Die Fememörder. (Fortsetzung von der 1. Seide.) wohl fühlte. Auch die zahllosen Gewalttaten, die die Roßbachabtei- lung in München unter Führung von lxines begangen hat, erhalten eine besondere Beleuchtung durch die Tatsache, daß Heines nunmehr als Fememörder enthüllt ist. Der Sturm der Roßbacher auf das Hotel Grünwald unter Führung von Heines, der Ueber- fall der Roßbacher auf den Zug der Gewerkschaftsfunktio» näre in München im Januar 1923, die Ueberfälle auf die sozio- listische Arbeiterjugend im März und Juni 1923 werden jetzt erst richtig verständlich, nachdem man weiß, ein« wie fanatische Mörderbestie dieser Heines war. Hoffentlich wird das Schwurgericht Stettin die menschliche Gesell- schaft vor diesem Unmenschen schützen, den die„nationale" Presse noch als einen Helden zu feiern sucht! « Vernehmungen im Fememord-prozeß. Stettin , 17. April(BS.). Zur heutigen SBerljanbltmg im Greifenhagener Femeprozeß waren 29 Zeugen, darunter Dorfbewohner aus Stecklin, die mit den ersten Ermittlungen betrauten Polizeibeamten, vor allem aber der in dieser Sache öfters erwähnte Kreisleiter der Arbeitsgemein- schaft Roßbach im Kreise Greifenhagen, Leutnant Schultz 1, erschienen. Der letzte Angeklagte, der Feldwebel Oltow, sagte u. a. aus, wie Leutnant Heines, mit dem er zusammen auf Gut LIebenow untergebracht war, ihn eines Tages gesagt>abe, in Stecklin sei ein Spion zu verhasten, er solle mit ihm hinfahren und den Gummiknüppel dazu mitnehmen. Daß er, Ottow, sich als Kriminalbeamter ausgegeben habe, sei ihm nicht erinnerlich. In dem Hause der Familie Walter, wo Schmidt sich aufhalten sollte, habe man ihn zunächst nicht gefunden, bis man mit einem Male gemerkt habe, daß Schmidts Hut auf dem Tisch lag. Daraufhin habe man auch auf dem Boden nachgeforscht. Dort sei dem die Treppe Hinaussteigenden schon entgegengeschollen:„Wer heran- kommt, den schieße ich über den Haufen!" Gleich darauf sei in der Dunkelheit auch schon jemand ihm entgegengekommen, auf den er, Ottow, in der Annahme eines Angriffs, mit dem Gummiknüppel eingeschlagen habe. Dann habe sich herausgestellt, daß man Schmidt vor sich habe. Auch später im Roßbacher Quartier sei Schmidt auf Leutnant Heines losgegangen, weshalb er, weil er seinen Leutnant in Gefahr glaubte, den Gefangenen mit dem Gummiknüppel über den Kopf geschlagen habe. Den Lorhalt des Oberstaatsanwalts, daß Schmidt doch vorher die Waffen abgenommen worden feien, bestritt Ottow und schilderte dann weiter, wie man den heftig bluten- den und weinenden Schmidt dann mit einem Stück Vetklakea verbunden und vom Blut gesäubert habe. Lorf.:„Taten Sie das aus Mitleid?" Angel.:„Jawohl. Schmidt bat uns weinend, wir sollten ihn doch nicht schlagen." Ottow erklärte weiter, daß ihm die Fahrt in den Wald nach dem Besuch aus Gut Rosenselde merkwürdig vorgekommen sei. Nach einer Bemerkung von Heines habe er angenommen, daß Schmidt nun irgendwo festgesetzt werden solle. In den Wald selbst seien sie dann aus Versehen geraten, well sie, als sie zu Fuß gingen, in der Dunkelheit vom Hauptweg abirrten. Er, Ottow, sei dann allein weitergegangen, um den richtigen Weg wieder zu suchen. Plötzlich habe er Schreie und gleich darauf einen Schuß gehört, und zwar habe noch seinem Eindruck Leutnant Heines„Hilfe" "der.Halt" gerufen. Zurückeilend habe er dann den Schmidt am Boden liegen sehen und habe in seiner Aufregung auch auf ihn ge- schössen: ob zwei- oder dreimal wisse er nicht mehr, ebenso könne er nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er überhaupt geschossen habe. Jedenfalls habe Schmidt nach diesen Schüssen noch immer geröchelt. Seine Angabe in der Voruntersuchung, er habe absichtlich vorbeige- schössen, könne er nicht mehr aufrecht erhalten. Vors.: In der . Voruntersuchung hat Fräbel gesagt. Sie seien auf den Röchelnden gestiegen und hätten auch ihm, Fräbel, befohlen, auf seinen H i n t e r k o p f z u t r e t e n. A n g e k l.: Das Ist nicht wahr. Im weiteren Verlauf seiner Vernehmung sucht Ottow olle seine belastenden Aussagen aus der Voruntersuchung zurückzunehmen und zu entkräften. So widerrief er auch seine eigene frühere Aus- sage, daß ihm Heines im Walde die Pistole mit den Worten hin- gehalten habe: Schießen Sie das Schwein über den Haufen! Auf olle Vorhalte des Vorsitzenden, wie er denn damals zu dieser wissentlich falschen Aussage gekommen sei. erwiderte Ottow unter allgemeiner Heiterkeit nun. er habe vor dem Unter« suchungsrichter gelogen, weil er gemerkt habe, daß auch Bär gelogen habe.
