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BERLIN Montag 30. April

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Der Abend

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Spätausgabe des Vorwärts

101 45. Jahrgang.

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Die Entscheidung in Frankreich .

Glänzendes Abschneiden der Sozialisten. - Die Kommunisten

verhelfen der Reaktion zum unerwarteten Erfolg.

V. Sch. Paris , 30. April. ( Eigenbericht.) Der zweite Wahlgang hat den erwarteten Rud nach links gebracht, den das Zusammengehen der Linfen erwarten ließ. Diefer Umschmung gegenüber dem ersten Wahlgang wäre noch viel stärker in die Erscheinung getreten ohne die verräterische Taftit der Kom­munisten, die gerade in ausgesprochen proletarischen Gebieten, namentlich im Norden, in einer ganzen Anzahl von Wahlkreisen einen skandalösen reaktionären Sieg über den sozialistischen Arbeiter­fandidaten ermöglicht hat. Dennoch hat

die Sozialistische Partei sehr gut abgeschnitten, in verschiedenen Gegenden fogar glänzend.

Sie fehrt trop schmerzlicher Verluste in die neue Kammer stärter gurüd, als sie bei der Auflösung der letzten Kammer gewesen war. Auch die Radikalen und sozialistischen Republikaner haben sich gut behauptet. Die Rechte perdantt es lediglich den Kommunisten, daß sie im zweiten Wahlgang einer schweren Nieder­lage entgehen fonnte. Die Kommunisten haben gerade noch die Hälfte ihrer Mandate retten tönnen, eine verdiente Strafe für ihre schändliche Haltung.

Das ist in furzen Zügen das Ergebnis der französischen Wahlen, das zahlenmäßig nach den um 5 Uhr morgens vorliegenden amt­lichen Resultaten, die nahezu vollständig sind, wie folgt feststeht:

Sozialisten. Rommunisten.

Sozialistische Republikaner . Radikale

Gemäßigte Radikale( Coucheur) Linksrepublikaner( Poincaré ) Republikanisch- Klerifale Rechte ( Marin)

Konfervative und Royalisten

Elfäffische Autonomisten

123 8

50526

1 Wahl 2. Wahl- ins.

bisher

gang

gang gefamt

15

89

104

102

15

15

27

42

47

48

93

113

135

155

135

77

76

153

125

9

18

3

15 0

99

603

790

In Paris und Umgebung hat die Reaktion ihren Erfolg vom 22. April vervollständigen fönnen, aber nur dant den Kommunisten, die in mindestens vier Fällen die Wahl der Sozialisten, darunter Don Longuet und vom stellvertretenden Generalsekretär der Partei Séverac verhindert haben. Insgesamt wird das Seine­Departement( Baris und Bannmeile) 4 sozialistische Abgeordnete zählen.

Die Kommuniffen haben in ihrer Pariser Hochburg eine fürchter­liche Niederlage erlitten,

die sie sich selbst zuzuschreiben haben. Unter ihren Geretteten be­finden sich die vier verurteilten Kandidaten Cachin, Doriot , Menetrier sowie Duclos , dem seine 30 Jahre Gefängnis zugute gekommen; Duclos fonnte aber offenbar nur mit Hilfe zahlreicher Rechtsstimmen gewählt werden; denn die Reaktion hatte in legter Stunde die Parole ausgegeben, für ihn zu stimmen, um Leon Blum als den gefährlichsten Gegner der kapitalistischen Bourgeoisie um jeden Preis zu schlagen. Im übrigen haben die Rommunisten eine Reihe empfindlicher Verluste gerade in der Hauptstadt erlitten: einer ihrer größten Maulaufreißer Baillant Couturier ist auf der Strede geblieben, ebenso der ehemalige Anführer der Meuteret der franzöfifchen Schwarzmeerflotte Marthy. Sehr bemerkenswert, ist aber das

vollständige Auseinanderlaufen der kommunistischen Wähler in der Provinz, die in vielen Fällen sich um die offizielle Parole ihrer Bartet einfach nicht gefümmert haben und zum Teil in genügender Anzahl für die Sozialisten gestimmt haben, um der Reaktion den Weg zu versperren. Nur in Paris und im Norden ist diese Rebellion gegen den Moskauer Utas nicht in genügendem Maße eingetreten, sonst hätte die Rechte mindestens 25 Mandate weniger und dafür die Linke, vor allem die Sozialisten, entsprechend mehr

Mandate erhalten. Bemerkenswert ist z. B.

die Wahl des Generalsekretärs der Sozialistischen Partei Paul Faure

im Industrierevier von Le Creuz ot. Dort haben von 1300 fom­munistischen Stimmen im ersten Wahlgang rund 1000 Stimmen für forthegung auf der 2. Seite)

Der 1. Mai ist da!

