Einzelbild herunterladen
 
Oer Klug über den Atlantik  . (Siehe auch erste Seite.) Die Wetterlage auf dem Ozean. Hamburg  , 12. April. Sie deutsche Seewarte Homburg   gibt über die Wetterlage aus dem'Atlantischen Ozean   um zehn Uhr folgenden Bericht: Das Tief- druckgebiet, das feit einiger Zeit zwischen Island   und Irland  lagert, hat sich langsam nach Norden verlagert und hat auf- gefüllt. Es brachte dadurch erhebliche Wetterverbesserungen über den britischen Inseln, jedoch liegt ein zweites Tieffcrucksystem südlich von Grönland  . Der Kaltlufteinbruch auf dessen Rückseite ist heute früh schon bis 40 Grad nördticher Breite und 40 Grad westlicher Alnge vorgestoßen, so daß auf der Schifsohrlsstraße nordwestliche Winde von über 50 Stundenkilometer und starke Regen- und Graupelschauer anzutreffen sind. Ferner liegt heute morgen ein Tiefdruckwirbel vor der amerikanischen   Küste auf etwa 38 Grad Nord und 70 Grad West. Dieser Tiefdruckwirbel wird schnell nordrftwärts abziehen und auch über Neufundland   ein« er- hebliche Wetterverschlechterung bringen. Welche Ausfichten haben die Flieger? Die Ansicht, daß es sich bei dem Flugzeug um den Apparat ..Bremen  " handele, der schon zum ersten Transozeanflug Verwen- dung gesunden hat, ist irrig. Es handelt sich bei dem Apparat nicht um ein Wasserflugzeug, sondern um ein Landflugzeug, dessen Aktions- rodiu» allerdings so groß ist. daß mit dieser Maschine ein zwische� landungsloser Flug an sich durchgeführt werden könnte. Zu dem neuneinhalbstündigen Fluge von Tempelhof   nach Irland   hat die Maschine�nur 360 Liter Betriebsstoff gebraucht. Das Iunkers-Flug- zeug ist ein S p e z i a l f r a ch t f l u g z e u g mit einem Junkers- I.-S-Motor und mit einer Spannweite von 18,35 Meter, einer Länge von 111,09 Meter und einer Höhe von 3,21 Meter. Man kann natürlich den neuen Versuch Hauptmann Koehls nur als Experiment auffassen, weil selbst für den Fall des erhofften Ge- lingen» des Fluges damit durchaus nicht der Beweis dafür erbracht wird, daß einmotorige Landflugzeuge sich zur Trans- ozeanüberquernng eignen. Der geglückte Lindbergh-Flug hat leider zu zahlreichen Nachahmungen geführt, die alle insgesamt bewiesen, daß die Technik des Einmotorflugzeuges noch nicht so weit vor- geschritten ist. daß man ihm derartige Beanspruchungen zumuten darf. Abgesehen von der Unmöglichkeit, eine Nutzlast mitzunehmen, ist dos Gefahrenmoment bei dieser Art von Apparaten, noch dazu, da sie nur bei ruhiger See auf dem Meer niedergehen und sich günstigstenfalls wenige Stunden schwimmend erhalten können, viel zu groß, als daß sie für einen regelmäßigen Flugverkehr in Frage kommen. Dem neuen Unternehmen eine sichere Prognose zu stellen, ist außerordentlich schwierig. Die Weltrekordflieger Risticz und Edzard sind gescheitert. Könneck« und Loose hoben es dicht schaffen können. Nun will es Hauptmann Koehl, der mit derBremen  " s'Vm einmal mitgeflogen ist, auf eigene Faust versuchen.
Oie Gasbetriebsgesellschast muß zahlen! Bekanntlich hat die Gasbetriebsgesellschaft sich geweigert, ihren Arbeitern die gleiche Lohnzulage zu machen, wie sie die Arbeiter ber Berliner Städtischen Gaswerke erhalten haben. Bei den heutigen Lerhandlungsn wurde ein Schiedsspruch ab­gegeben, der d i e gleichen Lohnsätze aufweist, wie der Lohn- tarif für die städtischen Gaswerke. Damit ist erneut anerkannt worden, dos die Gosbetriebsgesell- schaft ihren Arbeitern die gleichen Lohn- und Arbeitsbedingungen einräumen soll, wie sie in den städtischen Gaswerken gelten.
Oer Traum des Fememörders.
