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BERLIN  Mittwoch

18. April

Der Abend

Erscheint täglich außer Sonntags. Sugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis für beide Ausgaben 70 Pf. pro Woche, 3 M. pro Monat. Redaktion und Expedition: Berlin   SW68, Lindenstr. 3

Spalausgabe des Vorwärts

10 Pf.

Nr. 184

B 91 45. Jahrgang.

Anzeigenpreis: Die einspaltige Nonpareillezeile 80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Poßscheckkonto: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin   Nr. 37536. Fernsprecher: Donhoff 292 bis 297

Stresemanns Geheimfonds.

Woher stammen die Gelder für politische Korrruption?

Ein politischer Blinddarm.

Das außerordentlich marktschreierische Auf­treten einer Parteigruppe, deren Anhang in um gekehrtem Verhältnis zu dem Aufwand an Reklame steht, macht neuerdings von sich reden. Nähere Feststellungen ergaben, daß von diesen Alt. sozialisten" zu dunklen politischen Agenten und -zum Auswärtigen Amt   enge Verbindungen be stehen, die auf die Wahlpraktiken gewisser Inter essenten und Parteigruppen ein grelles Licht werfen.

In Sachsen   ist bekanntlich die sogenannte Alte sozial­demokratische Partei" als Absplitterung von der Sozial­demokratie entstanden. Die an sich gänzlich belanglofe Gruppe fonnte in diesem Land eine besondere Rolle spielen, weil die un­tlaren Mehrheitsverhältnisse diese ASP. zum Bünglein an der Wage" bei jeder parlamentarischen Mehrheitsbildung machte. Mit ihrer Hilfe fonnte der Rechtsblod in Sachsen   regieren. Jezt versucht die ASP. in Berlin   und anderwärts Fuß zu fassen. In Berlin   allein haben bisher fünf ASP.- Versammlungen statt. gefunden. Diese Versuche, in Berlin   Boden zu gewinnen, find gescheitert. Den Berliner   Arbeitern genügte bereits der äußere Eindruck dieser Bersammlungen, in denen Hitler Jungens und Berwölfe den Saalschuh ausübten.

So weit

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so gut! Aber eine Frage taucht immer wieder auf: Wer bezahlt den Riefenaufwand der Aspediffen"-Agitation? Jawohl Riefenaufwand! Riesenplatate bei jeder Versammlung, große Säle ohne Eintrittsgeld, Gratisverteilung von Drucksachen, Bostzustellung von Eintrittskarten, dazu die Unkosten einer be­sonderen Berliner   Geschäftsstelle Alles in allem allein in Berlin   mehrere tausend Mart!

Nun ist es völlig ausgeschlossen, daß die winzige Berliner  Ortsgruppe" der ASP. diese Riesenuntoften trägt. Auch aus den regulären Beiträgen der sächsischen Mitglieder fönnen solche Summen nicht für Berlin   abgezweigt werden.

In der ersten Versammlung gab der Altsozialist" Mossatowski auf die Frage nach den Geldgebern der ASP. die klassische Antwort: ,, Eine Persönlichkeit, die nicht genannt werden will". Allgemeines Gelächter war die Antwort; der große Unbekannte" hat noch feinem Angeschuldigten geholfen.

So sah der Ausweis der SR. aus!

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Die verantwortlichen Stellen der Reichswehr  machen noch immer den Versuch, den wahren Charakter der Schwarzen Reichswehr als einer illegalen Verlängerung der Reichs­mehr zu leugnen. Es seien Arbeiter" und feine Soldaten gewesen. Das ist jetzt fogar dem Oberleutnant Schulz zu dumm geworden. Als im Weltbühnenprozeß" vor den beleidigten Reichswehr  offizieren diese alten Ausreden aufgetischt wurden, schlug er wütend auf den Tisch und schrie: Es ist unglaublich, diese Leute, die Soldaten waren, Gefechtsübungen machten, und die ordentliche Ausweise der Reichswehr   hatten, hätten sich einmal einſalben lassen

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sollen, sich nicht als Soldaten zu fühlen."

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auch

Am 30. März stellte der Vorwärts" öffentlich die Frage nach den Geldgebern der ASP. und deutete gewisse Zusammenhänge zwischen den ,, Altsozialisten" und dem Schriftsteller Karl Erd mann an, der bekanntlich schon mehrfach ähnliche politische Gewoebel(!) eingestellt und zum Führer einer Maschinengewehr­schäfte aufgezogen hat, wobei

Erdmann Beauftragter schwerindustrieller Kreise war. Bezeichnenderweise gaben die beiden Redner in der nächsten ASP.- Versammlung, Niekisch   und Winnig, auf die Frage des Bor­wärts" feine Antwort. Wer durch Zurufe eine Antwort auf die Frage nach den Geldgebern erhalten wollte, murde aus dem Saal gewiesen. Hierbei wurde festgestellt, daß an diesem Abend das Hausrecht bei der Aspestisten"-Bersammlung im Herrenhaus der bisherige nationalsozialistische Landtags. abgeordnete Raiser, Antlam, hatte!

So nahe berühren sich schon ASP. und Hitler!

In einer späteren Bersammlung der ASP. glückte es endlich, den Altsozialisten" Mossakowski zu dem Zugeständnis zu bringen, daß tatsächlich der Schriftsteller Karl Erdmann   Geld für die Sp. gegeben habe.

