblattes war, so sinden wir seinen Namen nicht unter denVerdächtigen', doch steht es außer �coeifel, daß er gewiß verhaftet worden wäre, wenn man eines seiivr Manuskripte gesunden hafte. Er verlor aber keineswegs seifte Sympathie für seine eingekerkerten Freunde und die Arbeiterbewegung, allerdings gab fein dichterisches Werk dann seinem Leben eine andere Richtung. Unter den hervorragendsten Männern Norwegens , die mit d« ersteh Arbeiterbewegung in unserem Lande sympathisierten, war auch Henrik Wergeland , vielleicht«in« unserer größten Lyriker. Er gab in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Wochenschrift für Arbefter heraus, ebenso standen A. O. Binse und d« bedeutendste Tageskritiker Batten-Hansen auf feiten der norwegischen Arbeiterschaft. Dinjes' Werke, Verse im Dialekte, sind im Auslande leider nicht bekannt. Pins« war auch Lehrer an der Schule, wo Ibsen wirkte. Später besuchten auch B j ö r n s o n un? Jonas L i e, allerdings nur sporodilch, diese Schule. Es ist aber eine Tatsache, daß alle norwegischen Dichter des 19. Jahrhunderts mehr oder weniger mit der Arbeiterbewegung einen Kontakt hatten. Am interessantesten dürfte ober Ibsens Inniger Kontakt mit dem ersten wirklichen Volksaufstande der arbeitenden Klasse Hand­werker und Bauern unseres Landes sein. Die Wirkung dieses Aufstandes war ein neues Landaesetz das keine erhebliche Verbesserung brachte»nd die Forderung des allgemeinen Wahl- rechts.. Allerdings waren, noch fünfzig Jahre nötige ehe es dazu kam.

Vor kurze Kock vor KVO tzechren. Daß es nichts Neues unter der Sonne gibt, selbst n�nn das R«u« mit noch so großem Nach- druck als nach nie dagewesen gepriesen wird, ergibt sich aus einer kulturhistorischen Notiz in dem Märzheft der ZeitschristDie Berg- stadt'. Man erfährt daraus, daß zu Beginn des 14 Jahrhunderts die Röcke in bedenklicher Weise kürzer,' die Dessau » sichtbar zu werden begannen und daß die.Aufregung und Entrüstung damals nicht geringer war. als vPlfach jetzt, obwohl cs sich damals um die Röcke der Männer handelte.In jenen Tagen', heißt es in der Mainzer Chronik,ging die Torheit d« Menschen so weit. daß di« jüngeren Männer so kurze Röcke trugen, daß sie weder vorn noch hinten(der Cl)ronist drückt sich weit derber aus) richtig bedeckt waren. Mußte sich jemand bücken, so sah man....(wieder folgt«in derber Ausdruck, den wir lieber nicht wiedergeben). O. weich unglaubliche Schande!' lind die Ensisheimer Chronik Nagt im Hinblick aus di« kurzen Röcke der Männer:..Also ging man vor Kaiser, König, Fürsten und Herren und vor ehrbaren Frauen. und es ging so schandbar her, daß es Gott leid war.' Ihr sekun- diert der Bersosser der großen Chronik von St. Denis, der den Verlust der Schlacht von Cräcy al» Folg« des göttlichen Zornes über die unanständigen kurzen Röcke der französischen Männer auffaßt und den Untergang de» Reiches prophezeit, wenn die Söhne nicht noch in letzter Stund« zu den frommen Sittel der Bäter zurückkehren. ,I1ie einen trugen so kurze Gewänder.' schreibt er.daß sie, wenn sie sich bücken mußten, denen, di« hinter ihnen standen, die Hosen und was darunter zeigten'.