Sirefemauu in allen Sätteln gerecht.' Er reitet mit Bismarck gegen die Oeutschnationalea. ZNüncheo, 24. April. (Eigenbericht.) 2lm Mittwoch beginnt Stresemann die Agitation m seinen beiden südbayerischen Wichltreisen. Den Auftakt bildete am Dienstag ein Pressetee der Deutschen Doltspartei, bei dem sich Stresemann in einer kurzen Ansprache als Außenminister und als Kandidat der Deutschen Voltspartei vorstellte. Er erWrt« u. a.: „Außenpolitik mit dem Lautsprecher aus dem Markte bedeutet den Tod dessen, was ein Staatsmann beab- sichtigt. lich Hab« mich gerade in der letzten Zeit wieder viel mit den Schristen Bismarcks beschäftigt und darin gesunden, daß kein leitender Stoalsenann so höflich war und so sorgfältig jede Reibung vermieden hat wie der Altreichskanzler auf der chöhe seiner Macht. Wenn ich in Gens den Verhandlungspartnern gegenüber sitze, dann repräsentiert jeder von ihnen eine erdrückende inilitimsche Macht, während hinter mir nur die Friedensidee steht, hie allerdings völlig identisch ist mit den Interessen des Deutschen Reiches. Würde ich in Genf jene st arten Worte gebrauchen, di« gewisse Leute immer und immer wieder von mir verlangen, so würde ich mich nur lächerlich machen. Was das mancherorts gegen mich gerichtete Mißtrauen wegen metner Freundschaft zu B r io nd und Chamberlain betrifft, so muß ich sagen, daß dies« Freund- schaft zwischen Staatsmännern auch ein A t t i v p o st e y für Deutschland ist. Man muß bedenken, daß es sich für die allernächst« Zukunft darum handelt, die Endsumme unserer Äriegsverpflichtungen seftzufetzen. wovon der Lebensstandard der jetzigen und der kommenden Generation abhängt. Wer ein« derartige Verantwortung zu tragen hat, verzichtet gern auf populär« Erfolge. Als Wahltondidat ertÜire ich. daß heut« keine Partei in der Looe ist, das deutsche Schicksal zu wenden. Jede Partei ist auf die Mitarbeit anderer angewiesen, und deshalb ist es töricht, sich mit denen zu verfeinden, deren Mitarbeit man später braucht Meine Kandidatur ist nicht gegen irgendein« ander« Partei gerichtet."
Auf dem Lande.
Zehn Lahre Tschechoslowakei . Eine Vorfeier des Jubiläums. Der tschechische Arbeiterverein ftaolicek in Berlin veranstaltete am Sonntag in Schinkels Festsälen«ine Vorfeier des Jubiläums der tschechoslowakischen Republik. Die Festrede hielt Genosse Dr. S o u t u p, der Vizepräsident des Senats in Prag , str gab ein« geschichtliche Uebersicht von der Entstehung der Tschechoslowakei und de» Jahrzehntes ihres Bestehens und betonte die demokratischen und sozialen Grundsätze, von denen die Staatspolitik seines Landes ge- leitet werde. Von den guten Beziehungen der Tschecho- slvwakci zu Deutschland sprechend, erinnerte der Redner an seine Teilnahme am Begräbnis des Reichspräsidenten E b e r t. Als er damals die Millionen Menschen gesehen habe, die dem Be- gräbnis beiwohnten, habe er die feste Ueberzeugung gewonnen, daß die große deutsche Republik von Dauer sein werde. Genosse Dr. Soukup hob besonders di« Verdienste Masaryks um sein lland hervor und machte seine Rede fesselnd durch viele persönliche Erinnerungen. Englands 150 Milliarden-Schuld. Ehurchill rühmt Saushaltss-Lleberflchüffe. London , 24 April.