Donnerstag 19. April 1925
Unterhaltung unö ÄVissen
Deilage des Vorwärts
Llnd eines Tages... Von Henry Lawfon, Sydney (Australienj. Di« beiden Saisonarbeiter hatten bis spät in die Nacht auf ihrem Freilager Erlebnisie ihres Lebens miteinander ausgetauscht, und der Mond war ganz niedrig bis zwischen die Mulgabäume herabgesunken. Mitchells Kamerad hatte gerade ein ziemlich urwüchsiges Erlebnis zum besten gegeben, aber es schien auf Mitchell keinen Eindruck zu machen Er war in einer sentimentalen Stimmung. Er rauchte ein Weilchen, dachte nach, und dann meinte er: „Ach was! Da kannte ich einmal so ein kleines Mädl, in das ich ganz verschossen war. Sie kam zu uns, um meine Schwester zu besuchen. Ich denke wohl, daß sie das best«, liebste Mädchen war, das jenmis gelebt hat, und wohl auch dos hübscheste. Sie war gerade achtzehn Jahre alt und reichte mir kaum bis zur Schulter: sie besaß die herrlichsten blauen Augen, die es überhaupt gibt, ihr Haar reichte ihr bis zu den Knien und war so dicht, daß man es nicht mit beiden Händen umspannen konnte— braun und glänzend— und ihre Haut war wie Lilien und Rosen. Natürlich siel es mir niemals ein, daß sie ein so rohes, häßliches, unwissendes Scheusal wie mich ansehen könnte, und ich pflegte ihr auch meist auszuweichen und benahm mich ihr gegenüber«in bißchen steif: ich wollte nämlich nicht, daß die anderen davon erfahren sollten, daß ich in sie verschossen war, ich wußte ja, daß sie mich auslache, und möglich hätte sie mich dann mehr als alle anderen ausgelacht. Manchmal aber kam sie und sprach ein Wort zu mir und setzte sich in meine Nähe zum Tische. Ich aber dachte, daß sie dies aus ihrer feinen Natur heraus tat. weil sie mit mir Milleid hatte, daß ich so ein ungehobelter, tölpelhafter Bursche war. Ich war in dieses Mädel bis über den Kopf verschosien, und dies ganz ohne Scherz: ich war geradezu stolz darauf, daß sie eine Landsmännin von mir war. Doch ich ließ sie von all dem nichts merken, denn ich wußte, daß sie mich auslachen würde. Nun schön, die Dinge gingen ihren Gang, bis ich eines Tages ein Angebot bekam, für zwei oder drei Jahre nah« an der Grenze einen Posten anzunehmen: und ich mußte es tun. denn ich war mit dem Geld zu Ende, und außerdem wünschte ich fortzukommen. Nur dort herumzustreichen, wo sie weilte, machte mich schon unglücklich. An jenem Abend, da ich fortging, waren alle ans der Station, um sich zu verabschieden— auch das Mädel war hingekommen. Als der Zug schon abfahrtbereit da war, da stand sie ein bißchen abseits am dunklen End« des Bahnsteigs, und meine Schwester stieß mich heimlich an und blinzelte auf mich und zog mich auf, aber ich nmßte nicht, worauf sie abzielte. Schließlich sagte sie: „Also geh doch und sag ihr doch ein Wort, du Tolpatsche geh und sag doch der Edie ein Lebewohl.* Ich ging also zu ihr hin und als die anderen mit dem Rücken zugekehrt standen: „Also, auf Wiedersehen, Miß Brown*, sagte ich, ihr meine Hand hinhaltend.„Ich denke, daß wir uns wiedersehen werden, bis ich, so Gott will, zurückkomme. Und ich dank« Ihnen, daß Sie hierher- gekommen sind, um sich zu verabschieden.* Gerade da kehrte sie ihr Gesicht dem Lichte zu, und ich sah, daß sie weinte. Sie zitterte am ganzen Leib«. Plötzlich sagt« st«:„Jack, Jack!