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BERLIN Mittwoch 9. Mai

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Schwere Beschuldigung des Leninbundes gegen die KpO.-Zentrale Der Kall Llrbahns. WW

Man steht vor einem Abgrund menschlicher Gemeinheit. . Dielfach glaubt man, daß die Kommunisten nur einen Feind kennen, tue Sozialdemokratie. Dos ist aber nicht richtig. Es gibt für fie noch einen anderen Feind, den sie mit derselben Verbissenheit rrnd fanatischen Wut bekämpfen, und das sind die Kommunisten der jeweils anderen Richtung. In Rußland , wo der Kommu- nismus regiert, werden die Kommunisten der anderen Richtung, wie Trotzt: und Radek, mit Gewalt mundtot gemacht und nach Sibirien geschickt. In Deutschland , wo man noch nicht so weit ist, Hilst man sich mit kleineren Mitteln, so z. B. mit den so- genannten �faschistischen Prügelmethoden*, über deren Zuwendung durch die Rechten sich die Presse der Linken täglich be- Lagt. Täglich wird da erzählt, wie linke Kommunisten oder, wie sie Pch selber nennen, Leuluisten von Stalinisten niedergeschlagen nnd bis j- zur Bewußtlosigkeit geprügelt werden. Mag in diesen Schilderungen auch eine gewisie Uebertreibung stecken, so find sie doch sicher nicht so ganz erfunden, wie die Schauergeschichten vonRollkommandos des Reichsbanners*, die die Rote Fahne" ihren Lesern täglich auftischt. Es ist eine unbestreit- bare Tatsache, daß wüste Schlägereien zwischen Kommunisten ver- schiedener Richtung an der Tagesordnung sind. Weit darüber hinaus reicht jedoch eine Angelegenheit, die schon vor längerer Zeit imVorwärts* berührt wurde, jetzt aber von dem offiziellen Organ der sinken Kommunisten, dem in Suhl erscheinenenVolkswillen*, wieder aufgerollt wird. Es handelt sich um nichts mehr und nichts poeniger als um die Beschuldigung. daß die kommunistische Parteileitung oppositionelle Kommunisten, um fie unschädlich zu mache«, der ! Polizei denunziert!

»«AMstt ckrsten!

Die Behauptung, daß dies in einem eklatanten Fall tatsächsich geschehen ist, wird vomDolkswillen* jetzt in aller Form aufgestellt. Es Handell sich dabei um den Organisator des Hamburger Oktober» aufstandes, Urbahns, der, was beachtet werden muh, zur Zeit als jener Vorgang spielte, noch nicht aus der Partei ausgeschlossen, sondern ihr vollberechtigtes Mitglied und Abgeordneter der offi- ziellen kommunistischen Reichstogsfraktion war. Ueber die Aben- teuer dieses einst in der KPD. hoch gefeierten revolutionären Führer» weiß derDolkswille* folgendes zu erzählen: Genosie Urbahns erhielt im Herbst 1926 die Aufforderung, sofort zur 6. Erweiterten Exekutive zu kommen. Er bediente sich eines illegalen Passes. Eine viertelstund« nach Abreise au» Verlin erhielt das Ver- liner Polizeipräsidium von einem Ange- stellten des Zentralkomitee» der KPD . die telephonische Mitteilung daß Genosie llrbahns auf den Kamen soundso unterwegs nach lllostau sei. Das Zentralkomitee hatte ein Interesie, diese Reise zu ver- eiteln und schreckte nicht vor der Lumperei der Denunziation bei der Polizei zurück. Der Erfolg blieb nicht aus. An der Grenze wurde unser Genosse verhaftet. Später wurde er zu 20 Tagen Gefängnis oder 490 Mark Geldstrafe verurteilt. Das Zentralkomitee der KPD. weigerte sich, die 400 M. zu zahlen, obwohl die Fahrt im Auftrage der Exekutive unternommen wurde, und verhalf somit Genossen Urbahns zu seinen 6 Iahren Festung noch zu weiteren 20 Tagen Gefängnis.* Soweit das offizielle Organ des Leninbundes. Wenn seine Angaben stimmen, dann steht man hier allerdings vor einem A b- grund menschlicher Gemeinheit, in dessen Tiefe kein Senkblei reicht. Urbahns war, wie gesagt, damals noch Mitglied der KPD. , stand aber schon im Kampfe gegen die offizielle herrschende Richtung. Deshalb wurde er vor die Lellung der 3. Internationale nach Moskau berufen. Das Zentralkomllee der KPD. fürchtete je- doch den Eindruck, den Urbahns in Moskau machen würde, es fürchtete die tatsächlichen Angaben, die er der Exekutive überbringen konnte, und deshalb vereitelte es wenn man demVolks- willen" glauben darf die Absicht der Exekutive, Urbahns anzu­hören, mit Hilfe der preußisches Polizei! Die Polizei mußte natürlich pflichtgemäß einschreiten, sobald ihr die (Fortsetzung auf der 2. Seite.)___.

