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Stresemanns Geheimfonds.
( Fortiehung von der 1. Seite.)
Erdmann verschaffte sich sogar mit diesem Hinweis von dem wachthabenden Schupo Eintritt in den Saal, der bereits polizeilich gesperrt war, und nahm daraufhin neben dem Vorstands tisch Plazz.
Und nun eine Frage, die politisch von größtem Reiz ist: , Woher stammen die Gelder Karl Erdmanns?"
Die gleiche Frage ist bereits vor einigen Jahren einmal beantwortet worden, und zwar von Herrn Ernst von Borsig , er sich mit bemerkenswertem Freimut dazu bekannt hat, daß die Vereinigung deutscher Arbeitgeberverbände", seren Vorsitzender bekanntlich Borsig ist, dem Firnverlag"( sprich Erdmann!) Geld gegeben habe. Angeblich geschah das damals zum Erwerb von Schriften für die Arbeitgebervereinigung. Es ist mzwischen jedoch erwiesen, daß die damaligen Aufwendungen weit größer waren als die Gegenleistungen, die die Arbeitgeber empfingen. Bielleicht ist Herr von Borsig so liebenswürdig, auch Diesmal wieder durch eine freimütige Erklärung zu der Frage Stellung zu nehmen, ob er, oder die Vereinigung deutscher Arbeit jeberverbände" über Erdmann Gelder an die ASP. gelangen ließ?!
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Das treue KPP- Mitglied.
Saold
Die Rote Falme
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23. Februar. 1922 ... der berüchtigte..
Spitzel Otto.. Braun
Om also: wenn die„ Rote Fahne" einen als Spiel bezeichnet, dann ist er in Wirklichkeit ein Führer. Und wenn sie einen als Führer bezeichnet, dann ist er in Wirklichkeit...?"
Man spricht noch von einer anderen Geldquelle der Altsozialisten", deren öffentliche Mitteilung allgemeines Aufsehen erregen dürfte.
Das Auswärtige Amt speist das altsozialdemokratische Zentralorgan ,, Der Boltsstaat"!
Diese Tatsache, die dem Haushaltsausschuß, des Reichstags bisher verheimlicht wurde, bedeutet eine neue Verlegung des Haus= haltsrechts. Also nicht nur im Reiche Geßlers herrschte schwarze Etatswirtschaft, auch im Amte des Herrn Stresemann wandern Gelder auf eigenen Wegen.
Die ASP. ist gewiß eine hoffnungslose Minderheit, aber sie ist doch keine bedrängte Minderheit im Ausland, Herr Stresemann
Welches Interesse hatte nun Stresemanns Partei an diesem politischen Geschäft? Die vier fächsischen Landtagsmandate der ASP. ermöglichen es der Deutschen Volkspartei , sich in Sachsen an der Regierung zu halten und die Sozialdemokratische Partei auszuschalten. Demnach hat sich der Mißbrauch amtlicher Gelder für parteipolitische Zwecke wohl für die Deutsche Volksparter gelohnt.
Herr Stresemann beklagte sich überdies kürzlich so bitter darüber, daß die Industrie Mandate kaufen wolle. Bei solchem Standpunkt ist es doch wohl auch nicht richtig, Zeitungen bestimmter Barteien zu unterstüßen.
Die ASP. ist also gewissermaßen ein Blind. darm der Deutschen Volkspartei . Das haben sich die ehemaligen sozialdemokratischen Wähler und Mitglieder der ASP. gewiß nicht träumen lassen.
Die ASP. bezeichnet sich in ihren Kundgebungen als die einzige Partei des Staates schlechthin". Das Programm spricht von ,, vorbehaltloser Staatsbejahung". Die Partei des Staates" müßte sich etwas deutlicher als eine Partei der Staatstaffe" bezeichnen.
Die preußische Regierung hat das einzige Richtige und Mögliche| Säge, deren Verlogenheit schlechterdings nicht mehr überboten getan, was gegen den Keudellschen Gewaltstreich zu tun war: sie hat werden kann: Einspruch erhoben. Der Weg dieses Einspruchs ist durch, das Gesetz vorgezeichnet.§ 17 des Republikschutzgesetzes sagt wörtlich:
Der Reichsminister des Innern fann die Landeszentralbehörden um die Anordnung einer solchen Maßnahme ( Verbot eines Vereins usw. Red.) ersuchen. Glaubt die Landeszentralbehörde, einem solchen Ersuchen nicht entsprechen zu können, so teilt sie dies auf telegraphischem oder telephonischem Wege, spätestens aber am zweiten Tage nach Empfang des Ersuchens dem Reichsminister des Innern mit und ruft gleichzeitig auf demselben Wege die Entscheidung des Staatsgerichtshofes zum Schutze der Republik an. Entscheidet dieser für die Anordnung, so hat die Landesbehörde die erforderlichen Maßnahmen so fort zu treffen.
