Die Laufbahn des Ministers v. Keudetf.
Die künftige Taktik der Sozialisten. Ztniröge zum Kongreß in Toulouse . Paris , 5. Mai. (Eigenbericht.) 2er Parteitag der französischen Sozialisten tritt(Sa&e Mai in Toulouse zusammen, um die künftige Politik dot �ammerfraktion festzulegen. Di« Gegensätze zwischen dem linken und dem rechten Flügel ■ nnerhalb der Partei haben durch den Wahlkampf kaum an schärfe verloren, roerm auch das Perhalten der Kommunisten zahlreich« Anhänger eines Zusammengehens mit dieser Partei stark ernüchterte und den heute von lstenoudel und Vincent- Auriol geführten rechten Flügel der Partei an Boden ge- tä i« n d n ließ. Die Vorgänge bei der Stichwahl dürften jedenfalls wri dem Kongreß in der Weise nachwirken, daß eine Majorität für eine abwartend« Haltung zustande kommt. Schon jetzt liegt bereits ein Antrag vor, der die Unter st ützung derFraktion durch die Kommunisten auf das schärfste verurteilt und fest- stellt, daß weitere Erfolge der Reaktion nur durch das Zu- sommengehen z wi j ch« n Sozialisten und Radikal- f o z i a l i st« n verhindert werden köbnten. Die Resolution drückt «Ndlich den Wunsch nach Aufrechterhaltung eines engen Kon- taktes mit den Gewerkschaften und die Vertretung des von ihnen ausgestellten Reform Programms aus. Die An- bänger der äußersten linken Richtung haben inzwischen ebenfalls ein« Entschließung in entgegengesetztem Sinne vorbereitet. Außer den prinzipiellen Fragen stehen auch noch personell« Fragen auf der Tagesordnung des Parteitages. Die Anhänger des linken Flügels widersetzen sich z. B. energisch einer Wiederaufftel- l'ing Bouissons als Kammerpräsident,.da die Annahme eines Postens in der Kammer des Bürgerblocks der Sozialistischen Partei unwürdig sei. poincarä über das Elsaß . Pari», 8. Mai. (Eigenbericht.) Der französisch« Ministerpräsident hielt am Sonnabend auf der Generaloersammlung der Gesellschaft der Freunde der Universität S t r a ß b u r g eine Rede, die vor allem einen historischen Ueber- blick über die Entwicklung der Universität unter deutscher und dqnn der französischen Herrschaft geben sollte. Poincarä stellte eine ganze Reihe von Aeußerungen deutscher Profesioren und Verwaltungsbeamter, darunter vor allem des 1924 gestorbenen Prinzen Alexander von Hohenlohe (Sohn des Statt- Halters in Elsäß -Loihringen) aus dessen Memoiren zusammen, um den Nachweis zu führen, daß auch, als Elsaß -Lochringen noch deutsch war, der grüßte Teil der Bevölkerung und besonders der Jugend Nach Frankreich zurückstrebte und Deutschland demnach die A s si mt li e run g nicht gelungen fei. Die Bemühungen, die Poincarä auf diesen Nachweis verwandte, sind angesichts der Wohl von drei Autonom! st en ins Vatlanient sowie des Autonomistenprozesses. der beweist, wi« schwer auch Frankreich die Assimilierung wird, psychologisch verstand. l ich. Besonderes Gewicht muß jedoch auf die Schlußfolgerungen gelegt werden, d!« Poinearä aus der Vergangenheit zog. Er rief in seinen Zuhörern das Vermächtnis des Prinzen Hb henlo h« wach, der den Elsössern gewünscht habe, daß s,e unter der französischen Flagg« in Ruhe und Frieden ihrer Bestimmung leben konnten, ein Bindeglied zwischen den beiden großen Ikaklonen zu fein. Dies« Bestimmung könnte das Elsaß aber nur erfüllen, wenn weder in Frankreich noch außerhalb semand di«, Rückkehr Elsaß-Üothringens in die fran- zösisch« Gemeinschaft mehr in Zweifel zieh«. Krach m Colmar . Zeugenvernehmung vor Aescholdlgteuverhör. Strahburg, 5. Mai. (Eigenbericht.) Im Eolmarer Autonomistenprozeß wie« di« Verteidigung daraus hin. daß erst z w e i Angeklagte vernommen sind. Keinem Ange- klagten habe man aber mit Bestimmtheit gesagt, in welcher seiner Handlungen eine Beteiligung an einem Komplott zur Gefährdung des Staates liegen solle. Unmittelbar darauf schlägt der Staats- onwalt vor, das Verhör der Angeklagten abzubrechen und so- fort di« Zeugen zu oernehmen. Die Verteidigung erwidert, daß die Angeklagten das Bedürfnis hätten, ihre Unschuld zu de- weisen. Schon ehe