Der Wahlkampf in vollem Gange!

Sturm über Japan beseht Schaniung. London . 9. Mai. Daily Telegraph " meldet, daß eine militärische Konferenz in Tokio die vollständige Besehung der Eisenbahnzone in Schantung sowie energische Maßnahmen zur Durchführung dieser Absicht bc- schlössen habe. Zwei weitere japanische Divisionen sollen nach China entsandt werden. Die Lage, wie sie sich aus den erneuten Zu­sammenstößen zwischen Japanern und Südchinesen ergeben hat. wird von den englischen Berichterstattern sehr ernst beurteilt. Man könne sie kaum anders auffassen so sagt dieTimes" als einen tatsächlichen Kriegszustand zwischen Japan und der nationalen Regierung. Es müsse aber bezweifelt werden, ob Japan tatsächlich durch einen solchen Zustand irgendwelche vorteile haben werde, und ob es nicht richtiger wäre, sich aus die Wieder- gntmachungsforderungen zu beschränken, wenn auch die Chinesen es sich selbst zuzuschreiben hätten, daß Japan gegen fie vorgehe. Die englischen Berichte betonen das Interesse Japans , sich nicht in Gegensah zu den anderen Mächten zu stellen. Zu diesem Zweck hat der japanische Außenminister Tanaka die Vertreter der Großmächte in Tokio über die japanischen Ab- sichten unterrichtet. 26000 Japaner in China . Tokio. S. Mai. Die japanische Regierung bestätigt ihren Beschluß, ein 18 000 Mann starkes Expeditionskorps nach China zu entsenden. Dadurch wird die Zahl der japanischen Streitkräfte in Schantung ausrnndZSooo erhöhl. Roch den lehten Berichten ist es in Tsinanfu zu neuen schweren Kämpfen zwischen Japanern und Chinesen gekommen. Die Ja­paner haben den Bahnhof, die Kasernen und das Telegraphenaml besetzt.

Wand mit Plakaten der Paiteien.

dem Pazifik ! Krieg ohne Kriegserklärung. Japaner in der Klemme scharfe Forderungen. Tstnglan. 9. Mai. Die japanischen Forderungen, deren Zurückweisung den Anlaß zu neuen Kämpfen gegeben hat, umfassen den Rückzug der Chinesen von der Eisenbahnlinie, die B e st r a f u n g des chinesifchen

Befehlshabers, dcffeu Truppen für die Riedermetzelung der Japaner verantwortlich sind, die Entwaffnung der an den Ausschreiwn- gen schuldigen Truppen der chinesischen Südormee, die Einstellung der japanfeindlichen Kundgebungen und der Vorbereitung neuer Feindseligleiten. (Weitere Meldungen auf der zwenev Seite)

10 Pf. Nr. 216 B 108 45. Jahrgang.