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Illustrierter Wahlaufruf.

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Ziel unseres politischen Kampfes ist Deutschlands Befreiung von äußerer und innerer Knechtschaft. Die J�eparationSlasten müssen neu geregelt und begrenzt werden. Wir lassen nicht von dem Stolz auf die tausendjährige deutsche Geschichte, die Größe des Kaisergedankens, die ruhmbedeckten schwarz-weiß-roten Farben... Aus dem Wahlaufruf der O.TLTJ.p.

Sicherung des Wahlgeheimnisses. ?wnderlaß des preußischen Ministers des Innern. Ein Rimbsrlajj des preußischen Ministers des Innern zur Vor- Bereitung der Reichstags- und Londtagswahlen enthält eine Reihe ron Bestimmungen, die vornehmlich der Sicherung des Wahl- geheimniffes auf dem Lande dienen. Bei fcer Abgrenzung d er Stimmbezirk« soll fedem Wähler die Sicherheit gegeben fein, frei von jeder Beeinflussung und jeder Besorgnis vor einer Aufdeckung der Art seiner Stimm- abgäbe fein Staatsbürgerrecht auszuüben. Insbesondere sollen Guts bezirke nicht für sich einen Stimm- oder Wahlbezirk bilden. Für die Abstimmungs(Wahl)räume haben die Gemeinden Räume in Gemeindeanstalten und Gebäuden zur Verfügung zu stellen. In Gutsbezirken sollen die Abstim- mungsräum« nicht in den Gutshäusern bereitgestellt wer- den. Auf Gastwirtschaften darf nur in dringenden Notfällen zurück- gegriffen werden. Bei der Ernennung der AbstimmungssWahlsvorsteher ist darauf zu achten, daß die Wähler bei der Stimmabgabe sich durch deren Persönlichkeit und Stellung nicht beeinflußt fühlen tonnen. Die Numerierung der Parteien erfolgt auf dem Stimmzettel für die Lairdtagswahl in derselben Reihen folge wie auf dem Neichstagsstimmzettel. Die Stimmzettel für die Reichstags- wähl werden auf weißem Papier, die für die Landtagswahl auf rötlichem Papier gedruckt werden.

