Krieg den Städten! Die deutfchnationale Parole. „Die Wendung, die wir wollen, die Wendung der deutschen Politik vom Asphalt zur Schale wird nur kommen, wenn Landvolk und Deutschneu tmole zu» sannnenhalten wie Pech und Schwefel."(Referenten nwterial der Deutschnatianalen Volkspartei.) „Unser Volt gedeiht nicht auf dem Asphall der Me- tropoien. in denen alle Heimatlosen und seelisch Eni' wurzelten zusammenströmen. Unser geistger Sjchwerpunkt liegt nicht, wie bei jenen, in der Stadt, sondern auf dem Lande."(„Pommersche Tagespost" vom 20. Aipril.) Diese Sätze mit den Schlagworten aus der agrarischen Propaganda der Vorkriegszeit kennzeichnen die Rück- zugsliniederDeutschnationalen. S5e haben sich einst Volkspartei genannt, weil sie städtische und ländliche Bevölkerung im Zeichen des Monarchismus und der„natio- nalen Opposition" zusammenfassen wollten. Sie haben der städtischen Bevölkerung Versprechungen gemacht— und sie haben sie gebrochen, sobald sie in der Reichsregierung saßen. Lnflationsgeschädigte. Sparer. Kleinrentner. Liquidations- geschädigte, Kriegsopfer. Beamte— er gibt kaum eine Kate- gorie der städtischen Bevölkerung mehr, die sie nicht betrogen hätten. Das Bekenntnis zur Monarchie st dahin, an die Stelle der„nationalen Opposition" ist die Teilnahme an der Er- füllungspolitik getreten, nun kehren die Deutschnationalen auf das Land zurück, um einseitige großagrarische Interessenten- Politik zu treiben. Für die städtische Bevölkerung, deren Stimmen sie einst umschmeichelten, haben sie nur noch eine Beschimpfung übrig: „Das ist ihr Volk: ein mit Schlagworten groß gefüttertes Pro- letariat der Großstädte, das nur willg reagiert, wenn die Bonzen es für opportun halten, feine niedersten Instinkte aufzuwühlen, um zum Vorteil des egoistischen Parteiinteresses einmal wieder„die kochende Volksseele" zu demonstrieren." Dies„mit Schlagworten großgefütterte Proletariat der Großstädte", die„Heimatlosen und seelisch Entwurzelten", die städtische Bevölkerung, die sie enttäuscht und betrogen haben, soll jene Kaste anerkennen, die heute wieder den Kurs der Deutschnationalen Partei bestimmt, wie sie einst den Kurs der Konservativen Partei bestimmte. * . Bereicherung der Großagrarier auf Kosten des deutschen Volkes— das ist Sinn und Inhalt der deutschnationalen Wahlparolen. Wendung der deutschen Politik zur Scholle— das bedeutet im Munde der Deutschnationalen nicht Agrar- reform. Siedlung, nicht Hebung der Kaufkraft der bäuerlichen Bevölkerung im Rahmen der Hebung der Kaufkraft des ganzen Volkes, sondern Senkung der Kaufkraft der arbeiten- den Massen, damit die Kaufkraft einer zahlenmäßig kleinen Klasse von Großbesitzern gehoben werde, damit ihre sozial libermächtige Stellung auf dem Lande gestärkt und eine wirk- liche Agrarreform oerhindert werde. Diesem Ziel gilt die Forderung. Deutschland durch Hochschutzzollmauern vollständig vom Ausland abzuschließen und künstlich den Zustand wieder herbeizuführen, den Deutschland im Kriege durch die Blockade erduldet hat. Der Abschluß Deutschlands von der Weltwirtschaft, den sie fordern, würde seine politischen .Konsequenzen haben: er würde Deutschland nicht nur wirt- schaftlich, sondern auch geistig und politisch isolieren, er würde d5 Bremse gegen die Verständigung der Völker wirken. Um des Klassenegoismus der landwirtschaftlichen Groß- öesitzer willen soll das deutsche Volk hungern, soll die Bcr- ständigung der Völker aufgehalten werden. Der großagrarische Klassenegoismus maskiert sich als Volksgemeinschaft auf dem Lande. Unter dem Rufe:.Land- voll in Not" soll eine Front der landwirtschaftlichen gegen die städtische Bevölkerung gebildet werden. Die neue Har- monielehre der Großagrarier lautet: Die Interessen von Besitzern und Arbeitern sind eines! Die deutschnationale Agitation auf dem Lande bemüht sich, die landwirtschaftliche Arbeiterschaft gegen die Jndustriearbeiterschaft aufzuhetzen: „Halt mit Löhnen und Preisen in der Industrie, bis die Landwirtschaft mit Löhnen und Preisen nachgekommen ist— das muß des Landvolkes Parole sein."