Durch die Anrufung des Staatsgerichtshofes hat die preußische Regierung flar zum Ausdruck gebracht, daß sie dem Ersuchen Keudells nicht entsprechen will. Praktisch ist damit zunächst erreicht, daß ein Berbot des Roten Frontkämpferbundes für das preußische Gebiet nicht erlassen wird. Vor dem Staatsgerichtshof hat der Reichsinnenminister erst den Nachweis zu erbringen, daß sein Ersuchen um Verbot des RFB ., den durch§ 14 des Republikschutzgesetzes näher bezeichneten Voraussetzungen entsprach, was ihm faum gelingen dürfte, wenn ihm die Kommunisten nicht noch mit Gewalt Material liefern.
Der preußische Innenminister hat somit alles getan, was überhaupt in den Kräften der preußischen Regie: rung stand, um den gegen die Vereinsfreiheit gerichteten Schlag des deutschnationalen Reichsinnenministers aufzuhalten, und abzu wehren. Grund genug für die„ Rote Fahne", eine ganze Seite lang wegen des Verbotes des RFB. gegen Preußen, gegen Grzesinsti, gegen die Sozialdemokratie und gegen die freien Gewertschaften zu toben. Wir zitieren einige
Dem Bürgerblock und der Landesregierung ist es mit dem Verbot des Roten Frontfämpferbundes bitterernst.... Bei dieser ersten großen sichtbaren Deklaration des imperialistischen Deutschlands stehen sozialdemokratische Führer und Gewerkschaftsbureaukraten Pate.... Bor der deutschen Arbeiterschaft steht die lüdentose Front der Bourgeoisie und der reformistichen handlanger der SPD . und Gewerkschaftsführer.... Die Kommunistische Partei und der RFB. werden an der Spitze des Wahlkampfes marschieren. Kein Verbot eines Keudell, einer Bürgerblodregierung, feine noch so nachhaltige Stügung durch den Reformismus wird beide Organisationen an der restlosen Erfüllung ihrer Klassenpflicht hindern können.... Jeder Arbeiter fennt zur Genüge diese Methode der Preußenregierung. In der Phraje irgendein Protest, in der Tat refilose Durchführung der Bürgerblodbefehle.
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Jedermann sieht: wenn die Preußenregierung etwa die gegenteilige Haltung eingenommen, wenn sie das Keudellsche Ersuchen widerspruchstos erfüllt hätte das Betobe und Geschimpfe des Kommunistenblattes fönnte nicht wüster sein. Dabei verrät es mit feinem Wort, was eigentlich Preußen anderes hätte tun sollen, | als- wie geschehen gegen die Keudellsche Anweisung Einspruch zu erheben. Sie weiß es selber nicht, aber sie wütet. Der Grund der Wut liegt allerdings flar zutage. Denn gerade das Vorgehen der Breußenregierung gegen Keudellsche Willkür führt der 2rbeiterschaft den gewaltigen Unterschied vor Augen zwischen der Bürgerblodregierung im Reich und der von der Sozialdemokratie mitgeletten Preußenregierung in bezug auf die Wahrung der demokratischen Freiheitsrechte. wir glauben der Roten Fahne" gern, daß es ihr außerordentlich peinlich ist, wie hier der werktätigen Bevölkerung geradezu an einem Schulbeispiel der Gegensatz von Reaktion und Sozialdemo tratie vor Augen geführt wird!
Kommunisten unterstützen Keudell.