*, gerade so, wie ich es jetzt sage, und sie streckte mir ihre Arme so. wie ich es jetzt tu«, entgegen." Mitchell sprach jetzt mit einem feierlichen Ton in feiner Stimme. die ihm gar nicht eigen war. und sein Kamerad blickt« auf. Auch Mitchells Gesicht hatte einen feierlichen Ausdruck angenommen, und feine Augen blickten starr ins Feuer. „Nun, ich denke wohl, daß du sie dami in die Arme geschlossen und geküßt hast?* fragte sein Kamerad. „Ich denke auch*, schnauzte ihn Mitchell an.„Es gibt gewisse Dinge, über die«in Mensch keine Scherze machen soll. Nun, ich meine, wir könnten einen der Teekessel aufhängen und einen Schluck Tee nehmen, bevor wir schlafen gehen.* „Nun, ich nehme an.* meinte jetzt wieder Mitchells Kamerad, als sie ihren Tee tranken,„ich denke wohl, daß du eines Tages zurückkehren und sie heiraten wirst.* „Eines Tages! Das ist es ja eben: es scheint so. nicht wahr? Wir alle sprechen:„Eines Tage».* Ich pflegte vor zehn Iahren so zu sprechen, und schau mich jetzt an. Seit fünf laugen Iahren schlag ich mich herum, die beiden letzten Jahre auf der Walz , auf der Landstraße, und keine Hoffnung, daß es besser werden wird, wie ich auch rackere, und was habe ich erreicht? Ich sehne mich wohl danach, heimzukehren und zu heiraten, habe aber nicht einen Penny in meiner Tasche und kaum einen Fetzen aus meinem Rücken und kein« Aussicht, kein« Aussicht auf eine Aenderung. Ich habe es mir hoch und heilig geschworen, ohne ein Bankguthaben nicht heim- zukommen, und was noch mehr ist: ich will es auch nie. Aber die Tage der Bankguthaben sind vorüber. Schau dir mal meine Schuhe an. Wenn wir unten in den bevölkerten Distrikten wären, würden sie uns Landstreicher und Bettler nennen Und was ist da für ein Unterschied? Ich bin«in toller Bursche gewesen, ich weiß es, ober ich habe es bitter bezahlt: und nun gibt es nichts dagegen, als weiterzuwandern, zu wandern, zu wandern, um das Vissel Futter zu verdienen, und bei diesem Wandern zu bleiben, bis einer alt wird und nachlässig und schmutzig und man sich an den Staub und Sand und die Hitze und die Fliegen und die Moskiwo gewöhnt hat wie ein Lastochse, und bis man allen Ehrgeiz und alle Hoffnung verliert und mlt diesem tierischen Leben wie ein Hund zufrieden ist, und bis einem sein Rückenbündel wie ein Teil seines eigenen Selbst erscheint und man glaubt, daß nwn verloren ist, und einem unbehaglich und merk- würdig erscheint, wenn man sich Nicht auf seinen Schultern herum- schleppt, und es einem ganz egal bleibt, ob man wieder irgendwo eine feste Arbeit erhält oder wie«in Christ lebt. Und das geht so weiter, bis man glaubt, daß man den Geist eines Lastochsen und nicht ein Menschenherz mehr besitzt. Wem liegt daran? Wenn wir gestern den Weg nicht gesunden hätten, könnten wir zusammen- gebrochen und oerfault in diesem Gehölz liegen, und niemand würde dadurch klüger oder trauriger werden— wer weiß es?* , Er rauchte ein Weilchen in einem beruhigenden Schweigen: dann klopfte er die Asche aus seiner Pfeife, griff mit einem Seufzer nach seinem Tabak und sagte: „Nun ja, ich bin heute nacht ein bißchen verdrießlich. Ich habe zuviel nachgedacht. Ich denke, es wird das beste sein, wenn wir uns zur Ruhe begeben, alter Bursche. Wir haben ja morgen«ine lange, dürre Strecke vor uns.* Sie breiteten ihre Rückenbündel auf dem Sand« aus, legten sich nieder und wickelten sich in ihre Decken ein. Mitchell deckte sich sein Gesicht mit einem Stück Kaliko zu, weil ihm das Mondlicht und der Wind nicht einschlafen ließen. M-rechtiste lUbersetzung»lm Z.»- l»««» n.)
Moderne Krebssorschnng und Behandlung.
Von Dr. Alfred Neumann.