(Referentenmateriol der Deutschnationalen Volkspartei .) D«r städtische Arbeiter verdient zu viel, deshalb verdient der Landarbeiter zu wenig— das ist die Logik der deutschnationalen Wahlpropaganda, mit der sie die Arbeiterfront sprengen wollen! Niemals ist die Stimme der sozialen Reaktion brutaler laut geworden als in dieser Hetze gegen die kümmerliche Entlohnung der industriellen Arbeiter- schast! Um die Löhne in der Stadt zu drücken, sollen Land- arbeiter und Großagrarier„zusammenhalten wie Pech und Schwefel"— damit die Großagrarier die Landarbeiter weiter in ihrer elenden unterdrückten Lage halten können. * Die Deutschkiationalen wollen eine Kluft zwischen der Stadt und dem Lande aufreißen. Die Antwort dagegen muß heißen: Einheitsfront der Volksmassen in Stadt und Land gegen die Partei des Großgrundbesitzes! Einheitsfront aller gegen die Deutschnationalen, die durch die großagrarische Preisdiktatur und die künstliche Blockade durch Hochschutzzölle in ihrer Lebenshaltung auf das schwerste bedroht werden. Die Aufklärung der städtischen Bevölkerung über ihr wahres Wesen und ihre Absichten besorgen die Deutschnatio- nalen selbst gründlich genug. Sie wird ihnen die Antwort geben! Der Abgeordnete Dr. Gildemeister ist gestern m Bad Eilsen an den orolgen einer Grippe gestorben. Dr. Gildemeister war Mitglied der Reichstagsstaktion der Deutschen Volkspartei und stand für die kommenden Wahlen an der Spitze der Kandidatenliste des 14. Wahlkreises(Weser-Ems ). Er hat ein Alter von 82 Iahren erreicht. Die schwere Wirtschaftskrise in vSnIsch-Nord'chle»wig hat zu 'einer„Sammlungsbewegung" geführt, die eine gewisse Selbstregie- cung dieses Gebiets von 166 000 Einwohnern, daoon 40 000 Deut schen und gründliche Etoatshils« fordert.
V. Stck. Paris . 21. April.(Eigenbericht.) In einer Schulaula des 20. Bezirks im äußersten Osten stehen, Kopf an Kopf gedrängt, erwa tausend Menschen. Es rst der frühere Wahlkreis von Edouard V a i l l a n t, dem greisen Revolutions- kämpfer, den er seit der Kommune von 1871 bis zu seinem Tode im Weltkrieg innehatte. Die ZuHöver sind fast ausschließlich Pro- lc tarier. Di« Versammlung ist soeben eröffnet worden, es herrscht ein unbeschreiblicher Radau. Der Vorsitzende,«in sozia- listischer Stadtverordneter, übertönt aber den Lärm mit seiner kräftigen Stimme und ruft aus:„Wir wissen, daß heut« ein« Bande Rowdys, die sich Kommunisten nemren, diese Versammlung ober- mals sprengen wollen. Wir aber sind entschlossen, uns nicht stören zu lassen. Wenn es sein muß, werden wir uns Ruhe zu verschaffen wissen und die Krakeeler an die frische Luft setzen!" Stürmischer Beifall der Mehrheit und Gejohle der Minderheit. Aus die Kommunisten macht diese Sprache sichtbaren Eindruck. Noch vor acht Tagen störten sie all« Versammlungen in diesem Bezirk, so daß unsere Genossen bereits erwogen hatten, die Propaganda für Leon Blum , ihren Kandidaten, auf Wahlplokate und Flugblätter zu beschränken, um Blum, den Führer der Partei, nicht länger den Beschimpfungen derartiger Strolche auszusetzen.— Beschimpfungen, unter denen die Worte„Lügner",„Halunke",„Zuhälter" noch lange nicht die schlimmsten waren. Aber Blum be- stand darauf, den Kampf in den Versammlungen aufzunehmen, und mit jedem neuen Tag gelang es ihm mehr, die Gegner zurückzu- drängen, sich auch bei ihnen Gehör zu verschaffen, ja sogar«inen Teil von ihnen zu betehren. Wie war dieser Umschwung mög- lich? Einmal durch die Entschlossenheit der Bezirksleitung und der Parteigenossen, wofür die soeben erwähnten einleitenden Worte des Versammlungsleiters Zeugnis ablegen, aber auch und vor allem durch die großartig« Beredsamkeit Leon