der Prozeß begann, sei bekannt gewesen, daß er durch di« Regierung beeinflußt werde. Die Straß» burger'Rede Poincares vom 13. Februar habe diese Atmo- sphäre geschaffen. Der Vorsitzend« beauftragt nichtsdestoweniger den Gerichts- diener, die ersten Zeugen aufzuruseu. Als das geschieht, erheben sich sieben Verteidiger und legen heftigsten Protest gegen diese Ge- schäftssührung ein. Schließlich wird durch Gerichtsbeschluß dem Ver- terdiger Fourrier auf einen Monat das Dcrteidigeramt entzogen._ Revolverjournalistik. Nochmals die Verdächtiguugen in Sachen Eolmoo. Die kommunistische„Welt am Abend" hatte am Freitag bei der Besprechung der Affäre Talma » zunächst positiv behauptet. die Unterlassung einer Strafanzeige durch die Reichsregierung sei auf die Intervention sozialdemokratischer Reichstagsobgeordneter zurückzuführen. Auf unser entrüstetes Dementi antwortet sie am Sonnabend mit dem. vorsichtigen Dorschlag, wir sollten„Dr. Breit- scheid fragen, ob vielleicht durch Zufall ihm etwas von der Affäre Calmon bekannt geworden ist". Am Freltag nannte das kommunistisch« Sensationsblatt zwar keinen Namen, aber beschrieb den von ihm verdächtigten Reichs- tagsabgeordneten so, daß der Eindruck entstehen mußte, es sei unser Genosse Vreitscheid gemeint Typische Methoden der Revolver» s o u r n a l i st i t, die gemeine Verdächtigungen in einer Form aus- streuen, daß sie gerichtlich nicht zu fassen sind. Auch die neue vor- sichtige Fassung entspricht dem offenbaren Lestreben, keine Handhabe für«ine DerleumduNgsklage zu bieten. Immerhin gestattet sie uns, nach einer«igenUich überflüssigen Rückfrage bei Dr. Brestscheid fest- zustellen, daß ihm von einer Affäre Talma » überhaupt nie» mal» etwa» bekannt geworden ist und daß sr Ealmvn überhaupt nicht fennL Falls es wirklich«n« Affäre Calmon gibt— was wir, wie gesagt, nicht nachprüfen können—, so geht st« nicht die deutsche, sondern ausschließlich die fronzösiscbe Partei an. Haben die Kam- mimiften aber ihr kompromittierendes Material, so wird zweifellos kv«„Humanstä" nicht versäumen.«? an die groß« Glocke zu hängen. Sondestbarerweife hat sie es bisher nicht getan. Uebrigen» ist Calmon, entgegen der Behauptung des Pariser Korrespondenten der „Welt am Abend" nicht wiedergewa�t worden, sondern am 29. April Miesen...................-.■..
Siresemann/ Schurman Ehrendoktore politische Festreden in Heidelberg . Die Universität Heidelberg hat den Reichsauhenminister Siresemann und den amerikansschen Botschafter Schurman zu Ehrendoktoren ernannt. Zur Entgegennahm« der Diplom« waren beide Herren nach Heidelberg gefahren und hielten bei der Ueberreichungsfeier Reden, die auch politisch« Slellen enthielten. Nachdem Botschafter Schurman m seiner Dankvede zu» nächst eigene Studienerinnerungen an Heidelberg und sogar sein« eigene englisch « Ucbersetzung des Scheffelschen Gedichte«„Alt-Heidcl- berg" zum Besten gegeben hatte, sprach er von den zurzeit schwe- benden Verhandlungen über den Kelloggschen Anti- kriegspakt. Er bezeichnete die„Identität der St«l- lungnahme" Deutschlands und Amerikas als„ein weiteres Beispiel und«ine westere Bestätigung internationaler Kameradschaft". So schloß seine Rede mst den Worten: „Deutschland und die Vereinigten Staaten marschieren vorwärts in einem großen und edlen Abenteuer für die Sache der menschlichen Kultur. Ich hoffe ernstlich und erwarte auch zuversichtlich, daß alle Nationen der Welt sich bald diesem glorreichen Zuge anschließen werden. Uni» verseile Zusammenarbeit in der Sache des Friedens wird sich an und für sich schon als schöpferisch und fördernd für di« internationalen Freundschaften erweisen." Stresemonns Red« begann zunächst mst der vernünftigen iFeststellung, daß das Internationale und das Ratio- nal« keine Gegensätze seien. Dann aber polemisierte er ausführlich gegen«ine Auffassung der„Internationalen", die wohl nur in den. Köpfen philisterhafter Bierbankpolitiker(und auch mancher deutscher Universstätsprofessoren) spukst Es folgte eine langatmige Dissertation