(Eigenbericht.) Vor«wem in olle« Rängen überfüllten chaus« hielt der britisch « Schatzkanzler Churchill sein« diesjährige Budgetrede. die ungewöhnliche physische Anforderungen an den Rodner stellte. Di« Länge seiner Ausführungen machte noch 2�» Stützen ein« größer« Unterbrechung der Sitzung notwendig, um den Schatz- tanzler Gelegenheit zu einer kurzen Ruhepause zu geben. Churchill eröffnete seine Red« mit der Feststellung, er könne sich keines Budgets der jüngsten Zeit entsinnen, dos wie dasjenige von W27 trotz einer Reihe ungünstiger Faktoren balanciert werden konnte. Der Schatzkanzler Hobe während der letzten zwölf Monate einem Ausfall von Eingängen bzw. unvochergeseheiren zusätzlichen Ausgaben in der chöhs»on 25 Millionen Pfund Sterling(600 Millionen Mark) gegenübergestanden. Daß dos Budget von 1927 eine solch« Auseinandersolge von Schlägen, wi« sie sich im vergangenen Jahr« eingestellt hätten, überlebt habe und trotzdem ein doppelt so hoher Ueberschuß der Slaateeinnahmen als vorgesehen vorhanden wäre, sei ein schlagender Beweis für die innere Stabilität de» Handelns. Ein solches Ergebnis wäre aber nur möglich geworden durch erhöhte Eingänge, irckesondere aus den Erbschafts st euer» und vor allem durch strenge Spar- maßnahmen des Schatzamtes. Es fei deshalb nicht nur glück- lichen Umständen zu danken, sondern ein Ergebnis harter Arbeit. wenn heute ein bescheidener, aber willkommener Ueberschuß von 4'L Millionen Pfund Sterling(90 Millionen Mark) festgestellt weiden konnte. Die Gesamtheit der inneren und äußeren britischen Staatsschuld betrüge in diesem Augenblick 7£27 Millionen Pfund Sterling(150 Milliarden Mark), was einer Verringerung um 27 Millionen Pfund Sterling(540 Millionen Mark) nach Ab- schluß des Finanzjahres gegenüber 1927 gleichkomme. In Zukunft möge das Parlament eine feste Summe für die T i l g u n g der inneren und äußeren Schulden Großbritanniens sestsetzen und jähr- lich die Summe von 555 Millionen Pfund Sterling(7 Milliarden Mark) im Budget für Tilgung einsetzen. Dadurch würde die gesamte innere und äußere Staatsschuld Großbritanniens ein- schließlich der Schulden an Amerika in 55 Jahren völlig getilgt werden. Churchill teilte dann noch mit, daß das von ihm eingebracht« Budget für 1928 eine Gesamtausgabe in der Höhe von 806 195 000 Pfund Sterling(rund 16 Milliarden Mark) vorsehe. Dieser Betrag soll durch Steuern und Zölle aufgebracht werden. Eine Erleichte« rung der lokalen Steuerlasten ist dabei in Aussicht genommen.
Sandino raubt Gold. Eine schwere Schlappe der Amerikaner in TWaragna. London , 24. April. (Eigenbericht) Aus New Jork wird berichtet, daß der nikaraguanische Reoolu- tionär Sandino di« amerikanische Goldmine La Luz besetzt, all« Gold- und Geldvorräte geraubt, vier amerikanisch « und einen englischen Angestellten als Geiseln fortgeführt hat Di« Nachricht die von einem india» nischen Läuser nach Puerto Eabeco« gebracht worden ist enthält auch die Mitteilung, daß von Sandino etwa 100 eingeborene Minenarbeiter gefangen genommen worden seien. Die engtische Admiralität erklärt, Ende 1927 habe di« Flott« 94 000 Mann und 8500 Offiziere gezählt gegen 129000 Man» und 9500 Offiziere Ende 1913.
Leutselig setzt sich der Rittergutsbesitzer jetzt-- aber wehe ihm, wenn der Aauer mit dem Bauern auf eine Bank,— aufsteht!
Die deutsche Justiz hat am Dienstag eine furchtbare Niederlage erlitten. Beigebracht wurde sie ihr von den Richtern Kölling und Hoff mann. Daß der Untersuchungsrichter Kölling im Fall« Schröder�Haas geirrt hat, mag auf Konto des Satzes gehen, wonach Irren mensch- lich ist. Für einen Untersuchungsrichter gewiß peinlich, wenn er gleich Kölling im Unfehlbarkeitsdünkel umherwandelt«. Aber das könnte die Rechtspflege zur Not ertragen. Unerträglich, tief be- schämend wird der Zustand, wenn zwei Richter, denen ihr Irren klipp und klar nachgewiesen ist, es nicht über sich gewinnen können, ihren Irrtum offen zu bekennen. Hoffmann und Kölling bringen jetzt noch die Behauptung fertig, daß die angebliche Störung der Knllingschen