Blums . Als er auf dem Podium erschien, gab es noch helllosen Krach, Pfeifen, Schmähungen flogen durch die Luft, übertönt allerdings durch heftigen Applaus. Blum begann mit seiner verhältnismäßig schwachen, etwas melancholisch klingenden Stimm«, an die man sich allerdings schnell gewöhnt Und die dann geradezu besonderen Reiz hat. „Was wir von euch verlangen." so sprach er. �das ist nicht bloß das Bekenntnis eines einzigen Tages durch die Abgabe eines sozia- listischen Stimmzettels. Die Wahl ist für ims mir«ine Etappe in unserem Kampf« für die Befreiung der Arbeiterklasse. Wir wollen euch dann auch für unsere Organisation gewinnen, für unsere politischen, gewerkschaftlichen und genossenschaftlichen Verbände, auf denen die Kraft der Arbeiterbewegung hauptsächlich beruht. Aber wir bekennen uns auch zur parlamentarischen Arbeit(höhnische Zwischenrufe), und auch ihr Kommunisten seid eine parlamen- t a r i s ch« Partei, sonst wäret ihr ja Anarchisten und würdet Wahl- kandidoten nicht aufstellen!"(Lebhafter Beifall.) Und in dieser F»rm der direkten Anrede an seine' Widersacher geht es weiter, der Widerspruch wird immer seltener, der Applaus immer stärker, obwohl der Redner die Kommunisten nicht schont. Zunächst kritisiert er aber scharf die Finanzpolitik der Re- gierung Pvincare. diedieoorlSuflgeStabilisierungdes Franken nur um den Preis einer schweren Wirt- schaftskrise erreichen konnte und dabei die hohen Vermögen schonte, angeblich um ihrer Flucht ins Ausland vorzubeugen. Rufe: „Amnestie!" werden laut. Blum erinnert an bh Bemühungen der sozialistischen Fraktion zugunsten der politischen Gefangenen und an seine Rede kurz vor der Auflösung des Parlaments für die Immunität der kommunistischen Abgeordneten, ein« Rede, die beinahe zur Sprengung der Regierung geführt hätte, weil H e r r i o t unter ihrem Eindruck zunächst für den sozialistischen Vorschlag stimmen wollte und sich erst durch Pvincares Drohung mit einer Regierungskrise und einer Währungskotastrophe davon abhalten ließ. Reue Zwischenrufe:.„Kartell der Linken!". Blum packt den Stier bei den Hörnern:„Jawohl, wir haben das Kartell vor vier Jahren gemacht, dafür übernehm« ich die voll« Der- «ntwortung, obwohl ich persönlich in Paris dagegen war und von meinen Genossen überstimmt wurde. Aber ich habe mich gefügt und erkläre rund heraus: Wäre ich heute vor die gleiche Situation gestellt wie 1924, ich würde genau so handeln wie damals, denn damals galt es der verhängnisvollen Außenpolitik des Nationalen Blocks«in Ende zu machen und die deutsch -sranzösische Annäherung anzubahnen. Das ist durch die Linksmehrhett erreicht worden und wir sind stolz darauf. Heute ist der außenpolitische Umschwung nicht mehr rückgängig zu machen, selbst Pvincare mußte die Dahn Briands beschreiten. Dieses Ergebnis allein recht- fertigt unsere Taktik von 1924. Wir haben das damalige Opfer nicht zu bereuen, denn wir haben es als internationale Sozialisten gebracht und für eine Sache, die uns fast noch höher
steht als der Soziallsmus: für die Sache des Friedens!" Der Beifall wächst immer mehr, die Zwischenruser sind verstummt. Jetzt spricht Blum von der faschistischen Gefahr, von der Rot- wendigkeit, ihr in allen Ländern einen sozialistischen Damm cnt- gegenzustellen. In packenden Sätzen entwickett er den Gedanken, daß die diktatorischen Regierungen zum Kriege schreiten müssen, auch wenn die Diktatoren ursprünglich nicht wollten. Er erinnert an Napoleon und an seinen Neffen, die beide mit dem Zusammen- bruch Frankreichs geendet haben. Ich steh« inmitten einer Gruppe von Kommunisten. Einer flüstert wider Willen begeistert seinem Nachbar zu:„Ein Mordskerl ist er doch!"