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Nr. 19145. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Konflikte in der Schwebe.

3m Ruhrbergbau und in der Metallindustrie.

Der Reichsarbeitsminister hat verlauten lassen, daß| Angestelltenratsmitgliedern 22 auf ben Af- Bund( bavon er sich erst im Laufe der nächsten Wochen darüber schlüssig 17 auf den Butab), 12 auf den Gd2., 2 auf ben Gebag; ferner werden will, ob er nachdem alle Verhandlungen gescheitert sind- find 2 Unorganisierte und ein oberer Wertsbeamter zu Angestellten räten gewählt worden. Da im Bergbau insgesamt 210 Schacht­den Ruhrbergbauschiebsspruch für verbindlich er= anlagen im Betriebe sind, steht also das Ergebnis von 106 noch aus. tlären wird oder nicht.

Im sächsischen Steinfohlenbergbau sind die Ver handlungen über die Lohnforderungen der Bergarbeiterverbände mit

bem Bergbaulichen Verein am Freitag ebenfalls gescheitert. Auch

hier machten die Unternehmer es fich recht leicht, indem sie erklärten, feine Lohnerhöhung bewilligen zu fönnen. Man scheint hier erst den Ausgang der Bewegung im Ruhrbergbau abwarten zu wollen.

Die drei Schiedssprüche für die Metallindustrie im Freistaat Sachsen   find von beiden Teilen abgelehnt worden. Die Nachverhandlungen zu den Schiedssprüchen finden am tom­menden Mittwoch im Reichsarbeitsministerium statt.

In Hannover   foll morgen die Aussperrung der 15 000 Arbeiter in sämtlichen Betrieben der Metallindustrie erfolgen, als Gegenmaßnahme des Verbandes der hannoverschen Metall­industriellen gegen Teilstreits der Arbeiter..

Auch in der badischen Metallindustrie scheint es zu einem größeren Konflikt zu fommen, nachdem die Metall. industriellen Mittelbadens den Schiedsspruch ab­gelehnt haben. Mtb.   berichtet, daß die Arbeiter in zwei größeren Berten zum 3. Mai das Arbeitsverhältnis gekündigt haben und 18 000 Metallarbeiter die Arbeit niederlegen, falls bis zum 3. Mai feine Einigung erfolgt ist.

Der Konflift in der westfälischen Zementindustrie.

Nach zweitägigen Berhandlungen im Reichsarbeitsministerium muß festgestellt werden, daß alle Verfuche, den Konflikt auf fried­lichem Wege beizulegen, gescheitert sind. Die Arbeiterschaft bat bas Arbeitsverhältnis zum 26. April gekündigt. Nach Ablauf dieser Frist wird der Streit in der gesamten westfälischen Bementindustrie einfeßen, falls inzwischen die Unternehmer sich nicht noch zu den notwendigen Zugeständnissen bereit erklären sollte.

Auch die Werkmeister sind vogelfrei.

Der Arbeitgeberverband der Deutschen Tertile industrie verschickt in letzter Zeit an seine Mitglieder sehr be­achtliche Rundschreiben. Das letzte hat folgenden Wortlaut:

Mit unserem Rundschreiben Nr. 127/ M. vom 3. März 1928 Lgs. No. 8324 hatten mir befanntgegeben, daß bei de. dem Berband Süddeutscher Tertilarbeiter, Augsburg  , angehörigen Firma J. B. Bemberg A.-G., Wert Augsburg  , eine Anzahl Meister infolge Arbeitsstreitigkeiten gekündigt hatten, und hatten gebeten, zu veranlassen, daß dicle Meister bei anderen Firmen im Bereiche unserer Mitgliedsoer­bände gegebenenfalls nicht zur Einstellung angenommen würden. Die Streitigkeiten haben inzwischen ihre Erledigung gefunden, so daß die Sperre nunmehr hinfällig geworden ist." Wäre die Sperre nicht so rasch hinfällig geworden, dann fonnten Me betreffenden Meister lange nach einer neuen Stellung suchen. Much   den Meistern fann nur die Organisation, die gegenseitige Soli­barität helfen.

Angestelltenratswahlen im Ruhrbergbau.

Bochum  , 21. April.  ( Eigenbericht.)

Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen der Betriebs- und Angestelltenratswahlen im Ruhrbergbau sind in 94 Schachtanlagen insgesamt 474 Angestelltenratsmitglieder gewählt worden. Davon entfallen auf den 22- Bund 279 Sike( davon 181 auf den But a b), auf den GdA. 104, auf den Gedag 48, auf den Verband oberer. Bertsbeamten 16, auf die Unorganisierten 28 Sige. Aus dem linfsrheinischen Bergbaugebiet liegt das Gefamt ergebnis vor. Hier entfallen von den insgesamt 39 gewählten

Sonntag, 22. April 1928

Achtung, Bauflempner!

Nachdem beide Tariftontrahenten dem vom Schlichter Groß­Berlins gemachten Borschlag zugestimmt haben, beträgt der Stundenlohn für die Zeit vom

Für Klempner Für Junggesellen im 1. Jahre nach beendeter Lehrzeit. Für Junggesellen im 2. Jahre

nach beendeter Lehrzeit. Für Helfer.

1.4.- 30. 9. 28. 1. 10. 28.- 31. 3. 29. 1,55 Mt.

1,28

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1,59 mi. 1,32"

1,39

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1,28

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1,43 1,32"

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Gedruckte Lohntarife sind in den nächsten Tagen in unserem Bureau, Linienstraße 83/85, Zimmer 20, zu erhalten. Wo diese

Lohnvereinbarung der Mineralwafferarbeiter. uns umgehend Witteilung zu machen, damit' bie Differenzen geregelt werden können.

Die in den Groß- Berliner Mineralwafferbetrieben beschäftigten Arbeiter, die einen alten Stamm im Deutschen Berkehrsbund bil den, hatten ihren Lohnvertrag zum 30. April 1928 gefündigt und eine Lohnerhöhung von 8 Mart pro Woche, auch für die Frauen, ge fordert.

Bei den Verhandlungen fam es schließlich zu einer Berständi. gung dahingehend, daß mit Wirkung vom 1. April 1928 die Löhne

Laubenkolonisten

Es ist unser Bestreben, die Laubenkolonien Groß- Berlins, soweit sie irgend durch Boten erreicht werden können, mit dem ,, Vorwärts" zu beliefern. Wir bitten daher alle Leser unseres Blattes, welche die Zustellung der Zeitung in die Laubenkolonie wünschen, ihre genaue Adresse unter Angabe, wo die Kolonie liegt, der Spedition oder der Hauptexpedition mitzu­teilen. Gleichzeitig werden diejenigen Leser, welche die Zeitung bereits umbestellt, aber nichterhalten haben, um Angabe ihrer genauen Adresse gebeten.

Vorwärts Verlag

Berlin   SW 68, Lindenstraße 3

um 4,50 Mart für Männer und Frauen erhöht wurden. Die Löhne betragen mithin 52 m. bis 61 m. pro Woche, je nach der Tätigkeit.

Eine gut besuchte Versammlung im Dresdner Garten" nahm den Bericht entgegen. Die Distuffionsredner monierten, baß die Dauer des Vertrages von einem Jahre viel zu lange jei. Dem fonnte entgegengehalten werden, daß außerordentliche Berhältnisse auch außerordentliche Mittel erfordern und die Unternehmer ficherlich dann auch eher mit sich reben laffen, als die Großunternehmer. Außerdem ist eine miettlaufel im Bertrage festgelegt. Der Lohn­vertrag wurde alsdann mit Mehrheit angenommen. Bertragsparteien haben wegen der Außenseiter wiederum die allge­meine Verbindlichkeit des Lohnvertrages beim Reichsarbeits­ministerium beantragt. bzüge des Lohnabkommens find gegen Mitgliedsausweis im Bureau, Zimmer 31, zu haben.

Die

Beschlossen wurde ferner, am Dienstag, dem 1. Mai, fich geschlossen an der Demonstration des Deutschen   Berkehrsbundes zu beteiligen. Treffpuntt 10,15 Uhr vorm. Küstriner Platz.

Die Legitimationstarte für die Kutscher   und Mitfahrer, die afs Ausweis für die Zugehörigkeit zur Organisation dient, wird von ben Einfaffierern geftempelt. Aufgabe der Arbeiterschaft wird es fein, in den Gastwirtschaften, Rantinen und sonstigen Geschäften nach der Kontrollkarte zu fragen, damit diejenigen, welche gern die Bei­träge sparen, ebenfalls an ihre Pflicht als Arbeiter erinnert werden.

Streif in den Beltener, Ofenfabriken.

Die in den Veltener Ofenfabriken beschäftigten Hilfsarbeiter stehen seit dem 20. April im Streit. Die bisherigen Verhandlungen haben zu feinem Ergebnis geführt. Vor Zuzug wird gewarnt. Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden um Abdrud gebeten.