Bon einem unserer Mitarbeiter wird uns mitgeteilt: Am Dienstag abend veranstalteten die Deutsch nationalen in der Aula des Prinz- Heinrich- Gymnasiums in der Grunewaldstraße eine öffentliche Versammlung. Der Redner, Bürgermeister Berndt Schöneberg, hielt eine fast zweistündige Herede gegen die republikanischen Parteien, besonders gegen die Sozialdemofratie. Trotzdem zum Beginn der Versammlung den Diskussionsrednern volle Redefreiheit zugesichert wurde Bürgermeister Berndt hatte dafür sein Ehrenwort gegeben, wollte man ihnen nach Beendigung des Referats nur 5( fünf) Minuten gewähren. Diese Unehrlichkeit löfte bei einem Teil der Bersammlung einen Proteststurm aus, der schließlich durch die provokatorische Haltung der im Saal verteilten Stahlhelm Leute, die anfingen, mit Stöden und Gummifnüppeln auf ihre politischen Gegner einzuschlagen, in Tätlichkeiten ausartete. Die Polizei erschien im Saal und nahm verschiedene Festnahmen vor; sie tonnte auch eine Anzahl Gummifnüppel, die den Stahlheimern gehörten, beschlagnahmen.
Ich legitimierte mich nun gegenüber den Polizeioffizieren als Berichterstatter des Vorwärts", um ihnen eine objetline Darstel
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lung des Vorgangs, an dem die Stahlhelm- Leute allein die Schuld frugen, zu geben und die Freilassung einiger zu Unrecht verhafteter Kommunisten zu erwirten. Natürlich waren die Kommunisten Zeugen des Vorgangs. Ein Gauführer des Roten Frontkämpferbundes gab mir sogar seine Adresse. llnd was taten sie? Buerst ließen sie die Stahlheliner ruhig abziehen. Eine Rotte von ihnen aber verfolgte mich von ihnen aber verfolgte mich und einen Reichsbannertameraden bis in eine menschenleere Straße hinein, wo sie uns plöglich in der heimtückischsten Weise überfielen. Mein Begleiter murde ich wer mißhandelt und blutig geschlagen, ich selbst erhielt eine Bunde am Auge. Als Polizeibeamte erschienen, ergriffen die Rowdies die Flucht und enttamen.
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So liefern die Kommunisten, sicher nicht ohne Absicht. selbst das Material, daß dann ein Keudell zu seinen Verbots- ,, Ersuchen" an die Landesregierungen braucht. Wahrscheinlich wird die„ Rote Fahne" diese raufluftigen Kommunisten morgen wieder als Lodfpigel" bezeichnen, um fle übermorgen als profetarische Borfämpfer" zu feiern, die aus der Haft selbst mit Gewalt befreit werden müssen.
Liebestragödie junger Ruffen.
Sie erschießen sich in Gegenwart einer Freundin.
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Die Meldung von einem Doppelverbrechen tief in der gestorben. Die Leiche des Mädchens wurde gleich nach dem Schauvergangenen Nacht die Mordkommiffion der Betliner Krimi- hause in Charlottenburg gebracht. Die jungen Leute hatten, bevor nalpolizei nach dem Grunewald . Die Beamten fanden dort sie den verhängnisvollen Schritt taten, alles geordnet und über ihre in dem in der Nähe des Teufelsfees gelegenen Jagen 86 einen Sachen, besonders auch über die Musikinstrumente verfügt. jungen Mann und ein junges mäddjen mit Schußwunden blutüberftrömt liegen. Das Mädchen war bereits tof, während der junge Mann noch schwache Lebenszeichen gab. Et wurde fofort in das Krankenhaus Westend gebracht, ist dort aber heute morgen verstorben. Die Polizei fonnte bisher folgendes ermitteln:
der in der Hohenstaufenstraße 56 wohnte, hielt sich nach dem UmEin am 7. Juni 1907 in Obeffa geborener Aler Fräntel, sturz in Berlin auf, um hier medizin zu studieren. Aus eigenen Mitteln konnte er sich nicht erhalten und nahm deshalb bei einem hiesigen russischen Arzte eine Stellung als Privatsekretär an. Bor längerer Zeit lernte er eine scherteffin, eine am 26. Juni 1906 in Achalzig im Kaukasus geborene Valeria Kaminskaja kennen, die in Berlin funstgewerbliche Studien betrieb und in der Bestalozzistraße 103 wohnte und verliebte fich in das Mädchen. Beibe waren, wie ihre Freundin, eine Tscherkessin Tatjana Sanftleben, die als Erzieherin