5|>it�enIcancUdaten für den Landtag.
Paul Hirsdi Hervorragender Kommunal- und Siaafcpolüiker. 1900-1921 Stadtverordneter in Berlin . War einer von den ersten 6 Sozialdemokraten, die schon im Dreiklassenlandtag der
Gertrud Hanna Friedrich Bartels Besuchte die Volksschule, wurde Hat die Volksschule besucht und er- Budidruckerel-Hilfsarbetterln. In lernte das Malerhandwerk. Auber- unermüdlicher Arbeil wirkt sie schon ordentlich tätiges Mitglied der ge- seit Jahrzehnten für die Hebung der werkschatllichen und politischen Or- Lage der schallenden Frau. Durch ganisation. Hamburger Bürger-
Vorkriegszeit einen heftigen Kampf das Vertrauen ihrer Berufsgenossen schaft 1904 bisl913. Angestellter im
gegen die Reaktion führten.
wurde sie Angestellte der Gewerkschaft. Im Landtag seit 1919.
Malerverband, dann Sekretär der Sozialdemokratischen Partei. Seit 1913 Mitglied des Parteivorstandes Seil 1924 Präsident des Landtages.
Hermann Harnisch Erlernte nach dem Besuch der Volksschule die TischlereL Kämpfte seit früher Jugend In der Sozialdemokratischen Partei und in der Gewerkschaft für die Ziele der Arbeiterbewegung. Jetzt Angestellter im Deut schen Holzar befterver band. Stadtverordneter erst in Neukölln , dann in Grob- Berlin .
Preußen, einst der Hort der Reaktion, das Land der Junker, des Herrenhauses und des Dreiklasienparlaments, hat sich feit der Revolution zur festesten Stütze der Republik und der Verfassung entwickelt. Freilich ist die Stellung Preußens zum Reich inzwischen eine andere geworden. Im alten Staat stellte infolge der Personalunion von deutschem Kaiser und preußischem König, von Reichskanzler und preußischem Ministerpräsidenten das Reich wenig mehr als ein„verlängertes Preußen" vor. In Preußen herrschte damals allmächtig das Junkertum, durch die Vormacht- stellung Preußens im Reich bildete es auch die im Reich aus- schlaggebende Schicht. Die Weimarer Verfassung von 1919 hat die Stellung des Reiches gegenüber den Ländern erheblich gestärkt, so daß heute die Länder als selbständige Staats- gebilde nicht mehr zu bezeichnen find. Trotzdem ist auch die jetzige Bedeutung Preußens nicht zu unterschätzen. Umfaßt es doch drei Fünftel des Reichsgebiets und zwei Drittel der Bevölkerung. Ferner besitzt Preußen auch heute noch den größten zentralisierten Beamten- und Behördenapparat in Deutschland , da dem Reich aus den größten und wichtigsten Gebieten der Verwaltung nur die Gesetzgebung, aber nicht die Durchführung der Gesetze zusteht.