Verband der Fabritarbeiter, Zahlstelle Belten.

Deutscher   Metallarbeiterverband, Ortsverwaltung Berlin  .

Die Bertreter der Ortsverwaltungen und Mitglieder der Aus­füffe der Innungen und der Handwerkskammer haben am Mon­tag, dem 23. April, um 20 Uhr, im Saal 1 des Gewerkschaftshauses, Engelufer 24/25, ihre nächste Zusammenkunft. Genosse Schlimme vom ADGB  . wird über Handwerksnovelle und Gewerkschaften" sprechen. An Stelle der ursprünglich geplanten Belebung des Hand­werfs durch eine Reichshandwerksordnung, die an dem Widerstand ber Industrie und Arbeiter scheiterte, soll munmehr eine Handwerks­novelle diesem Zwecke dienen. Der Entwurf einer Handwerksno­belle lag dem Reichswirtschaftsrat zur Behandlung vor. Ueber das Ergebnis wird Schlimme berichten. Die wichtige Tagesordnung erfordert unbedingte Teilnahme. Berbandsbuch und die von dex Gewerkschaften bzw. der Jugendzentrale besonders zugestellte Ein­ladung legitimiert. ADGB.  , Ortsausschuß Berlin  .

Achtung, SPO..Fleischer! Am Dienstag, 24. April, 20 Uhr, findet in Boekers Festfälen, Weberstr. 17, eine Fraktionsfigung statt. Sages­ordnung: 1. Die Tommenden Wahlen." Referent Genosse Riens. 2. Aussprache. Mitgliedsbuch der Partei und Gewerkschaft gilt als Ausweis. Der Fraktionsvorstand.

Berband der Gemeinde- und Staatsarbeiter. 5. Bezirk Webbing: Bergen, Montag, 19 Uhr, in der Schulaula in Berlin  , Pantstr. 17, Bezirksversamm­Jung. Der 1. Mai und seine Bedeutung." Referert Kollege Bolenete. Bericht über die Lohnbewegung. Verbandsangelegenheiten. Achtung! Die Funktio näre des Bezirks treffen sich um 18 Uhr im Loka! Sängerheim, Wedding­ftraße 9. Bezirt 17, Lichtenberg  : Mitgliederversammlung am Dienstag, 24. April, 19 Uhr, im Enzeum Partaue, Bezirk 7, Charlottenburg  : Dienstag, 24. April, 19% Uhr, findet im Ebenpalast, Raifer- Friedrich- Str. 24, eine große Werbefundgebung statt. Unorganisierte und Familienangehörige jind mitzu­bringen. Die Bezirksleitungen.

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Af- Bertreterversammlung morgen, Montag, 19% Uhr, im Jugendheinr des Berkehrsbundes, Engelufer 24-25( Eingang B des Oewertschaftshauses, Erdgeschoß). Bortrag: Das Berliner   Berufs- und Fachschulwesen." Referent Magiftratsschulvat Schulze. Hierzu müssen die Af- Mitglieder der Beiräte der Berufs- und Fachschulen erscheinen!

SPD.  - Solzarbeiter, Bezirk Often III. Dienstag, 24. April, 17 Uhr. bei Echentte, Kroffener Str. 14, Ede Simon- Dach- Straße, wichtige Besprechung­Alle Genoffen müssen erscheinen. Der Werbeausschuß.

AFA- Mitglieber der Geldschrankfabriken und Baustoffereien. Branchen. Derfammlung am Dienstag, 24. April, 19% Uhr, im Rosenthaler Hof, Rojens thaler Str. 11-12. Stellungnahme zum Gehaltsschiedsfprud). Erfcheinen aller Butab. Angestellten unbedingt erforderlich. DWB. 8bg. traße 17, allgemeine Mitgliedernerfammlung. Bericht von der Lohnverhand­Tapezierer. Am Dienstag, 24. April, 19 Uhr, in Boekers Festfälen, Weber lung. Ohne Verbandsausweis tein Zutritt.

Zinoleum und Zeppichleger. Morgen, Montag, 11 Uhr, im Gewerkschafts haus, Eugelufer 24-25, Caal 1, Bersammlung aller Linoleum und Teppich Teger.