„Ja," sagt der andere ungehalten,„schön spricht er schon, aber ein Halunke ist er trotz- dem." Schließlich lebt ein Zwischenruser auf:„E i n h e i t s- front!" Blum nimmt den Zuruf auf:.Ihr wißt nur zu genau. warum wir keine Einheikssronk mit euch annehmen können. Unsere Partei, die einen Teil der sozialistischen Internationale bildet, hat nicht das Recht, auf«ine Einheitsstont «inzugehen, die nur von den zentralen Instanzen der Internationale beschlossen werden kann. Und sie wird nicht beschlossen werden, solange fundamentale Gegensätze zwischen Sozialisten und Kommunisten bestehen, solange insbesondere in Rußland ein Teil der Arbeiterklasse in den Gefängnissen schmachtet!" Als ein Unentwegter hier nochmals„Einheitsfront" rust. werden wütende Protestrufe laut, aber Blum beschwichtigt seine Genossen:„Einheitsfront? Ja, sie ist schon da. Ihr erlebt sie in diesem Bezirk tagaus, tagein, diese schamlose Einheitsfront gegen den sozialistischen Kandidaten, die Einheikssronk der Reaktionäre und der Kommunisten gegen mich, gegen den Mann, den sie am meisten hassen!" Der Beifall wächst zum Orkan: ,Es gibt Augenblicke", fährt Blum fort. „wo mich der Ekel überkommt, z. B. wem ich höre, wie die nationalistischen Diskussionsredner den Beifall.von Kom- munisten ernten, wenn sie gegen mich Schmähungen ausstoßen. Aber dann tröste ich mich, indem ich an das Wort I a u r e s denke:„Wenn ich die Dienste, die ich der Arbeiterklasse geleistet habe, an dem Haß inessen wollte, den meine Feind« gegen mich hegen, dam würde ich wohl die Sünde des Hochmuts begehen." Wie Orpheus in dsr UMerwelt die Raubtiere durch die magische Kraft seiner Musik bändigt, so hat Blum in einer Stund« Wunder vollbracht, durch die Kunst seiner Rede die Kommmisten zu ent- wasfnen Aber er ist am End« seiner physischen Kräfte. Seine letzten Worte sind von hinreißender Gewalt:„Als ich 1919 von den Ge- Nossen dieses Bezirks aufgestellt wurde— es war ein Jahr vor der Spaltung—, da kannte mich fast keiner, man wußte nur pon meiner langjährigen Fremdschaft mit Jaures und von meinen Bemühun- gen, die Pacteikrise der Nachkriegszeit im Sinne der Einigung zu schlichten. Ich Hab« seitdem meine ganze Kraft in den Dienst des Sozialismus gestellt. Ich bin der otte geblieben, derselbe, den damals die noch vereinigte Partei zu ihrem Kandidaten wählte. Ich weiß es, ich fühle es, und ich habe sogar einen Beweis dafür: Dieser Beweis liegt in der treuen Kameradschaft meiner Parteifreunde in diesem Bezirk, die mir in diesem furchtbaren Wahlkampf von der ersten Stunde an zur Seite gestanden haben, die mich in jede Vsr- sammlung begleiten und die den entfesselten Leidenschasten die Stirn bieten. Ich sage Euch allen, die Ihr hier seid: Wem man solche Fremde zählt, wem man solche Treue täglich wahrnehmen kann, so ist das ein Beweis dafür, daß man sie oerdient hat!" Nach diesen Worten, mit echtestem Pathos ms letzter Lungen- kraft tti eine atemlos horchende tausendköpfige Versammlung geschleudert, verließ Genosse Blum das Podium. Ich sah Arbeiter, junge und alle, sich die feuchten Augen und Wangen trocknen. Kein feindlicher Zuruf mehr, sondern brausender Applaus, in den sich begeisterte Ruf« mengen:„Vive LI um! Vivc 1c Parti 1" (Hoch die Partei!). Und als nach einer belanglosen Diskussion der Saal sich langsam leerte, da habe ich die Zuversicht jener Genossen begriffen, die mir gesagt hatten:„Vor vierzehn Tagen noch hielten wir das Mandat für Blum für verloren. Jetzt, wo es uns gelungen ist, ihm Redefreiheit zu verschasfen, da wissen wir. daß er siegen wird!" 612 Deputierte. Paris , 21. April. Nach amtlicher Statistik sind 612 Kammersitze zu vergeben. Durch die Rückkehr zum Einerrvahlsystem ist die Zahl der Abgeord- neten um 28, von 584 auf 612 erhöht. Die 584 Sitz« waren auf die Parteien wie folgt verteilt Aeußerste Rechte 11, Rechtsrepubll- kaner, darunter die Gruppen Marin und Maginot 128. Linksrepu- blikaner 85, radikale Linke(Loucheur) 48, Radikale 135, Sozial-� republitmer 48, S o z i a l i st e n 102, Kommunisten 27.
