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Wenn der Stahlhelm regiert!

Wie Beamte behandelt werden.

Folgender unglaublicher Borfall hat sich in Beuthen i. D.-S. am 18. April d. J. zugetragen:

Geht da am Morgen des 18. April ein 3011[ affiftent müde nom anstrengenden Nachtdienst heim. Er hat einen Umhang um, unter dem er in der linken Hand eine Decke und eine Aftentasche trägt. In der rechten Hand hält er eine turze Shagpfeife, aus der er ab und zu einen Zug tut.

Da tommt ihm ein junger Obersekretär entgegen. Es ist der Herr Leutnant d. R. a. D. 2iend, 28 Jahre alt und Stahl­helmführer Don Beuthen. Der alte im Dienst und im Feld erprobte und bewährte Zollassistent nimmt mit der rechten Hand die Pfeife aus dem Mund, legt die Hand an die Müze und fagt: Guten Morgen, Herr Liend!"

Anstatt nun den Gruß zu erwidern, springt der Stahlhelmleut. nant auf den ergrauten Beamten zu und schnarcht ihn im be­fannten Offizierston an:

,, Was erlauben Sie sich? Weshalb nehmen Sie die Pfeife nicht aus dem Mund, wenn Sie mich grüßen? Das ist mir schon ein paar mal vorgefommen."

Augemeines Aufsehen. Die Leute bleiben auf der Straße stehen. Unwillige Rufe werden gegen den jungen Zoll- Leutnant laut. Erregt protestiert der Zollassistent, erklärt, daß er die Pfeife nicht im Munde gehabt habe und verbittet sich die Anranzerei des jungen Schnösels. Das Publikum stimmt ihm zu. Der Herr Zoll- Leutnant hält es schließlich für das beste, sich zu drücken. Er dreht sich aber noch einmal um und schnarrt:

Ich werde die Sache zur Meldung bringen."

Um diesen Borfall richtig würdigen zu fönnen, muß man missen, daß bis vor furzer Zeit in Beuthen ein 3olldirektor sein Wesen trieb, der in Charakter und Beranlagung dem Herrn Leutnant glich. Der Genoffe Steintopf hat seinerzeit diesem Manne, der fich nicht scheute, schwerkriegsbeschädigte Beamte mit offener Arm­munde mit dem Karabiner Straßendienst tun zu lassen, das Hand­wert gelegt. Er ist von Beuthen entfernt worden, sein Geist aber lebt, wie man sieht, fort.

Bei dieser Gelegenheit sei übrigens bemerkt, daß auf Grund einer jozialdemokratischen Forderung auch die Verfügung aufgehoben worden ist, nach der es jedem Vorgesetzten bei der Zollverwaltung gestattet mar, Untergebene jederzeit anzurufen, und sich von ihnen Meldung über das Woher und Wohin erstatten au laffen, ganz gleich, ob der Untergebene im Dienst oder außer Dienst war, ob er Uniform trug oder nicht, ob er sich in Begleitung feiner Angehörigen oder anderer Personen befand usw.

Nach dem neuesten Vorfall in Beuthen erscheint es aber not­wendig, daß im nächsten Reichstag über diese Dinge doch noch eine deutlichere Sprache gesprochen werden muß. Die 3ollverwal tung ist fein Kasernenhof, und Beamte sind teine Soldaten. Es wird aber darauf ankommen, wie der Reichstag zusammengesetzt ist, wenn die Beamten auf Erfolg hoffen wollen. Bon dem, was die 3ollbeamten zu erwarten haben, wenn die Stahl­1 lmregierung an der Macht bleibt, hat der Borfall in Beuthen einen es anders mird!

prächtigen Borgeschmad gegeben. Beamte, forgt dafür, daß

Der Berzicht auf den Krieg. Deutsche Note wird am 1. Mai veröffentlicht. Die zustimmende Aeußerung der Reichsregierung zu dem nord. omeritanischen Borschlag internationalen Kriegsverzichts ist im Be­fiz der Großmachtregierungen und mird am 1. Mai veröffentlicht

merden.

Die Gegner des Kriegsverzichts ärgern sich.

Paris , 28. April. ( Eigenbericht.)