Für uns ist dies Geständnis des Herrn Mossakowski recht wertvoll, denn das Dresdener   Zentralorgan der Atsozialisten, der ,, Boltsstaat", schreibt jüngst: Das Geld stammt auch nicht von Karl Erdmann  ." Diese Kühnheit ist um so erstaunlicher, als

Wir sind heute in der Lage, einen besonders interessanten Aus. weis dieser Art zu veröffentlichen: den Ausweis jenes Rari Mertens, dessen Veröffentlichungen wesentlich zur Aufrollung der Fememorde beigetragen haben. Mertens gehörte zum engeren der Fememorde beigetragen haben. Mertens gehörte zum engeren Stabe des Oberleutnants Schulz. Er ist 1923 vom Freiforps Ober­land zur Schwarzen Reichswehr nach Frankfurt   a. d. O dersetzt"(!) worden. Obwohl er vorher niemals gedient hatte bas ist höchft bemerkenswert, wurde er dort von Leutnant Damm, dem Arbeitskommandoführer in Frankfurt   a. d. O., als Feld tompagnie ernannt. Anfangs gehörte Mertens zum Stab des Majors Buchruder, Sig Zeughaus Küftrin. Im August 1923 erfolgte seine Versegung zum Stab ber Schwarzen Reichs­wehr nach Berlin  , wo er im Wehrkreiskommando III  ( Berlin), Kurfürstenstraße 63-69, als Untergebener des Ober­leutnant Schulz mit der Uebernahme einer zu bildenden Stabstompagnie betraut wurde.

Der Ausweis gleicht in allen Stücken einem offiziellen Truppen ausweis der Reichswehr   von 1923. Er trägt verschiedene Stempel der 3. Division( Berlin  ) und lautet auf

Rarl Mertens,

Feldwebel, eingestellt im 8. Inf. Regt.

Das& Infanterieregiment hat seinen Standort in Frant furt a. b. D. Als Aussteller des Ausweises ist Der Reichs­wehrminister angegeben.

Auf der Rückseite der Urkunde zeichnet als Leutnant und Kommando(!) Führer" der Leutnant Damm, der Führer des Arbeitskommandos Frankfurt a. d. v.

übrigens Karl Erdmann   selbst lauf und vernehmlich vor Zeugen Liebestragödie im Grunewald.

erklärt hat, daß er die Kosten der alsozialistischen Bersammlung in Haverlands Festfälen bezahlt habe!

Fortegung auf der 2. Seite)

Schlägerei in einer Versammlung.

Berichte auf der 2. Seite.

Weiter zeigt die Rückseite des Ausweises neben zwei amtlichen Etempeln der 3. Division( Berlin  ) eine

Dienstmarte:

Beglaubigt für Sept./Dez. 1923 und enthält ferner freie Martenfelder für insgesamt drei Jahre. Das Lichtbild auf der Vorderseite der Urkunde zeigt Mertens in der Uniform eines Reichswehrfeldwebels mit den neuen Schulterflappen, den vorschriftsmäßigen Gardeligen und offizieller Reichswehrmüge.

Man sieht: Oberleutnant Schulz hat vollkommen recht, über das Verhalten seiner ehemaligen Reichswehrvorgesetzten ent­rüstet zu sein!

Wie aber steht es mit Herrn Geßler? Als im Herbst 1926

die Deffentlichkeit aufs heftigste erregt war, erflärte er in einem Berliner   Blatt( Tageblatt" vom 31. Oktober):

Die Schwarze Reichswehr   bestenfalls eine Idee", und die Arbeitskommandos, denen Oberleutnant Schulz und die Seinen angehörten, standen in feiner Verbindung mit der Truppe". Soldaten sind die Angehörigen der Arbeits­trupps nie gewesen, sie waren Angestellte und Arbeiter."

Diese Erklärung fennzeichnet die Rolle, die Geßler in diesem trübsten aller Reichswehrtapitel gespielt hat.

Es steht somit jest: Die Angehörigen der Arbeitskommandos", diese Angestellten und Arbeiter", wurden für Bürgerkrieg und hochverrat ausgebildet( ,, im Namen der Reichs­ wehr  "), sondern sie besaßen auch amtliche Ausweise, die sie als Angehörige eines attiven Truppenteils fennzeichneten. Sie trugen offizielle Reichswehruniform und unterschieden sich in nichts von den Soldaten der Reichswehr  . Das nachträgliche Leugnen verschlimmert nur die Sache.

Lohnfämpfe in der Metallindustrie.

3n Hannover   stehen 15000 im Kampf. Hannover  , 18. April.  ( Eigenbericht.) Die hannoverschen Metallindustriellen haben seinerzeit den Manfelfarif für die hannoversche Metallindustrie zum 31. März ge­kündigt, während die Arbeiterorganisationen den Lohnfarif zum 14. April kündigten. Ueber die beiderseits aufgestellten Forderungen ift mehrfach resultaflos verhandelt worden. Eine Bersammlung von Bertretern aus den Betrieben beschloß darauf, betriebsweise vorzu­gehen. Da auch hier die Forderungen abgelehnt werden, legten heute in fünf verschiedenen Betrieben etwa 1000 Arbeiter die Arbeit nieder. Ju den Betrieben des Arbeitgeberverbandes find insgesamt cand 15 000 Arbeiler beschäftigt.