Sugenbgruppe bes gb. Seute vormittag fportliche Uebungen auf dem Sportplag in Spandau  . Die Teilnehmer treffen fich pünktlich 9 hr am Bht. Spandau- West. Außerdem Werbefeier für die Schulentiaffenen for Rorben, 19 Uhr, Danziger Str. 62( Altersheim). Darbietungen: Must, Ansprache, Rezitationen, Aufführung. Die Schulentlassenen und ihre Eltern find a der Beranstaltung herzlichst eingelaben. Morgen, Montag, 1914 Uhr, finden folgende Beranstaltungen ftatt: Rorben: Jugendheim Kastanienallee 81. Freu ben und Leiben   im Beruf"( Heilbrunn). Tempelhof  : Jugendheim in der Germaniaftr. 4-6. Seiterer Abend. Charlottenburg  : Jugendheim Rosinen­straße 4. Wirken und Ziele des 8b."( Klug). Gymnastik für Mädchen ( Leitung Erika Herrmann) 20 Uhr im Jugendheim des Ortsbureaus.

Freie Gewerffchafts- Jugend Groß- Berlin

Seute, Conntag, Besichtigung folgender Feuerwachen: Nordkreis: Feuer mache Oberberg   und Schillerpart. Oftkreis und Oberspree: Feuerwache Memel. Cübfreis: Feuerwache Neukölln. Rorbwefttreis: Feuerwachen Suarez und Schillerpart. Morgen, Montag, Zusammenkunft der Gesellen ausschußmitglieder, Bertreter der Orisverwaltungen und Gruppenleiter im Gaal 1, Gewerkschaftshaus, Engelufer 24-25, um 10% Uhr. Zutritt haben auch der 1. und 2. Gruppenleiter. Bufammenkunft der Mädels im Jugende heim des Deutschen Metallarbeiterverbandes, Linienftr. 83-85, um 20 Uhr. Lichtbildervortrag: Tracht und Mode im Wandel der Zeiten." Referentin Ge nossin hartig.

Menschen, Göttern gleich... räfte ber Revolution auf fünfzig Jahre hinaus zerstört. Er erheben.

75]

Roman von Herbert George Wells  .

Es gab Mißgriffe und Rückschläge, weil die Mächte der Revolution noch im Zwielicht an der Arbeit waren. Der große Verfuch und der große Mißerfolg der sozialistischen  Bewegung, einen neuen Staat in der Welt zu gründen, war zu Lebzeiten Mr. Barnstaples geschehen; Sozialismus war das Evangelium feiner Knabenzeit gewesen. Er hatte an seinen Hoffnungen, seinen Zweifeln, seinen ernsten inneren Ronflitten teilgenommen. Er hatte erlebt, wie die Bewegung ihren Reiz verlor und in der Enge der marristischen Formel Kraft sammelte. Er hatte gesehen, wie sie ihre aufbauende Kraft friegerischer Stärke opferte. In Rußland   hatte er ihre Fähigkeit, zu zerstören, und ihre Unfähigkeit, zu organisieren oder aufzubauen, beobachtet. Wie jeder liberal denkende Geist in der Welt hatte er an den Fieberschauern bolschewisti scher Ueberhebung und bolschewistischer Mißerfolge Anteil ge­nommen, und eine Zeitlang hatte es geschienen, daß dieser offene Bankerott einer großen, schöpferischen Bewegung nicht mehr und nicht weniger sei als der Sieg der Reaktion und daß er jeder Lüge, jedem Betrug, der Korruption, der traditio­nellen Anarchie und der absoluten Herrschaft, die das mensch­liche Dasein verfümmern und verfrüppeln, zu neuem Leben verhelfe... Aber jetzt, von diesem hohen Aussichtspunkt in Utopien aus, fah er flar, daß der Phönig der Revolution in Asche versinkt, nur um wieder neu geboren zu werden. Wenn ein großer Lehrer gehenkt wird, greifen die Schüler seine Lehren wieder auf. Revolutionen flammen auf und ver­finfen; die große Revolution kommt unaufhaltsam und un­

vermeidlich.

Die Zeit war nahe und in dem Leben, das ihm noch übrig blieb, mürde er selbst dazu beitragen, fie näher zu bringen, da die Kräfte jener legten und wahren Revolution nicht länger mehr im Zwielicht, sondern in der Morgen dämmerung am Werte sein würden, und Tausende von Männern und Frauen, jezt noch weit voneinander getrennt, unorganisiert und im Widerspruch zueinander stehend, würden

durch das Anwachsen einer gemeinsamen Bision der ersehnten| freundlich gefinnt, start und schön, würden stolz auf ihrem Welt zueinander getrieben werden. Der Margift hatte die Planeten wandeln und ihre fühnen Gedanken zu den Sternen ,, Den Willen dazu vorausgesetzt," sagte Mr. Barnstaple. Nur der Wille ist nötig."..