Die prinzipielle Annahme des amerikanischen Baftvorschlages durch die deutsche Regierung wird im Lemps" in einer Art fom. mentiert, die deutlich das Mißvergnügen der französischen Diplomatie nerrät. Der Temps" mendet sogar einander mider sprechende Methoden an, um den deutschen Schritt so weit als mög­lich zu diskreditieren. Das Blatt sagt, daß die Deutschen die ameri­fanischen Vorschläge ja nur im Brinzip annähmen und sich also dem französischen Vorschlag gegenüber völlig freie hand vorbehielten, mill aber gleichzeitig einen außergewöhnlichen Vorgang darin sehen, daß die Deutschen geantwortet hätten, ohne sich vorher mit den anderen Völkerbundsmächten zu beraten. Aber, so fügt der ,, Temps" hinzu, man wisse doch, daß das Reich nur auf seine eigenen Interessen Bedacht nähme.

Kriminalfommiffar Busdorf flagt.

Wiederaufrollung des Schröder Prozesses. Wir erhalten folgende Buschrift: Ich bitte höflichst um Auf­nahme folgender Erklärung: In der Mordsache Schröder.Magdeburg bin ich von Personen und Zeitungen der Begünstigung des von mir des Mordes über führten Schröder oder angeblicher Komplicen beschuldigt worden. Jeder logisch denkende Mensch wird das mit einem Lächeln zur Kenntnis genommen haben.

Schließlich hat man mich der Fälschung des sog. Seffel- Briefes" beschuldigt. Ich habe die erforderlichen Schritte eingeleitet, um den Berleumdern, insbesondere der Tägliche Rundschau", Gelegen heit zu geben, ihre Behauptung vor Gericht zu be­weisen.

Als ich diesen Brief mit anderen in Köln a. Rh. beschlagnhmte und 14 Tage später meinen Kollegen Dr. Riemann und Braschwitz übergab, enthielt der Brief den Zufaz: im Suni" nicht. Es be finden sich Lichtbilder dieses Briefes im Besiz meiner Behörde und in meinem Besig, die meine Rollegen später im Polizeipräfi­dium anfertigen ließen und die zeigen, daß auch zu dieser Zeit, als ich mit der Mordsache nichts mehr zu tun hatte, der Brief diesen Zusah noch immer nicht enthielt. Es entzieht sich meiner Renntnis, wer die Fälschung" vorgenommen hat

Schon diese Feststellung beweist, in welch leichtfertiger Weise in diesem Prozeß Behauptungen aufgestellt und Beschuldigungen erhoben werden. Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst Busdorf , Kriminalfommiffar.

Endgültige Ablehnung des medlenburgischen Bollsbegehrens. Beim Statistischen Landesamt in Schwerin wurde eine endgültige Bahl des Boltsbegehrens, nämlich 62 258 gültige Eintragungen, feft­gestellt. Diese Zahl bleibt um 5802 Stimmen hinter der für die Gültigkeit erforderlichen Ziffer zurüd. Damit ist das Bolts be= gehren endgültig abgelehnt.

Berfien gegen Ausländervorrecht. Die Regierung in Teheran fündigt zum 10. Mai die. Abschaffung der Ausländervorrechte an. Die Regierung ist bereit, die 3ulaffung ausländischer Berteidiger bei Gerichten sowie Schiedsgerichten für Handels­und politische Streitigkeiten zuzugestehen

HAAS

KOLLING

Der Fall Kölling.

SCHRODER

Der Richter, der spielt Blinde Kuh.

HORSING

Jeht hat er wen. Schwapp, greift er zu!

Ba

DISZIPLINARHOF

HABEKING- 28

Man weist ihn auf die rechten Wege...

Ein unerhörter Eingriff in die Rechtspflege."

Die japanische Krife.

Neue Parlamentsauflösung in Sicht.

wartet von der

antifommunistischen Wahlparole,

Bei der Beratung und Annahme eines Mißtrauens-| und seine Freunde damit einen durchschlagenben Erfolg. Tanaka er. votums gegen den Innenminister tam es im Parlament zu stürmischen Szenen. Man rechnet mit der Auflösung des erst am 20. Februar gewählten Parlaments, in dem die Regierung Tanaka eine Mehrheit nicht hat. Tanata hat vom Geheimen Kronrat die Bollmacht zur Auflösung des Parlaments erhalten, fie wird am Montag erfolgen. Die Neuwahlen sollen Ende August fein.