»Ieht trete ich endgültig der KpO. bei!" Oonez-Gefangene in Moskau  . Im Gefängnis der Tscheka  . Di« verhafteten reichsdeutschen Techniker vom Donczbergbau sind bereit» in Moskau  , und zwar im Gefängnis der GPU.  , Letbjankastraße 3, untergebracht. Legationsrat Dr. S ch l i e p Hot sie dort besucht, was auch Botschafter Graf B r o ck d o r f f- Rantzau noch tun wird. Der Zeitpunkt des Prozeßbeginns steht noch nicht fest.
Oer große Kampf in Sachsen  . Die Ltniernehmer drohen mit der Aussperrung.
Die Drohungen des Unternehmertums mit Massenaus- sperrungen sind neuerdings zur Manie geworden. Sie zeigen, daß das Unternehmertum vor nichts zurückschreckt. um seinen Willen durchzusetzen, die Lebenshaltung der Ar- beiterschaft auf der niedrigsten Stufe zu halten. Diese Drohungen können zwar längst nicht mehr die Arbeiterschaft schrecken, um so mehr aber sollen sie die S ch l i ch t u n g s- Instanzen bis hinauf zum Reichsarbeitsminister unter Druck setzen, damit diese Instanzenim öffentlichen Interesse" zur Wahrung des von den Unternehmern selber bedrohten Wirtschaftsfriedens den Wünschen der Unter- nehmer stattgeben. Als die Vereinigung der Verbände sächsischer Metall- industrieller in voriger Woche beschloß, sämtliche Arbeiter- belegschaften heute Donnerstag nach Arbeitsschluß auszu- sperren, drehte es sich in der Hauptsache darum, den Reichs» arbeitsminister zu veranlassen, den Manteltarif- schiedsspruch für verbindlich zu erklären, den die Arbeiter abgelehnt, die Unternehmer aber angenommen haben. Dieser Zweck der Massenaussperrungsandrohung ist bis jetzt nicht erreicht. Daneben verfolgte die Drohung den Zweck, auf die Teilstreiks der Metallarbeiter in Sachsen   zur Er- höhung der Löhne einzuwirken. Auch dieser Zweck ist nicht erreicht worden. Das Unternehmertum in der sächsischen Metallindustrie hat es bis zur Stunde noch in der Hand, die Aussperrung zu oermeiden. Es liegt ihm nichts an der Aussperrung selber,
bei der der Schornstein nicht raucht, als an dem Druck, den ihre Androhung bewirten soll. Ueber den augenblicklichen Stand der Dinge liegt uns folgende Meldung vor. Dresden  . 12. April.(Eigenbericht.) Am Mittwoch, dem 11. April, wurde im sächsischen Arbeitsministerium das Vorverfahren in der Lohn- und Ferien st reitfache der Leipziger Metall- i n d u st r i e fortgesetzt. Nach mehrstündiger Begründung der Forderungen durch beide Parteien wurde die Ber- Handlung vom Schlichter als ergebnislos abge- brachen» da die Unternehmer auch in dieser VerHand- lung jeden Verständigungswilleu vermissen ließen. Nach dieser Sachlage wird nunmehr die Schlichterkammcr in dieser Streitsache zu entscheiden haben. Die Verhandlungen für die sächsische Metall» i n d u st r i e erfolgen im Vorverfahren heute. Donnerstag. Nach dem Scheitern der gestrigen Ver- Handlungen für die Leipziger Metallindustrie wird nun- mehr eine Schlichterkammer gebildet, die ihre Entschci» dung aber erst nach Ablauf der heutigen Verhandlungen für die sächsische Metallindustrie treffen wird. Die Schlichtungsmaschine zur Abdrehung des Kampfes in der sächsischen Metallindustrie ist also im vollen Gang. Die Durchführung der Aussperrung ist abhängig von dem Gang der heutige« Ver- Handlungen. Die Metallarbeiter brennen auf den Lohnkampf, während de« Metallindustrielle« vor der praktischen Durchführung der Aussperrung bangt.
Die Flucht aus Moabit  . Welche Kolgen kann die Gesangenenbefreiung haben?