Der überwältigend« Stoff, der vom 14. bis 16. April in W i« s- baden vom Deutschen Zentralkomitee zur Erforschung und Be- kämpfung der Krebskrankheit und vom Deutschen Internistenkongreh behandelt wurde, und zwar von den hervorragendsten Fachmännern der deutschen Wissenschaft, sowie auch von zahlreichen ausländischen Forschern, kann in diesem Aufsatz nur in den Grundzügen an- gedeutet weiden., In unermüdlicher Arbeit hatte man sich in vergangenen Jahr- zehnten bemüht, durch möglichst genaue Untersuchung insbesondere unter dem Mikroskop die einzelnen Geschwul st arten kennen zu lernen. Durch Verfeinerung der Technik hatte der Chirurg es sich angelegen sein lassen, Geschwülst« und auch Körperstellen zu entfernen, an welche sich früher selbst der kühnste Operateur nicht herangetraut hätte. Ein wichtiger Fortschritt wurde um die Jahr- hundertwende durch die Einführung der Behandlung mit Rani- gen- und Radium st rahlen erzielt. Trotz aller dieser Fort- schritte war man sich über die Unmöglichkeit vollkommen im klaren, auf diese Art den Krebs wirklich so zu beherrschen, als es notwendig gewesen wäre. Vor allem aus dem Grunde, als über die Frage, wie es eigentlich zur Entstehung der bösartigen Geschwulst komme, größte Unklarheit herrschte. Die Suche nach dem Krebs- b a z i l l u s erwies sich als vergeblich, man erkannte, daß die eigent- liche Ursache in einer veränderten Beschaffenheit des Körpers selbst gelegen sein müßt«. Hier hat nun die moderne Forschung sehr wichtige Aufklärungen gebrocht: insbesondere war dies der Fall durch die Möglichkeit, Krebsgeschwülste im Tierkörper künstlich zu erzeugen und andererseits Geschwulstzellcn außerhalb des Körpers selbständig fortzuzüchten, ähnlich wie dies bei der Züchtung von Bakterien erfolgt. Von Bedeutung ist insbesondere die Erfahrung, daß das geschwulsterregende Prinzip vielleicht gar nicht an die Krebs- zelle selbst gebunden ist, sondern vielmehr an andere Körperzellen, die mit weißen Blutzellen verwandt sind und mit einem gemeinwissen- schastlichen Nomen als Freßzellen bezeichnet werden, da ihnen die Eigenschaft zukommt, in den Körper eingedrungen« Fremdkörper aufzuzehren. In dieser Hinsicht haben sich besonders Frau Professor Rhoda Erdmann und Dr. Fischer des Berliner Instituts jür Biologie große Verdienste erworben. Bon Wichtigkeit scheint ferner die Ernährung zu sein: vielleicht begegnet sich einmal auf diesem Gebiet« die Wissenschast mit einem alten Volksglauben, wonach be- stimmte Nahrungsstoffe geradezu krebserregend wirken. Von prak- tischer Bedeutung ist die ganze Frage aber deshalb, als so die Mög- lichkett gegeben ist, das Problem zu lösen, warum es Menschen gibt, die für den Krebs empfindlich sind, und solche, bei welchen er nicht zur Entwicklung kommt. Zutunstsmusikl Vielleicht wird man so einmal in der Lage sein, krebsgesährdete Menschen künstlich zu schützen, ähnlich wie man dos heute gegen manche ansteckenden Krankheiten tut. Die Krebszelle hat einen eigenen Stoffwechsel, zum Unterschied von der gesunden KSrperzelle scheint sie nach den Untersuchungen von Professor Warburg (Bettln) nicht nur atmungs- fähig, sondern auch gärirngsfähig zu(ein, eine wissenschaftliche Ent
deckung von großer Bedeutung. Nun wird man einwenden, was hat diefe Erkenntnis mit der praktischen Behandlung zu tun! Heule noch nichts, doch es ist das Wesen gar mancher wissenschaftlichen Er- kenntnis, daß sie zunächst für die Allgemeinheit ganz bedeutungslos erscheint und dann durch irgendeine Verbindung mit anderen Er- fahrungen geradezu der Angelpunkt größter praktischer Erfolge wird. Doch nun zur Praxis der Krebsbehandlung. Ein Allheilmittel gegen den Krebs ist bis jetzt nicht bekannt, und es ist vielleicht gerade nach den neuesten Forschungen unwahrscheinlicher als je, daß ein solches überhaupt wird gefunden werden können. Doch in Kleinarbeit wurden in den letzten Iahren nicht zu unter- schätzende Erfolge erzielt und sehr wichtige Anregungen gegeben. Man kann und darf bekanntlich von einer Krebsheilung erst sprechen, wenn ein Zeitraum von mindestens 16 Iahren verstrichen ist und in dieser Spanne sich keine neue Geschwulst entwickelt hat. Das Neue, was gerade jetzt in Wiesbaden vorgebrocht wurde, entspricht dieser Forderung nicht, es handelt sich nur um Besserungen, ober um sehr bemerkenswerte und auffallende, die sowohl von Kahn(Karls- ruhe) durch kombinierte Behandlung mit Wismut und Röntgen- strahlen erzielt wurden, als von Halber st ädter(Berlin ) durch die Einlegung von Stäbchen, die mit dem Schwermetall Thorium-X gefüllt sind, in die Geschwulstmassen. Doch ob mit dieser oder jener Behandlungsmethode, ob durch Operation oder nicht— immer