über die polstische Entwicklung des 19. Jahr- Hunderts, wobei Bismarck als ein Muster an diplomatischer Selbst- beschräntung gepriesen wurde. Di« Generation nach Bismarck Hab« aber seine Politik nicht mehr verstanden, wachsende« Mißtrauen habe einen wachsenden Fataltsmu« erzeugt und schließlich zum Weltkrieg geführt. Dieses gegenseitige Miß- trauen sei durch den Weltkrieg ins Riesenhaft« vergrößert worden: „Die Nachkriegszeit� bietet zunächst ein sonderbare» Bild de» Nebeneinander von rücksichtsloser Anwendung des nationalen Machtprinzips und von zäh verfolgten Bemühungen, ein neues System der Bälterver» st L n d l g u n g auf der Grundlage der Gleichberechtigung aufzu- bauen." Den amerikanischen Krieg sächtmvgspaktentwurf bezeichnet« Siresemann als einen „Dorfchrc-g, den man vor wenige» Jahren vielleicht noch als eine nicht ernst zu nehmende Utopie und Idevlogi« kritisiert daben würde, der sich uns aber heut« al««in Slkt von größter r-alpolitifcher Bedeutung darstellt. Gewiß gebe ich mich keiner Täuschung über die Schwierigkeiten hin, die «och zu überwinden sind, dauut der Kriegsächtungsplan der Ber
einigten Staaten die Zustimmung aller der Mächte, auf di« es ankommt, erhält. Aber auch hier gilt nach meiner Ueberzeugung der Satz: daß ein Weg nicht deshalb falsch ist, weil er nicht glatt und eben zum legterstrebten Ziel« führt". Sodann verlangte Siresemann. daß man die Zusammenarbeit der Völker nicht auf das Wirtschaftlich« beschränke. Ferner ver- langte er«ine wirkliche Gleichberechtigung der Völker und erklärte: „Es hieß« die Institution des Völkerbundes zu' einem bloßen technisch-odnnnistratioen Apparat herabwürdigen, wollt« man es als einen erträglichen Zustand bezeichnen, daß eine Uölkerbundsmach» auf dem Territorium einer anderen Truppen unterhält. Die Welt wird sich auch datübcr keiner Täuschung hingeben dürfen, daß der Völkerbund gewertet werden wird nach seinen Erfolgen in der Frage der A b r ü st u n g und der B»- seitigung der ungeheuren Rüstungsungleich heit, wie sie heute noch besteht. Da» deutsche Volk hat nicht viele Jahre hindurch die kaiserliche Regierung mster der Anklage des Weit- rüftens und der„kriegprovozierenden Abrüstungssabotaye" brand- marken sehen,' um setzt, da diese Regierung Und ihre militärisch« . Macht nicht mehr bestehen, stillschweigend und mit Gleichmut zuzusehen, wie andere Mächte sich«ine R ü st u» g s ü b e r- legenheit bewilligen, an die das kaiserliche Deulschlaich nicht in den kühnsten Träumen jemals gedacht hat." Nach dieser außenpolitischen Fanfare eine durchaus angebrachte Mahnung an die studentische Jugend: „Die Zeit, In der wir leben, stellt die gebieterische Forderung an die akademische Jugend, sich nicht an allen Schlagwortcu zu berauschen. Die Erhaltung des rieben s und die darauf gerichteten Bestrebungen sind nicht eigheit, sind nicht Schwäch«, sie sind realpolitische Er- kenntnis unserer eigenen nationalen Interessen." Siresemann schloß mit dem Wunsche,' daß„alle Ströme der Verständigung zwischen den Völkern schließlich darin einmünden mögen, daß dem heutigen Geschlecht, das so unendlich viel gellsten hat, eine lange Periode bevorsteht des Friedens und der Freiheit, eine wirkliche Durchführung des Selbstbestim- mungsrechts der Völker, einer Achtung der Kultur, der Reli- gion und Sprach« jedes Menschen, in welchem Staat immer er labt". Oeutsch-amerikanifche? Schiedsvertrag unterzeichnet W a s h l n g l o n. 5. IKoi. Der deuksch�imerlkanische 5 ch l e dsgerichlsvertrag ist heule von Staatssekretär Kellogg und Botschafter PrlUwtß. <0 äff ton unterzeichnet worden.
Wieder einer! Der beutschnationale Landtagsabgeordnete für den Wohlkreis Hesien-Nossau. Konrektvr st R. Eduard Mar» tell, ist aus der Deutschnationalen Pollspärtei a u s g'et'r o t e n. ver„Wobosch der Wardan iei!", Peter W aller, kann sein« 140 Wardanieri, darunter auch etliche Bayern , nicht selbst aus ihrem Marsch führen, da er in der Wiener Klinik-Wagner-Iauregg aus feinen Geisteszustand untersucht wird.