Von den an dem Ueberfall im Untersuchungsgefängnis bete!- ligten Kommunisten ist noch keine Spur gefunden worden. Ein Gerücht, das von weiteren Verhaftungen in dieser Angelegenheit wissen will, trifft nicht zu. Die Kriminalpolizei hat die ganze Nacht hindurch Nachforschungen angestellt und verschiedene Stellen, wie die Wohnung der Studentin B e n a r i o in der Ionasstraße, be- obachten lasten. Der oerhaftete Schlächtergeselle Karl Philipp wird auf dem Polizeipräsidium verhört. Wie er sagt, wurde unter mehreren Kommunisten vor etwa 8 Tagen davon gesprochen, daß so viele Genossen im Gefängnis säßen und so dem Wahlkamps ent- zogen würden. Irgendeine Verabredung wurde dabei auch nicht getroffen. Borgestern trat nun«in ihm unbekannter Mann an ihn heran und sagte, daß etwas unternomnien werden sollte. Näher ließ er sich darüber nicht au» und Philipp fragte auch nicht weiter. Der Mann erklärte nur, wenn er eine Sache mitmachen wolle, so solle er sich am Mittwoch morgen um 9 Uhr Uhr am Löwendenkmal vor dem Kriminalgericht einfinden. Pünktlich sei er denn auch dagewesen. Einer der anderen habe die Führung über- nommen; er, Philipp, habe bis zum letzten Augenblick nicht gewußt, wer befreit werden sollte. Der Führer habe nur gesagt:Jetzt geht's los!" Bei dieser Darstellung bleibt der Derhostete, der voraussichtlich noch im Laufe des Vormittags dem Untersuchungs- richter vorgeführt werden wird. Zur strafrechtlichen Seite dieser in Deutschland   sehr seltenen Art von Gefangenenbesreiung ist folgendes zu bemerken: Man unter- scheidet Gesangenenbefreiung und die Selb   st gefangenen- b e f r e i u n g. Letztere ist nicht strafbar, die Gefangenen- befreiung durch Dritte ist es jedoch. Der Gedanke, der den Gesetz- geber bei dieser Regelung geleitet hat, ist der:' der Freiheitsdrang des Menschen ist so groß, daß er durch keinerlei Strafen unterdrückt werden kann. Aufgabe des Staates ist es, auf die Gefangenen selbst zu achten. Erfüllt er diese Pflicht nicht, so soll der Gefangene für«ine menschlich-verständliche Tot nicht erneut be- straft werden. Eine zweite Frag« ist es jedoch, inwieweit sich der Gefangene nicht anderer Delikte bei seiner Gesangenenbefreiung strafbar macht. Würde er beispielsweise seinen Wächter nieder- schlagen, so würde er, je nach dem Tatbestand, wegen schwerer Körperverletzung oder Mordes zu verurteilen sein. Bei Ausbruch aus dem Gefängnis dürste meistens Sachbeschädigung vorliegen, die jedoch nur geringfügiger Nowr sein und dementsprechend nur milde bestraft wird. Der Gefangene, der«inen Befreiungsversuch gemacht hat. kann jedoch ohne weiteres disziplinarisch bestrast werden, indem ihm alle Vergünstigungen entzogen werden. Auch wird dann in den meisten Fällen sofort die Strafhaft verschärft. Di« Gefangeninbefreiung durch dritte Personen ist als selbständiges Delikt strafbar, ebenso die Beihilfe und Mittäterschaft dazu. Der Gefangene selbst jedoch, der befreit werden soll, kann niemals wegen Beihilfe zu dem Delikt des Dritten bestraft werden. Denn ist schon die Gefangenenselbstbefreiung straflos, so kann man sich nicht einer minderen Forni der Gefangenenbesreiung, wenn es sich um die eigene Person handelt, strafbar machen.
Vom Gasiod gereitei. Vier Personen in Lebensgesahr. Ein schweres Gasunglück, das um ein Haar mehrere Todes- opfer gefordert hätte, wurde in der vergangenen Nacht im Hause Monumentenstr. 27 im letzten Augenblick- verhütet. Der 47jährifle Maler Max Reiche», sein« 45jährige Frau Hedwig, die 7l1jäHrige Mutter des Mannes, sowie eine ISjährigc Verwandte wurden in Ihrer Im Quergebäudc des Hauses gelegenen gemeinsamen Woh- nung durch Gas vergiftet bewußtlos ausgesunden. Die Rettung»- versuche der Feuerwehr und des Arztes der nächsten Rettungsstelle waren glücklicherweise von Erfolg: doch war der Zustand der Gas- vergifteten so bedenklich, daß si« in das Schön«berger Krankenhaus gebracht werden mußten. Gegen 2 Uhr nachts hörten Nochbarn in der Behausung Reiche»» schweres Stöbnen, das immer stärker wurde Als auf Klopfen nicht geöffnet wurde, und auch ein starker Gasaeruch wahrgenommen wurde, drang man in die Wohnung ein. Unmittelbar hinter der Tür lag regungslos R e i ch e l t. In den Betten des völlig mit Gas angefüllten Schlafzimmer« wurden die drei Frauen.
die ebenfalls das Bewußtsein verloren hatten, aufgefunden. Die zn Hilfe gerufene Feuerwehr und der Arzt der nächsten Rettungsstelle nahmen Wiederbelebungsversuch« mit Sauerstoff vor, die auch von Erfolg waren. Im Hause hält man es für möglich, daß Reiche», der zuweilen trinkt, und häufig lärmende Austritte verursachte, mit Absicht den Gashahn geöffnet hat, um mit allen gemeinsam in den Tod zu gehen. Ein bestünmter AnHoll hat sich dafür aber noch nicht ergeben, und es kann ebensogut eine Fahrlässigkeit oder ein Unfall vorliegen. Die Kriminalpolizei ist mit der wei- teren Aufklärung noch beschäftigt.