Die Welt steht in Blüten- auf zum Maifeiertag der Arbeit, zur Kundgebung in Treptow !

Die Bremen Flieger in New York

New Yort, 30. April.

"

den, u. a. die Anbringung eines Funfapparats und eines Segfanten. Der Kompaß war zuverlässig. Die Bremen " ist durch magnetische Störungen in der Nähe von Labrodor nach Norden abge­

New York, 30. April.

Die Bremen - Flieger sind unausgesetzt Gegenstand des höchsten Interesses. Ueberall, wo sie sich zeigen, folgt ihnen eine Schar un ermüdlicher Bewunderer. Sie waren am Sonntagabend Gäste des Bürgermeisters Walter in der Metropolitan oper, wo der größte New- Yorker Theaterklub, der Lambsklub, feine alljährliche Aufführung veranstaltete. Schon auf dem Wege zum Theater wurden die Flieger mit Zurufen begrüßt; im Innern des Theaters brachten ihnen die anwesenden 4000 Menschen eine minutenlange Rundgebung dar. Die heutigen Morgenblätter brin gen zahlreiche Bilder von dem Empfang der Flieger beim Kardinal Hay, der sich inmitten der Flieger photographieren ließ, nachdem er ihnen seine Freude über ihren Besuch ausgesprochen hatte.

Die Ankunft der Flieger der Bremen " in New York gestaltete sich zu einem Triumphzug. Cange vor Eintreffen des Zuges fammelte fich froß des Regenweffers eine riesige Menschenmengetrieben worden. in der Umgebung des Pennsylvania - Bahnhofs an, die von einem gwaltigen Polizeiaufgebot in Schranken gehalten wurde. Auf dem Bahnsteig hatten fich Bürgermeister Walter, weitere Vertreter der Stadtverwaltung, die Flieger Chamberlin, Balchen und Byrd fowie eine Abordnung der Staatsmiliz von Massachusetts mit einer Einladung des Gouverneurs Fuller zu einem Besuch in Boston eingefunden. Sobald der Zug hielt, begab sich Bürgermeister Walfer in den Salonwagen und begrüßte die Flieger der Bremen ", die sich sodann zahlreichen Blihlichtaufnahmen zur Verfügung stellten. Wal­ fer begleitete die Flieger ins Rih- Carlton- Hotel. Das Empfangs­komitee, die Zeitungsberichterstatter, Photographen und die anderen zum Empfang Erschienenen folgten in 18 städtischen Autos. Im Hotel fprachen die Flieger, von Chamberlin dem Radio publifum vorgestellt, durch ein dort aufge­stelltes Mitrophon. Auch Bürgermeister Walter, Konsul Heuser und andere hielten Ansprachen. Die Ansprachen wurden von Chenectady und Pittsburg nach Deutschland übertragen. Es folg­ten weitere Blihlichtaufnahmen, dann Interviews zahlreicher Re­porter. Köhl erklärte u. a.: Wir senden Monteure nach Labrador, die den Motor der Bremen untersuchen sollen. Falls sie flug- garien einen neuen, ungewöhnlich starken Erostoß füchtig ist,

gedenken wir in etwa 10 Tagen mit der ,, Bremen " nach New York zu fliegen, um dann die Möglichkeit des Rückflugs nach Deutschland zu erwägen.

auf Grund der Erfahrungen des Bremen - Flugs werden an der " Bremen " verschiedene technische Neuerungen vorgenommen wer­

Raubmord auf der Avus.

Bericht 2. Seite.

Neues Beben auf dem Balkan .

Sofia , 30. April. ( Eigenbericht.)

Am Sonnabend gegen 20 Uhr verspürte man in ganz Bul Nach dem Seismographen befindet sich der Erdbebenherd 200 kilo meter südöstlich von Sofia an der Bahnlinie Tschirpan Omurowo. Der Erdstoß war am stärksten in den Ortschafter Philippopel , Starajagora und Hastowo zu spüren wo furz darauf zwei schwächere Beben mit unterirdischem Donne folgten, der die Bestürzung der Bevölkerung erhöhte. Der Garnison fommandant von Philippopel meldet den Einsturz zahlreicher, von früheren Beben beschädigter Häufer. Menschenopfer find bis her nicht zu verzeichnen.

Rom , 30. April.

Das Seismographische Institut in Rom hat gestern nachmittag ein Erdbeben in der Umgebung Roms verzeichnet, bas jedoch i leicht war, daß es toum non der Bevölkerung verspürt wurde.