Untersuchungstätigkeit die Ausdeckung der Wahrheit über die Ermordung des Buchhalters Helling verhindert hätte. Sie erklären jetzt noch, daß in ihren Augen Haas von dem Verdacht der Anstiftung nicht gereinigt sei. Am Richtertisch hat diese Art der Verteidigung Verwunderung erregt Im Volk aber muß man sich fragen:„Sehen wirklich so berufene Hüter des Rechts aus?" Erinnern wir uns kurz der Ergebnisse, die in der Schwur- gerichte Verhandlung gegen Schröder zutage getreten sind: Schröder, der mit seiner Geliebten Hilde Götz« zusammen ein«in» sames Haus in Rottmersleben bewohnt, leidet an chronischem Geld- Mangel und buchstäblich Hunger. Dem abzuhelfen, setzt er«in Inserat auf, das Angestellten gegen 600 M. Kaution eine gewinnbringende Beschäftigung verheißt. Der soeben aus der Firma Haas ausgeschiedene Buchhaller Helling meldet sich auf die Anzeige, wird von Schröder besucht, der ihn in seine einsam gelegene Behausung verlockt, dort über den Haujen schießt, beraubt, und die Leiche im Keller vergräbt Als das Geld, das Helling zur Stellung der Kaution sich eingesteckt hatte, zu Ende gegangen ist. sucht Schröder auch noch die Effekten des Helling zu Geld zu machen und wird dabei schließlich gesaßt. All dos ist bis ins kleinste Detail bewiesen. Di« von Schröder aufgesetzte Anzeige liegt in Urschrift vor. Die Abholung des Helling aus seiner Wohnung wird durch Angestellte der Hellingschen Schwestern bekundet. Den Schlußakt in der einsamen Behausung des Schröder zu Rottmersleben schildern übereinstimmend Schröders Geständnis und dos Zeugnis der Hilde Götze. Nichts, gar nichts ist an der Sache dunkel. Für eine An- stiftung durch Haas, für«ine Beteiligung irgendwelcher Dritter an der Tat bleibt nicht der geringste Spielraum. Dl« Anschuldigungen des Schröder gegen Haas zerfallen als leere Phontosiegebilde, die dem Täter von tölpelhaft-überschlauen Krimi naldilettanten suggeriert worden sind. All dos stellt das Schwurgerichtsurteil gegen Schröder fest Aber zwei Richter versteifen sich daraus: Die Sache ist ungeklärt, es steht noch gar nicht fest, daß wir uns mit unserem Borgehen gegen Haas geirrt haben. Entsetzlich der Gedanke, daß es wahrscheinlich sehr viele Kallings und Hoffmanns unter den Richtern gibt! Nach der Bestimmung der Strafprozehördnung entscheidet über einen Wieder- ausnahmeontrag die Kammer, die das SchuldurteU gesollt hat Man stelle sich eine Kammer vor, bestehend aus lauter Kallings und Hoffmanns. Wird gegenüber solcher Kammer auch di« sonnen- klar bewiesene Unschuld eines Verurteilten zum Wiederaufnahme» verfahren führen? Die Herren jammern über angebliche Eingriffe in die Rechts- pflege. Niemand tonnte dos Ansehen der Rechtspflege schwerer schädigen als die Herren Kalling und Hofsmann, die aus Unfchl- barteitsdünkel und Eigenliebe die Rehabilitierung eines unschuldig Verfolgten ablehnen, di«— offensichtlich im Unrecht befindlich— nicht das Geständnis über die Lippen bekommen: Wir haben menschlich geirrt und gefehlt Wer das aber nicht vermag, taugt der zum Richter über andere?' *» * Der erste Derhairdlungstag in der Disziplinarbcrufungsoerhand- lung gegen Hoffmonn und Kölling zeigte bereits mit voller Klarhsft
Komödie.
Verunglückte Steruhelm-Feier- Auch mit der zweiten Bühnenehrung zu Sternheims 50. Geburtstag hapert es leider. An dem(etwas angestaubten) Spießerspiel„Die Kassette" bewundern wir die lebendige karikatunstische Kunst des immer noch ersten deutschen Lustspiel- dichter». Eine hilflose Regle, die Herrn Tiedtk« und Frau E b i n g e r gestattet, Klamottenkomik zu treiben, macht aus dem Lustspiel«ine alberne Posse. Dgr.