Die preußische Verwaltung mit ihren junkerlichen Spitzen (Oberpräsidenten, Regierungspräsidenten, Landräten. Polizei- Präsidenten usw.) bildete vor der Revolution das eigentliche Rückgrat der Junkerherrschaft. Durch die intensive Um- formungsarbeit der Minister S e v e r i n g und Grzefinski ist dies Rückgrat heute gebrochen. In den entscheidenden Stellen der preußischen Verwaltung, ebenso der preußischen Schutzpolizei, sitzen heute_ zuverlässige Republikaner, während der Einfluß des reaktionären Junter- tums von Jahr zu Jahr dahinschwindet. Deswegen richtet sich auch der Haß und der Zorn aller Reaktionäre gegen Preußen und das„System Severing". Umgekehrt, wie einst Bebel, denken die Deutschnationalen von heute:„Wenn wir Preußen zurückerobert haben, dann haben wir alles." Die Arbeiterklasse aber weiß, daß sie dem„System Severing" den Bestand der Republik und die Erhaltung der Verfassung in den schweren Iahren 1923 und 1924 verdankt. Die Arbeiterschaft wird alles daransetzen, um ihre Macht in Preußen zu erhalten. Nie wieder soll Preußen der Hort des Junkertums und der Reaktion werden. Das muß das Ziel des Wahlkampfes für den Reichstag wie für den Landlag am 20. Mai für die Arbeiterklasse sein!
pommersche„Edle" gegen Nobile. Lunker in Giolp verursachen„Zwischenfälle".
Wege» der ZNcheleien auf den Salomon-Znselv wurde der Häuptling B a s i a n a vom australischen Gericht zum Tode oer- St. Abf.-Neukölln. Heute von 18 Uhr ab wichtige Flug» blattoerbreitung bei Käst«, Wißmonnstr. 49.— Lüddecke, Fontanestr.— Mischte, Münchener Str. Stahmann, Münchener Str. und Balewski, Bodinstr. Ecke Jsarstr.
Paul Axelrod, der lh der Internationale wellhekannte ruseierhe Soziatief., ist 78 jährig am Montagabend in Berlin gesfarbetu
Sfalp, 17. April. General Nobile wirb sich zusammen mit den übrigen Herren der italienischen Botschaft, die zu seinem Empfang nach Stolp ge- kommen waren, voraussichtlich noch am heutigen Dienstagabend oder am Mittwoch früh nach Berlin begeben. Der Zweck des Besuches General Nobiles ist in erster Linie der, den Reichs- behörden Dank für die Zuvorkommenheit zu sagen, mit der ihm die Lustschisshalle in Stolp zur Durchführung seiner Expedition zur Der- fügung gestellt worden ist. Heute Morgen ist bereits mit der Reparatur der be- schädigten Stabilisierungsflüche der„Jtalia" begonnen worden. Di« Arbeiten werden schleunigst fortgesetzt, da General Nobite baldmögiichst Stolp zu verlassen gedenkt. Das italienische Polarschiss wird von Stolp aus, ohne die vovher auf das Programm gesetzten Probefahrten auszuführen, direkt nach Spitzbergen fliegen, von wo aus man vielleicht noch einige Usbungsflüge machen will. Diese überraschende Aenderung der Eni- schlösse Nobiles soll nicht lediglich aus die Tatsache zurückzu- führen sein, daß man bei gutem Wetter zunächst Spitzbergen er- reichen will. Es hat vielmehr den Anschein, als ob gewisse äußere Anlässe mit dazu beitragen, die Abfahrt der Expedition zu be- schleunigen. Trotz des liebenswürdigen Empfanges durch die Be- Hörden und Vertreter der italienischen Botschaft sollen Expeditions- Mitglieder in«inigen Gasthöfen persönlich insuliert worden sein.(? D. Red.) In einer anderen Meldung wird besonders darauf hingewiesen, daß General Nobile und einige seiner Expeditionsmitglieder von Großgrundbesitzern der Stolper Gegend, deren national!- stisch-völkssche Einstellung bekannt ist, belästigt wurden. Diese Ding« sollen sich in einem Lokal abgespielt haben, an dessen Stammtisch sich die Stolper Junkerschaft oft zu versammeln pflegte. Durch dummdreiste Redensarten wurden die Italiener ge- nötigt, ein anderes Zimmer des Lokals auszusuchen. Ferner wird darüber Beschweide geführt, daß die Stadt- behörde Stolp die Taktlosigkeit besaß, nur General Nobile selber einzuladen, während die übrigen Expeditionsmitglieder geflissentlich übergangen wurden. Megi die„Bremen " weiter? Llnd nicht nach New �ork? Jtem Jork, 17. April. Nach hier eingegangenen Meldungen besteht gegenwärtig der Plan, die tz n n k e r s m a s ch i n e F 13, die, wie berichtet, in Montreal eintraf, so nahe wie möglich an Greenly Island heranzubringen. Es soll dann, da die F 13 als Schwefterschiss der Bremen den einzigen hier erhältlichen für die Bremen brauchboren Propeller besitzt, die Bremen mit diesem Propeller ausgerüstet werden, um gegebenenfalls ihren Zlug noch New Jork fortzusetzen. Falls sich dies als unmöglich erweist, sollen die Bremen -Flieger aus der F 13 nach New Park gebracht werden. Noch immer herrscht ziemliche Unsicher he it über den tat- sächlichen Umfang der Reparaturarbeiten an der Bremen und infolgedessen auch über das voraussichtliche Datum eines neuen Starts. Canadian Preß berichtet aus Quebec , dort sei in der Nacht ein Telegramm v. Hünefelds eingegangen, wonach es sehr möglich ist, daß die Beschädigungen der Bremen die Verschiebung des Starts auf einen späteren Tag als Mittwoch not- wendig machen. Beschädigt sollen außer dem Fahrgestell u. a. sein der Rumpf und der Propeller. Die Tragflächen dagegen sind heil. In vier bis süns Tagen hojst mau die Reparatur beendet� zu haben.