Wie in den Tagen Helffert'chs! Oevtschaationale Hetze gegen die Verständigungspolitik. In der Reichsregierung haben die Deutschnationalen dem Kurs der auf Verständigung abzielenden deutschen Außen- Politik zugestimmt. Sie haben den Locarno-Vertrag , den Eintritt in den Völkerbund gebilligt. Ihre Wahlagitation im Lande setzt gleichwohl die Hetze gegen die Erfüllungs- Politik fort. Man liest im deutschnationalen Referenten- material: „2)ie Schuld der Linken(Zentrum, Demokraten und Sozialdemokraten) ist nicht, daß sie Fehler gemacht hat— die sind rechts auch gemacht— sondern daß sie Arbeit leistete für unsere Feinde. Der Locarno -Vertrag war ein Fehler. Trotz dieses L o c a r n o- Betruges im Westen»erlangt die Linke, daß wir jetzt in einem Ostlocarno auch noch den Raub Polens anerkennen. Einen Krieg zur Befreiung des Vaterlandes will die Linke allerdings nicht, aber einem Krieg zum Heile unserer Feinde be- reitet sie den Weg. Wir wollen die Linke wegen ihres Unglück- seligen Weges nicht beschimpfen. Ein furchtbares Schicksal hat sie dazu bestimmt, ein Volk allmählich zu feigen Lumpen zu machen und Dienst zu tun für unsere Feinde. Wer links stimmt, stimmt für Frankreich und Polen . Wer deutschnattonal stimmt, stimmt deutsch ." Wie in den Zeiten des Erzberger - und Rathenau-Mordes! Eine solche Partei der naiionalistischen Hetze und der Doppel- zsingigkeit ist die schwerste Gefährdung der außenpolitischen Interessen Deutschlands .
Eingeschränkter Kriegsverzicht. Oer französische Entwurf. Amtlich wird die deutsche Uebersetzung des französischen Entwurfs eines groß- und später allstaatlichen Kriegsverzichtsvertrages veröffentlicht. Sein Hauptunterschied gegen den n o r d- amerikanischen Vorschlag besteht darin, daß er das Recht auf „rechtmäßige Verteidigung" vorbehöll, so wie b e- stehende Verträge es festlegen, besonders wenn solche Ver- träge die Verletzung ihrer Bestimmungen einem feindlichen Akt gleichstellen. Auch wird auf den Krieg als polllisches Werkzeug solcher Handlungen nicht verzichtet, zu denen man sich ohne' sich dazu durch die Anwendung eines Vertrages wie der Völkerbundssatzung oder irgendeines anderen beim Völkerbund eingetragenen Vertrages veranlaßt gesehen hat. Ferner soll der Kriegsverzichtpakt in keiner Weife die Rechte und Pflichten beeinträchtigen, die sich für die Vertragschließenden aus früheren internationalen Uebereinkommen, an denen sie beteiligt sind, ergeben. Diese Bedingtheiten des Kr�egsverzichts werden, so wird aus Nordamerika , dem Lande des Nikaraguakriegs. gedrahtet, sehr um- freundlich aufgenommen: man lehnt es ab, darauf einzugehen. Frankreich , das seinen Vorschlag in London , Washington , Berlin , Rom und Tokio hat überreichen lassen, ist zur Diskussion darüber bereit.
Auf Antrag der Sozialdemokratie finden die Reichstags- und Landtagswahlen in Varmeu nach Geschlechtern getrennt statt.