Als Ministerpräsident Ianata im Januar das Barlament auflöſte, rechnete er damit, daß der Wahltag der Regierungspartei die Mehrheit bringen würde. Im vorigen Parlament hatte die Regierungspartei Seinufai 190 und die größte Oppofitionspartei Minjeito 220 von insgesamt 464 Sizen.

die er wohl ausgeben wird, ein siegreiches Ergebnis bei den Neu­wahlen. Gelangt er ans Ziel, dann sind damit die liberalen und demokratischen Elemente des Landes zurüdgedrängt.

Minfeito verurteilte die Erpanfionspolitit Tanalas, so daß er vor den letzten Wahlen die japanischen Truppen aus Schantung zurüd 30 g. Jegt find wieder japanische Divisionen in Schantung gelandet, um den Vormarsch der Südarmee nach Beling zu unterbinden. Böllig durchsichtig ist die Chinapolitit anafas freilich nicht. Noch im letzten Jahre hat er den Südgeneralissimus.

Am 20. Februar murde auf Grind erweiterten Simmrechts gefchiangfaifdef überaus freundlich in Tokio empfangen und mählt: Wohl erhielt Seinukai ein Dugend Mandate mehr als Minjeito, die unabhängigen Splitterparteien mit etwa zwel Dugend Minfeito, die unabhängigen Splitterparteien mit etwa zwei Dugend Mandaten, die zur Oppofition neigten, bilbeten aber das Bünglein an der Wage. Dieses hat jetzt zuungunsten Tanatas ausgefchlagen. Die Opposition stellte am Sonnabend in stürmischer Barlaments. fizung einen Mißtrauensantrag gegen den Innenminifter. Tanata fonnte nicht im 3weifel darüber sein, daß die Abstimmung eine Mehrheit gegen den Minister ergeben würde, woraufhin man die Sigung zunächst auf drei Tage unterbrach. Da die Re­gierung alsbald einfah, daß sie die unabhängigen Abgeordneten nicht auf ihre Seite herüberziehen könnte, wird sie das Parlament auf lösen.

Vor einigen Wochen begann wieder einmal eine große Kom­mumistenrazzia. Der Reichsanwalt stellte der Bresse den Kommu nismus als eine brennende Gefahr für Nippon hin. So erlebte das Don den Konservativen beherrschte Infelreich im fernen Often die gleiche politische Taktik, mie sie vor den letzten englischen Wahlen die britischen Konservativen beliebte. In England hatte Baldwin

Wenn ein Fürst geschädigt ist.

Boller Ersatz für Liquidationsverlust.

Ein naher Bermandter des bekannten tatholischen Fürsten Lömenstein Wertheim Freudenberg befaß ausgiebige Anteile an einer Pflanzungsgesellschaft in Kamerun . Diese Ko lonie wurde durch den Bersailler Frieden französisch und alles deutsche Besigtum enteignet. Die Franzosen zeigten einige Jahre später Reigung, diese Pflanzungsanteile wieder zu verkaufen. Da bildete man in Deutschland eine der mit Recht so beliebten Dach nicht zu helfen weiß, denn ihm wurde geholfen nach jenem deutschen Dichterwort: Wer da hat, dem wird gegeben". In diesem Fall zahlte das Reich große Entschädigung und gab überdies der Dach gesellschaft Anleihen zum Wiedererwerb jener Pflanzungen, nur ist nicht zu erfahren, in welcher Höhe, zu welchem Zinsfuß und welchen Rückzahlungsbedingungen. Man hört nun, daß die verschiebenen Kolonialpflanzungsgesellschaften usw. mit Borentschädigungen, von denen manchmal nach der Schlußentschädigung noch etwas heraus zuzahlen war, insgesamt alle so ungefähr mit dem vollen ert herausgekommen seien. Der eine hier erwähnte Fall hat fich 1924 ereignet, lange vor dem Entschädigungsgeseh, aber immer hin schon unter der glorreichen Regierung des Bürgerblods. Er wird die anderen, nichtfürstlichen und nicht vollentschädigten Liquidations opfer zu einigen Betrachtungen anregen.