Die Nationalsozialisten von Lichterfelde  . Heute morgen um 1» Uhr begann der Staatsanwall mit seinem Plädoyer im Prozeß der Nationalsozialisten von Lichterfelde  . Er zerpflückte rückhaltlos das Märchen von dem angeblichen Ueberfall der Kommunisten auf die Nationalsozialisten. Es wäre ein Unsinn anzunehmen, sagte er, daß 23 Mann sich erkühnt hätten, über 600 herzufallen. Schon in Trebbin   haben die Nationalsozialisten durch ihr Verhalten keinen Zweifel darüber gelassen, daß sie an den Kommunisten ihr Mütchen kühlen wollten. Während der Fahrt von Trebbin   nach Lichterseld« oersuchten si« in einem fort, an die Abteile der roten Frontkämpfer heranzukommen. In Lichterselde gelang es ihnen schließlich, ihre Absicht auszuführen. Sie, nicht die Kommunisten haben den Landfrieden gebrochen. Der Staats- anmalt ging in allen Einzelheiten die Aussagen der Angeklagten, der Nebenkläger und der Zeugen durch und stellt die Beteiligung und die Schuld jedes der auf der Anklagebank sitzenden National- sozialisten fest. Internationaler Pädagogenkongreß. Der Internationale Pädagogisch« Kongreß Berlin   1928 wurde heute vormittag im Großen Schauspielhaus eröffnet. Den«inleitenden und grundlegenden Vortrag über»Linter- nationalen Geist und nationale Erziehung" hielt Dr. Becker, der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. Er betonte, daß die zustandegekommene Gründung internationaler Lehreroerbände und dieser internationale Pädagogen- kongreß ein Bekenntnis zur internationalen Zu- fammenarbeit auf dem Gebiete des Erziehung?- wesens bedeutet. Das Ziel der Völkerverständigung und Völterverföhnung stellt Lehrern und Erziehern eine besonders schwierige Aufgabe. Di« Derwirklichung des interna»»- nalen Gedankens ist, führte der Minister aus, nicht gleichbedeutend mit Herbeiführung eines Völkerrnischmaschs und Auslösung natio­nalen Sonderbewuhtscins, wie auch der demokratische Gedanke nichts mit mechanischer Beseitigung natürlicher Verschiedenheiten der Men- sehen zu tun hat. Was demokratischer Geist für die Dolksgemeiisichaft bedeutet, das soll der internationale Geist für die Völkergemeinscl�'t werden. Wahrhast internationaler Geist entsteht nicht durch Ver- Wässerung des Begriffs des Rationalen  . Sozialen oder Religiöstn, auch nicht durch Zwangsvorschriften völkerrechtlicher Art. Er stammt. aus derselben Quelle wie soziale und religiöse Toleranz. Nur wenn der M-nsch im anderen Menschen jeder Nation, Klasse od-r Religion dos Ewige und Göttliche anerkennt, das er in sich erleri und für das er den Respekt des Mitmenschen fordert. dann ist die seelische Voraussetzung geschaffen, aus der der Tempcl einer neuen Menschheit sich erheben kann. International« Organ!» sation kann au? Zusammenarbeit der Völker entstehen, inter  - nationaler Geist ober mir aus einer neuen Gesinnung zwischen Mensch und Mensch. So führt der Wunsch, den internationalen Gedanken zu pflegen, an die Basis der n a t i o- nalen Erziehung überhaupt. Wir können, schloß der Minister, aus dem Nationalen Denk- und Fühlzwang nicht heraus. Aber der Trieb zum Uebernationalen steht Jdaneben und ist ebenso schicklal- hait, wie unser nationale? Selbstbewußtsein. Jede Pflege des Menschheitsgedonkens verleiht der nationalen Erziehung eist Hinter- grwnd. Tiefe und Bedeutung. Individuum, Rotton, Menschheit, dies« drei empfangen Ihren Adel aus Menschentum und Menschlichkeit.(Langem hattender Beifall.)