ist es unbedingt notwendig, daß der Krebskranke möglichst Kl Deginn seines Leidens in die Hand des Arztes gerät. Und hier muß leider festgestellt werden, daß vieles noch sehr im argen liegt, insbesondere in Mitteleuropa . Die in allen Ländern nachgewiesene, geradezu besorgniserregende Zunahme der Krebskrankheit erheischt die Aus- merksamkeit der verantwortlichen Kresse, die Krebsbekämpfung muß ebenso durch die Behörden unterstützt werden, wie dies doch bei der Bekämpfung der Tuberkulose und auch anderer Dolkskrankheiten halbwegs gelungen ist. Notwendig ist«ine möglichst vollzählig« Erfassung der Krebskranken. In Amerika und England erfolgt dies durch eigen« Krebswochen, in denen alle über 46 Jahre alten Men- schen auf Kosten der Behörden auf ein vielleicht bis dahin unentdeckt gebliehenes Krebsleiden untersucht werden. Aufklärung der Be-� völterung tut not: aber auch des Kranken selbst: doch hier besteht ein schweres Hindernis wenigstens in Europa . Denn man wagt es nicht, dem Kranken ins Gesicht zu sagen:„Sie haben einen Krehs, Sie müssen sich daher dieser oder jener Behandlung unterziehen." Wird dieser Ausspruch doch noch allgemein als ein Todesurteil angesehen! In Amerika aber kann man die-! ohne weiteres sagen: dort weih man allgemein, daß auch der Krebs nicht unheilbar zu sein braucht. Die Erkenntnis des Leidens ist aber wichtig, denn nur so kann man auf das richtige Berständnis für die Maßnahmen des Arztes beim Patienten rechnen. Wenn also der Kampf gegen den Krebs mit Erfolg aus der Enge des Spitals und Laboratoriums in die Oeffentlichkeit hinausgeführt werden soll, dann muß die Von stellung— das Wort Krebs bedeutet ein Todesurteil— zunächst als unbegründet getilgt werden.
Labrador.
Eines der entlegensten Gebiete des Erdballes ist über Nacht in den Blickpunkt der ganzen Menschheit gerückt. Schon von der großen Jnfell Neufundland , die fast ein Viertel so ausgedehnt wie das Deutsche Reich ist, aber nur rund eine Niertelmilllon Ein- wohner zählt, hört und weiß man bei uns nur wenig mehr als nichts: die Halbinsel Labrador aber bedeutet für die Europäer nur einen geographischen Begriff, über den man bei uns nach der Schul- zeit kaum mehr etwas hört. Man braucht sich dieser Unkenntnis nicht weiter zu schämen: denn selbst die Fachgeographen haben erst vor etwa einem halben Jahrhundert angefangen, sich mit diesem Gebiet näher zu beschäftigen, und erst in den Iahren von 1875 bis 1885 ist das Innere der Halbinsel etwas gründlicher erforscht war- den. Aber auch diese Forschertätigteit konnte sich im wesentlichen nur auf die allgemeinen geologischen, botanischen und zoologischen Verhältnisse erstrecken: denn eine ins einzelne gehende Gelehrten- arbeit ist in einem Lande, In dem neun Monate lang strenger Winter und drei Monate lein Sommer herrscht, das dreimal so groß wie das Deutsche Reich ist und auf diesem Gebiet nicht mehr als etwa 26 666 Bewohner hat, von denen außerdem noch ein Drittel aus Indianern und Eskimos besteht, begreiflicherweise mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Das Klima von Labrador gleicht dem im nördlichen Sibirien : Wintertemperaturen von 46 bis 56 Grad Kälte sind nichts ungewöhnliches, und selbst im äußersten Süden der Halbinsel, deren geographische Breite der von Frankfurt am Mai entspricht, hat man schon 49 Grad unter Null beobachtet. Im Norden wurden sogar 54 Grad Kälte erlebt. Das ist«in Wert, wie er selbst sin nordöstlichen Sibirien , z.B. in Irkutsk , nicht in jedem Winter vorkommt. Im Juli und August wird e» ungefähr so warm wie bei uns in der ersten Aprilhälste: es herrscht dann dort ein« mittlere Monatstemperatur von 7 bis 8 Grad Celsius, und infolgedessen schmelzen Eis und Schnee erst im Juni, um schon im Ottober das unwirtliche Land von neuem mit einem eisigen Panzer zu bedecken. Eisfreies Fahrwasser gibt es im Norden von Labrador, dos ist etwa in der geographischen Breite von Stockholm , Oslo und Leningrad , nicht vor dem 26. Juli. Im wesentlichen ist Labrador ein Hochplateau: längs der Nord- osttüste zieht sich ein hohes, wildzerklüftete» Gebirge mit Gipfeln bis zu 2766 Meter Höhe hin. Annähernd«in Viertel der ganzen Halbinsel ist von Seen bedeckt: das Land ist mit dürftigem sub- orttsschem. aber dicht stehendem Wald bedeckt. Es bietet uns das Bild eines Erdstrichs, der erst seit kurzem die Eiszeit, d.h. die völlig« Lerglesscherung, überwunden hat: so wie Labrador muß dos nördlich« Mitteleuropa vor zehn- bis fünfzehntausend Iahren ausgesehen haben, als sich bei uns die großen Urstromtäler zu bilden begannen. Auf Labrador haben bis heute die meisten Flüsse noch kein tief eingegrabenes Bett, und es gibt noch kein« seftum.