die von den Angeschuldigten eingeschlagene Verteidigungslinie. Di« richterliche Unabhängigkeit fei durch das Eingreifen der Verwaltung gefährdet gewesen: die Presseoeröffentlichungen seien ihnen aufge- zwangen worden, sie hätten sich in einer Abwehrstellung befunden. Der Brief Kallings an den Polizeipräsidenten Menzel war Gegenstand der gestrigen Verhandlung, hauptsächlich sofern Kalling in ihm gegen Kriminalkommissar B u ß d o r s und dessen Vorgesctz- ten den Vorwurf der Begünstigung zum Mord« er- hoben hatte. Hofsmann hatte den Brief am Morgen des 50. Juli entworfen: er hatte In seiner Eigenschaft als stellvertretender Land- gerichtspräsident erklärt, er decke seine Veröffentlichung in der Press«. Am Mittag des gleichen Tages befand sich Kölling zwecks Unterredung bei dem Oberpräsidenten Hörsing. Er erklärte sich be-- reit, mit den Kriminalbeamten zusammenzuarbeiten, obgleich er wußte, daß die Aeröffenttichung des Briefes, in dem er jede Zu- sammenarbeit mit Berliner Kommissaren ablehnte, bereits bestimmt war. Diese wankelmütige Hallung Kallings, die zweifelsohne durch fremde Einflüsse zu erklären war, wird bei der Verlesung der Aus- sagen Hörsmg, besonders evident Ein«n großen Raum in der Gerichtsverhandlung nahm die Per- lejung der Artikel HSrsings«in. Hoffmann erklärte, daß der Artikel„Ein Justizskandal", der in aller Ausführlichkeit die Angelegenheit Kölllng-TeTcholt-Schröder�iaos behandelle, zu einer Zeit erschienen sei, als das Verfahren gegen Haas, der sich allerdings bereits auf freiem Fuße befand, noch schwebte. In Verbindung mit diesen Artikeln und den verlesenen Aussagen Hörsings glaubt« Hoffmann dem Oberprästdenten Hörsing Unwahrheiten vorwerfen zu müssen. Hörsing hatte nämlich erklärt, daß seiner Unterredunz mit Kölling ein sich im Nebenzimmer befindender Ohrenzeuge beigewohnt habe. Den Namen dieses Zeugen hatte er aber nicht nennen wollen. Diese Tatsache gab Hoffmann Anlaß, Hörsing der Unwahrheit zu zeihen. Der Staatsanwalt meinte aber dazu, daß jeder Zeuge sich irren könne. Es könne deshalb von Unwvhrheit keine Rede fein. Im Anschluß an dies« Erörterungen wurde im» der Urteils« begründmig des Naumburger Disziplinargerichts dos Kapitel „Staatsanwallschoft und Polizei" verlesen. Es enthält scharfe An- griffe gegen den Kriminalkommissar B u ß d o r f und den Ober- Präsidenten H ö r s i n g. der die Entsendung dieses Beamten nach Magdeburg veranlaßt hatte. Es wird hier betont, daß der Kom- missar Bußdorf hinter dem Rücken de» Untersuchungsrichters Kol« ling gearbeitet habe, ohne dessen Wissen mit dem Verteidiger des damals noch in Untersuchungshaft befindlichen Fabrikanten Haas. dem Rechtsamvall Braun, noch Rottmersleben gefahren sei und sich somit Rechte angemaßt habe, die das Gesetz nur dem Richter zu- weife. Butzdorf habe auch die Arbeft des Untersuchungsrichters erschwert, indem er ihn nicht informiert habe. Dieses Verhallen des Kommissars habe nichts mit den Ausgaben der Polizei als Hilfs- organ der Staatsanwallschoft und des Untersuchungsrichters zu tun gehabt Er habe sich nicht den Anordnungen des Untersuchungsrichters gefügt und diese groben Pflichtverletzungen, deren sich Büß- dorf schuldig gemacht habe, seien nur durch den Rückhalt zu er- klären, dessen er sich an höherer Stelle bewußt war. Seine so- fortige Meldung an den Oberpräsidenten Hörsing und sein Zu- sammensein mit ihm lasse keinen Zweifel darüber, wo er seinen Rückhalt hatte. Bei Bußdorf habe auch der Eindruck entstehen müssen, daß es Hörsing an einer Entlassung des Haas liege. Wes. halb hätte er ihn sonst mft dem Schwager des Haas bekannt ge- macht. Die Art der Berufung des Kommissars Buhdorf stelle«in« Hinwegsetzung über den Untersuchungsrichter dar. Im Zusammenhang mft der Verlesung dieses Teils der Ur- teilsbegründung wurde di« Aussage des Regierungs- Präsidenten Dr. Weiß verlesen, aus der u. a. hervorging. daß da« Nichtbefragen des Untersuchungsrichter« bei der Entsen- dung eines Kriminalbeamten nichts Auffälliges an sich habe. Auch andere Oberpräsidenten hätten in der gleichen Weise von dem Landeskriminalamt Kriminalbeamte angefordert. Als dann die Verlesung der Urteilsbegründung fortgesetzt wird, erfährt man, daß das Naumburger Disziplinargericht dem Oberpräsidenten Hörsing den Vorwurf gemocht habe, sein Verhalten habe ebenso gegen das Gesetz verstoßen wie das Verhallen des Kommissars Bußdorf bei den vyn ihm geführten Ermittlungen. Dem angeschuldigten Kölling wurde außerdem noch zur Last gelegt, daß«r dem Kommissar den Vorwurf der Bespitze- lung gemacht habe. Kölling erklärte dazu, daß Tenholt dies aus einer antisemitischen Slcußerung Dußdorsz entnommen habe, durch die er ihn angeblich zu einer ähnlichen Aeußerung habe provozieren wollen. Di« erste öffentlich« Sitzung des Großen visziplinarstraffenats zeigte übrigens, daß es ein recht eigenartiges Verfahre» ist. bei dem allein die Angeschuldigten zu Worte kommen, die Aus- jazep der Zeugen jedoch nur verlese« werde«.