Die Partei der Lockspitzel. Kommvnisien-Moral. Die gegenwärtige offizielle Leitung der Kommunistischen Partei bejubelt die gewaltsame Befreiung des angeblichen Kommunisten Braun aus dem Gefängnis. Sie läßt von diesem angeblichen Kommunisten Braun angeblich geschriebene Briefe in Berliner Versammlungen verlesen. Run wird bekannt, daß dieselbe„Rote Fahne", die heute ihrem „Genossen" Braun zujubelt, ihn noch vor wenigen Jahren wieder- Holl als„sgent provocateur", als Lockspitzel bezeichnet und den Abscheu aller ihrer Leser über diesen Verräter an der proletarischen Sache heraufbeschworen hat. Wir haben diese Stilübungen gestern hier in die Erinnerung zurückgerufen. Was weiß die.Flöte Fahne" heute darauf zu antworten? Man lese selbst: ... Die Kommunisten können wirklich alles, wenn es sich darum handelt, einen Genossen vor der weißen Justiz- Maschine zu retten. Sie find sogar imstande, ihn al» Provokateur zu bezeichuen, wenn dadurch die Möglichkeit besteht, das Klassengericht zu verwirren, zu täuschen und sein Schicksal zu erleichtern.... Der Tatbestand ist ganz einfach. Genosse Otto Braun hak der Parle! selbst vorgeschlagen, ihn als Provokaleur von nalionalistischer Seile zu behandeln, weil die» die einzige INöglichkeil war. bei dem Prozeß wegen Akkenroube» die kommunistischen Arbeiter zu entlasten und die nationalistischen Richter zu täuschen... Selten ist der kommunistiische Zynismus so offen ans Licht ge- treten, wie in diesem Falle. Man soll sich deshalb das Zugeständnis für alle Zeiten ins Gedächtnis prägen. Denn es ruft die Erinne- rung wach an das hysterische Geschrei des gleichen Kommunisten- blattes über den„Lockspitzel" Neu mann, der im Tschekaprozeß Intimitäten der Berliner KPD. verriet, über den.Lockspitzel" Bozenhardt aus Mecklenburg , der in Berlin seinen Trans- porteuren entwich und sich in den Räumen der Sowjet-Handels- gesellschaft versteckte, über den„Verräter" Maslow, der zu vier Jahren Gefängnis verurteill wurde, über die angeblichen.Lockspitzel", die im Stuttgarter Partisanenprozeß aussagten— kurz, an alle die in den Reihen der Kommunisten zu jedem Verbrechen de- reiten„Kämpfer", die sofort zu.Lockspitzeln" wurden, wenn sie unter Anklage kamen.... Durch ihr zynisches Geständnis, daß sie nicht davor zurück- schreckt, die persönlich ehrenwertesten ihrer Parteimitglleder kurzer Hand vor der Oeffentlichkeit als Lockspitzel und Polizeiagcnten zu brandmarken, raubt die kam- munistische Zentrale sür die Zukunft jedem ihrer An- geklagten jede persönliche Sympathie und jede Glaub- Würdigkeit. Dadurch übernimmt sie für die Zukunft jede Verantwortung für noch härtere Strafen, die gegen ihre Funk- ttonäre verhängt werden. Jetzt begreift man erst vollends, warum die Zentrale die Amnestie der Fememörder betrieb: Ihr eigenes kostbares Leben in Sicherheit zu bringen. Denn in Zukunft wird jeder anständige Arbeiter mit Recht fragen, wenn irgendwo drei Kommunisten zusammenhocke», wer denn unter chnen der wirkliche Lackspitzel seil