Die neue Zauberflöte ".

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Jeftaufführung des preußischen Staatsministeriums.

Das neu eröffnete Opernhaus bis in die obersten Ränge vom glänzendsten Bublifum der Reichshauptstadt belegt. In der Mittelloge Reichspräsident Hindenburg, von den Häuptern der Reichs- und Staatsregierung umgeben. Gegeben wird in neuer Inszenierung Mozarts 3auberflöte". lleber die Aufführung, in der sehr Schönes mit Unfertigem und Unausgegliche nem wechselt, wird noch ausführlicher zu sprechen sein, 1. P.

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die englische Preise mußte Vereinbarungen zu melden, die getroffen worden feien. morden feien. Eschiangtaischet follte den Japanern in Schantung die gleichen Borrechte eingeräumt haben, die in Shanghai die En gländer befizen. Eine endgültige Regelung aller Berträge sollte erst erfolgen, menn Einheit und Ordnung im ganzen chine fischen Reiche hergestellt wären. Die Rüdtehr Tschinangtaischets nach Ranting und seine Beratungen mit den Diplomaten Südchinas lassen die Frage offen, ob Tanafa die Totioter Vereinbarungen jetzt schon völlig gebrochen oder ob er neue japanische Forderungen angemeldet hat, um den weiteren Vormarsch der Südarmeen auf Befing ungestört durch einen militärischen Flantenan griff zu ermöglichen.

Tsinanfu noch in Tschangsolins Besitz. London , 28. April. ( Eigenbericht.) Wie fich nach Informationen aus Pefing herausstellt, trifft die Meldung von der Einnahme der Schantunghauptstadt Tjinan fu durch die Südtruppen nicht zu.

Bela Khun im Landesgericht.

Was die Polizei verlautbart.

Wien , 28. April.

Bela Khun, seine Sekretärin und die verhafteten ungarischen Kommunisten Mayerhofer und Litan wurden dem Landes­gericht eingeliefert. Außer diesen dier Genannten ist noch ein Mit­wiffer in polizeilicher Haft, und zwar der frühere ungarische Volks tommiffar Dr. Szekely. Alle anderen Verhafteten wurden wieder auf freien Fuß gefeßt. Bmei Wiener Unwälte, die den Kommunisten den bisherigen Feststellungen dürfte Bela Khun sich bereits seit 14 Tagen in Wien aufgehalten haben. Um vor jeder Entdeckung sicher zu sein, hat er nicht nur seinen Namen viermal ge­wechselt, sondern auch seine Wohnung zweimal getauscht. Ob­wohl in seinem Besiz nennenswerte Geldmittel nicht gefunden wur den, hat die Untersuchung doch ergeben, daß sich Bela Khun auf Ummegen aus Rußland große Beträge nach Wien hat überweisen laffen. Die Haussuchung in der Kanzlei der kommunisti­ schen Partei hat kein Material zutage gefördert. Es scheint festzu­stehen, daß die Parteileitung als solche von der Anmesenheit Bela stehen, daß die Parteileitung als solche von der Anwesenheit Bela huns teine Kenntnis gehabt hat; dagegen dürften einige tommmunistische Führer mit Bela Khun verhandelt haben. Ungarn fordert Auslieferung.

Budapest , 28. April. Der Ministerrat hat sich, miez Est" meldet, mit der Ber­haftung Bela Khuns in Bien beschäftigt. Der Justizminister er tlärte einem Mitarbeiter des Blattes, es habe sich durch die öfter. reichischen Erhebungen ergeben, daß die ungarische Regierung ein Austieferungsbegehren gegen Bela Khun an Desterreich richten werde. Er hoffe, daß die österreichische Regierung dem Antrag Folge geben werde. Die Oberstaatsanwaltschaft hat die Bela- Khun- Atten im Gewichte von etwa 150 Stilo(!) hervorgeholt. Khun wird, um die nur wegen gemeinen Berbrechen zulässige Auslieferung zu erreichen, folgender Berbrechen beschuldigt: Mord in 179 Fällen, Hochperrat, Aufruhr, Geldfälschung, Er­preffung, gewerbsmäßiger Diebstahl und Ein schränkung der persönlichen Freiheit,