keine Bision gehabt, er hatte nur für bestehende Ein­richtungen Verdammung übrig. Durch seine aufgeblasene wissenschaftliche Heuchelei hatte er sich alle wirklich der Wissen­Schaft bienenden und fähigen Männer entfremdet; er hatte sie durch seine unduldsame Orthodoxie abgeschreckt, feine Wahnvorstellung, daß alle Ideen durch materielle Umstände gezeugt würden, hatte ihn dazu gebracht, Erziehung und Kritif zu vernachlässigen. Er hatte es unternommen, soziale Einigkeit auf Haß aufzubauen und hatte jede andere treibende Kraft zugunsten des erbitterten Klaffenfampfes verworfen. Aber jetzt in den Tagen des Zweifels und der Schwäche hatte der Sozialismus wieder seine Bision, und das tägliche Schau­piel einer proletarischen Diktatur wies noch einmal den Weg nach Utopien, nach der Forderung einer anständigen und gerechten, in Frieden lebenden Welt, deren Hilfsquellen ge schont und nur für das allgemeine Wohl ausgebeutet werden, in der jeder Bürger nicht nur von Knechtschaft, sondern auch von Unwissenheit befreit wird und deren überschüssige Energien zielbewußt auf die Bermehrung von Wissen und Schönheit gerichtet sind. Es war nun nicht mehr länger zu verhindern, daß jene Bision von immer mehr und mehr Köpfen aufgenommen wurde. Die Erde würde den Weg, den Utopien beschritten hatte, beschreiten. Auch sie würde Gesez, weben, als es die Menschen je gekannt hatten. Auch die Pflicht und Erziehung in gesündeſter Weise miteinander ver­Menschen würden bald über die Dinge lachen, die ihnen Furcht eingeflößt hatten, und würden den Betrug, der sie nieder­gehalten hatte, und den Widersinn, der ihr Leben gequält und verunstaltet hatte, beiseite räumen. Und wenn diese große Revolution erreicht war und die Erde sich im Tageslicht drehte, würde sich die Menschheit neugeboren aus ihrem Elend erheben und der Mut würde die Sorge aus dem Menschen­herzen verdrängen. Die Erde, die jetzt nur eine Bildnis ift, manchmal fürchterlich, bestenfalls malerisch, eine Wildnis, unterbrochen von dürftigen bebauten Landstrichen mit Hütten, Spelunten und Schlackenhalden, auch die Erde mürbe an Lieblichkeit reich und schön werden, so wie dieses große Land schön war. Auch die Söhne der Erbe, von Krankheit befreit,

4.

Von einer entfernten Stelle her erscholl der Klang einer

fein abgetönten Glode, welche die Stunde schlug.

Die Zeit für den Dienst, für welchen er bestimmt war, rückte heran. Er mußte hinuntersteigen und sich nach dem Ort bringen lassen, an dem das Experiment durchgeführt werden sollte.

Er warf noch einen legten Blick auf die Schlucht und

wandte fich dann dem weiten Ausblick auf das große Tal zu, mit seinen Seen. Beden und Terrassen, den Hainen und Bavillons, den Betriebsstätten und hohen Viadukten, den weiten, sonnenbeschienenen, bebauten Hängen und seiner um­fassenden, herzerfreuenden Anmut. Lebe wohl, Utopien!" sagte er und entdeckte mit Staunen, wie tief bewegt er war. Teurer Traum von Hoffnung und Lieblichkeit, lebe

mohl!"

In trauriger Stimmung wegen seines Verlustes, der zu groß für Tränen war, stand er bewegungslos da. Es schien ihm, daß der Geist Utopiens sich wie eine Göttin freundlich und anbetungswürdig- und unzugänglich über ihn beugte.

ich

Sein Verstand stand still. ,, Niemals," flüsterte er endlich, für mich... Außer diene... Nein...

Jetzt begann er die Stufen, die fich vom Aussichtsplatz hinunterwanden, hinabzufteigen. Eine Zeitlang merkte er wenig von den Dingen, die ihm zunächst umgaben. Dann drang der Duft von Rosen in sein Bewußtsein und er fand fich wieder, als er einen geneigten Säulengang, der mit großen weißen Rosen bedeckt und von kleinen grünen Bögeln start belebt war, hinunterschritt. Er blieb plötzlich stehen und fah himmelwärts zu den lichtgesättigten Blättern auf. Er hob die Hände in die Höhe und bog eine der großen Blüten herab, bis sie seine Mange berührte. Forthegung folgt.)