War Schmidt Verräter? Zeugenaussagen im Stettiner Fememordprozeß. Stettin , IS. April. In der heutigen Prozeßtagung werden zunächst Leumunds- Zeugen, ehemalige Vorgesetzte und Arbeitgeber der Angeklagten, uernommen. Die Zeugnisse fallen durchweg g ü n st i g aus. Es folgt die Vernehmung jenes Gutsarbeiters Fischer, der seinerzeit den später ermordeten Schmidt und dessen Freundin, die heutige Fwu B c r g e m a n n, auf seinem Fuhrwerk mitnahm. Er will bei dieser Gelegenheit die Aeußerung Schmidts gehört haben:Wenn ich jetzt nach chause komm«, dann werde ich alles verratend Das ver- anlaßie ihn zu einer sofortigen Denunziation, die dann die für Schmidt tragischen Folgen hatte. Frau Bergemann bestreitet bei ihrer Vernehmung cnt- schieden, daß Schmidt etwas Derartiges gesagt habe. Sie sowohl, wie auch ihre Eltern erklären, daß Schmidt nie von Verrat oder auch nur von Waffen gesprochen hat. Von den übrigen Zeugen des heutigen Tages war lediglich die Aussage des früheren Roßbachers I u h r von Interesse, der seiner- zeit aus Gut Rosenfelde lag, die Abfahrt der Mörder in der Mord- nacht beobachtet« und die von den meisten Angeklagten so hart ge- leugnete Tatsache bestätigt, daß Angeklagter Vogt in der Mordnacht zwei Spaten vom Speicher holte, die dann ruitgenommen wurden. Einige Wochen später beim Erntefest habe Ragt ihm dann erzählt, er Hölle jenen Fremden mit dem Pistolen. kalben verprügelt, und jetzt sei er»gut verwahrt". Der Angeklagte Vogt bestritt diese Darstellung des Zeugen ganz rrn schieden. Alle Vorhalt« des Vorsitzenden und hinweise auf einen Meineid konnten den Zeugen aber nicht zu einer Aendennrg feiner Aussagen bewegen, bis sich schließlich unter allgemeiner Be- megung herausstellte, daß ihm die Bedeutung des Eides trotz der rarherigen chinweila des Vorsitzenden unbekannt war. So blieb er zunächst dabei, daß er absolut nicht vorbestraft sei, um dann nach und nach zuzugeben, daß er schon«ine kleinere Strafe hinter sich habe. Die Vereidigung dieses Zeugen wurde noch längerer Diskussion zuriickgesteiö und die Verhandlung auf den heutigen Freitag früh lv) Uhr vertagt. Die Tfcherwonzenfälschungen. Sowjetrußland wünscht Atteneinsicht. Bon einigen Monaten wurden«ine Anzahl Verhaftungen in der Strafsache gegen den Georgier Seda Theraschwili vor- genommen. T. war festgenommen, nachdem man in Frankfurt a. Rt- Papiere und Druckplatten sowie eine umfangreiche Korrespondenz gefunden hatte, aus der hervorging, daß T. eine Anzahl Personen, die mehr oder weniger in Verbindung mft denRational- s o z i a l i st e n" in München . Frankfurt a. M., Hamburg und Berlin standen, zum Druck falscher Tscherwonzen(russischer Gold- rubelnolen) zu verleiten gesucht hatte. Die Untersuchimg war des- halb sehr schwer, weil die Ermittlungen einmal nach Paris gingen, wo die georgische Regierung im Exil sitzt, ferner nach England, wo bekannte Persönlichkeiten so der Oellönig Deterding mit den georgischen Plänen in Verbindung gebracht wurden, nach Ru- mänien und zum Teil nach Georgien selbst. Run sind die Vor- arbeiten des Landgerichtsrats Dr. Krüger so weit abgeschlossen, daß in nächster Zeit Anklage erhoben werden kann. Die Angelegenheit hat einen stark politischen Hintergrund, so daß sie auch das Auswärtige Amt interessieren muß. Das Justizministerium hat die Akten ein- gefordert, um festzustellen, wie weit gewisse Vernehmungen im Ausland vorgenommen und vielleicht Zeugen etwa auch gegen Zusicherung freien Geleites nach Berlin gebrocht werden könnten, deren Aussagen in dem Verfahren von erheblicher Wichtig- keit sein würden. Die Sawjetregierung hat durch ihre Berliner Vertretung eine gewisse Beteiligung an dem Strafoer- fahren und Einsicht in die Akten beantragt. Die Sowjetregierung fühlt sich durch das Vorgehen des Georgiers ge- schädigt: sie erklärt, daß schon vor seiner Festnahme gefälschte Tscherwonzen in größeren Mengen ausgetaucht seien und daß die Nationale Partei Georgiens auf diesem Wege versucht habe, die russische Währung zu untergraben. Der Berliner Anwalt der Sawjetregierung hat sich mm an das Justizministerium mit dem Antrag gewendet, daß seinen Austraggebern die Möglichkeil gegeben werde, an dem Prozeß teilzunehmen, da die Sowsetregierung bereits olle Schritte getan habe, um zivilrechtlich von der ehemaligen georgischen Regierung eine Entschädigung für die Tscherwonzen- fälschungen zu erhalten. Das Iustizmnisterium wird entscheiden, ob nach deutschem Recht einem fremden Staat die Teilnahme an einem deutschen Strafverfahren in der verlangten Form ermöglicht werden kann. Sowjetrußland verlangt Einsicht in die Untersuchungsakten. um aus deren Kenntnis eventuell die eigenen Forderungen stärker begründen zu können. Akteneinsicht ist jedoch nur den Prozeßbeteiligten, also dem Gericht, dem Ankläger und den Rechtsvertretern der Angeschuldigten sowie den höheren Justiz- behörden gestattet. Die Sowjetregierung erstrebt das Recht, gewissermaßen als R e b e n kl ä g er aufzutreten. Daraus dürfte nichts werden. Dem Anwalt der Sowjetunion ist bisher die Akteneinsicht nicht gestattet worden. Die Verhandlung gegen den Georgier und seine Mit- angeschuldigten wegen Falschmünzerei oder Vorbereitung dierzu aus deutschem Boden wird voraussichtlich im Juni d. I. be­ginnen.