rissenen Wasserscheiden: denn die Zeit seit dem Ende der Ver- gletscherung war dafür noch zu kurz. Wahrscheinlich ist das Eis erst seit ein paar tausend Iahren verschwunden. Die Ursachen des rauhen und unwirtlichen Klimas bildet neben den die Halbinsel umgebenden kalten Meeren die eisige Labrador- strömung, die von der Ostküste Grönlands stammt und nach einem in die Divisstraße verlaufenden Bogen läng» der Nordostküste von Labrador und östlich von Neufundland bis zu den Neufundland - bänken südwärts geht, wo sie auf den Golfstrom trifft und von diesem westwärts bis an die Küste der Bereinigten Staaten ab- gelenkt wird. Die Temperatur dieser 456 Kilometer breiten und 76 Meter tiefen Strömung liegt unter Null: die Kälte des Labradorstroms beeinflußt auch dos Klima der Südküste und Neusund- lands auf das ungünstigste, woher es kommt, daß auch die Belle- Isle-Straße zwischen Neufundland und der Südostspitze Labradors, in der das öde Greenly-Ieland liegt, zurzeit noch völlig vereist ist. Ohne Eisbrecher ist bis tief in den Juni hinein dort eine Schifsahtt nicht möglich: das einzige Verkehrsmittel der wenigen Fischer, die dort überwintern, find, wie in der Polarregio», Hundeschlitten. Auf den bei uns gebräuchlichen Atlanten sehen die Entfer- nungen in diesen Gebieten sehr gering aus. Aber sie sind in Wahr- heit ungeheuer groß. Greenly-Jsland liegt auf der gUiäien Breite wie Köln , Dresden und Breslau . Schon aus diesem Vergleich er- sieht man den ungeheuren klimatischen Unterschied auf den beiden Seiten des Atlantischen Ozeans . Die Entfernung in der Luftlinie zwischen Greenly-Jsland und New Uork beträgt 1766 Kilometer: der R«iseweg ist gut 2660 Kilometer weit. Don Greenly-Jsland in der Luftlinie nach New Dork ist genau so weit wie die Luftlinie von Berlin nach Tunis.__ Die wasserkräste der Erde. Nach einer amerikanischen Statistik, die in der Frankfurter „Umschau* wiedergegeben wird, gewinnen die Vereinigten Staaten durch Wasserkrastanlagen etwa so viel Energie, wie alle europäischen Länder zusammen. Nordamerika steht heute bereits in der Erzeugung von Wasserkräften mit 16,8 Millionen PS an der Spitze, Europa folgt an zweiter Stelle mit 13,1 Millionen, wobei sich der Abstand durch das raschere Tempo der Anlagen in den Vereinigten Staaten noch vergrößert. Asien ver- fügt über 2,1 Millionen. Südamerika über 756 606, Ozeanien über 246 666 und Afrika über 14 666 PS. Insgesamt waren 1926 auf der Erde 33 Millionen PS aus dem Wasser gewonnen. 16 Millionen mehr als 26 Jähre vorher. In den europäischen Ländern steht Italien mit 2,3 Millionen PS voran, dann kommt Frankreich mit 2. Norwegen mit IL, die Schweis mit 1.85. Deutschland mit 1,5, Schweden mit 1,35 Millionen PS. Japan verfugt über 1,75 Millionen und in Südamerika führt Brasilien mit 566 666 PS. In Asien hat Indien die meisten Wasserkräste mit 266666 PS.