in der Kleiststraße wohnt, aus: fagt, schon länger von Liebesfuminer und Weltschmerz befallen, weil sie feine Aussicht hatten, einander auf die Dauer anzugehören. Am Dienstag nachmittag wurde die Freundin durch den Fern sprecher gebeten, an einem Ausflug nach dem Grunewald teilzunehmen, und zu diesem Zwecke etwas Geld mitzubringen. Die Freundin steckte 5 M. ein und alle drei trafen sich am 300. Was die beiden vorhatten, wußte Fräulein Sanftleben nicht; fie trugen auch ein ganz vergnügtes Wesen zur Schau. Erst spät trafen die drei im Grunewald ein und gingen plaudernd verschiedene Wège durch mehrere Jagen hindurch. Blöglich erklärten die beiden, als man im Jagen 86, in der Nähe des Teufelssees angekommen war, daß sie jetzt ihren Vorsatz ausführen wollten. Die Erzieherin sah, daß es ernst wurde, als Fränkel eine Schußwaffe 30g, die er, wie er fagte, für seine letzten 40 m. getauft hatte. Sie fahidte sich an, eine Schupoftreife, die in der Nähe durch den dunklen Wald ritt, zu benachrichtigen, Fränkel hinderte sie jedoch daran. Jest nahmen die beiden voneinander zärtlichen Abschied. Dann fegte Fränkel feiner Geliebten die Pistole an den Kopf und drüdte ab. Das Mädchen brach auf der Stelle tot zusammen. Fränkel richtete die Baffe nun gegen sich selbst, schoß sich ebenfalls eine Kugel in den Stopf. fant schwer verletzt, aber noch lebend, zu Boden.
Die ASP., die es als ihre Aufgabe ansieht, die Sozialdemofratie in Sachsen von der Regierungsbeteiligung abzudrängen und in ganz Deutschland durch Absplitterung zu schädigent, ist zu einem vorgeschobenen Posten der Sübustrie geworden, ber bei Bekämpfung ber gefaßten Sozialdemokratie jedes Mittel recht ift. Der frühere Synditus der sächsischen Industriellen, Außen minister Stresemann im Bunde mit Herrn Erd- Schupostreise und teilte ihr den Borfall mit. Die Beamten fanden Die entsegte Freundin lief hilferufend weg, stieß auf eine mann, dem Verwalter schwerindustrieller Gelder eine Fest Fränkel noch lebend auf und riefen die Feuerwehr, die ihn nach Fest- Fränkel stellung, der mir nichts mehr hinzuzusehen haben. dem Krankenhaus Westend brachte. Dort ist er heute morgen ebenfalls
Nach Meldungen aus Point Amour erklärte Hünefeld: Die Bremen hatte nach ihrem Abflug von Irland während des ganzen
Donnerstag gute Fortschritte gemacht. Während der Nacht zog ein Schneesturm auf, der die Bremen zwang, aus der ursprünglichen Flughöhe niederzugehen und niedrig zu fliegen, obwohl der anbrechende Tag die Gelegenheit bot, die Kursrichtung zu berichtigen. Das Wetter wurde von Stunde zu Stunde schlechter, und das Flag= jeug fonnte hur mit den größten Schwierigkeiten hochgehalten werden. Als es die Küste von Neufundland erreichte, slog es gefähr lich niedrig. Bald darauf sahen wir dann den Leuchtturm von Greenly Island. Hünefeld schreibt das Umherirren der Bremen , das schließlich zur Landung in Greenly Island führte, dem Umstände zu, daß das Beleuchtungssystem der Bremen fagte. Infolgedeffeit war es stundenlang unmöglich, die Instru mente abzulesen. Hlinefeld schätzt die Strecke, in der die Bremen vollkommen bunkel flog und dabei vom Südwestkurs nach Norden abgetrieben wurde, auf etwa 700 Kilometer.
Der=
Einigung bei der Straßenbahn. Die Neuregelung der Löhne abgeschloffen. Nunmehr ist auch bei der Straßenbahn die Neuregelung der Löhne entsprechend den Beschlüssen des Magistrats vereinbart worden. Die Regelung der Frauen und Kinderzulagen ist gleichfalls, wie in den anderen städtischen Betrieben befchloffett. Für die Rückführung der Altersgrenze des Bollarbeiters, die bei der Straßenbahn nicht sonderlich ins Gewicht fallen würde, ist eine andere Regelung erfolgt. Die Ingelernten und Angelernten er halten nach fünfjähriger Dienstzeit eine weitere Zulage von 2 Pf. lung der Straßenbahner mitgeteilt und fand die Billigung ber Diese Vereinbarung wurde gestern in einer FunktionärversammVertreter der Belegschaft. Damit herrscht auf der Straßenbahn Friede.