Kampf um das Wieder heftige Debatten Der 33. Reichstagsausschuß setzte am Donnerstag die Beratung der Richtlinien über die Absatzförderung von Schlachtvieh und Fleisch fort. Von dem Vertreter der Deutschen Volkspartei wurde verlangt, daß dar Ausschuß nach den Wahlen noch einmal hinsichtlich der weiteren Ausarbeitung der Richtlinien gehört werden müsse. Abg. Schmidt(Soz.) forderte für den Ausschuß das Recht, die Richtlinien zu ändern, wenn die Ausführung der Richtlinien nicht ihrem Sinn entspreche. Reichsernährungsminister Schiele erklärte sich bereit, mit dem Ausschuß zwischen der Neuwahl und vor dem Zusammentritt des neuen Reichstag« in Verbindung zu treten, wenn der Ausschuß einen solchen Beschluß faßt. Ein entsprechender Be- schluß wurde sodann vom Ausschuß angenommen. Weiler wurde beschlossen,daß die Verteilung der zur Der- fügung stehenden Mittel und die Entscheidung darüber, für welche Darlehen die Uebernahme einer Reichsgarantie beantragt wird, nach einem e in he ill i ch e n K es a m t p la n im Rahmen der vor- liegenden Richklimert durch den Reichsernährungsminister unter Zu- stimmung eines Länderausschusses erfolgen fall". Vor Eni- scheidungen über Maßnahmen von allgemeiner Bedeutung ist ein Sachnerständigenausschuh zu hören, der au, Vertretern, der ein- einschlägigen Spitzenorganisationen der Landwirtschaft und der Ver- braucherschaft zusammengesetzt ist. Darauf wurden die Richtlinien für die Absatzförderung von Vieh und Fleisch genehmigt.

Das Taselfilber der Totenkreuzer. Australien gibt es Oeutfchland wieder. Sidueq. IS. April. Das Tafelsilber der Ofsizersmessen der deutschen Kreuzer Scharnhorst" undL e i p z i g", die im Jahre ISIä bei den Falklandinseln sanken, wird der deutschen Regierung durch den hiesigen Generalkonsul al» ein besonderer Akt des Eni- gcgenkommens vom australischen Staatenbund zurückgegeben werden. Wie das Tafelsilber noch Sidney gelangt«, ist bisher noch ein Geheimnis. Man nimmt an, daß die Deutschen es aus Sicherheitsgründen auf den Karolinen hinterließen und daß es dann, noch der japanischen Besetzung der Inseln seinen Weg nach Sidney fand. Dort wurde es einige Jahre später indem Laden eines Händlers entdeckt und von der Zollbehörde be- schlognahmt. Reuer Konflikt London -Moskau . Russisches Gelb für irische Zievoluttonäre? London . 19. April.(Eigenbericht.) Der konservative Abgeordnete Kiddersley erzählte im Unterhaus, daß die im Besitz verhafteter irischer Wafsenschmuggler gefundenen englischen Banknoten von einer russischen Bank- organisation stammen. Er ersuchte deshalb den Innenminister, Rachforschungen anzustellen, ob die russische Handelsorganisation in England irgendwelche Kredite zur Unterstützung revolutionärer Bewegungen in Großbritannien gebe. Der Innenminister b e- stätigte, daß die in dem Besitz der Wafsenschmuggler gefundenen Noten noch den Feststellungen der Polizei aus russischen Bank- institutionen stammen. Er werde seine Nachforschungen fortsetzen, aber schon jetzt st e h e f e st. daß in England russisches Geld in dem erwähnten Sinne benutzt worden sei. Eine nähere Auslegung dieser Erklärung oerweigerte der Innenminister, obwohl ihn Abg. Genosse Kenworthy auf die Gefahren seiner Andeutungen für die zukünftige Gestaltung der englisch -russischen Beziehungen aufmerksam machte. Die russische Handelsbank in London dementiert übrigens jeden Zusammen- hang mit den Waffenschmugglern. * Die Sache scheint reichlich dunkel. Wenn die betreffend« russische Bank in Rußland gibt es nur die Staatsbank nicht etwa ihren Stempel auf die Pfundnoten gedruckt hat, wie will man dann den Borbesitzer der Roten feststellen? Wer aber bestempelt Geld- noten und wer nimmt bestempelte Roten an?

Ein wahrer Seeheld ist in dem 81jährigen Holländer D o r u s R y k e r s gestorben. Er hat von 1872 bis 1911 als Seewann und Rettungswachter im ganzen 511 Schissbrüchigen da» Leben gerettet.

Notprogramm. im Reichsiagsausschuß. In der folgenden Beratung über die Richtlinien für die Ab- satzförderung von landwirtschaftlichen Erzeug­nissen kam es hinsichtlich des preußischen Antrages» von dem 3<)-Millionen-Fonds S Millionen für die Unwetter- gebiet« abzutreten, wieder zu einer heftigen Debatte Reichs- ernährungeminister Schiele erklärte noch einmal, den Unwetter- gebieten die von Preußen verlangte besondere Entschädigung nicht zubilligen zu können und forderte ein« Korrektur des entsprechenden Reichsratsbeschlusses. Schiele ging so weit, die von Preußen geforderte Verwendung von 5 Millionen für die Unwettergebiete als unproduktive Ausgabe zu bezeich­nen. Genosse Hilferding stellte dann folgenden Antrag: Dia Reichsregierung wird ersucht, für die durch Unwetter- schädeu betroffenen landwirtschaftlichen Gebiete, sür die die Mittel des Rotprogramnis zur Fortführung der Betnede nicht aus- reichen, aus den Ueberschüssen des Etats 1927 einen Betrog von 5 Millionen zur Verfügung zu stellen, die auf die Länder nach dem Verhältnis der der Landwirtschaft entstandenen Schäden.zu verteilen sind." Dem Antrag Hilferding wurde zugestimmt. Dadurch er- ledigt sich der Antrag Preußens. Darauf wurde der Teil der Richt­linien genehmigt, der die Absatzförderung von Milch und Mol- kereiprodukten behandelt. Die Verhandlungen werden heute fortgesetzt.

Japan beseht chinesisches Gebiet. itm dem Vormarsch der Eüdtruppen zu begegnen. London . 19. April. Während nach den bisher vorliegenden Meldungen die maß- gebenden japanischen Stellen beschlossen hatten, gegenüber den Vor- gängen in China vorläufig noch eine rein abwartende Haltung einzunehmen, kommt jetzt aus Tokio die Nachricht, daß sich das japanische Kabinett angesichts der durch den Vormorsch der Süd- t r u p p e n nach Norden gegebenen Loge entschlossen hat, zum Schutz des Lebens und Eigentums der japanischen Staatsangehörigen eine in Kumamoto bereitgestellte Brigade von 5000 Mann mit einer Pionierabteilung unS Telegraphentruppen nach China einzuschiffen, wo sie in Tsingtau landen werden. Von Tientsin aus werden drei Kompagnien japanischer Truppen noch Tsinon geschickt. Ein Erfolg Fengjuhfiangs. Peking . 19. April. Nach hier eingetroffenen Berichten hat General Fengjuhsiang «in« der Armeen Suntschuansangs vollkommen geschlagen und Marscholl Tschangtsungtschang zum Rückzug auf Nentschaufu gezwungen. Tschangsungtschang wird wahrscheinlich versüchen, den Vormarsch des Gegners bei Taionfu zum Stehen zu bringen. Bei einem Zbstündigcm Kampf, der zur Einnahme von Hintscheng führte. sollen die Südtruppen 29 999 Mann, darunter einen General und drei Obersten, verloren haben.

Bombe im Ministerzimmer. Argentinischen Kommunisten zugeschrieben. Buenos-Aire», 19. April. Wie diePreitz'a" meldet, wurde im Amtszimmer des Justiz- Ministers Sogarna eine Bombe gefunden. Die Polizei n er mutet, daß der Anschlag mit kommunistischen Umtrieben im Zusammenhang stehe. Vor einiger Zeit wurde in einem Bank- gebäude im Zentrum von Buenos-Aires «ine Bombe zur Explo- sion gebracht und in einer benachbarten Bank eine Bomb« kurz vor der Explosion noch rechtzeitig entdeckt. In beiden Fällen wurden Mitglieder einer kommunistischen Organisation mit Sicherheit als Attentäter festgestellt, ohne daß es bisher gelang, der Attentäter hob- Haft zu werden. Ein Zeitungsjubiläum. Das deutscheArgentinische Wochenblatt" m Lueitas-Aires schickt uns seinen prächtigen Festband zum 49jährigen Bestand. Die Zeitschrift vertritt ebenso wie dosArgentinische Tageblatt" des gleichen Verlags auch den deutfch-republikanischen Gedanken. Zwei deutsche Genossen aus dem alten Oesterreich gehören der Redaktion an: der Wiener Ludwig G r ö b n e r, ein ehemaliger Tapezierer, und der Nordböhme Josef Riemer, ein früherer Holzarbeiter. Beide haben jahrelang in der Heimat der sozialistischen Bewegung gedient, ehe sie hinübergingen.